Читать книгу Die Hure. Aus dem Leben eines Calllgirls - Harald Dasinger - Страница 4
Markus
ОглавлениеVon rechts wird eine Plattform auf die Bühne gezogen Darauf stehen eine Couch in L-Form (die kurze Seite ist rechts), ein Beistelltisch, seitlich ein Sessel, im Hintergrund ein Schrank mit Büchern und Deko-Figuren Jennie - trägt einen weißen Tanga und BH und eine weiße, geöffnete Bluse - kniet vor dem Schrank, nach etwas suchend.
Klingeln an der Tür.
Jennie (Unwillig): Wer zum Henker ist das schon wieder? (Geht nach rechts) Warum klingelst du? Hast schon wieder mal den Schlüssel vergessen...?! (Geht zu-rück zum Schrank)
Markus (Eintretend): Hallo, Schatz. Wie geht es dir? (Will sie küssen, sie wehrt ab)
Jennie: Lass das.
Markus (Erstaunt): Was ist los?
Jennie: Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin? Übrigens - wo warst du? Du hättest bereits seit einer Stunde da sein müssen...
Markus: Ich war mit den Jungs noch kurz auf ein Bier.
Jennie: Darum stinkst du auch...
Markus (Will sie umarmen): Es waren doch nur zwei Bierchen...
Jennie (Abwehrend): Und trotzdem stinkst du. ... Du hättest anrufen können...
Markus: Ich weiß, Schatz und es tut mir auch Leid, aber...
Jennie: Wärst du pünktlich gewesen, hätten wir zusammen kochen und essen können...
Markus: Ich sterbe vor Hunger. Was gibtś zum Futtern?
Jennie: Überhaupt nichts.
Markus (Erstaunt): Nichts?
Jennie: Du kannst dir ja eine Pizza oder sonst was bestellen... Ich habe keine Zeit.
(Zieht die Bluse aus, kniet sich vor den Beistelltisch und beginnt diese zu bügeln) Markus: Du hast doch noch gut zwei Stunden bis du zur Arbeit musst. (Kniet sich von hinten neben sie)
Jennie: Nein, heute muss ich früher anfangen.
Markus: Wieso?
Jennie: Keine Ahnung. Der Chef hat angerufen und gesagt, dass ich heute zwei Stunden früher anfangen muss.
Markus (Sie mit den Armen umfassend, küsst sie auf den Hals, streichelt ihre Brüste): Und ich hatte mich schon den ganzen Tag auf dich gefreut...
Jennie (Abwehrend): Lass das, sonst komme ich noch zu spät.
Markus: Zehn Minuten - so auf die Schnelle, hm?
Jennie: Ich habe nein gesagt und dabei bleibt es.
Markus: Komm schon.
Jennie: Nein!
Markus: Aber du hast doch fast immer Lust...
Jennie: Nicht heute.
Markus: Komm, Schatz... Ich mach auch schnell...
Jennie (Wütend): Nein! Nein ist und bleibt nein. Und jetzt geh und setze dich hin und lass mich zu Ende bügeln.
Markus: So kenne ich dich gar nicht, meine Süße. Ist was passiert?
Jennie: Was soll passiert sein?
Markus: Ich weiß nicht, ich meine... Nun ja, du bist so kühl und gereizt... Hast du
deine Tage?
Jennie: Nein, habe ich nicht. Erst nächste Woche - das weißt du doch...
Markus (Achselzuckend): Ich dachte...
Jennie (Zu ihm aufschauend): Was dachtest du?
Markus: Etwas muss doch geschehen, etwas stimmt mit dir nicht.
Jennie: Es ist nichts, alles ist gut.
Markus: Du weißt doch Schatz, dass ich dich liebe und immer für dich da bin. Du kannst wann immer offen und direkt über alles mit mir sprechen.
Jennie: Das weiß ich.
Markus: Gibt es etwas, das dich bedrückt, hast du Ärger auf der Uni oder sonst irgend welche Probleme?
Jennie: Nein.
Markus: Du kannst es mir sagen, was immer es auch ist., wir finden gemeinsam eine Lösung. Haben wir doch immer getan...
Jennie: Mach dir keinen Kopf, es ist alles gut.
Markus: Wirklich?
Jennie (Geht zu ihm, setzt sich auf seinen Schoss): Ja, wirklich. Es ist alles gut.
Markus: Echt?
Jennie (Legt die Arme und seinen Hals, küsst ihn): Echt. Es ist nur der Stress auf der Uni und...
Markus: Gab es Stress, was ist geschehen?
Jennie: Überhaupt nichts - nur so viel neue Informationen, dass man nicht weiß, wo einem der Kopf steht... Und dass ich heute dann zwei Stunden früher da sein muss und es wieder mal spät wird, bis ich da bin, gefällt mir auch nicht...
Markus (Sie umarmend und streichelnd): Meine Süße... Das tut mir echt Leid...
Aber du weißt doch, dass du das nicht zu tun brauchst, wir haben genug Geld...
Jennie: Du.
Markus: Was wir haben, haben wir zusammen.
Jennie: Du hast nun mal reiche Eltern, die dir das Studium finanzieren... Ich bin
es gewohnt, bereits als Vierzehnjährige auf eigenen Beinen zu stehen.
Markus: Wir gehören doch zusammen - oder nicht?
Jennie: Klar tun wir das, aber ich würde mich nicht wohl fühlen, wenn ich nicht meinen Teil zur Miete und den anderen Kosten beitragen würde.
Markus: Ich weiß, Liebes, aber du weißt auch, dass ich es nicht will.
Jennie (Aufstehend): Jetzt muss ich weiter machen... Wo ist der verdammte Rock?
... Ach da. (Beginnt, den Rock zu bügeln) Erzähl mal, wie warś mit deinen Kumpel?
Markus: Ich war mit Andy und Tommy beim „Grünen Reiter“.
Jennie (Leicht spöttisch): Gerade die Richtigen...
Markus: Es sind meine besten Freunde.
Jennie: Wenn du meinst... Und worüber habt ihr euch denn unterhalten? Garantiert über Frauen, (Spöttisch) denn was anderes haben die beiden eh nicht im Kopf...
Markus: Nun ja - eigentlich war es ganz interessant...
Jennie (Den Kopf hebend): So?
Markus: Ich habe ihnen das erzählt, was du mir über Frauen gesagt hast...
Jennie: Nur kapiert haben diese Dumpfbacken es garantiert nicht... Überhaupt dieser Möchtegern-Macho von Tom, der glaubt, dass alle Frauen immer auf ihn ab-fahren müssen, weil er gut aussieht... Nur liegt er dabei falsch, denn ein gutes Aussehen allein reicht nicht. Klar ist es für eine Frau wichtig sich in der Öffentlichkeit mit einem gut aussehenden Typen zu zeigen, aber das ist nicht alles. Frauen wollen sexy Männer, keine Frage, aber sie müssen auch sexy im Kopf sein - geist-reich, witzig, gebildet, schlagfertig. Und - selbstverständlich ein Gentleman. Was man von Tom nicht gerade behaupten kann...
Markus: Wieso? Er ist doch immer gut gekleidet, sieht gepflegt aus, ist witzig...
Jennie: Aber das macht noch lange keinen Gentleman aus ihm. Er ist ein Angeber und wir Frauen wollen keine Angeber, wir durchschauen euch sofort, wenn ihr nicht ehrlich und offen seid, sondern uns nur mit billigen Lügen zu imponieren
versucht. Frauen wollen natürliche Männer - Ehrlichkeit, Natürlichkeit, Authenti-zität, denn hier können sie ihre eigenen Fantasien ausleben.
Markus: Wie bei gutem Sex, wo man seine Fantasien voll auslebt.
Jennie: Nicht so ganz, denn Frauen wollen Sex ohne Leistungsdruck; wir merken es sofort, wenn ihr Männer euch geradezu zwingt, den feurigen Liebhaber zu spielen, indem ihr unterschiedliche Stellungen ausprobiert. Uns geht es dabei nicht um die Anzahl der Stellungen, die ihr mit uns macht, sondern hauptsächlich um das Empfinden und das gemeinsame Beisammensein. Sex spielt sich hauptsächlich im Kopf ab und das belieben die Herren der Schöpfung immer wieder zu vergessen.
Markus: Aber bevor wir zu einer neuen Stellung über gehen, fragen wir euch doch...
Jennie (Leicht spöttisch): Weil ihr keine andere Wahl habt... Aber darum geht es jetzt nicht. Frauen mögen im allgemeinen keine Fragen. Es gibt nichts Langweili-geres, als wenn ihr uns immer und immer wieder fragt: Schatz willst du dies, willst du jenes, sollen wir das machen oder das... Macht es einfach, tut es. Frauen mögen Männer, die planen und handeln. Tut es einfach und wir fügen uns, aber fragt nicht ständig, denn das macht euch unglaubwürdig. Wir wollen starke, selbstbewusste und eigenständige Männer, die mit beiden Beinen fest im Leben stehen.
Markus: Ja, aber ihr Frauen macht es uns Männern nicht geradezu immer leicht.
Jennie (Schmunzelnd): Warum sollten wir auch? Es gilt im wahren Leben dasselbe wie im Tierreich: nur der Stärkste, das Alpha-Männchen kommt in den höchsten Genuss. (Lacht) Nur das Alpha-Männchen...
