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3. Der wilde Jäger

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Mündlich

In der Abbatissine, einem Gehölz bei Gutenberg, eine Meile von Halle, sieht man zu Mittag zwischen elf und zwölf den wilden Jäger ohne Kopf umher gehen. Bei Nacht hetzt er daselbst, von vielen klaffenden Hunden begleitet, die Lohjungfern. – In der dölauer Heide bei Halle reitet er bisweilen ohne Kopf auf einem Schimmel durch die Luft. Dann folgt jedesmal binnen drei Tagen Sturm und Ungewitter. – Ohne Kopf zeigt er sich auch in einem Walde zwischen Schraplau und Eisleben, im Zellgrunde zwischen dem Galgen- und Zellberge bei Erdeborn, im Mittelholz bei Näglitz und in vielen andern Wäldern Sachsens. Wenn er naht, legen sich die Wanderer auf den Boden, und er braust mit seinen Hunden über sie hinweg.

Anmerkung:

Lohjungfer ist deutlich nur ein andrer Name der vom wilden Jäger verfolgten Waldweibchen oder Moosfräulein, an deren Spitze die Buschgroßmutter steht (Myth. 452): doch muß die Benennung alt sein, da sich das als einzelnes Wort erloschene lôch, Ge büsch, hier in der Zusammensetzung erhalten hat. Ohne Kopf wurde der wilde Jäger wohl erst gedacht, seit man ihn als Teufel oder Gespenst faßte: auf echtheidnischer Vorstellung aber beruht es daß hier sein Erscheinen Sturm verkündigt und nach der fünften Sage an der Stelle, an welcher er einst seine Thiere fütterte, stets der Wind weht; da Wodan wie Indras (s. Jahrbücher f. wiss. Kritik, Januar 1844 S. 99), eh er zum Himmelsgott erhoben wurde, Gott des Windes war und die Sage von der wilden Jagd, die verbreitetste der von Odhinn noch fortbestehenden, nur „eine Deutung des durch die Luft heulenden Sturmwindes“ ist (Myth. 599).

Sagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen 1845

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