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Kapitel 6

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Juan Carlos hat mir ein großes s,Stück Lasagne mitgegeben und s,Salat und s,Salatsoße und damit koche ich heute Abend für meinen Liebling, meinen Mann. Beinahe hätte ich was gesagt, aber er ist s,schon noch Mensch. Der Louis ist die Menschheit in einem Leib (das s,schreibe ich ihm auf!).

Ich habe den Tisch gedeckt, den Wein geöffnet, Musik herausgesucht und das Beste: Die Fotos von der Europ sind fertig. Zwanzig mal dreißig Zentimeter Vergrößerungen hängen an der Magnetschiene im Wohnzimmer, von den Gebäuden, den Fahrzeugen und s,sogar von oben habe ich Aufnahmen gemacht, vom Kran der Baumschneider, die gerade an der s,Straße gearbeitet haben.. Nun kann Louis die von ihm neu entworfenen Schriftzüge, Ornamentiken und verschiedene Farbvorschläge aufkopieren. Aber erst nach dem Essen werde ich s,sie ihm zeigen.

Louis hat mich eingestellt, mit allem drum und dran. Krankenkassen- und Rentenbeiträge und was weiß ich noch alles. Ich bin im Beruf. Louis ist mein Boss und Geliebter und mein Mann natürlich. Manchmal kann ich es einfach nicht glauben, was mit mir geworden ist, s,seit ich Louis kennen gelernt habe. Ich wusste s,sehr g'nau, ja das stimmt, ich wusste ganz genau, was ich nicht wollte. Auf keinen Fall s,so arbeiten wie meine Mutter und mein Vater, ich wollte nicht jobben in einem verblödeten Café – Bistro, wie meine Mitschülerinnen oder s,so, und s,studieren s,sowieso nicht. Aber ich konnte mir auch nicht vorstellen, was ich tun könnte.

Außenseiterin war ich s,schon, ich meine s,schon mal wegen meiner Größe und meiner Dünnigkeit, aber auch weil ich nicht die Interessen der anderen Leute habe. Ich habe nie diese populäre Musik gemocht, aber immer Blues und Jazz, aber nicht diesen lauten, diesen Herzigen und Tango und indische, arabische, afrikanische Musik. Und ich musste mich anders kleiden, weil ich s,so groß bin. Mir gefällt mein Aussehen s,sehr gut, ich habe da keinen Komplex, und an diesem Tag fühlte ich mich s,sogar s,sehr gut.

Ganz früh morgens bin ich s,schon ins s,Schwimmbad, trug diesen knallgelben winzigen Bikini und lag, wie immer, auf dem s,Steinboden am s,Schwimmbecken, an der s,Seite zur Liegewiese. Louis hatte ich s,schon oft gesehen. Er kam immer s,sehr geschäftig angeschritten, immer in weiten einfarbigen Klamotten. Immer am gleichen Platz, auf dem kniehohen Mäuerchen in der Mitte des Beckens, mir gegenüber. Er hatte die Badehose s,schon immer an, duschte s,sich ab und s,schwamm dann s,seine s,Stunde. Dann zog er s,sich s,sofort eine trockene Badehose an, setzte und lehnte sich an die Mauer und fing an zu s,schreiben. In ein großes s,Schreibbuch, dann in ein Kleines, trank mitgebrachten Kaffee und aß s,Sandwich und, s,sobald der Kiosk offen hatte, nahm er s,sein s,Schreibzeug und s,schrieb an dem Biergartentisch bei einem großen Weizenbier weiter.

Ich weiß. dass ich ihm auffiel, ich habe es gelesen in s,seinem Tagebuch, dem kleinen s,Schreibbuch. „Mir gegenüber, auf der anderen Beckenseite, sitzt immer mal wieder ein junges Mädchen, eine Schülerin denke ich, im knappsten Bikini, grellfarbig, der nichts verdeckt, weil es nichts zu verdecken gibt. Ich denke, sie ist locker über einsneunzig und dünn, nicht mager, aber sehr dünn. Keine Brust, keinen Hintern, kein Bauch, keine Schenkel, nur schmalste Länglichkeit. Sie trägt den Kopf der jungen Callas und beobachtet mich, nicht aus Interesse, sondern aus Langeweile.“

