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18. Drôle de guerre
ОглавлениеAls Bundespräsident will Marcel Pilet-Golaz sich persönlich vom Armeekommando über die für den Kriegsfall vorgesehenen Massnahmen berichten lassen. Angetan «mit einem pelzgefütterten Umhang und einer Fellmütze» fährt er am Montagnachmittag, 31. Januar 1940, nach Langnau zum Generalstab. Dort wird er in der Villa Reichen von Oberst Logoz, dem juristischen Berater der Armeeleitung, und dem der Nachrichtenabteilung zugeteilten Hptm. Barbey empfangen.
Zu Beginn des Langnauer Gesprächs erinnert Pilet Barbey beiläufig an die alten Zeiten, als sie im Schloss Montcherrand, dem bei Orbe liegenden Sommersitz der reichen Genfer Familie Barbey zusammentrafen. Bernard war ein Knirps, der vom Studenten Henry Vallotton, dem jetzigen Nationalrat, als Hauslehrer unterrichtet wurde. Pilet, damals mit Vallotton befreundet, ist ihm dort begegnet. Pilet bemerkt scherzend zum 40-jährigen Barbey – er ist jetzt praktisch glatzköpfig –, damals habe er noch Haare bis auf die Stirn gehabt. Dieser bemerkt in seinem Tagebuch:
Ich finde dies eher komisch. Logoz hat mir nachher gesagt, dass dies bei Pilet-Golaz für seine Art von Liebenswürdigkeit bezeichnend sei, und dass dies nicht bei all seinen Gesprächspartnern gut ankomme.
Man geht zu den ernsten Dingen über, zu den Stabarbeiten, die im Hinblick auf eine eventuelle ausländische Hilfe im Falle eines Angriffs auf die Schweiz vorgenommen werden. Logoz liest Pilet seinen Entwurf für einen Hilfsvertrag mit Frankreich vor und Barbey resümiert, was man von Seiten des Generalstabs militärisch den Franzosen vorschlagen und von diesen verlangen würde.
Der Präsident scheint in gewissen taktischen – jedoch nicht in strategischen – Problemen ziemlich gut auf dem Laufenden zu sein. Er hat uns zwei oder drei zweckdienliche Fragen gestellt, die uns zu einer leichten Abänderung unseres Texts veranlassen werden. Seine Autorität macht Eindruck; aber man könnte sagen, er versucht, sie durch den Tonfall zu verstärken, der trocken oder schneidend werden kann.
Der Schriftsteller Barbey kann Personen genau beobachten und beschreiben. Er hat das Wesen Pilets gut erfasst:
Die Natürlichkeit fehlt ihm am meisten. Seine Pupille hat eine sehr spezielle grünbraune Farbe: der bewegliche Blick ist mal bohrend, mal nachdenklich. Vor wichtigen Worten schiebt der Präsident Pausen ein, die den Anschein des Zögerns geben, aber die in Wirklichkeit recht effektvoll sind – wenigstens für Leute, die nicht daran gewöhnt sind.
Pilet sagt seinen Gesprächspartnern, was im Fall einer «von uns verlangten und von den Franzosen akzeptierten Intervention» – «der einzig in Betracht fallenden Hypothese», wie er betont – zu geschehen habe. Sofort müsse man dann Bevollmächtigte nach Paris schicken. An ihrer Spitze könne aber keinesfalls der Bundespräsident sein. Pilets Worte überraschen Logoz, der selber ein solches Vorgehen geplant hat.
Logoz schlägt Pilet (seinem Duzfreund) vor, er, als Bundespräsident, solle die Armeeleitung auffordern, die Vorarbeiten für den «Fall West» [die Verletzung unserer Neutralität durch Frankreich] zu beschleunigen. Im Hinblick auf eine – wohl rein theoretische – «Intervention der Wehrmacht auf unser Ansuchen hin» müsse nun auch mit den diesbezüglichen Studien begonnen werden. Pilet ist einverstanden. Er verrät noch, wohin sich der Bundesrat im Kriegsfall zurückziehen werde: Im «Fall Nord» nach Lausanne, im «Fall West» nach Luzern.
