Читать книгу Mainfranken Reiseführer Michael Müller Verlag - Hans-Peter Siebenhaar - Страница 13
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Mit der Kirche Maria Limbach, der von Balthasar Neumann konzipierten Wallfahrtskirche (Einweihung 1755), besitzt das ca. 5500 Einwohner große Mainstädtchen Eltmann, das sich gerne als „nördliches Eingangstor zum Steigerwald“ bezeichnet, einen wahren Publikumsmagneten.
Das prominente Gotteshaus, wenige Kilometer mainabwärts von Eltmann, zieht vor allem im Sommer viele Besucher an. Doch auch die Stadt, die vom gewaltigen Bergfried einer früheren Burg („Krautstücht“) überragt wird, lohnt einen Besuch. Neben der Kirche (nach Plänen Leo von Klenzes von 1835-1838 erbaut) locken das Rathaus, das originelle Heimatmuseum, die malerische Heilig-Kreuz-Kapelle im Friedhof, die Ölbergkapelle (13. Jh.) hinter der Stadtpfarrkirche und die schöne Aussicht von der Wallburg über das Maintal die Besucher an. Von der Burg ist mit Ausnahme des 28 m hohen Turms nichts mehr zu sehen. Einst gab es auf dem Berg hoch über dem Städtchen ein bedeutendes Amtsschloss des fürstbischöflichen Hochstifts Würzburg.
Sehenswertes
Wallburgturm: Der begehbare Turm ist ein Überrest der Wallburg, deren Ursprung auf das 11. Jh. zurückgeht. Einst diente er als letzter Zufluchtsort und als Warte vor möglichen Feinden. Ursprünglich war der Turm 43 m hoch, jedoch wurde er wegen Baufälligkeit bis auf 28 m abgetragen. Geöffnet an Sonn- und Feiertagen, weitere Infos über www.ritz-eltmann.de.
Heilig-Kreuz-Kapelle: Das ovale Kirchlein, flankiert von zwei Buchsbäumen, stammt aus dem Jahr 1768. Fast 200 Jahre später wurde die barocke Kapelle, die zehn Kirchenbänke beherbergt, abgebrochen und am westlichen Rand des Eltmanner Friedhofs (Richtung Bamberg) wieder aufgebaut. Beachtenswert ist auch die ungewöhnliche Pfarrkirche am Marktplatz, die nach Plänen des berühmten Münchner Architekten Leo von Klenze entstand.
Heimatmuseum: Die Sammlung zeigt in 13 Räumen rund 1500 Exponate zur Geschichte und Kultur des Mainstädtchens. Ein Schwerpunkt der Sammlung liegt auf den Themen Handwerk und Industrie, beispielsweise die für die Region typischen Gewerbe Flößerei, Sandsteinbearbeitung und Kugellagerherstellung.
♦ Unregelmäßige Öffnungszeiten, Besichtigung nach individueller Terminvereinbarung möglich. Eintritt 3 €, Kinder und Jugendliche 1 €. Brunnenstr. 4, Tel. 09522/1000.
Wallfahrtskirche Maria Limbach: Die 3 km (Richtung Knetzgau) entfernt gelegene Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung ist eines der letzten Werke des berühmten Barockbaumeisters Balthasar Neumann. Dessen Spuren kann man unweit von Limbach auch in Fabrikschleichach folgen, wo der Baumeister eine bedeutende Glashütte (die Fabrik Schleichach) unterhielt. Äußerlich wirkt der in der Mitte des 18. Jh. entstandene, weiß verputzte Bau streng und schlicht. Um so größer ist die Überraschung beim Betreten des Gotteshauses: eine prächtige Rokokoausstattung mit aufwändigen Stuckarbeiten, in der Mitte der von Johann Peter Wagner (in Obertheres geboren) geschaffene Gnadenaltar mit einer spätgotischen Madonna, die das Christuskind auf dem linken Arm hält und von einem flammenden Strahlenkranz umgeben ist. Wagner schuf auch die prachtvollen Seitenaltäre und die eindrucksvolle Kanzel. Beachtenswert ist außerdem die Orgel des Würzburger Hoforgelmachers Philipp Seuffert. Architekt Neumann erlebte die Einweihung der Kirche im September 1755 nicht mehr. Übrigens ist Maria Limbach kein Kunstmuseum, sondern eine bis heute populäre Wallfahrtskirche. Noch immer stimmen Pilger fromme Lieder an: „Ich hab mich besonnen, o himmlische Zierd’! Nach Limbach zu wallen vor Lieb’ und Begierd’. Und wenn ich dort sehe dein liebreich’ Gesicht; an Hilf’, o Maria, es niemals gebricht ...“
Praktische Infos
Information Ritz Eltmann, regionales Informations- und Tourismuszentrum für die Naturparks Steigerwald und Haßberge, Marktplatz 7, 97483 Eltmann, Tel. 09522/89970, www.ritz-eltmann.de. Mo-Fr 8-12 Uhr, Do auch 14-18 Uhr. Großes Informationsangebot.
Im nördlichen Steigerwald haben sich fünf Gemeinden, nämlich die Stadt Eltmann, die Gemeinden Knetzgau, Oberaurach, Rauhenebrach und Sand am Main zu den sog. „Fünf Sternen im nördlichen Steigerwald“ zusammengeschlossen.
Übernachten/Essen Hotel Wallburg, das Haus in Eltmann-Süd, wie die Einheimischen süffisant das Neubaugebiet nennen, ist an seiner Fassadenmalerei leicht zu erkennen. Das am Fuß des Wallbergs, unweit des Freibads, gelegene Hotel besitzt ein Restaurant, das tägl. (außer Do) 16.30-21 Uhr, So bereits ab 11 Uhr (Mittagstisch) geöffnet ist. EZ ab 50, DZ ab 85 €, Frühstück und Saunanutzung inklusive. Wallburgstr. 1, Tel. 09522/6011, www.hotelwallburg.de.
Landgasthof Schramm, im Stadtteil Roßstadt, 6 km von Eltmann gelegen, bietet fränkische Küche mit Wild aus eigenem Damwildgehege und Hausschlachtung, Hausmacher Brotzeiten. Freundlicher Service, durchgehend geöffnet, Küche 11.30-14 und 17-21 Uhr, Mo Ruhetag (Mai-Sept. ab 17 Uhr geöffnet). Übernachtung 37,50 € pro Pers. (bei längerem Aufenthalt günstiger). Frankenstr. 24, Roßstadt, Tel. 09522/399, www.schramm-landgasthof.de.
Essen & Trinken außerhalb Weinstube und Weingut Nico Scholtens, untergebracht in einem ehemaligen Dorfschulhaus mit herrlichem Naturgarten, urige Atmosphäre im Inneren (mit Teppichen als Tischdecken). Der Vater der Wirtin ist der bekannte Bildhauer Waldemar Kuhn, von dem auch einige Großplastiken im Garten stehen. Weine aus der Zeller Extrem-Steillage. Sa ab 17 Uhr, So und an Feiertagen ab 14 Uhr. Rieneckstr. 6, Fatschenbrunn (Gemeinde Oberaurach), Tel. 09529/326, www.weingut-scholtens.de.
Schinderei für den Stein
Wer etwas auf sich hielt, baute in der zweiten Hälfte des 19. Jh. sein Anwesen aus Eltmanner Sandstein. Das Kurhaus von Bad Kissingen, die Baumwollbörse in Hamburg oder der Norddeutsche Lloyd in Bremen haben eines gemeinsam: Der Stein stammt aus der Gegend um Eltmann. Ende des 19. Jh. lebten hier rund 1100 Steinhauer. Freilich verdienten die Arbeiter in der Steingewinnung und -bearbeitung ihr tägliches Brot sehr hart. „Die regelmäßige Arbeitszeit dauert von morgens 6 Uhr bis abends 7 Uhr. Erwachsenen Arbeitern steht es frei, die Arbeit von morgens 5 Uhr bis abends 8 Uhr zu verlängern“, hieß es in der Arbeitszeitverordnung eines größeren Unternehmens im Jahr 1896. Am meisten machten den Steinhauern die unmenschlichen Arbeitsbedingungen zu schaffen. Augenzeugenberichte schildern, dass die Staubentwicklung so stark war, dass zwischen Eltmann und Zeil im Sommer eine einzige Staubwolke in der Luft hing. Die Staublunge führte bei vielen Steinmetzen zur Frühinvalidität oder gar zum Tod. Eine Statistik aus dem Jahr 1908 berichtet nüchtern, dass die Lebenserwartung der mainfränkischen Steinhauer bei 30,3 Jahren bei einer durchschnittlichen Beschäftigungsdauer von 15 Jahren lag.
Oberschwappach
Das Schloss von Oberschwappach, einst Amtshof des Zisterzienserklosters Ebrach, gehört zweifellos zu den schönsten Anlagen zwischen Bamberg und Schweinfurt. Schon von Ferne ist das wuchtige, gelb-weiße Schloss am Ortsrand des Weilers zu erkennen. Doch nicht nur wegen der Kunst lohnt sich ein Ausflug in das Dörfchen, sondern auch wegen der Heckenwirtschaften, die kräftige Frankenweine und deftige Brotzeiten anbieten.
Museum Schloss Oberschwappach (ehem. Maintal-Steigerwald-Museum): Das barocke Hauptgebäude mit den beiden Eckflügeln wurde im 18. Jh. als Amtshof des Zisterzienserklosters Ebrach erbaut. Oftmals wird es als Sommerresidenz der Ebracher Äbte bezeichnet, was es allerdings nie war. Über einen nach hinten gelegenen Schlosshof erreicht man einen zentralen Wirtschaftshof mit den Stallungen und einer ehemaligen Remise, heute eine Festhalle. Im Norden (gegenüber dem heutigen Eingang) liegen die Terrassengärten, die wie Kaskaden zum Dorfkern hin abfallen. Im Inneren des Schlosses verdient insbesondere der Spiegelsaal mit seinen Stuckaturen Beachtung. In den Ecken werden die vier damals bekannten Erdteile dargestellt, an den Seiten die acht freien Künste. Den Innenhof schmückt ein aufwändig gestalteter Neptunbrunnen. Die Archäologische Abteilung mit dem Titel „Auf den Spuren unserer Vorfahren“ mit herausragenden Fundstücken vom nahe gelegenen Großen Knetzberg ermöglicht im Kellergewölbe einen Blick in die Vor- und Frühgeschichte der Region. Ungewöhnlich ist, dass die zeitliche Spanne mit archäologischen Funden bis in die Zeit des 18. Jh. abgedeckt wird, bis in die Zeit also, in der Balthasar Neumann die Glashütte in Fabrikschleichach betrieb. Grundlage dieses Museums im Museum ist die Sammlung von Paul Hinz, einem Pionier der Archäologie zwischen Steigerwald und Haßberge, bereichert noch durch hochwertige Leihgaben, u. a. aus der Prähistorischen Staatssammlung München. In den Obergeschossen ist ein Zweigmuseum der Diözese Würzburg zur kirchlichen Kunst und Werken aus dem 17. und 18. Jh untergebracht. Außerdem finden im Schloss regelmäßig klassische Konzerte und Ausstellungen zeitgenössischer Künstler statt.
Zuständig für Humor - Oti der Schmelzer
♦ April bis Okt. So 14-17 Uhr sowie Gruppenführungen jederzeit nach Voranmeldung bei der Gemeinde Knetzgau, Tel. 09527/790. Eintritt 2 €, www.museen.bistum-wuerzburg.de/oberschwappach.
