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Die Zeit

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Die schnellste Geschwindigkeit ist der Gedanke. Es ist kein Problem mit der Geschwindigkeit der Gedanken zu reisen.

Das Problem liegt in der Langsamkeit, in den Zeitzonen langsamer zu werden, in der dortigen Zeit zu existieren, denn für uns Lichtgestalten gibt es keine Zeit.

Die Mathematik sagt, in der Gleichung der Quantengravitation gibt es den Faktor Zeit nicht. Die Zeit ist eine Illusion und wird sie in irgendeiner Form hinzu gerechnet, geht die Gleichung nicht auf. Das Ergebnis wird falsch und damit tödlich.


Für die Menschen hört hier die gedankliche Nachvollziehbarkeit auf. Die Mathematik rechnet mit mehreren Dimensionen. Diese physikalische Vier-Dimensionen-Realität könnte man als Blockuniversum sehen, das gleichsam als Ganzes mit mehreren Universen existiert.

In ihr gibt es keine Zeit und für uns gilt die Ewigkeit — keine Entwicklung: In ihr ist bereits alles vorhanden, denn wenn in der Ewigkeit eine Entwicklung stattfände, gäbe es einen Anfang und ein Ende.


Doch jedes Universum, jede Galaxie, jedes Sonnensystem hat in seiner Gravitationsbahn eine eigene Zeitrechnung. Nur der Mensch auf der Erde nimmt seine Zeit real in einer Tag- und Nachtgleiche wahr.

Wir mussten uns der Erdenzeit anpassen, obwohl wir unendlich sind.

So schossen wir in eine Gravitationsbahn in der äußeren Thermosphäre um die Erde, die uns nicht anzog, aber auch nicht zurückkatapultierte. Durch die schnelle Rotation am Äquator gegen das Erdmagnetfeld, bremsten wir das Schiff auf Zeitzonengeschwindigkeit ab. Im Sonnensystem der Erde bedeutet das die Geschwindigkeit auf Lichtgeschwindigkeit zu reduzieren. Dann noch langsamer, um das Schiff in einer Umlaufbahn fest zu platzieren.

Das Quantenschiff funktioniert nur durch Kommunikation. Licht kommuniziert mit Gedanken. Gedanken sind Ideen, sie werden zu Worten und Worte sind durch den Schall schon materiell. So wird der Gedanke, die Idee zur Materie. Die grundsätzliche physikalische Bedeutung liegt darin, dass die quantenmechanische Schöpfung der Welten nicht aus Materie, sondern aus Wellen und Schwankungen besteht. Ein Universum existiert nur durch die Kraft des Gedankens und des Geistes zu einer Transformation der Materie.

Diese Erkenntnis ist für Menschen nicht mehr zu erfassen. Aber genau so ist alles mit allem verbunden und greift ineinander, denn unser Raumgleiter wurde durch die Kraft der Gedanken und der mathematischen Berechnung ausgebremst.


Wir wollten auf die Erdumlaufbahn. Ganz langsam, kaum im Schritttempo, näherten wir uns dann diesem winzigen Planeten, der mitten in einer schwarzen kalten Finsternis blau und strahlend schön wie ein funkelndes Juwel über einem Nichts schwebte. Ja, wir wurden reich belohnt. Wir durften sehen!

Wir konnten mit unserem Schiff, das die Größe von einem Hundertstel des Erdenmondes hat, nicht mit hoher Geschwindigkeit zu nahe an die Erde. Unsere starken magnetischen Felder und die Antimaterie des Antriebs würden die Umlaufbahnen beeinflussen. Würde der Eintrittswinkel nicht exakt stimmen, liefen wir Gefahr bei einer Rotation mit dem Magnetfeld ins All zurück geschleudert zu werden.


