Читать книгу Die Zwei und ihr Gestirn - Hans Sterneder - Страница 6

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Es war am Morgen des nächsten Tages im Bibliothekszimmers Thomas Doos.

In den hohen Lehnstühlen am Kamin saßen die beiden Freunde einander gegenüber.

Lord John hatte soeben in sichtlicher Erregung das Erlebnis der verflossenen Nacht erzählt und schloss nun daran die seltsamen Gesichte, welche Clarence seine ganze Kindheit durch hartnäckig zu sehen behauptet.

Thomas Doo, der stumm zugehört hatte, saß bewegungslos in seinem Stuhl, die Augen unverwandt auf den Boden gesenkt.

Dieses tiefe Schweigen aber beunruhigte O’Neill, und nachdem er eine geraume Weile ängstlich die Züge seines Freundes durchforscht, brach er selbst die unerträgliche Ungewissheit, indem er beinah heftig bat: „Ich bitte dich, sage mir die Wahrheit! Was hältst du von dem Zustand meines Jungen?“

Der Angeredete hob langsam den Kopf, sah mit seinen durchdringend klaren Augen in die fragend auf ihn gerichteten und entgegnete mit bewegter, aber fester Stimme:

„Vor allem lass dir eindringlich versichern, dass du keinen Grund zur Sorge hast! Denn was für Clarence notwendig ist, wird geschehen!

Nun aber höre und nimm tief in dein Herz, was ich dir zu sagen habe!

Clarence spricht in allem die volle Wahrheit!

Du hast in großer Ahnungslosigkeit der wunderbaren Seele deines Kindes und den Geheimnissen der Natur gegenüber schwere Schatten auf seine Jugend geworfen, und menschliche Selbstherrlichkeit hat den begnadeten Jungen aus seinem lichten Paradies beinah in die Hölle selbstzerfleischenden Wahnsinns getrieben, indem sie ihm das Glück des Ichbewusstseins raubte.“

„Wie soll ich das verstehen?“

„Genau so, wie ich es sage! Dass Clarence nicht die leises­te geistige Trübung hat, dass sein Geist und seine Sinne so klar sind wie die unseren, ja weit klarer sogar, und er die Wesen jener Reiche, die den gewöhnlichen Menschen verschlossen sind, tatsächlich sieht!“

Mit ratlosem Blick starrte der Viscount auf Thomas Doo:

„So glaubst du also wirklich, dass es diese Wesen gibt!?“

Doo nickte. „Ich glaube nicht nur daran, sondern ich weiß es!“, sprach er mit starkem Nachdruck.

„Du weißt es?“, kam es zögernd von den Lippen des Lords.

„Und diese unsichtbaren Wesen sind durchaus nicht befremdender als alles andere, was wir sehen. Der Unterschied besteht einzig nur darin, dass uns die sichtbaren Dinge der Natur gar nicht als Wunder bewusst werden, weil sie uns von frühester Kindheit an vertraut sind, während diese unsichtbaren Welten zeitlebens den zweiflerischen Hauch von Neuland um sich haben, da sie sich dauernd in den Schleier der Verborgenheit hüllen!“

„Was du da sagst, leuchtet mir an sich vollkommen ein, aber zu welchem Zwecke sollten sie denn überhaupt vorhanden sein und vor allem – was sollte denn das für ein unglaublicher Stoff sein, den man nicht sieht und der doch besteht?“

„Was deine erste Frage betrifft, will ich dir darauf nur antworten: ganz zum selben Zwecke, aus dem die Lebewesen von den Mikroben bis zur unerfassbaren Saat der Himmelsgestirne sind und leben! Die Menschheit weiß deren Sinn und Zweck ebenso wenig, wie sie den Grund ihres eigenen Daseins weiß; dem aber, der mit Demut des Herzens die Schöpfung betrachtet und sich den grandiosen Mysterien des Lebens hingibt, enthüllt sich nur zu bald, dass die wahre Ursache alles Seins nur eines ist: die Schaffens- und Offenbarungsfreude der Gottheit!

Um dir aber die Frage über diesen seltsamen Stoff klarzu­machen, wollen wir die Erscheinungsformen des Lebens einmal gründlich betrachten.

So göttlich ist die Schöpfung, dass das Mysterium einer einzigen Pflanze uns verbrennen und auslöschen würde wie eine Mücke, die in die Flamme fliegt, wenn wir uns dem ewigen Geiste in ihr ebenso tief zu nahen vermöchten.

