Читать книгу Geschichten aus der Anderswelt - Hans-Joachim Rech - Страница 5
2) Ostern und Weihnachten - da war doch mal was
ОглавлениеEndlich Ostern - Falscher Hase und Hühner Frikassee
Und der Weihnachtsmann ist auch nur aus Schokolade
Die Geschichte wiederholt sich - wie Ostern. Noch vier Tage, dann ist es erneut soweit und es heißt - auferstanden aus Ruinen - Entschuldigung - der falsche Film - Frohe Ostern - hat aber auch was mit Ruinen zu tun, jedenfalls bei den Katholiken. Denen ist in Frankreich die liebe Frau unterm Hintern weggebrannt. Soll ein Kurzschluss gewesen sein. Was sonst. Die Hütte wurde im 12. Jahrhundert errichtet, das hält doch kein Kabel aus. Oder die liebe Frau ist endlich auf den Trichter gekommen und hat sich emanzipiert, den Kram hingeschmissen und die Laube abgefackelt. Aber der Aufbau ist schon beschlossene Sache. Hat bei der Frauenkirche in Dresden ein wenig länger gedauert - auch wegen der Spenden. Die haben schon über eine Milliarde zusammen - dabei ist das Feuer noch nicht mal ganz gelöscht oder? Die halten ein paar Glutnester auf kleiner Flamme für den Fall...und schon melden sich die Gutmenschen zu Wort - wo bleibt denn Syrien und der Irak? Na wo schon, da wo sie schon immer sind - an Ort und Stelle und - dann auf der Strecke. Hinter der Hand wird gemunkelt, dass sogar Muslime für den Aufbau der lieben Frau gespendet haben sollen. Schelm - wer Böses dabei denkt. Und Macron - der hat sein Premium Betroffenheitsgesicht aufgezogen - was soll er auch sonst überziehen - und dann in seiner Palast Klitsche den Feuerlöschern eine Blechkrawatte verpasst. Wenigstens wurde der Dornenkranz gerettet - noch vor möglichen Menschen. Das kann nur der Fingerzeig des Herrn gewesen sein, der Ostern vielleicht tatsächlich aus der Kapuzinergruft aufsteigt - quatsch, die ist ja in Wien, aber da sind ja auch die meisten katholisch. Wie dem auch sei - Ostern steht vor der Tür, und damit auch wieder ein Anlass ein wenig die literarische Sau rauszulassen. Ostern ist übrigens das höchste Fest der Christenheit (doch wer und wo sind denn Christen?), noch vor Weihnachten, denn das Weihnachtsfest ist vom Umsatz her uneinholbar, aber was ist schon Umsatz. Als Kinder mussten wir zwei Mal im Jahr an den rheinischen Großkampftagen teilnehmen (Winter- und Sommerschlussverkauf), weil nur dann das Geld reichte um uns einigermaßen einzukleiden. War eine gute vormilitärische Ausbildung, die mir später von Nutzen war. Hat sich gottlob alles gewandelt. Heuer macht man Klick - und schon öffnet Google die Pforten ins Paradies - Lieferung frei Haus bis in die Wohnung - wenn gewünscht. Wir machen das mit unseren Enkelkindern noch auf die traditionelle Art in den Rheinauen oder im nahe gelegenen Schlosspark - das Ostereier suchen. Auch wir Alten haben daran unseren Spaß - wenn wir die Stellen wieder finden, an denen wir vor Jahrzehnten ähnliche Objekte vor neugierigen Suchern verbargen und die Eier noch da sind - die bunten Ostereier natürlich. So ändern sich nicht nur die Zeiten, sondern auch die Eier Ablageplätze - zumindest zu Ostern. Hoffentlich lassen Sie sich nicht zu sehr vereinnahmen vom Trubel, denn Ostern soll ja auch ein Fest der Besinnung sein auf wesentlichere Dinge als bunte Eier und Schokolade von Aldi suchen. Was die Eier angeht, so sollten Sie dabei tunlichst auf Erzeugnisse aus der Bio-Produktion und Freilandhaltung achten, was wiederum die Restbestände an deutschen Feldhasen vor enorme logistische Probleme stellt. Aber auch diese wurden in Zusammenarbeit mit Aldi und Nestlé bravourös gemeistert und dabei selbst höchste Hürden übersprungen. Wahnsinn - wie die das in jedem Jahr schaffen. Einfach phänomenal!!
