Читать книгу Die Villa - Hans Sachs - Страница 4
ОглавлениеDer Gärtner
Um den zukünftigen Angestellten eine natürliche Anfangsscheu zu nehmen, schlendert der Hausherr bald mit dem Grünlandfachmann und den beiden zukünftigen Palastmamselln über das von frischem Gras bedeckte Gelände. Er instruiert den jungen Mann, wie er sich Pflege von Grund und Boden und die Betreuung der Familie und Gäste vorstellt. Dafür ist hier draußen und in der Villa mancherlei eigentümliches Zeug vorhanden, welches Mann (und Frau) nach Lust, Laune und Verlangen zur Hand nehmen kann. Die Instandhaltung und Pflege fällt in erster Linie in den Aufgabenbereich des Gärtners. Die Angestellten sind für die Häuslichkeit und das körperliche Wohlbefinden zuständig.
Die designierten Mitarbeiter bekommen glänzende Augen, als sie erfahren, was auf dem großflächigen Areal oft los ist. Nicht zu übersehen, dass es beim Gärtner sprießt, und den Mädels kommen ausschweifende Gedanken. Der junge Mann verfällt in einen watschelnden Gang, und die Schätzchen werfen sich verstohlene Blicke zu. Man versucht zwar, das diskret zu verbergen, doch der Hausherr hat ihre Gefühlsregung lange bemerkt. Es löst ein positives Empfinden für diese Leute aus.
Werden die künftigen Angestellten gewisse Erwartungen des Hausherrn erfüllen? Das möchte er begeistert austesten. Man scheint auf einem begehbaren Weg zu sein.
Hollywoodschaukeln laden zur Benutzung ein. Man aalt sich in der Sonne, schäkert ein wenig, macht Small Talk. Die Frühlingsluft regt an, und der Kehle dürstet nach Flüssigem. Der Herr des Hauses bequemt sich, um erfrischende Getränke zu holen, wie er beiläufig bemerkt.
Arnolds Gedanken kreisen.
Sofern die drei seinen Ansprüchen und Vorstellungen entsprechen, würden sie, so sein Kalkül, während seiner Abwesenheit mit Gott Amor in Verbindung treten. Arnold hat bemerkt, wie aufgewühlt sie sind. Nicht nur von der wohlmeinenden Sonne.
Die Vermutungen täuschen das Schlitzohr nicht. Als er mit einem Korb voller Durstlöscher und Judith, die sich bisher vornehm zurückgehalten hat, zurückkommt, schleichen sie sich hinter ein Gebüsch und beobachten, lüstern durch Zweige blickend, die motorische Unruhe der Arbeitssuchenden. Zwei Spanner beluchsen potenzielle Angestellte. Man hat sich doch eingehend zu informieren! Katzen im Sack kaufen werden sie nicht.
Der Gärtner sitzt zwischen den beiden Schätzchen in der Holly-Schaukel. Gedankenverloren -oder zielstrebig? - betasten sie seine Oberschenkel und lassen wie zufällig einen dreisten Wunderheiler sein schützendes Verlies verlassen. Es wäre unverantwortlich, diesem männlichen Attribut bei solch herrlichem Wetter weiterhin den Mief der Hose zuzumuten.
Sonja ist des Gartenpflegers Frau, sie kennt seinen Kameraden. Manche Jahre schon hat sie ihn regelmäßig gepflegt, daher weiß sie, dass er keineswegs altersschwach ist.
Katrin, beider Freundin, ziert sich ebenfalls nicht. Zielstrebig ertastet sie anhängige Kronjuwelen. Sie versucht abzuschätzen, wie viel Karat die wohl auf die Waage bringen könnten. Offenbar hat der rechtmäßige Eigentümer seit Tagen mit niemandem über den Besitz gefeilscht. Kostbarkeiten erweisen sich als wertbeständig.
Der Gärtner lässt es sich gefallen, dass er verwöhnt wird, und er ist nicht arbeitsscheu, denn im Frühling wird gesät und gepflanzt. Sonja bereitet die Mulde, und Katrin beizt das Saatgut, damit im Herbst geerntet werden kann. So wie sie das beim Fachmann gelernt haben.
Die Tätigkeit macht durstig, besonders an diesem herrlichen Frühlingstag. Sonja ist nicht eigennützig und teilt gerne; sie hat eine hohe Meinung dazu, wenn ihr Ehemann auch anderen Muttis Wohltaten zukommen lässt.
An sich ist heute keine Erntezeit, gleichwohl stechen arbeitsgewohnte Hände den ersten Spargel.
Freudig hätten die Freundinnen jetzt von einem Fachmann die Frühjahrsarbeit verrichten lassen. Doch ohne Auftrag in einem unbekannten Garten wildern? ist zu gewagt. Wie leicht könnte der Villenbesitzer sie dabei überraschen, und dann wäre es nichts mit der neuen Stelle. Sie ahnen ja nicht, dass Lustmolche jenseits des Gebüsches nur auf eine solche Bearbeitung warten.
Hinter den Büschen lauern zwei Augenpaare und finden unmäßiges Gefallen an ihren designierten Mitarbeitern. Da bleibt es nicht aus, dass auch sie mächtig in Aufruhr geraten. Aber sie halten sich zurück, denn der Fortgang der Ernte vor ihren Augen verspricht Genuss pur. Mann, was haben wir uns da eingefangen, ereifert sich Arnold zu Judith. Es hat den Anschein, als würde es zu einer flotten Ménage-à-trois kommen.
Vor lauter Genussfreude haben Sonja und Katrin völlig vergessen, dass sie auf fremdem Grund und Boden ernten. Sie wähnten sich im eigenen Garten. Ein Gedanke an das angestrebte Arbeitsverhältnis stellt sich nicht ein, obwohl ihnen der zukünftige Chef so nah ist. In anderen Firmen ist Erotik während der Arbeitszeit ein Kündigungsgrund, hier das genaue Gegenteil.
Der Gärtner streckt alle viere von sich, aber gestorben ist er nicht. Er genießt nur den heutigen Tag in seiner Vielfalt.
