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Die Nachlieferung der fehlenden Türen aus dem Bernsteinzimmer

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Am 13.1.1942 war die Vollständigkeit des Bernsteinzimmers aus Zarskoje Selo zur Ausstellung im Königsberger Schloss noch nicht erreicht. Alfred Rohde hatte festgestellt, dass „leider die beiden Türen 1 und 2 des Raumes nicht mitgekommen, sondern in Zarskoje Selo verblieben“ waren. Es waren die beiden Türen (Doppeltüren), die sich in der Nordwand und in der Südwand des Bernsteinzimmers in Zarskoje Selo befanden.

Dem Autor liegen Dokumente darüber vor, dass sich Alfred Rohde diesbezüglich zunächst an „Hauptmann Dr. Poensgen Berlin“ wandte. Von diesem erhielt er den erforderlichen Namen und die Feldpostnummer des zuständigen Offiziers im Generalstab der Heeresgruppe Nord - „Feldpost! Herrn Major i.G. Pitschmann, Feldpostnummer: 13 801.“ Als Absender des Schreibens gab Alfred Rohde an: „Abs.: Oberbürgermeister Königsberg(Pr), Kunstsammlungen, Schloss.“

Für das nachfolgende Schreiben an Major Pitschmann verwandte Alfred Rohde den in seinem Büro für solche Zwecke liegenden Briefbogen, der ihn berechtigte, sich im Namen des Oberbürgermeisters der Stadt Königsberg an außen stehende Personen zu wenden:

Der Oberbürgermeister der Stadt Königsberg (Pr.) Kunstsammlungen. Fernruf: 32866. Anschrift für alle Sendungen: Kunstsammlungen der Stadt Königsberg (Pr) Schloss.“

Oberbürgermeister der Stadt Königsberg war Dr. Hellmuth Will. Der Inhalt dieses Briefes ist erhalten geblieben und liegt gegenwärtig im Bundesarchiv Militärarchiv in Freiburg im Bestand RH 20 -18 Blatt 92. Datiert ist das Schreiben von Alfred Rohde an Major Pitschmann mit dem Briefzeichen Alfred Rohdes: „IX (Knusts.) 323/1/6 Tag: 13.1.1942“

Sehr geehrter Herr Major !

Ihre Anschrift erhielt ich von Hauptmann Dr. Poensgen, