Читать книгу Die Hure. Aus dem Leben eines Calllgirls - Harald Dasinger - Страница 6

Andreas

Оглавление

Andreas: Kürzlich habe ich in einem Männermagazin gelesen, dass ein guter Trick, um eine Frau zu manipulieren der ist, ihr ein persönliches Geheimnis zu of-

fenbaren, denn dadurch gewinnt man ihr Vertrauen und dann beginnt auch sie sich zu öffnen und erzählt mehr über sich und somit entsteht eine gewisse Verbunden-heit.

Thomas: Ist doch logisch. Denn grundsätzlich teilen wir unsere Geheimnisse nur mit den Menschen, denen wir vertrauen und von denen wir wissen, dass sie diese für sich behalten werden. Und Frauen, leichtgläubig und eitel wie sie nun mal sind, werden sich dadurch geschmeichelt fühlen und du bist einen erheblichen Schritt weiter auf dem Weg zu ihrem Portal der Glückseligkeit. (Lacht) Andreas: Und dann die Spiegeltechnik.

Thomas: Lass hören.

Andreas: Ganz einfach - du imitierst ihre Körpersprache wenn du ihr gegenüber sitzt. Nimm beim Sitzen dieselbe Körperhaltung wie sie ein; greift sie zum Glas, tust du das auch; atmet sie tief durch, atmest auch du tief durch; lächelt sie, so lä-

chelst du zurück. Passe beim Sprechen deine Stimme der ihren an - Lautstärke, To-nalität...

Thomas: Das kann leicht in die Hose gehen.

Andreas: Überhaupt nicht, so lange du es dezent machst und es nicht auffällt. Klar schlägst du die Beine nicht übereinander wie sie - du musst immer selbstsicher und männlich, echt maskulin wirken.

Thomas (Spöttisch): Sprach der wahre Mann.

Andreas: Du kannst mich mal...

Thomas: Und jetzt verrate ich dir mal einen Trick...

Andreas (Spöttisch): ... sprach der Obertrickser!

Thomas: Eifersucht. Ja, mein Freund. Eifersucht in einer Frau zu erwecken ist immer ein gutes Mittel sie fester an dich zu binden. Nicht gleich fremdgehen oder auf eine andere Art und Weise zu betrügen - und auch wenn man es tut so wäre man ganz schön blöde, es zu erzählen - nein, das meine ich nicht.

Andreas: Sondern?

Thomas: Du erzählst ihr ganz beiläufig, dass du vor kurzem eine sehr gute alte

Freundin getroffen hast und was ihr gemeinsam der guten alten Zeiten willen un-ternommen habt...

Andreas: Und wenn ich keine solche gute Freundin habe...?!

Thomas: Dann erfinde eben eine. Aber lüge mindestens glaubwürdig, ansonsten durchschaut sie dich und du hast die große goldene Arschkarte gezogen... Genau so wie beim so genannten „Cold Reading“, dem Gedankenlesen.

Andreas: Was ist damit?

Thomas: Noch nie davon gehört?

Andreas: Würde ich ansonsten fragen...!?

Thomas: Der Trick ist ganz einfach. Es geht darum, eine allgemein gültige Fest-stellung so zu äußern, dass sie glaubt, du hättest tief in ihre Seele geschaut und ihr innerstes Geheimnis erkannt.

Andreas: Und was wäre das?

Thomas: Du sagst zum Beispiel: viele halten dich bestimmt für selbstsicher und geradezu überheblich und hochnäsig, aber im Grunde genommen bist du nur eine Frau - eine empfindsame und sensible Frau, die einen Schutzwall um sich errichtet hat, um ihre zarte Seele vor anderen zu schützen, damit sie nicht verwundet werden kann... Solchen Mist eben... (Zu Markus) He, Mann. Was ist los mit dir? Die ganze Zeit schon sagst du kein einziges Wort und schaust so trübselig in die Welt...

Markus (Abwinkend): Nichts.

Thomas: Komm schon, spucke es aus - was ist los?

Markus: Warum sollte etwas los sein?! Ich habe heute einfach keine Lust zum Quatschen.

Thomas: Das kannst du dem heiligen Matthäus sagen, aber nicht mir - dafür kenne ich dich schon viel zu lange... Geht es wieder mal um Jennie?

Markus (Trübselig nickend): Ja...