Bescheuerte Weindunstbühne: Er ist lustig, so lustig, dass er sogar die Straßen unterhält: Otmar alias Oti (der) Schmelzer betreibt in Oberschwappach am Fuß des Steigerwalds ein originelles Kleinkunsttheater, die Bescheuerte Weindunstbühne. Klein, aber fein: Immerhin lernten hier auch einige Größen des fränkischen Kabaretts wie Michl Müller das Laufen. Schmelzer ist im Hauptberuf Straßenwärter bei der Autobahnmeisterei in Knetzgau („Schneeschmelzer beim Winterdienst ...“), im Nebenberuf Winzer und aus Leidenschaft Humorist (bekannt aus der „Fastnacht in Franken“ im bayerischen Fernsehen). Seine Bühne auf dem Scheunenboden über dem Weinkeller ist ein derart geheimer Geheimtipp, dass die Termine der Spielzeiten im Frühjahr und Sommer meist innerhalb weniger Stunden ausverkauft sind (www.otiderschmelzer.jimdo.com).
Essen & Trinken Im Westflügel des Hauptgebäudes befindet sich das Restaurant Zeitlos, es gibt eine idyllische Gartenterrasse im Schlosspark. So 11-17 Uhr. Schlossstr. 6, Tel. 09527/9518214, www.schlossrestaurant-zeitlos.com.
Mein Tipp Heckenwirtschaft Hetzel, bietet Tafel- und Qualitätsweine aus eigenem Anbau, preiswerte kleine Brotzeiten. Geöffnet ab Ende Jan. und ab Ende Sept. 8 Wochen lang, jeweils Fr ab 17 Uhr und Sa/So ab 14 Uhr. Hofschoppenfest am zweiten Juliwochenende. Scherenbergstr. 18, Tel. 09527/207, www.weinbau-hetzel.de.
Heckenwirtschaft Udo und Bettina Vogt, gemütliche Wirtschaft, geöffnet ab dem ersten Freitag im März und dem ersten Freitag im Sept. für jeweils acht Wochen, immer am Wochenende (Fr ab 18, Sa ab 17, So ab 15 Uhr) und Mo ab 18 Uhr. Scherenbergstr. 41, Tel. 09527/650, www.udos-heckenwirtschaft.de.
Weinbau Otmar Schmelzer, der Inhaber des Weinbaubetriebs (auch als „Bescheuerte Weindunstbühne“ bekannt) ist kabarettistisch und dabei fränkisch-deftig als Oti der Schmelzer unterwegs. Steigerwaldstr. 26, Tel. 09527/810821, www.otiderschmelzer.jimdo.com.
Übernachten Schmitt’n Hof, am Ortsrand von Wohnau und gleichzeitig am Fuße des Zabelsteins liegt der Betrieb, der Ferienwohnungen vermietet. Außerdem kann man auch auf der Wiese zelten, es gibt einen Hofladen und einen Brotzeitkeller. Reiterhöfe und Kinderspielplatz in der Nähe. Ferienwohnung für 1-5 Pers. Preise auf Anfrage. Zabelsteinstr. 15, Tel. 09528/1285, www.schmittn-hof.de.
Eschenau (Gemeinde Knetzgau)
Der zur Gemeinde Knetzgau gehörende Ort liegt sehr idyllisch am Rande des Steigerwalds und ist ca. 2 km von Oberschwappach entfernt. Von dort aus kann man herrliche Spaziergänge unternehmen. Lohnend ist beispielsweise ein Spaziergang zur kleinen Bergkirche Heilige Dreifaltigkeit etwas außerhalb des Ortes in Richtung Westheim. Von dort hat man eine herrliche Aussicht auf die Hügel des Steigerwaldes.
Weinberghäuschen am Main
Galerie im Saal: Die kleine, aber feine Kunstgalerie wird betrieben von Eleonore Schmidts-Stumpf und Egon Stumpf im ehemaligen Tanzsaal der historischen Dorfwirtschaft. 2019 feierte sie ihr 20-jähriges Bestehen. Gezeigt werden Wechselausstellungen und eine Dauerausstellung zeitgenössischer Künstler, nicht nur aus der Region. Außerdem kuratieren die Besitzer auch Ausstellungen anderenorts, z. B. im Westflügel des Schlosses Oberschwappach.
Öffnungszeiten So/Fei 11-17 Uhr sowie nach Vereinbarung. Gangolfsbergstr. 10, Tel. 09527/810501, www.galerie-im-saal.de.
Übernachten/Essen Zum Böhlgrund, am Ortsrand von Eschenau (Ausgangspunkt von Wanderungen z. B. Kelten-Erlebnisweg) liegt der beliebte Gasthof mit fränkischer Küche. Sehr schöner Garten mit Blick auf den Steigerwald. Es werden Zimmer, Appartements und Ferienwohnungen vermietet. EZ mit Dusche/WC 42 €, DZ mit Dusche/WC 68 €. August-Wacker-Str. 25, Tel. 09527/376, www.gasthof-loebl.com.
herman de vries: Meine Poesie ist die Welt
„meine poesie ist die welt
ich schreibe sie jeden tag
ich schreibe sie jeden tag neu
ich sehe sie jeden tag
ich lese sie jeden tag
ich esse sie jeden tag
ich schlafe sie jeden tag
die welt ist meine chance
sie ändert mich jeden tag
meine chance ist meine poesie“
herman de vries schrieb dieses Gedicht 1972. Es wurde seither in 57 Sprachen übersetzt.
Der 1931 in Alkmaar (Niederlande) geborene, international bekannte Künstler spricht oft von seinem 200 km2 großen Atelier und meint damit den Steigerwald, der seit über 30 Jahren seine Heimat ist. Er lehnt Hierarchien grundsätzlich ab, deshalb die konsequente Kleinschreibung seines Namens. Er arbeitet in und mit der Natur. Sand und Erde aus allen Teilen der Welt hat er gesammelt, die von den Bäumen fallenden Blätter liest er auf, ein Grashalm ist in seinen Augen ein vollendetes Kunstwerk und der Farn auf der baufälligen Friedhofsmauer ist kein lästiges „Straßenbegleitgrün“, sondern ein wichtiger Teil der Welt. Der Künstler aus dem Steigerwald hat mit seiner Philosophie längst Eingang in die großen Galerien der Welt gefunden. herman de vries ist in Amsterdam und New York ein Begriff. Aber zu Hause fühlt er sich vor allem im Steigerwald. Mit dem Projekt „spuren“ aus dem Jahr 2005 führt herman de vries in die Natur zwischen Zell am Ebersberg/Böhlgrund und Eschenau (Gemeinde Knetzgau). Im Jahr 2011 wurde ein weiteres bedeutendes Kunstwerk von herman de vries in Schweinfurt/Oberndorf aufgestellt: ein Mahnmal für die vielen Tausend Zwangsarbeiter aus ganz Europa, die im Zweiten Weltkrieg in der Schweinfurter Industrie schuften mussten.
♦ Buchtipp: herman de vries, chance and change, von Mel Gooding, erschienen 2006 bei Zweitausendeins. Nur noch antiquarisch.
Zell am Ebersberg
Steile Weinberghänge erheben sich am Ebersberg rings um Zell herum. Hier wird noch wie in alter Zeit in extremer Steillage fast ausschließlich in Handarbeit gewirtschaftet. Das Ergebnis sind kernig-trockene Frankenweine. Zell ist der Ausgangspunkt für schöne Wanderungen, etwa über Schlossberg und Ebersberg nach Sand oder Maria Limbach im Maintal, durch den Böhlgrund in die Tiefen des Steigerwalds oder zum Zabelstein.
Heckenwirtschaften Weinverkauf bei Peter Götz, charakteristische fränkisch-trockene Steigerwaldweine der Steillage Zeller Schlossberg, freundliche Probierstube in einem Nebengebäude. Höhstr. 10, am besten kurz vorher telefonisch anmelden, Tel. 09529/617, www.goetz-wein.de.
Außerdem zahlreiche weitere Heckenwirtschaften im Ort (Prospekt bei der Gemeinde Knetzgau erhältlich).
Weiki-Hof Alois Endres, Obst und Liköre, Gemüse, Spargel in Direktvermarktung. Ferienwohnung vorhanden. Gartenstr. 10, Tel. 09529/592, endres@weiki-hof.de, www.weiki-hof.de.
Wandern Einer der schönsten Naturräume der Region ist der Böhlgrund. Den Eingang in den idyllischen Bachgrund finden Sie, wenn Sie kurz vor dem Ortsende von Zell Richtung Oberschleichach nach rechts abbiegen, dann das Auto vor dem letzten Haus abstellen. Ab hier kann man das herrliche Tal des Böhlbachs entlang wandern. Verschiedene Abzweigungen vom Grund aus sind möglich, so führt z. B. ein Weg rechts hinauf zum historischen Forsthaus Neuhaus. Empfehlenswert ist auch der urtümliche und verwunschene „Schlangenweg“, der linker Hand des Böhlgrundes parallel zu diesem auf einer Anhöhe im Wald verläuft (Eingang gleich zu Beginn des Tals links in den Wald hinein).
Ebelsbach/Gleisenau
Hier beginnt Weinfranken: Westlich von Ebelsbach wachsen im breiten Maintal die ersten Reben, es ist das östlichste zusammenhängende Weinbaugebiet in Franken. Früher lohnte sich ein Abstecher nach Ebelsbach vor allem wegen des malerischen ehemaligen Wasserschlosses, das jedoch bei einem Brand 2009 zerstört wurde. Die Schlosskapelle St. Maria Magdalena entstand 1580 und wurde um die Wende vom 17. zum 18. Jh. ausgestattet. Hier ist vor allem die doppelte Holzempore mit der Loge für die adelige Familie mit wertvollen Dekorationen erwähnenswert.
Gegenüber der Anlage steht ein Gedenkstein, der an die Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bürger Ebelsbachs in der Zeit des Nationalsozialismus erinnert. Wie viele in den Todesfabriken der Nazis umkamen, ist bis heute unbekannt.
Im nördlichen Nachbarort Gleisenau (2 km entfernt) steht das 1772/73 erbaute Schloss Gleisenau mit seinem weitläufigen Park und einer Kapelle. Das heitere Anwesen aus dem späten Rokoko beherbergte bis vor einigen Jahren die Dorfschule - ehemals eine der schönsten Schulen in Franken. In den Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäuden des Schlosses ist die Gemeindeverwaltung untergebracht. Der weitläufige, von einer Mauer umgrenzte Park dient oft als Kulisse für stimmungsvolle Dorffeste.
In Steinbach, 2 km westlich von Ebelsbach in Richtung Haßfurt, hat sich ein Golfplatz etabliert (Anfahrt von Steinbach in Richtung Schönbach). Spektakulär ist der Blick in den Steigerwald, der sich von den Greens des 18-Loch-Platzes auf dem Höhenrücken bietet. Gastronomie vorhanden (Tel. 09522/7085500, www.golfclub-hassberge.de).
Wer Weinberge kennenlernen möchte, wie sie einst in Mainfranken vielfach verbreitet waren, sollte ebenfalls nach Steinbach fahren. Hier haben sich Weinbergterrassen, die in Fischgrätform angelegt und mit Trockenmauern befestigt wurden, bis auf den heutigen Tag erhalten. Als die Flurbereinigung in den 1970er- und 80er-Jahren in Steinbach Einzug hielt, blieb die historische Weinbergsanlage zur Freude vieler Frankenweinliebhaber verschont. Übrigens wird Weinbau in dem Winzerdörfchen am Main seit 1335 betrieben. Einst besaß das Bamberger Katharinenspital hier Weingärten. Die Lagen Nonnenberg und Pfaffenberg (heute Naturschutzgebiete) erinnern bis heute daran.
Information Verwaltungsgemeinschaft Ebelsbach, Schlossanlage Gleisenau, 97500 Ebelsbach, Tel. 09522/7250. (Besser noch im Tourismuszentrum Ritz Eltmann, Marktplatz 7), Tel. 09522/89970, www.vg-ebelsbach.de.