Es weiß nicht nur ein Grüner, sondern es ist Allgemeinwissen, dass aus Eicheln Neues, Großes wachsen kann.
Aus der Hollywoodschaukel, wo sich das Trio in Stimmung brachte, bemühen die Arbeitsuchenden sich zu einer Gartenliege, die einladend auf dem Rasen wartet. Die ist nicht nur zum Sonnenbaden geeignet, nein, die drei haben anderes im Sinn.
Doch Alex hat was dagegen.
Urplötzlich kommt der Labrador schnüffelnd herbeigelaufen. Der Hund ist normalerweise ein liebes, freundliches Tier, dennoch, unbekannte Leute haben verbellt zu werden. Diesen Geruch kennt er nicht. Das wäre ja noch schöner, wenn sich hier jeder einschleichen und Liebe machen könnte. Er weiß, was seine Aufgabe ist.
aggressiv springt er am Gärtner hoch und versucht, ihm auf schmerzhafte Weise den Aufenthalt hier zu vermiesen. Das ist ja ebenfalls ein Rüde, von dem er Wind bekommen hat, wenn auch ein Menschlicher, der in sein Revier eingedrungen ist. Der hat hier nichts zu suchen. Sein Gebell wird angriffslustig. Wo ist denn das Herrchen, hört ihn eigentlich niemand?
Arnold, der Hundehalter, hat ihn durchaus gehört, und er ist ärgerlich. Kommt doch der Hund gerade im ungeeignetsten Augenblick. Ausgerechnet jetzt, wo Herrchen und Frauchen sich hinter dem Busch eingerichtet haben, die Neuen bei ihrem frühlingshaften Tun zu belauern. Alles lief so schön darauf hinaus, unbekannte Leute bei ihren romantischen Verrichtungen zu beobachten. Da vermasselt der blöde Köter doch dieses Erlebnis.
Aber er hat nur seine Pflicht erfüllt, stellt Arnold dann fest, und deshalb hat er ein Leckerli zu bekommen, trotz erlebtem Verdruss. Alex hat leider dafür gesorgt, dass die Aktivisten nicht rechtzeitig wieder in ihre Kledage gekommen sind. So stehen sie halb entblättert da, obwohl Frühling und nicht Herbst ist, als Arnold hinter dem Busch hervorkriecht, um den immerwährend kläffenden Wachhund zu beruhigen.
Doch die Neuen hat der Hausherr ebenso zu besänftigen. Er macht ihnen begreiflich, dass er selbst um das Lutschen eines Bonbons gekommen ist, da sich das Trio ja auf einem guten Kurs befunden hat, ihn aber nicht zu Ende bringen konnte. Er gibt sich und Judith somit als Voyeur zu erkennen und bezeichnet die eben erlebte Situation als erstklassigen Anschauungsunterricht.
»Da braucht hier bei uns niemand Hemmungen haben. Wenns euch weiterhin nach Poppen ist, dürft ihr gerne weitermachen.« Doch die Lust dazu war verflogen.
Judith war den Neuen bisher unbekannt. Beim ersten Gespräch auf der Terrasse war sie nicht dabei. Aber hinter dem Busch hat sie sich nunmehr ein deutliches Bild von diesen Leuten machen können. Des Gärtners Arbeitsgerätschaft würde sie gerne als Inventar betrachten, so wie Alex seine Duftmarken gegen Rivalen. Ob Hund und Landschaftspfleger Freunde werden könnten?
Arnold vermochte ja leider die Fähigkeiten des Landschaftsgärtners heute nicht zu beurteilen. Doch die Oberweiten der zukünftigen Hausdamen haben es ihm angetan. Mit diesem Knetmaterial ließe sich gut arbeiten.
Es haben sich ausgesprochene Kenner der Aufgabenstellung bei den Villenbesitzern vorgestellt. Man wird sie engagieren, denn sie passen haargenau in ihre abenteuerliche Gedankenwelt, sind die Neureichen überzeugt. Er sieht sich bereits als Genießer inmitten einer Freihandelszone.
Da ist ja in diesem Fall niemand zu einem befriedigenden Ergebnis gelangt, obwohl man sich auf einem guten Weg befand und die Sonne herrlich strahlt. Deshalb schlägt Anton vor, sich per FKK etwas näher zu kommen; wäre auf seinem Areal gang und gäbe.
Dieser paradiesische warme Frühlingstag ist wie geschaffen, um sich in der erblühenden Natur urwüchsig zu verhalten. Das Himmelsgestirn strahlt auf Genießer herab, die sich geben, wie die Evolution sie gestaltete. Und nebenbei vermag Arnold ganz unverhohlen zu begutachten, was er sich denn einzukaufen beschlossen hat.
Ob der Gartenfachmann außer in Einsaaten ebenso mit handelsüblichen Geräten wie Aufsitzrasenmäher und Heckenscheren firm ist? Und was kennt er von Kreuzbestäubungen? Das Wissen darüber ist unabdingbar bei der Heranzucht neuer Schösslinge. Es müssen nicht immer nur Blumen sein.
Werden die Haushaltshilfen neben der Bedienung von Gießkannen auch Bettenmachen, Staubsaugen und Essen kochen können? Die Villenbesitzer gehen mal davon aus. Sie sind mehr als froh, dass sie ausgerechnet diese Bewerber favorisiert haben, denn es hatten sich einige andere ebenso beworben. Offensichtlich haben sie einen Volltreffer gelandet.
Die nigelnagelneuen Mitarbeiter haben ein anständiges Bewerbungsangebot vorgelegt, wenn die Demo auch nicht so ausgefallen ist, wie man es sich ausgemalt hatte.
Der Hausherr gibt den zukünftigen Angestellten zu verstehen, sich keinerlei Zwang anzutun. Er vergnügt sich mit seiner Frau, aber nebenbei wirft er lüsterne Blicke auf Katrin und Sonja. Bisher hat er es nicht geschnallt, welche eigentlich des Gärtners Angetraute ist.
