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Das Freizeitbad in Neukirchen-Vluyn

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„Ich muss mit meinem Gleiter vorsichtig sein, wenn mich zu viele von den Dingern sehen, könnte es gefährlich für mich werden. Ich habe aber, was ich wollte.“

Das Freizeitbad in Neukirchen-Vluyn war ein Raum des Sich-Wohlfühlens. Es erfreute sich von jeher großer Beliebtheit bei allen, die ein bisschen schwimmen wollten, nicht wettkampfmäßig, bei Saunagängern, bei Aquasportlern oder bei Familien, die mit ihren Nichtschwimmerkindern kamen und denen das Schwimmen beibringen wollten.

Es liegt zwischen Neukirchen und Vluyn und ist sehr gut erreichbar: man kann von der A 40 die Abfahrt Neukirchen-Vluyn nehmen, Richtung Kamp-Lintfort fahren und rechts in die Tersteegenstraße einbiegen oder man kommt von Neukirchen direkt über die Tersteegenstraße.

Das Bad ist dem Schulzentrum angegliedert und in den 1970ern gebaut worden. Von Neukirchen kommend passiert man die Realschule, die Hauptschule, das Gymnasium und gelangt dann auf den Parkplatz des Freizeitbades, der aber auch anderweitig genutzt wird. Das gesamte Schul- und Freizeitzentrum wurde von einem Bauunternehmer errichtet, der inzwischen pleite ist. Ihm hat Hochheide seine Hochhäuser zu verdanken, auch in Kamp-Lintfort gibt es Überreste seiner Baukunst. Am Dach des Schwimmbades zeigen sich große Leckagen, nach fünfunddreißig Jahren können die aber schon mal auftreten. Das Bad hat ein gebogenes Dach, halbkreisartig gewölbt, das auf Leimbindern ruht und mit Dachpappe eingedeckt ist.

Da dieses Material mit der Zeit doch leidet, es gibt riesige Temperaturspünge, die die Dachpappe brüchig werden lassen, müsste das Dach bald mal erneuert werden.

In der Stadtverwaltung wird eine Dachsanierung diskutiert, die eine Lösung für alle Zukunft darstellen soll.

Die Grundsanierung des Daches würde immense Geldsummen verschlingen. Geld hat die Stadt aber nicht, deshalb ist alles noch im Schwange.

Der Badebetrieb verschlingt ohnehin Unsummen. Die Dachfläche beträgt 35 Meter mal 65 Meter, wobei die Wölbung noch nicht berücksichtigt ist. Also behilft man sich mit Flickarbeiten. Das alte Streitthema: einmal richtig renoviert, bedeutet eine große finanzielle Kraftanstrengung, die sich in der Zukunft aber bezahlt macht, das kann man politisch aber niemandem vermitteln.

Am Wochenende ist der Parkplatz vor dem Schwimmbad brechend voll. Da an Werktagen auch Gymnasiasten morgens den Parkplatz zustellen, ist man seit vier Jahren dazu übergegangen, den halben Parkplatz mit einer Schranke zu versehen, man muss vor der Schranke halten, einen Chip entnehmen, den man nach dem Betreten des Bades an einem Automaten freischaltet, sodass man ihn beim Verlassen des Parkplatzes wieder verwenden kann. Auf diese Weise hat man den Badbesuchern am Morgen den Parkplatz freigehalten.

Was sich da als gut und fortschrittlich ausnimmt, erweist sich in der Alltagspraxis aber als ausgesprochen störanfällig. Oft bleibt die Schranke geöffnet und ist abgestellt, weil die Technik nicht funktioniert. Manche parken auf dem Stück Parkplatz vor der Schranke aus Angst, nach dem Baden nicht mehr rauszukommen. Das ist aber noch nie passiert, außer man hatte vergessen, den Chip freizuschalten.Das Kassenpersonal muss natürlich auch darauf achten, dass genügend Chips aufgefüllt sind.

