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Der Butler

Das Personal hat die letzten Tage angestrengt gearbeitet, daher wird es ebenfalls zum Faulenzen eingeladen. Wieder ist sommerliches Wetter, man vermag die Natur hüllenlos zu genießen. Getränke und Snacks mag sich jeder selber holen, dazu braucht der Kreis keine Bedienung. Nur wenn nachher der Butler eintrifft, wird man sich wieder züchtig zu bekleiden haben. Der ist neu hier und in die Rituale nicht eingeweiht. Womöglich bekäme er einen Schlaganfall oder würde distinguiert das Haus verlassen. Man kennt solche Sorte von Mensch noch nicht.

Alles ist ruhig am Pool. Männlein und Weiblein rekeln sich in der Sonne. Es ist nicht wie beim FKK, wo selten jemand sexuelle Erregung zeigt. Würde sich hier ein Schlagbaum heben, wäre das allenfalls ein Grund für Anzüglichkeiten und Häme. Niemand nimmt daran Anstoß. Das ist hier der Normalfall.

Wenn sich ein Gast auf diesem Areal pikiert oder prüde zeigen sollte, hätte er keine Chance, jemals wieder eingeladen zu werden. Das ist aber bisher nur in einem Einzelfall geschehen. Vielen ist bekannt, wie hier die Post abgeht. Nur dem Butler vermutlich nicht.

Arme, ausgeschlossene Zeitgenossen. Nicht mehr Geladene des Hauses. Man ist dann so gut wie tot.

Zum Nachmittagskaffee mit den diversen Torten ist der Butler noch nicht bestellt. Nur nähere Verwandte sind anwesend. Das Kuchenvorlegen und Kaffeeeinschenken überlässt man den Hausmädchen. Die haben sich im Schwimmbassin und beim Sonnenbaden erholt, jetzt beginnt ihr wahrer Arbeitstag. Von der Sonne gebräunte, hüllenlose Körper sind ein ästhetischer Anblick beim Kaffee und Kuchen servieren.

Aus nippeligen Brustwarzen könnte Mann versuchen, Kaffeemilch zu zapfen. Arnold probiert es, aber dabei verschüttet er, weil er sich unbeholfen anstellt, heißen Bohnenkaffee. Er verbrennt sich seinen Schniedelwutz. Unangenehm für ihn, doch alle lachen und haben ihren Spaß.

Der Butler ist ab 19h gebucht, die Sippschaft genießt die Nachmittagssonne in vollen Zügen. Nur widerwillig zwängt man sich später in die lästige Bekleidung, dem dienstbaren Geist keinerlei Naserümpfen zu gestatten. Sofern er sich zu vorgerückter Stunde allerdings weiterhin als etepetete erweisen sollte, hat er sich zu bekehren – oder zu verabschieden.

Er trifft wie vereinbart ein; eine respekteinflößende Persönlichkeit stellt sich vor. Tadellos frisiert, glatt rasiert bis auf einen kleinen Oberlippenbart, mit Brille und manikürten Händen. Sein perfektes Livre wirkt so, wie man bei Staatsempfängen gekleidet ist.

Sein geschulter Blick überfliegt die Anwesenden und lässt ihn das Gediegene dieser Liegenschaft erkennen. Seine Miene hellt sich sichtbar auf, denn er rechnete nicht mit solchem zur Schau gestellten Luxus. Aber er hatte keinerlei Informationen, dass es sich um die Fete zur Volljährigkeit Heranwachsender handelt.

Die ersten Abendgäste erscheinen gegen 20h. Zwei komplette Gymnasialklassen. Dazu eine Menge weitere Freunde und Freundinnen, welche die 18-jährigen vom Sport oder Discos her kennen. Man tummelt sich auf den Terrassen, und als immer mehr erscheinen und der Platz darauf eng wird, zerstreuen sich die Gäste auf der weitläufigen Anlage. Bald wirkt es auf Nachzügler, als wenn nur wenige Besucher gekommen wären. Manche sind zunächst enttäuscht, denn je voller, je doller ist die Devise unter Jugendlichen.

Der Butler empfängt in seiner Livree und reicht die Teenie-Freunde mit einem Sektkelch an die Geburtstagskinder weiter. Die sind beschäftigt genug mit der Begrüßung sowie der Entgegennahme von Präsenten. Nichts bleibt unausgepackt oder wird auf einen unübersichtlichen Haufen gelegt. Darauf bestehen die Gratulanten. Fast ist es wie auf orientalischen Hochzeiten. Da präsentiert man Geschenke, um damit andere Gäste zu übertrumpfen.

Es sind manchmal skurrile und zweideutige Präsente, die ausgehändigt werden. Ständig gibt es schallendes Gelächter, wenn wieder etwas Außergewöhnliches ausgepackt wird. Doch, das ist verpönt unter Jugendlichen dieses Alters: Socken, Oberhemden und Krawatten verschenkt man nicht mehr. Out.

Im Hause verbleibt heute niemand, dazu ist das Wetter viel zu einladend. Das Gelände ist mit windsicheren Kerzen und anderen Illuminationen bestückt, was in der langsam einsetzenden Dämmerung für herrliche Stimmung sorgt. Mehrere Getränkezapfstellen sind auf der Anlage verteilt, und am Buffet erhält man Auserlesenes gegen den Hunger. Die Mägen sollten gefüllt sein, um dem Alkohol keine vorzeitige Angriffsfläche zu bieten.