An diesem Tag s,sah er wieder s,sinnierend durch mich hindurch und s,schrieb und der Gedanke – den s,spreche ich jetzt an – und auf ihn zugehen, war eins. Ich wusste s,sofort, dass er s,spürte, dass ich zu ihm ging, denn er folgte mir mit s,seinem Blick und erst als ich s,so hundert Meter vor ihm war, s,schaute er wieder in s,sein Buch. Den ganzen Weg zu ihm überlegte ich, was ich s,sagen s,solle wenn ich ihn anspreche und s,sage dann: „Entschuldigen s,Sie, was s,schreiben s,Sie da?“ oder s,so ähnlich. Louis bot mir Platz und Kaffee an, lachte ein bisschen verlegen und s,sagte dann: „Vorher habe ich gerade über dich geschrieben!“

Ich wollte es nicht lesen, obwohl er es mir angeboten hat, und s,so erzählte Louis mir von dem Roman in Tagebuchform, den er schreibt und da öffnete gerade der Kiosk und er lud mich ein, mit ihm etwas zu trinken und ich trank mein erstes Weizenbier – Hefeweizen – und er duzte mich von der ersten s,Sekunde an und ich wusste ziemlich bald: Den brauche ich, mit dem und durch den möchte ich leben, weil ich mir vorstellen konnte, mit ihm ins Bett zu gehen. Louis war der erste Mann, vor dem ich körperlich überhaupt keine Angst oder Ekligkeit hatte. Louis war braun, feinhändig und mopsmollig.

Louis roch nach Vertrauen und ich hatte den dringlichen Wunsch, ihm meine Hand auf den nackten Kopf zu legen. Nein, es war echt witzig, s,sobald ich in s,seiner Nähe war, fühlte ich mich zum ersten Mal selber. Ich meine, ich hatte s,Sexualgefühle, ich fühlte mich s,stark und angstlos und ich hatte mich noch nicht in ihn verliebt, aber ich s,spürte, dass Louis das war, was ich brauchte. Ich meine Anlass und Hilfe, und dass er eine Festigkeit besaß, die ich für mich brauchte, um mich zu verwirklichen. Ein Glückstag, ein Tag… Oh, jetzt kommt er!

Natürlich hat Louis s,sofort gewusst, dass ich nicht gekocht s,sondern nur gerichtet habe, aber er isst mit gutem Appetit und s,sagt, dass ich gut gekocht habe, besser als Juan Carlo und Liebes lacht mich an. Wir beschauen uns beim Essen und Trinken und ich frage Louis, wann er in mich verliebt war.

„In dich war ich schon verliebt, als ich noch ein ganz kleiner Bub war.“

„Wie meinst du das, Louis?“

„Ich habe mir immer gewünscht, dass jemand ausschließlich für mich da ist. Meine Mama war ja immer in der Arbeit und ich habe gewartet und gewartet, bis sie in der Nacht endlich gekommen ist!“

„Ja und?“

„Du hast dann beschlossen, dass du bei mir bleibst, von jetzt auf sofort, und das hat mir so gut getan, Julia, wie nichts in meinem Leben, verstehst.“

„Und ab wann hast du mich dann geliebt, ich meine richtig, weißt s,schon?“

„In der ersten Nacht wusste ich, dass ich die Liebe gefunden habe, die ich mein Leben lang suchte.“

„Echt?!“

„Ganz echt, Julia!“

Jetzt s,sitzt mein Geliebter drüben im Wohnzimmer und s,schwärmt meine Fotos an. Er freut s,sich s,so, dass auch ich mitmache.

Gestern haben wir wieder einmal im Wohnzimmer im Nest geschlafen. Das Nest ist alles, was weich ist: Bettdecken, Kissen, Wolldecken, Kuscheltiere… und alles zu einem Nest gerichtet. Dann legen wir eine Doppel-CD ein, zünden Kerzen an s,stellen Rotwein parat und dann hören, s,schmecken, lieben wir bis in den Schlaf.