Im Kassenbereich gibt es mittlerweile schon seit Jahren einen Ticketautomaten, der aber in höchstens siebzig Prozent aller Fälle einwandfrei funktioniert. Wenn das Kassenpersonal Mittagspause macht oder bei sonstigen Gelegenheiten steht ein Schild an der Kasse: „Bitte Automaten benutzen!“ Oft musste man dann beim Büro des Schwimmmeisters klopfen und um Hilfe bitten.

Durch das Schwimmmeisterbüro hindurch hat man einen Blick auf die Schwimmbecken und kann sich schon einmal einen Überblick über die Anzahl der Badegäste verschaffen. Im Kassenbereich stehen Spielautomaten für Kinder und ein Stand mit vielen Broschüren des Freizeitbades und Stadtinformationen. An der Wand hängt eine Tafel mit den Öffnungszeiten und den Eintrittspreisen. Neben dem Ticketautomaten befindet sich der Eingang zur Lagune, so der Name des dem Schwimmbad angeschlossenen Restaurants.

Nachdem man den Eintritt bezahlt hat, bekommt man einen Chip. Den steckt man bei einem Drehkreuz in einen Schlitz, geht durch das Kreuz und nimmt den Chip wieder heraus. An der Wand neben dem Drehkreuz hängen Spiegel und Föhne.

Man betritt dann den Umkleidetrakt. Vor dessen Eingangstür hängt der Automat zum Freischalten des Parkchips.

In der Umkleidekabine wirft man den Chip, den man an der Kasse bekommen hat, in das Schloss der Schranktür, erst dann kann man den Schlüssel im Schloss drehen und abschließen, der Chip fällt dann durch, sodass man ihn nach dem Schwimmen wieder entnehmen kann. Man geht danach in den Duschraum, neben den Duschen befindet sich die Toilette. Nach dem Duschen betritt man die Schwimmhalle an ihrer Längsseite. Sofort umgibt einen ein ziemlicher Lärmpegel, weil Kinder und Jugendliche herumschreien und die Halle diese Schreie verstärkt.

Man schaut über das ganze Bad und steht neben dem „Kinderland“ genannten kleinen Becken für die Kleinsten der Kleinen, Es hat eine Wassertiefe von zwanzig bis dreißig Zentimetern, sehr warmes Wasser und verschiedene Kleinkindattraktionen. Es gibt Blubberquellen und eine Minirutsche, an der die Eltern anfangs immer stehen und ihre Kleinen beim Rutschen festhalten.

Alle Kleinkinder tragen Schwimmflügel, denn auch in dem nur dreißig Zentimeter tiefen Wasser können die Kleinsten ertrinken. Ferner gibt es an diesem kleinen Becken noch die Krake Sally und den Delfin Lucky. Ein dünner Wasserstrahl schießt in das Becken und wird von den Kindern immer gern zugehalten.

Neben diesem Minibecken befindet sich das Nichtschwimmerbecken mit dreißig Grad warmem Wasser. Es hat eine Gegenstromanlage und eine Wasserkanone. Die Wassertiefe reicht von knietief beim Hineingehen bis brusttief im vorderen Bereich.

Dieses Becken benutzen viele zum Quatschmachen, weshalb der Schwimmmeister immer herumbrüllt, weil die Nichtschwimmer beim Schwimmenlernen nicht gestört werden sollen.

Viele Jugendliche haben Bälle, die sie sich in diesem Becken zuwerfen. Wenn die Wasserkanone losschießt, wollen viele unter ihren starken Strahl, manche gehen hoch zum Austritt des Wassers und lenken den Strahl mit der Hand um, was wieder ein Schimpfen des Schwimmmeisters nach sich zieht.

Vor dem großen Becken befindet sich an der Gartenseite eine Whirlpool-Anlage. Man kann im Sprudelbecken bei achtunddreißig Grad Wassertemperatur entspannen, das Wasser wird eigens aufbereitet. Man muss für diesen Genuss allerdings extra zahlen.

