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Umbruchzeiten und Lehre?

Zu gegebener Zeit wurde also in dieser unsortierten Welt auch wegen einer Lehre für mich gesprochen, auch 1952 bei Leibe kein leichtes Unterfangen wegen einer Lehrstelle in einem Handwerk in Nord-Rhein Westfalen wo ja fast alles noch im Argen, sprich Trümmern, oder in unzulänglichem Zustand danieder lag, zu bekommen. Viele intakte Firmen und Betriebe gab es ja noch nicht wieder, aber ein Beruf musste nun mal gelernt werden, aber welchen denn, darüber entschied in letzter Instanz dann der Berufsberater vom Amt.

Denn so groß war die Auswahl damals ja eben auch noch nicht, denn die meisten Firmen waren ja auch noch lange nicht wieder so richtig in Betrieb. So manche Hausruine beherbergte alles unter einem Dach, sofern überhaupt eins vorhanden war, Wohnen mehr schlecht als recht und arbeiten unter unglaublichen Zuständen. Alles wurde erst mal wie schon gesagt provisorisch erledigt, die wirkliche Hauptsache war für jeden erst einmal, dass man Geld verdienen konnte. Das eigentliche Wie, war dabei schon fast wieder zweitrangig.

Ich wollte also unbedingt Autoschlosser werden, dieser Traumberuf meinerseits stand eigentlich schon lange von Kindesbeinen an für mich fest, seit ich meinen Spiellastkraftwagen von meinem Opa hatte, dass das nichts werden würde daran hatte ich bis dahin keinen Moment gedacht und auch keinerlei Zweifel bei mir überhaupt aufkommen lassen.

Doch dieser schon lange gehegte Wunschtraum platzte dann wie eine Seifenblase und der Moment dieser Mitteilung war mehr als schockierend für mich ich fiel regelrecht in ein tiefes Loch, denn über etwas anderes hatte ich noch nie auch nur einen Gedanken verschwendet.

Aber unser Hausarzt hatte meiner Mutter dringend davon abgeraten, da ich ja schon längere Zeit eine gewisse Hautallergie hatte, die ihm bestens bekannt war und weil ich doch immer wieder sporadisch nicht voraussehbare auftretende Probleme damit hatte.

Ich hatte nämlich eine lästige Hautreaktion schon über längere Zeit, eigentlich etwa beginnend mit zehn Jahren, immer wieder extreme Probleme mit der Haut an meinen Händen, dann schwollen meine Finger bis zum seitlichen aufplatzen an.

Auf irgendetwas reagierte ich, besser gesagt meine Haut an den Händen allergisch, nur was wusste man auch lange Zeit später nicht. Darum sollte ich eigentlich schon seit geraumer Zeit jeder Art trockenem Schmutz und Staub aus dem Wege gehen, was zu der damaligen Zeit als Autoschlosser ja total unmöglich war, dieser Beruf galt ja damals noch als ölig und richtig schmutzig.

Meine Probleme mit den Händen stellten sich meistens erst eine kurze Weile nach einem vielleicht unbedachten Kontakt schleichend heraus, aber dafür dann umso schmerzhafter. Man konnte einfach nicht unbedingt vorhersagen wie und wann die Probleme auftreten würden, die Grunderkenntnis war eben nur das ich eben trockenen Schmutz und Staub meiden sollte. Welcher Art war mir eigentlich lange selber nicht bewusst, so konnte es auch auftreten, wenn ich mich schon gar nicht mehr daran erinnerte. Manches Mal war es gar nicht mehr klar was ich auch beim Spielen und hantieren so alles in die Hände genommen und gehalten hatte, welcher Heranwachsender und echter Lausbub denkt schon an so was.

Besonders kräftig trat diese Krankheit auch dann hervor, als ich in mühsamer Kleinarbeit aus vielen zusammen getragenen Einzelteilen und Schrotteilen, in meinem vorletzten Schuljahr mein erstes eigenes Fahrrad zusammengebaut hatte.

Viele Teile hatte ich mir von Freunden und Bekannten und vom Schrotthändler, bei uns um die Ecke, zusammengetragen und nach einer gründlichen Reinigung wieder gebrauchsfähig gemacht. Somit kam ich dann schon öfter mal mit reichlich Schmutz, Rost und Öl unbedacht in Kontakt, denn ich hatte den Ehrgeiz alles wieder in fast Neuzustand zu versetzen.

Alles musste wieder schön sauber sein und glänzen und auch richtig funktionieren, das fertige Rad wurde später von mir natürlich auch neu angestrichen, in einem kräftigen Marineblau.

Meine Mutter hat mich dann stets, wenn es problematisch wurde danach befragt, wo wie und was ich in den Händen gehalten hatte. Erst wenn mir die Finger, speziell die Fingerkuppen prall anschwollen wussten wir es geht wieder los, dann half auch das Cremen mit einer speziellen Salbe nicht mehr viel.

Ich musste ihr dann ziemlich genau aufzählen und erklären was und womit ich in den letzten Tagen gespielt und beschäftigt hatte, denn es gab zu Beginn auch noch gar keine direkten Anzeichen das und vor allem wann diese recht schmerzhafte Krankheit wieder aktiv werden könnte.

