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Interzeption
ОглавлениеDas für die Verdunstung am Boden zur Verfügung stehende Wasser stammt fast immer in irgendeiner Form aus dem Niederschlag. Häufig gelangt aber der Niederschlag, bevor er wieder verdunstet, gar nicht bis zum Boden. Erhebliche 80 Wassermengen bleiben an den Blättern und Zweigen der Pflanzen hängen und verdunsten, ohne den Erdboden je zu erreichen. Man nennt diesen Vorgang Interzeption oder Interzeptionsverdunstung. Die aus der Interzeption resultierenden Wasserverluste sind sowohl bei den natürlichen Niederschlägen als auch bei der künstlichen Beregnung von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Sie summieren sich im Lauf der Zeit zu erheblichen Werten auf. Über Deutschland integriert kommt sie auf Werte um 9–10 % des Jahresniederschlages. In der Landwirtschaft hat man der Interzeption – besonders im Zusammenhang mit Bewässerungsfragen – zunehmendes Interesse entgegengebracht (von Hoyningen 1980, Sanchez 1980).
Tab. 2.5 Richtwerte der potenziellen Verdunstung bei verschiedenen Wetterbedingungen berechnet nach der Formel von Penman | ||||||||
Tagesmittel von | ||||||||
Nr. | Wetter | Monat | Lage | Temperatur°C | Relative Feuchte% | Windm/s | Sonnenscheinin h (%) | Verdunstungmm/d |
1 | Warm, heiter, trocken, kaum Wind | Juli | Ebene | 17,6 | 65 | 1,5 | 10 (63) | 4,4 |
2 | Sehr warm, heiter, trocken, kaum Wind | Juli | Ebene | 20,5 | 65 | 1,5 | 10 (63) | 4,8 |
3 | Sehr warm, wolkenlos, trocken, kaum Wind | Juli | Ebene | 20,5 | 65 | 1,5 | 15 (95) | 5,7 |
4 | Sehr warm, heiter, trocken, kaum Wind | Juli | Ebene | 20,5 | 50 | 1,5 | 10 (63) | 5,2 |
5 | Sehr warm, heiter, trocken, mäßiger Wind | Juli | Ebene | 20,5 | 65 | 4,0 | 10 (63) | 6,3 |
6 | Sehr warm, heiter, trocken, kaum Wind | Juli | 20°Südhang | 20,5 | 65 | 1,5 | 10 (63) | 5,3 |
7 | Sehr warm, heiter, trocken, kaum Wind | Juli | 20°Nordhang | 20,5 | 65 | 1,5 | 10 (63) | 4,1 |
8 | Warm, heiter, trocken, kaum Wind | Sept. | Ebene | 16,6 | 60 | 1,5 | 8 (64) | 3,0 |
9 | Warm, heiter, trocken, kaum Wind | Sept. | 20°Südhang | 16,6 | 60 | 1,5 | 8 (64) | 4,0 |
10 | Warm, heiter, trocken, kaum Wind | Sept. | 20°Nordhang | 16,6 | 60 | 1,5 | 8 (64) | 1,8 |
Sonnenschein (%) bedeutet die tatsächliche Sonnenscheindauer in % der maximal möglichen Sonnenscheindauer |
Abb. 2.16 Interzeption in Abhängigkeit von Niederschlag und Blatt-
flächenindex (nach von Hoyningen gen. Huene 1980).
Von Hoyningen (1980) hat die Interzeptionsverluste an Weizen, Hafer, Kartoffeln und Mais untersucht. In Abbildung 2.16 sind die Ergebnisse einer Regressionsrechnung zu sehen, in der die Interzeption in Abhängigkeit vom Niederschlag und vom Blattflächenindex dargestellt ist. Der 81 Blattflächenindex ist ein Maß für die Dichte des Blätterdaches eines Pflanzenbestandes. Er gibt an, wie oft man mit den Blättern die Bestandsfläche abdecken könnte.
Wie man sieht, nimmt die Interzeption mit dichter werdenden Blattflächen zum Teil erheblich zu. Nur bei sehr kleinen Niederschlagsmengen lässt dichtes Laub vielleicht wegen gegenseitiger Abschirmung die Interzeptionskurven wieder rückläufig werden. Bei hohen Niederschlägen können dagegen große Blattmassen erhebliche Interzeptionsverluste bewirken, während dünnes Blattwerk schon bei Niederschlägen von 10 bis 12 mm seine maximale Speicherkapazität erreicht.
Besonders hohe Interzeptionsverluste erleiden Hafer und Kartoffeln. Weizen zeigt auffallend geringe Interzeptionsraten. In dichten Wäldern können der Wasserversorgung der Pflanzen durch Interzeption bis zu 50 % des Niederschlags verloren gehen.
Abb. 2.17 Bei Fichtenwäldern kann die Interzeption pro Niederschlagsereignis Einbußen bis knapp 5 mm mit sich bringen. Das ist fast doppelt so viel wie bei Buchenwäldern, die Verluste bis zu 2,5 mm erleiden. Der Grund dafür ist, dass die vielen Nadeln der Fichte eine größere Auffangfläche besitzen als die Buchenblätter. Von Niederschlägen unter 5 mm bleiben an Buchen bis zu 40 %, an Fichten sogar bis zu 60 % als Interzeption zurück.
Bestimmen kann man die Interzeption nur über indirekte Verfahren. Dazu geht man von der Vorstellung aus, dass der auf einen Pflanzenbestand fallende Niederschlag (N) zu einem Teil ungehindert durch den Bestand hindurchfällt oder nach dem Auftreffen auf Blätter und Stängel zu Boden tropft (Nd), dass außerdem ein Teil am Stängel entlang herunter läuft (NS) und dass der Rest als Interzeption (I) an den Pflanzenoberflächen hängen bleibt. Misst man N, Nd und NS, so kann man I nach der Formel
I = N – Nd – NS
berechnen. Wie man bei den betreffenden Messungen vorzugehen hat, ist in Kapitel 8.2.6, Seite 318 beschrieben.