Im Sommer kann man von dort raus auf die Liegewiese gehen, es gibt dort einige Strandkörbe. Auf der anderen Seite des Großbeckens befindet sich eine UVA-Solaranlage, die man kostenlos mitbenutzen kann. Man soll sich maximal zwanzig Minuten unter den Strahlern aufhalten.

Manchmal gibt es Stress, wenn sich einige Nutzer der Solaranlage nach Mallorcamanier durch Handtuchauflegen eine Liege reservieren wollen. Es kommen dann andere Besucher der Solaranlage und nehmen die Handtücher einfach weg, was zu Geschimpfe führt. Gelegentlich muss der Schwimmmeister einen solchen Streit schlichten. Er verweist dann einfach auf die Hinweistafeln, auf denen das Liegenreservieren ausdrücklich verboten wird.

An dieser Seite des Schwimmbeckens liegt der Nichtschwimmerbereich. Dreimal in der Woche findet in diesem flachen Bereich des Schwimmbeckens Aquagymnastik statt. Sie wird fast ausschließlich von älteren Gästen genutzt.

Am Beckenrand stehen die Übungsleiter, die die Übungen im Trockenen vormachen. Die Teilnehmer machen die Übungen im Wasser nach. Dieses Wasserturnen ist sehr gesund, weil der Auftrieb des Wassers die Gelenke entlastet und die Bewegungen unterstützt. Die Aquagymnastik wird deshalb auch von Orthopäden solchen Patienten verordnet, die unter Rückenproblemen leiden oder die nach Operationen, zum Beispiel am Knie, langsam wieder mit Belastungen anfangen müssen. Das Schwimmbecken wird in diesem Bereich von einer hölzernen Empore überbrückt. Sie überspannt die gesamte Hallenbreite und hat eine Höhe von circa vier Metern. Man gelangt über eine breite Treppe an der Beckenbreitseite auf die Empore und kann sich oben hinlegen. Die Empore ist mit Grünpflanzen geschmückt.

Der Schwimmmeister schaut gelegentlich nach, denn natürlich lädt dieser unbeobachtete Bereich zum Blödsinnmachen ein.

Der Mittwochnachmittag ist die Zeit der Kinder und Jugendlichen, dann wird ein Schwimmsteg über die Breitseite des tiefen Beckenbereiches gelegt. An der Hallendecke ist ein großer Gummiball aufgehängt. Wenn Kinder oder Jugendliche über den Schwimmsteg balancieren, versuchen am Rand Stehende diese mit dem Gummiball vom Steg zu kicken. Oft reicht schon der Versuch, dem anfliegenden Ball auszuweichen aus, um vom Steg ins Wasser zu fallen. Wird jemand vom Ball getroffen, fliegt er natürlich sofort runter.

Diejenigen, die ungeschoren über den Steg gelangen, laufen mit stolzgeschwellter Brust um das Becken herum und stellen sich für einen neuen Steggang an. Man muss beim Herunterfallen aufpassen, dass man nicht in Beckenrandnähe mit dem Körper auf den Hallenboden fällt.

Neben der Holztreppe zur Empore befindet sich eine kleine Rutsche, die von Kindern genutzt wird, die schwimmen können.

Viele Kinder machen im Freizeitbad den Jugendschwimmschein. Man muss neun Jahre alt sein, um den Jugendschwimmschein in Gold machen zu dürfen. Es wird einiges verlangt: 600 m Schwimmen in 24 Minuten, 50 m Brustschwimmen in 70 Sekunden, 25 m Kraulschwimmen, 50 m Rückenkraul, 15 m Streckentauchen, Tieftauchen mit Heraufholen eines Gegenstandes, Sprung vom Dreimeterbrett, 50 m Transportschwimmen (schieben oder ziehen), Baderegeln (Theorie), Hilfe bei Bade-, Boots- oder Eisunfällen (Theorie).

