Читать книгу Mainfranken Reiseführer Michael Müller Verlag - Hans-Peter Siebenhaar - Страница 13

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Eltmann

Mit der Kirche Maria Limbach, der von Balthasar Neumann kon­zi­pier­ten Wallfahrtskirche (Einweihung 1755), besitzt das ca. 5500 Ein­woh­ner große Main­städtchen Eltmann, das sich gerne als „nörd­li­ches Eingangstor zum Steigerwald“ bezeichnet, einen wahren Pu­bli­kums­magneten.

Das prominente Gotteshaus, wenige Ki­lo­meter mainabwärts von Eltmann, zieht vor allem im Sommer viele Be­su­cher an. Doch auch die Stadt, die vom ge­waltigen Bergfried einer frühe­ren Burg („Krautstücht“) überragt wird, lohnt ei­nen Besuch. Ne­ben der Kirche (nach Plä­nen Leo von Klenzes von 1835-1838 er­baut) locken das Rathaus, das ori­gi­nelle Heimatmuseum, die ma­le­rische Heilig-Kreuz-Kapelle im Fried­hof, die Öl­bergkapelle (13. Jh.) hinter der Stadt­pfarr­kirche und die schöne Aus­sicht von der Wallburg über das Main­tal die Be­sucher an. Von der Burg ist mit Aus­nahme des 28 m hohen Turms nichts mehr zu sehen. Einst gab es auf dem Berg hoch über dem Städt­chen ein be­deu­tendes Amtsschloss des fürst­bi­schöf­lichen Hoch­stifts Würz­burg.

Sehenswertes

Wallburgturm: Der be­geh­bare Turm ist ein Überrest der Wall­burg, de­ren Ur­sprung auf das 11. Jh. zu­rückgeht. Einst diente er als letzter Zu­fluchts­ort und als Warte vor möglichen Fein­den. Ur­sprünglich war der Turm 43 m hoch, je­doch wurde er we­gen Bau­fälligkeit bis auf 28 m ab­ge­tragen. Geöffnet an Sonn- und Feiertagen, weitere Infos über www.ritz-eltmann.de.

Heilig-Kreuz-Kapelle: Das ovale Kirch­lein, flankiert von zwei Buchsbäumen, stammt aus dem Jahr 1768. Fast 200 Jahre später wurde die barocke Kapelle, die zehn Kirchenbänke beherbergt, ab­ge­brochen und am westlichen Rand des Elt­man­ner Friedhofs (Richtung Bam­berg) wieder aufgebaut. Beachtenswert ist auch die un­ge­wöhnliche Pfarrkirche am Marktplatz, die nach Plänen des be­rühm­ten Münch­ner Architekten Leo von Klenze entstand.

Heimatmuseum: Die Sammlung zeigt in 13 Räumen rund 1500 Exponate zur Ge­schichte und Kultur des Main­städt­chens. Ein Schwerpunkt der Sammlung liegt auf den Themen Handwerk und In­dustrie, beispielsweise die für die Re­gion typischen Gewerbe Flößerei, Sand­stein­bearbeitung und Kugellager­her­stellung.

♦ Unregelmäßige Öffnungszeiten, Besichtigung nach individueller Terminvereinbarung mög­lich. Eintritt 3 €, Kinder und Jugendliche 1 €. Brun­nenstr. 4, Tel. 09522/1000.

Wallfahrtskirche Maria Limbach: Die 3 km (Richtung Knetzgau) entfernt ge­le­gene Wallfahrtskirche Mariä Heim­su­chung ist eines der letzten Werke des be­rühmten Barockbaumeisters Bal­tha­sar Neumann. Dessen Spuren kann man unweit von Limbach auch in Fa­bri­k­schleichach folgen, wo der Bau­meis­ter eine bedeutende Glashütte (die Fa­brik Schleichach) unterhielt. Äu­ßer­lich wirkt der in der Mitte des 18. Jh. ent­stan­de­ne, weiß verputzte Bau streng und schlicht. Um so größer ist die Über­raschung beim Betreten des Got­tes­hauses: eine präch­tige Ro­ko­ko­aus­stat­tung mit aufwändigen Stuck­ar­bei­ten, in der Mitte der von Johann Pe­ter Wagner (in Obertheres geboren) ge­schaf­fene Gnadenaltar mit einer spät­go­ti­schen Madonna, die das Christus­kind auf dem linken Arm hält und von ei­nem flam­men­den Strah­lenkranz um­ge­ben ist. Wagner schuf auch die pracht­vollen Seiten­altäre und die ein­drucks­volle Kanzel. Beachtenswert ist au­ßer­dem die Orgel des Würzburger Hof­orgelmachers Philipp Seuffert. Ar­chi­tekt Neumann erlebte die Ein­wei­hung der Kirche im September 1755 nicht mehr. Übrigens ist Maria Lim­bach kein Kunst­museum, sondern eine bis heute populäre Wallfahrtskirche. Noch immer stimmen Pilger fromme Lie­der an: „Ich hab mich besonnen, o himm­lische Zierd’! Nach Limbach zu wal­len vor Lieb’ und Begierd’. Und wenn ich dort sehe dein liebreich’ Ge­sicht; an Hilf’, o Maria, es niemals ge­bricht ...“

Praktische Infos

Information Ritz Eltmann, regionales In­for­mations- und Tourismuszentrum für die Na­tur­parks Steigerwald und Haßberge, Markt­platz 7, 97483 Eltmann, Tel. 09522/89970, www.ritz-eltmann.de. Mo-Fr 8-12 Uhr, Do auch 14-18 Uhr. Großes Informations­angebot.

Im nördlichen Steigerwald haben sich fünf Ge­mei­n­den, nämlich die Stadt Eltmann, die Ge­mein­den Knetzgau, Oberaurach, Rau­hen­ebrach und Sand am Main zu den sog. „Fünf Sternen im nördlichen Steigerwald“ zusammen­ge­schlos­sen.

Übernachten/Essen Hotel Wallburg, das Haus in Eltmann-Süd, wie die Einheimi­schen süf­fisant das Neubaugebiet nennen, ist an sei­ner Fassadenmalerei leicht zu er­kennen. Das am Fuß des Wallbergs, unweit des Freibads, ge­legene Hotel besitzt ein Re­staurant, das tägl. (außer Do) 16.30-21 Uhr, So bereits ab 11 Uhr (Mittagstisch) geöffnet ist. EZ ab 50, DZ ab 85 €, Frühstück und Saunanutzung inklusive. Wall­burgstr. 1, Tel. 09522/6011, www.hotelwallburg.de.

Landgasthof Schramm, im Stadtteil Roß­stadt, 6 km von Eltmann gelegen, bietet frän­kische Küche mit Wild aus eigenem Dam­wild­gehege und Hausschlachtung, Hausmacher Brot­zei­ten. Freund­licher Service, durchgehend geöff­net, Küche 11.30-14 und 17-21 Uhr, Mo Ruh­e­tag (Mai-Sept. ab 17 Uhr geöffnet). Über­nach­tung 37,50 € pro Pers. (bei längerem Auf­ent­halt günstiger). Frankenstr. 24, Roßstadt, Tel. 09522/399, www.schramm-landgasthof.de.

Essen & Trinken außerhalb Weinstube und Weingut Nico Scholtens, unterge­bracht in einem ehemaligen Dorfschulhaus mit herr­lichem Naturgarten, urige Atmo­sphäre im In­neren (mit Teppichen als Tisch­decken). Der Va­ter der Wirtin ist der be­kannte Bildhauer Wal­demar Kuhn, von dem auch einige Groß­plas­tiken im Garten ste­hen. Weine aus der Zel­ler Ex­trem-Steillage. Sa ab 17 Uhr, So und an Fe­i­er­tagen ab 14 Uhr. Rieneckstr. 6, Fat­schen­brunn (Gemeinde Oberaurach), Tel. 09529/326, www.weingut-scholtens.de.

Schinderei für den Stein

Wer etwas auf sich hielt, baute in der zweiten Hälfte des 19. Jh. sein Anwe­sen aus Eltmanner Sandstein. Das Kurhaus von Bad Kis­singen, die Baum­woll­börse in Hamburg oder der Norddeutsche Lloyd in Bremen haben eines gemeinsam: Der Stein stammt aus der Gegend um Eltmann. Ende des 19. Jh. lebten hier rund 1100 Stein­hauer. Freilich verdienten die Arbeiter in der Stein­gewin­nung und -bearbeitung ihr tägliches Brot sehr hart. „Die regel­mä­ßi­ge Arbeitszeit dauert von morgens 6 Uhr bis abends 7 Uhr. Er­wach­senen Arbeitern steht es frei, die Arbeit von morgens 5 Uhr bis abends 8 Uhr zu verlängern“, hieß es in der Arbeits­zeit­ver­ord­nung eines größe­ren Unter­neh­mens im Jahr 1896. Am meisten mach­ten den Steinhau­ern die unmensch­li­chen Arbeitsbeding­un­gen zu schaf­fen. Augenzeugenbe­richte schildern, dass die Staub­ent­wicklung so stark war, dass zwischen Elt­mann und Zeil im Som­mer eine einzige Staubwolke in der Luft hing. Die Staublunge führ­te bei vie­len Steinmetzen zur Frühinvalidität oder gar zum Tod. Eine Statistik aus dem Jahr 1908 berichtet nüchtern, dass die Le­benser­wartung der main­frän­ki­schen Steinhauer bei 30,3 Jahren bei einer durch­schnittlichen Beschäfti­gungsdauer von 15 Jahren lag.

Oberschwappach

Das Schloss von Oberschwappach, einst Amtshof des Zisterzienserklosters Eb­rach, gehört zweifellos zu den schön­sten Anlagen zwischen Bamberg und Schweinfurt. Schon von Ferne ist das wuchtige, gelb-weiße Schloss am Orts­rand des Weilers zu er­kennen. Doch nicht nur wegen der Kunst lohnt sich ein Ausflug in das Dörfchen, sondern auch wegen der Heckenwirtschaften, die kräftige Frankenweine und def­tige Brot­zeiten anbieten.

Museum Schloss Oberschwappach (ehem. Maintal-Steigerwald-Museum): Das ba­ro­cke Hauptgebäude mit den bei­den Eck­flü­geln wurde im 18. Jh. als Amts­hof des Zisterzienserklosters Eb­rach er­baut. Oftmals wird es als Som­mer­resi­denz der Ebracher Äbte be­zeich­net, was es allerdings nie war. Über einen nach hinten gelegenen Schloss­hof er­reicht man einen zentralen Wirt­schafts­hof mit den Stallungen und ei­ner ehemaligen Remise, heute eine Fest­halle. Im Norden (gegenüber dem heutigen Eingang) liegen die Ter­ras­sen­gärten, die wie Kaskaden zum Dorf­kern hin abfallen. Im Inneren des Schlos­ses verdient insbesondere der Spie­gelsaal mit seinen Stuckaturen Be­achtung. In den Ecken werden die vier da­mals bekannten Erdteile dar­gestellt, an den Seiten die acht freien Künste. Den Innenhof schmückt ein auf­wän­dig ge­stalteter Neptunbrunnen. Die Archä­o­logische Abteilung mit dem Titel „Auf den Spuren unserer Vorfahren“ mit he­raus­ragenden Fundstücken vom nahe ge­legenen Großen Knetzberg er­mög­licht im Kellergewölbe einen Blick in die Vor- und Frühgeschichte der Re­gion. Ungewöhnlich ist, dass die zeit­liche Spanne mit ar­chäologischen Fun­den bis in die Zeit des 18. Jh. abgedeckt wird, bis in die Zeit also, in der Baltha­sar Neumann die Glashütte in Fabrik­schlei­chach betrieb. Grundlage die­ses Mu­seums im Museum ist die Samm­lung von Paul Hinz, einem Pionier der Ar­chä­o­logie zwischen Steigerwald und Haß­berge, bereichert noch durch hoch­wer­t­ige Leihgaben, u. a. aus der Prä­histo­rischen Staatssammlung Mün­chen. In den Obergeschossen ist ein Zweig­museum der Diözese Würzburg zur kirchlichen Kunst und Werken aus dem 17. und 18. Jh untergebracht. Außer­dem finden im Schloss regel­mäßig klas­sische Konzerte und Aus­stel­lun­gen zeit­genössischer Künstler statt.


Zuständig für Humor - Oti der Schmelzer

♦ April bis Okt. So 14-17 Uhr sowie Grup­pen­füh­rungen jederzeit nach Voranmeldung bei der Gemeinde Knetz­gau, Tel. 09527/790. Ein­tritt 2 €, www.museen.bistum-wuerzburg.de/oberschwappach.

