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Der Kulminationspunkt von zwei Jahrhunderten voller Reformstreben

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Unter Historikern ist es teilweise üblich geworden, nicht nur den Begriff Gegenreformation aufzugeben, sondern auch Katholische Reform. Wolfgang Reinhard verwirft beide zumindest als Epochenbegriffe; er möchte nur noch von katholischer Konfessionalisierung sprechen. Auch der Verfasser dieses Buches verwendet Katholische Reform und Gegenreformation nicht als Epochenbezeichnung, sondern spricht vom Konfessionellen Zeitalter. Doch hält er an Katholischer Reform und an Gegenreformation − sowie katholischer Konfessionalisierung − fest. Die Bezeichnung Katholische Reform geht auf Hubert Jedin zurück, der den Begriff Gegenreformation dadurch ergänzt und 1946 den Doppelbegriff katholische Reformation und Gegenreformation eingeführt hat. Damit nahm er die 1880 von Wilhelm Maurenbrecher verwendete Bezeichnung katholische Reformation auf. Maurenbrecher verstand darunter die hauptsächlich von Italien und Spanien ausgehende Erneuerung innerhalb der Kirche. Hingegen war Gegenreformation für Jedin der katholische Gegenangriff gegen den Protestantismus in der Zeit nach dem Konzil von Trient:

„Die katholische Reform ist die Selbstbesinnung der Kirche auf das katholische Lebensideal durch innere Erneuerung, die Gegenreformation ist die Selbstbehauptung der Kirche im Kampf gegen den Protestantismus. [...] In der katholischen Reform werden die Kräfte aufgespeichert, die sich in der Gegenreformation entladen.“1

Katholische Reform ist bei Jedin älter als Gegenreformation und geht dieser zeitlich voraus. Der Verfasser dieses Buches gebraucht vier Begriffe, von denen keiner dasselbe bezeichnet:

Katholische Konfessionsbildung − die faktische Entstehung einer katholischen Konfession mit der Professio fidei Tridentinae von 1564 als Bekenntnisschrift und somit die faktische Ausformung der katholischen Kirche zur Konfessionskirche neben anderen Konfessionskirchen − faktisch, weil ekklesiologisch, also nach der theologischen Lehre von der Kirche, die katholische Kirche die Kirche − nach heutigem Verständnis die Subsistentia der Kirche Christi − und keine Konfession war oder ist.2

Katholische Konfessionalisierung3 − der sozialgeschichtliche Veränderungsprozess im katholischen Bereich seit der Mitte des 16. Jahrhunderts und vor allem seit dem Abschluss des Konzils von Trient, und zwar parallel zu lutherischer Konfessionalisierung4 und reformierter Konfessionalisierung.5

Gegenreformation − die praktische und konkrete, oft von weltlichen Fürsten initiierte oder getragene Politik der Rekatholisierung und als solche eingelagert in den Prozess der katholischen Konfessionalisierung und zeitlich mit ihm zusammenfallend.

Katholische Reform − ein Bündel zahlreicher Reformbewegungen und in Summe und Wirkung ein umfassender Veränderungsprozess innerhalb der katholischen Kirche, nicht sozialgeschichtlich, sondern in erster Linie theologisch und spirituell, aber auch organisatorischinstitutionell.

Luther und die Neuzeit

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