Und dennoch, trotz aller Majestät, wie klein wäre der Ewige, wenn es für Ihn über die Erfassungsfähigkeit des erdgebundenen Menschen hinaus, der trotz seines lohenden Geistes ein Gebild Seiner Hand bleibt, keine Möglichkeiten gäbe, sich zu offenbaren und zu wirken! Mit einem Worte: wenn die Erfassungsgrenze des Menschen zusammenfiele mit der Schöpfungsgrenze des Allmächtigen!“

Lebhaft nickte der Viscount.

Und Thomas Doo fuhr eindringlich fort: „Wir dürfen vielmehr getrost annehmen, dass es für Ihn noch tausenderlei Möglichkeiten gibt, die der Sohn der Erde nicht zu schauen und zu erkennen vermag!

Betrachte die Steine oder die Eichen, wie fest hat der Schöpfer ihren Leib gefügt! Und sieh hingegen – über die unzähligen Dichtigkeitsgrade des Stoffes hinweg –, wie unendlich weich und zart das Gebilde der Blüten oder der gallertartigen Meerestiere ist, deren Körper zerfließt, wenn man sie aus dem Wasser nimmt!

Wie gewaltig ist der Spannbogen im Dichtigkeitsgefüge zwischen Granit und Meeresqualle!

Doch lange nicht genug!

Nimm das Wasser, das Element dieses sonderbaren Tieres, wie gänzlich formlos und dennoch greifbar ist sein Stoff!

Doch weiter weist uns der Ewige den Weg in die Verdünnung des Stoffes, welche wir die Welten des Unsichtbaren nennen, über die Brücke des Hauchreiches!

Denke an die dumpfen Massen des Nebels, die oft zentnerschwer über den Landstrichen unseres Vaterlandes liegen! Um dich, in nächster Nähe, ein ungreifbares Nichts, ein paar Schritte von dir – ein undurchdringliches Etwas.

Doch immer noch zu dicht! Vergegenwärtige dir die Luft, die Nahrung allen Lebens! Sie scheint ein unbedingtes Nichts, doch die kurze Erwägung, dass dieses Nichts aller Kreatur lebensnotwendiger ist wie Speise und Trank, überführt dich zu der Erkenntnis ihrer tatsächlichen Stofflichkeit, die dir übrigens der leiseste Wind sofort bewusst macht! Und die du trotz ihrer scheinbar vollkommenen Körperlosigkeit nicht nur fühlen, sondern auch im fiebernden Schwingungsspiel ihrer winzigen Stoffteilchen sehen kannst, wenn du in heißen Hochsommertagen über die Fruchtfelder blickst.

Wo mag also wohl die Grenze sein?

Im Stofflichen oder in den Sinnen der Menschen?! Ich glaube, die Antwort ist nicht schwer, und wir werden uns ruhig der Behauptung der weisesten Söhne aller Völker beugen können, die sagen, sie hätten bei der Erforschung des Lebens mit ihrem erdentfesselten Geiste geschaut, dass die Verdünnung des Stoffes noch unendlich weit über die Luft hinaus bis zu einem Geiststoff ginge, den sie als den Urbaustoff alles Seienden bezeichnen. Und von dem sie behaupten, er sei dadurch entstanden, dass der Ewige einen Teil Seines Geistes verdichtet habe, als in Ihm der Wunsch entstanden, sich zu manifestieren. Durch viele Jahrhunderte klang die Kunde von Ihm wie eine geheimnisvolle Sage, umgeben von all den Zweifeln, die der Mensch rasch immer da zur Stelle hat, wo seine Sinne versagen. Doch die Entwick­lung schreitet gleichmütig fort, und es ist sehr bezeichnend zu sehen, wie die Wissenschaft, die gestern noch den Bannstrahl bereit hatte, heute immer zielsicherer und notwendiger diesem Urbaustoffe, dem Weltäther, zudrängt.

Wenn es nun diesen unsichtbaren Urbaustoff gibt, warum soll Gott dann nicht aus ihm, neben der sichtbaren Welt, eine unsichtbare geschaffen haben, deren Dichtigkeitsverhältnis weit hinter jenem von Nebel und Luft liegt?