Bescheuerte Wein­dunstbühne: Er ist lus­tig, so lustig, dass er sogar die Stra­ßen unterhält: Otmar alias Oti (der) Schmelzer betreibt in Oberschwap­pach am Fuß des Stei­gerwalds ein ori­ginel­les Kleinkunsttheater, die Be­scheuerte Wein­dunstbühne. Klein, aber fein: Im­merhin lernten hier auch ei­nige Grö­ßen des fränkischen Ka­ba­retts wie Michl Müller das Lau­fen. Schmelzer ist im Hauptberuf Stra­ßenwärter bei der Au­to­bahnmeisterei in Knetzgau („Schnee­s­chmelzer beim Winter­dienst ...“), im Nebenberuf Win­zer und aus Leiden­schaft Humorist (be­kannt aus der „Fast­nacht in Fran­ken“ im bayerischen Fern­sehen). Seine Bühne auf dem Scheunenboden über dem Wein­keller ist ein derart geheimer Geheim­tipp, dass die Termine der Spiel­zeiten im Frühjahr und Sommer meist inner­halb we­niger Stunden aus­verkauft sind (www.otiderschmelzer.jimdo.com).

Essen & Trinken Im Westflügel des Haupt­gebäudes befindet sich das Restau­rant Zeit­los, es gibt eine idyllische Gar­ten­ter­rasse im Schlosspark. So 11-17 Uhr. Schlossstr. 6, Tel. 09527/9518214, www.schlossrestaurant-zeit­los.com.

Mein Tipp Heckenwirtschaft Hetzel, bietet Tafel- und Qualitätsweine aus eige­nem Anbau, preiswerte kleine Brotzeiten. Geöffnet ab Ende Jan. und ab Ende Sept. 8 Wochen lang, jeweils Fr ab 17 Uhr und Sa/So ab 14 Uhr. Hof­schoppen­fest am zweiten Juliwochen­ende. Sche­renbergstr. 18, Tel. 09527/207, www.weinbau-hetzel.de.

Heckenwirtschaft Udo und Bettina Vogt, gemütliche Wirtschaft, geöffnet ab dem ers­ten Freitag im März und dem ersten Freitag im Sept. für jeweils acht Wochen, immer am Wo­chenende (Fr ab 18, Sa ab 17, So ab 15 Uhr) und Mo ab 18 Uhr. Scherenbergstr. 41, Tel. 09527/650, www.udos-heckenwirtschaft.de.

Weinbau Otmar Schmelzer, der Inhaber des Weinbaubetriebs (auch als „Bescheu­erte Weindunstbühne“ bekannt) ist kaba­rettistisch und dabei fränkisch-def­tig als Oti der Schmelzer unterwegs. Stei­ger­wald­str. 26, Tel. 09527/810821, www.otiderschmelzer.jimdo.com.

Übernachten Schmitt’n Hof, am Orts­rand von Wohnau und gleichzeitig am Fuße des Za­belsteins liegt der Betrieb, der Fe­rien­woh­nun­gen vermietet. Außerdem kann man auch auf der Wiese zelten, es gibt ei­nen Hofladen und einen Brotzeitkeller. Rei­terhöfe und Kin­der­spielplatz in der Nähe. Fe­rien­woh­nung für 1-5 Pers. Preise auf Anfrage. Zabel­stein­str. 15, Tel. 09528/1285, www.schmittn-hof.de.

Eschenau (Gemeinde Knetzgau)

Der zur Gemeinde Knetzgau gehörende Ort liegt sehr idyllisch am Rande des Stei­gerwalds und ist ca. 2 km von Ober­schwappach entfernt. Von dort aus kann man herrliche Spaziergänge un­ter­nehmen. Lohnend ist beispielsweise ein Spaziergang zur kleinen Bergkirche Heilige Dreifaltigkeit etwas außerhalb des Ortes in Richtung West­heim. Von dort hat man eine herrliche Aussicht auf die Hügel des Steiger­waldes.


Weinberghäuschen am Main

Galerie im Saal: Die kleine, aber feine Kunstgalerie wird betrieben von Eleo­no­re Schmidts-Stumpf und Egon Stumpf im ehemaligen Tanzsaal der his­to­ri­schen Dorf­wirtschaft. 2019 fei­erte sie ihr 20-jähriges Bestehen. Ge­zeigt wer­den Wechselausstellungen und eine Dau­er­ausstellung zeitgenössi­scher Künst­ler, nicht nur aus der Re­gion. Au­ßer­dem kuratieren die Be­sitzer auch Auss­tellungen anderenorts, z. B. im West­flügel des Schlosses Ober­schwap­pach.

Öffnungszeiten So/Fei 11-17 Uhr sowie nach Vereinbarung. Gangolfsbergstr. 10, Tel. 09527/810501, www.galerie-im-saal.de.

Übernachten/Essen Zum Böhlgrund, am Ortsrand von Eschenau (Ausgangs­punkt von Wanderungen z. B. Kelten-Erlebnisweg) liegt der beliebte Gasthof mit fränkischer Kü­che. Sehr schöner Garten mit Blick auf den Steigerwald. Es werden Zimmer, Appartements und Ferienwohnun­gen vermietet. EZ mit Du­sche/WC 42 €, DZ mit Dusche/WC 68 €. August-Wacker-Str. 25, Tel. 09527/376, www.gasthof-loebl.com.

herman de vries: Meine Poesie ist die Welt

„meine poesie ist die welt

ich schreibe sie jeden tag

ich schreibe sie jeden tag neu

ich sehe sie jeden tag

ich lese sie jeden tag

ich esse sie jeden tag

ich schlafe sie jeden tag

die welt ist meine chance

sie ändert mich jeden tag

meine chance ist meine poesie“

herman de vries schrieb dieses Gedicht 1972. Es wurde seither in 57 Sprachen übersetzt.

Der 1931 in Alkmaar (Niederlande) geborene, international be­kannte Künst­ler spricht oft von seinem 200 km2 großen Atelier und meint damit den Stei­gerwald, der seit über 30 Jahren seine Hei­mat ist. Er lehnt Hierarchien grund­sätzlich ab, deshalb die kon­sequente Kleinschreibung seines Namens. Er arbeitet in und mit der Natur. Sand und Erde aus allen Teilen der Welt hat er ge­sammelt, die von den Bäumen fallenden Blätter liest er auf, ein Gras­halm ist in seinen Augen ein vollendetes Kunstwerk und der Farn auf der bau­fälligen Friedhofsmauer ist kein lästiges „Stra­ßen­begleitgrün“, sondern ein wichtiger Teil der Welt. Der Künstler aus dem Steigerwald hat mit seiner Philosophie längst Eingang in die großen Galerien der Welt gefunden. her­man de vries ist in Ams­terdam und New York ein Begriff. Aber zu Hause fühlt er sich vor allem im Steigerwald. Mit dem Projekt „spuren“ aus dem Jahr 2005 führt her­man de vries in die Natur zwischen Zell am Ebers­berg/Böhlgrund und Esche­nau (Gemeinde Knetzgau). Im Jahr 2011 wurde ein weiteres bedeuten­des Kunstwerk von herman de vries in Schweinfurt/Oberndorf aufgestellt: ein Mahnmal für die vielen Tausend Zwangsarbeiter aus ganz Europa, die im Zweiten Weltkrieg in der Schweinfurter Industrie schuften mussten.

♦ Buchtipp: herman de vries, chance and change, von Mel Gooding, erschienen 2006 bei Zweitausendeins. Nur noch antiquarisch.

Zell am Ebersberg

Steile Weinberghänge erheben sich am Ebersberg rings um Zell herum. Hier wird noch wie in alter Zeit in extremer Steillage fast ausschließlich in Hand­arbeit gewirt­schaftet. Das Ergebnis sind kernig-trockene Frankenweine. Zell ist der Ausgangs­punkt für schöne Wan­de­run­gen, etwa über Schlossberg und Ebers­berg nach Sand oder Maria Lim­bach im Maintal, durch den Böhl­grund in die Tiefen des Steiger­walds oder zum Zabelstein.

Heckenwirtschaften Weinverkauf bei Pe­ter Götz, charakteristische fränkisch-tro­ckene Steigerwaldweine der Steillage Zeller Schloss­berg, freundliche Probierstube in ei­nem Ne­ben­gebäude. Höhstr. 10, am besten kurz vor­her telefonisch anmelden, Tel. 09529/617, www.goetz-wein.de.

Außerdem zahlreiche weitere Heckenwirt­schaf­ten im Ort (Prospekt bei der Ge­mein­de Knetz­gau erhältlich).

Weiki-Hof Alois Endres, Obst und Liköre, Gemüse, Spargel in Direktvermarktung. Fe­rien­wohnung vorhanden. Gartenstr. 10, Tel. 09529/592, endres@weiki-hof.de, www.weiki-hof.de.

Wandern Einer der schönsten Natur­räu­me der Region ist der Böhlgrund. Den Ein­gang in den idyllischen Bachgrund fin­den Sie, wenn Sie kurz vor dem Ortsende von Zell Richtung Ober­schlei­chach nach rechts abbiegen, dann das Auto vor dem letzten Haus abstellen. Ab hier kann man das herr­liche Tal des Böhlbachs ent­lang wandern. Verschiedene Abzweigungen vom Grund aus sind möglich, so führt z. B. ein Weg rechts hinauf zum historischen Forsthaus Neu­haus. Empfehlenswert ist auch der ur­tüm­liche und verwunschene „Schlangen­weg“, der linker Hand des Böhlgrundes parallel zu die­sem auf einer Anhöhe im Wald verläuft (Ein­gang gleich zu Beginn des Tals links in den Wald hinein).

Ebelsbach/Gleisenau

Hier beginnt Weinfranken: Westlich von Ebelsbach wachsen im breiten Main­tal die ersten Reben, es ist das öst­lichste zusammenhängende Weinbau­ge­biet in Franken. Früher lohnte sich ein Abstecher nach Ebelsbach vor al­lem wegen des malerischen ehe­ma­ligen Wasserschlosses, das jedoch bei einem Brand 2009 zerstört wurde. Die Schloss­kapelle St. Maria Magdalena entstand 1580 und wurde um die Wen­de vom 17. zum 18. Jh. ausgestattet. Hier ist vor allem die doppelte Holz­empore mit der Loge für die adelige Familie mit wert­vollen Dekorationen erwähnens­wert.

Gegenüber der Anlage steht ein Ge­denk­stein, der an die Vertreibung und Ermor­dung der jüdischen Bürger Ebels­bachs in der Zeit des Na­tio­nal­so­zia­lismus erinnert. Wie viele in den To­des­fa­briken der Nazis umkamen, ist bis heute unbekannt.

Im nördlichen Nachbarort Gleisenau (2 km entfernt) steht das 1772/73 er­bau­te Schloss Gleisenau mit seinem weit­läufigen Park und einer Kapelle. Das heitere Anwe­sen aus dem späten Ro­koko beherbergte bis vor einigen Jahren die Dorf­schule - ehemals eine der schönsten Schulen in Franken. In den Verwaltungs- und Wirtschafts­ge­bäu­den des Schlosses ist die Ge­mein­de­ver­waltung unterge­bracht. Der weit­läu­fi­ge, von einer Mauer umgrenzte Park dient oft als Ku­lisse für stimmungs­volle Dorffeste.

In Steinbach, 2 km westlich von Ebels­bach in Richtung Haßfurt, hat sich ein Golf­platz etabliert (Anfahrt von Stein­bach in Richtung Schön­bach). Spekta­ku­lär ist der Blick in den Steigerwald, der sich von den Greens des 18-Loch-Platzes auf dem Höhen­rü­cken bietet. Gastronomie vorhanden (Tel. 09522/7085500, www.golfclub-hassberge.de).

Wer Weinberge kennenlernen möch­te, wie sie einst in Main­franken viel­fach verbreitet waren, sollte ebenfalls nach Steinbach fahren. Hier haben sich Wein­berg­ter­ras­sen, die in Fisch­grät­form angelegt und mit Trockenmauern be­festigt wurden, bis auf den heutigen Tag erhalten. Als die Flurbereinigung in den 1970er- und 80er-Jahren in Stein­bach Einzug hielt, blieb die his­to­ri­sche Wein­bergsanlage zur Freude vie­ler Fran­kenweinliebhaber verschont. Üb­ri­gens wird Weinbau in dem Win­zer­dörfchen am Main seit 1335 betrie­ben. Einst besaß das Bamberger Katha­ri­nenspital hier Weingärten. Die La­gen Non­nen­berg und Pfaffenberg (heute Na­turschutzgebiete) erinnern bis heute daran.

