Читать книгу Die Villa - Hans Sachs - Страница 5
ОглавлениеDer Farbige
Für das Vergnügen und die Stimmung der Gäste werden Profis sorgen, welche zum Gelingen des Abends amüsante Sketche vortragen sollen. Die Animateure waren noch nie in dieser Villa, haben also einen Erstauftritt hier. Aber ein vielsagender Ruf eilt ihnen voraus.
Zwei Chinesinnen und ein Negrider bilden das Team. Für einige Zeit vor den geladenen Gästen sind sie gebucht, ende offen.
Dem Trio wird von Judith persönlich geöffnet. Sie trägt nur einen leichten, durchscheinenden Hausmantel, der mehr von ihrer Figur zeigt, als er verbirgt.
Sie hat sich vorgenommen, in diesem Outfit die Fähigkeiten der kostspieligen Animateure zu testen. Dem Afrikaner gedenkt Judith auf den Zahn zu fühlen, ob dessen Eigenwerbung das hält, was sie verspricht.
Der Chef der Truppe ist ein hünenhafter Schwarzer. Auf muskulösen Armen vermag er mit Leichtigkeit zwei Figuren von der Sorte der zierlichen Asiatinnen tragen, die heute sein Team bilden. Manchmal, je nach Wunsch, tritt er ebenso mit beleibten, schwarzen Begleiterinnen auf. Die Gruppe ist eine eingespielte Künstlertruppe. Solche Typen liebt Judith.
Kaum hat das Ensemble die pompöse Lounge betreten, als die Hausherrin sich dem Anführer unversehens an die Figur wirft. Auf diese überfallartige Attacke sind die Stimmungsmacher nicht vorbereitet. Im Allgemeinen empfangen die Auftraggeber sie eher zurückhaltend, abwartend. In solch einem Fall hat der Kraftprotz das Problem, die Leute aus ihrer Reserviertheit herauslocken zu müssen.
Bei diesem Auftrag scheint das anders zu sein. Schon das Outfit der Hausherrin lässt vorhersehen, dass die Animateure ihr volles Repertoire darzubieten haben, um zu überzeugen. Judith presst ihren zerbrechlich erscheinenden, doch stählernen Körper an den ihr völlig unbekannten Mann, um ihn so aus der Reserve zu locken. Durch ihr nahezu durchsichtiges Negligé wird ihre Figur vorteilhaft betont.
Judith mag Schwarze, daher interessiert sie ungemein, was dieser Kraftprotz denn wohl so mit sich herumschleppt. Dort, wo Frauen immer zuerst hinsehen. Und hingreifen.
Unversehens hat Judith erkannt, was sich hier vorstellt. Eine derartige Größenordnung hatte sie nicht erwartet. Und das hat durchaus etwas zu heißen, denn ihr Arnold ist auch auffallend gut bestückt.
Des Negers Begleiterinnen amüsieren sich köstlich, als sie den Gesichtsausdruck bemerken, den dieser Lümmel in die Miene der Hausherrin zaubert.
Solch monströse Waffe will Judith testen. Der Afrikaner merkte schnell, wonach der Hausherrin der Sinn steht. Soll sie doch bekommen, worauf sie Appetit hat.
In der üppigen Lounge stehen exclusive Einrichtungsgegenstände, unter anderem eine rustikale Schiebekarre, die dekorativ beladen ist mit kantigen Torfstücken. Dorthin schleppt er die Triebhafte und legt sie recht unsanft auf der Fuhre ab. Sie fühlt das knorrige Heizmaterial im Kreuz und wird dadurch nur noch hitziger. Und ihr wird dermaßen eingeheizt, dass sie meint, ihre Hütte stehe in Flammen.
Der Schwarze hat sogar genügend Löschwasser dabei, um das Feuer wieder zu löschen, das er unvorsichtigerweise angefacht hat.
Bei dieser Nagelprobe stellt Judith auf Anhieb fest, dass der Neger schon das Geld wert ist, das er fordert. Sie sinniert, dass afrikanische Jäger so auf Jagd nach Essbarem oder zum Kampf gegen Feinde vorgegangen sind. Nebenbei wurden dann fremde Frauen geraubt und als Sklavinnen entführt. So kommt Judith sich in diesem Moment ebenfalls vor.
Es ist das erste Mal, dass sie einem Dunkelhäutigen Einlass gewährt. Der Afrikaner fühlt sich wohl in ihrem Wohnzimmer. Es ist der Beweis in natura, was er in seinem Werbevideo versprochen hat.