Ist auch letztlich egal, er erhebt den Anspruch, bei beiden im Sattel zu sitzen. Judith steht dem nicht entgegen, im Gegenteil: Sie ist klever und weiß, dass einseitige Liebe sich irgendwann abkühlt. Deshalb unterstützt sie Arnold und führt ihm immer wieder schmackhafte Leckerbissen zu. Am Ende profitiert sie ebenfalls davon.
Darauf ist ihr Genießerleben aufgebaut.
Nach alter Überlieferung hatte in vergangenen Jahrhunderten ein Großbauer das ungeschriebene Recht der ersten Nacht, wenn er einer seiner Mägde die Heiratserlaubnis erteilte. Und der Knecht, der eigentliche Ehemann, hat zu erdulden, dass der Patriarch Kurzweil mit seiner frisch Angetrauten Trine oder Lina hat. Das Fazit solchen Vergnügenswurde aber nicht zum Erben des Bauern, sondern ein neuer Knecht oder Soldat für den Landesherrn war die Nachwirkung.
Arnold nimmt sich dieses unverbriefte Recht eines Brötchengebers selbst in der heutigen Gegenwart heraus. Derartige Gepflogenheiten machen reiche Schickis zur Grundlage ihrer neuzeitlichen Lebensführung. Arnold würde bei Kathrin wie Sonja sicher nicht debütieren, denn die haben ihre Erfahrungen längst schon gesammelt.
An diesem Sonnentag haben die Beteiligten leider nur unvollständigen Spaß erlebt. Der Hund war Schuld daran, doch nachdem der sein Leckerli erhalten hatte, beruhigt er sich und akzeptiert sogar den neuen Rüden auf dem Grundstück. Die unbekannten weiblichen Menschen wird er regelmäßig in der Nase haben und auf Läufigkeit untersuchen. Damit hat er ein ganz neuartiges, zusätzliches Aufgabengebiet.
Ebenso wie Arnold auf die Feministinnen, blinzelt Judith lüstern zum Gärtner hinüber. Sie malt sich aus, wie er nach getaner Arbeit auf dem Villengrundstück gleichsam ihr Areal beackern würde. Ehemann- oder Gärtnersmann- ein interessantes Wortspiel, und nicht nur das.
Diese Sonnenanbeter genießen weiterhin die wärmende Sonne, die zukünftigen Angestellten haben sich schnell arrangiert. Die Saison ist voller Wonnen eröffnet.
Die Villenbesitzer sind keine Kinder von Traurigkeit, und die Neuen haben sich in die brandneue Umgebung rasch eingefügt. Jetzt möchten sie nur im Sonnenschein liegen und ihre Körper rundum bräunen. Es sei ihnen gegönnt.
Plötzlich kommt ein Ruf von der Terrasse: »Mama, Papa, wo seid ihr?«
Die Teens sind von der Privatschule nach Hause gekommen.
Ist es unversehens so spät geworden?, haben sie hier so lange rumgemacht? Stets, sobald sie im Liebreiz verstrickt sind, vergessen die Eltern Zeit und Raum. Doch der Nachwuchs kennt das. Oft, wenn die Oldies nicht auffindbar sind, vergnügen die sich mit irgendwelchen Freunden oder Geschäftspartnern. Das bahnt wieder brandneue Geschäftsbeziehungen an, und darauf beruht ihr erstaunlicher Reichtum.
Als die Jugendlichen keine Antwort erhalten, durchstöbern sie das Anwesen. Überall haben sie Vater und Mutter schon mal im siebten Himmel träumend entdeckt.
Erotische Erfahrungen sammelten diese Frühreifen frühzeitig. Jetzt haben sie die Phase der Pubertät lange hinter sich gebracht. Schäferstündchen der Eltern sind ihnen nicht unbekannt.
Allein durch die Erlebnisse aus Anlass von nicht seltenen Partys sind die Sprossen nicht unwissend. Die frühzeitige Aufklärung durch Schule und Pornos aus dem Internet lassen sie in Sachen Sex kein unbeschriebenes Blatt mehr sein. Mit älteren Generationen ist die junge Brut von heute nicht zu vergleichen.
Durch Doktorspiele haben die Kleinen früh herauszufinden versucht, warum die Erwachsenen sich so oft lieb haben. In der elterlichen Villa war Sexualleben nie ein Tabu. Kiddies kennen kindliche Lustgefühle, was aber nur wenige Ellis zur Kenntnis nehmen wollen. Die Kids erlebten in zarten Jahren, wie ihre Alten mit sich und den illustren Gästen umgehen.
Vernaschen war gar nicht zu verheimlichen.
Weil die Heranwachsenden heute niemanden im Hause antreffen, die Autos hingegen sämtlich in der Garage stehen, werden Vater und Mutter irgendwo auf dem Villengelände sein. Ist ja naheliegend, bei diesem herrlichen Wetter. Im Pool schwimmen sie allerdings nicht. Sie haben sich wahrscheinlich hinter den Schatten spendenden Büschen verkrümelt. Aber warum antworten sie nicht? Sind sie eingeschlafen? Oder miteinander so beschäftigt, dass es ihnen die Sprache verschlägt?
*
Allerhand haben die Kinder bereits in zarten Jahren mitbekommen, nie sind sie verscheucht worden. Ihre Eltern betrachteten es als sinnvolle Unterrichtung, wenn der Nachwuchs frühzeitig Sexualaufklärung bekommt. Da sind ihnen Naturvölker ein wirklichkeitsnahes Vorbild.
Vor vielen Jahren auf einem Geburtstagsmorgen der Mutter kamen die Kleinen zum Gratulieren in das Elternschlafzimmer. Dass Papi die Mami lieb hat, wissen die Kinder längst, und dass sie miteinander schlafen, machte auf ihnen keinen Eindruck. Sie gaben Küsschen und waren so was von herzig .....
Es war den Eltern nicht peinlich, als Arnold einen Koitus Interruptus erlebt.
Die Kleinen stehen da und machen große Augen. „Papa, hast du Spaß?“
Die Sprösslinge waren damals vorpubertär.
Der Vater erklärt ihnen: »Dass alle Lebewesen aus Samen entstehen, ist euch wahrscheinlich in der Vorschule gesagt worden. Aber Einzelheiten kennt ihr wohl nicht.
