Читать книгу Die Villa - Hans Sachs - Страница 6

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Sandra und Simone

Die Sonne scheint wieder glutheiß vom Firmament, vom Bettenmachen seiner Frau und dem zweiten Hausmädchen der Herrschaft ahnt der fleißige Gärtner nichts. Er ist überzeugt, sie bringen das Hausinnere auf Vordermann und werkeln in der Küche.

Der Grünemann hat sich jetzt eine Pause verdient und legt sich auf die faule Haut. Er streckt sich im Gras aus, im Schatten hinter einem großen Busch. Bald schnarcht der Rasenmäher und ist im Himmel seliger Träume.

So finden ihn Sandra und Simone, die jugendlichen Abkömmlinge der erotomanischen Villenbesitzer. Sie gedachten nur einen erfrischenden Spaziergang zu unternehmen, sich die Beine in der Natur vertreten; denn für die Beiden wurde es gestern Nacht auch spät. Sie waren bei der Party zwar selber nicht anwesend, doch das Gedröhn im Herrenhaus hat sie nicht erholsam schlafen lassen.

Wenn Sandras unmündige, seit kurzem aber keineswegs mehr jungfräuliche Haarpracht nicht ab und an gekämmt wird, ist das ihrem seelischen Gleichgewicht nicht zuträglich. Bei vernachlässigter Pflege kann man schwer leiden, ja, sogar depressiv werden.

Nur Simone besitzt weiterhin ihre verbriefte Unschuld, Gelüste nach etwas Männlichem hat sie nichtsdestotrotz ebenfalls. Hauptsächlich, wenn sie vor ihrem geistigen Auge die Wollust imaginärer Partygäste nachverfolgt, sobald die im Hause auf Kurs sind. Bislang hat sie sich noch immer selbst beholfen, gelegentlich haben die Schwestern gegenseitig Hürden abgebaut.

Ab und zu hat sich Simone an Mitschüler herangemacht, nur, um zu testen, wie Jungen auf Anzüglichkeiten reagieren. An ihr Pianola hat sie aber niemanden herangelassen. Äußerst ungewöhnlich, solch ein Verhalten in diesem Alter und der Freizügigkeiten der Eltern.

Da finden die Schwestern nun ein Exemplar der anderen Genetik im Gras schnarchend vor. Unverhofft bringt es sie in Hochstimmung, obwohl der Gärtner tief und fest ratzt. Sandra kennt ja sein Werkzeug, das er ihr auf dem Aufsitzmäher probeweise überlassen hat. Es ist erst ein paar Tage her, dass sie in Rückenlage über die Anlage kurvte. Und als es dann regnete, war es kein Regenguss, der Sandra überschwemmte. Zum Blumenbegießen ließ sich dieser Schauer nicht verwenden.

Daran erinnert sie sich bei dem Anblick des schnarchenden Rasenmähers spontan. Mit verklärtem Augenausdruck erzählt sie ihrer Schwester davon. Von der Mähertour hatte sie ihr bisher nichts verraten.

Sandra malt ihrem Schwesterherz das Erlebnis so anschaulich aus, dass Simone ohne langes Überlegen in Vollzugslaune kommt. Sie muss dem Grünmann ja nicht sagen, dass sie erst 17 Jahre alt ist. Wann, wenn nicht jetzt, könnte der günstigste Zeitpunkt sein, ihrer Jungfräulichkeit zu entwischen.

Sie fiebert dem Erlebnis entgegen, doch der Gärtner hat von der Fügung des Schicksals keine Ahnung. Auch Sandra wird wieder in Erregung versetzt. Zu gerne würde sie erleben, wie ihre Schwester zur Frau gestempelt wird.

Doch der Gartenpfleger träumt weiterhin von Sahneeis. Über seinen Arbeitseinsatz heute wird von zwei Jugendlichen beraten und beschlossen. Sandra ist dann diejenige, welche den ohnmacht-ähnlichen Mittagsschlaf dieses Zeitgenossen beenden will. Es geht doch nicht an, dass ein Lohnempfänger am helllichten Vormittag auf der Anlage seinen Auftrag verschläft.