Übernachten/Essen Schäfers Weinscheune, gemütliche Gaststätte in einer ausgebauten Scheune, im Sommer Gartenbetrieb, Kinderspielplatz. Geöffnet Mi-Sa ab 16, So ab 14 Uhr, Mo und Di Ruhetag. Kirchstr. 13, Gleisenau, Tel. 09522/950500, www.weinscheune-schaefer.de.
Gasthaus Zehendner, freundliches Gasthaus mit einfacher, aber sehr guter fränkischer Küche und ebenso guten wie preiswerten Eigenbauweinen. Bei Einheimischen sehr beliebt, so dass sich eine Tischreservierung empfiehlt. Di, Mi ab 16 Uhr, Fr und Sa ab 15 Uhr, So/Mo/Do Ruhetag. Obere Eichenleite 2, Tel. 09522/1831, www.gasthaus-zehendner.de.
Kellerkind
Der Ebelsberg, der hinter Ebelsbach steil aufragt, ist ein außergewöhnliches zeitgeschichtliches Denkmal: Im Zweiten Weltkrieg ließen die Nationalsozialisten von Zwangsarbeitern in seinem Inneren ein ausgedehntes Tunnelsystem anlegen. Die Produktion aus dem Kugelfischer-Werk sollte nach untertage verlagert werden, da die Luftangriffe der Briten und Amerikaner immer wieder große Schäden verursachten. Zu ihrem eigentlichen Zweck konnten die Stollen im Ebelsberg jedoch nicht mehr genutzt werden, und die US-Armee hat nach dem Krieg einen Teil der Gänge gesprengt. Dann gerieten sie in Vergessenheit. Erst vor einigen Jahren wurden sie zum Teil restauriert und wieder zugänglich gemacht, wenn auch großteils nur als Unterschlupf für riesige Fledermauskolonien. Einige Gänge nutzt der Winzer Martin Fischer aus Steinbach (Tel. 09522/5065) für die Produktion von Frankensekt. Der Winzer bietet auch Führungen für Gruppen an. Informationen unter www.mf-frankensekt.de.
Zeil am Main
Lassen Sie sich von dem weitläufigen Industriegebiet um die Altstadt nicht täuschen, das Weinstädtchen am Main, von der Wallfahrtskirche Käppele überragt, zählt zu den schönsten Zielen zwischen Bamberg und Schweinfurt.
Im idyllischen Zentrum bildet der halbkreisförmige Marktplatz mit seinen Fachwerkhäusern und der Stadtpfarrkirche St. Michael samt eigenwilligem Kirchturm die gute Stube der Stadt. Der Platz ist wie schon vor Jahrhunderten noch immer ein Ort zum Handeln, Versammeln und Feiern, wie das Altstadtweinfest Jahr für Jahr beweist. Allerdings hat das Städtchen unter dem Durchgangsverkehr zu leiden.
Das Panorama des Zeiler Käppele hoch über dem Maintal
Zeil besitzt nicht nur wegen seines attraktiven Stadtbilds einen klangvollen Namen, sondern vor allem auch wegen seiner Weine. Bereits um 1018 pflanzten die Mönche des Bamberger Klosters St. Michael hier Reben. Ein gebürtiger Zeiler, der Ebracher Abt Alberich Degen, war es, der im 17. Jh. maßgeblich zur Verbreitung der aus Österreich stammenden Silvanerrebe in Franken beitrug: der Anfang einer Erfolgsgeschichte bis zum heutigen Tag. Er wurde im Zuge der Hexenverbrennungen aus Zeil vertrieben (→ Kasten).
Der Weinbau in Zeil erlebte in den letzten beiden Jahrzehnten einen neuen Aufschwung. Es werden insbesondere die Rebsorten Müller-Thurgau, Silvaner, Bacchus und Riesling angebaut. Doch in Zeil wird auch Bier gebraut: Die Dorfbrauerei Göller ist im Ort omnipräsent. Das Bier wird seit über 400 Jahren in der Brauereigaststätte „Zur Alten Freyung“ ausgeschenkt, doch auch die meisten anderen Lokale des Orts haben Göller im Angebot. Am westlichen Stadtrand kann man es im brauereieigenen Biermarkt (Wildgarten 12) als Flaschenbier kaufen.
Sehenswertes
Käppele: Das Wahrzeichen der Stadt steht auf dem 366 m hohen Kapellenberg. Als 39 Zeiler Söhne 1870/71 gegen Frankreich in den Krieg zogen, gelobten sie, im Falle einer unversehrten Rückkehr eine Madonna vergolden zu lassen. Tatsächlich kehrten alle 39 Soldaten wieder heim. 1894 wurde mit dem Bau der neuromanischen Kirche begonnen, die heute ein beliebtes Ziel für Wallfahrer und Ausflügler ist. Beachtenswert sind die kleine Mariengrotte und die Mirakelkammer mit Wachspuppen als Weihegaben. Vom Käppele kann man einen grandiosen Blick über das Maintal zum Steigerwald genießen. Ein herrlicher Kreuzweg mit Sandsteinfiguren von 1880 führt von der Stadt durch den Wald hinauf (Ausgangspunkt/Einstieg: am Ortsende von Zeil Richtung Bischofsheim auf der rechten Seite), Einkehrmöglichkeit im Berghospiz (Tel. 09524/1009).
Stadtpfarrkirche St. Michael: Bis heute beherrscht das auf einer Anhöhe gelegene Gotteshaus den Marktplatz. Der von einer teilweise erhaltenen Wehrmauer umgebene Bau wurde Anfang des 18. Jh. auf den Fundamenten einer mittelalterlichen Kirche errichtet. Das imposante Rahmenwerk des Hochaltars schuf der Bamberger Martin Walter, der auch später die Seitenaltäre fertigte. Beachtenswert ist die vermutlich aus dem 14. Jh. stammende Turmhalle, die als Taufkapelle diente. Sie beherbergt über 600 Jahre alte Fresken. An der Westwand sind die Bistumsgründer Heinrich II. und Kunigunde dargestellt, in den Händen der Bamberger Dom. An der schmucklosen Fassade der Kirche befindet sich eine Ölberg-Darstellung. Sie zeigt drei vom Schlaf überwältigte Jünger, während Jesus vor der Felswand zusammengesunken seinem Tod entgegensieht und ein Engel ihm den Kelch des Leidens reicht.
Die Kapelle St. Anna gegenüber der Pfarrkirche zählt zu den ältesten Bauwerken der Stadt (Weihe 1412). Einst war sie eine Totenkapelle mit Beinhaus. Sie wurde mit historischen Bautechniken renoviert. Im Inneren ein schlichter Rokokoaltar und Renaissancemalereien.
Marktplatz: Das dreigeschossige Rathaus am Marktplatz mit dem streng gegliederten Fachwerkobergeschoss ist ein Werk mehrerer Epochen. Das gotische Hauptportal lässt sich ins 14. Jh. datieren. Der Abschlussstein des Fachwerkgeschosses nennt 1540. Ein Kuriosum am Rathauseck: Neben der Bamberger Elle, die 67 cm maß, hat sich ein Relikt des mittelalterlichen Strafrechts erhalten, der Pranger. Gegenüber vom Rathaus das ehemalige Rosenbergische Zehnthaus, das dem Bamberger Barockbaumeister Küchel zugeschrieben wird.
Das nur wenige Meter unterhalb des Rathauses gelegene Jörg-Hofmann-Haus in der Hauptstraße 3 zählt zu den kunstvollsten Fachwerkhäusern in Franken. Der Zeiler Zimmermann Hofmann schuf innerhalb des Fachwerks stark plastische Formen, die man zu seiner Zeit nur aus Stein kannte. Die Holzarbeiten hatten damals auch einen praktischen Sinn: So sollten Schreckensmasken beispielsweise die bösen Geister vertreiben. Das 1689 erbaute Haus gab der wohlhabende Schwager Hofmanns in Auftrag.
Der Hexenturm
Die Stadt Zeil am Main stellt sich ihrer Geschichte: Das Fachwerkidyll, umgeben von Weinbergen, erlitt zur Zeit des Dreißigjährigen Kriegs traurige Berühmtheit als Hochburg der Hexenverfolgung im Bistum Bamberg. Mehrere hundert Frauen, Männer und sogar Kinder fielen dem Wahn zum Opfer. Deren Hintergrund war zum einen die Kleine Eiszeit im 17. Jh., die zu Missernten führte. Der zweite Grund für die Verfolgung, die in Franken ganze Städte entvölkerte, war pure Habgier. Die kirchlichen Hexenjäger bereicherten sich am Vermögen ihrer Opfer, die nach Kerkerhaft und Folter allesamt auf dem Scheiterhaufen endeten. Eine Dokumentation über diese dunkle Zeit hat die Stadt Zeil im Stadtturm, einem Originalschauplatz jener Zeit, und einem Haus an der Stadtmauer eingerichtet: dem Hexenturm. Unbedingt sehenswert (www.zeiler-hexenturm.de).
Fürstbischöfliches Schloss (heute Finanzamt): erbaut unter dem Bamberger Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn (1693-1729).
Synagoge: Seit dem 14. Jh. gab es in Zeil eine jüdische Gemeinde. In der Judengasse 18 steht die ehemalige Synagoge (heute Privatbesitz). Bereits 1920 löste sich die jüdische Gemeinde aus Mangel an Mitgliedern auf und schloss sich den Glaubensbrüdern in Haßfurt an. Die beiden Thorarollen aus dem 18. Jh. wurden ebenfalls dorthin gebracht, wo sie beim Judenpogrom der Nazis 1938 vernichtet wurden.
Schloss Schmachtenberg: Außerhalb des Altstadtkerns im Stadtteil Schmachtenberg liegt in einer Talsenke versteckt das große Schloss, das im 16. Jh. erbaut und um 1700 für Jagdaufenthalte der Bamberger Bischöfe umgebaut wurde.
Wanderung 1: Auf den Spuren von Abt Degen rund um Zeil
Abwechslungsreiche Wanderung durch Weinberge, Wald und Schlucht.
Basis-Infos
Information Die Tourist-Information befindet sich in der ehemaligen Ratsdienerwohnung (Grohehäuschen) neben dem Rathaus, ist allerdings nur im Sommer an Wochenenden besetzt. Sonst Infos im Rathaus. Marktplatz 8, 97475 Zeil, Tel. 09524/9490 (Stadt Zeil) und Tel. 09524/94937 (Tourist-Info), www.zeil-am-main.de. April bis Okt. Fr 12-18, Sa 10-16, So 10-13 Uhr. Stadtführungen und Hexenführungen nach Absprache. Stadtturmbesteigung nach Vereinbarung bei Franz Hoffmann, Sander Str. 18, Tel. 09524/1441. Infos zum Weinfest unter www.zeiler-weinfest.de.
Verbindungen Bahn, Zeil besitzt einen Bahnhof und liegt an der Strecke Bamberg-Schweinfurt (Haltestelle der Regionalbahn).
Taxi, Gertrud Pfaff, Tel. 09524/1304; Taxi Will, Wildgarten, Tel. 09524/850905.
Übernachten/Essen & Trinken
Übernachten Hotel Kolb, Hotel mit Restaurant und schöner Weinstube mit handgefertigten Glasfenstern. Angenehme Terrasse, die abends stimmungsvoll beleuchtet wird. Funktionelle, komfortable Zimmer, schöne Themenzimmer, manche Zimmer sind etwas klein (oft einzeln stehende Betten). Übernachtung ab 50 € (EZ) bzw. 80 € (DZ). Krumer Str. 1, Tel. 09524/9011, www.hotel-kolb-zeil.de.
