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5. Kapitel – Ankunft auf der Insel

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Nachdem sie auf der Fähre den Wagen auf dem Autodeck abgestellt hatten, schlug Nele vor, auf das Oberdeck zu gehen und sich ein bisschen die Seeluft um die Nase wehen zu lassen. Ein guter Vorschlag, den Theda und Robert gerne aufnahmen. Dort oben hatten sie eine herrliche Sicht über die heute sehr friedliche Nordsee. Für den Sonnenuntergang war es noch ein wenig zu früh, aber dafür konnten sie schon bald am Horizont die Silhouette der Insel erkennen.

„Ist es bei uns nicht herrlich? Da muss man doch gar nicht nach Malle oder so.“, schwärmte Nele. „Aber ich weiß nicht, wie es euch geht, mich macht die Seeluft hungrig. Kommt wohl auch daher, dass ich seit heute Morgen nichts gegessen habe.“

„Keine Sorge. Ich lade euch heute zum Essen ein. Von meinem Honorar soll ja nicht nur Aika was haben.“

„Wie, gibt es eine Runde Hundekuchen?“, lachte Theda.

„Nö, ich habe meine Frau gebeten, in der Fischerklause einen Tisch für uns zu reservieren. Ihr mögt doch Fisch?“ Unisono beantworteten die beiden Frauen diese Frage mit einem begeisterten „Ja!“.

Am Fähranleger wartete Nanni mit Aika an der Leine und Robert ging zu Fuß an Land, während Nele und Theda das Auto vom Parkdeck holten. Als Aika ihr Herrchen entdeckte, konnte Nanni sie kaum noch halten. Aika zog sie energisch in Richtung Robert und nachdem sie ihn erreicht hatten, sprang sie immer wieder an ihm hoch und konnte sich kaum beruhigen. Nannis Begrüßung fiel etwas weniger stürmisch aus, als sie Robert endlich in den Arm nehmen konnte.

Nele und Theda waren währenddessen auf den Parkplatz des Fährhafens gefahren und warteten dort auf die drei.

„Wann wollen wir uns in der Fischerklause treffen? Wenn ihr bis dahin nicht verhungert, schlage ich vor um 19:00 Uhr.“

„Ja, klingt gut. Dann können wir noch kurz bei den Kollegen vom Inselrevier vorbeischauen und in Ruhe unsere Ferienwohnung beziehen.“

„Na, dann bis nachher.“, verabschiedeten sich die drei Müllers.

Die beiden Beamtinnen stiegen in ihren Wagen und während der Fahrt zur Wache kündigte Theda über ihr Handy dem Revierleiter ihr Kommen an.

Focke Dirks empfing sie etwas brummelig, weil er seinen Feierabend dahinschwinden sah. Seine Laune besserte sich jedoch, als Nele ihm erklärte, dass sie heute keine Gespräche mehr führen wollten, sondern damit erst am nächsten Morgen beginnen würden. Sie wollten heute nur wissen, ob er oder sein Kollege noch irgendetwas von Belang hätten in Erfahrung bringen können.

„Nö, dann hätten wir euch doch sofort informiert. Aber hier auf der Insel kursieren mittlerweile die abenteuerlichsten Gerüchte. Vom Mord aus Eifersucht über sexuellen Ritualmord bis hin zu Mafiarache. Der Kurdirektor ist hochgradig aufgeregt, weil er fürchtet, der Mord könnte Urlauber verschrecken. Er ruft ständig an und will wissen, wann der Fall endlich abgeschlossen wird. Es wäre sicherlich gut, wenn ihr mal mit ihm reden würdet, falls es eure Zeit erlaubt.“

„Ich denke, das lässt sich machen. So, und nun Feierabend für heute. Falls wir eure Hilfe benötigen, werden wir uns melden.“, verabschiedete sich Nele.

„Noch einen netten Abend auf unserer schönen Insel.“, wünschte ihnen Focke sehr freundlich und entspannt, denn nun war sein Feierabend gerettet und er konnte mit seinem Freund noch zum Angeln rausfahren.

Nanni und Robert hatten gerade an dem reservierten Tisch Platz genommen, als Nele und Theda hereinkamen. Sie hatten sich beide in Schale geworfen und insbesondere Theda erregte die Aufmerksamkeit der Männer. Ihre hautenge Jeans und das körperbetonende Shirt brachten ihre wohlproportionierte Figur sehr gut zur Geltung. Ihre schulterlangen Haare trug sie heute Abend, im Gegensatz zu ihrer Frisur im Dienst, offen und ihr dezentes Makeup unterstrich ihre natürliche Schönheit. Robert konnte die bewundernden Blicke der Männer sehr gut verstehen. Nele hatte sich zwar auch hübsch zurecht gemacht, fiel aber doch gegen ihre Kollegin etwas ab.