Ein paar Wochen später erhält der Bundespräsident überraschend einen brisanten politischen Bericht von Nationalrat Henry Vallotton, eben jenem ehemaligen Hauslehrer von Bernard Barbey.
Während Jahrzehnten war Henry Vallotton Marcel Pilets engster persönlicher und politischer Freund gewesen. Für den Gymnasiasten Marcel und seine Freundin «Tillon» (Mathilde Golaz) war der etwas jüngere Henry frérot – das «Brüderchen». Man war unzertrennlich, schrieb sich lange intime Briefe und philosophierte in die Nacht hinein. Seit drei Jahren sind die beiden verkracht, was allerdings nur wenige wissen. Vallotton, Präsident der Waadtländer Radikalen, ehemaliger Rallye-Fahrer, berühmter Afrikareisender, Erfolgsschriftsteller und gesuchter Gesellschaftsanwalt, ist im Welschland eine Grösse. Als Präsident der Vereinigten Bundesversammlung hat er am 30. August Henri Guisan zu seiner Wahl zum General gratuliert und seine Ernennung in dessen Dienstbüchlein mit seiner Unterschrift bestätigt.
Im Sommer zuvor plante Vallotton eine abenteuerliche Expedition ins Herz von Afrika – Tschad, Kongo, Sudan –, die dem ausbrechenden Krieg zum Opfer fiel. Seine ungebremste Reiselust und sein Hunger nach starken Erlebnissen führten ihn im Dezember als Beobachter und Berichterstatter ins finnische Kriegsgebiet. Dort hat er die Front besucht und den finnischen Oberbefehlshaber Marschall Mannerheim getroffen. Auf der Rückreise, die ihn über Berlin führt, stattet er Staatssekretär Ernst Freiherr von Weizsäcker einen Besuch ab.
Weizsäcker, ein ehrgeiziger, fachlich kompetenter Diplomat, war vier Jahre lang deutscher Gesandter in Bern. Hitler hat ihn 1938 an die Wilhelmstrasse geholt. Zuvor hatte der Führer den umsichtigen Aussenminister von Neurath durch seinen draufgängerischen aussenpolitischen Ratgeber Joachim von Ribbentrop ersetzt. Unter Aufsicht Hitlers, der sich alle wichtigen Entscheide vorbehält, gestaltet jetzt Ribbentrop die deutsche Aussenpolitik. Ribbentrop ist durchsetzungsfähig, weltgewandt und betreibt eine opportunistische Weltpolitik in der Tradition des wilhelminischen Imperialismus. Hitler hat ihn der «Verschwörergesellschaft» im Auswärtigen Amt als Chef vor die Nase gesetzt. Viele der dortigen Diplomaten alter Schule – oft sind es Aristokraten — fürchten und verachten den Parvenu, der durch seine Heirat mit der Tochter des Sektmagnaten Henkell zu Reichtum und gesellschaftlichem Ansehen gelangt ist.
Ernst von Weizsäcker besorgt an der Wilhelmstrasse die Tagesgeschäfte und verkehrt mit den Gesandten im Ausland. Er, der keinen Krieg mit England wollte, ist mit Ribbentrop nicht immer einig. Aber als gehorsamer Staatsdiener führt er pflichtgemäss dessen Politik aus. In seinen nach dem Krieg geschriebenen Erinnerungen schob Weizsäcker Ribbentrop alle Schuld an der aggressiven hitlerschen Expansionspolitik in die Schuhe. Mit Hilfe von teils gefälschten Dokumenten wollte er beweisen, wie tapfer er dem «Verrückten» Widerstand geleistet habe. Trotz allem war er Ribbentrops folgsamer Gehilfe und blieb ihm bis ans bittere Ende verbunden. Im Februar 1940 hofft Weizsäcker immer noch, dass die Offensive im Westen zu stoppen sei und dass ein Verständigungsfriede die Katastrophe verhindern könne.