Altes Forsthaus, im schön gelegenen Ortsteil Bischofsheim liegt der traditionelle Gasthof mit fränkischer Küche. Von hier aus kann man zu schönen Wanderungen aufbrechen. Terrasse. DZ 50 €. Bischofsheim 18, Tel. 09524/1821.
Essen & Trinken Zur Alten Freyung, Brauerei zum Hirschen (Göller), eine fränkische Brauerei ohne Schnickschnack. Das preiswerte Wirtshaus im Zentrum von Zeil (unmittelbar an der Stadtmauer) ist im Sommer mit seinem riesigen Biergarten und der üppigen Speisekarte ein beliebtes Ziel für Einheimische und Touristen. Gutbürgerliche Küche, hervorragendes Bier; zu empfehlen: Steinhauerweizen (www.brauerei-goeller.de), Hausbrände. 9.30-1 Uhr, Di Ruhetag (in den Sommermonaten ohne Ruhetag). Speiersgasse 21, Tel. 09524/9554.
Bio/Regional Zur Sonne, das Weinhaus im Ortsteil Ziegelanger ist seit 1912 im Familienbesitz. In dem freundlichen und gemütlichen Gasthaus von Wolfgang Zimmermann werden fränkische Küche und Weine aus kontrolliert ökologischem Anbau angeboten. Besondere Spezialitäten sind gerupfter Käse, Brotzeiten (eigene Schlachtung), selbst gebrannter Schnaps und in der Saison Spargel. Übrigens werden auch Führungen durch die eigenen Weinberge angeboten. Ab 15 Uhr, Sa/So ab 10 Uhr, Mi/Do Ruhetag. Ziegelanger 19, Tel. 09524/5460, www.weinhaus-zimmermann.de.
Winzerhof Schick, im Stadtteil Ziegelanger gelegene Gaststätte mit hausgemachten Brotzeiten und gutem Essen, Eigenbauweine. Bergstr. 22, Tel. 09524/7892, www.schick-winzerhof.de.
Zeiler Esszimmer, überzeugt mit guten Speisen und schönem Biergarten. Kastanienbäume spenden hier Schatten. In der Nähe des Bahnhofs. Tel. 09524/2459195, www.schick-winzerhof.de.
Wein
In Zeil und dem Stadtteil Ziegelanger und vor allem jenseits des Mains (der hier auch eine Sprachgrenze ist: „Mee“ und „Maa“) in Sand gibt es zahlreiche Winzer- und Heckenwirtschaften.
Wir empfehlen neben den Weinen von Anton Nüßlein das Weingut Dr. Heigel, das für seine hochwertigen sortentypischen Weine aus den Lagen Zeiler Mönchshang und Randersackerer Sonnenstuhl bekannt ist. Auch Barrique-Weine und hausgemachte Gelees werden angeboten. Haßfurter Str. 30, Zeil, Tel. 09524/3110.
Dem Weingut Erich Martin gehört das Wahrzeichen von Ziegelanger: ein Weinberghäuschen (das „Gesichtshäuschen“), mit einem strahlenden Gesicht bemalt. Verkauf über die Weinstube Martinsklause in Ziegelanger.
Weingut A & E Rippstein, in Sand, mit Heckenwirtschaft. Der junge Winzer Mathias Rippstein hat sich als Sommelier und innovativer Winzer einen Namen gemacht (ausgezeichnet: seine „S“-Weine). Sandgasse 26, Tel. 09524/1341, www.weingut-rippstein.de.
Mein Tipp Das Weinhaus am Marktplatz, ein Wahrzeichen von Zeil. Von den Eigentümern mit viel Liebe renoviert und im Jahr 2011 durch eine edel-moderne Vinothek mit Probierstube erweitert, findet der Weinfreund in den schönen Verkaufsräumen alles, was das Herz begehrt. Aus den eigenen Weinbergen in Zeil bieten Anton und Roger Nüßlein ein breit gefächertes Sortiment vom vielfach ausgezeichneten Spitzenwein bis zum gefälligen Zecher-Schoppen an. Herausragend sind der Riesling, der sich durch Rasse und Frucht auszeichnet, und für Rotweinfreunde ein samtweicher Spätburgunder. Am häufigsten wird jedoch der Silvaner verkauft. Mit 6,50 € pro Flasche beginnt bei Nüßleins das Weinvergnügen. Es werden auch Weinproben in den Weinbergen angeboten. Der freundliche Service spricht für sich: Hier ist der Kunde König. Weinverkauf mit Weinprobe: Mo-Fr 9-18, Sa 9-16 Uhr und nach Vereinbarung. Marktplatz 1, Tel. 09524/279, www.weinhaus-nuesslein.de.
Haßfurt
Wer aus Bamberg kommt, hat Pech: Der unansehnliche Einkaufs- und Industriegürtel im Osten und im Westen Haßfurts wirkt nicht gerade einladend. Doch der erste Eindruck täuscht. Tatsächlich besitzt das über 750 Jahre alte Haßfurt eine malerische, historisch gewachsene Altstadt mit kunstvollen Fachwerkfassaden, alten Bürgerhäusern und sehenswerten Kirchen.
Das schmucke mainfränkische Städtchen zählt rund 14.000 Einwohner und ist Kreisstadt des Landkreises Haßberge. Der Ort wächst und viele pendeln aus dem Umland zum Arbeiten nach Haßfurt. Das Leben spielt sich in der sanierten Altstadt ab, begrenzt vom Oberen und Unteren Turm. Entlang der breiten Oberen Hauptstraße mit dem weitläufigen Marktplatz samt Rathaus reiht sich Laden an Laden. Sehenswert ist die Stadtpfarrkirche mit zwei Werken Tilman Riemenschneiders oder die frisch renovierte, spätgotische Ritterkapelle mit ihrem eindrucksvollen Westportal. Lohnend ist sicherlich ein Spaziergang zum alten Zisterzienserinnenkloster Mariaburghausen am Südufer des Mains (1,5 km vom Zentrum) - ein Musterbeispiel gotischer Kirchenbaukunst (Kirche normalerweise geschlossen, bitte anrufen im katholischen Pfarramt unter Tel. 09521/1484).
Sehenswertes
Relief an der Ritterkapelle in Haßfurt
Ritterkapelle: Im 15. Jh. wurde die Ritterkapelle zu Ehren Mariens errichtet, einer der bedeutendsten spätgotischen Kirchenbauten in Deutschland. Jedoch wurde sie in den nachfolgenden Jahrhunderten immer wieder verändert, beispielsweise durch den berühmten Architekten Karl Alexander von Heideloff. Beachtenswert an der einschiffigen Anlage mit eingezogenem Chor ist der an der Choraußenseite angebrachte dreifache Fries mit insgesamt 230 Wappen, zu denen noch weitere 25 Wappen an den Rippenkreuzungen im Chorinneren kommen - eine Art steinernes Adelsregister. Eindrucksvoll sind auch das Westportal mit dem aufwändigen Relief im Tympanon, das die Legende der Heiligen Drei Könige erzählt, und der bis heute rätselhafte „Viertugendmann“ im Gewölbe der Eingangshalle. Die gesamte Kirche wurde von 2006 bis 2010 hell und farbig saniert.
♦ Lesetipp: Die Ritterkapelle in Haßfurt, Verlag Schnell + Steiner, Regensburg 2012.
Pfarrkirche St. Kilian, Kolonat und Totnan: Noch immer ist die spätgotische Hallenkirche mit eingezogenem Chor zwischen den beiden Osttürmen der Mittelpunkt der Stadt. Berühmt ist das Gotteshaus am Marktplatz, das zuletzt Anfang der 1990er-Jahre renoviert wurde, wegen zweier um 1490 entstandener Plastiken von Tilman Riemenschneider: Johannes der Täufer und Maria mit dem Kind stehen links und rechts des Chors. Im Zentrum prunkt der neu geschaffene Hochaltar mit den drei Frankenaposteln und Namenspatronen Kilian, Kolonat und Totnan, die wohl aus der Werkstatt Riemenschneiders stammen.
Altes Rathaus: Gegenüber von der Stadtpfarrkirche steht das rechteckige, dreigeschossige Rathaus, das zu Beginn des 16. Jh. erbaut wurde. Hier befindet sich heute unter anderem das Bürgerbüro. Im Erdgeschoss befindet sich die ehemals offene Markthalle, in der heute Kulturveranstaltungen stattfinden.
Zehntscheuer (Stadthalle): Die einstige fürstbischöfliche Zehntscheune, ein mächtiger dreigeschossiger Bau mit Staffelgiebel, entstand im 15. Jh. und wurde im 17. Jh. erweitert. Ende der 1980er-Jahre wurde das Gebäude vom Architekten Alexander Freiherr von Branca zur Stadthalle umgebaut. Heute finden dort zahlreiche Kulturveranstaltungen statt (www.hassfurt.de).
Rathaus: gegenüber der Zehntscheuer das Amtshaus aus dem 18. Jh., das heute als Rathaus mit Tourist-Information dient.
Herrenhof: Das Gebiet des heutigen Herrenhofs gilt als die Urzelle der städtischen Besiedelung in Haßfurt (13. Jh.). Die frühesten Besiedelungsspuren überhaupt gibt es aber an der ehemaligen Mainfurt bei Haßfurt, sie stammen bereits aus dem 4./5. Jh. Das Gebäude diente schon vielen Zwecken, unter anderem war es das ehemalige fürstbischöfliche Amtshaus und beherbergte die Oberschule. Heute hat hier das Landratsamt seinen Sitz, historische Spuren sind teilweise noch zu erkennen.
Siebenmeilenstiefel
Helmut Kohl trug sie, ebenso Marcel Reich-Ranicki, die Königin von Holland und der König von Thailand: Die ganze Welt läuft auf Markenschuhen aus Haßfurt. Die Marke „Finn Comfort“ der „Waldi“-Schuhfabrik ist ein Exportschlager. 650 Mitarbeiter sowie 1400 Heimarbeiter fertigen täglich 6000 Paar Schuhe - komplett made in Germany, was in der Branche eine Seltenheit ist. „Waldi“ verzichtet überdies auf etwas, was sonst auch fast jeder hat: Die edlen Leisetreter bekommt man nur über den Fachhandel. Fabrikverkauf und Outlet gibt es in Haßfurt nicht, „weil wir keine Ware zweiter Wahl produzieren“, wie der Seniorchef Hans-Joachim Wolter selbstbewusst sagt.
Basis-Infos
Information Verkehrsamt, Bahnhofstr. 2, 97437 Haßfurt, Tel. 09521/688227, www.hassfurt.de. Mo-Fr 9-17.30 Uhr, Mai-Okt. auch Sa 10-14 Uhr, So 14-17 Uhr.
Verschiedene Angebote an Stadtführungen. Infos bei der Tourist-Information. Treffpunkt: Altes Rathaus am Marktplatz.
Verbindungen Bahn, Haßfurt liegt an der Strecke Bamberg-Würzburg, Fahrkartenausgabe Tel. 09521/3933.
Baden Haßfurt besitzt ein weitläufiges und sehr gepflegtes Erlebnisbad, das nicht nur verschiedene Pools bietet, sondern auch eine 127 m (!) lange Wasserrutsche, Wärmehalle und Dampfgrotte. Das Besondere: die Außenbecken (inkl. Schwimmerbecken) sind je nach Wetterlage bis mind. Ende Okt. geöffnet. Daneben befindet sich die Eissporthalle. Großer Anger 21, Tel. 09521/94570.
Flugplatz Verkehrslandeplatz Haßfurt, Flugplatzstr. 20, Tel. 09521/94990; Rundflüge, Fallschirmspringen.