Und noch ein Zweites spricht für das Bestehen dieser nicht sichtbaren Welt: Denke doch nur, dass der Menschheit durch Jahrtausende die Welt der Mikroben verborgen war, bis sie uns das Mikroskop erschloss.

Wenn es also tatsächlich eine grobstoffliche Kleinwelt gibt, die wir einzig nur unserer mangelhaften Augen wegen nicht sehen – was steht dann der Annahme entgegen, dass dem normalen Auge, welchem so scharfe Grenzen im Erfassen der Größe des Stofflichen gesetzt sind, nicht auch solche für die Dichtigkeit desselben gezogen wurden! Denke nur an die Luft!“

„Um Himmels willen, Tom, du bekehrst mich noch trotz meiner grau werdenden Haare zu einer neuen Welt!“, rief der Viscount überwältigt aus.

„Und wenn die Haare weiß wären, John“, entgegnete der Forscher, „für die Seele ist es nie zu spät, das Licht der Wahrheit aufzunehmen! Denn nicht darauf kommt es an, wie lange man eine Erkenntnis in sich trägt, sondern mit welcher Glut man sie in sich zieht und seiner Ichheit vermählt!

Diese Welt der unsichtbaren Lebensformen“, fuhr Thomas Doo fort, „ist von den Wissenden die Welt des Astralen genannt worden.

Um nun auf Clarence zurückzukommen – diese Astralwesen sind es, welche er sieht! In seiner Seele sind eben Fähigkeiten wach, welche bei den anderen Menschen noch gebunden schlummern. Sie darum aber bei ihm zu bezweifeln, wäre ebenso unklug, wie wenn ein Mensch die Kunst leugnete, einzig deshalb, weil er selbst nicht die Fähigkeiten besitzt, die Ströme des göttlichen Geistes aufzunehmen und in einer der Formen der Kunst zu offenbaren.

Er sieht diese Astralwelt so mühelos, wie du nach dem Entschweben der samtdunklen Schleier der Nacht die reale Welt.“

„Wie aber kommt denn nur mein Junge zu dieser Gabe?“, rief John O’Neill lebhaft.

„So ähnlich wie die Künstler zu der ihren!“, antwortete Thomas Doo lächelnd. „Es ist das alles karmisch bedingt und findet seine Ursache im Gesetze der Wiederverkörperung! Denn nichts besteht zufällig, sondern alles was ist, ist das Ergebnis unserer vorhergehenden Leben. Wir können nur so sein, wie wir auf Grund der Summe unserer früheren Reinkarnationen sein müssen!“

Der Viscount stützte den Kopf in die Hand und sann lange vor sich hin.

„Sag, Tom, siehst du denn diese Welt auch, dass du so bewusst sie verfichst?“

Thomas Doo sah den Lord mit einem Blick an, der so tief war, dass der andere diese Ruhe kaum ertragen konnte, dann sagte er dumpf: „Wenn es dich mehr überzeugt, so wisse es: Ja! Ich sehe diese Welten!“

Und nach einer Pause in finsterem Ernst: „Und es leben in ihnen nicht nur Unschuldswesen, sondern Geschöpfe von so grauenhafter Unheimlichkeit und scheußlicher Wildheit, dass es dich töten könnte, wenn sie unvermittelt vor dein Auge träten!“

Und aus dem ängstlichen Blick des Freundes dessen aufsteigende Frage herauslesend:

„Was Clarence sieht, sind in der Hauptsache unschuldige Wesen der Elemente: Gnomen, Nixen, Elfen, denn es ist im Haushalte der Natur so beschaffen, dass sich dem Menschen, so lange er die Unschuld der Kindheit besitzt, nichts Furchtbares zu nahen vermag.“

„Du aber siehst diese entsetzlichen Phantome?“

„Ja, doch ist mein Sehen ein anderes“, wich Thomas Doo aus, „… ein bewusstes!“, setzte er leise hinzu.

Längeres Schweigen. Unbeweglich starrte der geheimnisvolle Gelehrte in den Kamin. Unverwandt ruhten die Augen des Lords auf dem Antlitz des Sehers, und zum ers­ten Mal in seinem Leben fühlte er bewusst, dass ein unerklärliches Etwas von diesem Manne ausging, zu ihm überfloss, ein Fluidum, eine Kraft.

„Was soll ich nun aber wegen Clarence tun?“, kam es endlich beinah scheu von John O’Neills Lippen.

