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Der Baldeneysee

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„Manchmal ist es bei den Dingern da unten dermaßen laut, dass man froh ist, wenn man da wieder weg ist. Sie kommen gelegentlich in Massen zusammen, da ist es leicht, eins zu erwischen.“

Der Baldeneysee in Essen ist ein Erholungsraum erster Güte. Er ist ein Ruhrstausee und liegt zwischen den Stadtteilen Werden, Bredeney, Heisingen, Kupferdreh und Fischlaken. Die Stauanlage wird durch den Ruhrverband betrieben.

Zwischen Juli 1931 und März 1933 entstand ein Stauwehr der Ruhr. Dieses Wehr stieß bei der Bevölkerung auf starke Ablehnung, weil die Menschen ihr schönes Ruhrtal schwinden sahen. Erste Planungen waren auf Schloss Baldeney in Baldeney vorgesehen, daher der Name des Sees. Das Gefälle erwies sich an dieser Stelle aber als zu schwach, sodass man das Wehr weiter unterhalb in Werden baute.

Ab Frühjahr 1932 bediente sich der Ruhrverband der Arbeiter des Reichsarbeitsdienstes, die minimalen Lohn und eine warme Mahlzeit am Tag bekamen. Die Lohnhöhe lag bei 1 RM bis 1.80 RM am Tag. Ab Mai 1933 gab es die Weiße Flotte Baldeney. Sie unterhielt sowohl Fährschiffe als auch Rundfahrtschiffe. Im Stauwehr wurde eine neue Schleuse für Ausflugsschiffe und Freizeitkapitäne errichtet.

Der See hat eine Gesamtlänge von 7.8 Kilometern und eine mittlere Breite von 355 Metern, der Wasserspeicherraum beträgt 7.6 Millionen Kubikmeter. Der See hat eine mittlere Wassertiefe von 3.14 Metern.

Es gibt ein Laufwasserkraftwerk in der Staumauer, das mit zwei Kaplanturbinen 10 Megawatt Strom erzeugt. Nach 75 Jahren Betriebszeit werden zur Zeit die Schleusentore samt Antrieben und sicherheitstechnischen Komponenten ebenso erneuert, wie die gesamte Elektro- und Automatisierungstechnik. Es gab bis in die achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts hinein ein Freibad am See, das aber wegen zu hoher Unterhaltskosten geschlossen wurde. Auch ließ später die Wasserqualität zu wünschen übrig. Der See ist in unserer Zeit Naherholungs- und Freizeitraum.

Die Weiße Flotte verkehrt nach Fahrplan, sie hat unterhalb der Villa Hügel, dem alten Kruppwohnsitz und schräg gegenüber von Haus Scheppen einen Haltepunkt. Sie fährt zwischen dem Stauwehr in Werden und der Fußgängerbrücke, die Heisingen mit Fischlaken verbindet. In Heisingen gibt es ein großes Vogelschutzgebiet, in dem man Reiher und viele Kormorane beobachten kann.

Als Relikt aus der Industrialisierungszeit kann die Hespertalbahn angesehen werden. Sie verläuft am Süd-Ost-Ufer des Sees und verdankt ihre jetzige Existenz dem Verein zur Erhaltung der Hespertalbahn. Sie ist in unserer Zeit Museumsbahn. Sie verkehrt auch mit Dampfloks zwischen Haus Scheppen und Kupferdreh. Ab 1867 wurde sie zur Erschließung von Erzgruben als Schmalspurbahn mit Pferdekraft betrieben, 1877 diente sie der Zeche Pörtingsiepen als Transportmittel, 1913 wurde die Bahn stillgelegt, 1975 durch den Verein fortgeführt. Sie gehört in unserer Zeit zur Route der Industriekultur.

Auf der Nordseite des Sees liegen die Villa Hügel, der gut erhaltene und denkmalgeschützte Förderturm der Zeche Carl Funke und die Ruine Neu Isenburg.