Aus Afrika ist er das so gewohnt. Seine Kämpfernatur tobte sich aus auf afrikanischen Schönheitsidealen, wie fettleibige Kriegerwitwen und andere füllige Dorfschönheiten.
Spontan bekommt Judith Lust auf Afrika. Es könnte das nächste Ziel einer Urlaubsreise werden.
Für die Empfangsdame war das ein gelungener Auftakt, der für den weiteren Verlauf des Abends einfallsreiche Spielchen erwarten lässt. Sie ist nicht unzufrieden.
Der Eindringling hat bewiesen, dass seine Werbung nicht nur heiße Luft ist. Was mit den Chinesinnen anzustellen ist, will er im Programm der Abendstunden präsentieren. Judith vermag es kaum abzuwarten.
Hausierer lädt man in der Regel zwar nicht ein, das Wohnzimmer zu betreten, aber diese Ware war so vielversprechend, dass Judith nicht umhinkam, sie dem Neger abzukaufen. Über den Kaufpreis hinaus gab sie ihm ein fürstliches Trinkgeld. Die Hausherrin hatte sich von dem Wert des Produktes überzeugen zu lassen, und das macht man nicht vor der Haustüre.
Nach dieser eindrucksvollen Begrüßung werden den Animateuren die Einrichtungen des Hauses mit den unterschiedlichen Möglichkeiten der Körperertüchtigung gezeigt. Die Stimmungsmacher sollen sich einen Fahrplan für ihre Aktivitäten zurechtlegen können. Villenbesitzer sind stets entschlossen, zu protzen, nicht zu kleckern.
An der Bar werden anregende Getränke kredenzt. Gemixt vom Hausherrn und Judith persönlich, die schon in gehobener Verfassung sind. Arnold sah seiner Frau sofort an, dass sie ein eindrucksvolles Erlebnis hatte. Das freut ihn ganz ohne Neid.
Jeder weiß aus langjähriger Erfahrung, dass Alkohol in jeglicher Form die Sinne sich entfalten lässt. Insbesondere bei Gästen, die zum ersten Mal die Vergnügungsmöglichkeiten des Hauses genießen kommen. Also doch ein Freudenhaus?
Nicht nur vor der Terrasse gibt es einen Pool, auch innerhalb der Villa steht einer zur Verfügung, mit Sauna. Je nach Wunsch und Laune könnte man draußen wie drinnen seinem (Schwimm)Vergnügen nachgehen.
Stimmungsvolle Musik ertönt im Hintergrund, ein Mikrofon ist ebenfalls vorhanden, für den Fall, dass jemand frivole Witze oder Lieder zum Besten geben will. In der Raummitte dreht sich eine gläserne, verspiegelte Scheibe, drum herum bequeme Sitzmöglichkeiten, im Hintergrund einige Liegen. Der Raum ist hell beleuchtet, weil die großflächigen Spiegel an den Wänden und unter der Decke blitzen und gleißen sollen. Das alles hat Arnold sich mit Judith so ausgedacht. Innenraumarchitekten setzten die Ideen dann um. Wenn das der Polizist von der Sitte gesehen hätte, würde er gleich an ein Bordell gedacht haben. Aber es ist ja rein privat. Sein Geld verdient Arnold auf andere Weise.
Der Afrikaner und seine fernöstlichen Begleiterinnen nehmen in den komfortablen Sitzmöbeln einen ersten Harddrink zu sich. Sobald die Akteure später ihre Sketche vortragen, sollte jeder Gast auf affengeile Gedanken kommen. Ist jemand prüde, hat der hier kein Bleiberecht.
Abgetrennt nur durch einen schweren Gobelin, gibt es einen weiteren Fitnessraum mit Bartresen. Nur für Kenner werden hier Mischungen angeboten, die gezielte Wirkungen entfalten.
Dieser Raum ist abgedunkelt, in diskreten Separees, durch anheimelnde Kerzen in schummeriges Licht getaucht, wird Stimmung erzeugt. Dort sorgt eine andersgeartete Atmosphäre als im Spiegelsaal für Verfassung.
Dieser Barraum ist eher eine kleine Sporthalle. Eine Art Schwebebalken, wie in Turnhallen üblich, wurde installiert. Denn hier darf geturnt werden, aber mit andersartigen Übungen als in Schulsporthallen. Schulkinder haben hier nichts zu suchen; nur Schüler eines Lehrfachs mit ornithologischer Zielrichtung hätten Zutritt.
