Читать книгу Jeremy - Harald Winter - Страница 3
Jeremy
ОглавлениеKälte. Sie hatte ihn geweckt. Kälte und die Träume. Wie schon viele Nächte zuvor. Irgendetwas geschah mit ihm. Er hatte das Gefühl … nein Gefühl konnte man es nicht nennen. Die normale menschliche Gefühlswelt schien sich in der Dunkelheit zu verlieren. Alles entfernte sich von ihm. Nur die Kälte blieb.
Er erhob sich um einen Blick in den Spiegel zu werfen. Das Abbild das sich zeigte, hätte ihn eigentlich erschrecken müssen. Doch Schrecken war etwas was hinter ihm lag. Die Augen seines Spiegelbildes glühten in hellem Rot.
Vor einer Woche war seine Frau ermordet worden. Er empfand keine Trauer. Kalter Hass hatte diese Lücke gefüllt. Mit jeder Faser seiner selbst hasste er die Kreaturen, die ihm alles genommen hatten. Woher weißt du, wer es getan hat? Für einen Moment dachte er über die Worte der leisen Stimme nach, die nur in seinem Kopf erklang. Dann beschloss er, dass es besser war sie zu ignorieren. Was zählte war, dass er wusste, wer Maria aus dem Leben gerissen hatte. Kreaturen, die laut einhelliger Meinung gar nicht existieren durften. Ausgeburten der Phantasie. Nichtsdestotrotz war seine Frau tot. In den Tagen nach dem Verlust dessen, was für ihn das bedeutet hatte, das man im allgemeinen Glück nannte war irgendetwas in Gang gesetzt worden, das er nicht verstand. Das Licht in seiner Nähe schien seitdem an Kraft zu verlieren, so als würde es sich aus Angst vor ihm zurückziehen. Das Lächeln von Menschen erstarb, wenn er vorüberging. Seine Augen flackerten in rotem Feuer, wenn der Hass über ihn hereinbrach. Er wusste nicht, was mit ihm geschah. In Wahrheit interessierte es ihn auch nicht.
Er konnte plötzlich Dinge tun, die dem gesunden Menschenverstand spotteten. Dinge bewegten sich, ohne dass er sie berührte. Flammen loderten an seinen Händen auf, wenn er es wollte. Irgendetwas hatte ihm schreckliche Macht verliehen und seine Menschlichkeit als Pfand dafür genommen. Nur Wut und Hass waren ihm geblieben. Er kannte die Gründe nicht, doch er wusste was er mit seinen Fähigkeiten anfangen würde. Das kalte Feuer das seinen Geist verbrannte, musste gelöscht werden. Die Kreaturen, die ihm seine Frau genommen hatten, sollten darin verbrennen.