Damals war die Erde mit einer überaus dichten und bis in die Stratosphäre reichenden Wolkendecke umgeben. Selbst was heute Wüste ist, war bei unserem ersten Besuch blühendes Land. Jede Nacht kühlte die Erde ab und reichlich Kondenswasser benetzte die Pflanzen, den Boden, die gesamte Erde. Wären wir mit hoher Geschwindigkeit in die Umlaufbahn der Erde eingetreten, wäre ein Wirbel entstanden, der die Wolken in eine solch starke Reibung versetzt hätte, dass schwerste Gewitter entstanden und vielleicht ein Teil der Wolkendecke und ihre Wassermassen auf die Erde gestürzt wären. Daher kam eine direkte Landung auf der Erde mit dem Quantenschiff nicht infrage.

Nur wenige Menschen beschäftigten sich mit den Sternen. Diese waren durch die Wolkendecke auch kaum zu sehen. Die Menschenpriester interessierten sich nur für die Sonne, die jeden Morgen aber immer weiter auf dem Horizont wanderte und nicht genau wieder am gleichen Punkt aufging. Unser Schiff, das hell wie ein Stern leuchtete und so groß wie ein kleiner Mond war, löste kein Entsetzen aus, wir wurden gar nicht wahrgenommen. Die Erde war bei Weitem noch nicht so dicht besiedelt wie heute.


Wir setzten das Schiff auf die von der Erde aus unsichtbare Mondschattenseite. Von unserer Umlaufbahn im dunklen Schatten des Erdenmondes wurde ein kleiner Raumgleiter eingesetzt.

So konnten wir unbemerkt landen. Für uns Lichtgestalten war es nicht möglich, den Menschen gegenübertreten zu treten, ohne ihnen zu schaden. Wir bestehen aus hellster Strahlung, ähnlich konzentriert wie Röntgenstrahlung und für jedes fleischliche Lebewesen absolut tödlich. Darum nahmen wir mithilfe der Quanten menschliche Gestalt an.

Quanten, ein Billionstel klein, durchdringen alle Materie, können jede Form annehmen und sind überall. Wenn sie sich links oder rechts drehen oder stillstehen, senden sie ein primäres Signal aus, welches wir als Schrift, Bild oder Ton abrufen können, den jeweiligen Empfänger vorausgesetzt. Quanten stehen miteinander in Verbindung, sie beeinflussen sich gegenseitig und kommunizieren miteinander.

Es besteht zwischen allen Dingen im Kosmos eine telepathische Verbindung. Sie ist für uns ohne Zeitverlust abrufbar; damit sind wir in der Lage im selben Moment überall zu sein.

Es gibt im Prinzip keinen Unterschied von der materiellen Existenz zum geistigen Sein; alles besteht aus Atomen und Quanten.

Selbst der Gedanke hat seine Ursache in Quanten und Wellen.


In regelmäßigen Abständen besuchten wir die Erde und stellten bei den Tieren Veränderungen fest. In den jährlichen Kämpfen um die Weibchen, denn nur der Stärkste sollte seine Gene weitergeben, kam es bei manchen Rassen zu tödlichen Auseinandersetzungen. Im Triumph des Sieges wurden die Gegner verspeist. Durch das Fressen von Fleisch und Blut veränderte sich der Hormonhaushalt. Einige Tiere wurden durch ein günstiges Klima immer größer. Manche wurden üble Räuber. Im Garten Eden hatte der Vater versucht, die Tiere auf Pflanzenkost umzustellen. Adonai wollte eine friedliche Erde. Dieser Zustand sollte in ferner Zukunft wieder hergestellt werden.

Er wollte die gesamte Erde zu dem werden lassen, was von Anfang an geplant war: einem einzigartigen Paradies.


Wir hatten schon des Öfteren die Lebewesen auf der Erde durch kosmische Einflüsse verändert. Durch kleinste Veränderungen in der Gravitationsbahn der Erde wurde das Klima gesteuert, und so lösten wir die Populationen der viel zu großen Tiere auf. Wir brachten aber auch neue Lebensformen mit, die in das vorhandene System passten und es ergänzten.