Der Balken ist aufgehängt an Tauen, welche von der Decke herunterhängen und in hin- und herschwingende Bewegung versetzt werden können. Dazu breiter und sogar weich gepolstert. Hier dürften die Akteure kaum herunterfallen, und wenn doch, landen sie am Boden auf flauschigen Tiger - und Schaffellen. Dann trainiert der Sportler weitere Turnübungen, und wer Kamasutra-Figuren beherrscht, wird Bestnoten erzielen. Im Besonderen sind die wendigen Chinesinnen von der Ausstattung dieser begeistert.
Probehalber besteigen sie das Gerät. Arnold erklärt mit gewandten Vertreterworten, mit welchem Speed der Schwebebalken, von ihm selber ausgedacht und mittlerweile ertragreich vermarktet, besonders effektiv anschlägt. Und die Nachfrage steigt, wie er stolz verkündet. Qualität spricht sich eben herum.
Arm- und Beinreifen fixieren die Probanden. Darauf Übungen zu absolvieren, scheint jede Menge Spaß zu bringen. Auch das Spiegelkabinett beeindruckte die jungen Damen und beflügelt ihre Fantasie. Da bekommt man Lust, zu arbeiten.
Ein weiterer Drink an der Bar sorgt für steigende Stimmung. In gehobener Gemütsverfassung führt Arnold die Darsteller durchs Haus. Wer von seinen Gästen am Ende der nächtlichen Zecherei Ruhe und Erholung sucht, wird ebenso das hier finden. In illustren Gästezimmern der Villa, ausgestaltet mit prächtigen Schlafstätten, vermögen gestresste Freunde zu regenerieren. Möglicherweise auch nicht.
Frivol darf es hier zugehen, doch die Sittenpolizei hat hier keine Handhabe.
Die Darsteller sind schwer beeindruckt. Das haben sie nicht erwartet. Mit Kinkerlitzchen werden sie hier nicht punkten können, ihre Darbietungenhaben schon gehaltvoll zu sein. Für sie geht's nach diesen Erkenntnissen nicht nur darum, prima Geld zu verdienen, sondern ureigene Instinkte sind es, die sie beflügeln.
*
Arnold ist ein aktiver Mensch, als Unternehmer und Freizeitsportler. Sein Sport ist schweißtreibender als Joggen oder Zumba. Er trainiert seinen Körper durch Matratzensport. Da ist er Spitze.
Sein spezielles Fitnesstraining praktiziert er regelmäßig, darauf beruht die Kondition, wie er sich einbildet, doch ebenso wirtschaftlicher Erfolg. Judith und Arnold unterstützen sich darin gegenseitig.
Sie hat ihre schlanke Figur aus der Jugendzeit trotz der vier Kinder weitest erhalten. Ihre blonden Haare trägt sie sportlich-kurz, ihr bezauberndes Lächeln und der reine, weiße Teint beeindrucken im Besonderen Männer mit dunkler Hautfarbe.
Angehörige andersfarbiger Rassen fliegen auf hellhaarige Nordländer, und wen Judith mit ihren grünlich schimmernden Sehern durchbohrt, ist hingerissen. Ihre wohlgeformte Oberweite bewirkt ein Übriges. Sie weiß ihre körperlichen Eigenschaften bewusst einzusetzen.
Nicht selten werden gefeiert, zu denen illustre Gäste erscheinen. Dann ist die Villa voller Wettkämpfer, woraus man zu schließen vermag, wie beliebt eine sportliche Freizeitbeschäftigung doch ist. Extra gute Freunde treffen sich darüber hinaus manchmal zu viert oder sechst. Wasserpfeife wird bei dem Meeting keine geraucht. Freizügigkeit ist immer oberstes Gebot.
Es erregt ja keinerlei Ärger in der Nachbarschaft, alles vollzieht sich im privaten Rahmen. Das Gelände ist abgeschirmt, Nachbarvillen weit entfernt, gelegentliche Spaziergänger, die sich hierher verirren, hätten keinen Zutritt. Es ist eine Stätte der gehobenen Freundschaftsbegegnungen. Welcher normal denkende Mensch wird diese Lebensart mit Abstinenz verschmähen wollen?
Die neuen Mitarbeiter/innen sind nicht nur für die Pflege der Räumlichkeiten und des Außengeländes zuständig. Ebenso für zwischenmenschliche Wohlfühlvermittlung hat Arnold sie eingestellt. Das ist rechtsgültig in ihrem Arbeitsvertrag niedergeschrieben. Und es ist für sie keine Last, sondern Lust.