Information Verwaltungsgemeinschaft Ebelsbach, Schlossanlage Gleisenau, 97500 Ebelsbach, Tel. 09522/7250. (Besser noch im Tourismuszentrum Ritz Eltmann, Marktplatz 7), Tel. 09522/89970, www.vg-ebelsbach.de.

Übernachten/Essen Schäfers Wein­scheu­ne, gemütliche Gaststätte in einer aus­ge­bauten Scheune, im Sommer Garten­betrieb, Kinderspielplatz. Geöffnet Mi-Sa ab 16, So ab 14 Uhr, Mo und Di Ruhetag. Kirchstr. 13, Glei­senau, Tel. 09522/950500, www.weinscheune-schaefer.de.

Gasthaus Zehendner, freundliches Gast­haus mit einfacher, aber sehr guter fränki­scher Küche und ebenso guten wie preis­werten Ei­gen­bauweinen. Bei Einheimi­schen sehr be­liebt, so dass sich eine Tisch­reservierung em­pfiehlt. Di, Mi ab 16 Uhr, Fr und Sa ab 15 Uhr, So/Mo/Do Ruhetag. Obere Eichenleite 2, Tel. 09522/1831, www.gasthaus-zehendner.de.

Kellerkind

Der Ebelsberg, der hinter Ebelsbach steil aufragt, ist ein außer­ge­wöhn­liches zeitgeschichtliches Denkmal: Im Zweiten Welt­krieg lie­ßen die National­so­zia­listen von Zwangsarbeitern in seinem In­ne­ren ein ausgedehn­tes Tunnel­system anlegen. Die Produktion aus dem Kugelfischer-Werk sollte nach untertage verlagert wer­den, da die Luftangriffe der Briten und Amerika­ner immer wieder gro­ße Schäden verursachten. Zu ihrem eigentli­chen Zweck kon­n­ten die Stollen im Ebelsberg jedoch nicht mehr genutzt wer­den, und die US-Armee hat nach dem Krieg einen Teil der Gänge ge­sprengt. Dann ge­rie­ten sie in Vergessenheit. Erst vor einigen Jah­ren wur­den sie zum Teil res­tau­riert und wieder zugänglich ge­macht, wenn auch groß­teils nur als Unter­schlupf für riesige Fleder­mauskolonien. Einige Gänge nutzt der Win­zer Martin Fi­scher aus Steinbach (Tel. 09522/5065) für die Pro­duktion von Fran­ken­sekt. Der Winzer bie­tet auch Führungen für Gruppen an. In­for­ma­tio­nen unter www.mf-frankensekt.de.

Zeil am Main

Lassen Sie sich von dem weitläufigen Industriegebiet um die Alt­stadt nicht täuschen, das Weinstädtchen am Main, von der Wall­fahrtskirche Käppele über­ragt, zählt zu den schönsten Zielen zwi­schen Bamberg und Schwein­furt.

Im idyllischen Zentrum bildet der halb­kreisförmige Marktplatz mit seinen Fach­werk­häusern und der Stadtpfarr­kirche St. Michael samt eigenwilligem Kirch­turm die gute Stube der Stadt. Der Platz ist wie schon vor Jahrhunderten noch im­mer ein Ort zum Handeln, Ver­sam­meln und Feiern, wie das Alt­stadt­wein­fest Jahr für Jahr beweist. Aller­dings hat das Städtchen unter dem Durch­gangsverkehr zu lei­den.


Das Panorama des Zeiler Käppele hoch über dem Maintal

Zeil besitzt nicht nur wegen seines at­trak­tiven Stadtbilds einen klang­vol­len Namen, sondern vor allem auch we­gen seiner Weine. Bereits um 1018 pflanzten die Mön­che des Bamberger Klos­ters St. Michael hier Reben. Ein ge­bür­tiger Zeiler, der Ebra­cher Abt Al­be­rich Degen, war es, der im 17. Jh. maß­geb­lich zur Verbreitung der aus Öster­reich stammenden Silvanerrebe in Fran­ken beitrug: der Anfang einer Er­folgs­ge­schichte bis zum heutigen Tag. Er wurde im Zuge der Hexenver­bren­nungen aus Zeil vertrieben (→ Kasten).

Der Weinbau in Zeil erlebte in den letz­ten beiden Jahrzehnten einen neuen Auf­schwung. Es werden insbesondere die Rebsor­ten Müller-Thurgau, Silva­ner, Bacchus und Riesling angebaut. Doch in Zeil wird auch Bier gebraut: Die Dorfbrauerei Göller ist im Ort om­ni­prä­sent. Das Bier wird seit über 400 Jah­ren in der Brauereigaststätte „Zur Al­ten Freyung“ ausgeschenkt, doch auch die meisten anderen Lokale des Orts haben Göller im Angebot. Am west­lichen Stadtrand kann man es im brauereieigenen Biermarkt (Wildgarten 12) als Flaschenbier kaufen.

Sehenswertes

Käppele: Das Wahrzeichen der Stadt steht auf dem 366 m hohen Kapellen­berg. Als 39 Zeiler Söhne 1870/71 ge­gen Frankreich in den Krieg zogen, ge­lob­ten sie, im Falle einer unversehrten Rück­kehr eine Madonna vergolden zu lassen. Tatsächlich kehrten alle 39 Sol­daten wie­der heim. 1894 wurde mit dem Bau der neuroma­ni­schen Kirche be­gon­nen, die heute ein beliebtes Ziel für Wallfah­rer und Ausflügler ist. Be­ach­tens­wert sind die kleine Marien­grotte und die Mi­rakelkammer mit Wachs­pup­pen als Weihegaben. Vom Käppele kann man ei­nen grandiosen Blick über das Maintal zum Steiger­wald genießen. Ein herrli­cher Kreuz­weg mit Sand­stein­figuren von 1880 führt von der Stadt durch den Wald hinauf (Aus­gangs­punkt/Einstieg: am Ortsende von Zeil Richtung Bischofs­heim auf der rechten Sei­te), Ein­kehrmöglichkeit im Berg­hos­piz (Tel. 09524/1009).

Stadtpfarrkirche St. Michael: Bis heute be­herrscht das auf einer Anhöhe ge­le­gene Gotteshaus den Marktplatz. Der von einer teilweise erhaltenen Wehr­mau­er umge­bene Bau wurde Anfang des 18. Jh. auf den Fundamenten einer mit­telalterlichen Kir­che errichtet. Das im­posante Rahmenwerk des Hoch­al­tars schuf der Bamberger Martin Wal­ter, der auch später die Seitenaltäre fer­tigte. Beachtenswert ist die ver­mut­lich aus dem 14. Jh. stammende Turmhalle, die als Taufkapelle diente. Sie beher­bergt über 600 Jahre alte Fresken. An der Westwand sind die Bistumsgründer Hein­rich II. und Kunigunde dargestellt, in den Händen der Bamberger Dom. An der schmucklosen Fassade der Kirche be­findet sich eine Ölberg-Darstellung. Sie zeigt drei vom Schlaf überwältigte Jün­ger, während Jesus vor der Fels­wand zusam­men­ge­sunken seinem Tod ent­gegensieht und ein Engel ihm den Kelch des Leidens reicht.

Die Kapelle St. Anna gegenüber der Pfarrkirche zählt zu den ältesten Bau­werken der Stadt (Weihe 1412). Einst war sie eine Totenkapelle mit Bein­haus. Sie wurde mit historischen Bau­tech­niken renoviert. Im Inneren ein schlichter Rokokoaltar und Re­nais­sance­malereien.

Marktplatz: Das dreigeschossige Rat­haus am Marktplatz mit dem streng ge­glieder­ten Fachwerkobergeschoss ist ein Werk mehrerer Epochen. Das goti­sche Haupt­por­tal lässt sich ins 14. Jh. datieren. Der Abschlussstein des Fach­werk­geschos­ses nennt 1540. Ein Kuri­o­sum am Rathauseck: Neben der Bam­ber­ger Elle, die 67 cm maß, hat sich ein Relikt des mittelalterlichen Strafrechts erhalten, der Pranger. Ge­gen­über vom Rat­haus das ehemalige Rosenbergische Zehnthaus, das dem Bam­ber­ger Barock­baumeister Küchel zugeschrie­ben wird.

Das nur wenige Meter unterhalb des Rat­hauses gelegene Jörg-Hofmann-Haus in der Hauptstraße 3 zählt zu den kunst­vollsten Fachwerkhäusern in Fran­ken. Der Zeiler Zimmermann Hof­mann schuf innerhalb des Fachwerks stark plastische For­men, die man zu sei­ner Zeit nur aus Stein kannte. Die Holz­arbeiten hatten damals auch einen prak­tischen Sinn: So sollten Schre­ckens­masken beispielsweise die bösen Geis­ter vertreiben. Das 1689 erbaute Haus gab der wohlhabende Schwager Hof­manns in Auftrag.

Der Hexenturm

Die Stadt Zeil am Main stellt sich ih­rer Geschichte: Das Fach­werkidyll, umgeben von Weinbergen, erlitt zur Zeit des Dreißig­jäh­rigen Kriegs traurige Berühmtheit als Hochburg der Hexen­ver­fol­gung im Bistum Bamberg. Meh­re­re hundert Frauen, Männer und sogar Kinder fielen dem Wahn zum Op­fer. Deren Hintergrund war zum einen die Kleine Eiszeit im 17. Jh., die zu Missernten führ­te. Der zweite Grund für die Verfolgung, die in Franken gan­ze Städ­te entvölkerte, war pure Habgier. Die kirchlichen Hexenjäger be­rei­cher­ten sich am Vermögen ihrer Opfer, die nach Kerkerhaft und Folter alle­samt auf dem Scheiterhaufen ende­ten. Eine Do­ku­men­tation über diese dunk­le Zeit hat die Stadt Zeil im Stadtturm, ei­nem Originalschauplatz jener Zeit, und einem Haus an der Stadt­mauer eingerichtet: dem Hexenturm. Un­bedingt sehens­wert (www.zeiler-hexenturm.de).

Fürstbischöfliches Schloss (heute Fi­nanz­amt): erbaut unter dem Bamberger Fürst­bi­schof Lothar Franz von Schön­born (1693-1729).

Synagoge: Seit dem 14. Jh. gab es in Zeil eine jüdische Gemeinde. In der Ju­den­gasse 18 steht die ehemalige Sy­na­go­ge (heute Privatbesitz). Bereits 1920 löste sich die jüdische Gemeinde aus Mangel an Mitgliedern auf und schloss sich den Glau­bensbrüdern in Haßfurt an. Die bei­den Thorarollen aus dem 18. Jh. wur­den eben­falls dorthin ge­bracht, wo sie beim Judenpogrom der Nazis 1938 ver­nichtet wur­den.

Schloss Schmachtenberg: Außerhalb des Altstadtkerns im Stadtteil Schmach­ten­berg liegt in einer Talsenke ver­steckt das große Schloss, das im 16. Jh. erbaut und um 1700 für Jagd­auf­ent­halte der Bamberger Bischöfe um­ge­baut wurde.

Wanderung 1: Auf den Spuren von Abt Degen rund um Zeil

Abwechslungsreiche Wanderung durch Weinberge, Wald und Schlucht.

Basis-Infos

Information Die Tourist-Information be­fin­det sich in der ehemaligen Ratsdiener­woh­nung (Grohehäuschen) neben dem Rat­haus, ist allerdings nur im Sommer an Wochenenden besetzt. Sonst Infos im Rat­haus. Marktplatz 8, 97475 Zeil, Tel. 09524/9490 (Stadt Zeil) und Tel. 09524/94937 (Tourist-Info), www.zeil-am-main.de. April bis Okt. Fr 12-18, Sa 10-16, So 10-13 Uhr. Stadtführungen und Hexen­führungen nach Absprache. Stadt­turm­be­stei­gung nach Ver­einbarung bei Franz Hoffmann, Sander Str. 18, Tel. 09524/1441. Infos zum Weinfest unter www.zeiler-weinfest.de.

Verbindungen Bahn, Zeil besitzt einen Bahn­hof und liegt an der Strecke Bam­berg-Schweinfurt (Haltestelle der Regional­bahn).

Taxi, Gertrud Pfaff, Tel. 09524/1304; Taxi Will, Wild­garten, Tel. 09524/850905.

Übernachten/Essen & Trinken

Übernachten Hotel Kolb, Hotel mit Res­tau­rant und schöner Wein­stube mit hand­ge­fer­tig­ten Glasfens­tern. An­ge­nehme Terrasse, die abends stim­mungsvoll be­leuchtet wird. Funktio­nel­le, komfortable Zim­mer, schöne The­men­zimmer, manche Zimmer sind et­was klein (oft einzeln stehende Betten). Übe­r­nach­tung ab 50 € (EZ) bzw. 80 € (DZ). Krumer Str. 1, Tel. 09524/9011, www.hotel-kolb-zeil.de.

