Читать книгу Der Schlunz und das Rätsel im Weihnachtskeks - Harry Voß - Страница 6
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Endlich: Der erste Dezember. Es war Advent. Die schönste Zeit im Jahr. Das fanden zumindest Lukas und Nele Schmidtsteiner. Und das fand auch der Schlunz, der Junge, der nun schon seit mehreren Monaten bei den Schmidtsteiners wohnte. Er hatte sein Gedächtnis verloren und kannte weder seinen eigenen Namen noch den seiner Eltern. Bis er seine Familie oder sein Gedächtnis wiedergefunden hatte, durfte er bei den Schmidtsteiners wohnen. Und darüber waren Lukas und Nele sehr froh, denn seit der Schlunz bei ihnen wohnte, war immer etwas los.
Schlunz, Lukas und Nele hatten für jeden einen Adventskalender in ihren Zimmern hängen. Einen, den Mama gekauft hatte. Mit einem kitschigen Gemälde vorne drauf mit dicken Englein, die Weihnachtsgeschenke einpackten, und kleinen Schokoladenstückchen hinter jedem Papptürchen.
Als Schlunz und Lukas am Abend des ersten Dezembers im Bett lagen, hielt Schlunz einen kleinen Zettel in der Hand und las, was darauf stand.
»Danke, Lukas«, sagte Schlunz nach einer Weile.
»Wofür?«
»Für den kleinen Brief.« Schlunz hielt das Zettelchen in die Luft.
»Der ist nicht von mir.«
»Aber du hast ihn mir doch in meine Jackentasche gesteckt, damit ich ihn finde!«
»Nein, wirklich nicht!« Nun war Lukas auch neugierig. »Was steht denn drauf?«
»Ein Spruch aus der Bibel! Aus dem Buch Lukas!«
»Was?« Lukas stand von seinem Bett auf und ging zu Schlunzens Bett, um zu lesen, was auf dem Zettel stand: »Unser Gott ist voll Liebe und Erbarmen. Er schickt uns den Retter, das Licht, das von oben kommt. Dieses Licht leuchtet allen, die im Dunkeln sind, die im finsteren Land des Todes leben. Es wird uns führen und leiten, dass wir den Weg des Friedens finden. Lukas 1, Vers 78 bis 79.«
»Der ist nicht von mir«, sagte Lukas noch einmal.
»Aber es passt genau zu mir«, sagte Schlunz und machte ein sorgenvolles Gesicht. »Ich finde es in meinem Leben auch manchmal ziemlich dunkel. Dass ich mich an nichts erinnere, find ich schlimm. Und dass ich manchmal so viel Angst habe. Ich würde mir wünschen, dass es in meinem Leben auch endlich wieder hell wird.«
Nun spürte Lukas auch, wie sich ein trauriges Gefühl in ihm breitmachte. »Ja, das kann ich verstehen«, sagte er leise.
Als Lukas schon wieder im Bett lag, hörte er, wie Schlunz sagte: »Weißt du übrigens, dass die kleinen Schokoladentäfelchen hinter den Türchen im Adventskalender immer irgendwas darstellen? Heute war es ein Ball. Und morgen ist es ein Auto.«
Lukas schreckte im Bett hoch. »Hast du etwa schon das Türchen von morgen aufgemacht?«
»Ich hab alle schon aufgemacht«, sagte Schlunz, als sei es das Selbstverständlichste von der Welt.
Lukas war entsetzt. »Das darfst du nicht!«
»Warum nicht? Das stand nirgendwo drauf!«
»Ein Adventskalender bedeutet, jeden Tag nur ein Türchen aufmachen! Bis Weihnachten!«
»Ja, das weiß ich doch. Aber ich muss doch wissen, welches Türchen ich aufmachen soll.«
»Das mit der Nummer eins natürlich!«
»Aber dahinter war nur ein dummer Ball. Damit konnte ich heute gar nichts anfangen! Ich hab mal ein bisschen weitergeschaut und hab gesehen, dass hinter der Dreizehn eine Kerze ist. Das fand ich nett. Also hab ich den Ball wieder ins Türchen gesperrt und hab die Kerze gegessen.«
»Also Schlunz, du bist ja echt verrückt.«
»Wieso? Ich mach doch nichts falsch. Jeden Tag nur ein Türchen, habt ihr gesagt.« Schlunz kuschelte sich unter seine Decke. »Und ich ess jeden Tag nur ein Türchen. Versprochen.«