Der Butler ist immer noch am Empfang postiert, als urplötzlich eine Horde abenteuerlich verkleideter halbwüchsiger Leute erscheint. Die begehren ebenfalls Einlass. Sie kommen dem Empfangschef jedoch reichlich suspekt vor. Vorsichtshalber erkundigt er sich bei der Hausherrin, ob die gleichfalls teilnehmen dürfen.

Judith betrachtet sich die kostümierte Gruppe. Wie sie zu erkennen glaubt, sind es Jugendliche beiderlei Geschlechts, die mit Pauken und Trompeten eine geile Aufmunterung in die Gesellschaft bringen könnten. Kai und Sandra freuen sich über jeden Gast, selbst wenn er unbekannt ist.

Der Butler rümpft zwar die Nase, doch seine Livree scheint ihm einen verlässlichen Schutz zu bieten. In welch einen Klub ist er in dieser Villa bloß geraten. Hätte er das vorher gewusst………..

Die Party kommt in die Gänge. Neben den Klängen aus den Boxen, jugendlich-wild und sexy, macht hauptsächlich die originelle Gruppe, welche sich in der Tat über Facebook gefunden hat, alles andere als Kirchenmusik.

Für Ältere nicht unbedingt das Wahre. Aber es ist ja eine Fete zum 18. Geburtstag eines Zwillingspaares, und da ist es denn doch recht so. Sandra und Kai`s Eltern sind für Außergewöhnliches bekanntermaßen immer zu haben.

Zwischenzeitlich hat es 23 h geschlagen. Da werden aller Voraussicht nach sämtliche Partygäste eingetroffen sein. Der Butler hat somit weiterhin keinen Rezeptionisten zu spielen.

Er stellt sich den Hausmädchen zur Verfügung und steht ihnen bei der Bedienung zur Seite. Mit diversen Getränkeflaschen versehen, kreisen die ständig über das Gelände, obwohl mehrere Stände auf dem weitläufigen Areal verteilt sind. Der Kammerdiener postiert sich in würdevoller Haltung aufmerksam hinter einer der Zapfstellen.

Doch je später der Abend und die Nacht, umso unpassender erscheinen den Jugendlichen die vornehme Art sowie das Outfit des Butlers. In dieser vorgerückten Stunde wäre das reichlich unangebracht, meinen die Teens. Es ist ja schließlich eine Jugendfete.

In erster Linie die Mitglieder der Facebookgruppe werden anzüglich, reißen Witze und animieren den Gutgeist, emsig mitzutrinken. Das ist er von anderweitigen Arbeitgebern nicht gewohnt. Doch als jetzt auch noch der Hausherr mit Frau auftauchen und ihm zuprosten, vermag er sich dem Drängen nicht ernsthaft zu entziehen.

Sehr gegen die eigene Gewohnheit trinkt er dann manches Gläschen mit, denn er möchte diesen lukrativen Job nicht vorzeitig verlassen müssen. Das wäre seiner Reputation abträglich.

Als er indes irgendwann nicht mehr vollkommen Herr über die ihm eigene Art ist, merken das andere natürlich ebenfalls.

Vorwiegend einige aufgezäumte Mädchen nutzen das für ihre Zwecke aus. Bald wirkt er wie der Butler in „Dinner for one“, dem Fernsehscetch in schwarz/weiß, jedes Jahr zu Silvester im Fernsehen gesendet, aber niemanden mehr vom Hocker oder aus dem Sessel reißend.

Bei heißen Rhythmen - Tango ist zu harmlos und landet hier nicht auf dem Teller-, versehen mit Texten, die unter der Gürtellinie platziert sind, zieht man diesen feinen Herrn hinter seinem Tresen hervor. Mehrere Girls eröffnen einen enthemmenden Tanz mit ihm. Ungewohnt für einen herrschaftlichen, dienstbaren Geist. Durch die orgiastischen Drehungen und Verrenkungen, zu denen die Dirndl ihn verleiten, kommt er allerdings mächtig in Fahrt. Dazu vom Alkohol, der bei ihm eine gehörige Wirkung entfaltet, gerät er ins Schwitzen. Bald macht es ihm aber sogar Spaß, derart herumgewirbelt und an fremde, schamlose Leiber gedrückt zu werden.

So etwas hat er als steifer, ehrenhafter Junggeselle noch nicht erlebt. Darf er sich in solcher Art gehen lassen? Ein Butler für gehobene Ansprüche, wie er sich wähnt?

Einige der Mädchen sind bald schweißgebadet in dieser schwülen Nacht, die vom sonnigen Tag noch immer aufgeheizt ist. Die Musik dröhnt ohne Unterlass und lässt niemanden der Tänzer zur Ruhe kommen. Weitere Partyteilnehmer werden durch den Trubel angelockt, Weibliche drängen in den Kreis der Tänzerinnen und schwofen mit. Der Butler und die jugendlichen Krabben – eine originelle Show.

Sie lassen ihm keine Verschnaufpause. Es macht ihm zunehmend Spaß, auch wenn er bald in Schweiß gebadet ist. Ebenso rinnt den Funkenmariechen das Wasser am Körper herunter.

Absehbar, dass eine nach der anderen, aufgeputscht durch die schwülstigen Texte der Bandmitglieder, sich von diesem oder jenem Kleidungsstück trennen wird. Zuerst ist es eine Bluse, dann eine Partyhose, jetzt ein Minirock. Wildbewegt wirbeln die Tänze weiter, bald folgen BH`s, die lästig werden.