Übernachten/Essen & Trinken
Meister Bär (ehemals Altstadthotel), das geschmackvolle 4-Sterne-Hotel im Herzen Haßfurts (bei der Pfarrkirche St. Kilian) steht an der Stelle der 1869 erbauten Volksschule und bietet alle Annehmlichkeiten eines modernen Mittelklassehotels. Teile der Schule wurden beim Bau 1997 jedoch erhalten. So stehen noch einige alte Wände und im Frühstücksraum findet man alte Schulbänke. Vor einigen Jahren wurden im Ort Bilder der ehemaligen Schulkinder aus Haßfurt gesammelt, die nun in einem Album angesehen werden können. Das Hotel hat außerdem einen Fitnessraum, ein Solarium und eine Sauna. Es gibt auch behindertengerechte Zimmer und spezielle Zimmer für Allergiker. Freundlicher, professioneller Service. EZ ab 69 €, DZ ab 89 €. Pfarrgasse 2, Tel. 09521/9280, www.mb-hotel.de. 2016 Besitzerwechsel und Renovierung.
Jüngling, nur aus ein paar Tischen besteht die ehemalige Weinstube der Bäckerei, die zu einem Café umgebaut wurde, in dem sich tagsüber viele Haßfurter treffen. Kleine Gerichte, feine Weinauswahl. Mo-Fr 5.30-18 Uhr, Sa bis 14 Uhr. Hauptstr. 26, Tel. 09521/1456.
Heuhotel, in einem Riesengarten mit zwei Eseln zwischen Stadtmitte und Freibad hat außer der Vier-Personen-Bettstatt (pro Pers. 5 €) ein Ferienhäuschen Platz (mit Küche, Bad, Terrasse, 2 Pers. 35 €). Bei Winfried Schreyer, am Wehrlein 3, Tel. 09521/952336 oder 0160/2056273.
Meehäusle (ehemals Naturfreundehaus), die idyllische Lage mit Biergarten direkt am Main ist der Trumpf dieses gemütlichen Gasthauses, das von Radfahrern und Einheimischen gerne besucht wird. Bootsanlegestelle mit Unterstellhalle, Zeltplatz, Kinderspielplatz. Gute Tagesgerichte, einfache und günstige Zimmer (EZ ab 18 €). Am Hafen 6, Tel. 09521/7155.
Bio/Regional Maintal-Obstindustrie, das Traditionsunternehmen ist vor allem für seine Hiffenmark-Marmelade (Hagebutten) bekannt. Am Mi und Do ist 9-17 Uhr, Sa 9-15 Uhr Fabrikverkauf. Industriestr. 11, Tel. 09521/94950, www.maintal-frucht.de.
Club Lokwerk, die Feierwütigen der Region treffen sich Fr und Sa im historischen Bahnhofsgebäude, direkt neben dem heutigen Bahnhof. Bis 22 Uhr Bar, danach Club. Bahnhofstr. 10, Tel. 09521/6219719, www.lokwerk-events.de. Kinderträume
Kinderträume
Viele Gestalten, die sich in den Büchern des bekannten Kinderbuchautors Paul Maar finden, sind Oberthereser. Denn der gebürtige Schweinfurter Paul Maar (heute Bamberg und Birkenfeld/Landkreis Haßberge) verbrachte einige Kinderjahre bei seinem Großvater in Obertheres, als Schweinfurt im Bombenhagel versank. Noch heute erinnert sich Paul Maar gerne an die Zeit im Dorf und erzählt immer wieder davon. Bekannt geworden ist Paul Maar vor allem durch die Geschichten vom Sams. Was nur wenige wissen: Paul Maar arbeitete eine Zeit lang als Bühnenbildner und Fotograf am Fränkischen Theater Schloss Maßbach (Landkreis Schweinfurt), das seine Tochter Anne Maar heute leitet. Anne Maar ist ebenfalls eine bekannte Kinderbuchautorin. Aus der gleichen Theaterfamilie stammt Michael Ballhaus, einer der gefragtesten Kameramänner in Hollywood („Das fliegende Auge“), der unter anderem mit Martin Scorsese Filme drehte und im Lauf seiner Karriere für drei Oscars nominiert wurde.
Rund um Haßfurt
Hungrige Wildgänse im Maintal
Interessant ist die kleine Kirchenburg in Prappach, und in Sylbach lockt die historische Hammerschmiedsmühle zu einer gemütlichen Einkehr (Mi bis So und an Feiertagen ab 18 Uhr, Tel. 09521/2277, www.hammerschmiedsmuehle.de). Außerdem ist das malerische Rathaus aus dem Jahr 1598 sehenswert.
Zisterzienserinnenkloster Mariaburghausen: Über die 1962/63 errichtete Mainbrücke, die an der Stelle eines Vorgängerbaus von 1867 Haßfurt mit dem südlichen Umland verbindet, gelangt man zum ehemaligen Nonnenkloster (1,5 km außerhalb von Haßfurt), das Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn 1582 der Universität Würzburg schenkte. Seitdem wird das Kloster schon nicht mehr von Ordensfrauen bewohnt, heute dient es als Hofgut. Beachtenswert ist die 1300 entstandene Klosterkirche, die Johannes dem Täufer geweiht ist und eine eindrucksvolle Gruft beherbergt. Leider ist das Gotteshaus normalerweise geschlossen; es kann jedoch nach Voranmeldung besichtigt werden.
♦ Informationen und Schlüssel: Katholisches Pfarramt Haßfurt, Pfarrgasse 8, Tel. 09521/1484.
Obertheres: Das einstige Kloster und heutige Schloss Theres, das an der Bundesstraße 26 liegt, die von Haßfurt nach Schweinfurt führt, ist heute in Privatbesitz. Die fast tausend Jahre alte Benediktinerabtei St. Stephan und Vitus prägte mit ihrem Reichtum die ganze Umgebung. In den Klosterdörfern wie Wagenhausen, Horhausen und Buch stehen noch heute Bau- und Flurdenkmäler von herausragender Bedeutung und selbst in der Nachbarstadt Haßfurt hatte das einst mächtige Kloster Besitzungen (ehemalige Renkersmühle). Mit der Säkularisation Anfang des 19. Jh. erlosch das Klosterleben jäh.
Obertheres ist die Heimat einer bedeutenden Bildhauerfamilie. Berühmtester Vertreter dieser Familie war Johann Peter Wagner (geboren 1730), der Sohn von Johann Thomas Wagner. Er schuf in ganz Franken Kunstwerke von überragendem Wert. Von seinem Geburtshaus steht heute nur noch die Toranlage. Wagner-Werke findet der Interessierte unter anderem in der Marienkapelle am Friedhof in Obertheres, in der Kirche im Nachbarort Untertheres sowie in der Kirche in Dampfach. Aus Obertheres stammt auch der spätere Mainzer Hofbildhauer Johann Sebastian Barnabas Pfaff, von dem sich ebenfalls Figuren in der Marienkapelle befinden.
Sehenswert ist auch das neugotische Schloss Ditfurth, das ebenfalls wie das ehemalige Kloster an der B 26 liegt. Es ist allerdings nicht zugänglich. Erbaut wurde die Schlossanlage 1857 von Georg Freiherr von Ditfurth, der übrigens der Bruder von Franz Wilhelm Freiherr von Ditfurth war. Dieser gilt als der bedeutendste Sammler fränkischer Lieder (www.theres.de).
Übernachten/Essen Familie Pfeiffer vermietet zwei liebevoll eingerichtete Zimmer in einem geschmackvoll restaurierten ehemaligen Gasthof in der Ortsmitte von Obertheres. Kahlberg 1, Tel. 09521/618045.
Mein Tipp Vino e Camino, stilvolle Vinothek und Weinhandlung im Schloss Obertheres, betrieben von der Italienerin Francesca Gräfin von Beust-Luti. Hier erhält man ausgewählte italienische Weine und kulinarische Leckereien. Unbedingt sehenswert. Geöffnet Do 15-19.30 Uhr und Fr 15-22 Uhr sowie bei Sonderveranstaltungen. Klosterstr. 1, Tel. 09521/954396, www.vinoecamino.de.
Wanderung 2: Durch das Tal der Wässernach
Einfache Rundwanderung in urtümlicher Naturlandschaft.
Wonfurt: Hier ist die klassizistische Kirche sehenswert, die 1817-1820 nach dem Vorbild des Pantheon in Rom errichtet wurde.
Übernachten/Essen Hotel Gasthof Zur Linde, das in der Ortsmitte von Ottendorf (am Mainradweg, steil oberhalb am Berg) gelegene fränkische Gasthaus bietet regio-nale, gute Kü-che (hauseigene Schlachtung) und einfache, aber gute Zimmer. Täglich geöffnet ab 17 Uhr, So ab 11 Uhr. EZ 50 €, DZ 70 €. Linden-platz 1, Ottendorf, Tel. 09727/91010, www.linde-hotel.de.
Mein Tipp Brauereigaststätte Ulrich Martin, in Franken sterben viele kleine Traditionsbrauereien, aber es geht auch anders: Im Schonunger Gemeindeteil Hausen hat Ulrich Martin die Dorfbrauerei wiederbelebt. Handwerklich gebrautes Bier und eine kleine, aber stets abwechslungsreiche Speisekarte machen das Wirtshaus mit Biergarten zu einem Geheimtipp. 12-23 Uhr, Fr/Sa bis 24 Uhr, So ab 10.30 Uhr, Di Ruhetag. Hausener Hauptstr. 5, 97453 Schonungen, Tel. 09727/403011, www.brauerei-martin.de.
Café Rohr, am Mainradweg in der Ortsmitte von Schonungen liegt das v. a. sonntags rege frequentierte Café, das hervorragende hausgemachte Torten anbietet. 6-19 Uhr, So ab 8 Uhr. Hauptstr. 36, Tel. 09721/59239.
Wanderung 3: Auf urtümlichen Wegen am Main entlang nach Schweinfurt
Leichte Streckenwanderung durch die Mainauen mit schönen Aussichten.
Schweinfurt
In Schweinfurt wird zwar immer noch Wein angebaut, doch bekannter ist die circa 54.000 Einwohner große Stadt am Main als wichtiger Industriestandort. Als Friedrich Fischer im Jahre 1883 die Kugelschleifmaschine erfand, war dies die Geburtsstunde der Wälzlagerfabrikation. Darüber hinaus gilt Schweinfurt als die Wiege des Fahrrads.
Skulptur eines Schweinehirten im Stadtteil Zürch
Weltweit tätige Firmen aus der Wälzlager- und Autoteilezubehör-Produktion, wie z. B. Schaeffler, Bosch Rexroth oder ZF Friedrichshafen AG (urspr. Sachs) prägen das Bild der Stadt. Eine schwere Strukturkrise in den 1990er-Jahren konnte mittlerweile überwunden werden. Noch ist der Strukturwandel in vollem Gange, das kulturelle Leben aber blüht: Historie und zeitgenössisches Kunst- und Kulturleben gehen eine interessante Mischung ein. „Industrie und Kunst“ lautet das Schlagwort und Namen wie das Museum Georg Schäfer, das Museum Otto Schäfer und die 2009 eröffnete Kunsthalle Schweinfurt spielen hierbei eine bedeutende Rolle. 2022 soll zudem ein Kulturforum eröffnet werden. Dementsprechend hat sich der Tourismus in Schweinfurt erheblich weiterentwickelt.
Die Industriestadt - heute mehrheitlich protestantisch - zählt zu den ältesten Orten Mainfrankens. Bereits 791 wurde Schweinfurt zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Die einstige freie Reichsstadt umfasste ein Territorium von gerade mal 53 km2. Erst 1802 verlor die Stadt durch die Annektierung durch Bayern ihre politische Selbstständigkeit. Leider haben sich nicht allzu viele historische Gebäude erhalten, denn als Zentrum der kriegswichtigen Wälzlagerindustrie in Nazideutschland wurde Schweinfurt zur Ruinenwüste bombardiert. Doch in den letzten Jahren wurden die verbliebenen Bereiche, beispielsweise der Zürch, Zug um Zug saniert und restauriert. So entstand auch eine große Fußgängerzone, die Schweinfurt mittlerweile als Einkaufsstadt interessant macht. Hier ist außerdem die weitläufige, 2009 eröffnete Stadtgalerie mit insgesamt 100 Geschäften zu nennen.
