Читать книгу Micha und die Verschwörung in Bethlehem - Harry Voß - Страница 9
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5. Dezember
Micha sah schon von weitem den Händler auf sich zukommen. Er hatte bereits den ganzen Tag, seit er mit den Ziegen hier draußen auf dem Feld war, in alle Richtungen geschaut, ob ihn jemand beobachtete oder ob jemand kam. Sein Vater hatte ihm am Morgen auch noch mal von der Prophezeiung erzählt und dass er nun sicher das Glück hätte, den neuen König von Israel in seinem Königszimmer zu beherbergen. Micha hatte nicht viel erwidert. Er war hauptsächlich froh, dass der Vater über die Sache von gestern anscheinend nicht mehr wütend war.
Der Händler kam zu Fuß. Ohne Wagen, ohne Pferd. Und er schien sich auch immer wieder nach Verfolgern umzuschauen. Micha hatte den Goldbeutel nicht dabei. Immerhin hatte er gedacht, der Mann würde erst nach zwei Tagen wiederkommen. Aber er konnte ja schnell nach Hause laufen, das Gold holen und ihm bringen. Dann war er seinen unheimlichen Auftrag und auch diesen geheimnisvollen Kerl umso schneller los.
„Hallo“, begrüßte ihn der Fremde. „Hast du das Gold?“
„Ich hab es gut versteckt“, sagte Micha. „Aber ich kann es gleich holen. Wenn Sie so lange auf die Ziegen aufpassen.“
„In Ordnung“, sagte der Fremde, „aber beeil dich.“
Micha rannte los. Ein bisschen sorgte er sich darum, ob dieser Mann wirklich gut auf die Ziegen aufpassen würde. Er sah nicht aus, als würde er sich damit auskennen. Aber wenn Micha schnell genug war, würde sicher nichts passieren.
Sein Vater stand vor der Haustür. „Was machst du hier, Micha? Wieso bist du nicht bei den Ziegen?“
„Ich muss schnell was im Stall holen, was ich vergessen hab.“ Micha wollte schon in den Stall rennen. Aber sein Vater hielt ihn zurück. „Das geht nicht. Der Stall ist vermietet.“
Micha blieb fast das Herz stehen. „Vermietet? An wen?“
„An ein armes Ehepaar. Die beiden sind heute hier angekommen und haben nirgendwo eine Unterkunft gefunden.“
„Und da hast du ihnen unseren Stall vermietet?“
„Ja, die Frau ist hochschwanger. Die konnte ich doch nicht so weiterziehen lassen.“
Micha konnte nicht glauben, was er hörte. „Warum hast du ihnen nicht das Zimmer im Obergeschoss gegeben?“
„Micha“, sagte der Vater und es klang, als wollte er seinen Sohn ins Vertrauen ziehen, „du weißt doch: Da soll der König einziehen. Der neue David. Der König von Israel. Der uns befreien wird und uns den Frieden bringen wird.“
„Und wenn das nun gar nicht stimmt? Stattdessen lässt du eine schwangere Frau im Stall wohnen?“
„In einem Stall zu schlafen, ist immer noch besser als auf der Straße“, sagte der Vater kühl. „Und von dir muss ich mir schon mal überhaupt keine Ratschläge geben lassen.“
„Und wo sollen die Ziegen über Nacht bleiben?“
Der Vater wiegte den Kopf hin und her. „Die müssen dann halt mal über Nacht draußen auf dem Feld bleiben. Es wird dir sicher auch mal guttun, ein paar Nächte bei den anderen Hirten am Feuer zu bleiben. Dann passiert schon nichts.“
Na, das wurde ja immer toller. Micha sollte nachts mit den anderen Hirten draußen in den Höhlen bleiben? Mit Jakob und den anderen Herumtreibern, die nichts als Ärger machten?
„Ich muss trotzdem kurz rein“, sagte Micha bestimmt. „Ich bin auch sofort wieder weg.“
„Nein, Micha!“, rief der Vater, aber Micha beachtete ihn nicht. Mit schnellen Schritten war er an der Tür zum Stall. Er musste das Gold holen und so schnell wie möglich wieder abgeben. So viel war klar.
Josef machte sich auf den Weg. Aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, ging er nach Judäa in die Stadt Davids, nach Bethlehem. Denn er stammte aus der Familie von König David. Dorthin ging er, um sich einschreiben zu lassen, zusammen mit Maria, seiner Verlobten; die war schwanger.
Lukas 2,4-5