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10 Ein weiteres Geständnis

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In Thomaston hielt sie vor dem Thomaston Grocery an der Main Street, keine hundert Meter vom Backsteingebäude entfernt, in dem sich Matt Dennisons Privatdetektei befand. Sie würde Betsy zwei Flaschen vom kalifornischen Riesling mitbringen, den der Laden im Sortiment hatte. Noch vor einem halben Jahr wäre es ihr unmöglich gewesen, Alkohol zu kaufen, selbst wenn er nicht für sie gedacht war, mittlerweile hatte sie kein Problem damit. Ihre frühere Alkoholsucht war so weit von ihrem aktuellen Leben entfernt wie ihre kürzlich überstandene Abhängigkeit von Xanax.

Es war nicht einfach, sich wieder in den Feierabendverkehr einzufädeln, die Weinflaschen neben sich auf dem Beifahrersitz in einer Papiertüte, die am eiskalten Glas festklebte. Sie hielt Abstand zum Kühllaster von SeaMazz, der bestimmt Hummer bei Norwood Lobster auf Spruce Head Island geladen hatte und jetzt auf dem Weg nach Boston war. Am Rand von Thomaston bog sie auf die Route 131 North, hatte plötzlich keine Lust mehr auf die CD mit Gitarrenmusik, die Jake für sie gebrannt hatte, und machte das Radio an. Den Song, den Frank 106.9 spielte, kannte sie aus ihrer Jugend, aber sie konnte sich weder an seinen Titel noch an den Namen der Band erinnern. Sie fuhr mit Abblendlicht, fasziniert von den gelb leuchtenden Wolkenspeeren, die Richtung Meer über den Nachthimmel trieben. Nur noch hier und da leuchteten entflammte Bäume in satten Farben in ansonsten dunklen Wäldern, die sich über Hügel hinzogen. Der Indian Summer war vorbei, die Blätter fielen. Der Winter stand vor der Tür und mit ihm die kurzen Tage und langen Nächte.

Sie hatte sich angewöhnt, Radio- und Fernsehnachrichten zwar zu hören, aber nicht zu registrieren und wie ein störendes Geräusch auszublenden. Darum dauerte es eine Schrecksekunde, bis sie Tragweite und Bedeutung der Nachricht verstand, die eben gesendet worden war. Sie ging vom Gas, bog bei der erstbesten Gelegenheit von der Route 131 ab und hielt auf einem Waldsträßchen, das sich im Dämmerlicht verlor. Chad Wright, Norman Dunbars Housekeeper, der sie in einem Wald bei Cushing mit seiner Pistole niedergeschlagen hatte, weil sie ihm nachspionierte, war in Kanada verhaftet worden und hatte neben dem Mord an seiner Frau Sky auch gestanden, Norman Dunbar im Affekt totgeschlagen zu haben, als er erfuhr, dass seine Frau ihn mit seinem Arbeitgeber betrog. Betsy hatte sie belogen: Nicht sie hatte Dunbar umgebracht, wie sie behauptet hatte, sondern Chad Wright. Betsy hatte ihr ein Märchen aufgetischt!

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