Heute ist s,Sonntag und jetzt am Nachmittag, der Himmel blau und wolkenlos, die s,Sonne bringt 27 Grad an die Balkonwand. Louis hält s,sein Gesicht in die s,Sonne, vor s,sich auf dem Tisch ein Glas Weißwein – Riesling. „Wenn du von Wein redest, nenne ihn beim Namen“ sagt Louis. Er s,sitzt bestimmt s,schon zwei s,Stunden fast regungslos, mit nacktem Oberkörper, in der s,Sonne, brütet vor s,sich hin. Er hat s,seinem Buch den s,Schluss gegeben, dem Buch, an dem er s,sieben Jahre geschrieben hat. Ich s,sitze hinter ihm in der Küche, s,sehe auf s,seinen Rücken, der braungepunktet von Sommersprossen ist. Louis wird den Balkon nicht verlassen, bevor er betrunken ist. Ist s,sein Glas leer, s,schenke ich nach. Ich mag es, wenn Louis betrunken ist, er wird dann aggressiv, s,spontan und traut sich was zu tun und zu s,sagen. Er redet alle zehn Minuten das Gleiche und nennt mich s,sein Glück und weiß, dass s,seine Eltern mich gemocht hätten… „Und wenn nicht, Julia, Julia, dann könntest du mich einmal erleben!“ Ich warte noch eine Flasche, dann bringe ich ihn ins Bett.

Das Buch s,soll heißen „Fliegen haben keine Mimik“ oder „Kleine Tage“. Er weiß noch nicht genau. Aber es ist ein wirklich s,schönes Buch, ich meine gutes Buch. Es ist ein Buch über das alltägliche, aufregende Leben! Und es ist wahr, Louis holt das Optimale aus einem Tag und das gelingt ihm gut, weil er die Tage mag. Louis liebt s,sein Leben in s,seiner Bescheidenheit (das s,schreibe ich ihm auf!). Alle Zettel, die ich ihm mit meinen Aufmerksamkeiten auf s,seinen s,Schreibtisch lege, bündelt er und s,sagt: „Wenn es viele sind, wird es ein Buch mit Aphorismen von meiner klugen Geliebten!“

***

Als „Die Rosas“ wurden die Streber bezeichnet in Julias Abi-Klasse. Simone und Julia gehören bestimmt nicht dazu, denn erst in den Herbstferien beschlossen die beiden zusammen zu lernen.

Simone dopt Julia in Mathematik und Julia impft Simone in Deutsch und außerdem helfen sie sich auch sonst noch!

Julia hat mir nie etwas besonderes erzählt aus dem Gymnasium, aber Simone ist wohl doch so etwas wie eine Freundin, Vertraute.

Sie sitzen im Wohnzimmer, befragen, antworten und verschlingen Unmengen von Chips, Schokoriegel, trinken literweise Saft und Tee und hören dabei unmögliche Musik aus dem Radio.

Simone ist knapp einsachzig hoch – die Mädchen sind alle so groß - in guter Figur, kann mollig werden, wenn sie so weiter mampfen. Gefärbte, kurze, blonde Haare, Lausbubengesicht, liebenswerte, große Sommersprossen um die Nase und modisch gekleidet. Grau – braun – schwarz, diese konservative Hip-Hop Kleidung. Flippig – elegant! Julia ist die völlige Außenseiterin in ihrem Eigengeschmack in Sachen Kleidung.

Hm, es ist das erste Mal, dass Julia jemand mitgebracht hat, hier nach Hause. Fleißig sind sie, auch verkichert; kenne Julia von dieser Seite gar nicht so!

Nur ein Risotto mit Pilzen bereite ich für die zwei und Simone sieht sich alles ganz genau an, auch mich!

Ich weiß, die Schule redet über Julia und mich und Simone grübelt beim Essen. Wie ich Julia bediene, mit welchem Selbstverständnis sie es annimmt. Wie Julia mich liebkost, bestreichelt und beküsst sobald ich in ihrer Nähe bin und hey, ich glaube Julia ist ein bisschen eifersüchtig, weil mich Simone so beaufmerksamt. Ist wahr, Simone sucht, sucht was Julia an mir findet. Julia hat eine Flasche Roten – Rotwein aus der Pfalz – geöffnet und James Carters neue CD aufgelegt und zwar gleich mit dem Wahnsinns-Dritten-Stück „Manoir De Mes R’eves“, das ziemlich beeindruckt wegen dem Bass-Sax, aber auch in seiner Tangomentalität.

