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Der Bruder

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Fast zwei Tage hat es Johannes Wiebe im Bett seines Hamburger Hotels ausgehalten, dann trieb ihn plötzlich die Unrast hoch! O Gott, er war ja wieder in der Heimat, nur sechs, acht Stunden von Berlin und der Mutter entfernt, und er lag tatenlos im Bett!

Es ist schon dunkel, im feuchten Asphalt vor seinem Fenster spiegeln sich viele Lichter. Aber das kann ihn nicht mehr halten! In einer Stunde ist er reisefertig, bezahlt seine Rechnung: »Geht noch ein Schnellzug nach Berlin?«

»Jawohl, mein Herr, in einer halben Stunde. Kurz vor Mitternacht sind Sie in Berlin.«

Er geht das kurze Stück bis zum Bahnhof. Diese zwei Tage Ruhe haben ihm gutgetan. Ein leises Schwächegefühl noch in den Beinen, eine seltsame Leere im ganzen Körper, als sei er sehr leicht geworden – das ist alles!

Er steigt in den Zug, setzt sich in eine Ecke – und kaum sitzt er, schläft er schon wieder ein.

Der Heimkehrer hat, ohne es zu wissen, wie drüben seine Fahrkarte hinter das Hutband gesteckt, und der Schaffner dieses Zuges ist Ausländerverkehr gewöhnt – so kann Johannes Wiebe ungestört schlafen, bis ihn ein freundlicher Mitfahrer anstößt: »Wir sind gleich in Berlin, mein Herr!«

»In Berlin!«

Er springt auf, nimmt sein Köfferchen, läuft den Gang entlang, ganz nach vorn. Noch immer fährt der Zug, er kann es nicht abwarten. Jetzt, aus dem tiefen Traum, aus den weichen Genesungstagen heraus, gibt es nur noch einen Gedanken für ihn: nach Haus! Alle Überlegungen, alle Grübeleien sind zerstoben. Der Heimkehrer will nach Haus!

Als erster drängt er sich durch die Schranken – jetzt beunruhigt ihn kein Gedanke, daß die Mutter ihn hier erwarten könnte. Als erster erwischt er eine Taxe: »Nach Berlin-Charlottenburg – Meisenstraße. Halten Sie hinten bei der Metallwarenfabrik Wiebe!«

Was ist es, das ihn abhält, direkt bei der mütterlichen Villa vorfahren zu lassen? Ist es die späte Stunde? Will er die Mutter nicht aus dem ersten Schlaf stören? Oder ist doch noch ein Rest von Vorsicht, von Angst in ihm sitzengeblieben?

Er weiß es nicht, er hat es so hingesagt, ohne viel nachzudenken.

Und nun steht er an dem Hintertürchen der Fabrik. Natürlich hat er keinen Schlüssel, natürlich weiß er, daß jetzt, kurz vor ein Uhr nachts, kein Klingeln hilft. Aber er kennt ja die Gewohnheiten der Fabrik: alle zehn Minuten kommt der Wächter Lobrian mit der Hündin Bella an diesem Türchen vorüber, rüttelt an ihm, ob es noch verschlossen ist, und geht weiter.

Er steht und wartet und lauscht. Im Schein der Gaslaterne liegt vor ihm die lange, altvertraute Mauer mit den Glassplittern, das Eisentor – es hat sich nichts verändert, seit er das letzte Mal hier gewesen ist, soviel sich in Deutschland unterdes auch verändert haben soll.

Plötzlich kommt ihm ein Gedanke: Es ist doch alles genauso wie damals, an jenem grauen Novembermorgen, als die Monteure hier vor der Fabrik standen, die entlassenen, die arbeitslosen, daß es ihm nicht einmal aufgefallen ist, daß jenes Plakat noch immer an dem Eisentürchen klebt.

Erst allmählich wird ihm klar, eine wie lange Zeit seit jenem Novembermorgen vergangen ist, daß unmöglich noch der gleiche Aushang an der Eisentür haften kann.

Er tritt näher, er brennt ein Streichholz an, er liest: »Arbeiter – auch ungelernte, auch Frauen – stellt laufend ein: Eisenwarenfabrik Hermann Wiebe«.