Der Weihnachtsmann ist auch nur aus Schokolade
Es ist mal wieder soweit - the same procedure as every year - der Großkampftag der Christenheit oder was sich dafür hält, der kollektive Einkaufskrieg, der nicht nur Familien an den Rand ihrer Existenz treibt, sondern die Geschichte von der Heiligen Nacht in ein atemberaubendes, sinnentleertes Dudelritual verwandelt, wo sogar erotische Weihnachtsmärkte zelebriert werden mit allem was das Herz der lebenden Leichen begehrt, einschließlich einer zünftigen Ersatzrute für den Weihnachtsmann, wenn er zu später Stunde die fast verblühte Witwe eines legendären Jahrgangs heimsucht und das in einer Zeit, die allem Anschein nach in eine Art Raserei verfallen ist - das Virus Tempii - erfunden vor vielen Jahrtausenden von eigenartigen Lebewesen, die außer ihrer nackten Haut nichts weiter auf ihrem Ranzen trugen - ach so, beinahe hätte ich es vergessen - eine Kleinigkeit, eher belanglos - zunächst, diese eigenartigen Lebewesen gingen aufrecht auf zwei Füßen, was ihnen aber auf Dauer nicht schnell genug ging, da die Erde auf der sie wandelten doch sehr groß war. Und es gab ja auch so viel zu entdecken und einzusacken. Und plötzlich war da einer, der kam auf eine irrwitzige Idee - und stellte seinen Stammesmitgliedern eine Scheibe vor, die er Rad nannte. Das Ding schlug ein wie eine Bombe, wenn auch erst viele Jahrtausende später Fuhrwerke erfunden wurden, die vorgenannte Sprengkörper zu vogelflugähnlichen Geräten schafften, welche sich mit grausigem Getöse in den Himmel erhoben, wo sie bald entschwanden, um jene Bomben anderorts anderen Stammesmitgliedern auf die Köpfe zu werfen. Überhaupt drehte sich jetzt alles schneller auf dieser Welt und zwar so schnell, dass der Aufrechtgeher - Mensch nannte er sich inzwischen, mit Maschinen durch die Lüfte sauste, die in der Lage waren ihr eigenes Geräusch zu überholen und die Erde - so hieß der Planet nun, in einem Tag öfters umrunden konnten als sie warm zu furzen in der Lage waren, so dass es den rasenden Keulenschwingern von einst spielend leicht möglich war, mehrmals an einem Tag denselben Tag zu erleben. Das war der Zeit nun endgültig zu viel, sie packte ihre Sanduhren zusammen und verabschiedete sich von diesem Planeten Erde in die tiefsten Tiefen des Universums, dorthin, wo alle Uhren im Gleichklang ticken und kein Zeiger danach trachtet den anderen zu überholen, weil er keine Zeit hat. Heuer hatten meine Frau und ich noch ein paar Kleinigkeiten zu besorgen und fuhren wider besseres Wissen in einer dieser Konsumpaläste wo es alles und jegliches zu jeder Zeit zu haben ist. Es war das schrecklichste Erlebnis der letzten Jahre - all die Raptoren - äh Menschen zu sehen - in ihrer ziellosen Hast, gehetzt von diffusen Gedanken, angetrieben von unerklärlichen Impulsen oder von Bluthochdruck, Atemnot und Boshaftigkeit gegen den Nächsten, die Einkaufswagen aufgehäuft bis über den Rand, als stünde das Armageddon vor der Tür - da hilft Ihnen ein Berg Fressen auch nicht weiter; nach allem und jeglichem schnappten die Hände und Finger dieser namenlosen Wesen nicht mehr wissend, warum sie dieses oder jenes an sich rissen - und in einer Nische des riesigen Gütertempels, mehr ein Eckchen, von kaum jemandem bemerkt oder in besonderer Weise gewürdigt, stand ein kleines Männchen , fast ein Kobold, der in seiner Hand eine Sanduhr hielt und sie jedem Menschen, der in den Konsumtempel ein oder aushetzte, für einen winzigen Augenblick vor Augen hielt - und auf dem goldenen Rand des Schauglases stand in schwarzer Schrift "Deine Restlebenszeit", was aber niemanden sonderlich irritierte, geschweige denn beeindruckte. Der Sand aber eilte sich den engen Hals zu passieren, denn er sehnte sich nach jenem Ort am Boden der Sanduhr, wo alle Körner in stiller Eintracht nebeneinander ruhen dürfen, um die Ewigkeit der Zeitlosigkeit zu genießen. Ihnen allen einen geruhsamen Jahreswechsel und vor allem - bleiben Sie gesund und machen Sie einen großen Bogen um die Diebe der Zeit und Geruhsamkeit, die hinter allem und jeglichem lauern und nur auf die Gelegenheit warten, die arglosen Menschlein in ihre Fänge zu schlagen. Dinge gibt es, die sind kaum zu glauben.