Sandra, auch wenn sie erst kurz vor ihrem Achtzehnten steht, hat sich von der fachübergreifenden Eignung des Gärtners überzeugen können. Ihr privates Empfangszimmer hatte hochwillkommenen Besuch empfangen. Man prostete sich zu und genoss das Unbekannte.
*
Die ersten Gäste heute werden gegen 21h erwartet. Das ist eine gängige Uhrzeit zum Start amouröser Veranstaltungen. Bis dahin wird Judith ihre Blessuren vergessen machen. Man wird ihr nicht ansehen, dass sie eh ihr Vergnügen hatte, und das zu ungewöhnlicher Zeit. Soll sie sich einen Button anstecken wie: „Black is beautiful!?“
Zweifellos würde jeder Gast wissen, was damit gemeint ist, denn die geladenen Personen sind im Bilde, was sie erwarten dürfen. Die Villa ist ein begehrter Treffpunkt.
Das erste Paar schellte bereits vor 21h. Von dem vergoldeten Klingelknopf, nicht aus Messing wie bei minder Bemittelten, breitet sich ein melodiöser Klang aus. Hier ist alles vom Feinsten. Der Pomp darf ruhig bestechen. Die Frühkommer wollten die Ersten sein auf dem Date.
Ein Hausmädchen öffnet und leitet die Besucher an die Getränkebar der »Sporthalle«, dort, wo der Schwebebalken zum Turnen einlädt. Der Begrüßungstrunk ist obligatorisch, Ex. Man möchte schnell dahin gelangen, wo es lustig wird.
Die Gastgeber gesellen sich dazu, es entwickeln sich anregende Gespräche, die sich hauptsächlich nur um das EINE Thema ranken.
Politikgefasel ist am heutigen Abend unerwünscht, selbst wenn man sich noch so sehr über die Ausfälle des neuen US-Präsidenten Trump ereifern könnte. Doch sofern er von abgrapschen twittert, wirkt er sogar sympathisch auf gewisse Leute.
Durch die Eigenart des Raumes, beleuchtet nur durch ein diffuses Licht verbreitende Kerzen, kommen Gäste schnell in Stimmung. Und als sich ihre Augen an das Kerzenlicht gewöhnt haben, bemerken sie auf dem Schwebebalken eine Figur sich rekeln. schräg stehende Augen verraten ihre Herkunft. Sachte schaukelt sie hin- und her. Ihr Meister und die andere Gespielin verbergen sich im Separee. Der Spot ist auf die in grün gekleidete Turnerin gerichtet.
Die Hausherrin weiß Männer um den Finger zu wickeln. Wie zufällig greift Judith dem ersten Besucher bald an die Garderobe. Der Gast hat es erwartet. Es erregt ihn. Sein Puls geht schneller.
Arnold ist ebenfalls nicht untätig. Er lässt seinen Charme spielen und kümmert sich um die Weiblichkeit. Ihr ist, als wäre ein glühender Frisierstab auf sie angesetzt. Der Barhocker gerät in eine gefährliche Schieflage, als sie sich dem Angriff erwehren will. Arnold lässt nicht mit sich spaßen.
Noch sind es nur diese zwei Gäste, an denen die Gastgeber ihr Willkommen zu entrichten haben. Doch Weitere werden erscheinen. Es ist die Leitlinie des Abends, herauszufinden, welche Vorlieben ihre Besucher haben, um sie zu vorgerückter Stunde nicht im Regen stehen zu lassen.
Die Turnerin auf dem Balken macht sich warm und geschmeidig, wie Zirkusartisten vor ihrem Auftritt. Mit wissenden Augen beobachtet sie das reizende Treiben vor dem Bartresen.
Während die Erstankömmlinge sich vergnügen, läutet das nächste Paar. Der Ablauf der Begrüßung ist ähnlich, sie werden von einem der Hausmädchen zur Bar geleitet und bekommen das Getränk ihrer Wahl. Die Gastgeber kümmern sich einfühlsam um ihre Bedürfnisse.
Mit einem Cocktail in der Hand bemerken auch diese Gäste die Turnerin. Die hat jetzt einen Godemiché im Mund und lutscht daran hingebungsvoll.
Kurz darauf erscheint das letzte Paar. Die kennen sich hier aus, erwarten aber bei jedem Date etwas Neuartiges. Das Besondere am heutigen Abend ist der Schwebebalken mit dem Mädchen aus Fernost. Den Schwarzen im Separee hat bislang niemand bemerkt.
