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10. Kapitel
ОглавлениеMünster, Februar 1944
Wie schon gesagt: Alfred war nicht gerade bekannt für übersprudelnden Ehrgeiz, eine unumstößliche Regimetreue oder auch überhaupt eine starke Motivation, was die Ausübung seines Berufs anging. Aber in Sachen Intelligenz und Vorsorge konnte man ihm nichts vormachen.
Daher vergingen nur wenige Minuten zwischen dem erschreckenden Erkennen der Dinge, die er dem Brief seines Freundes entnehmen konnte, und dem Beginn diverser Überlegungen.
Es kam ihm nicht einmal der Gedanke, an dem Wahrheitsgehalt zu zweifeln. Sein Freund war Engländer, gehörte im weitesten Sinne noch der Armee an und war aufgrund dieser beiden Tatsachen ihm gegenüber deutlich im Vorteil, was Tatsachenbeschaffung anging. Und dass William ihn übers Ohr hauen wollte, war ohnehin völlig undenkbar.
Welche Optionen hatte Alfred mit seiner Familie?
Er konnte versuchen, sich mit Ruth und Lina ins Ausland abzusetzen. Das Problem dabei war, dass die Chancen dafür erdenklich schlecht standen. Er müsste sich dazu falsche Papiere für die ganze Familie besorgen, was finanziell und logistisch seine Möglichkeiten sprengte. Und sollte es ihm doch gelingen, und sie würden dann an einer Grenze festgesetzt, drohte zumindest Zuchthaus, wenn nicht sogar mehr. Nein. Das kam nicht infrage.
Die zweite Option war, sich und seine Familie, so gut es ging, zu schützen, das Ende auszusitzen und sich vorher ein finanzielles Polster für die Zeit danach aufzubauen.
Nachdenklich kaute Alfred auf dem längst erloschenen Rest seiner Zigarette herum, bestellte gedankenverloren ein weiteres Bier, während langsam ein kühner Plan immer mehr Gestalt annahm.