Davon sagt er selbstverständlich nichts, als er Henry Vallotton zu einem längeren Gespräch empfängt. Über diese Unterredung verfasst der Waadtländer Nationalrat zuhanden von General Guisan und des Bundesrats nachher einen Bericht:
Der Staatssekretär habe einmal mehr bedauert, dass die Schweizer Presse sich ständig in die Angelegenheit Deutschlands einmische und «Lektionen» erteile. Er, Vallotton, habe darauf seinen Gesprächspartner daran erinnert, dass die Presse in der Schweiz völlig unabhängig sei. Sie kritisiere auch die eigene Regierung, Parteien und Politiker heftig. Vallotton protokolliert weiter:
Weizsäcker: Ja, aber das sind Dinge des innenpolitischen Bereichs. Die Angriffe auf Deutschland gehören in den aussenpolitischen Bereich … Deutschland hat doch keine unangenehmen Absichten gegenüber der Schweiz. Vallotton: Daran habe ich nie gezweifelt, aber ich bin froh, dies von Ihnen zu hören. Weizsäcker: Gibt es in der Schweiz wirklich Leute, die glauben, Deutschland wolle die Schweiz angreifen? Vallotton: Ich würde es an Freimütigkeit mangeln lassen, die ich Ihrer Exzellenz schulde, wenn ich dies verneinte. In gewissen Schweizerkreisen ist man beunruhigt, dass unter gewissen Umständen die Wehrmacht eine Angriffsbewegung durch die Schweiz hindurch zu unternehmen suche. Weizsäcker (lächelt): Aber das gibt es nicht! Wir haben verschiedene ernsthafte Gründe, um die Schweiz unversehrt zu lassen. Wirtschaftliche Gründe. Auch militärische. Ich bin kein Soldat, aber die Armee hat mir immer gesagt, dass Deutschland ein offenkundiges Interesse daran habe, dass die Schweiz unseren linken Flügel verlängert. Und warum durch die Schweiz marschieren? Eure Armee ist solid, das wissen wir. Um Frankreich auf dieser Seite zu umgehen? Aber wir wissen doch, dass dies unmöglich ist. Und es gibt auch Gründe politischer Art. Deutschland hat alles Interesse daran, dass die neutralen Staaten neutral bleiben, überall wo dies möglich ist. Vallotton: Ich bin glücklich dies zu hören. Erlauben Sie mir, Exzellenz, über dieses Gespräch zu berichten. Weizsäcker: Ja gewiss, denn ich habe nicht nur meine Überzeugung ausgedrückt, sondern die Meinung meines Staatschefs, die in dieser Beziehung ganz klar ist.
Die von Weizsäcker angegebenen Gründe, wieso Deutschland die Schweiz «unversehrt» lassen will, sind einleuchtend. Wenn er sagt, dass das Reich ein militärisches und politisches Interesse an der schweizerischen Neutralität hat, dann wiederholt er bloss, was im Auswärtigen Amt offizielle Politik ist. Der entscheidende Punkt in Weizsäckers Erklärung: Es sei nicht seine persönliche Überzeugung, sondern auch die klare Meinung des Staatschefs Hitler.
Auf Weizsäckers skeptische Frage, ob die Welschschweizer allenfalls auch gegen Frankreich kämpfen würden, antwortet Vallotton dem Staatssekretär:
Ohne jeden Zweifel, wenn, entgegen jeder Erwartung, Frankreich daran denken würde, in unser Land einzudringen. Weizsäcker: Erlauben Sie mir, zu diesem Thema meine Überraschung auszudrücken. Ich hätte es nie geglaubt. Vallotton: Ich bestätige aufs kategorischste, dass dies richtig ist. Ich bestätige es als Offizier [Vallotton ist Oberst]. Unser Angreifer, wer immer er sei, wird unser Feind sein. Und wir werden bis ans Ende gegen ihn kämpfen. Dies ist keine persönliche Meinung. Es ist die Meinung und der Wille aller meiner Kameraden, vom ersten Offizier bis zum letzten Soldaten.