Am Tresen erreicht die Party ihren vorläufigen Höhepunkt. Einer der Gäste nimmt sich eine Lady zur Brust. Bestimmt ist es nicht die eigene Frau. Sie bechern Brüderschaft, um sich kennenzulernen. Ein erstes, dann ein zweites Glas ihres Lieblingsgetränks wird auf Ex entsorgt. Die Lady erkennt, dass es ein Mann ist, mit dem sie trinkt. Frivolität ist Voraussetzung zur Einladung, und schon kommt man auf das Kamasutra zu sprechen.
»Natürlich kennst du das Lehrbuch«, schmeichelt Kuno, der bereits einen in der Krone hat, »aber ist dir the Plough oder the hinge bekannt? The Supernova ist gleichfalls eine unglaubliche Stellung. Schon mal probiert?«
»Supernova hört sich gut an, kenn ich bisher nicht. Könnte mich aber interessieren. Beschreibe mal.«
»Beschreiben ist nicht, kann es mit dir nur machen: Würde dich damit überraschen. Später. Vorher sollen uns ja wohl einige Sketche in Stimmung bringen.«
Irene, die Favoritin Kunos, ist völlig aus dem Häuschen. Endlich mal was anderes in Aussicht, als nur immer das Einerlei mit ihrem Angetrauten.
Kuno lässt ihr seine Männlichkeit spüren. Er ist ein großer, kräftiger Mann, standfest bis aufs Trinken. Da kann er nicht allzu viel vertragen. »Mir fällt eine weitere tolle Stellung ein: The Clasp. Und The Bridge. Würde dir sicher ebenfalls gefallen.« Irene trifft es schwer, darauf zu warten.
Die Chinesin auf dem Turngerät bekommt endlich den bedeutungsvollen Hinweis, dass alle Geladenen eingetroffen sind und sie mit ihrer Schau beginnen kann. Dass zwei weitere Animateure anwesend sind, wird nicht verraten.
Aufreizend langsam befreit sie sich von ihrem Bikini-Oberteil. Sowie ihre formvollendete Figur unverhüllt ist, startet die Asiatin mit geschmeidigem Stellungsspiel. Sie windet ihren zarten Körper in absurde Positionen und erhält dafür verhaltenen Beifall. Sollte das etwa alles sein?
Zuschauer werden lange hingehalten. Daher wittern sie etwas Besonderes, Unbekanntes. So entwickeln sich lüsterne Begierden, nicht nur bei Männern. Die Vorführung wirkt wie das für Menschen nicht wahrnehmbare Sexuallockmittel manch paarungswilliger Tiere.
Die Chinesin ist in der Darstellung zweideutiger Positionen eine Meisterin ihres Faches. Unter dem Handtuch steigt das Mädchen aus dem Höschen und wirft es in Richtung Bar. Erotisierte Männer versuchen wie kleine Buben, es zu erhaschen. Verlockende Düfte sind nicht zu ignorieren.
Der Schwebebalken ist an belastbaren, groben Seilen aufgehängt, die auch als Stimulanzien benutzt werden. Gelenkig, wie sie ist, richtet die Asiatin ihren Unterkörper daran auf und umgreift das Tau mit den Füßen. Der Strick gleitet durch eine Berg-und Tallandschaft und schickt durch seine Rauigkeit wohlige Schauer durch ihren Körper. Gewiss doch werden die Gäste dadurch stimuliert. Und Arnold ist ein aufmerksamer Gastgeber. Er meint zu wissen, was die Akrobatin in diesem Moment braucht: einen Schampus für ihr , einen Zwetschgensekt.
Den kann sie haben. Arnold benimmt sich wie ein Kellner. Der Korken knallt, der Sekt fließt, schön gekühlt ist die Brause. Nicht nur die Zunge labt sich daran. Aber Vorsicht, damit das Glas im empfindlichen Körperteil keinen Schaden anrichtet!
Erregend, wie sie sich am Tau reibt und rekelt, begeisternd, wie dieser Vorspann auf die Zuschauer wirkt.
Jetzt kommt auch der Farbige aus der Dunkelheit der Nische; wegen seiner tiefschwarzen Hautfarbe wurde er von den Gästen bisher nicht bemerkt. Nur wenn man genauer hingesehen hätte, würde man helle Augäpfel gewahrt haben, welche die Szene beobachten. Es wirkt satanisch, sobald weiß gleißende Augen aus völlig dunkler Umgebung strahlen.