Der See hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte zu einem Sportzentrum erster Güte entwickelt. So findet seit 1963 der Marathon rund um den See statt. Die um den See verlaufenden Fuß- und Radwege haben eine Länge von 14 Kilometern. Auf dem Wasser werden alljährlich Segelregatten von teilweise internationaler Bedeutung durchgeführt. Es gibt eine Regattastrecke für den Kanu- und Rudersport mit kleiner Zuschauertribüne unterhalb des Bahnhofs Hügel. Fast alle Essener Gymnasien haben in dem dort befindlichen Regattahaus Boote liegen, auf denen ausgesuchte Schüler trainieren dürfen.

Der Regattaturm ermöglicht wegen seiner hohen Bauweise den Verantwortlichen einen sehr guten Überblick über den See. Im Regattahaus befindet sich das Leistungszentrum für den Kanurennsport, wo zahlreiche Olympiasieger und Weltmeister trainieren. Wenn es sich aber um wichtige Ruderwettkämpfe handelt, hat Duisburg mit seiner Regattabahn Essen längst den Rang abgelaufen.

Der Baldeneysee ist sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Ab Essen Hauptbahnhof kann man mit der Straßenbahn bis Bredeney fahren, um von da mit dem Bus nach Werden zu gelangen. Oder man nimmt den Bus nach Heisingen oder die S-Bahn.

Der Segelsport hat am See eine lange Tradition., es gibt eine Fülle von Segelclubs mit insgesamt dreitausend Mitgliedern. Einer der bedeutendsten Segelclubs am Baldeneysee ist der Heisinger Segelclub e.V. Er liegt auf dem Gelände des Bootshauses Seehof in Heisingen.

Die gängisten Bootsklassen, die man auf dem See findet, sind Finn-Dinghy, Zugvogel, Korsar, Pirat, Flying Dutchman, Star und Drache. Das Finn-Dinghy ist ein olympisches Ein-Mann-Segelboot. Es wurde 1948 von einem Schweden entworfen. Willy Kuhweide errang 1964 in dieser Bootsklasse den Olympiasieg. Man erkennt ein Finn-Dinghy an der Doppelwelle auf dem Segel. Es hat 10 Quadratmeter Segelfläche. Ein Zugvogel ist ein leichtes Segelboot für zwei Personen. Es hat statt eines Schwertes einen Ballastkiel. Die Segelfläche beträgt am Wind 18.5 Quadratmeter. Der Zugvogel hat im Segel einen stilisierten Vogel über einem Punkt. Der Korsar ist eine Zweimannjolle, die 1958 entworfen wurde. Er liegt in den Segeleigenschaften zwischen 470er Jolle und Flying Dutchman. Zur Standardausrüstung der Regattaboote gehören heute diverse Trimmeinrichtungen. Der Korsar hat eine Segelfläche von 14.7 Quadratmetern am Wind. Es sind momentan fünftausend Boote registriert, der Korsar ist damit eine der stärksten Klassen des deutschen Seglerverbandes (DSV). Man erkennt dieses Boot am Korsarenschwert im Segel. Der Pirat ist mit sechstausend verkauften Exemplaren eine der erfolgreichsten Bootsklassen in Deutschland. Die maximale Segelfläche beträgt beim Piraten 10 Quadratmeter am Wind. Im Regelfall sind Piraten Holzschiffe, es machen sich aber im Bootsbau, auch bei anderen Klassen, immer mehr GFK-Schiffe breit. Piraten erkennt man am Piratenbeil im Segel. Der Flying Dutchman ist eine Zwei-Mann One-design Regatta-Jolle.Er wurde 1951 in den Niederlanden entworfen. Der Flying Dutchman hat eine Segelfläche von 18.6 Quadratmetern am Wind. Er ist ein sehr verbreiteter Bootstyp. Es gibt seit den 1960er Jahren Flotten in der ganzen Welt. Als Erkennungsmerkmal trägt er das Buchstabenkürzel FD im Segel. Der Star ist ein sehr altes Boot. Es wurde bereits 1911 entworfen. Das Boot war in seiner Konstruktion sehr einfach, natürlich war alles aus Holz, mit Plattboden und untergeschraubtem Eisenkiel. Es hat eine Segelfläche von 27.92 Quadratmetern am Wind und ist damit deutlich größer, als die anderen Bootsklassen. Im Rumpfbau wird aber auch bei den Starbooten inzwischen Holz vollständig verdrängt, Polyester und Epoxyharz setzen sich durch. Man kann Starboote am roten Stern im Segel erkennen. Das wohl größte Boot auf deutschen Binnengewässern ist der Drache. Er wurde 1929 in Norwegen entworfen und ist ein Einheitskielboot mit einer einfachen offenen Kajüte. Nachdem der Drache von der Bildfläche verschwunden war, wurden 1973 in Dänemark die ersten GFK-Drachen gebaut. In einem aufwändigen Verfahren wurde die Gewichtsverteilung von einem Holzboot auf eine GFK-Konstruktion vollzogen. Den Drachen gab es später mit geschlossener Kajüte, Schlafplätzen und Kochstelle, weshalb er auch als Fahrtenboot genutzt wurde. Er wurde als Königsklasse bezeichnet, weil er auch von Mitgliedern der skandinavischen und spanischen Königshäuser gesegelt wurde. Den Drachen kann man am D im Segel erkennen.