Markus: Ihr Frauen seid voller Gegensätze, bei euch weiß man nie so richtig wo man dran ist...
Jennie (Sich ankleidend): Darin liegt ja auch der Clou: mysteriös, undurchschau-bar, gegensätzlich, fast unerreichbar zu sein... Hätten wir nicht unsere kleinen Geheimnisse - wären wir dann noch für euch interessant? Wohl kaum...
Markus: Nur artet das „Mysteriös-Sein-Wollen“ oft in Lügerei und Geheimnistue-rei aus - und das ist nicht fair.
Jennie: Eine kleine Lüge in Ehren, kann niemand verwehren - so heißt es doch, oder?!
Markus: Trotzdem...
Jennie: Wir brauchen das - kleine Lügen, Geheimnisse, gegensätzlich sein, das liegt uns einfach im Blut... (Schaut auf die Uhr) Jetzt bin ich aber echt spät dran...
Ich muss jetzt los. (Nimmt die Jacke und die Handtasche, die auf der Couch liegen)
Markus: Soll ich auf dich warten?
Jennie: Wenn du willst.
Markus (Leicht erstaunt): Nicht?
Jennie: Muss nicht sein, denn wann genau ich wieder da bin, weiß ich nicht. Eine Stunde später als üblich bestimmt. (Küsst ihn flüchtig auf die Wange, schnell nach rechts ab)
Markus geht nach hinten, kommt mit einer Flasche Bier in der Hand zurück.
Bleibt kurz stehen, schaut auf die Couch, wo sich Jennies Bücher befinden, stellt die Flasche auf den Tisch, nimmt ihren Notizblock, beginnt zu lesen.
Markus: Sieh mal einer an: „Sexuelle Probleme der Frau“, heutiges Datum, Kurs von Prof. Dr. Mayerhofer, Uhrzeit: 12 bis 14 Uhr... Da also liegt der Hase im Pfef-fer, jetzt verstehe ich, warum Jen mies drauf war... (Liest) „Jede Frau muss für sich selbst herausfinden, was sie braucht, um einen Orgasmus zu bekommen - und was ihr in ihrem aktuellen Sexleben vielleicht fehlt. Frauen haben das Gefühl, dass der Sex ohne Orgasmus nur halb und nicht perfekt ist. Darum täuschen viele Frauen einen Orgasmus vor, um ihren Partner nicht zu enttäuschen, jedoch bleiben auf Dauer die eigenen Wünsche auf der Strecke.“ (Setzt sich in den Sessel, trinkt, liest weiter) „Oft liegt es am Zusammenspiel der Partner. Weiß der Partner, was ihr im Bett gefällt und was nicht, was sie anmacht; weiß er ob er oft zu schnell oder zu langsam ist? Für den Mann ist es wichtig zu wissen, was in ihr vorgeht und warum
sexuelle Probleme bestehen und da hilft nur, offen miteinander zu sprechen.“
(Trinkt) Ob es wohl an mir liegt, weil sie nicht will...?! Aber bisher hat doch alles einwandfrei geklappt, sie hat doch nie beschwert... (Liest weiter) „Selbstverständlich gibt es auch körperliche Ursachen für die sexuellen Probleme der Frau - eine Scheidenentzündung oder Schmerzen beim Sex...“ Bla, bla, bla... „Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs bezeichnet man als Dyspareunie... Während des Zyklus verändert sich das Klima in der Scheide, sie wird nicht immer gleich stark durchblutet... Vaginismus, Scheidenkrampf...“ Blödsinn, das alles hat Jen doch gar nicht. Sie hat es immer voll und ganz genossen... A-ha: „Psychische Ursachen sexueller Probleme“. (Liest) Oft ist es der Druck, den sich viele Frauen selber machen, denn weibliche Sexualität ist allgegenwärtig in unserem Alltag, in der Werbung, in den Medien; sie befürchten, zu versagen, jedoch vergessen sie dabei, dass die selbst erlebte Sexualität meist nur wenig mit dem in den Medien vermittelten Bild der Frau zu tun hat.“ Interessant... (Liest) „Sexuelle Probleme durch Routine“. In längeren Partnerschaften verliert man oft den sexuellen Draht zueinander.
Der Geschlechtsverkehr ist vertraut, die Aufregung der Anfangszeit ist vorüber...
Alltag und Stress verringern die Anzahl der Berührungen, Zärtlichkeiten werden kaum noch ausgetauscht...“ Könnte es vielleicht daran liegen? Gleiten wir schon auf den Schienen der Routine? Vielleicht sollte ich Jen darauf ansprechen... Irgend wann mal...
Halbdunkel
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4. Szene
Jennie
Melanie