Doch wie bringt man ihn in die Wirklichkeit zurück? Ein Fußtritt an eine empfindliche Stelle, oder auf eine weniger schmerzhafte Art?

Sandra hat eine geniale Idee: Sie legt ihm ihren Slip als Atemmaske auf das von der Sonne gebräunte Gärtnergesicht und erwartet, dass er aus Luftmangel aufwachen wird. Mit jedem Atemzug inhaliert er jungfräuliches Parfüm. Unbeschreiblich erfrischend, solch ein Luftzug. Erkälten wird er sich davon nicht.

Nach und nach kommt der Landschaftspfleger dann aus seligen Tagträumen zurück in die Wirklichkeit. Eine unbekannte Ausdünstung lässt ihn die Augen öffnen. Schlaftrunken meint er zunächst, im Krankenhaus zu liegen und anästhesiert zu sein. Narkotisiert war er schon, aber nicht von Isofluran oder Lachgas, denn Sandra hockt über ihm. Daher also das Narkotikum. Und der Anblick, der sich ihm beim Erwachen bietet, versetzt ihn sofort wieder in Tagträume, bis er registriert, dass er ja auf dem Rasen des Arbeitgebers lagert und in der Sonnenhitze eingeschlafen ist.

Das passt ja gut. Vom Schnarchen bekam er einen trockenen Schlund, seine Lippen sind spröde. Da wird ihm jetzt ein Trank der außergewöhnlichsten Art kredenzt. Halleluja, das ist genau das Angemessene in diesem Augenblick des Erwachens. Und es ist nicht nur eines, sondern es sind gleich zwei Wesen wie von einem anderen Stern, die ihn hier ins pralle Leben zurückrufen.

Das wird ein außerirdisches Fest werden, wie er sich ausmalt. Die Aliens denken ebenso.

Sandra lässt sich mit Mundbeatmung irdischen Odem einhauchen, Simone nestelt am Reißer des Gärtners. Sie hatte ja bewertet, was der in natura mit sich herumschleppt, damals, am ersten Tag seiner Beschäftigung in diesem Garten, als die Sonne genauso heiß brannte wie heute.

Leider war sie bislang nicht selbst beteiligt, bisher nur Gutachterin. Jetzt will sie einen derart unsäglichen Zustand beendet wissen.

Die Beatmung hat Folgen. Sandras Perle beginnt zu strahlen. Simoneweiß genau, wohin sie zu greifen hat, um ebenfalls ein Erfolgserlebnis zu genießen. Ihre Lippen jubeln. Und wenn sich plötzlich der Absperrhahn öffnen würde?....

Sandra gibt den Blasebalg nicht frei. Sie kann es nicht lassen, denkt nicht an das Bedürfnis und die Sehnsüchte ihrer Schwester, ist eigensinnig und gemein, muss Simone leider feststellen. Deshalb wird sie aggressiv, will auf der Stelle ihre vernachlässigte Einsiedlerzelle beachtet wissen. Denn wer weiß, was gleich passieren könnte, falls der Labrador Alex wieder auftauchen sollte. Der hat ein sensibles Gespür für Erotik und streift ständig auf dem Gelände herum.

Gewöhnlich wird ein Mädchen zur Frau geadelt, indem es mit einem männlichen Wesen verbandelt wird. Sandra ist aber so was von erpicht auf ihre heutige Defloration, dass sie selber die Initiative ergreift. Im Reitersitz und Do-it-yourself-Verfahren sozusagen.

Man hört einen leisen Hilferuf. Ist der Delinquent in der umgekommen? Nein, Sandra ist zur Frau mutiert. Das Schlachtfeld ist blutgetränkt.

Simone bemerkt die glücklichen Augen ihrer Schwester. Ähnlich hat sie ihre eigene Defloration erlebt.

Sie besetzen in Siegerpose den gebändigten Dschingis-Khan, kosten ihren Triumph aus und umarmen sich, und der Unterlegene vermag sich nicht zu rühren. Das ist ein grandioser Sieg über den Angestellten. Dagegen, dass aus dem Spaß kein Ernst wird, ist vorgesorgt. Wofür gibt es denn die Pille!

Der Gärtner rechnete nicht damit, dass ein Pony dieser obskuren Familie bis heute nicht zugeritten wurde.