Brüste schwingen im Takt der Sounds, der Butler bekommt in seiner Livree, die er weiterhin trägt, gleichsam Stielaugen. Seine maßgeschneiderte Hose wird ihm zu eng, wie man bemerkt. Mädchen werfen einen Blick darauf. Manche tanzen jetzt völlig oben ohne, nur in Slip oder Tanga.

Derart entblößt drängen sie sich an den Diener heran. Da hat er selber schuld, keinerlei Chance auf Entkommen. Auf einer Jugendfete, auch wenn sie bei vermögenden Zeitgenossen veranstaltet wird, hat man sich angepasst zu kleiden. Wehe, sobald sie losgelassen…………..

Im Handumdrehen schälen die Teens ihn aus seiner Arbeitsbekleidung, und dann steht er da, mit durchgeschwitztem Hemd und knöchellanger Unterhose. Diesen jämmerlichen Anblick eines Mannes mögen die affengeilen Tänzerinnen aber niemandem zumuten. Sie schnappen sich ihr Opfer – Frauen können stark sein – und schleifen es zum Pool. Darin hat der nun abgetakelte Butler sich abzukühlen.

Nackte Mädchen springen hinterher, denn, absaufen darf er ihnen ja nun auch nicht. Gemeinschaftlich ziehen sie ihm im Quell des Lebens die Unterwäsche aus, weil die ja durch das aufgenommene Wasser diesen Mann am Schwimmen hindern könnte. Außerdem hat niemand bekleidet das Becken zu benutzen, wie die Piktogramme auf den Schildern zeigen.

Daher: weg mit den lästigen Textilien. Die Trophäen ihres Sieges werfen die Jugendlichen an den Beckenrand. Doch ebenso landen Slips und Tangas auf dem Trockenen, und somit ist die Wasserparty eröffnet.

Hüllenlose Mädchen sorgen sich um den bislang einzigen nackten Mann im Wasser. Sie bangen, dass er ja nicht absäuft, reinigen, wenngleich symbolisch, ihm seinen im Kälteschock geschrumpften Zelebrierstab, denn das Poolwasser hat keinesfalls verunreinigt zu werden!

Er prustet, um Luft zu schnappen, und bläst das Beckenwasser sprudelnd vor verschlossene Pforten. Derartiges Tun haben sogar diese enthemmten Mädchen noch nicht erlebt. Sie treiben nach den heißen Tänzen an Land im kühlenden Wasser ihre peppigen Spielchen weiter. Auftakt und Anreiz für die anderen.

Aller Statuswürden entledigt, zerren sie den Kammerdiener, der sich vergebens zu wehren versucht, gemeinsam aus dem Becken. Möglichkeit ist ihm gegeben, zu entkommen. Der Nacktfrosch ist den wilden Mädchen ohne Pardon ausgeliefert.

Zum Bändigen ihres Fanges sind zusätzliche Helferinnen erforderlich. Der Butler windet sich zwar unter den beherzten Griffen, hat jedoch keine Chance zur Flucht. Sie betrachten ihn als ihre persönliche Beute, teilbar exklusiv zwischen diesen am Tanz beteiligten Jecken. So etwas hat sich der Feingeist am Morgen nicht träumen lassen, dass ihm derartiges geschieht.

Die Feier bewegt sich auf ihren Höhepunkt zu. Was treibt man mit ihm? Wie vermag er es anzustellen, der Meute zu entfliehen? Worauf hat die es abgesehen? Er ist entwürdigt, fühlt sich zudem vollkommen machtlos.

Hat niemand Mitleid mit ihm, der doch nicht mehr der Jüngste ist? Mit einem Mann, der sonst in besten Kreisen verkehrt und von Ausschweifungen anderswo null Kenntnis hat. Lebte er hinter dem Mond?

Nach dem unterkühlenden Bad erlauben die jungen Mädchen der Facebookgruppe sich den Spaß, dieses ältere Semester warm zu rubbeln. Wie ein kleines Bübchen wird er in ein Badetuch eingewickelt. Keinesfalls darf sich der Butler erkälten.

Seine Regionen werden wieder auf Betriebstemperatur zurückgebracht, wobei auch ein Männersymbol zu respektabler Größe zurückfindet. Es präsentiert sich unter einem reputierlichen Wanst. Ihm schwant Böses.

Keines der Mädel empfindet Scham, diesem so vornehm wirkenden Selfmademan ihre Aufwartung zu machen. Die umstehenden Schicksen sind außer Rand und Band, einen amtierenden Butler haben sie wieder zum Leben erweckt!

Nie hätte der vordem so hochnäsige Kellner gedacht, dass er zu Obszönitäten gezwungen werden könnte. Und mit einem klaren Kopf würde er das auch nicht mit sich anstellen lassen haben. Meint er.

Aber jetzt ist es geschehen, und der Appetit kommt immer beim Essen. Für die Zukunft macht sich ein ungeahnt ergiebiges Betätigungsfeld für ihn auf. Es wird sich herumsprechen, was ein so vornehm wirkender Mann an Überraschungen zu bieten hat, auch wenn sie ihm hier aufgezwungen worden sind.

Da drängt sich ein mit einem grünen Overall Bekleideter durch die Reihen. Es ist der Gärtner. Er wurde beauftragt, dort, wo es erforderlich ist, verwilderten Wald durchzuforsten. Oder Flächen zu besprengen. Die passende Gerätschaft dazu hat er gleich mitgebracht.

Wessen Rasen bitte hat er zu beregnen, wo ist ein Hain zu durchforsten?Er ist der Hexer. Gibt es hier eine Gretel, die sich verirrt hat? Hoffentlich kommt ihm kein Wolf in die Quere. Oder der Alex.