In den letzten 150 Jahren entwickelte sich die kleine Fischer-, Schiffer- und Handwerkersiedlung zu einer bedeutenden Industriestadt, die sich mit Kugellagern, Stoßdämpfern und Kleinmotoren europaweit einen Namen gemacht hat. Durch die wirtschaftliche Monostruktur haben hier konjunkturelle Krisen allerdings besonders hart zugeschlagen, vor allem in den 1990er-Jahren.
Denk’ mal
Der holländische Künstler herman de vries, der Eschenau im Steigerwald zu seiner Wahlheimat erkoren hat, setzt mit einem Denkmal in den Mainauen bei Schweinfurt/Oberndorf ein Zeichen gegen das Vergessen: Eine runde Steinbank, flankiert von drei Linden, erinnert an das Schicksal der Zwangsarbeiter, die im Zweiten Weltkrieg für die Schweinfurter Kugellagerindustrie schuften mussten. Die aus ganz Europa nach Deutschland verschleppten Männer und Frauen lebten unter menschenunwürdigen Bedingungen in einer Barackenstadt auf den Mainwiesen - fern der Heimat, unterernährt, misshandelt und den alliierten Luftangriffen auf die Industriestadt schutzlos ausgeliefert. Fünf Jahrzehnte war das Thema Zwangsarbeit in Schweinfurt tabu - jetzt stellen sich die Stadt und die Großbetriebe der Geschichte. Anders mainaufwärts in Haßfurt. Hier hat man lange verdrängt, dass Fritz Sauckel, einer der Hauptkriegsverbrecher der Nazizeit und bei den Nürnberger Prozessen zum Tod verurteilt, ein Sohn der Stadt ist. Sauckel hatte den Zwangsarbeitereinsatz im Dritten Reich organisiert. Er war für die Verschleppung und den Tod von Millionen Menschen zwischen 1939 und 1945 verantwortlich.
Sehenswertes
Museum Georg Schäfer: Nach den Plänen des Berliner Architekten Volker Staab wurde der kubische Bau in den Jahren 1998/99 errichtet und 2000 eröffnet. Er präsentiert die bedeutendste Privatsammlung der Kunst des 19. Jh. aus dem deutschsprachigen Raum. Mit Gemälden und Arbeiten auf Papier vom ausgehenden 18. bis zum Beginn des 20. Jh. bietet das Museum ein Panorama der unterschiedlichsten Kunstströmungen dieser Zeit, vom späten Rokoko über Klassizismus und Romantik bis hin zum Impressionismus. Zu den Meisterwerken des Museums zählen Franz Pforrs Gemälde „Sulamith und Maria“, Caspar David Friedrichs „Abend an der Ostsee“ oder Adolph Menzels „Cercle am Hof Kaiser Wilhelms I.“. Mit der weltweit größten Sammlung seiner Werke ist Carl Spitzweg vertreten: 160 Gemälde und 120 Zeichnungen. Von Adolph Menzel besitzt die Sammlung über 100 Gemälde, Gouachen und Zeichnungen. Weitere größere Werkblöcke gibt es von Caspar David Friedrich, Georg Ferdinand Waldmüller, Hans Thoma, Wilhelm Leibl und seinem Kreis sowie von Max Liebermann und Max Slevogt. Neben der großen ständigen Ausstellung finden hochkarätige Wechselausstellungen, Vortragsreihen, Führungen, Konzerte und Lesungen statt.
♦ Di 10-20 Uhr, Mi-So 10-17 Uhr, Mo geschlossen. Eintritt 7 €, erm. 6 €, Studenten ab 2,50 € (Kombination Dauerausstellung und Sonderausstellung), jeden ersten Di im Monat freier Eintritt. Diverse feste Führungstermine. Brückenstr. 20 (direkt über einem Parkhaus), Tel. 09721/514820 (Sekretariat) und 514825 (Kasse), www.museumgeorgschaefer.de.
Rathaus: Das prachtvolle Wahrzeichen der Stadt mit seiner fein gegliederten Fassade gilt als ein frühes Beispiel deutscher Renaissance. Zwischen 1570 und 1572 wurde es vom Baumeister Nikolaus Hofmann errichtet. Beachtenswert ist der Erkerturm mit dem Wappen Kaiser Maximilians (1564-76), in den Fängen des Doppeladlers das Schweinfurter Stadtwappen. An der Balkonfront sind die Wappen der sieben Kurfürsten zu sehen, an den Giebeln allegorische Figuren. In der ehemaligen Kaufhalle im Erdgeschoss ist heute die Tourist-Info Schweinfurt 360°C untergebracht. Markt 1.
Marktplatz: An der Südostecke steht das Geburtshaus (Markt 2) von Friedrich Rückert, in der Mitte des Marktplatzes erhebt sich sein Denkmal. Zu Füßen des Schriftstellers und Orientalisten symbolisieren allegorische Figuren seine beiden Hauptwerke, „Die Weisheit des Brahmanen“ und „Geharnischte Sonette“.
Friedrich Rückert - Lyriker, Übersetzer, Professor
Um den berühmten Sohn der Stadt kommt niemand herum. In nachdenklicher Pose thront er in einem großen Sessel auf dem Schweinfurter Marktplatz. Ein paar Meter weiter steht sein Geburtshaus mit der bronzenen Gedenktafel (schräg gegenüber vom Rathaus). Am 16. Mai 1788 kam Friedrich Rückert hier zur Welt. Der spätromantische Dichter und sprachgewandte Übersetzer liebte Franken, aber haderte mit dem Namen seiner Heimatstadt. „Hättest Mainfurt, hättest Weinfurt, weil du führest Wein, heißen können, aber Schweinfurt, Schweinfurt sollt’ es sein?“ Friedrich Rückert, der am 31. Januar 1866 in Neuses bei Coburg starb und dort begraben liegt, gelang es dank seines außergewöhnlichen Sprach- und Übersetzertalents, bedeutende Werke der persisch-arabischen Dichtung für deutsche Leser zu erschließen. Sein berühmtestes Werk ist „Die Weisheit des Brahmanen“, das 1836-39 in sechs Bänden erschien und in Form klassischer Alexandriner östliche und westliche Lebensweisheiten zusammenfasst. Diese Arbeit faszinierte später auch Hermann Hesse, der in seinem Roman „Das Glasperlenspiel“ dem Dichter ein literarisches Denkmal setzte. Rückert, ab 1826 Professor für Orientalistik an der Universität Erlangen, später in Berlin, ist in Franken, insbesondere in seiner Geburtsstadt, unvergessen: Straßen, Schulen und Apotheken tragen bis heute seinen Namen.
Das im Renaissance-Stil erbaute Rathaus ist das Wahrzeichen der Stadt
Kirche St. Johannis: Die evangelische Stadtpfarrkirche ist das älteste und einzige erhaltene mittelalterliche Bauwerk der Stadt. Bereits im 13. Jh. stand hier eine romanische Basilika, die zu Beginn des 15. Jh. durch einen gotischen Neubau ersetzt wurde. Als sich die freie Reichsstadt Schweinfurt 1542 der Lehre Martin Luthers anschloss, wurde die Johanniskirche Zentrum der evangelischen Gemeinde. Der Übergang vom Katholizismus zum Protestantismus vollzog sich gewaltlos. Auch hat es hier nie einen Bildersturm gegeben - ein Grund dafür, dass die Kirche bis auf den heutigen Tag wertvolle Kunstschätze beherbergt, die bis in die Romanik zurückreichen. Beachtenswert sind im Inneren der gotische Taufstein (1367) mit seinen Aposteldarstellungen, die prunkvolle, von einem triumphierenden Christus gekrönte Barockkanzel (1694) und der frühklassizistische Stuckmarmor-Hochaltar des Würzburger Hofstuckateurs Materno Bossi (1783) sowie eine Reihe von Grabdenkmälern wie das des Reichsvogts Konrad von Seinsheim (1369) und des Junkers Wolf Christoph von Steinau (1585).
Schrotturm: Ursprünglich 1611 als Treppenturm eines Renaissancehauses errichtet, wurde der Turm im 19. Jh. zur Herstellung von Schrotkugeln um vier Stockwerke erhöht. Petersgasse 1.
Kirche St. Salvator: Im ältesten Stadtviertel Schweinfurts, in Zürch, steht unmittelbar an der Stadtbefestigung Unterer Wall die schlichte Barockkirche, die im frühen 18. Jh. erneuert wurde.
♦ Frauengasse 1.
Zeughaus: Das von 1589-91 erbaute Gebäude diente als Waffenarsenal und Lagerhaus der Reichsstadt, jetzt beherbergt es städtische Jugendarbeiter und Erziehungsberater.
♦ Roßbrunnstr. 2.
Ebracher Hof: Hof des Kloster Ebrach, das seit 1431 den Zisterziensern aus dem Steigerwald als Handelsstützpunkt in der Reichsstadt diente. Sein heutiges Aussehen im Stil der Renaissance erhielt das Gebäude im 16. Jh. Heute sind hier ein Hotel (Rittergasse 2, Tel. 01715367796) und die sehr schöne und gut bestückte Stadtbücherei Schweinfurt (Brückenstr. 29) untergebracht.
Es ist Kerwa-Zeit
Kirche St. Kilian: Ein mustergültiges Beispiel für sakrale Architektur der Moderne ist die 1953 vom Würzburger Dombaumeister Hans Schädel wiederaufgebaute Kirche St. Kilian. Ein Spaziergang dorthin lohnt sich vor allem wegen der Kirchenfenster des abstrakten Künstlers Georg Meistermann (siehe auch Dom St. Kilian in Würzburg). Der 1911 in Solingen geborene Maler war unter anderem Kunstprofessor in Düsseldorf und Karlsruhe. Er schuf ein 250 m2 (!) großes Kirchenfenster, das Wesen und Wirken des Heiligen Geists zum Thema hat. Das Werk ist von den für Meistermann typisch facettierten Formzusammenhängen geprägt.
♦ Friedrich-Ebert-Str. 24, ca. 1,5 km vom Zentrum, geöffnet 8-18 Uhr.
Museen
Museen und Galerien der Stadt Schweinfurt: Sie umfassen insgesamt fünf Häuser, nämlich die Kunsthalle im ehemaligen Ernst-Sachs-Bad, das Museum im Alten Gymnasium, das Gunnar-Wester-Haus, das Naturkundemuseum in der Harmonie sowie den Künstlerhof Oberndorf (Letzterer ist nur bei Veranstaltungen geöffnet).
Kunsthalle im ehemaligen Ernst-Sachs-Bad: In dem von 1931 bis 33 erbauten Hallenbad wurde 2009 nach aufwändigen Umbauarbeiten die neue spektakuläre Kunsthalle eröffnet. In dem weitläufigen Ausstellungsgebäude werden regionale und überregionale Kunst in Dauer- und Wechselausstellungen präsentiert. Sehr imposant als Ausstellungsraum ist die ehemalige Schwimmhalle mit einer Raumhöhe von ca. zehn Metern. Zur Feier des zehnjährigen Bestehens der Künstlerhalle startete die neue Dauerausstellung „Neue Blicke auf die Sammlung“ im Juli 2019.