In seinem Bericht schreibt Vallotton: «Das Gespräch war sehr herzlich und entspannt.» Die Schweiz habe in Weizsäcker einen «kostbaren Freund». Die Einschätzung Vallottons liegt insofern richtig, als Weizsäcker – selber kein überzeugter Nazi – von seiner Zeit als Gesandter in Bern die Schweiz recht gut leidet und bei uns auch viele Freunde hat. Allerdings ist der Freiherr ein treuer Staatsdiener und deutscher Nationalist, der die Interessen des eigenen Landes über alles stellt. Zudem hat der adlige Diplomat alter Schule wenig Einfluss auf Ribbentrop und schon gar keinen auf den allmächtigen Führer.
Henry Vallottons einleuchtender Bericht aus Berlin leistet Bundesrat und General einen wertvollen Dienst. Er hat wohl auch noch einen Nebenzweck. Sein ehemaliger lieber Freund Marcel soll sehen, dass der Bundesrat einen Fehler beging, als er ihm, Vallotton, den Solothurner Frölicher als Berliner Gesandten vorzog: Schau nur, wie ich es besser mache als euer farbloser, schwacher Frölicher.
Nachdem an der Westfront ausser einem gegenseitigen Abtasten seit fünf Monaten nichts geschehen ist, beginnt man von einer drôle de guerre zu reden – deutsch auch Sitzkrieg genannt, englisch phoney war. Keine besonderen Vorkommnisse – rien à signaler – liest man oft in den Kriegstagebüchern. Wann wird es richtig losgehen? Wer wird zuerst zuschlagen, die Deutschen oder die Alliierten? Und wo werden sie es tun? Auf beiden Seiten wird geplant. Die Vorbereitungen für Operationen, von denen man die Entscheidung erhofft, laufen auf Hochtouren. Die Wehrmacht, angetrieben von Hitler, verfeinert die Pläne für eine Offensive gegen Frankreich, die aus Wettergründen immer wieder verschoben wird. Tatsächlich verunmöglicht der geradezu arktische Winter 1940 kriegerische Handlungen auf dem Land. Auf Seiten der Alliierten diskutiert man Möglichkeiten zur Verschärfung der Blockade. Frankreich und England diskutieren Pläne zur militärischen Unterbindung der Transportwege für schwedisches Eisenerz. Dieses erreicht die deutschen Häfen via die norwegische Atlantikküste und ist für die deutsche Schwerindustrie unerlässlich.
In der Schweiz wird weiter am Ausbau der Armeestellung gearbeitet, die sich von der Festung Sargans, den Gewässern des Walensees, der Linth, des Zürichsees folgend, über die Kämme des Aargauer- und Basler Juras bis zum Plateau von Gempen erstreckt. Man diskutiert über die eventuelle Evakuation der Zivilbevölkerungen. Auch in Pilets Post- und Eisenbahndepartement übt man den Ernstfall. Was tun, wenn Sender oder Studios zerstört oder unterbrochen sind? Pilet will nichts schriftlich festhalten, weil er Indiskretionen, die dem Feind helfen könnten, vermeiden will.
Wenn man hingegen in der Armee wissen will, was wir vorgesehen haben, kann man einen Vertrauensmann bezeichnen, der mit dem meinigen Kontakt aufnehmen kann, ausser der General will mit mir selber sprechen.
Der General will in den Eisenbahnwagen ein Plakat hängen lassen mit der Aufschrift «Wer nicht schweigen kann, schadet der Heimat». Es soll Wehrmänner vom Ausplaudern militärischer Geheimnisse abhalten. Eisenbahnmilitärdirektor Paschoud hält nichts von der Massnahme. Pilet auch nicht. Er bringt das Anliegen des Generals gleichwohl vor den Bundesrat, der es – «zumindest in der vorgesehenen Form» – verwirft.
Obschon die Schweiz vorerst vom Krieg verschont bleibt, leiden viele Not. Die Stiftung «Schweizerische Nationalspende für unsere Soldaten und ihre Familien» unterstützt kranke oder verunfallte Wehrmänner. Auf Bitte des mit ihm befreundeten Journalisten Léon Savary schreibt Pilet einen Artikel für eine der Nationalspende und dem Roten Kreuz gewidmete Sondernummer der Tribune de Genève, Die Zeitung druckt den handgeschriebenen Aufruf des Bundespräsidenten gross auf zwei Seiten als Faksimile ab.