Dieser Mann ist nicht nur zur Landschaftspflege angestellt. Seine Ehefrau ist stolz auf ihren Experten, der als Hexenmeister schon manche Fährte aufgenommen hat. Meistens hatte er die Beute auch gefangen und verpflegt.

Einige Zuschauer des Spektakels finden sich am Grill ein, denn Hunger hat gestillt zu werden. Der Grillmeister ist der Butler, wieder auf Betriebstemperatur, ohne Livre, nur im Lendenschurz, damit er sich das Werkzeug nicht verbrennt. So sorgt er für saftige Steaks. In Zukunft wird er nichts mehr anbrennen lassen. Er ist auf den Geschmack gekommen.

Schwer zu ertragen, bei einem Freilufthappyning in der Runde zu stehen und keine Chance zu haben, ein Stück Fleisch hinter die Lippen zu bekommen. Einigen Zuschauerinnen erging es so.

Drei stinkbesoffene Jünglinge versuchen bei diesen Emanzen ihr Glück. Doch sind trockengefallene Feuerwehrleute in der Lage, ein loderndes Feuer zu löschen?

Kai läuft schon geraume Zeit mit glasigen Augen über das Areal. Mit vielen hatte er anzustoßen. Dass man dann irgendwann nicht mehr völlig bei sich ist, ist verständlich.

In dieser Körperverfassung nähert er sich einer Klassenkameradin, einer lieben. Standfest war er mal, und Angriffslust ist vorhanden. Nicht, dass ihm gelüstet, jemand zu verprügeln; er sucht nur ein passendes Objekt für aufkeimende Regungen.

Jetzt hat er die Figur bei seinen abgefüllten Freunden entdeckt. Ob er bei der in seinem angeschlagenen Zustand landen kann?

Die Schulfreundin hat da kein Problem, voller Gaudi betrachtet sie das angeschlagene Geburtstagskind. Ob der wohl noch Stehvermögen hat? Zu einem frühlingshaften Spargelgericht gehört in der Regel ebenfalls eine gehaltvolle Mayonnaise. Darauf wird sie leider zu verzichten haben. Die Küche ist kalt. Nicht zu verwundern bei diesem benebelten Zustand. Armer Kai, und das auf seinem Ehrentag. Der mittlerweile randvolle Butler füllt eine Schale mit Schampus. Ein Prosit auf den Volljährigen.

Ein Trompetensignal weist auf den Höhepunkt der Nacht hin. Pennäler würfeln auf den Einsatz. Temperamentvollen Jungfrauen ist alles recht, was irgendwie nach männlich aussieht. Selbst wenn es Sturzbesoffene sind, die Mädchen werden daran arbeiten, dass ein Schuss den Lauf verlässt.

Arnold, der Hausherr, beabsichtigte heute eher nur als Zaungast beim Fest der Kinder dabei zu sein. Er hat soeben als Augenzeuge miterlebt, wie Kai einer Schulfreundin Nachhilfe zu erteilen gedachte. Das hat ja nun überhaupt nicht geklappt. Der hat ja die ganze Familie lächerlich gemacht. Da freute man sich nun, als Vater mit geschwellter Brust übers Gelände zu laufen, und dann das.

Nach dieser Visite zieht Arnold sich zurück und überlässt der Jugend das Terrain. Im Pool wimmelt es jetzt von Nackten. Hier entdeckt Kai seine Zwillingsschwester Sandra, wie sie sich im Becken von Partygästen verwöhnen lässt. Doch Kai ist am Boden zerstört.

Hinter Büschen hört man gelegentlich lustvolle Ächzer. Manche sind übereinander hergefallen, wo sie sich gerade getroffen haben. Hemmungen? Was ist denn das?

Die Luft ist schwül, kein Gewitter hat die Atmosphäre gereinigt. Wer keinerlei Lust zum Schnackseln hat, schlendert mit einem Glas in der Hand über das Gelände. Man trifft auf Gruppen, die sich nur angeregt unterhalten. Nicht jeder Jugendliche ist auf das EINE aus.

Alle Partys haben einmal ein Ende, selbst diese. Sofern man genug getrunken, ausreichend Gedröhn gehört und irgendjemandem Freuden bereitet hat, schwankt man nach Hause. In Gruppen, manchmal einzeln. Mit einer Einladung für kommendes Jahr in der Tasche, wenn das andere Zwillingspaar achtzehn wird. Hoffentlich ist dann erneut günstiges Wetter. Die meisten würden gerne wiederkommen.

Taxifahrer erzielen heute hervorragende Geschäfte.

*

Die Fete zur Volljährigkeit ist Geschichte. Gelegentlich veranstaltet man kleinere Kennenlerntreffs. Mal mit dem Afrikaner und seinen drahtigen Chinesinnen, mal ohne sie. Dann und wann benutzt man Gerätschaften im Hause, mit denen Leib und Wohl in Schuss gehalten werden kann.

Auch die Angestellten haben ihren Spaß damit, und Kai bringt schon mal Gespielinnen mit, die sich dafür interessieren, Sandra ist gleichfalls nicht untätig. Alle haben Bock darauf, selbst die Eltern, sofern ihnen außerhalb ihrer geselligen Zusammenkünfte danach zu Mute ist.

Eine der sich ständig wiederholenden Aufgaben des Gärtners ist es, keinerlei Moos in Ritzen sprießen zu lassen. Das nimmt er wörtlich.

Herr Dildo

Auf einer der Partys ist der Schwarzafrikaner mal wieder anwesend. Manche kennen ihn bereits und lassen sich von seinen Künsten beeindrucken. Heute wurde das Team lediglich als Theatertruppe engagiert.

