Читать книгу Ben und Lasse - Agenten sitzen in der Falle - Harry Voß - Страница 11

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Bald darauf ruft uns Nina zum Mittagessen. Es gibt Pizza vom Lieferservice. Als ich in die Küche komme, staune ich nicht schlecht: An sämtlichen Schränken stehen die Türen auf und die Schubladen sind weit rausgezogen. Alle Schränke und Schubladen sind bis zum Rand voll mit Kleinteilen: Schraubenzieher, Geldmünzen, Spielfiguren, Gummiringe, Stifte, Spitzer, Radiergummis, Karten – einfach alles. Margret kniet auf dem Boden und hat den Kopf in einen der Schränke so weit reingesteckt, wie es geht.

„Was suchst du?“, frage ich.

Sie fährt erschrocken mit dem Kopf nach oben und stößt sich von innen an einem Zwischenboden. „Aua!“ Margret zieht den Kopf raus und stößt sich direkt noch mal von unten an der geöffneten Schublade. „Aua! Nichts. Ich suche nichts Besonderes. Ich wühle einfach ein bisschen in dem ganzen Gerümpel hier.“

Lasse ist hereingekommen und kramt schon mit den Fingern in einer der offenen Schubladen: „Wow! Ein Taschenmesser!“

„Nichts anfassen!“, mahnt Margret und reibt sich die Hinterseite ihres Kopfes.

Jetzt sind auch Ronja und Finn in der Küche und wühlen in den Schubladen. „Warum nicht?“, fragt Finn. „Das braucht doch sowieso keiner mehr.“ Schon hat er etwas gefunden: „Ein alter Schlüssel!“ Er zeigt einen alten, eisernen, halb verrosteten Schlüssel.

„Was?“ Jetzt ist Margret plötzlich ganz aufmerksam. „Her damit!“ Sie reißt ihn Finn grob aus der Hand und verlässt die Küche.

Nina stöhnt laut auf. „Nun warte doch, bis wir gegessen haben, Mama!“

„Hier liegen noch mehr davon“, freut sich Lasse und gräbt sich mit beiden Händen durch das Chaos.

„Was?“, macht jetzt Nina im gleichen Tonfall wie Margret und stürzt auf die Schublade zu. „Ich hab doch vorhin hier schon alles durchsucht.“

Lasse hält schon den nächsten Schlüssel in der Hand. Nina wühlt hektisch in der Schublade und zieht kurz darauf einen ganzen Schlüsselbund heraus. Daran hängen bestimmt zehn unterschiedliche Schlüssel in ganz verschiedenen Größen. „Mama!“, brüllt sie und zischt ebenfalls aus der Küche. „Ich hab hier was!“

„Sollen wir nicht erst mal essen?“, ruft Mama ihnen nach.

Finn läuft in den Flur. „Das will ich sehen!“

Ronja poltert hinterher.

„Bleibt hier!“, will Mama die Kinder aufhalten. Aber sie hat keine Chance. Hinter Finn und Ronja laufen auch Lasse und ich zur Küche raus. Margret ist mit dem großen Schlüssel schon auf dem Weg zum Dachboden. Nina probiert hier unten einen Schlüssel nach dem anderen in dem Schloss der Kellertür.

Zack! Einer von ihnen passt rein. Er lässt sich drehen. Der Schlossriegel schnappt nach hinten. Die Tür geht auf.

„Boooaaah!“, machen wir alle miteinander.

„Ihr bleibt oben!“, bestimmt Nina streng, schaut in das dunkle Kellertreppenhaus und tastet nach einem Lichtschalter an der Wand. Klack! Ein Licht geht an.

„Mama, bitte!“, betteln Finn und Ronja.

„Abmarsch!“, befiehlt Nina laut. „In die Küche! Ich muss erst nachschauen, ob hier unten etwas Gefährliches liegt. Es muss ja einen Grund geben, warum der Keller abgeschlossen ist!“

Schon sind Mama und Papa in den Flur gekommen und gehen mit Nina nach unten. Enttäuscht, aber gehorsam bleiben wir anderen oben stehen. Margret kommt von den oberen Stockwerken die Treppen herunter geklappert, brummt etwas wie: „Wär aber auch zu schön gewesen, wenn der Schlüssel oben gepasst hätte“, zischt an uns vorbei und verschwindet ebenfalls im Keller. Schließlich kommen auch Opa und Carlotta aus der Küche. Opa geht nach unten, Carlotta bleibt bei uns stehen. „Warum tun die so geheimnisvoll wegen eines alten Kellers?“, fragt sie.