Sobald eine Frau und ein Mann, Mama und Papa zum Beispiel, sich ganz dolle lieb haben, bekommt der Vati einen großen, steifen Penis.«
»Wie die liebestollen Affen im Zoo«, riefen die vorlauten Mädchen dazwischen.
»Ja, genau. Dann kommt, Samen aus den Hoden. Er strömt durch den Pillermann und fließt vorne hinaus. Und sofern der in der Scheide einer Frau steckt, spritzt er in die hinein. Da trifft das Sperma, oder der Samen, wie man meist sagt, mit klitzekleinen Eiern zusammen, die in dem weiblichen Wesen gewachsen sind. Und daraus entsteht in neun Monaten ein kleines Baby, manchmal auch zwei, so wie das bei euch ebenso war. Das ist bei allen Menschen und Tieren auf der Welt so.«
»Sobald ihr größer seid, werdet ihr es genauso machen, das ist des Lebens Lauf. Sonst würde es bald keine Lebewesen auf der Erde mehr geben.«
»Och, das haben wir doch schon alles gewusst,« sagten die Kids naseweis.
Mutter hat ihren Spaß an der Erklärung ihres Arnold. Sie hat ja heute Geburtstag. Dass ihr Nachwuchs bereits aufgeklärt ist, verwundert sie nicht. Mit Handys vermögen schon die Kleinsten, sobald sie solch ein Gerät besitzen, alles Mögliche erfahren. Oft ist das aber gar nicht zu ihrem Vorteil, vornehmlich, wenn es sich um Horror und Mord handelt.
Da hatten die Kinder eine frei von Verschämungen gehaltene Aufklärung erhalten, was ihr bisheriges Wissen ergänzte.
Da Mädchen gewöhnlich zeitiger in die Pubertät kommen als Jungen, sind Sandra und Simone diejenigen, welche ihre Brüder schon mal zu verführen versuchen. Da werden ihnen gelegentlich überfallartig die Hosen runtergezogen. Neugierde ist nicht zu unterbinden.
Mutter aber passt auf. Nicht, dass sie ihren Kindern das Sinnliche verbieten will – im Gegenteil. Doch Achtgeben wird sie schon, dass aus einer Geschwisterliebe keine Probleme entstehen. Inzest ist strafbar.
Ansonsten geht sie ihrer eigenen Leidenschaft nach und vergnügt sich mit Arnold und ihren Partygästen.
Als die Kinder dann die Zeit der Pubertät überstanden hatten, wollten die Zwillinge sich mit albernen Doktorspielchen nicht weiter begnügen. Sie suchen sich ihr persönliches Vergnügen.
So kam es, dass Simone, die Ältere, bald nicht mehr unschuldig wie ein Lamm ist. In früheren Jahren wäre ein solch frühreifes Mädel ein »gefallenes Mädchen« gewesen und verachtet. Selten, dass es dann verheiratet werden konnte. Wenn es Glück hatte, wurde es die Gouvernante einer vermögenden Familie, meistens aber landete es als Hure auf der Straße.
Ihre Mutter ahnte das, denn ihr wurde ebenfalls früh die Unschuld genommen, allerdings zu jener Zeit ohne den Schutz der Pille. Doch sie hatte Dusel, die Ergüsse haben damals keinerlei Wirkung hinterlassen.
Jetzt sorgt sie dafür, dass die Töchter nicht schwanger werden, sobald die auf Wolke sieben schweben. Sie vermag zwar keine Hand dazwischen zu halten, und eiserne Keuschheitsgürtel gibt es lange nicht mehr. Solange die Schule nicht darunter leidet, wird es ein Donnerwetter nicht geben. Simone hat nicht selten ein sprunghaftes Vergnügen. Mütter bemerken so was.
*
Die Rasselbande suchte also gezielt und wurde auch bald findig. Sie stolperte fast über nackige Körper, die sich in der wohligen Sonne eine erste Bräunung holen wollen. Sie kamen aber nicht rechtzeitig genug, um zu erleben, wie Hüllenlose vom Hund in ihrem Treiben gestoppt worden sind. Doch wer sind die drei Unbekannten? Die haben sie bislang nie gesehen.
Die Eltern stellten ihren Kindern die neuen splitterfasernackten Mitarbeiter vor. Der Gärtner wird beim Anblick der Jugendlichen gleich in ein despektierliches Verhalten gedrängt. Während der Begrüßung konnten Sandra und Simone es aber auch nicht lassen, einen ihnen unbekannten Zauberstab begehrlich zu betrachten. Nicht weit, dann hätten sie sich daran vergriffen.
Spontan bekamen die Mädchen ein gleichgültiges Grinsen ins Gesicht. Ähnlich wie das unergründliche Lächeln der Mona Lisa sah es aus. Aber völlig teilnahmslos waren sie dann doch nicht.
Auch ihre Mutter hatte Mühe, sich zu beherrschen. Warum sollte sie nicht den Gärtner mal bei ihr arbeiten lassen, wo er schon wie ein Workaholic vor ihr steht?
Die Villeneigentümer sind mit ihrem Nachwuchs und den neuen Bediensteten bei dem herrlichen Wetter auf dem feudalen Areal in Eintracht versammelt. Wie hier üblich, darf sich jeder nach eigenem Belieben verhalten. Von FKK kann man hier gänzlich ungezwungen Gebrauch machen.
Das ist zwar für die Neuen erst gewöhnungsbedürftig. Wenn aber körperliche Freiheiten ungeniert ausgelebt werden dürfen, wird man sich an allgemeine Regeln schnell gewöhnen. Und sobald dazu zwitschert, umso lieber. Herrlich.
Der soeben aus der Privatschule eingetroffene Nachwuchs macht sich ebenfalls hüllenlos. Sie denken sich überhaupt nichts dabei, die neuen Mitarbeiter sind für sie erst recht keine Hemmschwelle. Für unbekannte Leiber haben sie, na logisch, immer interessierte Augen. Da werden sie sich doch nicht zieren!