Altes Forsthaus, im schön gelegenen Orts­teil Bischofsheim liegt der traditionelle Gast­hof mit fränkischer Küche. Von hier aus kann man zu schönen Wanderungen aufbrechen. Ter­rasse. DZ 50 €. Bischofs­heim 18, Tel. 09524/1821.

Essen & Trinken Zur Alten Freyung, Brauerei zum Hirschen (Göller), eine frän­ki­sche Brauerei ohne Schnickschnack. Das preis­werte Wirtshaus im Zentrum von Zeil (un­mit­telbar an der Stadtmauer) ist im Som­mer mit seinem riesigen Biergarten und der üppi­gen Speisekarte ein beliebtes Ziel für Einhei­mische und Touristen. Gut­bür­gerliche Küche, hervor­ragendes Bier; zu empfehlen: Stein­hauer­weizen (www.brauerei-goeller.de), Haus­brände. 9.30-1 Uhr, Di Ruhetag (in den Som­mer­mo­naten ohne Ruhetag). Speiersgasse 21, Tel. 09524/9554.

Bio/Regional Zur Sonne, das Weinhaus im Ortsteil Zie­gelanger ist seit 1912 im Familienbesitz. In dem freundlichen und gemütlichen Gast­haus von Wolfgang Zimmermann werden fränkische Kü­che und Weine aus kontrol­liert ökologi­schem Anbau angeboten. Be­sondere Speziali­täten sind gerupfter Käse, Brotzeiten (eigene Schlach­tung), selbst ge­brannter Schnaps und in der Saison Spar­gel. Übrigens werden auch Füh­rungen durch die eigenen Weinberge an­ge­boten. Ab 15 Uhr, Sa/So ab 10 Uhr, Mi/Do Ru­he­tag. Ziegelanger 19, Tel. 09524/5460, www.weinhaus-zimmermann.de.

Winzerhof Schick, im Stadtteil Ziegelanger ge­legene Gaststätte mit hausgemachten Brot­zei­ten und gutem Essen, Eigenbau­wei­ne. Berg­str. 22, Tel. 09524/7892, www.schick-winzerhof.de.

Zeiler Esszimmer, überzeugt mit guten Spei­sen und schönem Biergarten. Kastanienbäume spenden hier Schatten. In der Nähe des Bahnhofs. Tel. 09524/2459195, www.schick-winzerhof.de.

Wein

In Zeil und dem Stadtteil Ziegelanger und vor allem jenseits des Mains (der hier auch eine Sprach­grenze ist: „Mee“ und „Maa“) in Sand gibt es zahlreiche Winzer- und Hecken­wirt­schaften.

Wir empfehlen neben den Weinen von An­ton Nüß­lein das Weingut Dr. Heigel, das für seine hochwertigen sortentypi­schen Wei­ne aus den Lagen Zeiler Mönchs­hang und Ran­der­sackerer Sonnen­stuhl bekannt ist. Auch Bar­rique-Weine und hausgemachte Gelees wer­den angeboten. Haßfurter Str. 30, Zeil, Tel. 09524/3110.

Dem Weingut Erich Martin gehört das Wahrzeichen von Ziegelanger: ein Wein­berg­häuschen (das „Gesichtshäuschen“), mit einem strah­lenden Gesicht bemalt. Ver­kauf über die Weinstube Martinsklause in Ziegelanger.

Weingut A & E Rippstein, in Sand, mit He­ckenwirtschaft. Der junge Winzer Mathias Ripp­stein hat sich als Sommelier und in­no­va­tiver Winzer einen Namen gemacht (aus­ge­zeich­net: seine „S“-Weine). Sand­gasse 26, Tel. 09524/1341, www.weingut-rippstein.de.

Mein Tipp Das Weinhaus am Markt­platz, ein Wahrzeichen von Zeil. Von den Ei­gentümern mit viel Liebe renoviert und im Jahr 2011 durch eine edel-moderne Vi­no­thek mit Probierstube er­weitert, findet der Weinfreund in den schö­nen Verkaufs­räu­men alles, was das Herz be­gehrt. Aus den eigenen Weinbergen in Zeil bieten An­ton und Roger Nüßlein ein breit ge­fächer­tes Sortiment vom vielfach ausgezeich­ne­ten Spitzenwein bis zum gefälligen Zecher-Schop­pen an. Herausragend sind der Ries­ling, der sich durch Rasse und Frucht aus­zeichnet, und für Rotweinfreunde ein samt­weicher Spätburgunder. Am häufigsten wird jedoch der Silvaner verkauft. Mit 6,50 € pro Fla­sche beginnt bei Nüßleins das Weinvergnü­gen. Es werden auch Weinproben in den Weinbergen angeboten. Der freundliche Service spricht für sich: Hier ist der Kunde König. Weinverkauf mit Weinprobe: Mo-Fr 9-18, Sa 9-16 Uhr und nach Ver­ein­barung. Marktplatz 1, Tel. 09524/279, www.weinhaus-nuesslein.de.

Haßfurt

Wer aus Bamberg kommt, hat Pech: Der unansehnliche Einkaufs- und Indus­triegürtel im Osten und im Westen Haßfurts wirkt nicht ge­rade einla­dend. Doch der erste Eindruck täuscht. Tatsächlich be­sitzt das über 750 Jahre alte Haßfurt eine malerische, historisch g­e­wachsene Altstadt mit kunst­vollen Fachwerkfassaden, alten Bür­ger­häusern und sehenswerten Kir­chen.

Das schmucke mainfränkische Städt­chen zählt rund 14.000 Ein­woh­ner und ist Kreisstadt des Landkreises Haß­ber­ge. Der Ort wächst und viele pendeln aus dem Umland zum Arbeiten nach Haßfurt. Das Leben spielt sich in der sanierten Alt­stadt ab, begrenzt vom Oberen und Unteren Turm. Entlang der breiten Oberen Hauptstraße mit dem weitläufigen Marktplatz samt Rathaus reiht sich Laden an La­den. Sehenswert ist die Stadtpfarrkirche mit zwei Wer­ken Tilman Riemenschnei­ders oder die frisch renovierte, spätgotische Rit­ter­ka­pelle mit ihrem eindrucks­vollen West­portal. Lohnend ist sicher­lich ein Spa­ziergang zum alten Zister­zien­ser­inn­en­kloster Mariaburghausen am Süd­ufer des Mains (1,5 km vom Zent­rum) - ein Musterbeispiel goti­scher Kir­chen­bau­kunst (Kirche norma­ler­wei­se ge­schlos­sen, bit­te anrufen im katho­lischen Pfar­ramt unter Tel. 09521/1484).

Sehenswertes


Relief an der Ritterkapelle in Haßfurt

Ritterkapelle: Im 15. Jh. wurde die Rit­ter­kapelle zu Ehren Mariens errichtet, einer der bedeutendsten spätgotischen Kirchenbauten in Deutschland. Jedoch wurde sie in den nachfolgenden Jahr­hun­derten immer wieder verändert, bei­spielsweise durch den berühmten Archi­tekten Karl Alexander von Heid­e­loff. Beachtenswert an der ein­schif­fi­gen Anlage mit eingezogenem Chor ist der an der Choraußenseite ange­brachte drei­fache Fries mit insgesamt 230 Wap­pen, zu denen noch weitere 25 Wap­pen an den Rippenkreuzungen im Chor­inneren kommen - eine Art stei­ner­nes Adels­register. Eindrucksvoll sind auch das Westportal mit dem auf­wän­di­gen Relief im Tympanon, das die Le­gende der Heiligen Drei Könige erzählt, und der bis heute rätselhafte „Vier­tu­gend­mann“ im Gewölbe der Eingangs­halle. Die gesamte Kirche wurde von 2006 bis 2010 hell und farbig saniert.

♦ Lesetipp: Die Ritterkapelle in Haßfurt, Ver­lag Schnell + Stei­ner, Regensburg 2012.

Pfarrkirche St. Kilian, Kolonat und Tot­nan: Noch immer ist die spät­go­ti­sche Hallen­kirche mit eingezogenem Chor zwischen den beiden Osttürmen der Mittel­punkt der Stadt. Berühmt ist das Gotteshaus am Marktplatz, das zuletzt Anfang der 1990er-Jahre reno­viert wur­de, wegen zweier um 1490 entstan­de­ner Plastiken von Tilman Rie­men­schnei­der: Johannes der Täufer und Maria mit dem Kind stehen links und rechts des Chors. Im Zentrum prunkt der neu geschaffene Hochaltar mit den drei Frankenaposteln und Namens­pa­tro­nen Kilian, Kolonat und Totnan, die wohl aus der Werkstatt Riemen­schnei­ders stammen.

Altes Rathaus: Gegenüber von der Stadt­pfarrkirche steht das rechteckige, drei­ge­schossige Rathaus, das zu Beginn des 16. Jh. erbaut wurde. Hier befindet sich heute unter anderem das Bür­ger­büro. Im Erdgeschoss befindet sich die ehe­mals offene Markthalle, in der heu­te Kulturveranstaltungen stattfinden.

Zehntscheuer (Stadthalle): Die einstige fürstbischöfliche Zehntscheune, ein mäch­ti­ger dreigeschossiger Bau mit Staf­felgiebel, entstand im 15. Jh. und wur­de im 17. Jh. erweitert. Ende der 1980er-Jahre wurde das Gebäude vom Archi­tekten Alex­an­der Freiherr von Branca zur Stadthalle umgebaut. Heute finden dort zahlrei­che Kultur­veran­stal­tungen statt (www.hassfurt.de).

Rathaus: gegenüber der Zehntscheuer das Amtshaus aus dem 18. Jh., das heu­te als Rathaus mit Tourist-Information dient.

Herrenhof: Das Gebiet des heutigen Her­renhofs gilt als die Urzelle der städ­tischen Besiedelung in Haßfurt (13. Jh.). Die frühesten Besiedelungs­spuren über­haupt gibt es aber an der ehemaligen Mainfurt bei Haßfurt, sie stammen be­reits aus dem 4./5. Jh. Das Gebäude dien­te schon vielen Zwecken, unter an­derem war es das ehe­ma­lige fürstbi­schöf­liche Amtshaus und beher­bergte die Oberschule. Heute hat hier das Land­ratsamt seinen Sitz, histo­ri­sche Spu­ren sind teilweise noch zu erken­nen.

Siebenmeilenstiefel

Helmut Kohl trug sie, ebenso Marcel Reich-Ranicki, die Königin von Holland und der König von Thailand: Die ganze Welt läuft auf Markenschuhen aus Haßfurt. Die Marke „Finn Comfort“ der „Waldi“-Schuhfabrik ist ein Export­schlager. 650 Mitarbeiter sowie 1400 Heimarbeiter fertigen täglich 6000 Paar Schuhe - komplett made in Germany, was in der Branche eine Seltenheit ist. „Waldi“ verzichtet überdies auf etwas, was sonst auch fast jeder hat: Die ed­len Leisetreter bekommt man nur über den Fachhandel. Fabrik­verkauf und Outlet gibt es in Haßfurt nicht, „weil wir keine Ware zweiter Wahl produzie­ren“, wie der Seniorchef Hans-Joachim Wol­ter selbstbewusst sagt.

Basis-Infos

Information Verkehrsamt, Bahnhofstr. 2, 97437 Haßfurt, Tel. 09521/688227, www.hassfurt.de. Mo-Fr 9-17.30 Uhr, Mai-Okt. auch Sa 10-14 Uhr, So 14-17 Uhr.

Verschiedene Angebote an Stadtführungen. Infos bei der Tourist-Information. Treffpunkt: Altes Rathaus am Markt­platz.

Verbindungen Bahn, Haßfurt liegt an der Strecke Bamberg-Würzburg, Fahrkarten­aus­ga­be Tel. 09521/3933.

Baden Haßfurt besitzt ein weitläufiges und sehr gepflegtes Erlebnisbad, das nicht nur verschiedene Pools bietet, sondern auch eine 127 m (!) lange Wasserrutsche, Wär­me­halle und Dampfgrotte. Das Beson­dere: die Außen­becken (inkl. Schwim­mer­be­cken) sind je nach Wetter­lage bis mind. Ende Okt. geöffnet. Dane­ben befindet sich die Eis­sporthalle. Großer Anger 21, Tel. 09521/94570.

Flugplatz Verkehrslandeplatz Haßfurt, Flugplatzstr. 20, Tel. 09521/94990; Rundflüge, Fall­schirmspringen.