„Clarence ist bedenklich krank; das Erste ist, dass er so rasch wie möglich aus unseren schweren Nebeln in Sonne und freie Luft kommt. Geh mit ihm sofort nach Italien! Am besten an den warmen, leuchtenden Golf von Neapel! Dort wird er gesund werden! Und dort wird auch seine Seele genesen, denn die gänzlich neue Welt mit ihren märchenhaften Eindrücken wird sie erfassen und von all den Dingen ablenken, die ihm durch menschliches Unwissen so sehr zum Verhängnis wurden!“

Der Viscount streckte erleichtert aufatmend dem Freunde die Hand entgegen: „Hab vielen Dank für alles, was du mir gesagt, und für deinen Rat! Wir werden sobald wie möglich reisen! … Doch sag, … glaubst du …, dass diese Gabe verschwinden kann?“

Der Gefragte lächelte überlegen: „So erscheint sie dir noch immer als ein Unheil? Freund, es gibt nur ein Unheil – und das ist die Unduldsamkeit des menschlichen Verstandes! Doch zu deiner Beruhigung, John: Clarence tritt nun in die Entwicklungsjahre; es ist leicht möglich, dass er in ihnen die Gabe des zweiten Gesichts verliert!“

„Verzeih, Tom! Aber wir Menschen sind ja so blind, wie es scheint!“, und es klang wie eine Bitte.

Wieder sah der Forscher versunken vor sich hin, wie wenn er etwas überlegte, dann sprach er entschlossen:

„Ja, die Menschen sind blind geworden: Darum will ich in das Leben deines Sohnes schauen und von nun an wachen, dass ihm kein neues Unheil geschieht … Das heißt“, setzte er abbrechend dazu, „soweit dies Mutter Natur uns Sterblichen gestattet!“

Der Lord horchte auf: „Du willst in sein Leben schauen?! Wie meinst du das?“

„Ich habe dir zuvor gesagt, dass das Leben jedes Menschen das Ergebnis seiner früheren Leben und alles weise vorgezeichnet ist in der großen, strahlenden Tafel des Ewigen. Denn noch mal sage ich dir: Es gibt keinen Zufall!“

„Ja, wer aber bestimmt denn das Schicksal jedes Menschen? Meinst du mit der großen, strahlenden Tafel des Ewigen etwa die Sterne?“

Der andere nickte stumm.

„So glaubst du also wirklich an den Irrwahn der Astrologie?!“

Über das Gesicht Thomas Doos legte sich jenes geheimnisvolle, so sehr über den Dingen stehende Lächeln, das den Gegner jedes Mal niederzwang und unter dessen Bann der Viscount seine Worte denn auch sogleich verbesserte: „… das heißt – ich meine: Glaubst du denn tatsächlich, dass der Astrologie, über welche du ja schon manchmal Andeutungen machtest, auch nur irgendein tatsächlicher Wert beizumessen ist?“

Die Augen des Gelehrten begannen zu funkeln:

„Irgendein Wert“, sprach er mit besonderer Betonung des ‚irgendein‘, „ist ihr allerdings nicht beizumessen! Wenn du aber sagen würdest: der Wert aller Werte, wenn du gesagt hättest, dass es zwischen Himmel und Erde überhaupt keine einzige Wissenschaft gibt, die so wirklich ist wie die Astrologie – dann würdest du recht gehabt haben! Ja, meinst du denn, dass die größten Kulturvölker der Erde, die auf einer weit höheren Erkenntnisstufe standen als wir heute – dass sie alle tatsächlich einen abergläubischen Wahn durch Jahrtausende sinnlos neben ihrer hohen Entwicklung mitgeschleppt haben würden!? Diese Völker waren eben bei der Erforschung des Lebens zu dem großen Gesetze der Einheit vorgestoßen und hatten sich so das höchste kosmobiologische Geisteswissen und mit diesem die Demut des Herzens ersiegt; jene von heute aber haben sich immer mehr in die Sackgasse blinder Stoffanbetung verrannt und durch die daraus erfolgende furchtbare Ichsucht die Bänder der Wechselbeziehungen gelöst und das Wissen der kosmischen Einheit alles Seins eingebüßt.

Der Mensch von einst stand im All und in Gott.

Der Mensch von heute steht im Ich und in der Abgeschiedenheit von allen Geistströmen des Lebens!

Der höchste Ausdruck dieser All-Einheit aber ist die Astrologie!