Thomas: Habe ich mir schon gedacht. Was ist los, habt ihr euch gestritten?

Markus: Ich weiß es nicht...

Andreas: Du musst doch wohl wissen, ob ihr euch gestritten habe und wieso...

Markus: Das ist es ja gerade eben... Ich weiß es nicht, ob man es „streiten“ nennen kann... Es herrscht eine ständige, fortwährende Spannung zwischen uns... Jen ist seit über drei Wochen sehr launisch und aggressiv, streitsüchtig... Sie sucht geradezu die Konfrontation und macht aus jedem Floh einen Elefanten - sie interpre-tiert alles je nach Lust und Laune, so wie es ihr im Moment gerade in den Kram passt. Außerdem ist sie sehr impulsiv geworden und sagt Dinge, ohne zu überlegen, und es ist ihr egal, ob sie mich damit beleidigt oder verletzt oder mir weh tut.

Sie ist so was von egoistisch, geradezu egozentrisch geworden... (Schüttelt den Kopf) Ihre Boshaftigkeit artet von Tag zu Tag immer mehr in Bösartigkeit aus...

Geschweige denn ihre Arroganz... Und ihr Narzissmus... Sie ist die Größte, die Beste, sie kann und weiß alles... Alle Männer rennen ihr nach, alle wollen nur sie...

Sie überlegt überhaupt nicht, was sie sagt und wie beleidigend und verletzend sie ist... Und obwohl sie weiß, wie weh es mir tut, erwähnt sie immer wieder mit einer seltenen Boshaftigkeit ihre vorherigen Männergeschichten. (Atmet tief durch) Andreas: Scheiße!

Thomas (Zu Andreas): Du sagst es. (Zu Markus) Ich an deiner Stelle würde mir das nicht gefallen lassen; ich würde der mächtig in den Arsch treten.

Andreas: Tom hat recht. So kann sie nicht mit dir umgehen, so etwas hast du garantiert nicht verdient. Verlasse sie!

Markus: Ich kann nicht. Dafür liebe ich sie viel zu sehr.

Thomas: Du bist dieser verdammten Schlampe hörig.

Markus: Nenne sie nicht Schlampe.

Thomas: Und ob ich das tue! Wer mit meinem besten Freund auf diese nieder-trächtige Art und Weise umgeht, ist für mich eine gottverdammte Schlampe! Eine gottverdammte, verfluchte, beschissene Schlampe die zur Hölle fahren möge.

Markus: Ich kann aber ohne sie nicht leben.

Thomas: Das ist „bullshit“, mein Freund, dumme gequirlte Scheiße! Verlasse diese dumme Hure so schnell wie möglich, denn sie wird dich zugrunde richten. Sie macht dich kaputt - seelisch, mental, geistig. Und auch körperlich - denn bei aller

Freundschaft: du siehst seit einiger Zeit beschissen aus. Ich wollte es nur nicht sagen.

Markus (Traurig mit dem Kopf nickend): Ich weiß... Und du hast Recht mit allem, was du gesagt hast, aber ich kann einfach nicht ohne sie.

Andreas: Auch andere Mütter haben schöne Töchter.

Thomas: Jage sie zum Teufel, dort, wo sie hin gehört.

Markus: Das ist es ja gerade... Zuerst ist sie beleidigend und verletzend und einige Minuten später sagt sie dann „ich liebe dich“, „ich bin mit dir“ und so... Und dann verzeihe ich ihr und bin glücklich... Bis zum nächsten Tag, bis der ganze Zir-kus wieder von vorne beginnt...

Thomas: Die hat doch einen an der Klatsche.

Andreas: Und ob.

Markus: Es ist, als ob zwei verschiedene Persönlichkeiten in ihr wären Andreas: Dr. Jekyll und Mr. Hyde.

Markus: So in etwa... Sie hat sehr starke Gefühlsschwankungen - bösartig und aggressiv und dann liebevoll, zärtlich, jedoch irgendwie abwesend... Manisch depressiv, oder bipolare Störung wie es jetzt heißt. Ich habe im Netz darüber gelesen und es ist erschreckend... Bei ihr wechseln manische und depressive Zustände im Mi-nutentakt... Ich verstehe sie beim besten Willen nicht mehr... Diese ganzen plötzli-chen Gefühlsschwankungen von einer Sekunde zur anderen... Zuerst hat sie ein übertriebenes Selbstbewusstsein und wird geradezu größenwahnsinnig was ihren Körper betrifft, weil alle Männer sie und nur sie begehren und dann überfällt sie genau so plötzlich ein Gefühl der Wertlosigkeit und sie bekommt Schuldgefühle und sagt, sie wäre schlecht, weil sie allen Männern immer nur Schmerzen zugefügt habe.