Zunächst genehmigen die Schüler sich ein Bad im Pool. Nach anstrengenden Stunden in der Penne verspricht das eine wohltuende Angelegenheit zu sein. Sie regeneriert die körperlichen und geistigen Kräfte. Kopfüber sprang man ins Nass. Doch, lang blieben sie nicht darin. An den Jungs konnte man erkennen, wie kalt das Wasser noch war. Weniger als 2 Zentimeter! Fast hatten sie ein Loch in der Figur. Das hilfreiche Gestirn im Blau verscheuchte dann rasch die Gänsehaut. Sodann wurde es Zeit zum Mittagessen. Aber was gibt es denn heute?
Die langjährige, altvertraute Haushaltshilfe ist nicht mehr da, und die Neuen sind nicht mit der Küche vertraut.
Ja, die haben sie bisher nicht mal kennengelernt, weil man sich so lange in der Natur vergnügt hat. Faktisch hätte Mutter heute für das Essen zuständig sein müssen. Sie hat aber pflichtvergessen mit Arnold hinter einem Busch gelegen und darüber die Uhrzeit vergessen. Was passieren kann, wenn man anderen Leuten beim Schäferstündchen zusehen will.
Daher: Rasch eine Mahlzeit auf Rädern bestellen, denn mit hungrigem Magen den Tag durchstehen, das geht gar nicht.
Man kennt ein nahe gelegenes Restaurant, welches auch Speisen außer Haus liefert. Ein Telefonanruf, dann warten mit knurrendem Bauch einige Ausgehungerte auf die Zustellung. Hoffentlich kommt das Essen bald.
Nach geraumer Zeit läutet es dann am Portal. Die Freiluftbesessenen freuen sich auf die Speisung, und auch der Hund ist aufgeregt. Ist es sein Geruchssinn, der siebenmal stärker ausgeprägt ist als beim Menschen, oder schlicht nur Hunger? Würde er etwas Fressbares riechen, hätte er sich freudig und schwanzwedelnd verhalten. Jetzt aber hat er ein drohendes Knurren hören lassen.
Nicht die erwartete Essenanlieferung, sondern es sind Polizisten, die unverhofft im Portal stehen. Polente, hier? Zwei Mann in Uniform, einer in Zivil. Was hat denn das zu bedeuten?
Alex bellt wie verrückt.
Arnold ist ja nicht von gestern. Er hat oft von Betrügern gehört, die sich auf mysteriöse Art einschleichen. Daher lässt er sich die Ausweise dieser vorgeblichen Gesetzeshüter zeigen. Eine eingehende Prüfung und ein Rückruf auf der Dienstelle bestätigt ihm die Legitimation. Doch was suchen die drei auf seinem Grundstück? Man erklärt es ihm.
Die Polizei hat ein Auskunftsersuchen bzw. einen Fahndungsauftrag von Interpol bekommen. Seit dem Mordanschlag von Brüssel fahndet man im Stadtteil Moolenbeck nach einem Trio, einem Mann und zwei Frauen. Auf irgendeine Weise sind der Gärtner und die beiden Mädels in Verdacht geraten, an dem Anschlag teilgenommen zu haben. Man ist auf ihrer Spur und vermutet sie in diesem Anwesen.
»Bei uns sollen die Verbrecher sein?« regt Arnold sich auf.
Das ist mysteriös und ein Schock für die Familie. Vor nicht mal drei Stunden hat man die Unbekannten bei ihrer Freizeitbeschäftigung beobachtet und sich überlegt, sie einzustellen. Kann es sein, dass sich Terroristen eingeschlichen haben, um sich in diesem Anwesen zu verbergen?
Arnold ging davon aus, zwar peppige, triebhafte, doch rechtschaffene Mitarbeiter gefunden zu haben.
Das wird logischerweise eingehend zu überprüfen sein. Man bittet die Beamten herein und konfrontiert sie mit den Verdächtigten. Bis jetzt nackt und in der Sonne liegend, haben sich die Anwesenden flüchtig etwas übergeworfen. Splitterfasernackt kann man der Staatsmacht keinesfalls gegenübertreten. Der Beamte in Zivil ist von der Sitte und betrachtet die nur unvollkommen Verhüllten im dienstlichen Auftrag. Er hat irgendetwas von Bordellbetrieb gehört. Das Fahndungsprotokoll wird eröffnet. »Bitte weisen Sie sich aus«, fordern die Staatsdiener den Gärtner und die beiden Frauen auf.
Die haben nun natürlich ein Problem, denn `nem nackten Mann vermag man unmöglich in die Tasche zu greifen. Da müssten sie sich zunächst mal zu ihren abgelegten Kleidern begeben. Um aber auf jeden Fall einem eventuellen Fluchtversuch vorzubeugen, begleiten die Beamten die Verdächtigten zum Ablageort auf dem Gelände. Das ist ein delikater Gang, denn der Gärtner, vor allem jedoch Katrin und Sonja, vermögen ihre Blöße nur unvollkommen zu bedecken. Mit formvollendet schwingenden Achtersteven bewegen sich die Beschuldigten vor den Polizisten über das Areal. Denen springen fast die Augen aus den Höhlen.
Die Überprüfung ergibt dann innerhalb kurzer Zeit, dass die Beargwöhnten zu den Mordüberfällen in Belgien keine Verbindung haben. Für die uniformierten Staatsdiener ist dieser Fall damit hier erledigt. Der Mann in Zivil hat indes mit geschulten Augen bemerkt, dass auf dem Areal erhebliche Freizügigkeit zu herrschen scheint. Könnte hier etwa doch ein nicht genehmigtes Bordell betrieben werden? Die Anwesenheit der Nackten spricht dafür. Das hat weiter unter Beobachtung zu bleiben!
Kurz nach diesem Aufreger wird das bestellte Essen dann angeliefert. Sobald die Beamten sich verabschiedet haben (mit Entschuldigung für die Verdächtigung), machten sich alle mit Heißhunger über das Menü her. Man ließ es sich gut munden. Auch Alex wird zufriedengestellt. Zwei Würste, gereicht von den Neuen, lassen ihn Freundschaft schließen. Mit seinem menschlichen Rüden wie den weiblichen Eindringlingen. Aber das Schnüffeln zwischen ihren Beinen kann er nicht seinlassen. »Alex, Pfui.«
Mittlerweile war es früher Nachmittag geworden. Die Sonne scheint weiterhin mit Macht vom Frühlingshimmel. Das Freiluftbaden nimmt seinen Fortgang.