Der Farbige zeigt Shows vorzugsweise im Quartett, ungern als Triospektakel. Das ist immer so anstrengend. Manchmal kommt er mit den Asiatinnen, gelegentlich mit negriden Frauen oder gemischt, je nach Wunsch der Auftraggeber. Heute sind es die Afrikanerinnen. Auch der Boss ist ein gewiefter Geschäftsmann. Da könnte er sich mit Arnold die Hand reichen.

An diesem Abend stehen mal wieder Sketche auf dem Programm:

Zwei vernachlässigte Hausfrauen posieren. Die Bühne, auf der gegenüber liegenden Seite des Pools etwas erhöht aufgebaut, stellt die Wohnstube einer nicht beschäftigten Ehefrau dar. Eine dieser Geschassten kniet vor einem Hausfreund auf einer Ottomane. Ihr voluminöses Hinterteil macht Appetit. Die Freundin flegelt sich auf einer daneben stehenden Liege. Ein Wink mit dem Zaunpfahl lässt auch den dümmsten Bauern erkennen, was erwünscht ist.

Der Freund des Hauses ignoriert ihre Begehren, täuscht Wissbegehren vor und liest die Tageszeitung, wobei er sich nebenbei mit einer Flasche Wein abfüllt. Zwei Frauen lässt er schmoren.

Die Gäste haben einen vortrefflichen Blick auf das Geschehen, das sich vor dem Hintergrund des Golfplatzes abspielt. Das Wasser des Pools gewährt eine gewisse Distanz.

Die Zuschauer verhalten sich ungeduldig. Sie erwarten Aktion.

Der Hausfreund bemerkt zwar, wie es um die zwei Damen bestellt ist, doch er verweist sie simulativ des Zimmers. Er will in Ruhe ein Schläfchen machen.

Wie wehklagende Orientalen verhalten die Weiber sich. „Was will der Kerl denn hier“, denken sie. „Schlafen kann er ebenso in seiner Wohnung.“

Der Besucher aber zeigt kein Verlangen, ist nicht gewillt, in seinem Ambiente gestört zu werden.

Kriechend, unterwürfig kommen sie erneut in den imaginären Raum. Der Kerl ist inzwischen ins Reich der Träume abgereist. Das gedenken die beiden sich zunutze zu machen. Weil er ratzt, könnten sie ihn endlich mal unter ihre Gewalt bringen, ihm heimzahlen, was er an ihnen versündigt hat. Am besten mit einer überfallartigen Männervergewaltigung. Der Mann auf der Liege erweckt den Eindruck, ungerührt weiter zu ratzen.

Wenn der Kerl am helllichten Tag auch pennt: Sein großer Freund hat kein derartiges Bedürfnis. Er wird aus tiefer Lethargie wachgerufen und in Gefechtsbereitschaft versetzt. Als ob sie Bandnudeln schlürft, zieht sich eine der Hausfrauen diesen Sponsor zu Gemüt. Die Animateure verstehen ihr Handwerk.

Mit einem Urschrei scheint der Mann plötzlich zu erwachen. Wer wagt es, ihn im Schlummer bloßzustellen? Das zieht eine Sühne nach sich. Die Gäste auf der anderen Seite des Pools kommen in Laune.

Beide Darstellerinnen bekennen sich zu dem Vergehen und hoffen, eine ordentliche Bestrafung in Form einer peitschenden Züchtigung zu bekommen. Wenn ein Missetäter sich normalerweise auch vor Keile kriegen verkrümelt: Hier lechzt man danach.

Es kommt, was Gäste fesselt: Mit roher Gewalt greift sich der so unsanft aus dem Traumland zurückgeholte eine der Übeltäterinnen und zeigt ihr, was eine Harke ist. Sie empfindet das aber nicht als Strafe, sondern als Eingehen auf ihr Verlangen. Die Maßnahme nimmt sie gerne hin. Und die andere? Die wird auch nicht leer ausgehen. Sie ist ebenfalls erpicht auf ihre Abstrafung. Hat angeblich darunter zu leiden,benötigt aber in Wirklichkeit eine regelmäßige Abreibung, am liebsten in Form einer Vergewohltätigung. Die Gang hat weitere Sketche dieses Kalibers in ihrem Repertoire, um ihre Zuschauer aus dem Häuschen geraten zu lassen.

Der nächste Einakter verspricht ebenfalls zu einer wirklichkeitsnahen Schau zu werden.

Der Neger steht in Erwartung und beobachtet seine Mitspielerinnen, wie sie aufgeputscht inmitten der Gäste der Villa herumlaufen. Sie sammeln einen Obolus in zweckentfremdeten Sammeldosen ein. Es wird ihnen mancher Schein von den vermögenden Zuschauern zur Verwahrung überlassen.

Der aus Ghana stammende Migrant trägt einen Zeiger mit sich herum, doch ein Ziffernblatt sucht man vergebens. Kennt er keine Uhrzeit? Aber das scheint nur so. Heute wird ihm öfters die Stunde schlagen. Aus Musikboxen tönen heiße afroamerikanische Rhythmen, doch die Gäste haben Mühe, dem Takt zu folgen. In ihren Köpfen läuft ein Film mit Szenen von Bordsteinschwalben. Die gibt es überall auf der Welt, wenn auch mit unterschiedlichen Namen.

Ein weiterer Sketch zeigt das Verhalten des Herrn Dildo. Jeder hat von ihm gehört, aber die effektive ist nicht allen Zeitgenossen bekannt. Es besteht erheblicher Wissensmangel, dem der Schwarze mit seiner Demonstration abhelfen will.