Übernachten/Essen & Trinken

Meister Bär (ehemals Altstadthotel), das ge­schmackvolle 4-Sterne-Hotel im Herzen Haß­furts (bei der Pfarrkirche St. Kilian) steht an der Stelle der 1869 erbauten Volksschule und bie­tet alle Annehmlichkeiten eines mo­dernen Mit­telklassehotels. Teile der Schule wurden beim Bau 1997 jedoch erhalten. So stehen noch ei­ni­ge alte Wände und im Frühstücksraum findet man alte Schulbänke. Vor einigen Jahren wur­den im Ort Bilder der ehemaligen Schulkinder aus Haßfurt gesammelt, die nun in einem Al­bum angesehen werden können. Das Hotel hat au­ßerdem einen Fitnessraum, ein So­larium und eine Sauna. Es gibt auch be­hin­derten­ge­rechte Zimmer und spezielle Zimmer für Al­ler­giker. Freundlicher, pro­fes­sio­neller Service. EZ ab 69 €, DZ ab 89 €. Pfarr­gasse 2, Tel. 09521/9280, www.mb-hotel.de. 2016 Besitzerwechsel und Renovierung.

Jüngling, nur aus ein paar Tischen besteht die ehemalige Weinstube der Bäckerei, die zu ei­nem Café umgebaut wurde, in dem sich tags­über viele Haßfurter treffen. Kleine Ge­richte, fei­ne Weinauswahl. Mo-Fr 5.30-18 Uhr, Sa bis 14 Uhr. Hauptstr. 26, Tel. 09521/1456.

Heuhotel, in einem Riesengarten mit zwei Eseln zwischen Stadtmitte und Freibad hat au­ßer der Vier-Personen-Bettstatt (pro Pers. 5 €) ein Ferienhäuschen Platz (mit Küche, Bad, Ter­rasse, 2 Pers. 35 €). Bei Winfried Schreyer, am Wehr­lein 3, Tel. 09521/952336 oder 0160/2056273.

Meehäusle (ehemals Naturfreundehaus), die idyllische Lage mit Biergarten direkt am Main ist der Trumpf dieses gemütlichen Gasthauses, das von Radfahrern und Ein­heimischen gerne besucht wird. Bootsanle­gestelle mit Unter­stell­halle, Zeltplatz, Kin­der­spielplatz. Gute Tages­ge­rich­te, einfa­che und günstige Zimmer (EZ ab 18 €). Am Ha­fen 6, Tel. 09521/7155.

Bio/Regional Maintal-Obstindustrie, das Traditions­un­ternehmen ist vor allem für seine Hiffen­mark-Marmelade (Hagebutten) bekannt. Am Mi und Do ist 9-17 Uhr, Sa 9-15 Uhr Fabrikverkauf. Industriestr. 11, Tel. 09521/94950, www.maintal-frucht.de.

Club Lokwerk, die Feierwütigen der Region treffen sich Fr und Sa im historischen Bahn­hofs­gebäude, direkt neben dem heutigen Bahn­hof. Bis 22 Uhr Bar, danach Club. Bahn­hofstr. 10, Tel. 09521/6219719, www.lokwerk-events.de. Kinderträume

Kinderträume

Viele Gestalten, die sich in den Büchern des bekannten Kin­der­buch­autors Paul Maar finden, sind Oberthereser. Denn der gebür­tige Schweinfurter Paul Maar (heute Bamberg und Birken­feld/Landkreis Haßberge) verbrachte ei­nige Kinderjahre bei seinem Groß­vater in Obertheres, als Schweinfurt im Bombenhagel ver­sank. Noch heute erinnert sich Paul Maar gerne an die Zeit im Dorf und erzählt immer wieder davon. Bekannt geworden ist Paul Maar vor allem durch die Geschichten vom Sams. Was nur wenige wis­sen: Paul Maar arbeitete eine Zeit lang als Bühnenbildner und Fo­to­graf am Fränki­schen Theater Schloss Maßbach (Landkreis Schweinfurt), das seine Tochter Anne Maar heute leitet. Anne Maar ist ebenfalls eine bekannte Kinderbuch­autorin. Aus der glei­chen Theater­familie stammt Michael Ballhaus, einer der ge­frag­tes­ten Kameramänner in Hollywood („Das fliegende Au­ge“), der unter anderem mit Martin Scorsese Filme drehte und im Lauf seiner Karriere für drei Oscars nominiert wurde.

Rund um Haßfurt


Hungrige Wildgänse im Maintal

Interessant ist die kleine Kirchenburg in Prappach, und in Sylbach lockt die his­to­ri­sche Hammerschmiedsmühle zu einer gemütlichen Einkehr (Mi bis So und an Fei­ertagen ab 18 Uhr, Tel. 09521/2277, www.hammerschmieds­muehle.de). Außer­dem ist das maleri­sche Rat­haus aus dem Jahr 1598 seh­ens­wert.

Zisterzienserinnenkloster Maria­burg­hau­sen: Über die 1962/63 errichtete Main­brü­cke, die an der Stelle eines Vor­gängerbaus von 1867 Haßfurt mit dem südli­chen Umland verbindet, ge­langt man zum ehemaligen Nonnen­klos­ter (1,5 km außerhalb von Haß­furt), das Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn 1582 der Universität Würz­burg schenkte. Seitdem wird das Klos­ter schon nicht mehr von Or­dens­frau­en bewohnt, heute dient es als Hof­gut. Beachtenswert ist die 1300 ent­stan­dene Klos­ter­kirche, die Johannes dem Täufer geweiht ist und eine ein­drucks­volle Gruft be­herbergt. Leider ist das Gotteshaus normalerweise ge­schlos­sen; es kann jedoch nach Voran­mel­dung besichtigt werden.

♦ Informationen und Schlüssel: Katholisches Pfarramt Haßfurt, Pfarrgasse 8, Tel. 09521/1484.

Obertheres: Das einstige Kloster und heu­tige Schloss Theres, das an der Bun­des­straße 26 liegt, die von Haßfurt nach Schweinfurt führt, ist heute in Pri­vatbesitz. Die fast tausend Jahre alte Benediktinerabtei St. Stephan und Vitus prägte mit ih­rem Reichtum die ganze Umgebung. In den Klosterdörfern wie Wa­genhausen, Hor­hausen und Buch stehen noch heute Bau- und Flur­denk­mäler von herausragen­der Be­deutung und selbst in der Nachbarstadt Haßfurt hatte das einst mächtige Kloster Be­sit­zun­gen (ehemalige Renkers­müh­le). Mit der Säkularisation Anfang des 19. Jh. erlosch das Klosterleben jäh.

Obertheres ist die Heimat einer be­deutenden Bildhauerfamilie. Berühm­tes­ter Ver­tre­ter dieser Familie war Jo­hann Peter Wagner (geboren 1730), der Sohn von Johann Thomas Wagner. Er schuf in ganz Franken Kunstwerke von überragendem Wert. Von seinem Ge­burts­haus steht heute nur noch die Tor­an­lage. Wagner-Werke findet der Inte­res­sierte unter anderem in der Marien­ka­pelle am Friedhof in Ober­the­res, in der Kirche im Nachbarort Unter­theres sowie in der Kirche in Dampf­ach. Aus Obertheres stammt auch der spätere Mainzer Hofbildhauer Johann Sebas­tian Barnabas Pfaff, von dem sich eben­falls Figuren in der Marienkapelle be­fin­den.

Sehenswert ist auch das neugotische Schloss Ditfurth, das ebenfalls wie das ehema­lige Kloster an der B 26 liegt. Es ist allerdings nicht zugänglich. Erbaut wurde die Schlossanlage 1857 von Georg Freiherr von Ditfurth, der übri­gens der Bruder von Franz Wilhelm Frei­herr von Ditfurth war. Dieser gilt als der bedeutendste Sammler fränki­scher Lieder (www.theres.de).

Übernachten/Essen Familie Pfeiffer ver­mietet zwei liebevoll eingerichtete Zimmer in einem geschmackvoll restaurierten ehe­maligen Gasthof in der Ortsmitte von Ober­theres. Kahl­berg 1, Tel. 09521/618045.

Mein Tipp Vino e Camino, stilvolle Vi­nothek und Weinhandlung im Schloss Obertheres, be­trieben von der Italienerin Francesca Gräfin von Beust-Luti. Hier erhält man ausgewählte italienische Weine und ku­linarische Lecke­reien. Un­bedingt sehens­wert. Geöffnet Do 15-19.30 Uhr und Fr 15-22 Uhr sowie bei Sonder­ver­an­staltungen. Klosterstr. 1, Tel. 09521/954396, www.vinoecamino.de.

Wanderung 2: Durch das Tal der Wässernach

Einfache Rundwanderung in urtümlicher Naturlandschaft.

Wonfurt: Hier ist die klassizistische Kir­che sehenswert, die 1817-1820 nach dem Vor­bild des Pantheon in Rom er­richtet wurde.

Übernachten/Essen Hotel Gasthof Zur Linde, das in der Ortsmitte von Ottendorf (am Mainradweg, steil ober­halb am Berg) gelegene fränkische Gast­haus bietet regio-nale, gute Kü-che (haus­eigene Schlach­tung) und einfache, aber gute Zimmer. Täglich geöffnet ab 17 Uhr, So ab 11 Uhr. EZ 50 €, DZ 70 €. Linden-platz 1, Ottendorf, Tel. 09727/91010, www.linde-hotel.de.

Mein Tipp Brauereigaststätte Ulrich Mar­tin, in Franken sterben viele kleine Tra­di­tionsbrauereien, aber es geht auch an­ders: Im Scho­nun­ger Gemeindeteil Hausen hat Ulrich Martin die Dorfbrauerei wieder­belebt. Hand­werk­lich ge­brautes Bier und eine kleine, aber stets ab­wechs­lungsreiche Speisekarte machen das Wirts­haus mit Bier­garten zu einem Ge­heim­tipp. 12-23 Uhr, Fr/Sa bis 24 Uhr, So ab 10.30 Uhr, Di Ruhe­tag. Hausener Hauptstr. 5, 97453 Scho­nun­gen, Tel. 09727/403011, www.brauerei-martin.de.

Café Rohr, am Mainradweg in der Orts­mit­te von Schonungen liegt das v. a. sonn­tags rege frequentierte Café, das her­vorragende haus­gemachte Torten anbietet. 6-19 Uhr, So ab 8 Uhr. Hauptstr. 36, Tel. 09721/59239.

Wanderung 3: Auf urtümlichen Wegen am Main entlang nach Schweinfurt

Leichte Streckenwanderung durch die Mainauen mit schönen Aussichten.

Schweinfurt

In Schweinfurt wird zwar immer noch Wein angebaut, doch be­kan­n­ter ist die circa 54.000 Einwohner große Stadt am Main als wich­tiger In­dus­triestandort. Als Friedrich Fischer im Jahre 1883 die Kugel­schleif­maschine erfand, war dies die Geburtsstunde der Wälz­lager­fa­brik­ation. Darüber hinaus gilt Schweinfurt als die Wiege des Fahrrads.


Skulptur eines Schweinehirten im Stadtteil Zürch

Weltweit tätige Firmen aus der Wälz­la­ger- und Autoteilezubehör-Produk­tion, wie z. B. Schaeffler, Bosch Rexroth oder ZF Friedrichshafen AG (urspr. Sachs) prä­gen das Bild der Stadt. Eine schwe­re Strukturkrise in den 1990er-Jahren konn­te mittlerweile über­wunden wer­den. Noch ist der Struk­turwandel in vollem Gange, das kultu­relle Leben aber blüht: His­to­rie und zeitge­nös­si­sches Kunst- und Kul­tur­leben gehen eine interessante Mi­schung ein. „In­dus­trie und Kunst“ lau­tet das Schlag­wort und Namen wie das Mu­seum Georg Schäfer, das Mu­seum Otto Schä­fer und die 2009 eröff­nete Kunsthalle Schweinfurt spielen hier­bei eine be­deu­ten­de Rolle. 2022 soll zudem ein Kul­tur­forum eröffnet werden. Dement­spre­chend hat sich der Tourismus in Schwein­furt erheblich weiter­ent­wi­ckelt.

Die Industriestadt - heute mehrheit­lich protestantisch - zählt zu den ältes­ten Or­ten Mainfrankens. Bereits 791 wurde Schweinfurt zum ersten Mal ur­kund­lich er­wähnt. Die einstige freie Reichs­stadt umfasste ein Territorium von gerade mal 53 km2. Erst 1802 verlor die Stadt durch die Annektierung durch Bayern ihre politi­sche Selbst­stän­dig­keit. Leider haben sich nicht all­zu viele historische Gebäude er­hal­ten, denn als Zentrum der kriegswichtigen Wälz­lagerindustrie in Nazideutsch­land wurde Schweinfurt zur Ruinenwüste bombardiert. Doch in den letzten Jah­ren wurden die verbliebenen Bereiche, beispielsweise der Zürch, Zug um Zug saniert und restauriert. So entstand auch eine große Fußgängerzone, die Schwein­furt mittlerweile als Einkaufs­stadt interessant macht. Hier ist außer­dem die weitläufige, 2009 eröffnete Stadt­galerie mit insgesamt 100 Ge­schäften zu nen­nen.