Alle die hier vorgestellten Bootsklassen gibt es am Baldeneysee in Massen. Ein solches Boot zu besitzen bedeutet, einen Liegeplatz am See haben zu müssen. Im Winter müssen die Boote in eine Halle gebracht werden. An den Wochenenden müssen sie gepflegt und repariert werden.

Holzboote müssen einen Schutzanstrich bekommen, der ständig erneuert werden muss.Das alles kostet viel Geld.

Am Seehof in Heisingen treffen sich die Segler an jedem Sommerwochenende. Wie andere sich um ihre Autos kümmern, machen das Segler mit ihren Booten.

Auch an der DLRG-Station nebenan war an den Wochenenden immer etwas los.

Die Villa Hügel war seit der Jahrhundertwende Stammsitz der Krupps. Sie ist ein unglaublich luxuriös ausgestattetes Anwesen mit eigenem Kraftwerk. Die Krupps gaben nur deshalb ihre Zustimmung zum Bau des Stausees, weil sie mit dem Blick auf den Baldeneysee entschädigt wurden. Es finden in der Villa Hügel Kunstausstellungen von Weltgeltung statt.

Legendär ist der Besuch des Kaisers Haile Selassi in den 1960er Jahren. Aber auch Hitler war in den 1940ern da und wurde mit allen Ehren empfangen.

Die Villa hat eine Zufahrt vom Bahnhof Hügel den Berg hinauf. Man hat von dort oben wirklich einen tollen Ausblick. Auch der Park um die Villa herum ist schön und wird immer gepflegt. Wenn man von der Stadtmitte zum See fährt und man will zum Regattahaus, dann steigt man in die S-Bahn, die von Essen nach Düsseldorf fährt und fährt über Essen-Süd, Essen-Stadtwald nach Essen-Hügel. Das ist die schnellste Verbindung.

Unterhalb des Bahnhofs gibt es das Parkhaus Hügel, ein gut besuchtes Ausflugslokal. Daran läuft man vorbei, überquert die Straße und kommt zur Zuschauertribüne am Regattahaus. In der Nähe des Parkhauses Hügel liegt das Gelände des ETUF, eines Tennis- und Golfvereines, der den reicheren Essenern vorbehalten ist.