Was sich hinter seiner roten Adidas- Sporthose verbirgt, ist nicht sofort auszumachen; ein Shirt verdeckt zudem einen athletischen Oberkörper. Selbstgefällig präsentiert der Schwarze eine Figur, die nichts zu wünschen übrig lässt. Kräftige Oberarme, einen muskulösen, jetzt vom Poloshirt befreiten Brustkorb, stämmige Beine, ein Gesicht ähnlich dem eines Gorillas, der Tiefe seiner Kehle entringen sich unartikulierte Laute. Mit Ovationen wird er begrüßt. Dann kommt eine zweite Chinesin, die sich bisher ebenso unsichtbar gehalten hat, aus dem Separee hervorgetänzelt.
Die Gäste steigern sich in frivole Erwartungshaltung.
Weiterhin reckt sich die Sklavin an diesem rauen Tau. Sie scheint leicht angekratzt. Sie ist vom Schampus gezeichnet.
Genüsslich schlürft der Schwarze von der Quelle des Lebens. Zuschauern entringt sich ein mehrstimmiges und sinnenfrohes Stöhnen. Hat man das selber so nie erlebt? Ist das der Grund, weshalb man so gerne dieser Einladung folgt?
Der Afrikaner bleibt weiter bei seinem hingebungsvollen Zungentrick. Eine kleine Erbse hat sich erheblich vergrößert.
Kuno, der Kamasutrakenner, lässt Irene nicht aus den Augen. Und nicht nur die hat Feuer gefangen.
Die durchsichtige, grünfarbene Reizwäsche der zweiten Chinesin fällt, sie ist perfekt in dem Job. Lüsterne Männeraugen tasten einen gertenschlanken Körper ab. Die Figuren der Wohlstandgäste dagegen sind füllig, nicht unästhetisch, aber voluminös. Das sind Idealfiguren für die schwarze Rasse.
Arnold und Judith sonnen sich in dem Gefühl, gute Animateure engagiert zu haben. Der Schwebebalken ist die Attraktion des Abends und zieht aller Blicke auf sich.
Dort versammeln sich die Asiatinnen um ihren Meister. Sie wissen, was er liebt. Ein oft vorgetragener Sketch wird für Stimmung sorgen. Die Gäste vermögen sich vor hochkochender Erwartung nicht mehr im Zaum zu halten.
Der Farbige besteigt den Balken und simuliert einen Mittagsschlaf. Die Sporthose des Afrikaners ist erhaben. So kann man nicht einschlafen, so wird er keinen erholsamen Schlaf finden können. Seine Mitarbeiterinnen bitten um Ruhe, sonst würden sie die Konsequenzen zu tragen haben.
Die Lautstärke der Hintergrundmusik ist gedämpft worden, um den Afrikaner nicht aus dem Träumen zu erwecken. Er benötigt die Ruhepause, um später aktiv sein zu können.
Judith, die dabeisteht, weiß: Black is beautiful.
Die Chinesinnen kennen eine verborgene Lanze, die zielgenau zustoßen kann, nicht aber die Partygäste. Ein vernehmliches Raunen durchzieht durch den Raum, als dieses Kleinod freigelegt wird. Jetzt ist der Schwarze durchaus nicht mehr schläfrig. Er simulierte nur, dass ihm der Schlaf geraubt worden wäre; die Strafe für ein derart unglaubliches Vergehen verabreicht er umgehend.
Es sieht beängstigend aus, als er sich eine seiner Mitarbeiterinnen greift, um sie zu züchtigen. Brutal zwingt er sie in die Horizontale,und sie hat keine Chance auf entkommen. Welche Strafe hat sie heute zu erdulden? Doch ist es überhaupt Bestrafung, nicht eher Befriedigung?
»Vielleicht sehen wir jetzt eine Figur aus dem Kamasutra«, flüstert Kuno Irene zu. »Dann hättest du Antwort auf deine Fragen«.
Um ihr eine Körperstrafe wegen des geraubten Schlafes zu erteilen, spielen die Animateure den Sketch mit dem Holzbock. Der kennt geheime Gänge, um seinen Hunger zu stillen. Gelegentlich hat er aber auch neu zu bohren. Dann stemmt er das Legerohr in moderndes Gewebe, um in der Tiefe ein Ei für eine frische Brut abzulegen.
Anhaltender Beifall belohnt die schweißtreibende Arbeit.
Die Marschrichtung während der nächsten Stunden ist erkennbar. Jeder kann eigene Erwartungen in Erfüllung gehen lassen, auf welchem Weg auch immer.
