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4. Dezember

Während Maria und Josef im Kreis laufen und so tun, als reisten sie nach Bethlehem, erzählt Nico die Weihnachtsgeschichte weiter: „Als sie in Bethlehem angekommen waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie bekam ihren ersten Sohn, wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe. Denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.“ Damit holt er eine Babypuppe aus seinem Nikolaussack und überreicht sie Maria und Josef. Die legen das Baby in den Wäschekorb, der ab jetzt eine Krippe darstellen soll.

Ich kann meinen Blick nicht von dem Rucksack lassen. Hat die Frau den Rucksack absichtlich da stehen lassen? Ist da am Ende eine Bombe drin? Sollte ich vielleicht mal genauer hinhören, ob es darin tickt? Das wird ja immer unheimlicher!

Nico fährt fort: „Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden. Die hüteten des Nachts ihre Herde.“

Das wäre mein Stichwort gewesen. Ich hätte zur Spielmitte gehen sollen. Stattdessen entfährt mir: „Puh … ich glaube, da tickt es …“

Hanna, die den zweiten Hirten spielt, steht bereits neben mir: „Was? Bei dir tickt es nicht richtig?“

„Nein … äh …“, Ich schüttle den Kopf und überlege fieberhaft nach dem Satz, den ich zu sagen habe. Aber er fällt mir nicht ein.

Nico erzählt: „Und der Engel des Herrn trat zu ihnen und die Klarheit des Herrn umleuchtete sie. Und sie fürchteten sich sehr.“

„Da bekommt man es echt mit der Angst zu tun“, seufze ich. Diesmal passt es glücklicherweise sogar zum Stück.

Elisabeth im Engelskleid stellt sich vor uns Hirten: „Fürchtet euch nicht! Denn euch ist heute der Heiland geboren! Es ist Christus der Herr in der Stadt Davids! Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden ein Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen!“

Hat denn wirklich niemand außer mir diesen Rucksack bemerkt? Auch nicht mein Bruder Lasse, der sich ja immerhin auch für einen Agenten hält? Klar – Lasse ist viel jünger als ich und darum noch nicht so gut im Beobachten und so weiter. Aber immerhin nimmt er sich ständig vor, wie ich ein Agent zu sein und mit mir Kriminalfälle zu lösen. Doch Lasse träumt im hinteren Bereich der Kinder vor sich hin und wartet auf seinen Einsatz. Der hat natürlich nichts beobachtet. Als ich ihn nun eindringlich anschaue, bemerkt er das und sieht fröhlich zu mir zurück. „Komm, Lasse!“, zische ich ihm zu.

„Was, bitte?“, krächzt Engel Elisabeth.

„Äh“, ich beginne zu schwitzen und versuche, meinen Satz zu retten, „komm … lasse … äh, lasset uns gehen nach Bethlehem, wollte ich sagen …“

Schon kommt Lasse aufgeregt zu mir gehüpft: „Und ich bringe dir Weihrauch!“

„Wie bitte?“, keucht Elisabeth. „Wieso bist du ein Engel?“

„Bin ich doch gar nicht!“

„Du solltest einer der Weisen sein!“

„Weiß ich doch!“

„Aber du trägst ein weißes Kleid!“

„Ja, genau. Weil ich ein Weißer bin!“

„Und warum hast du Flügel?“

„Weil … äh … damit ich schneller aus dem Osten angeflogen kommen kann.“

„Du spinnst ja.“

„Das ist das Engelskostüm von Lara!“, pflaume ich Lasse an.

Lasse zieht einen Schmollmund. „Das weiß ich. Aber ich habe in der Eile mein Kostüm in dem Wäschekorb nicht gefunden!“

„Und da hast du einfach mal ein Engelskostüm angezogen …“

„Na ja“, Lasse wiegt seinen Kopf hin und her „ohne Kostüm ist es doch auch doof. Und weil Lara heute krank ist, war ihr Kostüm noch da. Und ich dachte, besser dieses Kleid als gar nicht verkleidet.“

„Was ist da bei euch los?“, ruft Moni streng. „Lasse, warum bist du ein Engel?“

„Bin ich nicht! Ich bin ein Weiser!“, ruft Lasse zurück. „Ein ganz Weißer!“

Die Zuschauer lachen herzhaft.

Moni schüttelt den Kopf und wendet sich an Nico: „Nikolaus, erzähl schnell weiter!“

Nico muss einen Augenblick überlegen, wie es weitergeht. „Und die Engel… äh, nein … die Hirten liefen eilends und fanden beide: Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen.“

Während ich mit Hanna zur Wäschekorb-Krippe gehe, nehme ich einen Mann zwischen den Zuschauern wahr, der sich langsam dem Geschehen nähert. Er hat schwarze kurze Haare und trägt eine graue Jacke. Zielgerichtet geht er auf den roten Rucksack zu. Jetzt muss ich wirklich acht geben!

Ben und Lasse - Der Rucksack mit dem Diebesgut

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