„Bestimmt liegt da unten ein Schatz“, sagt Lasse.

„Oder eine Leiche“, kommt es von Ronja.

„Ein unterirdischer Gang“, rät Finn, „von hier bis zu einer verschollenen Höhle.“

„Ja, klar“, macht Carlotta und rollt mit den Augen.

„Oder es ist ein langweiliger Keller“, gähne ich, „mit noch mehr Kisten voller alter Sachen, die niemand braucht.“

„Ach, Ben“, schmollt Lasse. „Das war jetzt von allen die langweiligste Idee.“

„Ja“, sage ich. „Aber auch die wahrscheinlichste.“

Endlich kommen die Erwachsenen wieder die Treppe nach oben.

„Pfui, und wie das alles stinkt“, höre ich Margret, die allen vorangeht.

„Ich glaube nicht, dass wir davon irgendwas aufheben können“, meint Nina.

„Dann sollten wir jetzt endlich mal was essen“, sagt Mama, „bevor es endgültig kalt ist.“

Lasse empfängt Margret als Erstes: „Na? Und? Liegt da unten ein alter Schatz?“

Margret schnauft noch vom Treppensteigen. „Wenn, dann liegt er sehr tief vergraben. Auf den ersten Blick ist da unten nichts zu entdecken, was wie ein Schatz aussieht.“

Ronja streckt ihren Kopf vor: „Eine Leiche?“

„Hör auf mit so einem Unsinn“, sagt Nina, die jetzt nach oben kommt. „Darüber macht man keine Witze.“

„Ein unterirdischer Gang?“, fragt Finn und reckt neugierig seinen Hals.

Mama lacht. „Ihr habt ja eine blühende Fantasie.“

Papa kommt als Letztes nach oben, löscht das Licht und schließt die Tür. „Das ist nur ein langweiliger Keller mit noch mehr Kisten voller alter Sachen, die niemand braucht.“

Ronja, Finn und Lasse drehen ihren Kopf zu mir um und klappen den Mund auf. „Du bist wirklich ein Meister-Detektiv“, staunt Finn.

„Agent“, verbessere ich ihn. „Als Agent muss ich mich mit den Fakten beschäftigen. Nicht mit Kinder-Fantasien.“

Während wir den Erwachsenen in die Küche folgen, zwinkert Carlotta mir von der Seite aus zu. Aber ich hab keine Ahnung, ob sie mir damit etwas sagen will.

Bald darauf sitzen wir alle zusammen in der alten Küche am Tisch von Gertrud Ohl und kauen die halb warme Pizza. Lasse erzählt von unserer Geheimschriften-Aktion vorhin draußen auf dem Hof. „Wir sind nämlich jetzt alle Geheimagenten!“, prahlt er laut.

„Pssssst!“, platzt es aus Ronja und Finn so laut heraus, dass ihre halbgekauten Pizzastückchen nur so über den Tisch fliegen. „Das darf niemand wissen!“, schärft Finn ihm ein. „Sonst ist es ja nicht mehr geheim!“

Nina grinst. „Keine Angst. Wir verraten es nicht weiter.“

„Wenn wir groß sind, werden wir Polizisten!“, erklärt Lasse allen. „Wie Papa!“

„Dann bleibt ihr ja toll in der Familienlinie“, sagt Nina. Wir Kinder runzeln etwas verständnislos die Stirn. Nina zeigt auf das Foto über der Eckbank. „Hubert Ohl war auch bei der Polizei.“

Margret ergänzt: „Bei der Kriminalpolizei.“

„Wow!“, entfährt es Lasse und mir. „Cool!“

Auf dem Foto sieht man einen Mann, etwas jünger als Opa, mit einer grünen Polizeiuniform. Er hat eine große Polizeimütze unter den Arm geklemmt.

„Dann hat er ja vielleicht auch Sachen hier liegen, die wir für unsere Agenten-Fälle gebrauchen können“, freut sich Lasse.

„Das könnte sein“, sagt Papa. „Aber wir müssen uns selbst erst mal einen Überblick verschaffen.“

„Vielleicht liegen ja auch noch aufregende Sachen im Keller“, meldet sich Finn.

„Den Keller untersuchen zuerst einmal wir Großen“, bestimmt Nina, „bevor ihr da alles durcheinanderbringt.“

Carlotta rollt mit den Augen: „Als ob man hier in diesem Chaos irgendetwas durcheinanderbringen könnte.“

Ben und Lasse - Agenten sitzen in der Falle

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