♦ Di-So 10-17, Do 10-21 Uhr, Mo geschlossen. Eintritt 5 €, erm. 4 €, Studenten 2,50 €, Familien 9 €, Kinder bis 18 Jahre frei. Rüfferstr. 4, Tel. 09721/514721 (Kasse), www.kunsthalle-schweinfurt.de.
Museum Altes Gymnasium: Das Renaissancegebäude aus dem 16. Jh., ursprünglich als Lateinschule errichtet, später zum Gymnasium erweitert, beherbergt die heimatgeschichtliche Sammlung der Stadt. Schwerpunkte sind die Frühgeschichte seit dem 9. Jh., die Reichsstadtzeit, die Bürgerkultur, das Zunftleben und der Beginn der Industrialisierung. Die vielen Exponate umfassen einen Zeitraum, der von der Frühgeschichte (Einbaum aus der Schonunger Bucht) bis in die jüngste Vergangenheit reicht. Besonders sehenswert ist das Zimmer des Schriftstellers und Gelehrten Friedrich Rückert mit zahlreichen persönlichen Gegenständen. Selbst das Großkreuz des Ordens Unserer Lieben Frau von Guadeloupe, das dem gebürtigen Schweinfurter 1865 von Maximilian Kaiser von Mexiko verliehen wurde, seine Schreibutensilien und frühe Publikationen fehlen nicht. Rückert selbst war Schüler im Alten Gymnasium. Einen informativen Einblick in das Leben der freien Reichsstadt Schweinfurt geben zahlreiche Exponate aus dieser Zeit. Interessant sind auch die Ausstellungsstücke zur Welt des Kindes, darunter auch Kriegsspielzeug aus der Nazi-Zeit. Zum Zeitpunkt der Recherche war das Museum wegen Renovierungsarbeiten geschlossen.
♦ Fr 14-17, Sa/So 10-13 und 14-17 Uhr. Eintritt 1,50 €, Familien 3 €, Kinder bis 16 Jahre frei. Martin-Luther-Platz 12, Tel. 09721/51479 (Kunsthalle).
Flanieren durch die Gassen Schweinfurts
Gunnar-Wester-Haus: Wohl einmalig in der Bundesrepublik ist dieses Museum, wenige Meter vom Alten Gymnasium. Friedrich Graf Luxburg sammelte mit großer Leidenschaft alles rund um die Themen Feuererzeugung und Beleuchtung. Das Ergebnis ist beeindruckend: antike Öllampen, Leuchter, Laternen, Pechfackeln, Lichtscheren und vieles mehr. Vom Mittelalter bis zur Neuzeit wird eine umfassende Kulturgeschichte dieses Themenbereichs präsentiert. Außerdem ist die Ikonensammlung Fritz Glöckle mit 106 Ikonen des 16.-19. Jh. zu sehen.
♦ Fr 14-17, Sa/So 10-13 und 14-17 Uhr. Eintritt 1,50 €, Kinder unter 16 Jahre frei. Martin-Luther-Platz 5, Tel. 09721/51479.
Naturkundliches Museum: An der verkehrsreichen Brückenstraße nahe dem Main steht das klassizistische Harmonie-Gebäude, das 1833 als „Vereinslocal“ der Harmonie-Gesellschaft errichtet wurde. Es beherbergt im ersten Stock eine historische Vogelsammlung, die die drei Brüder Schuler 1892 ihrer Heimatstadt stifteten. Das kleine Museum stellt rund 300 präparierte Vögel - vorwiegend aus Europa - in so genannten Diorama-Vitrinen aus, die einen Einblick in die natürlichen Lebensbedingungen der Tiere geben. Unter den Exponaten finden sich seltene Vögel wie Großtrappe oder See- und Steinadler.
♦ Fr 14-17, Sa/So 10-13 und 14-17 Uhr. Eintritt 1,50 €, erm. 1 €,Kinder bis 16 Jahre frei. Brückenstr. 39, Tel. 09721/51479.
Künstlerhof Oberndorf: Das ehemalige Wohnhaus und Atelier des Künstlers Gustl G. Kirchner (1920-1984) dient heute als Wohnstatt und Atelier für den Bildhauer Norbert Kleinlein und seine Frau Heike Kleinlein, die als Keramikerin arbeitet. Im Erdgeschoss befinden sich eine Kirchner-Ausstellung und das Kirchner-Archiv. Zudem finden immer wieder Wechselausstellungen zeitgenössischer Kunst statt.
♦ Besichtigung nach telefonischer Vereinbarung. Hauptstr. 13, Oberndorf, Tel. 09721/514721 (Buchung von Führungen, Kasse Kunsthalle).
Museum Otto Schäfer: In einer ruhigen Wohnstraße in einem westlichen Vorort der Stadt ist die Bibliothek Otto Schäfers zu finden. Die moderne Villa des Schweinfurter Industriellen ist heute ein Museum für Buchdruck, Grafik und Kunsthandwerk. Schäfer begann seine Grafiksammlung bereits in jungen Jahren. So besitzt das Museum das nahezu vollständige druckgrafische Werk Albrecht Dürers. Ab 1951 kam zum Grafischen Kabinett auch eine Sammlung illustrierter Bücher des 15. bis 20. Jh., aus der sich die eigenständige Bibliothek mit rund 950 Titeln entwickelte, darunter Illustratoren wie Matthäus Merian, Lucas Cranach d. Ä. oder Hans Holbein d. J. Außerdem beherbergt das Haus eine Sammlung Deutscher Literatur (5000 Bände) von der Reformationszeit bis zum Realismus sowie die Glassammlung Morell.
♦ Sa 14-17, So und Feiertag 10-17 Uhr, Sept.-Juli, Aug. geschlossen. Eintritt 3 €, erm. 2 €. Judithstr. 16 (Richtung Mainberg, ausgeschildert), Tel. 09721/3870970, www.museumottoschaefer.de.
Basis-Infos
Information Tourist-Info Schweinfurt 360°C, Markt 1 im Alten Rathaus, 97421 Schweinfurt, Tel. 09721/51-3600, www.tourismus.schweinfurt.de. April-Okt. Mo-Fr 10-18, Sa 10-16 Uhr; Nov.-März Mo-Fr 10-16 Uhr. Umfangreiches Informationsmaterial, Wanderkarten, Stadtpläne, Zimmervermittlung etc. Umfangreiches Angebot an Stadtführungen buchbar, z. B. Nachtwächterführung.
Verbindungen Bahn: Schweinfurt liegt an der Strecke Bamberg-Würzburg. Busbahnhof am Bahnhof, Verbindungen nach Bamberg, Kitzingen, Würzburg. Übrigens besitzt Schweinfurt drei Bahnhöfe: Neben dem nahe dem Zentrum gelegenen Stadtbahnhof und dem eigentlichen Hauptbahnhof gibt es den Bahnhof SW Mitte, der für Besucher interessant ist (Zugang in die Gunnar-Wester-Straße, nahe der Stadtgalerie).
Baden Im Silvana Sport & Freizeitbad kann man in vielen verschiedenen Innen- und Außenbecken das Wasser genießen. Wasserrutsche, Sauna Dampfbad etc., Massagen und Wellness im Haus, Gastronomie. Geöffnet Mo-So 9-22 Uhr. An den unteren Eichen 1, Tel. 09721/931399, www.silvana.de.
Ebenfalls zu empfehlen ist der Sennfelder Baggersee/Sennfelder Freibadeanlage („Sennfeld Lake“ im Slang der US-Soldaten) an der Schweinfurter Stadtgrenze. Hier befinden sich Grillplätze im Wald, Spielgeräte und ein Hochseilgarten (www.kletterwald-am-see.de). Eine Besonderheit: Im Badesee gibt es warme Quellen, die man beim Überschwimmen deutlich spürt. Informationen bei der Gemeinde Sennfeld, Tel. 09721/76510, www.sennfeld.de.
Fahrradreparatur Zweirad Borndörfer, Schultestraße 4, Tel. 09721/21384, www.borndoerfer.de.
Übernachten
4 Hotel-Restaurant Alte Reichsbank 5 Jugendherberge Schweinfurt 6 Hotel Ross 9 Hotel Am Bergl
Essen & Trinken
1 Korkenzieher 2 Kings & Queens 3 Café Vorndran 4 Hotel-Restaurant Alte Reichsbank 6 Hotel Ross 7 Weinstube Hess 8 Restaurant Kugelmühle
Kulturelles Angebot Kulturwerkstatt Disharmonie, Kulturzentrum, das jährlich ca. 180 Veranstaltungen aus Kabarett, Theater, Jazz, Weltmusik, Kinderkultur, Literatur anbietet. Gutermannpromenade 7, Tel. 09721/28895, www.disharmonie.de.
Wandern Von der östlichen Stadtgrenze von Schweinfurt führt ein malerischer Weg hoch über dem Maintal nach Mainberg. Der Spaziergang beginnt beim kleinen Bastionsturm Peterstirn (gehört noch zum Stadtgebiet von Schweinfurt). Dort bietet sich eine malerische Aussicht über die Mainlandschaft. Unterhalb des Turms führt eine ausgebaute Hohlgasse (Zufahrt zu den Wochenendhäusern am Hang) in Richtung Osten nach Mainberg. Die Route ist Teil des Friedrich-Rückert-Wegs, der mit dem Porträt des Dichters markiert ist. Der rund einstündige, bequeme Spaziergang nach Mainberg führt durch aufgelassene Weinberge, Streuobstwiesen und Wälder.
Wildpark an den Eichen, der vor allem bei Familien beliebte städtische Wildpark ist gut ausgeschildert. In naturnahen und artgerechten Gehegen sind europäische Tiere wie Wildschweine, Rotwild, Elche, Esel, Vögel und einige Raubtiere (Luchse) zu beobachten. Außerdem gibt es mehrere große Spielplätze (im Sommer einen beliebten Wasserspielplatz); auch Waldschänke und Gaststätte (am Rande des Parks) sind vorhanden. Ganzjährig und ganztägig geöffnet, Eintritt kostenfrei, Infos beim Städtischen Forstamt unter Tel. 09721/4727839 oder auf www.wildpark-schweinfurt.de.
Übernachten/Essen & Trinken
Übernachten/Essen Hotel Ross 6, am alten Postplatz, traditionsreiches und gepfleg-tes Haus in Familienbesitz im Herzen der Stadt. Im Jahr 1918 erbaute der Hotelier Julius Süß den Gasthof, drei Generationen später präsentiert er sich als komfortables 4-Sterne-Hotel. Das in der Fußgängerzone gelegene Haus bietet modern eingerichtete Zimmer, Schwimm-bad und Sauna. Empfehlenswertes Restaurant „Rossstuben“ mit durchgehend warmer Küche. Zu den Spezialitäten des Hauses, das vor allem fränkische Gerichte serviert, gehören neben Fisch insbesondere Wild und Lamm, in der Saison Spargel. Beachtlich ist die Auswahl an Frankenweinen. Geöffnet Mo 16-23, Di-Sa 12-23 Uhr (Küche bis 22 Uhr), So Ruhetag. Nebenan befindet sich die Vinothek und Bar Rossino. Sehr freundlicher Service. Zimmer ab 80 € (Frühstück 12 €). Hohe Brückengasse 4, Tel. 09721/20010, www.hotel-ross.de.
Blick über die Schweinfurter Berge im Frühjahr
Am Bergl 9, das gepflegte, komfortable Mittelklassehotel liegt außerhalb des Zentrums in einem ruhigen Wohngebiet des Stadtteils Bergl, direkt am Wasserturm. Das Haus, 1990 eröffnet, besitzt 42 Zimmer mit modernem Komfort. EZ ab 53 €, DZ ab 75 €. Berliner Platz 1, Tel. 09721/936100, www.hotelambergl.de.