In den letzten 150 Jahren entwickelte sich die kleine Fischer-, Schiffer- und Hand­wer­kersiedlung zu einer bedeu­ten­den Industriestadt, die sich mit Ku­gel­la­gern, Stoß­dämpfern und Klein­mo­to­ren europaweit einen Namen ge­macht hat. Durch die wirtschaftliche Mo­no­struktur haben hier konjunk­tu­relle Kri­sen aller­dings beson­ders hart zu­ge­schla­gen, vor allem in den 1990er-Jahren.

Denk’ mal

Der holländische Künstler herman de vries, der Esche­nau im Stei­gerwald zu seiner Wahlheimat erkoren hat, setzt mit ei­nem Denkmal in den Mainauen bei Schweinfurt/Oberndorf ein Zeichen gegen das Vergessen: Eine runde Steinbank, flankiert von drei Linden, erinnert an das Schicksal der Zwangsarbeiter, die im Zwei­ten Weltkrieg für die Schweinfurter Kugella­gerindustrie schuf­ten mussten. Die aus ganz Europa nach Deutschland ver­schlepp­ten Männer und Frauen lebten unter menschen­un­würdi­gen Bedin­gun­gen in einer Barackenstadt auf den Mainwiesen - fern der Heimat, un­ter­ernährt, misshandelt und den alliierten Luftangriffen auf die Industrie­stadt schutzlos ausgeliefert. Fünf Jahrzehnte war das Thema Zwangsarbeit in Schweinfurt tabu - jetzt stellen sich die Stadt und die Großbetriebe der Ge­schichte. Anders mainaufwärts in Haßfurt. Hier hat man lange verdrängt, dass Fritz Sauckel, einer der Hauptkriegsverbrecher der Nazizeit und bei den Nürn­berger Prozessen zum Tod verurteilt, ein Sohn der Stadt ist. Sauckel hatte den Zwangsarbeitereinsatz im Dritten Reich organisiert. Er war für die Verschleppung und den Tod von Millionen Menschen zwischen 1939 und 1945 verantwortlich.

Sehenswertes

Museum Georg Schäfer: Nach den Plä­nen des Berliner Architekten Volker Staab wurde der kubische Bau in den Jah­ren 1998/99 errichtet und 2000 eröff­net. Er prä­sentiert die be­deu­tend­ste Privatsammlung der Kunst des 19. Jh. aus dem deutsch­spra­chigen Raum. Mit Gemälden und Arbeiten auf Pa­pier vom ausgehen­den 18. bis zum Beginn des 20. Jh. bietet das Museum ein Panorama der unterschied­lichsten Kunst­strömungen dieser Zeit, vom spä­ten Rokoko über Klassi­zismus und Ro­man­tik bis hin zum Impressio­nismus. Zu den Meisterwerken des Mu­seums zählen Franz Pforrs Gemälde „Sulamith und Maria“, Caspar David Fried­richs „Abend an der Ostsee“ oder Adolph Menzels „Cercle am Hof Kaiser Wil­helms I.“. Mit der weltweit größten Sammlung seiner Werke ist Carl Spitz­weg vertre­ten: 160 Gemälde und 120 Zeich­nungen. Von Adolph Menzel be­sitzt die Sammlung über 100 Ge­mäl­de, Goua­chen und Zeichnungen. Weitere grö­ßere Werk­blöcke gibt es von Cas­par Da­vid Friedrich, Georg Ferdinand Wald­müller, Hans Thoma, Wilhelm Leibl und sei­nem Kreis sowie von Max Lie­bermann und Max Sle­vogt. Neben der großen stän­digen Ausstellung fin­den hochkarätige Wechselausstel­lun­gen, Vortragsreihen, Führungen, Kon­zerte und Lesungen statt.

♦ Di 10-20 Uhr, Mi-So 10-17 Uhr, Mo ge­schlos­sen. Eintritt 7 €, erm. 6 €, Studenten ab 2,50 € (Kombination Dauerausstellung und Son­derausstellung), jeden ersten Di im Monat freier Eintritt. Diverse feste Führungstermine. Brückenstr. 20 (direkt über einem Parkhaus), Tel. 09721/514820 (Sekretariat) und 514825 (Kas­se), www.museumgeorgschaefer.de.

Rathaus: Das prachtvolle Wahrzeichen der Stadt mit seiner fein gegliederten Fas­sade gilt als ein frühes Beispiel deutscher Renaissance. Zwischen 1570 und 1572 wurde es vom Baumeister Niko­laus Hofmann errichtet. Beach­tens­wert ist der Er­ker­turm mit dem Wap­pen Kaiser Maximilians (1564-76), in den Fängen des Dop­peladlers das Schweinfurter Stadtwappen. An der Balkonfront sind die Wappen der sie­ben Kurfürsten zu sehen, an den Gie­beln allegorische Figuren. In der ehe­mali­gen Kaufhalle im Erdgeschoss ist heute die Tourist-Info Schweinfurt 360°C unterge­bracht. Markt 1.

Marktplatz: An der Südostecke steht das Geburtshaus (Markt 2) von Fried­rich Rückert, in der Mitte des Markt­plat­zes erhebt sich sein Denkmal. Zu Füßen des Schriftstellers und Orien­ta­lis­ten symbolisieren allegorische Figu­ren seine beiden Hauptwerke, „Die Weis­heit des Brahmanen“ und „Gehar­nischte Sonette“.

Friedrich Rückert - Lyriker, Übersetzer, Professor

Um den berühmten Sohn der Stadt kommt niemand herum. In nach­denk­li­cher Pose thront er in einem großen Sessel auf dem Schweinfurter Markt­platz. Ein paar Meter weiter steht sein Ge­burts­haus mit der bron­zenen Ge­denk­tafel (schräg gegen­über vom Rat­haus). Am 16. Mai 1788 kam Friedrich Rückert hier zur Welt. Der spätromantische Dichter und sprachgewandte Über­setzer lieb­te Franken, aber haderte mit dem Namen sei­ner Hei­matstadt. „Hät­test Mainfurt, hättest Weinfurt, weil du führest Wein, heißen kön­nen, aber Schweinfurt, Schweinfurt sollt’ es sein?“ Fried­rich Rü­ckert, der am 31. Ja­nuar 1866 in Neuses bei Co­burg starb und dort be­graben liegt, gelang es dank seines außer­gewöhnlichen Sprach- und Überset­zertalents, bedeu­ten­de Werke der persisch-ara­bischen Dichtung für deutsche Leser zu er­schlie­ßen. Sein be­rühmtestes Werk ist „Die Weisheit des Brahmanen“, das 1836-39 in sechs Bänden erschien und in Form klassischer Alexandriner öst­liche und westliche Lebensweisheiten zu­sam­menfasst. Diese Ar­beit faszi­nierte später auch Hermann Hesse, der in seinem Ro­man „Das Glasperlen­spiel“ dem Dichter ein litera­ri­sches Denk­mal setzte. Rü­ckert, ab 1826 Pro­fes­sor für Orientalistik an der Uni­ver­si­tät Erlangen, später in Berlin, ist in Fran­ken, ins­besondere in sei­ner Geburtsstadt, unvergessen: Straßen, Schu­len und Apo­the­ken tra­gen bis heute seinen Namen.


Das im Renaissance-Stil erbaute Rathaus ist das Wahrzeichen der Stadt

Kirche St. Johannis: Die evangelische Stadtpfarrkirche ist das älteste und ein­zige er­haltene mittelalterliche Bauwerk der Stadt. Bereits im 13. Jh. stand hier eine roma­nische Basilika, die zu Be­ginn des 15. Jh. durch einen gotischen Neubau er­setzt wurde. Als sich die freie Reichsstadt Schweinfurt 1542 der Lehre Martin Lu­thers anschloss, wurde die Johanniskirche Zentrum der evan­geli­schen Gemeinde. Der Übergang vom Ka­tho­lizismus zum Protes­tan­tismus voll­zog sich gewaltlos. Auch hat es hier nie einen Bildersturm gegeben - ein Grund dafür, dass die Kirche bis auf den heutigen Tag wertvolle Kunst­schätze beherbergt, die bis in die Ro­ma­nik zurückreichen. Beachtens­wert sind im Inneren der gotische Taufstein (1367) mit sei­nen Apostel­dar­stellun­gen, die prunkvolle, von einem trium­phie­ren­den Christus gekrönte Barock­kan­zel (1694) und der frühklassizis­ti­sche Stuck­marmor-Hochaltar des Würz­bur­ger Hofstuckateurs Ma­terno Bossi (1783) sowie eine Reihe von Grab­denk­mälern wie das des Reichs­vogts Konrad von Seinsheim (1369) und des Junkers Wolf Christoph von Steinau (1585).

Schrotturm: Ursprünglich 1611 als Trep­penturm eines Renaissancehauses er­rich­tet, wurde der Turm im 19. Jh. zur Herstellung von Schrotkugeln um vier Stock­werke erhöht. Petersgasse 1.

Kirche St. Salvator: Im ältesten Stadt­viertel Schweinfurts, in Zürch, steht un­mit­tel­bar an der Stadtbefestigung Un­te­rer Wall die schlichte Barock­kir­che, die im frühen 18. Jh. erneuert wur­de.

♦ Frau­engasse 1.

Zeughaus: Das von 1589-91 erbaute Ge­bäude diente als Waffenarsenal und La­ger­haus der Reichsstadt, jetzt beher­bergt es städtische Jugendarbeiter und Erzie­hungs­berater.

♦ Roßbrunnstr. 2.

Ebracher Hof: Hof des Kloster Ebrach, das seit 1431 den Zisterziensern aus dem Stei­gerwald als Handels­stütz­punkt in der Reichsstadt diente. Sein heu­tiges Ausse­hen im Stil der Renais­sance er­hielt das Gebäude im 16. Jh. Heute sind hier ein Hotel (Rittergasse 2, Tel. 01715367796) und die sehr schö­ne und gut bestückte Stadt­bü­che­rei Schwein­furt (Brückenstr. 29) unter­ge­bracht.


Es ist Kerwa-Zeit

Kirche St. Kilian: Ein mustergültiges Beispiel für sakrale Architektur der Mo­derne ist die 1953 vom Würzburger Dombaumeister Hans Schädel wie­der­auf­gebaute Kirche St. Kilian. Ein Spa­ziergang dorthin lohnt sich vor allem wegen der Kirchenfens­ter des ab­strak­ten Künstlers Georg Meister­mann (sie­he auch Dom St. Kilian in Würz­burg). Der 1911 in Solingen gebo­rene Ma­ler war unter anderem Kunst­pro­fessor in Düsseldorf und Karls­ruhe. Er schuf ein 250 m2 (!) großes Kir­chen­fens­ter, das Wesen und Wirken des Heiligen Geists zum Thema hat. Das Werk ist von den für Meistermann ty­pisch facettierten Formzusammen­hän­gen geprägt.

♦ Friedrich-Ebert-Str. 24, ca. 1,5 km vom Zen­trum, geöffnet 8-18 Uhr.

Museen

Museen und Galerien der Stadt Schwein­furt: Sie umfassen insgesamt fünf Häuser, nämlich die Kunsthalle im ehemaligen Ernst-Sachs-Bad, das Mu­seum im Alten Gym­nasium, das Gun­nar-Wester-Haus, das Natur­kunde­mu­seum in der Harmonie sowie den Künst­lerhof Oberndorf (Letzterer ist nur bei Veranstaltungen geöffnet).

Kunsthalle im ehemaligen Ernst-Sachs-­Bad: In dem von 1931 bis 33 er­bauten Hal­lenbad wurde 2009 nach auf­wän­di­gen Umbauarbeiten die neue spek­ta­kuläre Kunst­halle eröffnet. In dem weit­läufigen Ausstellungs­ge­bäude wer­den regionale und über­re­gi­o­nale Kunst in Dauer- und Wechsel­aus­stel­lungen prä­sentiert. Sehr imposant als Aus­stel­lungsraum ist die ehemalige Schwimm­halle mit einer Raumhöhe von ca. zehn Metern. Zur Feier des zehn­jährigen Be­ste­hens der Künst­ler­halle startete die neue Daueraus­stel­lung „Neue Blicke auf die Sammlung“ im Juli 2019.