Auf der anderen Seeseite liegt Haus Scheppen, ehemals ein gediegenes Ausflugslokal, das in den Sommermonaten immer gut gefüllt war, wo man Kaffee trank und Kuchen aß. Haus Scheppen ist mittlerweile ein Bikertreff. Am Wochenende ist es dort dermaßen voll, dass man besser einen großen Bogen um Haus Scheppen macht, wenn man nicht selbst Biker ist. Man fährt in Werden über die Brücke und kurze Zeit später links ab zum Haus Scheppen.

Von Werden aus fließt die Ruhr, nachdem sie durch den Baldeneysee aufgestaut worden ist, als schön aussehender Fluss nach Mülheim. Werden ist ein uralter Essener Stadtteil, die Gründung des Liudger Benediktinerklosters geht auf das achte Jahrhundert zurück.

Paulo Köhler war Schüler des Gymnasiums Essen-Borbeck. Er wohnte auf der Bottroper Straße in Essen-Bergeborbeck. Wenn es das Wetter zuließ, fuhr er zusammen mit seinem Klassenkameraden Rudolf mit dem Fahrrad nach Werden zum Regattahaus, das Gymnasium hatte dort einige Rennboote liegen.

Paulo und Rudi trafen sich am Regattahaus mit weiteren Freunden, sie waren dann zu fünft und nahmen sich einen Skull-Vierer. Einer machte den Steuermann. Sie trugen das Boot über dem Kopf bis zum Steg. Auf ein besonderes Kommando ließen sie dann das Boot zu Wasser.

Im Boot trug man ein weißes Sporthemd mit rotem Brustring, wie es das Borbecker Gymnasium schon seit Urzeiten hatte. Heute haben die Schlagmänner (Steuermänner) kleine Megaphone, aus denen sie ihre Kommandos hinausschreien: „Und Zug, und Zug, und Zug...“, dieses Kommando gibt den Schlagrhythmus vor.

Im Skull-Vierer hat man auf beiden Seiten ein Ruder. Es ist nicht einfach, beide Ruder erstens gleichzeitig vorschriftsmäßig ins Wasser zu tauchen und das zweitens in Abstimmung mit den anderen zu tun. Taucht man zu tief ein, bekommt man das Ruder nicht rechtzeitig wieder hoch, man hat einen Krebs gefangen, wie es dann heißt.

Bleibt man mit dem Ruder zu sehr an der Wasseroberfläche, rutscht man durch, und es spritzen hohe Wasserfontänen. In jedem Falle muss neu angesetzt werden, die anderen sind sauer, und man hat sich blamiert.

Man sitzt im Boot auf einem Rollsitz, der auf Schienen vor- und zurückläuft, je nachdem, wie gerade die Ruder stehen. Das Rudern strengt, besonders wenn der Schlagmann ordentlich Druck macht, sehr an, gerade bei großer Hitze. Vom Regattahaus aus Richtung Heisingen macht der Baldeneysee eine leichte Kurve. Man muss schon eine Zeit rudern, bis man die hinter sich gelassen hat.

Wenn Paulo und Rudi mit ihren Freunden diese Kurve hinter sich hatten, legten sie bei große Hitze an und gingen schwimmen. Niemand konnte das vom Regattahaus aus sehen. Im Boot hat man die Füße auf dem Stemmbrett stehen, von dem man sich abstößt. Wenn man bei der Startphase in Fahrt kommen will, muss man seine ganze Körperkraft in die Skulls legen und sich mit seinem ganzen Körpergewicht gegen das Stemmbrett stützen.

Nach circa zwei Stunden kamen Paulo, Rudi und Kumpane zum Regattahaus zurück. Das Boot war sehr kippelig, das Aus- und Einsteigen muss vorsichtig erfolgen. Auf Kommando wurde das Boot danach wieder über Kopf genommen und ins Regattahaus getragen.