*
Der Hunger Judith`s kommt nicht allein vom leeren Magen. Sogar der Hund vermag sie in Stimmung zu bringen, wenn sie erlebt, wie der seinen Gefühlen auf die Sprünge hilft. Doch auch ihr Mann bekam Lust auf unbekannte Körperregionen, seit er die Aspiranten bei ihren Freiluftaktivitäten beobachtet hat.
Judith beäugte den Gärtner interessiert, als die Jugendlichen begrüßt wurden. Alex schwänzelte zwischen den Nackten herum und beschnupperte immer wieder weibliche Areale. Insbesondere die von Katrin und Sonja, denn die sind neu in seinem Geruchslexikon und enorm animierend. Für einen Rüden hatten die etwas Läufiges an sich. Offensichtlich stimuliert ihn der Geruch, der in der haarigen Zone haftet. »Alex, Pfui« bewirkt nicht viel.
Leider war die Polizei dazwischengekommen, dann das verspätete Mittagsessen. Daher sind die Begehrlichkeiten zunächst erkaltet, aber keineswegs erloschen. Das Feuer wird zu gegebener Zeit erneut zum Lodern gebracht. Aufgeschoben bedeutet keinesfalls aufgehoben.
Es ist beschlossene Sache, diese Aspiranten jetzt, als sich herausgestellt hat, dass sie mit den Anschlägen von Brüssel keine Gemeinsamkeiten besitzen, fest einzustellen. Was auf dem Gelände und in der Villa an Erotik betrieben wird, hat mit einem Bordellbetrieb absolut gar nichts zu tun. Da braucht man vor der Sitte keineswegs Angst zu haben, doch von der Polizei dauernd im Auge behalten zu werden, ist auch nicht sonderlich angenehm. Was denken denn dann ihre Gäste!
Judith erlebt einen Tagtraum. Den Gärtner möchte sie möglichst bald auf Herz und Nieren prüfen. Sogar, als sie später von Arnold verwöhnt wird, schwebt ihr nebenbei ein grüner Geist durchs Gemüt. Ebenso spekuliert Arnold über die zwei Neuen, während er fast abwesend mit Judith verkehrt. Derart verrückt sind die beiden auf etwas Brandneues, vermeintlich Pointierteres, dass ihre Gedanken sogar beim Liebemachen abschweifen. Es ist die Routine, die sie mit frischen Kontakten zu überwinden versuchen.
Die Angestellten sind inzwischen einige Tage hier tätig und haben sich halbwegs an Haus und Hof gewöhnt. Sie bewohnen einen Trakt in der Villa, relativ abgeschieden vom Haupthaus. Dort gehen sie regelmäßig ihren körperlichen Bedürfnissen nach, natürlich, um nicht aus der Übung zu kommen. Der Gärtner sorgt schon dafür, dass sich kein Moos verbreitet.
Noch hat sich nicht wieder die Situation des ersten Tages ergeben. Aber Judiths und Arnolds Gedanken kreisen ständig um die Reize ihrer neuen Gehilfen. Sie sind fortwährend bemüht, einen günstigen Anlass zu schaffen, um Wohltaten zu verteilen. Das wird keine große Mühe bereiten, denn sie laufen sich ja häufig über den Weg. Unbekannte Landschaften lohnen jede Mühe, erforscht zu werden.
Die nächste Party
Bald wird wieder eine Fete steigen, denn Simone und Tom, die Älteren der Zwillinge, feiern ihren achtzehnten Geburtstag. Dann sind sie mündig. Vollmundig werden sie ihre erste Sause als Erwachsene erleben. Es soll ein supergeiler Budenzauber mit vielen Freunden sein, haben sie sich vorgenommen. Mit exotischen Getränken, protzigem Büfett, fetziger Musik und feuchtfröhlichem Abschluss, wie es heute üblich ist. Blutige Anfänger sind sie ja nicht mehr.
Drei Wochen gehen ratzfatz vorüber, der Tag und die Nacht des Festes rücken näher. Die Villa ist in Aufruhr, manche Zimmer sind neu herzurichten. Die Bediensteten kommen nicht zur Ruhe. Nicht nur Stühlerücken ist angesagt, ab und zu hat auch der Hausherr abenteuerliche Interessen. Sein Appetit hat er nicht lange unterdrückt nach dem Schauerlebnis des ersten Tages.
Welcher agile Mann vermag schon an dem Hinterteil eines Hausmädchens vorbeizugehen, wenn sie die Furzkisten richtet? Eine schnelle Adresse am Morgen ist dann gang und gäbe.
Sonja und Katrin werden die Gerätschaften zum Bodybuilding in den Spielsäalen erklärt, für die manche der illustren Gäste eine Schwäche zeigen. Den Neuen quollen die Augen über, als sie sich ausmalten, wie hier die Post abgeht. In Kürze könnte es wieder soweit sein, wenn ein weiterer Grund zum Feiern realisiert wird: die Party zur Volljährigkeit.
Rückblick
Achtzehn Jahre, und die Zeit verging wie im Fluge. Judith kann sich genau daran erinnern, unter welchen Umständen sie damals Kai gezeugt hatten. Dass daraus auch Simone resultierte, war nicht geplant. Kam es daher, weil sie sich gleich zwei Jungs hingegeben hat? Könnten dadurch Zwillinge entstehen? Zweieiige? Nicht ausgeschlossen, dass das Ergebnis ein medizinisches Wunder ist!-----.
Ihr jetziger Mann Arnold und sein bester Spezi (schon damals Botho v. Amelung, mit dem er bald in die Emirate reisen wird) waren die Sündenböcke. Beide hatten während einer feuchtfröhlichen Party mit Judith ein folgenschweres Date. Schon als Jugendliche war sie auf spezielle Art voller Leidenschaft, und die hat sich bis heute erhalten. Bei Freunden in einer »Besenkammer« zelebrierten die jungen Sprinter eine gesellige Viertelstunde.