♦ Di-So 10-17, Do 10-21 Uhr, Mo geschlossen. Ein­tritt 5 €, erm. 4 €, Studenten 2,50 €, Fa­milien 9 €, Kinder bis 18 Jahre frei. Rüfferstr. 4, Tel. 09721/514721 (Kasse), www.kunsthalle-schweinfurt.de.

Museum Altes Gymnasium: Das Re­nais­sance­gebäude aus dem 16. Jh., ur­sprünglich als Lateinschule errichtet, später zum Gymnasium erweitert, be­her­bergt die hei­mat­geschichtliche Samm­lung der Stadt. Schwerpunkte sind die Frühgeschichte seit dem 9. Jh., die Reichs­stadt­zeit, die Bürgerkultur, das Zunftleben und der Beginn der In­dus­trialisierung. Die vielen Exponate um­fassen einen Zeit­raum, der von der Früh­geschichte (Einbaum aus der Scho­nunger Bucht) bis in die jüngste Vergan­genheit reicht. Besonders se­hens­wert ist das Zimmer des Schrift­stellers und Ge­lehrten Friedrich Rückert mit zahlrei­chen persönlichen Gegen­stän­den. Selbst das Groß­kreuz des Or­dens Unserer Lie­ben Frau von Guade­loupe, das dem gebürtigen Schwein­furter 1865 von Maximilian Kaiser von Mexiko verliehen wur­de, seine Schreib­utensilien und frühe Publikatio­nen feh­len nicht. Rückert selbst war Schü­ler im Alten Gymnasium. Einen infor­ma­ti­ven Einblick in das Leben der frei­en Reichs­stadt Schweinfurt geben zah­l­rei­che Exponate aus dieser Zeit. Inte­res­sant sind auch die Ausstellungs­stücke zur Welt des Kindes, darunter auch Kriegs­spiel­zeug aus der Nazi-Zeit. Zum Zeitpunkt der Recherche war das Mu­seum wegen Renovierungsarbeiten ge­schlossen.

♦ Fr 14-17, Sa/So 10-13 und 14-17 Uhr. Ein­tritt 1,50 €, Familien 3 €, Kinder bis 16 Jahre frei. Mar­tin-Luther-Platz 12, Tel. 09721/51479 (Kunst­halle).


Flanieren durch die Gassen Schweinfurts

Gunnar-Wester-Haus: Wohl einmalig in der Bundesrepublik ist dieses Museum, we­nige Meter vom Alten Gymnasium. Friedrich Graf Luxburg sammelte mit gro­ßer Leidenschaft alles rund um die Themen Feuererzeugung und Beleuch­tung. Das Ergebnis ist beeindruckend: antike Öllampen, Leuchter, Laternen, Pechfackeln, Licht­scheren und vieles mehr. Vom Mittelalter bis zur Neuzeit wird eine umfas­sende Kulturgeschichte dieses Themenbereichs präsentiert. Au­ßer­dem ist die Ikonen­sammlung Fritz Glöckle mit 106 Ikonen des 16.-19. Jh. zu sehen.

♦ Fr 14-17, Sa/So 10-13 und 14-17 Uhr. Ein­tritt 1,50 €, Kinder unter 16 Jah­re frei. Martin-Luther-Platz 5, Tel. 09721/51479.

Naturkundliches Museum: An der ver­kehrsreichen Brückenstraße nahe dem Main steht das klassizistische Harmo­nie-Gebäude, das 1833 als „Vereins­local“ der Harmo­nie-Gesellschaft er­rich­tet wurde. Es beherbergt im ersten Stock eine histori­sche Vogelsammlung, die die drei Brüder Schuler 1892 ihrer Hei­matstadt stifteten. Das kleine Mu­seum stellt rund 300 präparierte Vö­gel - vorwiegend aus Europa - in so ge­nan­nten Diorama-Vitrinen aus, die ei­nen Einblick in die natürlichen Lebens­be­dingungen der Tiere geben. Unter den Exponaten finden sich seltene Vö­gel wie Großtrappe oder See- und Stein­adler.

♦ Fr 14-17, Sa/So 10-13 und 14-17 Uhr. Eintritt 1,50 €, erm. 1 €,Kinder bis 16 Jahre frei. Brü­ckenstr. 39, Tel. 09721/51479.

Künstlerhof Oberndorf: Das ehemalige Wohnhaus und Atelier des Künstlers Gustl G. Kirchner (1920-1984) dient heute als Wohnstatt und Atelier für den Bildhauer Norbert Kleinlein und seine Frau Heike Kleinlein, die als Kera­mi­kerin arbeitet. Im Erdgeschoss befinden sich eine Kirchner-Ausstellung und das Kirchner-Archiv. Zu­dem finden immer wieder Wechselausstellungen zeit­ge­nössi­scher Kunst statt.

♦ Besichtigung nach telefonischer Verein­ba­rung. Haupt­str. 13, Oberndorf, Tel. 09721/514721 (Buchung von Führungen, Kasse Kunst­halle).

Museum Otto Schäfer: In einer ruhigen Wohn­straße in einem westlichen Vor­ort der Stadt ist die Bibliothek Otto Schäfers zu finden. Die moderne Villa des Schwein­furter Industriellen ist heu­te ein Museum für Buchdruck, Gra­fik und Kunsthand­werk. Schäfer be­gann seine Grafiksammlung bereits in jungen Jahren. So besitzt das Museum das nahezu vollständige druckgrafische Werk Albrecht Dürers. Ab 1951 kam zum Grafischen Kabinett auch eine Sammlung illustrierter Bücher des 15. bis 20. Jh., aus der sich die ei­gen­stän­dige Bibliothek mit rund 950 Titeln ent­wi­ckelte, darunter Illus­tratoren wie Mat­thäus Merian, Lucas Cranach d. Ä. oder Hans Holbein d. J. Außer­dem be­her­bergt das Haus eine Samm­lung Deut­scher Literatur (5000 Bände) von der Reformationszeit bis zum Realis­mus sowie die Glassamm­lung Morell.

♦ Sa 14-17, So und Feiertag 10-17 Uhr, Sept.-Juli, Aug. geschlossen. Ein­tritt 3 €, erm. 2 €. Judithstr. 16 (Richtung Main­berg, ausge­schil­dert), Tel. 09721/3870970, www.museumottoschaefer.de.

Basis-Infos

Information Tourist-Info Schweinfurt 360°C, Markt 1 im Alten Rathaus, 97421 Schweinfurt, Tel. 09721/51-3600, www.tourismus.schweinfurt.de. Ap­ril-Okt. Mo-Fr 10-18, Sa 10-16 Uhr; Nov.-März Mo-Fr 10-16 Uhr. Umfangreiches In­forma­ti­ons­material, Wander­kar­ten, Stadt­pläne, Zim­mervermittlung etc. Um­fangreiches Angebot an Stadtführungen buchbar, z. B. Nachtwächterführung.

Verbindungen Bahn: Schweinfurt liegt an der Strecke Bamberg-Würzburg. Bus­bahn­hof am Bahnhof, Verbindungen nach Bam­berg, Kitzingen, Würzburg. Übrigens besitzt Schwein­furt drei Bahnhöfe: Neben dem nahe dem Zentrum gelegenen Stadt­bahnhof und dem eigentlichen Hauptbahn­hof gibt es den Bahnhof SW Mitte, der für Besucher interes­sant ist (Zugang in die Gun­nar-Wester-Straße, nahe der Stadt­galerie).

Baden Im Silvana Sport & Freizeitbad kann man in vielen verschiedenen Innen- und Außen­becken das Wasser genießen. Wasser­rutsche, Sauna Dampfbad etc., Mas­sagen und Wellness im Haus, Gastro­nomie. Geöffnet Mo-So 9-22 Uhr. An den unteren Eichen 1, Tel. 09721/931399, www.silvana.de.

Ebenfalls zu empfehlen ist der Sennfelder Baggersee/Sennfelder Freibadeanlage („Senn­feld Lake“ im Slang der US-Soldaten) an der Schweinfurter Stadt­grenze. Hier befinden sich Grillplätze im Wald, Spiel­geräte und ein Hochseilgarten (www.kletterwald-am-see.de). Eine Besonderheit: Im Badesee gibt es warme Quellen, die man beim Überschwimmen deut­lich spürt. In­for­matio­nen bei der Gemeinde Sennfeld, Tel. 09721/76510, www.sennfeld.de.

Fahrradreparatur Zweirad Borndörfer, Schultestraße 4, Tel. 09721/21384, www.borndoerfer.de.


Übernachten

4 Hotel-Restaurant Alte Reichsbank 5 Jugendherberge Schweinfurt 6 Hotel Ross 9 Hotel Am Bergl

Essen & Trinken

1 Korkenzieher 2 Kings & Queens 3 Café Vorndran 4 Hotel-Restaurant Alte Reichsbank 6 Hotel Ross 7 Weinstube Hess 8 Restaurant Kugelmühle

Kulturelles Angebot Kulturwerkstatt Dis­harmonie, Kulturzentrum, das jährlich ca. 180 Veranstaltungen aus Kabarett, Thea­ter, Jazz, Weltmusik, Kinderkultur, Literatur an­bie­tet. Gutermannpromenade 7, Tel. 09721/28895, www.disharmonie.de.

Wandern Von der östlichen Stadtgrenze von Schweinfurt führt ein malerischer Weg hoch über dem Maintal nach Mainberg. Der Spa­zier­gang beginnt beim kleinen Bas­ti­onsturm Peterstirn (gehört noch zum Stadt­gebiet von Schweinfurt). Dort bietet sich eine malerische Aussicht über die Main­landschaft. Unterhalb des Turms führt eine ausgebaute Hohlgasse (Zufahrt zu den Wochenendhäusern am Hang) in Richtung Osten nach Mainberg. Die Route ist Teil des Friedrich-Rückert-Wegs, der mit dem Porträt des Dichters markiert ist. Der rund einstündige, bequeme Spaziergang nach Main­berg führt durch aufgelassene Wein­berge, Streuobstwiesen und Wälder.

Wildpark an den Eichen, der vor allem bei Familien beliebte städtische Wildpark ist gut ausgeschildert. In naturnahen und art­ge­rech­ten Gehegen sind europäische Tiere wie Wild­schweine, Rotwild, Elche, Esel, Vö­gel und einige Raubtiere (Luchse) zu be­obachten. Außerdem gibt es mehrere gro­ße Spielplätze (im Sommer einen belieb­ten Wasserspielplatz); auch Wald­schänke und Gaststätte (am Rande des Parks) sind vorhanden. Ganzjährig und ganztägig ge­öffnet, Eintritt kostenfrei, Infos beim Städ­tischen Forstamt unter Tel. 09721/4727839 oder auf www.wildpark-schweinfurt.de.

Übernachten/Essen & Trinken

Übernachten/Essen Hotel Ross 6, am alten Postplatz, tra­di­tions­reiches und gepfleg-tes Haus in Fami­lien­besitz im Herzen der Stadt. Im Jahr 1918 erbaute der Hotelier Julius Süß den Gast­hof, drei Gene­ra­tionen später präsen­tiert er sich als komf­or­tables 4-Sterne-Hotel. Das in der Fuß­gänger­zo­ne gelegene Haus bietet mo­dern ein­ge­rich­tete Zimmer, Schwimm-bad und Sau­na. Em­pfeh­lenswer­tes Restau­rant „Ross­stuben“ mit durch­ge­hend war­mer Küche. Zu den Spe­zia­li­täten des Hau­ses, das vor allem fränkische Ge­richte ser­viert, gehören neben Fisch insbe­son­de­re Wild und Lamm, in der Saison Spargel. Be­acht­lich ist die Auswahl an Fran­kenweinen. Ge­öff­net Mo 16-23, Di-Sa 12-23 Uhr (Küche bis 22 Uhr), So Ruhetag. Nebenan befindet sich die Vinothek und Bar Rossino. Sehr freund­li­cher Service. Zimmer ab 80 € (Frühstück 12 €). Hohe Brü­cken­gasse 4, Tel. 09721/20010, www.hotel-ross.de.


Blick über die Schweinfurter Berge im Frühjahr

Am Bergl 9, das gepflegte, komfortable Mittelklassehotel liegt außerhalb des Zent­rums in einem ruhigen Wohngebiet des Stadtteils Bergl, direkt am Wasserturm. Das Haus, 1990 eröffnet, besitzt 42 Zim­mer mit mo­dernem Komfort. EZ ab 53 €, DZ ab 75 €. Berliner Platz 1, Tel. 09721/936100, www.hotelambergl.de.