Die Nacht wird lang werden, mit anomalen Kräften hat man daher hauszuhalten. Nur dem Farbigen scheint kein Auftritt zu viel zu sein. Lüstern schaut er um sich, seine gelben Zuträgerinnen beansprucht er heute nicht mehr. Nunmehr sieht er die Gelegenheit, sich afrikanischer Ideale zu bedienen.
Die fülligen Damen wären nach seinem Geschmack. Da hätte er mal was zum Zupacken, denn in Afrika sind fettleibige Mamis das Schönheitsideal.
Doch sind das noch Damen, wenn auf Partys jeder sie begehren darf? Aber warum denkt er darüber nach. Er ist hier, um Frivoles und mehr vorzuführen, und eine von den Wohlstandsladys steht jetzt auf seiner Abschussliste.
Sie sitzen vor der Bar, die Frauen, schlürfen eiskalte Cocktails und warten darauf, weitere skurrile Geschichten zu erfahren. Die Weiblichkeit vor dem Tresen genießt es.
Es wird zum Angriff geblasen.
Welche Frau bringt es fertig, ein NEIN zu setzen, wenn ihr ein Appetithappen angeboten wird. Keine aus diesen Kreisen würde sich weigern, auf das Sportgerät entführt zu werden.
Die Bank ist ein Fitnessgerät, schön weich gepolstert, und lädt zu allerlei Übungen ein, Kamasutras eingeschlossen. Irene und Kuno geraten ins Schwärmen.
Der farbige Stimmungsmacher hat die Gunst der Stunde erkannt und genießt, was ihm geboten wird. Seine Gegenspielerin ist trotz ihrer Fülle durchtrainiert. Man merkt ihr die regelmäßige Körperertüchtigung an. Er liebt diesen Stress, zieht sich aber dann schweißgebadet nach der Trainingseinheit an die Bar zurück und überlässt die Sportbegeisterte ihrem selbstbestimmten Schicksal.
Die Ruhepause für den Trainer wird nur von kurzer Dauer sein. Judith gönnt ihm keine Erholung, die Gage hat er abzuarbeiten. Der Kraftprotz muss doch zu bezwingen sein?
Der Testlauf auf der Torfkarre war nicht von schlechten Eltern; davon ist ihr Rücken noch immer lädiert. Dafür braucht sie ein Heilmittel aus afrikanischer Herstellung. Der Animateur möge es ihr bereiten,
Judith ist überzeugt, dass dieses Prozedere ihr Verlangen sowie die Restschmerzen beheben wird.
Und so gereicht zur allgemeinen Unterhaltung, dass der Blacky kurz vor dem körperlichen Zusammenbruch steht.
Zwei der fülligen Evas haben bisher Genuss nur durch eifriges Zuschauen und süffige Cocktails erfahren. Das kann für die aber nicht das Ende des Vergnügens gewesen sein. Sie sind hier zwar nicht in Ascot, wo extravagante Hüte getragen werden. Doch die allgemeine Reiterei hat sie sehr aufgekratzt. Sie hätten ebenfalls gerne einen Zieleinlauf. Wer wettet denn auf sie?
Außer Arnold ist kein anderer Jockey mehr verfügbar. Der Hausherr als einziger Reiter vor zwei massigen Gäulen. Doch der Mann ist groß, kräftig und stabil, das genaue Gegenteil von Berufsjockeys. Er wird seinen Einsatz zahlen und ein Mehrfaches herausbekommen.
Die Massage, die man Judith verabreicht hat, tat ihr gut. Jetzt senkt sie die Fahne zum Start, das Finale ist eingeläutet. Jockey Arnold reitet auf Sieg, das Reservepferd bleibt in der Box.
Die Gäste des Abends begleiten das Showdown mit frenetischen Anfeuerungsrufen, weil auch sie einen Wetteinsatz geleistet haben.
Arnold kommt sich vor wie ein Mongole, wie Dschingis-Khan, der sieben Kinder in einer Nacht gezeugt haben soll. Der Zieleinlauf ist geschafft und Siegersekt wird versprüht. Die auf dem Parcours versammelten Besucher sind voller Begeisterung. Es ging hier nicht um die kürzeste Zeit, sondern im Gegenteil um die längste Hinauszögerung zur Übergabe des Siegerkranzes.
Das Pferdchen hatte das Gefühl im Karree zu trippeln, mit Piruettenschritt und Zylinder. Und das war ganz und gar nur der Reitkunst des Jockeys zu verdanken. Geschlagene 30 Minuten bis zur Ziellinie – das ist bisher nie erreicht worden. Auf einer Wandtafel wird das fein säuberlich mit Kreidestrichen vermerkt. Wann wird die Marke wohl überboten werden?