Hinterher fuhren Paulo und Rudi mit ihren Rädern nach Hause. Von Werden nach Borbeck waren es ungefähr fünfzehn Kilometer, das schlauchte schon ziemlich, zumal ja auch das Rudern anstrengend war.Zu Beginn mussten sie den Werdener Berg hoch, sie mussten ja aus dem Seekessel hinausfahren. Später fuhren Paulo und Rudi mit Bus und Bahn.

Es gibt neben Haus Scheppen noch weitere Ausflugslokale am Baldeneysee, so zum Beispiel die Schwarze Lehne in Baldeney, das Jagdhaus Schellenberg oder das Restaurant direkt an der Baldeneyer Fähre. Für Paulo und Rudolf spielten diese Ausflugslokale aber keine Rolle, weil sie kein Geld hatten, sie zu besuchen. Sie konnten sich höchstes einmal eine Cola an einer Bude (Kiosk) kaufen.

Dann gab es diesen denkwürdigen Sommertag, an dem sie nach der Schule mit den Rädern zum Regattahaus gefahren waren. Sie ließen sich wie immer Zeit und brauchten circa fünfundvierzig Minuten. Sie freuten sich schon während der ganzen Fahrt auf den Werdener Berg, da ließen sie es abgehen, das war ein guter Lohn für die anstrengende Strecke.

Als sie unten rechts in die Freiherr-vom-Stein-Straße einbogen, um Richtung Parkhaus Hügel zu fahren, ließen sie es langsam rollen, sie wären ja kurze Zeit später am Ziel. Plötzlich nahmen sie etwas Glänzendes wahr, das sich mit einer unglaublichen Beschleunigung senkrecht in den Himmel erhob, sie schätzten, dass es zwei Sekunden brauchte, bis es über den Wolken war und dann nicht mehr gesehen werden konnte.

Es war an einer Stelle im Park der Villa Hügel gestartet, die circa dreihundert Meter vom Bahnhof Hügel entfernt lag. Sie stellten ihre Räder am Bahnhof ab und liefen durch den Bahnhof in das Gelände des Villa-Hügel-Parks.

Sie erreichten nach kurzer Zeit eine Stelle, die verbrannt aussah, kreisrund war und einen Durchmesser von ungefähr drei Metern hatte, sie qualmte noch.

Sie sahen sich um und bemerkten einen erwachsenen Mann mit seiner Frau, die suchend umherliefen, offensichtlich Spaziergänger. Sie hörten sie „Nora, Nora“ rufen, das schien ihre Tochter zu sein. Dann schauten sie in den Himmel so, als hätten auch sie dieses merkwürdige Flugobjekt emporrasen gesehen.

Das war keine Rakete, eher ein klobiger Zylinder mit einer konischen Haube. Er schien aus einem Material zu bestehen, das glänzender war als Aluminium, ja, noch glänzender als Edelstahl.

Man sah keinen Feuerstrahl, der von einem Antrieb herrühren könnte. Dennoch war die Stelle, an der es gestartet war, verbrannt. Sicher hatte dieses etwas keinen konventionellen Raketenantrieb, der hätte es nicht mit dieser wahnsinnigen Beschleunigung versehen können.

Paulo und Rudolf hatten sich einmal mit Raketenantrieben beschäftigt und glaubten, dass es sich da um einen Photonenantrieb handeln musste, sicher waren sie sich aber nicht. Ein anderer Antrieb käme für diese brachiale Beschleunigung nicht in Frage.

Die beiden Erwachsenen suchten immer noch nach ihrer Tochter, bis sie letztlich an einer Weide, die auf einem frisch gemähten Stück Wiese stand, Noras Kleidung fanden, alle Kleidung, Unterwäsche und sogar ihre Schuhe,

Sie lag völlig verstreut umher.

Die beiden Erwachsenen schauten sich entgeistert an.

„Nora, Nora“ schrien sie entsetzt, aber von Nora war nichts zu sehen.