Jugendherberge Schweinfurt 5, direkt am Main (Mainradweg; rückwärtig: Bahnli­nie) gelegen. Sehr moderner, aber anspre­chen­der Bau, Zimmer auf den Main hinaus, 96 Bet­ten. Übernachtung mit Frühstück ab 29,90 €. Am Unteren Marienbach 3, Tel. 09721/6752950, www.schweinfurt.jugendherberge.de.

Mein Tipp Hotel-Restaurant Alte Reichs­bank 4, wo gibt es eine Weinstube hinter einer zentnerschweren Stahltür in ei­nem alten Tresorraum? Das schlicht-ele­gan­te Hotel-Res­taurant Alte Reichsbank von Sylvia und Roland Kuch sucht seines­gleichen in Mainfranken. Die Herberge, 1923 als Reichsbank erbaut, wurde 2007 nach auf­wändiger Renovierung eröffnet. Sie liegt in der Nähe des Theater-Parks, nur we­nige Minuten vom historischen Zentrum, und ver­fügt über 18 Zimmer, davon zwei be­hin­dertengerecht. Achtung: Wer gerne im Ho­tel mit Handy telefoniert, wird seine Schwie­rig­keiten haben, denn hinter den di­cken Mauern ist der Empfang oft unmög­lich. EZ ab 79 €, DZ ab 89 €. Neutorstr. 4½, Tel. 09721/541670, www.altereichsbank.de.

Mein Tipp Essen & Trinken Kings & Queens 2, das winzige Lokal wirkt sehr ein­ladend. Dass große Küche auch im klei­nen Raum Platz hat, beweisen Marc und Sa­bine Wie­derer im­mer wieder aufs Neue. Eine Küche, die durch Kreativität und Aro­ma seit Jahren überzeugt. Feine Fischge­richte gibt es im Menü ab 40 € oder à la carte ab 25 €. So und Mo Ruhetag, ab 18 Uhr, Bauerngasse 101, Tel. 09721/533242, www.kings-u-queens.de.

Hess 7, im historischen Fischerviertel der Alt­stadt gelegen. Die gemütliche, rustikale Wein­stube (Blick auf den Main) zählt zu den be­liebtesten Restaurants im histori­schen Zen­t­rum. Neben der saisonalen Kü­che gibt es hier exzellente Fischgerichte (Fo­relle, Waller etc.) und offene Weine (z. B. aus Mainberg) zu ver­nünftigen Prei­sen. Reichhaltige, preiswer-te Ta­ges­karte. Neben der einladenden Gast­stube im Erd­geschoss befindet sich noch ein ele­gantes Speisezimmer im ersten Stock. Freundli­cher Service. Di-Sa ab 18 Uhr. Fi­scher­rain 67, Tel. 09721/185888, www.weinstube-hess.de.

Café Vorndran 3, beliebtes Café im Her­zen der Stadt. Im Som­mer Ti­sche und Stühle auf dem idyllischen Martin-Luther-Platz bei der Johannis-Kirche. Große Früh­stücksauswahl. Tägl. bis 19 Uhr. Obere Str. 9.

Korkenzieher 1, Wein- und Kaminstube, sehr gemütliches, verwinkeltes Lokal, frän­ki­sche Kü­che, große Auswahl an Fran­kenweinen. Ge­öff­net So-Fr ab 17, Sa ab 18 Uhr, kein Ru­he­tag. Bauern­gasse 103, Tel. 09721/25995, www.korkenzieher-sw.de.

Kugelmühle 8, wer gut essen will, steuert nicht unbedingt die Kantine eines großen In­dustriebetriebes an. Das Restaurant gilt aber in­zwischen nicht nur bei den Krawat­tenträgern der Industrie als erste Adresse, sondern auch beim gemeinen Publikum, seit Küchenchef Max Matreux, der sich seine Sporen u. a. in den Schweizer Stuben bei Fritz Schilling verdiente, zum Open House einlädt. Hier gibt es feine Sa­chen wie Rehrücken und Wachtelbrust. Ge­öff­net Mo-Fr 11-14, 18-22 Uhr. Georg-Schä­fer-Str. 30, Tel. 09721/914702, www.restaurant-kugelmuehle.de.

Gefahr für den Gaumenschmaus

Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis die Hygiene­vor­schriften einem traditionellen Gaumenschmaus in Schweinfurt und dem Umland den Ga­raus machen: der original Schweinfurter Schlachtschüssel. Bislang noch als Kulturgut vor bürokratischem Regulierungseifer geschützt, gilt das im Gan­zen gekochte, frisch geschlachtete Schwein, das portionsweise ohne Teller heiß aus dem Kessel direkt auf den Holztisch kommt, Kennern als Gipfel des Fleischgenusses. Das gesellige Vergnügen wird noch von einigen Gastwirt­schaften in und um Schweinfurt angeboten, die Originalität allerdings bleibt immer mehr auf der Strecke: Die armen Schweine, die bei Pfeffer und Salz, Sauerkraut und Brot ihrer Zweckbestimmung zugeführt werden, stammen meist aus gro­ßen Mastbetrieben und werden in Schlachthöfen zerlegt. Schwein gehabt, wer noch bei einer Hausschlachtung dabei sein darf ... Die besten Chancen dazu hat man bei Gaststätten, die zu­gleich Metzgereien be­treiben, wie das Weiße Roß in Bergrheinfeld und die Metz­gerei Lutz in Dingolshausen.

Rund um Schweinfurt

Über Jahrzehnte haben die Kühltürme des Kernkraftwerks Gra­fen­rheinfeld und die Dampfwolken über ihnen das Bild des Maintals rund um Schwein­furt ge­prägt. Damit war 2015 Schluss. Mit dem Aus für die Atom­energie in Deutsch­land verändert sich die fränki­sche Land­schaft. Statt Kühltürmen prä­gen Wind­räder auf den Bergketten und So­lar­an­lagen in der freien Flur und auf immer mehr Haus­dächern das Bild. Schön ist weder das eine noch das an­de­re.

Schloss Mainberg: Das Bauwerk 5 km östlich von Schwein­furt macht der Be­zeich­nung Schloss alle Ehre: Die im­po­sante Anlage mit ihren drei mar­ka­nten Stufengiebeln und dem Bergfried er­hebt sich ma­leri­sch über die Weinberge am Main. Zu den Gästen des Schlosses gehörten einst Ludwig Bechstein, Kö­nig Lud­wig I., Otto von Bismarck und Graf Zeppe­lin. Die Ursprünge des vier­flü­ge­ligen Gebäudes in dem gleich­na­mi­gen Ort reichen bis ins 13. Jh. zu­rück, als der Turm entstand. Im Lauf der Jahr­hunderte wechselte Mainberg mehr­mals die Besitzer, welche die An­lage immer wieder umbauten und er­wei­ter­ten. Ab dem späten 15. Jh. war es fürst­li­che Residenz der Henneberger, 1542 ging es schließlich in den Besitz des Würzbur­ger Hochstifts über. Nach ei­ner kurzen Herrschaft des Groß­her­zogs Ferdinand von Toskana (1806-1814) fiel es schließlich an Bayern. Ab 1822 war das Schloss in Be­sitz des Indus­triellen Wilhelm Sattler, der im Nach­barort Scho­nun­gen eine Far­ben­fa­brik be­trieb, wo er unter anderem das be­rühmte Schwein­furter Grün pro­du­zier­te (der Boden des einstigen Fab­rik­ge­ländes ist bis heute hochgradig mit Schwermetallen verseucht, die Sa­nie­rung des Areals ist einer der größten Altlastenfälle in Bayern). Ab 1916/17 gehörte Schloss Mainberg der Indus­triel­lenfamilie Sachs, 1932 wurde hier Gunter Sachs geboren.


Die naturbelassenen Ufer des Main sind ein Eldorado für Vögel

Nachdem das Schloss zwi­schen­zeit­lich von der Stadt Schweinfurth er­steigert worden war, ist es heute wieder in Pri­vat­be­sitz. Allerdings ist es derzeit auf­grund zahl­reicher unsachgemäßer Um­bau­ten ein­sturz­gefährdet und für Be­sucher nicht zugänglich.

Grafenrheinfeld: Die „Schatzkammer“ in diesem kleinen Ort, ein Museum un­ter­ge­bracht im alten Brauhaus direkt neben der Pfarrkirche, beherbergt einen rei­chen Bestand an liturgischem Gerät und kirchlichen Textilien. Überregional be­kannt wurde Grafenrheinfeld durch sein Atomkraftwerk, das einzige in Fran­ken, das im Jahr 2015 vom Netz ging.

♦ An allen kirchlichen Hochfesten und nach Ver­einbarung geöffnet. Kirchplatz 9, 97506 Grafen­rheinfeld, Tel. 09723/91330.

Gochsheim: Um die evangelische Kir­che sowie im Anschluss an das Alte Rathaus be­findet sich eine der größten Kir­chenburgen, die Gadenanlage mit dem Reichs­dorf­museum. Hier ist ein Hei­mat- und Volkskundemuseum ein­ge­richtet, das Zeug­nisse der hiesig­en Hand­wer­ker­tra­di­tion, bäuerlicher Wohn­kultur sowie eine Fahr­rad­samm­lung ausstellt.

♦ April bis Okt. jeweils am ersten Sonntag im Monat und an kirchlichen Feiertagen 14-17 Uhr. Am Plan 2, 97463 Gochsheim, Tel. 09721/630323 (Historischer Förderkreis Gochs­heim), www.reichsdorfmuseum.de.

Grettstadt: Ein Ausflug hierher, 10 km südlich von Schweinfurt, lohnt sich vor al­lem wegen des malerischen Ortsbilds. Wahrzeichen ist eine eindrucksvolle, 400 Jahre alte Stufenlinde, die in Main­franken ihresgleichen sucht. Der unge­wöhn­liche Baum bildet zusammen mit einer Rokokokirche und dem Rathaus, einem Renais­sance-Fachwerkbau von 1590, den malerischen Dorfmittel­punkt.

Übernachten/Essen Zur Einkehr und Über­-nachtung bietet sich das Gasthaus Straub an. Hier werden Kellerbier vom Fass und preis­werte fränkische Gerichte serviert. Haupt­str. 28, Tel. 09729/331. Mo 14-22, Di-Mi 9-22, Fr-So 9 -22 Uhr, Do Ruhetag.

Gunter Sachs: Frauenheld, Unternehmer, Foto­graf, Kunst­sammler

„Die Playboys sind so tot wie die Musketiere oder Troubadoure“, erklärte der am 14. November 1930 auf Schloss Mainberg ge­bo­re­ne Industriellen­sohn Gunter Sachs, der dennoch das Image des Le­bemanns nie richtig los wurde. Der ehemalige Ehemann der fran­zösischen Schauspielerin Brigitte Bar­dot war nicht nur Mit­glied im exklusiven Kreis des Jet-Sets, sondern mach­te sich auch ei­nen Namen als sachkundiger Kunstsammler und inter­na­ti­onal re­nommierter Fotograf. Seine persönlichen Kontakte zu Ma­lern wie Salvador Dalí halfen ihm, bereits in jungen Jahren eine be­deu­ten­de Kunst­sammlung aufzubauen. Jahrelang war der gebürtige Main­berger einer der meistbeschäftigten Fotografen der legen­dä­ren Modezeitschrift Vogue. Üb­ri­gens fließen sämtliche Er­löse sei­ner Fotografien in eine Stiftung seiner Frau Mirja, die not­lei­den­den Kindern in aller Welt hilft. Eine Leidenschaft von Sachs war die Astrologie. Hierfür gründete er ein For­schungs­institut in der Schweiz. Jahrelang geisterte Sachs lediglich als Frauenheld durch die inter­nationale Regenbogenpresse. Auf der Strecke blieb dabei im Bild der Öf­fent­lichkeit seine Tätigkeit als Manager im eigenen Un­ternehmen.

Sein Großvater hatte einst den Fahrradfreilauf erfunden und war Mit­be­grün­der der in Schweinfurt angesiedelten Kugellager- und Mo­toren­werke Fichtel & Sachs AG, die als Automobilzulieferer mit Kupplungen, Stoß­dämp­fern und Antrieben heute zu einem glo­bal agierenden Top-Unter­nehmen der Branche zählt. In die Ma­nagerzeit von Gunter Sachs fiel 1968 der sog. Sprung über den Main, die Erweiterung der Fabrik am Schweinfur­ter Südufer auf die doppelte Größe. Seit 1987 wechselte das einstige Fami­lien­un­ter­nehmen zum damaligen Mannesmann-Konzern.

Gunter Sachs erschoss sich am 7. Mai 2011 in seinem Haus in Gstaad in der Schweiz. Auslöser für den Suizid war seine Alz­hei­mer-Erkrankung.

Mainfranken Reiseführer Michael Müller Verlag

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