Simone hat sich wohlfühlend niedergelassen, den Rücken an den großen Sessel gelehnt, streckt sie ihre Beine den Boden entlang. Julia sitzt anständig in dem Sessel, lässt Simone und mich nicht aus den Augenwinkeln. Lasse die beiden in der Musik, gehe in die Küche, um eine kleine Aufräumung zu veranstalten, habe nämlich keine Lust, morgen Früh rum zu machen. Weiche die Reispfanne ein, wiener die Edelstahlspüle, beginne den Geschirrspüler einzuräumen, da wird mir ein Teller gereicht und noch einer und Simone sagt, dass sie mir ein bisschen hilft. Sie ist ja auch noch, mein Gott, so jung. Solche Haut wünsche ich mir, sie riecht nach Mädchen und, du meine Güte, die seidigen Haare und sie trägt ihren beachtlichen Busen sehr hoch und… „Das hätte ich dann schon gemacht!“ trompetet Julia aus dem Türrahmen. „Schon fertig“ sage ich, „schon fertig!“

„Louis, ich fahre s,Simone nach Hause, willst du mit?“

„Wollt ihr nicht noch einen Espresso?“

Simone nickt erfreut.

„Wir können doch beim „Juan Carlos“ einen trinken, Louis!“

Sie will Simone aus der Wohnung haben, das ist alles, sie ist eifersüchtig! Julia fährt schnurgerade in die Straße, in der Simone wohnt und lässt sie, nach einer erneuten Verabredung, aussteigen, startet durch, sagt nix, hält vor dem „Juan Carlos“.

„Mir gehörst du, hörst du!“

„Julia!“

„Ja, ja, ja, ich habe schon gesehen, wie du ihr auf den Busen geschaut hast!“

„Bist du eifersüchtig, Baby?“

„Ja genau, du Blödmann!“

„Und wenn die Simone zwanzig Brüste hätte, gegen deine heißen Himbeeren…“

„Oh Louis, ich kann doch nichts dafür, dass ich dich s,so liebe!“

Und dann nehmen wir uns den Tisch hinten in der dunklen Ecke, der eigentlich nur für Juan Carlos Familie ist, und der Juan Carlos zündet uns eine Kerze an, stellt die Karaffe Roten dazu, schenkt ein, stößt mit uns an und sagt: „So verliebt wie ihr zwei ist nur noch der Rotwein in den Käse“ und Julia lacht und natürlich bin ich der Käse.

Julia erzählt über Simone und dass Simone die Einzige ist, die sie… Sie unterbricht, schaut zur Türe, bedeutet mir, ruhig zu sein und stößt hervor: „Meine Eltern, Louis!“

Tatsächlich, und Juan Carlos setzt sie Gott sei Dank an das Schaufenster. Auf keinen Fall soll ich sie an unseren Tisch bitten und sehen sollen sie uns auch nicht, will Julia.

„Ich habe der Mama von „Juan Carlos“ erzählt, Louis“

„Ja und?“

„Du weißt nicht, wie s,sie zusammen sind!“

„Ich finde das nicht gut, weißt du, Julia!“

„Louis, das wird bloß peinlich und langweilig… s,Schau mal, wie die da s,sitzen!“

Sie sitzen wie Eheleute, die sich nicht mehr soviel zu sagen haben, sich aber durchaus verstehen. Ich weiß, wie das abläuft, oh Gott!

Volker bestellt sich ein Bier, Tanja mokiert, denn beim Italiener kann man auch mal einen Rotwein trinken. Volker will sich ein Schnitzel.

„Du mit deinem ewigen Salat, von dem Wein bekomme ich Sodbrennen.“

Man einigt sich, wenn auch mit verkniffenen Gesichtern. Volker – Schnitzel – Pommes – Bier. Tanja Bardolino – Tagliatelle mit Spinat. Sie reden nicht während dem Essen und Julia rückt an mich heran mit großen Augen und sagt: „Schau, doch mal, wie arm die s,sind!“

„Julia, das kannst du so nicht sehen, die kennen sich schon so lang und da wirst du…..“

„Du wirst nie so, Louis, gib es zu!“

„Nein, natürlich werde ich nie so, weil ich nämlich so schon war.“

Und dann küssen wir uns ganz rotweinlich und gehen hinüber zu den beiden.

Dieser November ist eher ein April. Sonne, Regen, grau im Stundentakt und mild, mild wie ich es bisher noch nicht erlebt habe und wenn ich das dann Julia erzähle, dass früher eben vieles anders war, dann sagt das Luder, ich sei auch ihr Opa. Aber dennoch hält sie dann still, hört zu, wenn ich ihr von den heißen Sommern erzähle, ein brennender Staub der Heuernte, den Wintern, die so kalt waren, dass man die Kinder nicht in die Schule schicken konnte und dass jede Jahreszeit ihre Aufgabe hatte und Julia sagt: „s,Schau, ein junger Mann würde das alles nicht wissen!“

Was soll ich dazu sagen? Ich muss es endlich einfach akzeptieren, dass sie mich liebt!