Etwas wie Rührung überkommt ihn: Es ist also doch anders geworden, es ist besser geworden! Während sich drüben im Gelobten Land die Arbeiter vor den Fabriktoren um einen »Job« prügeln, laufen die Maschinen wieder in Vaters Werk! Und er ist ein Narr gewesen – er hat draußen bei Fremden um Arbeit gebettelt, während er im eigenen mit hätte schaffen können!

Oh, was für ein Narr er gewesen ist! Aber er wird sich ändern! Er wird mitarbeiten, er wird nicht empfindlich gegen die spöttische Überlegenheit des Bruders sein, der eben doch der Tüchtigere, der Erfolgreichere ist! Denn er hat das Werk wieder in Gang gesetzt, während Johannes Wiebe nicht einmal sich selbst in Gang setzen konnte!

Liebevoll streicht er über das Plakat, es ist doch gut, so heimzukommen!

Und nun hört er den Schlürfeschritt des Wächters, ja, es ist noch immer der alte Schritt des alten Lobrian, der in viel zu großen Gummistiefeln über den Hof schlürft!

»Lobrian«, ruft er halblaut, und sofort schlägt Bella wütend an, auch Bellas Bellen würde Johannes aus hundert bellenden Hunden heraushören.

»Wer issn da?« fragt Lobrian sofort entrüstet. »Hier kommt jetzt keiner rein!«

»Lobrian – Johannes Wiebe! Der junge Herr!«

Einen Augenblick ist tiefe Stille. Dann heult erst Bella auf, Johannes sieht sie förmlich sitzen, auf den Hinterkeulen, das Maul weit aufgerissen, wie sie den Mond anheult oder Glockenläuten, wie sie eben heult, wenn die Gefühle sie so überwältigen, daß sie nicht weiß, ob sie Freude oder Schmerz empfindet.

Und dann ruft der alte Lobrian mit einem ganz ähnlich heulenden Ton in der Stimme: »Gott, der junge Herr! Ick komme ja schon, ick such ja schon den Schlüssel, junger Herr! – Bella, hab dir nich so dußlig, reiß mir nich um! Es ist der junge Herr, ja doch, du elende Töle – mach doch nicht ganz Charlottenburg wach!«

Und nun, da der junge Wiebe eingetreten ist: »Junger Herr, nee, det ick det noch erlebe! Det Se zu meene Tür rinkommen! So ’ne Ehre! Gerade, wo Se rausgegangen sind! Wissen Se noch? Damals war Ihnen een bißken plümerant, und ick hab Sie noch jesagt, wat oben is kommt nach unten. Wat, hat jestimmt, junger Herr, hat et jestimmt oder nich? Jetzt sind wir oben, und die drüben jehn stempeln – bloß det se nicht mal stempeln jehn dürfen! Und nun sind Se wieder da!«

»Ja, nun bin ich wieder da, Lobrian!«

Ja, so etwas ist Heimkehr, Johannes ist ganz überwältigt. Er hätte nie gedacht, daß der alte Mann so warm für ihn empfinden könnte. So warm hatte in all der Zeit draußen kein Mensch mit ihm gesprochen! Er hatte dem Lobrian doch nie etwas besonders Gutes erwiesen, war nicht herzlicher zu ihm gewesen als zu allen anderen. Er war gewissermaßen ein selbstverständliches Erbstück vom Vater her, immer herummümmelnd, immer über die Unordnung der Arbeiter schimpfend, die Kisten auf dem Hof stehenließen, über die er dann in der Dunkelheit stolperte – und nun so!