Des Öfteren war es so schlimm, dass mir die Haut seitlich an den Fingerkuppen blutig aufplatzte, dass brauchte dann schon ein paar Tage bis die unangenehme Anschwellung sich wieder zurück bildete und die Platzwunden sich wieder langsam geschlossen hatten.

Ich konnte mich dann nur noch mit einer speziellen Salbe darauf versehen und einem Verband an den Fingern und in Fausthandschuhen, egal zu welcher Jahreszeit, auch im hellsten Sommersonnenschein aus dem Hause begeben.

Was natürlich in der Schule besonders unangenehm war, nicht nur wegen der nie endenden Frotzelei meiner Mitschüler, sondern auch durch die direkte doch recht starke Beeinträchtigung bei den Schreibtätigkeiten.

Bei dem späteren zwingenden Besuch bei der Berufsberatung wurde dann auch gleich mein zweiter unterschwelliger Berufswunschgedanke als technischer Zeichner zunichte gemacht, obwohl ich immer gerne und viel gezeichnet habe, vor allem sachliches und gradliniges Zeichnen lag mir offensichtlich besonders.

Eigentlich war daher der Gedanke einen Beruf in dieser Richtung zu ergreifen dann auch gar nicht so abwegig, aber hierzu waren meine schulischen Vorgaben, sprich Abschluss anscheinend auch nicht ausreichend.

Ich hätte eine weiterführende Schule besucht haben müssen, mit der mittleren Reife eben, wohl einem heutigen Abitur gleichzusetzen. Selbst der Hinweis, dass mir durch gute schulische Leistungen bedingt Lehrmittelfreiheit als ein kleines Stipendium in den beiden letzten Schuljahren gewährt worden war, half da wenig.

Es fehlte mir einfach der spezielle geforderte gehobene Schulabschluss mit dem dazu gehörigen Zeugnis, wahrscheinlich war das auch noch eine der alten festgelegten Vorschriften für solche Berufe.

Selbst für eine Stelle in einer Wiegekammer bei einer örtlichen Weberei, auch dafür reichte anscheinend mein doch guter Volksschulabschluss nicht. So meinte es wenigstens dieser Mensch bei der Berufsberatung, was mich doch ein wenig erstaunte und traurig machte.

Da ich ja sowieso schon ein Jahr später dran war als normal, ich hatte ja mein Zweites, durch Krieg und Kriegsende bedingtes total ausgefallenes Schuljahr praktisch noch nachholen müssen. Dieses zweite Schuljahr war ja durch die Kriegsendzeit, in der viele noch vorhandene Schulen damals geschlossen wurden, und auch durch unsere indirekte Flucht, die Beendigung unserer Zwangsevakuierung aus dem thüringischen Bereich dann gänzlich ausgefallen waren.

Daher habe ich erst mit knapp fünfzehn Jahren mit dem neunten Schuljahr, in der achten Klasse meine Volksschulzeit, damals wurde die Grundschule im Allgemeinen noch so genannt, regulär abgeschlossen.

Ganz gegen die übliche Handhabung bei der Berufsberatung, war ich dann mehrmals dort vorstellig geworden. In Anbetracht meines gesundheitlichen Handykaps kamen dann auch eine ganze Reihe der angebotenen und damaligen möglichen Berufe, die meisten aber alle in einem Handwerk schon von selbst nicht in Frage.

In der direkten Nachkriegszeit war es eben auch noch so, dass man mit dem normalen Volkschul Abschluss nur in einem ausgewiesenen Handwerksberufe eine Lehre beginnen konnte, bei anderen Sparten, mit kaufmännischen Hintergrund wurde fast grundsätzlich eine fortgeschrittene Schulbildung verlangt.

Ein Kaleidoskop, bekanntlich ein kürzeres meist dreieckiges Rohr mit vielen bunten kleinen Glasstückchen in verschiedenen kleinen Kammern darin und in den bekannten vier Grundfarben ergeben auch dort, gegen Licht betrachtet bei leichter Drehung doch ein schönes respektables und manchmal auch faszinierendes, aber stets immer wieder, bei kleinster Bewegung ein neues buntes zersplittertes Gesamtbild.

Es sollte sich da schon zeigen, dass sich mein weiterer Lebens und Berufsverlauf doch recht vielfältig und bunt auch später noch darstellen würde, eben auch wie ein Kaleidoskop.

Dass mein gesamtes Leben diesem Farbspiel und Bild so ähnlich aussehen sollte, Vielfarbig und Zersplittert konnte man zu der Zeit überhaupt noch nicht vorrausschauen, höchstens ahnen.

Genau so wenig hätte man zu der Zeit ahnen können das ich sehr oft auch bei Zeitgeschichtlichen relevanten Begebenheiten maßgeblich beteiligt war und viele erfolgreiche und bekannte Persönlichkeiten kennen lernen durfte.

Denn zu der Zeit unmittelbar nach dem Krieg war praktisch noch Garnichts in einem geordneten fest kalkulierbaren Zustand, es wurde mehr improvisiert als verlässlich erstellt, in einer solchen ungewissen Zeit eine Lehrstelle finden war schon schwierig genug, um gewiss nicht zimperlich oder wählerisch zu sein, man musste schon froh sein das man eine Lehrstelle fand.

Als Erinnerung noch Realität war

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