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Die Begriffe „Wert“ und „Norm“

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„Werte“ und „Normen“ sind Bezeichnungen, die ein diffuses Feld voller Übergänge, Überschneidungen und Brüche nur ungenau gliedern, als Begriffe aber trotzdem unverzichtbar sind. Gemeinsam ist Werten und Normen ihr Orientierungscharakter. Beide leiten das Denken, Fühlen und Handeln des Menschen. Unter „Wert“ wird hier in Anlehnung an die Ethik Schelers ein ideales Orientierungsmuster von hohem Allgemeinheitsgrad verstanden, welches in dieser Allgemeinheit keinen konkreten Realitätsgehalt besitzt. Werte in diesem Sinne sind z. B. „Freiheit“ und „Wahrheit“. Unter einer „Norm“ im ethischen Sinne wird demgegenüber eine Regel verstanden, die die Verwirklichung eines Wertes zum Ziel hat und so tendenziell konkreter ist als der Wert. Formal kann man natürlich z.B. das ideale Orientierungsmuster „Gerechtigkeit“ allein schon dadurch in eine Norm verwandeln, dass man zu anderen sagt: „Handle stets gerecht“, oder sich selbst vornimmt: „Ich will in allen Situationen grundsätzlich gerecht handeln.“ Dies entspricht jedoch insofern nicht dem Sinn einer Norm, als deren Funktion darin besteht, den Wert konkret auf die Realität zu beziehen. Bei der Norm kommt gegenüber dem Wert ein zusätzlicher empirischer Faktor ins Spiel, insofern die Verwirklichungsbedingungen des Wertes in sie aufgenommen werden. Eine Norm in dem hier verstandenen Sinne ist weniger allgemein als der entsprechende Wert, sodass ein und demselben Wert in der Regel mehrere Normen entsprechen. Eine Norm zur Verwirklichung von Gerechtigkeit wäre in diesem Sinne also weniger die Aufforderung: „Handle gerecht“, als z.B. der Imperativ: „Lass dich bei der Bewertung von Schülerleistungen niemals von Gefühlen der Antipathie oder Sympathie leiten!“

Moral und Erziehung in der pluralistischen Gesellschaft

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