Für Judith war es ein Test, der dann freilich mit nicht geplanten Folgen ausging. Sowohl Arnold als auch Botho umwarben sie. Es kam ihr nicht auf Geld, sondern nur auf Leistung an. Sie war schon immer äußerst anspruchsvoll!
Denjenigen wolle sie als späteren Ehemann, der sie am eindringlichsten befriedigen würde. Sie erinnert sich voller Verzückung.
Auf dieser Party wurde geschwoft und gesoffen, wie es damals üblich war. Von der Kellerbar, die in den Jahren in Mode war (den Ausdruck >in< gab es erst später), ging es direkt nach einem wilden Discofox in die Besenkammer. Nein, einem im Keller liegenden Werkraum. Genau passend zu dem, was dann ablief. Es wurde gebastelt, und es musste zack, zack gehen. Niemand anders durfte ihre Abwesenheit bemerken. Quickie sagt man in der heutigen Zeit dazu.
Schon immer liebte Judith Cocktails. Damals wie heute. Kurz geshaigt, und Arnold kredenzte Judith den begehrten Fizz. Sie ließ ihn sich munden.
Botho mischte einen weiteren Mixed Drink. So genoss Judith unterschiedliche Softdrinks. Waren die Zwillinge ein Effekt solcher Genusssucht? Demzufolge sind Kai und Sandra folglich Kellerkinder schwerreicher Eltern. Eine DNA-Analyse hat man nicht erstellen lassen.
Für Judith war die Konsequenz, Arnold in die erste Wahl zu nehmen, und sie hat es zu keiner Zeit bereut. Es gab kaum Tage ihrer Ehe, wo ihr Göttergatte sie nicht verwöhnt hat. Und Botho blieb bis heute der beste Spezi.
Das sind ihre Gedanken an die Vergangenheit. Wohlig liegt sie an diesem herrlichen Frühlingstag im Garten und lässt sich wieder mal hegen und pflegen.
Der Trip auf dem Rasenmäher
Eine Woche nach dem ominösen Einstellungsgespräch hatte man sich auswärtige Gäste eingeladen. Sonst würde die Zeit bis zum Volljährigkeitsfest der Zwillinge zu lange währen, jedenfalls für Erotomanen wie Judith und Arnold.
Heute regnet es, deshalb ist es draußen recht ungemütlich. Aber wer will, dürfte trotzdem den Außenpool benutzen. Er ist jetzt angenehm temperiert.
Gestern, bei Sonnenschein, brachte der Gärtner mit seinem Aufsitzmäher die Grasnarbe auf die Länge eines englischen Rasens, und dabei war ihm Sandra begegnet, man könnte auch sagen, nachgelaufen.
Sie hatte es ja ohnehin auf ihn abgesehen, als sie mit feuchten Lippen und glänzenden Augen diesen Adonis betrachtete, der so unversehens in ihren Dunstkreis getreten war. Spontan kam ihr der Gedanke, solch ein Göttergeschenk zu verkosten. Und was sie sich in den Kopf setzt, das führt sie konsequent durch. Da ist sie das Kind ihres Vaters.
Ein Apfel fällt nicht weit vom Stamm!
Es sind umfangreiche Flächen, welche vom Gärtner zu bearbeiten sind. Unterteilt sind die Rasenflächen durch schattenspendende Bäume, Strauchgruppen und Blumenrabatten. Die sind über den ganzen Sommer eine Augenwaide, und dafür braucht man einen Fachmann zur Pflege. Als der Gärtner just um einen dieser Büsche herumkurvt, steigt Sandra unvermittelt hinter dem Landschaftspfleger auf den Mäher. Der Mann ist überrascht, denn er hat sie nicht kommen sehen.
Jetzt fährt sie mit dem Typ ihrer Begierde über das Gelände und klammert sich an seine Schulter. Um bei solch aggressiver Kurverei nicht gleich wieder abgeworfen zu werden, umschlingt die Tochter des Villenbesitzers den Hals des Fahrers. Spontaner Luftmangel veranlasst ihn, auf die Bremse zu treten.
Noch hat er nicht erkannt, wer ihm an die Gurgel ging, doch als er zum mit dem Mäher zum Stehen kommt, erkennt er Sandra, die sich dann mit zarten Händen durch seinen grünen Overall bis zu männlichen Brustwarzen durchwühlt, die von kratzigen Haarbüscheln umgeben sind. Tiefschwarz und dicht sind sie, wie Sandra spontan am ersten Tag bemerkte. Es lässt auf andere Regionen mit gleichem Bewuchs schließen, und muskulöse Arme versprechen ein kräftiges Zupacken. Nächtelang hat sie davon geträumt.
Doch der Angestellte hat einen Auftrag zu erfüllen, den sprießenden Rasen Schnittern. Streifen um Streifen grast er ab, der Auffangkorb wurde bereits mehrfach befüllt und geleert. Sandra steht hinter ihm und lässt sich nicht abschütteln.
Auffangkorb gefüllt? Das vermöchte man auch anders zu interpretieren. Sie schleppt ebenfalls einen mit sich herum.
Ihm wird heiß, von der Sonne, die stechend vom Himmel scheint und Regen erwarten lässt, aber ebenso von dem jungen Leben an seiner Rückseite. Wer sich beruflich mit dem Wetter auskennt, weiß, dass es morgen regnen wird. Die Zeit drängt.
„Halt an, ich möchte umsteigen, vor dir sitzen, auch mal das Gerät lenken“, säuselt sie ihm ins Ohr. Abrupt stoppt der Pfleger, Sandra wird durch den Schwung mit Schmackes an den Rücken des Fahrers geschleudert. Geiles Gefühl. „Gerät lenken“ hat sie gesagt, denkt der Gärtner. Was meint sie damit? Und die Sonne sticht. Das könnte er ebenso!