30 cm lang ist so ein Kunststoffgebilde gewöhnlich, und dasjenige, das er als Anschauungsutensil dabei hat, ist von besonderem Format. Bräunlich angehaucht und superschlank, doch ohne Minikamera. Die ist nur Arztpraxen vorbehalten.

Hier steht eine imaginäre Patientin zur Verfügung, zur Assistenz geht dem Doktor die Praxishelferin zur Hand.

Die zu Untersuchende verspricht sich, im Gegensatz zur Wirklichkeit, besonderen Genuss, anders als bei einer Darmspiegelung beim Proktologen. Da ist es reiner Stress, hier Wonne.

Der “schwarze Arzt“ doziert, gibt der Assistentin Hilfestellung, wie sie der »Patientin« das Kunstwerk durch den Sphinkter zu zwängen hat.

Mit gefühlvollen Drehungen wird das „Endoskop“ versenkt, die Spitze enthält jedoch statt einer Miniaturkamera einen Greifer.

»Die Darmwand ist anfällig für Darmkrebs, wenn nicht genügend Ballaststoffe verzehrt werden. Ich habe hier soeben kleine Polypen entdeckt, die ich abknipsen muss, um sie auf krankhafte Veränderung untersuchen zu lassen. Danke, Schwester, dieses Exponat gibt ausreichend Einsicht!«. Dann sondiert er weiter.

Mit beredten Worten erklärt der “Doc“ den Gästen die Gefühle der Patientin, die seine Erklärungen geräuschvoll begleitet. Man erlebt eine detaillierte Demonstration, die hoffentlich manchem wirklichen Patienten die Scheu vor einem Arztbesuch nimmt.

Der Hausherr hat lange äußerst interessiert zugeschaut. Derartige Vorführungen wecken stets schlummernde Gelüste in ihm. Judith kennt das. Sie setzt sich auf seinen Schoß, und spontan erwacht in ihr eine unbändige Lust. Nicht nur Musiker können blasen.

Als Judith ihrem Arnold die Flötentöne beibringt, vermag sie nebenbei auch dem Sketch zu folgen. Von ihrem Männe gestützt, sein Instrument im Mund, ergibt das eine zirkusreife Darstellung. Die Gäste wissen gar nicht, wo sie als Erstes hinschauen sollen.

Zu dieser Einlage und der vorangegangenen pseudo-wissenschaftlichen Vorlesung wird enthusiastisch applaudiert. Wenn die Anwesenden befürchten, man hätte jetzt den Höhepunkt des Abends erlebt, irren sie. Sketche erregen Appetit auf mehr.

Die Angestellten schauen angespitzt zu. Sie haben hier einen Job, der Seltenheitswert besitzt. Zur Stärkung und Erfrischung reichen sie Getränke und geschmackvoll garnierte Schnittchen. Auch der Schwarze beißt herzhaft zu; noch immer doziert er über die Endoskopierung dieser “Patientin“. Schlussendlich endoskopiert er sich eigenhändig, ohne Assistenz. Die Gäste sind hingerissen.

Die Sketche fanden einen derartigen Anklang, dass das Team spontan für einen weiteren Auftritt gebucht wurde.

Wenn nicht heute, dann bei einem zukünftigen Treffen möchte Judith ebenfalls mal solch einen Gegenstand spüren. Nicht nur beim Doktor in dessen Sprechstunde. Das ist nur einmal in zehn Jahren. Sie ist für Außergewöhnliches stets empfänglich.

Der Schwarze und ihr Arnold - vielleicht dazu eine der Big Mamis, so gedenkt Judith eine gediegene Cocktailparty zu realisieren. Ohne sonstige Gäste – sie hätte diese Experten gerne für sich allein.

Zum Ausklang des Abends setzt man sich heute zum gemeinsamen Umtrunk zusammen. Die Erwartungen der Geladenen sind wieder einmal vollauf erfüllt worden. In dieser Villa ist immer was los.

*

Die Villenbesitzer laden in unregelmäßigen Zeitabständen zu Seminaren ein. Derartige Zusammenkünfte bereichern ihre Vita, und nebenbei werden oft neue Geschäftsbeziehungen angebahnt. Ihr luxuriöses Leben ist darauf ausgerichtet.

Nicht nur die nunmehr volljährigen Zwillinge erbten die Sex-Maniac ihrer Eltern. Ebenso die um ein Jahr jüngeren Geschwister sind so gestrickt. Ist ja nicht verwunderlich, wenn sie bereits im Mutterleib entfesseltes Sexualleben registrieren konnten. Man weiß durch neueste Forschungen, dass Ungeborene sehr sensibel darauf reagieren, was außerhalb der Fruchtblase alles passiert. Später, als Kleinkinder, erlebten sie als aufmerksame Beobachter, was die Besucher, die mit Onkel und Tanten bezeichnet wurden, miteinander trieben. Das bleibt im Unterbewusstsein haften.

Kai und Sandra hatten vor ihrer Volljährigkeit bereits tiefschürfende Erfahrungen gesammelt. Keiner der beiden war „unschuldig“. Ab sofort ist gestattet – auch im Elternhaus – eigene Partys zu feiern, die meistens als Sturm-und-Drang-Zeit-Feten endeten. Ohne Tabus werden sie nunmehr ihren elterlichen Vorbildern nacheifern. In ihrer jugendlichen Frische haben sie mehr Power und Ideen, als die durch manche Ausschweifung in der Routine abgestumpften altersschwächeren Gäste.