Sandra wird weiterhin intensiv beatmet, so, als läge sie auf der Intensivstation einer Klinik. Die spröden Gärtnerlippen werden befeuchtet, und Simone lässt sich besprenkeln. Eine größere Rasenfläche ist so zwar nicht zu bewässern, aber diese eine Rose schon.

Plötzlich ist er da, der Alex. Er hat mitbekommen, dass geruchsintensive Lava versprüht wird. Die Hundenüstern weit geöffnet, bissbereite Zähne gefletscht, schnüffelt er nach der Eruptionsquelle. Bei Simone hat er sie gefunden und verwechselt sie mit einer läufigen Hündin. Simone lässt ihn gewähren, denn sie fürchtet sein zum Biss bereites Gebiss. Wenn er sonst auch ein gemütlicher Familienhund ist: Hat er liebestolle Düfte in der Nase, kennt er keine Gnade.

Die Schwestern liegen sich in den Armen und feiern ihren Sieg über das >stärkere< Geschlecht. Obwohl die Amazonen siegreich sind, erwartet Sandra eine heilende Wundversorgung.

Eine weitere Kerbe darf sich der Gärtner in seinen Knotenstock schnitzen: Erneut hat er eine druckfrische Briefmarke abgestempelt.

Vier Erotikfans haben eine ereignisreiche Stunde verbracht. Die stolze Sandra lässt sich von der Sonne verwöhnen, der Gartenfachmann kümmert sich wieder um das Villengelände, dessen Bearbeitung durch eine weit angenehmere Tätigkeit unterbrochen wurde, Alex schleicht mit eingezogenem Schwanz davon. Er hat seinen Irrtum bemerkt, und Simone hat einen zusätzlichen Freund. Wenn es auch nur ein Hund ist.

Später wird die Kleine ihrer Mama voller Selbstbewusstsein berichten, dass sie nun zu einer vollwertigen Erbgutträgerin avanciert ist. Liebe machen hätte ihr gutgetan, wird sie sagen. Sie könne nun noch besser verstehen, weshalb Vater und Mutter derart versessen auf regelmäßige Schäferstündchen sind. Simone wäre ebenfalls sehr engagiert dabei gewesen, und der neue Landschaftsgärtner erweist sich einmal mehr als Kenner auf zwei Schienen, erzählt sie freudestrahlend. Alex erwähnt sie nicht.

*

Weitere zwei Wochen fliehen mit umfangreichen Vorbereitungen wie im Fluge vorbei. Viele Einladungen sind zu schreiben, Mails müssen gesendet werden, denn jeder Zwilling hat einen stattlichen Freundeskreis. Da kommen deutlich über 100 Personen zusammen, dazu noch Onkel, Tanten und sonstige Leute aus dem Umfeld. Die Menge an Gratulanten aber spielt keine Rolle; die Villa bietet Raum genug zum Feiern.

Sofern das Wetter mitspielt, wird sich die Party sowieso in die Gartenanlagen verlagern. Großflächige Terrassen, ein Pool, wie er selbst einem Vier-Sterne-Hotel gut stehen würde, und etliche lauschige Ecken versprechen zu einem gelungenen Fest beizutragen. Die Eltern bleiben gelassen, die noch nicht Erwachsenen sind logischerweise aufgeregt.

Viele Jugendliche kennen Riesenfeten, aber in dieser Größenordnung wird es manchem doch fremd sein.

Der Gärtner kurvt ständig mit dem Rasenmäher über das Gelände, beschneidet hier und da Buschwerke und Hecken, pflanzt Blumenrabatten – er ist vollauf beschäftigt. Da kann man ihn nicht anderweitig auch noch einspannen, wie er es vor einigen Tagen erlebt hat. Um die Ornithologie des Villenareals hat er sich ebenfalls zu kümmern. Hier wird zurzeit Nachwuchs ausgebrütet. Alex ist wachsam und voller Tatendrang. Sowie er Simone zu sehen bekommt, ist er ganz Rüde. Sie hat Last, ihn von sich wegzudrücken.