Jetzt sitzt sie vor ihm, doch da der Aufsitzmäher nur Platz für einen Fahrzeuglenker hat, zwischen seinen Beinen. Wenn sie es nicht schon gewusst hätte, nunmehr bemerkt sie es: Es ist ein Mann. Meinte sie dieses Gerät? Wohin will sie es lenken?
Weiter rast der Mäher über das Gelände, kurvenreich und durch manche Bodenwelle. Das Gefährt erzittert und überträgt das Hin-und Her, das auf - und Abschwingen auf die Mitfahrenden. Beiden wird feucht und heiß, und die Sonne sticht. Morgen wird es regnen, ist sich der Naturbursche sicher. Deshalb hat die Arbeit heute unbedingt ihren Abschluss zu finden.
Sandra will das Vehikel zum Halten bringen und zerrt am Bremsgestänge – es ist jedoch ein Hebel, der sich zwischen ihren Pobacken festgeklemmt hat. Hat sie sich bewusst vergriffen? Mann, ist das ein Gestänge!!
Der grüne Rasen ist ganz und gar noch nicht zu Ende gemäht. Ein üppiges Stück Arbeit liegt weiterhin vor dem Angestellten. Die Jugendliche, unmittelbar vor ihrem 18. Geburtstag stehend, gedenkt das Gelände jetzt allerdings mal aus einer anderen Perspektive zu erleben. Sie befreit sich aus dem Klammergriff des Gärtners, lässt ihn kurz anhalten und legt sich rücklings auf das vibrierende Motorgehäuse.
Ein feuchter Slip nimmt dem Grünlandpfleger erneut die Luft zum Atmen, die langen Beine Sandras liegen auf dessen Schultern. So fährt er wieder an, denn das Tagewerk ruft. Er ahnt, dass er heute weit mehr Arbeit aufgebrummt bekommt, als ihm zuträglich ist. Der freie Blick ist ihm außerdem genommen.
Er hat sich zu entscheiden. Grünen oder brünetten, gekräuselten Rasen mähen? Nach einigen Runden bringt er den Motormäher erneut zum Stehen. Es ist ihm glutheiß. Er müsste unbedingt einen Schluck trinken, zumindest seine Lippen befeuchten.
Der Gärtner nippt voller Durstgefühl diesen Tangaslip und hat jetzt die Quelle entdeckt. Derartiges hat der Pfleger sich zwar manchmal erträumt, aber nie gedacht, dass es Wirklichkeit werden könnte.
Seine bessere Hälfte liebt es durchaus heiß, Extravaganzen sind ihr jedoch fremd.
»Ah, das tut gut« hört er sie durch den Motorenlärm rufen, und so stillt er den drängendsten Durst.
Erneut wird gestartet, er gibt Gas, der eiserne Rasenmäher kurvt einmal mehr über das Gelände. Er genießt es als Vorkost, doch das Hauptgericht wird er sich nicht entgehen lassen. Wird es auch Nachtisch geben, vielleicht Pflaumenkompott mit Sahne, seine Lieblingsspeise?
Auf dem umfangreichen Areal kommen beide mit dem Mähgerät an einer originellen Konstruktion vorbei, die weitere Freuden zu verleihen verspricht. Hier wird der Motormäher erneut angehalten, denn hier soll Mittagspause eingelegt werden. Sandra schwingt ihren durchgerüttelten verlängerten Rücken von der Motorhaube auf dieses Fantasiegebilde, um das Gewerk darauf fortzusetzen. Nicht auf dem Rasenmäher. Da ist Mittagspause.
In der Mittagszeit ist der Fachmann nicht untätig, von Ruhepause kann keine Rede sein. Sandra wird ihn voll in Beschlag nehmen, denn die Konstruktion des Gärtners ist während der Fahrt getestet und für gut befunden worden. Auch Mutters Gelüste wurden damit geweckt. Heute ist sie ihrer Mama aber zuvorgekommen.
Zur Mittagszeit ist der Landschaftspfleger der Ihre. Was dürfte sie von ihm erhoffen?
Sie erwartet, dass der fleißige Arbeiter auch sie stutzt, mit Elan natürlich. Und der Gärtner versteht sich darauf. Hat er hier eventuell eine Jungfrau weich zu klopfen?
Die Mittagspause soll effektiv genutzt werden, Butter bei die Fische, oder besser im passenden Jargon: eine Kreuzbestäubung. Sandra bebt, jetzt nicht vom Motorgehäuse, sondern vor Erwartung. Wie im Auto, wenn der Fahrer den Gashebel tiefer durchdrückt, erhöht der Gärtner die Geschwindigkeit der Reise ins bodenlose. Ohne Unterbrechung gedenkt er sein Ziel zu erreichen, aus der Spur aber auch nicht hinauszufliegen. Deshalb bremst er ab und gibt dann erneut Gas, um die Kurve zu kriegen. Als umsichtiger Fahrer hat er außerdem darauf zu achten, stets vorausschauend den Ölwechsel einzuhalten. Auf keinen Fall darf der Kolben im Zylinder heiß laufen. Öl zum Nachfüllen hat der Gärtner dabei.
Leider ist die Mittagspause viel zu schnell vorüber. Sandra springt in den Pool, der Facharbeiter wechselt wieder zur anderen Arbeitsstelle, nachdem er sich mit einem Appetithappen gestärkt hat. Das restliche Gras auf der Anlage wartet auf Bearbeitung. Bis zum Abend hat er damit fertig zu sein.
Sandra ist vom Gärtner begeistert. Sie wird ihrer Mutter davon berichten und ihr eine Nase zeigen.
In der Regel haben die Hausdamen ab 18h Feierabend. Weil jedoch für morgen das gesellige Beisammensein zwischen Freunden geplant ist, sind Überstunden heute nicht zu vermeiden. Das steht in ihrem Arbeitsvertrag. Die Vorbereitungen für einen stilvollen Empfang sind zu treffen. Man hat ihnen gesagt, dass es dann oft stürmisch hergeht. Nicht vom Wetter her gesehen, denn da könnte man sich absichern, sondern von den windigen Gästen. Der morgige Tag wird dem Personal einiges abverlangen.