»Freuen Sie sich denn wirklich so, Lobrian? Es ist ja gut, ja, nun bin ich wieder zu Haus. Und Bella – ja, nun laß es aber gut sein. Du machst mich ja ganz dreckig! Und wie geht es jetzt? Ihr stellt Arbeiter ein?«

»Arbeit jenug, vill zu ville – aber ick weeß nich, nee, in de erste Stunde will ick Se nich vermiesen, junger Herr! Sie wern schon selber hörn!«

»Immer die bösen Löhne, was, Lobrian?«

»Ach, mit die Löhne, det jeht ja jetzt, det is ja alles festjelecht, da kann er nich bei meckern. Aber so, was sein Ton is – und überhaupt …«

»Wessen Ton?«

»Na, Sie wissen doch, junger Herr, Sie müssen doch als erster Bescheid wissen. Se sagen doch alle, er hat Ihnen ooch rausjegrault …«

»Mein Bruder?«

»Nee, junger Herr, det mach ick nich, Namen nenn ick nich. Ick bin zu alt, mir de Fresse zu verbrennen. Aber ick sare imma: Laßt ihn man so weiter toben, er wird schon sehen, wie lang er’s treibt. Heut is nich mehr einst, und een Arbeeter is keen Schuhwisch mehr …«

Es war dem Johannes Wiebe gar nicht lieb, daß die ersten Nachrichten aus der Heimat gerade den ungeliebten Bruder betrafen und daß sie nicht gut waren. Er wollte nichts mehr davon hören, diese Klagen begegneten sich zu gut mit Klagen in seiner eigenen Brust.

Er fragte: »Und meine Mutter – sie ist doch zu Haus?«

»Weeß ick nich, junger Herr«, antwortete Lobrian ein wenig gekränkt, daß seine Beschwerden so wenig Widerhall fanden. »Wat in der Villa passiert, davon hab ick keene Ahnung. Ich red doch nie mit ’nem Menschen ein Wort. Aber ick hab so wat jehört, die Frau Mutter is wechjereist …«

»Na, dann werde ich selbst nachsehen müssen. Gute Nacht, Lobrian, morgen sprechen wir uns wieder.«

Damit geht Johannes Wiebe rasch über die Fabrikhöfe, klinkt in der Mauer, die den herrschaftlichen Garten von dem Fabrikgrundstück trennt, das Pförtchen auf und geht nun rasch und möglichst vorsichtig über den leise knirschenden Kies der Villa zu, die dunkel und massig zwischen Bäumen und Büschen vor ihm aufsteigt.

Er ärgert sich, daß die gute Stimmung, die ihn am Fabriktor überkam, schon wieder verflogen ist. Lobrian ist eine gute Seele, gewiß, aber das mit seinem Bruder hätte er ihm auch nicht gleich versetzen müssen. Und nun soll die Mutter nicht einmal zu Haus sein, so daß er ganz allein von gerade diesem Bruder bewillkommt würde, ein lächerliches Köfferchen in der Hand, in einem Anzug, der jetzt bestimmt die Spuren von Bellas stürmischer Begrüßung trug.

Er steht vor der Villa und sieht zögernd zu ihr auf. Kein Licht brennt, ja, es ist nun schon fast zwei Uhr geworden, alle schlafen, wer nun eben im Haus sein mag. Er wird klingeln müssen. Der Gedanke, daß ihm vielleicht irgendein ganz unbekanntes Hausmädchen öffnen wird, dem er erst auseinandersetzen muß, daß er der Sohn des Hauses ist, die ihm vielleicht nicht einmal Glauben schenkt, sondern vor der Tür der Villa stehenläßt, bis sie den Bruder geweckt hat – das macht ihn so unschlüssig! Er steht auf der Auffahrt, hat die Hand zur Klingel erhoben und wagt doch nicht zu klingeln.

Da zittert ein Lichtschein über diese Hand, über die Klingel, über die Hausfassade. Das Summen eines Motors wird vernehmbar – rasch tritt Johannes Wiebe in den dunkelsten Schatten hinter einen der Oleanderkübel. Vielleicht ist es die Mutter, die von ihrer Reise zurückkehrt! Das wäre schön!

Aber es ist der Bruder, der aus dem Wagen steigt. Ganz nahe sieht Johannes im Halbdunkeln die vertraute Gestalt, die ihm noch fetter geworden scheint. Der Bruder klappert mit Geld, wortlos, der Taxichauffeur sagt auch nichts, sondern fährt sofort wieder ab.