***

Louis hat mir ein elegantes, s,schwarzes, liniertes Buch gekauft, in dem ich Tagebuch führen s,soll. Ich weiß, wie das abgeht, wir reden nicht mehr miteinander, wir „erlesen“ uns, ein jeder in des anderen Tagebuch. Meine s,Songtexte und Gedichte s,schreibe ich da hinein und, wenn er will, auf jeder zweiten Seite, dass ich ihn liebe.

Louis hat mich doch tatsächlich s,so weit gebracht, dass ich eigentlich wieder ganz gerne lerne und, ehrlich gesagt, macht es mir s,Spaß mit s,Simone.

S,Simone redet von Louis und will das und das wissen, und warum Louis s,so ist, und ihr Vater im s,selben Alter völlig daneben. S,Simone sagt, ich hätte mit Louis einen Glückstreffer gehabt, aber ich wollte s,so ein Mensch für mich und ich habe Louis entdeckt, weil ich wusste, was ich wollte. Die s,Simone fragt mich s,Sachen, die ich ihr nicht beantworte. Zum Beispiel, wie ist das im Bett und ob ich ihn s,schön finde, eigentlich nur alles, was s,sein Alter betrifft. s,Simone kapiert nicht die Männer, s,sie meint, der Mann ist s,sowas anderes, aber er ist bloß ein Mensch mit einem Schwänzchen! (Das ist gut, s,schreibe ich für Louis auf).

Louis denkt über s,Sex nicht männlich, er denkt menschlich, er… Hey, das muss aber unter uns bleiben.

Louis hat nach unserer ersten Nacht das in sein Tagebuch geschrieben: „Über den Venushügel“ – schönes Wort – „durch das krause Haardickicht zum Eingang in die Fleischesmuschel. Befingere das feuchte, warme, zarte Innere, taste bis zu der Perle, die ich sanft poliere, bis sie rosarot schimmert und zu glühen scheint bei höchster Sinnesfreude. Ich habe nicht mehr gewusst, wie sich Haut anfühlt, konnte mich nicht mehr erinnern an die Weichheit einer Brust, habe so lange nicht Frauenduft gekostet, war glücklich, als endlich die sanfte Hand mein Männlein umschloss.“

s,So s,sieht Louis s,Sex aus und ich finde es s,so, ich weiß nicht; dass er „Männlein“ zu s,seinem Pimmel s,sagt, s,sagt doch s,so viel, nicht wahr?

Gott, war ich aufgeregt, damals, angeregt aber auch, und es begann wunderschön. Louis hat echt gezittert und dies hörte erst auf, als wir zusammen lagen, ganz lange umarmt, gerochen, gespürt… Unsere erste Nacht dauerte eine Nacht. Und am Morgen begann unser gemeinsames Leben, s,so s,selbstverständlich!

Vor einem Jahr hätte ich nie gedacht, dass ich das alles tun würde, möchte, was ich nun tue. Einmal in der Woche einen halben Tag lerne ich mit der Heimbergerin, wie Louis s,sagt, Buchhaltung, Kalkulation und so. Fotografiere für Louis s,sein neues Projekt, helfe ihm bei den grafischen Arbeiten, klebe, schneide, falze, fahre zur Europ – „Das kannst du s,schon machen“ s,sagt Louis – um Entwürfe vorzuzeigen; mit Änderungsvorschlägen komme ich zurück und mit dem Chef Danninger gut aus. Der Danninger weiß natürlich nicht, dass ich Louis s,seine Frau bin, der meint, ich bin der Lehrling und er versucht mich zu necken wegen meiner Größe und s,so, aber ich charme ihn aus.

Dann das Abi und meine Fast-Freundin s,Simone und der neue Kontakt zu Mama und Papa… Puh, ich habe fast zu wenig Zeit für Louis!