Adonai kam oft mit neuen Ideen. Er wollte das Leben bunter und mehr Farben unter die Tiere bringen. So hatten wir unsere Freude daran, für den Herrn immer wieder neue Schmetterlinge in den verschiedensten Farben zu kreieren und auszusetzen. Damit die Schmetterlinge in kalten Zonen der Erde überlebten, vergruben wir sie als Raupen in die Erde oder ließen sie wie Zugvögel in den Süden fliegen. Bei einer völlig gelben Schmetterlingsart tüftelte Adonai etwas ganz Einzigartiges aus: Bei Minusgraden konnten sie sich verpuppen und einfrieren, ohne zu sterben.


Er entwickelte so viel Süßstoff, dass der Blutkreislauf aufrechterhalten wurde und nicht einfrieren konnte. Kamen wärmere Tage, erwacht der Falter aus seiner Starre und flog davon. Kein anderes Tier hatte ein solches Frostschutzmittel im Blut. An solchen diffizilsten Tüfteleien, die eigentlich nicht notwendig waren, hatten wir unsere besondere Freude.


In langen Entwicklungszeitabschnitten kamen wir zur Erde. Es gab immer Veränderungen, Mutationen, die wir dann wieder ergänzten oder für immer wegnahmen. Wenn wir danach in unsere Heimat zurückkamen, wollten unsere Brüder von den Wundern hören und ebenfalls den kleinen blauen Planeten besuchen. Doch wir sind Milliarden mal Milliarden und wir hatten noch keine Ahnung, dass die Menschen für viele von uns zum Verhängnis werden sollten.

Dass diese eine Reise für mich die letzte sein würde, wusste ich noch nicht.


Als wir die Erde diesmal betraten, staunten wir nicht schlecht: Die Nachkommen Adams hatten sich zahlreich vermehrt. Besonders die Frauen hatten es uns angetan.

Es gab Frauen, die waren wunderschön anzusehen. Sie verstanden es die Männer zu umgarnen, zu schmeicheln und zu verführen. Dieses Geben und Nehmen von Zärtlichkeit und Sanftmut kannten wir nicht. Aber auch Ekstase und erotische Begierden waren uns fremd.

Zwei Dinge waren es, die mich veranlasst hatten, auf die Erde zu kommen und zu bleiben: Zum einen die erotische Begierde, die wir als Geistwesen nicht haben konnten; wir sind erschaffen, nicht geboren. Wir sind aus Ionenpaaren durch magnetische Felder entstanden und dann mit allem Wissen der Welten ausgestattet worden. Jederzeit können wir das Wissen über den Quantenspeicher abrufen, nichts geht verloren. Trotz allem sind wir keine Materie. Wir sind sozusagen wie ein lebendes, vollkommenes Programm der Quantenphysik. Die Quantenphysik ist der Schlüssel für jedwede Form. Wir sind das Gegenteil der Materie — wir sind Geist.


Durch unsere Macht über die Quanten können wir für kurze Zeit jede Gestalt annehmen. Aber das ist nicht dasselbe wie ein sterblicher Mensch zu sein. So zu fühlen, Zärtlichkeit und Liebe zu erhalten, auch Begierde leben zu können, das wollte ich auch. Der zweite Grund, war die Verehrung und Bewunderung meiner Person durch die Menschen. An dieser Verehrung hatten wir Lichtgestalten großen Gefallen gefunden, so wurden wir selbst zu Göttern und zogen die Anbetung auf uns.

Doch die Erde wurde für uns zum Gefängnis. Wir konnten nicht mehr zurück.

Adonai war der Ansicht, wir hätten gewählt. So stand uns das Quantenraumschiff nicht mehr zur Verfügung.

Wie sollten wir jetzt ins nächste Universum kommen und zurück zum Schöpfer aller Dinge, in unsere Heimat und zu unseren Brüdern?

Viel zu spät wurde mir klar, in welches Unglück ich durch

diese Verlockungen geraten war.

Sehnsucht nach Zärtlichkeit

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