Die Galopper sind stolz auf die erbrachte Leistung. Da wurden gute Zuchtpferdchen herangezogen. Vielleicht kann man die ertragreich im Ausland vermarkten? Araber sind doch sehr an deutschen Rassepferden interessiert.
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Die Animateure haben noch in der Nacht mit gefüllter Brieftasche die Villa verlassen. Gute Freunde verbrachten die nächtlichen Stunden als Logiergäste der Gastgeber.
Lange schon verrichten die Angestellten ihre Morgenarbeit. Das Personal hat die Hinterlassenschaften der zu beseitigen, das Frühstück ist gleichfalls vorzubereiten. Die Herrschaft und einige der Gäste haben noch Schlafsand in den Augen.
Eigentlich könnte statt des Morgenkaffees gleich das Mittagsmenü serviert werden, denn kaum einer der Partygäste lässt sich vormittags sehen. Die Gäste hatten einen unnatürlich tiefen Schlaf. Nicht verwunderlich nach den Erlebnissen der Nacht und dem Alkoholkonsum.
Morgens fand man sich beim Aufwachen mit zufälligen Schlafgenossen in den Betten wieder. Warum sollte man das unverhoffte Geschenk nicht auskosten? Als Abspann sozusagen.
Weil die Schlafzimmer nicht mit Türen versperrt sind, brauchten die Hausmädchen nicht anzuklopfen, um das Säubern der Zimmer in Angriff zu nehmen. Sie verrichten ihre Arbeit, während die Nachtgäste noch in den Himmelbetten herumwühlen. Wer das mit ansieht, vermag nicht teilnahmslos zu bleiben.
Saugen ist die heutige morgendliche Aufgabe der Zugehfrauen. Aber bitte nicht mit einem Staubsauger, der verursacht nur unnötigen Lärm. Auch wird nicht mit einem Staubwedel über die vergoldeten Zimmerausstattungen gewischt. Andere Insignien werden auf Vordermann gebracht.
Katrin und Sonja haben sich nicht zu verweigern. Sie haben zu erfüllen, egal, was man ihnen aufträgt. Denn sie bekommen neben ihrem bedeutsamen Monatsgehalt ein fürstliches Trinkgeld für ihre Dienstbeflissenheit. Gestern Abend waren sie allerdings nicht anwesend.
Es hat sich gelohnt, edle Requisiten der Gäste wieder auf Vordermann zu bringen. Sonjas wie Katrins Spardosen sind mit manchem Schein gefüllt worden.
Allgemein ist man rundum zufrieden. Innerlich hin- und hergerissen begeben sich die Mädchen für alles in die Küche, um sich jetzt ernsthaft um das Mittagessen zu kümmern. Hoffentlich versalzen sie nicht die Suppe.
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Nur der Gärtner ist arm dran, denn er profitierte nicht vom Gelage im Haus seiner Arbeitgeber. Bereits früh am Morgen fährt er am Tag danach betriebsam auf dem Rasenmäher Runde um Runde über das immense Terrain. Das Areal ist weit genug entfernt, um nicht durch Motorenlärm Schlafende zu wecken. Mal regnet es, dann scheint wieder die Sonne. Er hackt mal hier und kriecht mal da unter die Büsche, weil Unkraut sich keinesfalls ausbreiten darf. Draußen an der Grundstücksgrenze ist er, da, wo sich der Übergang zum geplanten 9-Loch Golfplatz darstellt. Ist der erst fertig, wird der vermögende Villenbesitzer nicht umhinkommen, einen zusätzlichen Kollegen einzustellen. Erwünschter wäre dem Hausherrn eine Gärtnerin und dem Rasenmäher eine Kollegin. Nicht nur zum Fachsimpeln!
Ein Golfgelände hat ständig gepflegt, die Grasnarbe täglich auf eine präzise Höhe getrimmt zu werden. 2,5 bis 3,2 mm im Grün, doch auf den Fairways dürfen es 10mm sein. Etwas Weibliches vermöchte das Team vorteilhaft zu verstärken, Arnold denkt da vorausschauend. Eine Gärtnerin bringt bestimmt weitere Ideen ein; das kann nie schaden. Wenn die dann außerdem noch gut bestäuben könnte......
Es würden zusätzliche Golfer kommen, aber nur Geladene, die den Vorstellungen von Judith und Arnold entsprechen. Der Golfplatz nimmt im Kopf des Hausherrn jetzt ganz konkrete Formen an.