Dann schauten sie wieder zum Himmel empor, so als ahnten sie, dass da ein Zusammenhang zwischen dem Flugobjekt und dem Verschwinden ihrer Tochter bestünde. Der Mann zog ein Handy aus seiner Tasche und wählte die Nummer der Polizei. Die traf zwanzig Minuten später ein.

Die Frau lief völlig aufgelöst über die Wiese und rief immer wieder nach ihrer Tochter, „Nora, Nora“. Aber Nora blieb verschwunden, sie würde nie wieder auftauchen.

Die Polizei schaute auf die vorhandenen Spuren, Noras Kleidung, die Brandflecken und merkwürdige weiße Röllchen, die der Wind gegen einen Busch trieb. Bei der Geschichte von dem vermeintlichen Raumschiff, das in zwei Sekunden über den Wolken verschwunden wäre, was Paulo und Rudolf bestätigten, schüttelten die Beamten nur mit dem Kopf. Diese Geschichte nahmen sie niemandem ab.

Die Beamten sagten Noras Eltern, dass sie mit dem Schlimmsten rechnen müssten. Sie gingen nach der gegebenen Spurenlage von einem Entführer aus, der Nora komplett ausgezogen und dann mitgenommen hatte.

Wie alt ihre Tochter denn gewesen wäre, wollten die Beamten von Noras Eltern wissen. Zwölf Jahre alt, sagte Noras Mutter dann, sie schluchzte, als sie das aussprach.

Genaueres würden sie am nächsten Tag erfahren, wenn das Labor im Polizeipräsidium in der Zweigertstraße die Fundstücke genau untersucht hätte. Danach stopften sie Noras Kleidung, die ganz merkwürdig roch, fast stank, ihre Schuhe und ein paar von den weißen Röllchen in einen Sack, ließen sich von Noras Eltern ihre Adresse und Telefonnummer geben und fuhren davon.

Noras Eltern brachen in Tränen aus, sie hielten sich gegenseitig und liefen dann langsam weg. Paulo und Rudolf schauten sich an. An Rudern war an diesem Tag wohl kein Denken.

Warum haben die Beamten dem Brandfleck keine Bedeutung geschenkt?

Paulo und Rudolf beschlossen, sich zu Hause noch einmal mit dem Photonenantieb zu beschäftigen.

Sie gingen zum Bahnhof und liefen mit ihren Rädern zum Parkhaus Hügel. Dort setzten sie sich ausnahmsweise in das Lokal und bestellten jeder eine Cola. Was sie da vor einer Dreiviertelstunde gesehen hatten, würde ihnen niemand glauben, mit Ausnahme von Noras Eltern. Für Paulo und Rudolf stand fest, dass Nora in dem Raumschiff entführt worden war. Die Frage war, ob ein Mensch diese brachiale Beschleunigung hätte überstehen können.

Aber warum lagen dann Noras Sachen auf der Wiese? Paulo und Rudolf tranken ihre Cola, zahlten und fuhren danach wieder den Werdener Berg hoch. Sie fuhren so langsam, dass sie umzukippen drohten. Sie stiegen ab und schoben.

Niemand sagte ein Wort. Am nächsten Tag besuchten Beamte vom Polizeipräsidium Noras Eltern. Es war noch früher Morgen, als sie in der Ahornstraße in Essen-Stadtwald schellten.

Sie sagten, dass sie Noras Sachen untersucht hätten. Die Kleidung wies starke Spuren von Erbrochenem auf. Wem auch immer der Mageninhalt, der teilweise an der Kleidung zu finden war, gehörte, er wies einen so hohen Säuregrad auf, dass er unmöglich von einem Menschen stammen konnte. Die weißen Röllchen wären Exkremente gewesen, auch völlig untypisch in Aussehen und Konsistenz, man stünde vor einem Rätsel!

Am gleichen Tag stand eine kleine Meldung in der WAZ: „Mädchen auf rätselhafte Weise verschwunden, Kleidung und Schuhe gefunden, Polizei tappt im Dunkeln.“

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