Nachdem sie sich aus der Speisekarte etwas ausgesucht hatten, fragte Robert die Damen nach ihren Getränkewünschen.

„Och, Fisch muss doch schwimmen. Also, ich hätte gern ein großes Bier.“, entschied sich Nanni schnell.

„Und du Nele?“

„Ich trinke lieber ein Glas trockenen Weißwein. Ich habe in der Karte einen Chardonnay entdeckt, der bestimmt gut zu der Fischerplatte passt, die ich mir ausgesucht habe.“

„Na, Theda auch fündig geworden?“

„Für mich bitte eine Flasche Wasser.“

Robert schaute sie erstaunt an. „Du musst doch nicht mehr fahren.“

„Nein, das hat andere Gründe.“

„Darf ich fragen, warum? Du weißt ja, Kripobeamten, auch die a.D., sind immer neugierig.“

„Ich trinke grundsätzlich keinen Alkohol mehr. Während meiner Ausbildung in Münster haben wir damals einen sehr ausgiebigen Kneipenbummel im Kuhviertel gemacht und einiges an Bier und Apfelkorn getrunken, um nicht zu sagen gesoffen. Auf dem Heimweg bin ich dann auf einer Brücke über den Dortmund-Ems-Kanal gestürzt und unter dem Brückengeländer hindurch gerutscht. Ich hatte panische Angst und konnte mich gerade noch an der Brückenkante festhalten. Glück im Unglück: ein Mann, der seinen Hund vor der Nacht noch einmal Gassi führte, hatte meinen Sturz gesehen und zog mich auf die Brücke hoch. Seitdem trinke ich Alkohol nur noch zu ganz besonderen Anlässen und dann natürlich in Maßen.“

Damit hatte das Gespräch eine sehr persönliche Wendung genommen und so war es nicht verwunderlich, dass Nanni aus ihrem Berufsleben berichtete; eine Welt, die den Kripobeamtinnen sehr fremd war. Als Nanni von einem ihrer letzten Aufträge erzählte, der Übersetzung eines Fachbuches für Gartenarchitektur, weckte sie vor allem Neles Interesse. Nele berichtete, dass sie auf dem Land groß geworden sei. Am liebsten hätte sie mit ihrer Freundin immer im Garten von deren Eltern gespielt und sich später dort mit ihrem ersten Freund zum Knutschen getroffen. Deswegen hätte sie wohl heute noch ein Faible für Gärten.

Das Essen wurde serviert und die Unterhaltung drehte sich nun um kulinarische Erfahrungen. Die vier waren sich einig, dass sie bisher selten einen so lecker zubereiteten Fisch gegessen hatten. Als die Bedienung nach dem Abräumen fragte, ob sie noch ein Dessert möchten, winkten sie ab und verwiesen auf die üppigen Portionen, die sie rundherum satt gemacht hätten. Ein Absacker dürfe es aber noch sein, meinte Robert und fragte seine Frau und Nele, was sie denn haben möchten.

„Na, du kennst mich doch. Hier im Norden muss es ein Aquavit sein. Am liebsten einen ‚Linie.‘“, entschied sich Nanni sehr schnell.

„Ja, den nehme ich auch. Und du Nele? Theda, dich muss ich ja gar nicht erst fragen.“

„Danke, aber hochprozentiges ist nicht so mein Ding. Vielleicht noch ein Glas Wein. Der schmeckt wirklich gut.“

Robert gab die Bestellung auf und zum ersten Mal an diesem Abend kamen sie auf den Fall zu sprechen.

„Wir wollen ja morgen raus zum ‚Wattkieker‘. Habt ihr schon eine Vorstellung wann? Ich möchte gerne dabei sein, aber vorher noch meinen üblichen Morgenspaziergang mit Aika machen.“

„Aber nicht noch eine Leiche entdecken!“, scherzte Theda.

„Ich denke, wenn wir zwischen neun und zehn dort sind, können wir uns noch in Ruhe mit der Wirtin und Jens Overmann, diesem Kollegen der Toten, unterhalten, bevor der Betrieb in dem Lokal beginnt. Wir würden dich also so kurz nach neun abholen. Einverstanden Robert.“

„Ja, klar.“

Nachdem Robert die Rechnung beglichen hatte, trennten sie sich und begaben sich zu ihren Unterkünften.

Nanni überzeugte Robert, dass ein kleiner Spaziergang mit Aika das Richtige nach dem üppigen Essen sei und sie dann bestimmt besser schlafen würden.


Die Tote vom Hundestrand

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