Viele Auslandschweizer, die seit Kriegsausbruch in die Heimat zurückgekehrt sind, haben ohne eigenes Verschulden ihre Stelle verloren oder sind sonst in Not geraten. In Lausanne hat ein umtriebiger Geschäftsmann namens Charles Beck einen «Landesverband der heimgekehrten Auslandschweizer» ins Leben gerufen. Er knüpft Kontakte im ganzen Land, errichtet Zweigstellen, sammelt Geld bei Firmen und Privaten. Der Verkauf eines Hefts von sogenannten Verschlussmarken – timbresvignettes – soll die Kassen des Hilfswerks füllen. Beck schreibt Pilet mit der Bitte um eine Audienz. Er höre sich täglich die Klagen von Hunderten von Heimkehrern an, die Gefahr liefen, gegen das eigene Land verbittert zu werden. Er könne dem Bundespräsidenten Dinge mitteilen, die den «offiziellen Diensten» verborgen blieben.
Pilet zieht Erkundigungen ein. Er erfährt, dass bereits eine offizielle «Zentralstelle für Beratung und materielle Unterstützung der Rückwanderer» existiert. Ihr Präsident, Gymnasiallehrer A. Lätt, warnt vor Becks Organisation, die mit ihren Sonderaktionen die Sympathien des Publikums missbrauche. Robert Jaquillard, Waadtländer Polizeikommandant, schickt seinem Freund Pilet ein Résumé des Dossiers, das über Charles Beck – «un individu très suspect» – angelegt worden ist. In jungen Jahren ist der Neuenburger Beck in Berlin wegen Veruntreuung zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden. Er hat später in Frankreich Firmen in der Automobilbranche gegründet, die Konkurs machten. 1937 wurde er in Lausanne wegen Waffenschmuggels nach Spanien verhaftet und zu 500 Franken Busse verurteilt.
Der so gewarnte Pilet bleibt zu Beck auf Distanz, teilt ihm jedoch mit, dass in Bern, «unter dem Patronat meiner Frau» eine Veranstaltung zugunsten der Rückkehrer vorbereitet werde. Auf Wunsch Pilets hat der Geschäftsträger von Panama, der bisher jeden Winter im Hotel Bellevue ein Galadiner für das diplomatische Korps gegeben hat, angesichts der internationalen Lage dieses durch ein Wohltätigkeitskonzert ersetzt. Die von Mme Pilet patronierte Veranstaltung bringt einen Sammelertrag von 7300 Franken ein – mehr als das Doppelte der von Pilet geschätzten Summe.
Im April erhält Pilet einen dreisten Brief, in dem Beck sich erstaunt zeigt, dass sein Verband bisher von Madame Pilet-Golaz keinen Scheck erhalten habe:
Vielleicht ist diese Summe irrtümlicherweise an eine andere Institution ausbezahlt worden, obwohl unsere Organisation die einzige ist, die die Rückkehrer hier in der Schweiz zusammenfasst. Unser Verband zählt gegenwärtig Vereine, deren Mitglieder in die Tausende gehen. Die Mehrheit davon ist wegen des Kriegs in einer kritischen Lage, und es besteht grosse Dinglichkeit, ihnen zu helfen, nachdem die existierenden Organisationen nichts tun und die offizielle Hilfe leider ungenügend ist.
Postwendend informiert Pilet Beck, dass er persönlich die erwähnte Summe von Madame Pilet erhalten und dann das Geld an die Zentralstelle und die Pro Juventute überwiesen habe.
Beck lässt sich nicht entmutigen. Er druckt sein Büchlein mit 20 Marken, auf denen Soldaten in fremden Diensten – «Reproduktionen aus der berühmten Pochon-Sammlung in der Landesbibliothek» – abgebildet sind, und verkauft es für 2 Franken. Um die hundert, meist erstrangige Schweizer Unternehmen, angeführt von Nestlé, haben die Druckkosten bezahlt. Über die Verwendung des bei der Aktion erzielten Gewinns braucht Monsieur Beck niemandem Rechenschaft ablegen.