Die größten Schwierigkeiten bereitet den meisten Kindern das Streckentauchen. Die Scheu vor dem Wasser ist erst dann überwunden, wenn man sich unter Wasser sicher zu bewegen weiß. Die Strecke von fünfzehn Metern entspricht in etwa der Entfernung von der Breitseite des tiefen Beckens bis zum Beginn der Empore.

Oft kann man die Kinder üben sehen. Viele tauchen auf und japsen nach Luft. Sie schwimmen dann wieder zurück und probieren es nach einer gewissen Zeit noch einmal. Manche bleiben so dicht an der Wasseroberfläche, dass sie nur mit dem Gesicht unter Wasser tauchen.

Diejenigen, die die Strecke erfolgreich absolviert haben, sind völlig außer Atem und schwimmen ein Stück weiter, bis sie stehen können. Sie wiederholen ihre Leistung dann noch ein paarmal. Hauptsache, sie schaffen die Strecke am Tage der Abnahme des Jugendschwimmscheines durch den Schwimmmeister. Der nimmt sich bei der Abnahme seine Probanden und setzt sich mit ihnen nach erfolgreich vollführten Übungen in eine Ecke des Bades auf verschiedene Liegen und fragt dort nach den theoretischen Kenntnissen. Die meisten Kinder glänzen geradezu mit ihren Kenntnissen und bestehen die Prüfung mit Bravour.

Zum Abschluss erhalten sie das Jugendschwimmabzeichen in Gold. Stolzer als diese Kinder kann eigentlich niemand sein. Zu Hause muss sich die Mutter oder die Oma hinsetzen und das Abzeichen auf die Schwimmsachen nähen, an eine Stelle, wo es von jedem gut gesehen werden kann.

Die Frei-und Fahrtenschwimmerprüfungen, die es früher gab, stellten bei weitem nicht die Anforderungen des Jugendschwimmscheines. Die Kinder, die den schaffen, können mit Recht stolz auf sich sein.

Während des Schwimmens gibt es manchmal Streit mit älteren Schwimmern, besonders weiblichen, die nicht gern Wasser ins Gesicht gespritzt bekommen.

Manche Jugendliche machen sich einen Spaß daraus, die alten Damen voll zu spritzen, was die mit Entsetzensschreien quittieren. Wenn der Schwimmmeister das sieht, gibt es eine Rüge.

Die Schwimmerinnen tragen meistens eine Badekappe und halten den Kopf ganz weit über Wasser, um überflüssigen Kontakt mit dem nassen Element zu vermeiden. Sie laden auf diese Weise eigentlich dazu ein, nass gespritzt zu werden.

Sie schwimmen ganz langsam und blockieren manchmal den Schwimmfluss dessen, der ein paar Bahnen ziehen will. Oder sie stehen im Wasser am Beckenrand und schimpfen über die Jugend von heute.

Das Wasser im Freizeitbad ist sehr angenehm, es hat eine Temperatur von achtundzwanzig Grad, was früher undenkbar war. Gleichzeitig wird man im gesamten Badebereich nicht durch ätzendes Chlorgas belästigt, was früher immer rote Augen bewirkte, und was heute noch zum Desinfizieren vieler Schwimmbecken benutzt wird. Im Freizeitbad wird zwar auch eine Chlorverbindung benutzt, diese ist aber ungefährlich und wird nur bei Bedarf aus unproblematischem Kochsalz in einer technischen Anlage hergestellt.

Durch Elektrolyse entsteht Natriumhypochlorit, das dem Wasser durch ein elektrisches Mess- und Dosiergerät zugeführt wird. Diese schonende und kostengünstige Desinfektionsmethode gefällt auch den Badegästen. Sie klagen weder über gerötete Augen, noch über Geruchsbelästigungen.