Louis hat noch mehr Arbeit. Er s,spielt mit dem Gedanken eine Halbtagskraft einzustellen, aber wir sitzen lange bis in die Nacht und reden vom Geschäft, von uns, hören s,so viel Musik, s,schlafen wie die Kinder im s,Sitzen ein. Louis s,steht aber trotzdem immer vor mir auf, macht mir den Tee und richtet mir eine kleine Mahlzeit für die s,Schule, um die mich s,Simone fast hysterisch beneidet, aber s,sie bekommt nix. Geputzte Staudenselleriestängel mit einem kleinen Döschen Quark-Dipp dazu. Karottenscheiben in Herzform geschnitten, kalten Bratapfel, das knusprige Baguette-Ende mit Käse drauf und ein Zettel. „Ich küss’ dich arg, mein Luder“ s,steht drauf und das war alles heute in meiner Brotzeitbox. S,Simone war von den s,Socken, als s,sie das zum ersten Mal s,sah. „Der macht dir eine Brotzeitbox?“ Für mich war das s,schon normal, denn Louis hat dies s,seit der ersten Woche getan. „Gibt doch nichts Vegetarisches dort zu kaufen.“

Aber durch s,Simone merke ich, wie außergewöhnlich das anscheinend ist und fühle mich dann ein wenig undankbar. Louis s,sagt darauf: „ Brauchst nur aufzählen, was du alles für mich tust, Baby, dann stimmt es schon wieder!“ Und dann fällt es mir s,schon ein und es s,stimmt echt!

In einem Monat ist Weihnachten und ich habe kein Geschenk für Louis. Louis s,sagt, dass wir diesen Konsumscheiß nicht mitmachen, aber ich habe im Laden im Kühlraum, unter dem Papierregal, ein in Weihnachtspapier eingepacktes Paket gesehen und auf dem Anhänger s,stand: „Für mein Christkind Julia von deinem Weihnachts-Romeo“. Also doch!

Ich verdiene ja jetzt achthundert Mark im Monat bei Louis, aber Weihnachtsgeld will er mir erst nächstes Jahr bezahlen. Ich könnte ihm ein Lied komponieren, mit einem weihnachtlichen Text und mich auf dem Synthesizer begleiten. Ja!

Aber das ist s,so … eben s,selbstgemacht.

Manchtags komme ich mir s,so komisch vor in der Schule. s,Sitze s,so mittendrin, überschau die ganze Klasse, komme mir wie ein Fremdkörper vor, sind die meisten doch noch ziemlich kindisch, unselbstständig, leben noch zu Hause, s,sind von den Eltern abhängig. Ich lebe mit meinem Mann, verdiene Geld, habe ein Auto und bin Geliebte, habe mein Leben fest im Griff und das macht mich ruhig. s,Seit ich mit Louis zusammen lebe, sind meine nervösen s,Störungen fast gänzlich weg. Dieses Zittern, Ängste, Magen- und Rückenschmerzen, Appetitlosigkeit! Nur das „s,S“ habe ich noch und ich werde es wohl behalten müssen, da Louis es s,so liebt. Wenn’s mal weg ist werde ich es s,spielen. Vielleicht s,spiele ich es s,schon lange? s,Sag mal was, Juli… hm. s,Samstage s,sind s,sowieso, s,seit s,Sonntage s,sind! s,Scheiße! Ich muss vielleicht…

Was? Wie? Entschuldigung Frau Böttcher, ich war in Gedanken!“

Hoffentlich habe ich nicht laut gedacht, die s,sehen mich s,so komisch an. Wenn ich das Louis erzähle: „Hör auf, Juli!“

Der Eisele, Kursleiter im Leistungskurs Französisch, hat mir heute Nacharbeit aufgebrummt, in der neunten Stunde, weil ich in den letzten Wochen insgesamt dreißig Minuten Verspätungen zusammen bringe.

Louis hat gelacht: „Musst du nachsitzen, Baby?“ Aber es ist das Auto s,Schuld, es s,springt nur an, wenn es will und Louis s,sagt, es hat keinen s,Sinn es reparieren zu lassen, weil es zu alt ist. Ich hänge aber an dem Auto und ich werde es auf meine Kosten reparieren lassen.

Englisch und Französisch habe ich mir als Leistungskurse ausgesucht, Grundkurs Mathe und Deutsch.

Oh, ich muss mich jetzt konzentrieren, s,sonst s,sagt die Böttcher wieder: „Julia, du bist freiwillig hier, also bitte!“

Ich brauche aber noch ein Weihnachtsgeschenk für Louis. Juli, bitte!

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