Jugendherberge Schweinfurt 5, direkt am Main (Mainradweg; rückwärtig: Bahnlinie) gelegen. Sehr moderner, aber ansprechender Bau, Zimmer auf den Main hinaus, 96 Betten. Übernachtung mit Frühstück ab 29,90 €. Am Unteren Marienbach 3, Tel. 09721/6752950, www.schweinfurt.jugendherberge.de.
Mein Tipp Hotel-Restaurant Alte Reichsbank 4, wo gibt es eine Weinstube hinter einer zentnerschweren Stahltür in einem alten Tresorraum? Das schlicht-elegante Hotel-Restaurant Alte Reichsbank von Sylvia und Roland Kuch sucht seinesgleichen in Mainfranken. Die Herberge, 1923 als Reichsbank erbaut, wurde 2007 nach aufwändiger Renovierung eröffnet. Sie liegt in der Nähe des Theater-Parks, nur wenige Minuten vom historischen Zentrum, und verfügt über 18 Zimmer, davon zwei behindertengerecht. Achtung: Wer gerne im Hotel mit Handy telefoniert, wird seine Schwierigkeiten haben, denn hinter den dicken Mauern ist der Empfang oft unmöglich. EZ ab 79 €, DZ ab 89 €. Neutorstr. 4½, Tel. 09721/541670, www.altereichsbank.de.
Mein Tipp Essen & Trinken Kings & Queens 2, das winzige Lokal wirkt sehr einladend. Dass große Küche auch im kleinen Raum Platz hat, beweisen Marc und Sabine Wiederer immer wieder aufs Neue. Eine Küche, die durch Kreativität und Aroma seit Jahren überzeugt. Feine Fischgerichte gibt es im Menü ab 40 € oder à la carte ab 25 €. So und Mo Ruhetag, ab 18 Uhr, Bauerngasse 101, Tel. 09721/533242, www.kings-u-queens.de.
Hess 7, im historischen Fischerviertel der Altstadt gelegen. Die gemütliche, rustikale Weinstube (Blick auf den Main) zählt zu den beliebtesten Restaurants im historischen Zentrum. Neben der saisonalen Küche gibt es hier exzellente Fischgerichte (Forelle, Waller etc.) und offene Weine (z. B. aus Mainberg) zu vernünftigen Preisen. Reichhaltige, preiswer-te Tageskarte. Neben der einladenden Gaststube im Erdgeschoss befindet sich noch ein elegantes Speisezimmer im ersten Stock. Freundlicher Service. Di-Sa ab 18 Uhr. Fischerrain 67, Tel. 09721/185888, www.weinstube-hess.de.
Café Vorndran 3, beliebtes Café im Herzen der Stadt. Im Sommer Tische und Stühle auf dem idyllischen Martin-Luther-Platz bei der Johannis-Kirche. Große Frühstücksauswahl. Tägl. bis 19 Uhr. Obere Str. 9.
Korkenzieher 1, Wein- und Kaminstube, sehr gemütliches, verwinkeltes Lokal, fränkische Küche, große Auswahl an Frankenweinen. Geöffnet So-Fr ab 17, Sa ab 18 Uhr, kein Ruhetag. Bauerngasse 103, Tel. 09721/25995, www.korkenzieher-sw.de.
Kugelmühle 8, wer gut essen will, steuert nicht unbedingt die Kantine eines großen Industriebetriebes an. Das Restaurant gilt aber inzwischen nicht nur bei den Krawattenträgern der Industrie als erste Adresse, sondern auch beim gemeinen Publikum, seit Küchenchef Max Matreux, der sich seine Sporen u. a. in den Schweizer Stuben bei Fritz Schilling verdiente, zum Open House einlädt. Hier gibt es feine Sachen wie Rehrücken und Wachtelbrust. Geöffnet Mo-Fr 11-14, 18-22 Uhr. Georg-Schäfer-Str. 30, Tel. 09721/914702, www.restaurant-kugelmuehle.de.
Gefahr für den Gaumenschmaus
Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis die Hygienevorschriften einem traditionellen Gaumenschmaus in Schweinfurt und dem Umland den Garaus machen: der original Schweinfurter Schlachtschüssel. Bislang noch als Kulturgut vor bürokratischem Regulierungseifer geschützt, gilt das im Ganzen gekochte, frisch geschlachtete Schwein, das portionsweise ohne Teller heiß aus dem Kessel direkt auf den Holztisch kommt, Kennern als Gipfel des Fleischgenusses. Das gesellige Vergnügen wird noch von einigen Gastwirtschaften in und um Schweinfurt angeboten, die Originalität allerdings bleibt immer mehr auf der Strecke: Die armen Schweine, die bei Pfeffer und Salz, Sauerkraut und Brot ihrer Zweckbestimmung zugeführt werden, stammen meist aus großen Mastbetrieben und werden in Schlachthöfen zerlegt. Schwein gehabt, wer noch bei einer Hausschlachtung dabei sein darf ... Die besten Chancen dazu hat man bei Gaststätten, die zugleich Metzgereien betreiben, wie das Weiße Roß in Bergrheinfeld und die Metzgerei Lutz in Dingolshausen.
Rund um Schweinfurt
Über Jahrzehnte haben die Kühltürme des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld und die Dampfwolken über ihnen das Bild des Maintals rund um Schweinfurt geprägt. Damit war 2015 Schluss. Mit dem Aus für die Atomenergie in Deutschland verändert sich die fränkische Landschaft. Statt Kühltürmen prägen Windräder auf den Bergketten und Solaranlagen in der freien Flur und auf immer mehr Hausdächern das Bild. Schön ist weder das eine noch das andere.
Schloss Mainberg: Das Bauwerk 5 km östlich von Schweinfurt macht der Bezeichnung Schloss alle Ehre: Die imposante Anlage mit ihren drei markanten Stufengiebeln und dem Bergfried erhebt sich malerisch über die Weinberge am Main. Zu den Gästen des Schlosses gehörten einst Ludwig Bechstein, König Ludwig I., Otto von Bismarck und Graf Zeppelin. Die Ursprünge des vierflügeligen Gebäudes in dem gleichnamigen Ort reichen bis ins 13. Jh. zurück, als der Turm entstand. Im Lauf der Jahrhunderte wechselte Mainberg mehrmals die Besitzer, welche die Anlage immer wieder umbauten und erweiterten. Ab dem späten 15. Jh. war es fürstliche Residenz der Henneberger, 1542 ging es schließlich in den Besitz des Würzburger Hochstifts über. Nach einer kurzen Herrschaft des Großherzogs Ferdinand von Toskana (1806-1814) fiel es schließlich an Bayern. Ab 1822 war das Schloss in Besitz des Industriellen Wilhelm Sattler, der im Nachbarort Schonungen eine Farbenfabrik betrieb, wo er unter anderem das berühmte Schweinfurter Grün produzierte (der Boden des einstigen Fabrikgeländes ist bis heute hochgradig mit Schwermetallen verseucht, die Sanierung des Areals ist einer der größten Altlastenfälle in Bayern). Ab 1916/17 gehörte Schloss Mainberg der Industriellenfamilie Sachs, 1932 wurde hier Gunter Sachs geboren.
Die naturbelassenen Ufer des Main sind ein Eldorado für Vögel
Nachdem das Schloss zwischenzeitlich von der Stadt Schweinfurth ersteigert worden war, ist es heute wieder in Privatbesitz. Allerdings ist es derzeit aufgrund zahlreicher unsachgemäßer Umbauten einsturzgefährdet und für Besucher nicht zugänglich.
Grafenrheinfeld: Die „Schatzkammer“ in diesem kleinen Ort, ein Museum untergebracht im alten Brauhaus direkt neben der Pfarrkirche, beherbergt einen reichen Bestand an liturgischem Gerät und kirchlichen Textilien. Überregional bekannt wurde Grafenrheinfeld durch sein Atomkraftwerk, das einzige in Franken, das im Jahr 2015 vom Netz ging.
♦ An allen kirchlichen Hochfesten und nach Vereinbarung geöffnet. Kirchplatz 9, 97506 Grafenrheinfeld, Tel. 09723/91330.
Gochsheim: Um die evangelische Kirche sowie im Anschluss an das Alte Rathaus befindet sich eine der größten Kirchenburgen, die Gadenanlage mit dem Reichsdorfmuseum. Hier ist ein Heimat- und Volkskundemuseum eingerichtet, das Zeugnisse der hiesigen Handwerkertradition, bäuerlicher Wohnkultur sowie eine Fahrradsammlung ausstellt.
♦ April bis Okt. jeweils am ersten Sonntag im Monat und an kirchlichen Feiertagen 14-17 Uhr. Am Plan 2, 97463 Gochsheim, Tel. 09721/630323 (Historischer Förderkreis Gochsheim), www.reichsdorfmuseum.de.
Grettstadt: Ein Ausflug hierher, 10 km südlich von Schweinfurt, lohnt sich vor allem wegen des malerischen Ortsbilds. Wahrzeichen ist eine eindrucksvolle, 400 Jahre alte Stufenlinde, die in Mainfranken ihresgleichen sucht. Der ungewöhnliche Baum bildet zusammen mit einer Rokokokirche und dem Rathaus, einem Renaissance-Fachwerkbau von 1590, den malerischen Dorfmittelpunkt.
Übernachten/Essen Zur Einkehr und Über-nachtung bietet sich das Gasthaus Straub an. Hier werden Kellerbier vom Fass und preiswerte fränkische Gerichte serviert. Hauptstr. 28, Tel. 09729/331. Mo 14-22, Di-Mi 9-22, Fr-So 9 -22 Uhr, Do Ruhetag.
Gunter Sachs: Frauenheld, Unternehmer, Fotograf, Kunstsammler
„Die Playboys sind so tot wie die Musketiere oder Troubadoure“, erklärte der am 14. November 1930 auf Schloss Mainberg geborene Industriellensohn Gunter Sachs, der dennoch das Image des Lebemanns nie richtig los wurde. Der ehemalige Ehemann der französischen Schauspielerin Brigitte Bardot war nicht nur Mitglied im exklusiven Kreis des Jet-Sets, sondern machte sich auch einen Namen als sachkundiger Kunstsammler und international renommierter Fotograf. Seine persönlichen Kontakte zu Malern wie Salvador Dalí halfen ihm, bereits in jungen Jahren eine bedeutende Kunstsammlung aufzubauen. Jahrelang war der gebürtige Mainberger einer der meistbeschäftigten Fotografen der legendären Modezeitschrift Vogue. Übrigens fließen sämtliche Erlöse seiner Fotografien in eine Stiftung seiner Frau Mirja, die notleidenden Kindern in aller Welt hilft. Eine Leidenschaft von Sachs war die Astrologie. Hierfür gründete er ein Forschungsinstitut in der Schweiz. Jahrelang geisterte Sachs lediglich als Frauenheld durch die internationale Regenbogenpresse. Auf der Strecke blieb dabei im Bild der Öffentlichkeit seine Tätigkeit als Manager im eigenen Unternehmen.
Sein Großvater hatte einst den Fahrradfreilauf erfunden und war Mitbegründer der in Schweinfurt angesiedelten Kugellager- und Motorenwerke Fichtel & Sachs AG, die als Automobilzulieferer mit Kupplungen, Stoßdämpfern und Antrieben heute zu einem global agierenden Top-Unternehmen der Branche zählt. In die Managerzeit von Gunter Sachs fiel 1968 der sog. Sprung über den Main, die Erweiterung der Fabrik am Schweinfurter Südufer auf die doppelte Größe. Seit 1987 wechselte das einstige Familienunternehmen zum damaligen Mannesmann-Konzern.
Gunter Sachs erschoss sich am 7. Mai 2011 in seinem Haus in Gstaad in der Schweiz. Auslöser für den Suizid war seine Alzheimer-Erkrankung.