Und gehaltvolles, junges Gemüse in der Villa – das spricht sich rum. Nicht nur unter Halbwüchsigen. Ältere, erfahrene Experten hätten auch noch gerne mal wieder ein blutjunges Hasibärchen vor der Flinte. Und die ausgeschlagenen Gleise reifer Damen sind ebenfalls darauf aus, gelegentlich einmal ein Fahrzeug der neuesten Generation zu testen. Eine Lok, die nach dem ersten Pfiff keinen Dampf mehr hat und die sie öfters wieder anheizen müssten, könnte gerne mal ausgetauscht werden.

Kai und Sandra arbeiten an ihrer schulischen Ausbildung. Sie bereiten kein Geheimnis daraus, eine Menge Geld verdienen zu wollen. Sex dürfte nur eine der extravaganten Nebenbeschäftigungen sein, in der Villa ihrer Eltern. Oder werden sie doch Pornostars? Die Veranlagung dazu besitzen sie.

Und kommendes Jahr sind Tom und Simone ebenfalls volljährig. Auch die sind dem Sexus nicht abhold und würden das junge Team verstärken.

„Und ist der Ruf erst ruiniert, lebt es damit sich ungeniert.“ Dieser Ausspruch von Wilhelm Busch könnte als Portalüberschrift des Anwesens dienen. Zumindest gibt man sich hier so. Doch das würde mit Gewissheit die Sittenpolizei auf den Plan rufen.

Kai wird zusätzlich eine kleine Nachfeier ausrichten. Einige Klassenfreunde – und Freundinnen aus dem Privatgymnasium sind eingeladen, die auf der Hauptfeier nicht anwesend sein konnten. Es sind sympathische Freunde. Ob die was in Sachen was drauf haben, weiß er nicht. Doch es möchte in die Richtung hinauslaufen…….

Man trifft sich in der Turnhalle mit den separaten Nischen zum Training. Kai empfängt seine jugendlichen Gäste als fachkundiger Trainer hinter dem Tresen. Angeregte Gespräche über den Schulalltag und Sport entwickeln sich. Aktuell läuft gerade wieder die Tour de France.

Radfahren und Golf sind in, aber solange, bis der 9-Loch Platz auf dem Villengrundstück fertig und eingeweiht wird, kann Kai nur Minigolf anbieten. Das ist eine imposante Anlage auf dem Areal.

Damit lässt sich eine Rangliste ausspielen. Je nachdem, welche Position man erreicht, hat man die Auswahl: auf ein originelles Präsent, einen Tanz- oder vielleicht ein Date. Einige Runden werden ausgespielt. Jeder bemüht sich, möglichst den ersten Platz zu belegen. Ist ja logisch.

Alex ist auch mit dabei. Der Hund ist ganz narrisch auf die springenden Bälle und verfälscht somit die Ergebnisse.

Der Beste hat immer das Vorrecht, sich seinen Preis aussuchen zu dürfen. Möchte man meinen. Heute aber nicht. Zum Abschluss hieß es nämlich unerwartet, dass Gewinner ist, wer die niedrigste Punktzahl erreicht hat. Das war ein Gag von Kai, womit natürlich niemand gerechnet hat.

Der Letzte wird der Erste sein - erlebt man hier plötzlich einen Wandel zu bibelfest? Die Runde grölt. Gewinnerin mit den wenigsten Punkten wird ausgerechnet die Attraktivste der Klasse, eine Blondine. Eine Ostfriesin, der man jeden Schwachsinn, doch keine überlegte Aktionen zutraut. Die hat nun bei dieser Nachfeier das Sagen.

Das Mädchen hat bei gestiegenem Alkoholpegel und fortgeschrittenem Abend zu bestimmen, wie der weitere Ablauf der Fete vonstattenzugehen hat. Vielleicht, dass sie anordnet, die Nachfeier um 22h zu beenden. Man traut ihr das zu, nach dem, wie man sie bisher kennengelernt hat. Dann bekäme die Ostfriesin aber ein Problem.

Sie arbeitet sich allerdings völlig anders an ihre unverhoffte Machtstellung heran.

Nach dem Minigolfturnier werden Würfelrunden ausgespielt. Da ist Alex nicht dabei, das würde ihn überfordern. Mitspieler mit der Augenzahl sechs und eins bekommen jedoch einen Drink. Die haben auch zu bestimmen, wer von den Teilnehmern ein Kleidungsstück abzulegen hat. Ironischerweise sind sich alle stillschweigend einig: Man konzentriert sich auf die Blonde. Es dauert nicht lange, bis die recht freizügig dasteht. Die Gruppe johlt, und der nächste Gewinner darf sie völlig entkleiden. Und mit ihr auf dem Schwebebalken halsbrecherisches Training absolvieren.

Wer wird der oder die Glückliche sein? Ist es ein Mädel, könnte man eine Lesbenschau erleben, ein junger Bursche würde das Rad bestimmt nicht neu erfinden müssen.

Die Modalitäten sind für das Finale erschwert worden. Von vier Würfeln hat bei einem Wurf die Eins, Drei und Sechs zu fallen. Runde um Runde wird geknobelt; es wollen die festgelegten Zahlen einfach nicht erscheinen. Die Blondine wartet in abgetakeltem Zustand. In der Zwischenzeit gießt man sich weitere Alkoholika durch die Gurgel.

Die Systematik des Würfelspiels hat die Blonde jedoch nicht vollständig durchschaut. Denn sie ist eine Ostfriesin!