Die Hausmädchen kommen vor lauter Arbeit ebenfalls kaum zu Atem. Betten haben bezogen, Teppiche und Spiegel gereinigt zu werden. Die letzten Übernachtungsgäste haben sich in keinster Weise rücksichtsvoll verhalten. Ihre Hinterlassenschaften haben die Hausangestellten nun wieder zu beseitigen. Das ist die Kehrseite der Medaille.

Auch diverse weitere Arbeiten sind zu erledigen, das Umfeld hat gediegener, nicht provokativ wie sonst zugerichtet zu sein. Es handelt sich ja schließlich um eine jugendliche Fete.

Aber was heißt denn Jugendfete: Die Fast-Erwachsenen erledigen oft gezielter eine Sache, als manche Alten ahnen. Nur Arnold und Judith wissen um die Sexerfahrungen ihrer Kinder. Doch davon, dass Simone nicht mehr Jungfrau ist, haben sie erst neuerdings Kenntnis.

Wäre es vielleicht eine Anregung zu einem weiteren geselligen Beisammensein? Ein Fest zum Tag der Entjungferung? So wie in Afrika ein Festgelage zur Beschneidung gefeiert wird. Zutrauen könnte man es den Villenbesitzern. Sie suchen ständig nach innovativen Partyanlässen.

Lebensmitteleinkäufe sind zu erledigen, einen Butler von einer Agentur buchen nicht vergessen. Und dann die Ungewissheit wegen Facebook, ob da nicht erheblich mehr >Freunde< kommen, die eigentlich nicht dazu gehören. Man war unvorsichtig und hat an der falschen Stelle ein Häkchen gesetzt. Das ist ein Unsicherheitsfaktor. Finanziell ist das kein Problem, aber ob dann alle Vorbereitungen ausreichend sind, ist die eklatante Frage.

Man muss es darauf ankommen lassen, zu ändern ist es eh nicht mehr.

Die Tage schleppen sich dahin, sobald man etwas sehnsüchtig erwartet. Es ist hochsommerliches Wetter, sieht ganz danach aus, dass es eine Gartenparty werden kann. Genauer gesagt, eine Geländeparty, weil, als einen Garten vermag man das umfangreiche Areal nicht zu benennen. Es ist eine weitläufige Fläche, viele Gäste vermögen sich hier zu verkrümeln, wenn sie es darauf anlegen.

Vom umsichtigen Gärtner wird alles bestens hergerichtet. Weitere Schilder sind aufgestellt worden mit dem Hinweis, dass im Pool nur unbekleidet schwimmen erlaubt sei. Wie sollte es auch anders sein; in Partykleidung wird sich niemand bewusst nass machen wollen. Es sei denn, jemand würde aus Schabernack ins Wasser hineingeworfen. Aber gerade darum hat Mann oder Frau sich ihrer Sachen rechtzeitig zu entledigen, schließlich möchte kein Spritschlucker gerne in wasserdurchtränktem Outfit herumlaufen. Deshalb doch besser vorher weg damit.

Aber dann, und jetzt urplötzlich, ist der sehnsüchtig erwartete Tag da. Es ist wie zum Weihnachtsfest, das immer so unerwartet kommt. Als Erste gratulieren die Ellis und Geschwister. Na, logo.

Das Personal schließt sich an. Kai und Sandra sind heute die Hauptpersonen. Als sie sich gegenseitig in den Arm nehmen und massig Glück wünschen, registrieren beide wechselseitig aufflammende Erregung. Kai presst seinen verborgenen Pfeiler an Sandras Gewölbe, die ihn dort zum Spaß einmauern will. Die Eltern bemerken das und finden, dass das zum jetzigen Zeitpunkt unpassend wäre. Sie sollten ihren Hunger doch besser für den Abend zurückstellen. Erstaunlich. Die sonst selbst so erotomanischen Ellis raten ab, Gefühle zu zeigen.

Jugendfeten legen immer erst recht spät los, da werden sie sich lange noch zu zügeln haben. Weil es gegen Mittag hin jedoch ständig wärmer wird, genehmigen sich die Jugendlichen den Sprung in den Pool, und auch die weiteren Familienangehörigen gönnen sich Abkühlungen. Wen wundert's, im Adam- und Eva-Kostüm.

Die Villa

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