Thomas: Das finde ich echt Scheiße, dir so was an den Kopf zu hauen.

Markus: Seit einiger Zeit schläft sie sehr wenig, vier Stunden reichen ihr völlig, doch dann wiederum sitzt sie völlig geistesabwesend auf der Couch und döst vor sich hin - ein Gespräch, worüber auch immer ist rein unmöglich. Und dann wiede-

rum, spät am Abend wird sie gesprächig und quatscht lauter belangloses Zeug, wobei sie von einem Thema auf das andere zu sprechen kommt, ohne jedoch eines dieser zu beenden. Sie kann sich nicht auf ein Gespräch oder ein Thema oder sonst konzentrieren...

Andreas: Und was ist mit dem Job?

Markus: Was soll damit sein? Sie geht nur mehr zwei Mal pro Woche kellnern, bleibt aber jedes Mal zwei bis drei Stunden länger und wenn ich sie danach frage, wie ihr Abend so war und ob sie müde wäre, wird sie sofort aggressiv und beleidigend. Ständig klagt sie über Müdigkeit, geht jedoch trotz allem jeden Tag nach der Uni ins Fitnessstudio. Und wenn ich mit ihr schlafen will, erfindet sich nicht mal mehr eine Ausrede, sondern sagt einfach: „Lass mich in Ruhe.“ Ich weiß wirklich nicht, wie lange ich das noch durchhalte...

Andreas: Wir sind für dich da.

Thomas: Immer. Hörst du?! Immer!

Andreas: Keine Frage!

Markus: Ich danke euch, Jungs. Ihr seid echte Freunde.

Thomas: Klar sind wir das und darauf wollen wir einen heben. Prost! (Alle trinken) So, Jungs, lasst uns jetzt über etwas Lustiges sprechen.

Andreas: Was wäre...?!

Thomas: Dating Seiten und Russenweiber.

Andreas: Russenweiber?

Thomas (Wohlgefällig nickend): M-hm.

Andreas (Hastig): Und wo gibt es so was?

Thomas (Leicht spöttisch): Im Netz vielleicht?!

Andreas: Gute Idee. Da werde ich heute Abend gleich mal recherchieren.

Thomas: Ich gebe dir einige Adressen, da findest du die tollsten Weiber. Musst dich aber registrieren und ein eigenes Profil anlegen.

Andreas: Wie bei dieser Reederei.

Thomas: Ha..?

Andreas: Na die, die immer diese dämliche Werbung schalten, wo sich alle elf Minuten ein Single verliebt, wo sich gepaart, „geshippt“, gefickt wird... (Lacht) Thomas: Ja, da darfst du aber löhnen bist du blöde wirst, aber die Seiten, die ich dir gebe sind garantiert kostenlos. Und - Entertainment pur, die geilsten Weiber.

Markus: Sind doch bestimmt alles nur Schlampen, die die Beine breit machen, nur um nach Europa zu kommen und um ein besseres Leben zu haben.

Thomas: Nicht unbedingt, nicht alle.

Markus: Quatsch!

Thomas: Es gibt sehr viele gebildete, anständige und seriöse Frauen darunter - so ist da nicht...

Markus: Die sind doch alle gleich - die wollen nur die Kohle, sonst nichts.

Thomas: Nicht alle. Versuche es doch mal und dann wirst du es selber sehen.

Markus: So etwas würde ich Jen nie antun, das wäre Betrug...

Thomas: Wenn du meinst... Und was ist das, was sie mit dir seit über drei Wochen macht?

Markus: Wie meinst du das?

Thomas: Psychische Folter nennt man so was, seelische Grausamkeit, Menschen-verachtung, Erniedrigung, Demütigung - soll ich fort fahren?

Markus: Ich liebe sie - sie ist die Göttin meines Lebens, die einzig Wahre für immer! Gesegnet sei die Göttliche! (Trinkt)

Die Plattform wird nach links in die Kulissen gezogen.

5. Szene

Jennie

Die Hure. Aus dem Leben eines Calllgirls

Подняться наверх