Sie ist die gewaltigste und überwältigendste Predigt der Existenz Gottes und der Unergründlichkeit des Geistes!

Dem großen Geiste des wechselseitigen Dienstes aber hat es gefallen, den Einzelmenschen dem Rhythmus des Sternenmakrokosmos genau so einzuordnen, wie das Blutkörperchen seinem eigenen Organismus. Denn der Mensch ist nichts anderes als ein winziges Blutkörperchen im großen Kraftleibe der Gestirne.

Doch damit du das noch besser verstehst, will ich es dir in den nächsten Tagen an Hand von Clarences Schicksalstafel oder, wie man sagt, an seinem Horoskope, zeigen.“

„Darum bitte ich dich sehr!“, rief John O’Neill erregt, „denn, Tom … du darfst nicht ungeduldig werden, aber der Gedanke, dass unser Schicksal in den Sternen stehen soll, ist mir trotz all deiner tiefen und einleuchtenden Worte noch immer so unfasslich, dass sich noch vieles in mir wehrt, solange ich nicht alles klar sehe.“

„Ich begreife es nur zu gut, denn als Kind deiner Zeit bist du eben ganz von ihrem Geiste erfüllt! Doch in wenigen Tagen wirst du bekehrt sein, dir zur Erkenntnis, Clarence zum Heil!“

Dabei zog er sein Merkbuch heraus und zeichnete mit seiner auffallend scharf geprägten Hand Tag und Ort von Clarences Geburt ein. Und sein Gesicht vom Buch erhebend: „Jetzt brauche ich nur noch die Stunde, in der er zur Welt kam.“

„Hat denn auch das seine Bedeutung?“

„Ja, sogar eine große! Denn genauso wie jeder Tag von einem der Planeten regiert wird, ist jede seiner Stunden hinwiederum von einem anderen Wandelstern beherrscht, und somit also ganz besonders von dessen Kraft durchflossen.“

„Wahrhaftig, ich kann es kaum erwarten, mehr über diese rätselhaften Dinge zu erfahren! … Was uns Clarences Horoskop wohl künden wird?“

„Das Königlichste, John, was ein Mensch sich wünschen kann! Es wird uns genau zeigen, bis zu welchem Grade das unsterbliche Ego, das in dieser Inkarnation in der irdischen Hülle deines Sohnes haust, sich entwickelt, das heißt: Welche Aufgaben es bereits begriffen und überwunden hat und an welchen es noch arbeiten muss. Unverborgen, bis in die tiefs­te Falte seines Wesens werden sich dir seine körperlichen, seelischen und geistigen Veranlagungen enthüllen, dir so zum wunderbaren himmlischen Spiegel seines Karmas werdend!“

„Tom, Tom, wie unerhört segensvoll müsste dann die Kenntnis des Horoskopes sein!“

„Ja, es ist höchste Lebensweisheit! Denn während das Kind noch in der Wiege liegt, kann der Astrologe schon ersehen, welche Organe schwach gestellt und bei welchen Gestirnkonstellationen die Gefahrszeiten ihrer Erkrankung zu gewärtigen sind. Doch lange nicht genug! Er sieht genau die Fähigkeiten und Neigungen des Geborenen und ist so imstande, ihn vom ersten Lebensjahr an derart zu führen, dass nicht die geringste Kraft seines Wesens nutzlos vergeudet und er in jene Verhältnisse gebracht wird, die seiner inners­ten Veranlagung entsprechen.

Ist er reif geworden und selber wissend, kann er dauernd die Entwicklung seines Lebens überwachen, indem er die Glückszeiten segensvoller Sternwellen richtig nützt und die Prüfungs- und Gefahrszeiten für Leib und Seele in weiser Beherrschung meidet, so das Königlichste in sich, das ihn immer bewusster der Gottvereinigung näher bringt, ausbildend: den sinnvollen Willen!“

„Tom, ich begreife nicht, wie ich mich mein ganzes Leben einer Sache verschlossen habe, die so erhaben zu sein scheint! Wie furchtbar ist doch die Gedankenlosigkeit des Nachbetens!“

„Da hast du nur recht! Doch wir wollen Clarences Geburtsstunde nicht vergessen! Weißt du sie genau?“

„Ja! Es war um Schlag sieben Uhr morgens.“

Die Zwei und ihr Gestirn

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