›Also ist er noch immer nicht üppiger mit Trinkgeldern geworden‹, denkt Johannes Wiebe, der sich oft über die kleinliche Knauserei ebendieses Bruders geärgert hat, dem Geld für die Bedürfnisse der eigenen Person nie knapp war.

Nun klappert der Bruder mit Schlüsseln. Johannes kann sein Gesicht nicht erkennen, aber er merkt schon, der Bruder hat trotz seiner aufrechten Haltung schwer geladen. Er merkt es an dem Schnaufen des Verfetteten, er hört es aus den leisen Flüchen, die des Bruders Versuche begleiten, den Schlüssel ins Schloß zu führen.

Jetzt ertönt ein lauter Fluch, denn mit lautem Klappern fallen die Schlüssel auf die Steinstufen.

Es wäre vielleicht an der Zeit für den jüngeren Bruder, sich dem älteren hilfreich zu zeigen, aber er will nicht. Es will nicht in ihm. Er hat einen Schritt hinter seinem Kübel hervor getan, aber dann ist er stehengeblieben und sieht mit einer Mischung von Neugier und Ekel dem Bruder zu, der sich schwerfällig hinhockt und mit den Händen auf dem Boden herumtastet. Aber er findet die Schlüssel nicht, er richtet sich schnaufend wieder auf und stampft ärgerlich mit den Füßen auf.

Er stößt dabei gegen die Schlüssel, die nun laut klappernd von Stufe zu Stufe fallen, bis sie auf dem Kies der Auffahrt, zwei Schritte von Johannes, liegenbleiben.

»Oh, verdammt, verdammt, verdammt!« flucht Bruder Thomas.

Bruder Johannes steht atemlos still. Kommt jetzt der Bruder …?

Aber der Bruder kommt nicht. Er hat die Suche nach den Schlüsseln als aussichtslos aufgegeben, er drückt energisch den Klingelknopf, und als ihm nach einer Viertelminute noch nicht geöffnet ist, klingelt er fluchend und ausdauernd weiter. Er nimmt den Finger gar nicht erst wieder von der Klingel! Man hört ihr gellendes, nicht aufhörendes Geschrei durch das ganze Haus.

›Mutter ist bestimmt nicht da!‹, denkt Johannes verzweifelt. ›Vor Mutter hat er sich doch immer ein bißchen in acht genommen …‹

Oben geht ein Fenster auf, und eine verschlafene weibliche Stimme fragt: »Wer ist denn da?«

Thomas Wiebe schreit: »Zum Donnerwetter, könnt ihr denn nicht aufmachen?! Sitzt ihr auf euern Ohren?! Seit drei Stunden stehe ich hier schon!«

»Ich komme sofort, gnädiger Herr«, sagt die Stimme, und das Fenster oben wird hell.

Und wirklich ist sie in kaum zwei Minuten unten. Die große Bogenlampe über der Auffahrt wird hell, und während nun die Kette klappert, die Schlösser knacken, hat Johannes Zeit, seinen Bruder in vollem Licht zu betrachten.

Nein, er hat sich nicht verändert, wenigstens nicht zum Guten, der Bruder Thomas! Wie er dasteht mit seinem Abendmantel über dem Frack, untadelig angezogen, trotz schwerer Angetrunkenheit auch in der Haltung untadelig, sieht er eigentlich, trotz stärkerer Fülle, gar nicht unangenehm aus. Aber man muß dies Gesicht sehen, nicht nur verfettet, sondern gedunsen, den zu vollen, gierigen Mund und dazu die kalten, bösen Augen – nein, Thomas, du bist noch immer kein Bruder, zu dem sich’s leicht zurückkehrt!

Das Mädchen steht in der Tür. Es ist noch immer das ältere, ein wenig säuerliche Mädchen, übrigens Bertha gerufen, das Johannes kennt, das zuverlässige Faktotum seiner Mutter, das Grab aller Familiengeheimnisse. Aber wie sie jetzt zu ihrem Herrn »Bitte sehr, gnädiger Herr« sagt und ihm die Tür freigibt, klingt ihr Ton gar nicht so säuerlich, sondern eigentlich ganz wohlwollend.