Das Bad macht einen sauberen und gepflegten Eindruck. Der Eintritt kostet Erwachsene vier Euro fünfzig, was ein stolzer Preis ist. Man kann das aber nicht mit früher vergleichen, solche Vergleiche hinken immer. Man ist dazu übergegangen, in wirtschaftlich schweren Zeiten sozial Schwachen Sondertarife einzuräumen. Der Sondertarif ist immerhin einen Euro günstiger.

Max Kohlbrand ging mit seinen Kindern Laura und Klaus schon seit fünf Jahren regelmäßig ins Freizeitbad, Laura und Klaus haben dort schwimmen gelernt.

Vor einem Jahr, Klaus war gerade neun Jahre alt geworden, haben beide ihren Jugendschwimmschein in Gold gemacht. Laura tat sich mit dem Tauchen anfangs sehr schwer, Klaus packte die fünfzehn Meter auf Anhieb. Er zog seine Schwester lange Zeit mit ihrem Unvermögen auf und erzeugte damit bei ihr eine Wut, die sie am liebsten in Prügel umgesetzt hätte, aber Klaus war stärker als Laura, obwohl sie ein Jahr älter war als er.

Laura ging in die fünfte Klasse des Stursberg-Gymnasiums. Klaus ging in die vierte Klasse der Tersteegen-Schule. Laura drehte dann oft den Spieß um und hänselte Klaus damit, dass er noch zu den Kleinen in die Schule ging. So ging das Gezanke hin und her.

Familie Kohlbrand wohnte in Neukirchen in der Mandelstraße. Herr Kohlbrand fuhr mit seinen Kindern immer mit dem Rad zum Freizeitbad. Das war exakt Lauras Schulweg. Klaus fuhr am Kreisverkehr, wo man geradeaus fahren musste, rechts raus, um zur Tersteegen-Schule zu kommen. Klaus würde zum neuen Schuljahr auf das Gymnasium versetzt werden. Er war in der Grundschule ein guter Schüler, Laura kam am Gymnasium auch ganz gut mit. Sie hatte Englisch als Eingangssprache, sie hatte Englisch schon seit der dritten Grundschulklasse, Englisch fiel ihr leicht. Manchmal nahmen sie noch Freunde mit zum Schwimmen.

Der Schwimmmeister und die Kassiererinnen kannten die Kohlbrands schon, man grüßte sie mit Namen. Frau Kohlbrand ging nie mit, sie war wasserscheu. Sie konnte zwar schwimmen, wovon sich die Kinder im letzten Sommerurlaub an der Nordsee überzeugen konnten, hatte aber keine Lust, in das kalte Wasser des Schwimmbades zu steigen. An jenem Samstag gingen Herr Kohlbrand, Laura und Klaus allein schwimmen.

Die Freunde hatten keine Zeit, zum Teil waren sie mit den Eltern über das Wochenende weggefahren.

Als sie den Kassenraum betraten, schauten sie durch das Bürofenster des Schwimmmeisters ins Schwimmbad und stellen fest, dass ganz schön was los war. Sie zogen sich um, Laura ging in die Damenumkleide. Man traf sich dann am Beckenrand.

Wie lange das schon her war, dass sie beide in dem Minibecken plantschten und die Minirutsche hinunterrutschten!

Klaus machte sofort einen Kopfsprung ins Tiefe, Laura folgte, machte aber einen Fußsprung und Herr Kohlbrand ging über die Seitenleiter ins Becken, er kühlte sich ab, bevor er ins Wasser eintauchte. Klaus vollführte kleine Tauchkunststücke, indem er sich auf den Grund niederließ und sich da unten hinsetzte, kurze Zeit später tauchte er wieder hoch, er war eine richtige Wasserratte geworden.

Laura schwamm ihre Bahnen, auch Herr Kohlbrand war kein großer Taucher, er schwamm auch lieber die Bahnen entlang. Sie blieben ungefähr 2 Stunden im Schwimmbad, Herr Kohlbrand gönnte sich immer zwanzig Minuten Solarium, während Laura und Klaus in die Lagune gingen und sich ein Eis kauften. Sie nahmen aus der Umkleidekabine immer schon das Geld passend mit.