Es wird mit Spaß herumgeknobelt, jeder wünscht sich, Windstärke 10 erleben, wie sie in Ostfriesland oft umgeht.

Endlich. Einer der Klassenkameraden hat die imaginären Zahlen geworfen. Jetzt könnten sich die Jugendlichen auf die Steigerung des Vergnügens freuen. Aber der Würfelgewinner ist keineswegs am Ziel seiner Wünsche; er könnte durchaus noch abgefangen werden.

Eine wesentliche Hürde ist nämlich zusätzlich zu überwinden: Wo verbirgt sich der stattlichste Rüssel der Runde?

Jetzt stutzt die Ostfriesin: Sind hier auch Elefanten? Man erklärt ihr, was gemeint ist. Die Jungs haben sich die Spanne ihrer Lümmel messen zu lassen. Und wer das Maß aller Dinge besitzt, wäre dann der Ihre.

Jetzt hat sie begriffen. Das Maßnehmen bringt Trubel in die Runde. Endlich steht der Gewinner der Würfelrunde zur Verfügung, und die Kulthandlung wird ihren Anfang nehmen.

Stürmisch, wie es in Ostfriesland oft zugeht, bläst der Wind und wirbelt allerhand auf. Hätte man dem Schulfreund gar nicht zugetraut.

Mit dabei ist eine Achtzehnjährige, die das ganze Geschehen sehr zurückhaltend betrachtet. Von der Seefahrt hat sie keinerlei Ahnung, ist darüber hinaus Wasserscheu und legt keinen Wert aufs Segeln. Nicht ein Maat hat bisher ihre Gangway betreten, eine Mimose, im Elternhaus so erzogen. Jungen bedeuten ihr nichts, doch sie ist eine liebenswerte Person, wie man es oft bei in sich gekehrten Menschen findet. Sie wollte einzig der Einladung folgen und Kuchen essen; an Weiteres hat sie nicht gedacht. Passt sie in die heutige Zeit?

Die Jungs aber sind standfest. Es fegte zwar kein Orkan mit Windgeschwindigkeiten von 235 über das Gelände, aber mehr als ein laues Lüftchen war es schon.

Alle bekommen, was in dieser Villa auf dem Speisezettel steht. Als die Party dann ausklang, spricht man von einem vollen Erfolg. Auch Kai hatte sein Vergnügen, heute war er kein Versager.

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Der Sommer zieht sich hin, am Golfplatz wird fleißig gewerkelt. Bagger heben Gräben und einen kleinen Teich aus, Schikanen aus Buschwerk werden gepflanzt, viele Kubikmeter Erde bewegt, Hindernisse und Semiroughs angelegt. Der Platz hat stilgerecht hergerichtet zu sein, wenn er eröffnet wird. Bei diesen Arbeiten ist der Gärtner stark eingebunden. Trotzdem hat er zusätzlich Zeit zu finden, diverse Fugen vom Moos zu befreien.

Vor der offiziellen Einweihung ist eine kleine Firmenfete geplant als Dank an die Belegschaft für ihre aufopferungsvolle Mitarbeit. Arnold ist nach wie vor mit seinen Angestellten zufrieden. Sie haben sich in den Tagesablauf ohne Bremsspuren eingefügt. Aber darf er sich so auf die Drei verlassen, dass die Familie in blindem Vertrauen in Urlaub reisen kann?

Auch mit dem zeitweilig beschäftigten Butler und dem negriden Animateur machten die Villenbesitzer bisher recht positive Erfahrungen. Das war zu Beginn keineswegs als sicher vorherzusagen.

Den Ablauf des Firmenfestes zu beschreiben ist nicht der Rede wert. Man saß leger zusammen, ließ Vergangenes Revue passieren und konzentrierte sich auf das bevorstehende Golfspektakel. Zwischendurch tauchte die Gesellschaft mal in den Pool ein. Das sonnige Wetter verleitet dazu.

Nicht immer wird man ausufernde Partys geben, der Mensch und das Gartengelände brauchen gelegentlich auch mal Ruhe. Das bedeutet nicht, dass die Lebensfreude ganz und gar eingestellt worden wäre. Wer just mal Lust verspürt, hat jederzeit Gelegenheit zu einem Abenteuer. Der Gärtner sollte nicht ausschließlich nur die Ritzen zwischen den Terrassenplatten säubern und grünen Rasen mähen. Es gibt auch andersartige Beschäftigung.

Das Wetter meint es gut diesen Sommer. Oft kann man im Pool schwimmen, hüllenlos, natürlich, und sich auf dem weitläufigen Gelände sonnen. FKK ist obligatorisch, für die Villenbewohner und die Bediensteten. Knackige Figuren beleben jede Fläche. Und wem nach mehr gelüstet, braucht sich nicht zu verrenken. Ein fixer Vollzug ist unbenommen, wenn man einen willigen Partner hat und die sonstige Arbeit nicht vergessen wird. Doch was man im Überfluss zur Verfügung hat, verliert irgendwann mal seinen Reiz.

Gelegentlich finden sich hinter Hecken, umgeben von blumigen Rabatten, Naturverbundene, die sich das Gezwitscher von Vögeln anhören. Manchmal ist es Arnold, der mit der einen wie anderen Angestellten seinen Spaß hat. Der Gartenfachmann versorgt Judith oder ihre Tochter mit einem Gewächs. Er stellt nicht nur Blumen auf ihre Fensterbank.

Alle haben ihr Pläsier. Solange das Wetter sommerlich ist, spielen sich die Zeitvertreibe auf dem Gelände ab.

Die Villa

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