Aber ihr Herr ist noch nicht geneigt einzutreten. Vielleicht wird es ihm – aus den Dünsten des Alkohols heraus – schwer, sie zu erkennen. Er starrt sie an, dann fragt er mit etwas schwerer Zunge: »Bertha, du bist doch Bertha, was?«

»Jawohl, ich bin Bertha, gnädiger Herr«, antwortet das Mädchen, und ihr Ton wird immer vergnügter. »Und entschuldigen Sie, gnädiger Herr, ich habe so schnell gemacht, wie ich irgend konnte, darum bin ich nicht ordentlich angezogen.«

Thomas Wiebe versucht zu erkennen, wieso die Gestalt vor ihm nicht ordentlich angezogen ist.

»Bertha, Mädchen«, sagt er dann schwerfällig, »ich habe dir schon hundertmal gesagt, daß du schöne Beine hast, du mußt mich bloß nicht immer darauf stoßen. Mama zu Hause?«

»Nein, gnädiger Herr. Aber die gnädige Frau hat angerufen, der junge Herr ist auch mit dem Dampfer nicht gekommen. Sie wartet noch den nächsten ab.«

»Da kann sie lange warten, Bertha, Mädchen, ich sage dir, der kommt überhaupt nicht, der verjuxt das Geld lieber drüben. Der führt die alte Dame an der Nase rum.«

»Glauben Sie wirklich, gnädiger Herr?«

»Na, ist doch klar! Der hat noch nie arbeiten gemocht! Ich hab doch einen von Pinkertons Leuten ein paar Wochen hinter ihm gehabt, drei Tage da, eine Woche hier, nichts richtig angefangen, und nun will er sich wieder bei uns vollfressen, der Nichtstuer! Na, wir werden ihn schon kriegen, was, wir werden ihn zwiebeln, wie, Berthachen, Mädchen?«

»Gewiß, das können Sie, gnädiger Herr!«

»Und ob ich das kann! Ich werd Mutter schon zeigen, wieviel ihr Lieblingsjunge wert ist, der Nichtstuer und Nichtskönner! Da soll ihm alle Anstellerei und Gefühlsduselei nichts helfen!«

»Wollen Sie nicht hereinkommen, gnädiger Herr? Es ist so kalt hier draußen, und ich habe fast nichts an. Ich mach Ihnen noch was Warmes …«

»Ja, du machst mir noch was Warmes, Berthachen! Ich komm jetzt rein. Halt, Berthachen, da war noch was … Ich hab noch was vergessen …« Er grübelt, dann fällt es ihm ein: »Die Schlüssel! Die sind mir eben die Treppe runtergefallen, da drüben bei dem Oleander müssen sie liegen.«

Er dreht sich schwerfällig um.

»Ich hol sie, gnädiger Herr! Bemühen Sie sich nicht!« ruft das Mädchen und läuft die Treppe herab.

Als das Mädchen auf ihn zuläuft, fällt die Erstarrung, die Johannes Wiebe an seinem Platz festhielt, ab. Er hebt die Schlüssel auf – Bertha bleibt erschrocken vor dem dunklen Mann stehen –, wirft sie seinem Bruder vor die Füße und schreit: »Da hast du deine Schlüssel – ich will sie nie haben! Nie! Nie!« Und damit rennt er wie gejagt die Auffahrt hinunter, in den dunklen Garten, immer weiter, auf die Straße hinaus, immer weiter, immer weiter …

»Nee, so was!« sagt der Betrunkene verblüfft zu Bertha. »Hat das Jungchen hier gestanden und sich alles angehört!« Er überlegt sich den Fall und lacht dann: »Auch nicht weiter schlimm! Weiß er wenigstens gleich, was wir von ihm denken!«

»Wenn er es aber der gnädigen Frau erzählt?« fragt Bertha etwas ängstlich.

»Der? Nie! Das hat so sein sollen, Bertha! Das hat gerade gepaßt! Der kommt nicht wieder! Das hat eigentlich sehr hübsch gepaßt! Komm, Bertha, Mädchen, trink einen mit mir. Stoßen wir auf den verlorenen Sohn an!«

Dies Herz, das dir gehört

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