Manchmal genehmigte Herr Kohlbrand auch eine Portion Pommes mit Mayo und Ketchup für beide. Laura und Klaus setzten sich dann an einen Tisch und aßen mit Genuss ihre Pommes oder leckten an ihrem Eis, denn sie durften weder die Pommes noch das Eis mit ins Schwimmbad nehmen.

Manchmal standen in der Lagune zwanzig Kinder in einer Reihe an, um etwas zu kaufen, dann dauerte es immer sehr lange, bis man dran war. Anschließend gingen sie noch einmal ins Wasser und spielten mit einem kleinen Ball, den sie mitgebracht hatten.

Beide hatten das Jugendschwimmscheinabzeichen in Gold an ihren Badesachen.

Aus der Empore machten sie sich nichts, oft traf man dort oben Jugendliche, die herumstänkerten. Manche Badegäste saßen in der Lagune und tranken Bier oder aßen Schnitzel mit Pommes. Herr Kohlbrand genoss die zwanzig Minuten im Solarium. Hinterher ging er auch noch mal ins Wasser.

Nach insgesamt zwei Stunden mahnte er zum Aufbruch. Die Kinder hatten keine Einwände, seit Jahren blieben sie immer zwei Stunden, das reichte dann auch. Sie gingen in die Umkleide und zogen sich um. Sie wollten sich danach wie immer neben dem Ticketautomaten an der Bank treffen.

Herr Kohlbrand und Klaus waren längst fertig, sie machten sich noch lustig über die Frauen, die immer so lange brauchten.

Als Laura nach zwanzig Minuten aber immer noch nicht erschien, bat Herr Kohlbrand die Kassiererin, Frau Schmolke, einmal in der Damenumkleide nachzusehen und Laura Dampf zu machen. Frau Schmolke öffnete die Tür zur Damenumkleide und rief Laura, erhielt aber keine Antwort.

Sie ging weiter hinein und sah Lauras Bikini auf dem Boden liegen, kein Schrank war in der Umkleide geöffnet, es zog so merkwürdig, und als Frau Schmolke um die Ecke sah, bemerkte sie ein großes Loch in der Außenwand. Sie erschrak, lief schnell wieder zurück und holte den Schwimmmeister. Auch er konnte sich keinen Reim darauf machen, wie das Loch in die Außenwand gekommen war.

Vor dem Loch lagen im Außenbereich, der schon zur Sauna gehörte, die an diesem Tag geschlossen war, kleine weiße Röllchen, wie aus feiner Gaze und trieben im Wind.

Auf dem Rasenstück im Saunagarten war ein kreisrundes Stück, das verbrannt war, es hatte einen Durchmesser von circa drei Metern.

Niemand hatte eine Erklärung parat, niemand konnte Näheres sagen.

Der Schwimmmeister rief die Polizei in Neukirchen an, die wiederum ihre Kollegen in Moers in der Asberger Straße verständigte. Auch die Polizei konnte keine hinreichende Erklärung für das Loch in der Außenwand abgeben. Sie Überließ die Untersuchung den Männern von der KTU.

„Laura, Laura“, rief Herr Kohlbrand, aber niemand war zu sehen. Die KTU nahm Lauras Bikini und etwas von den weißen Röllchen mit zur Untersuchung.

Die Polizei ließ sich von Herrn Kohlbrand seine Adresse und Telefonnummer geben. Sie wollte sich am nächsten Tag bei ihm melden, machte ihm aber keine großen Hoffnungen.

Als Herr Kohlbrand ohne Laura nach Hause kam und erzählte, was in dem Schwimmbad vorgefallen war, und wie die Polizei auch nicht weiter wusste, brach Frau Kohlbrand in Tränen aus.

Laura blieb für immer verschwunden.

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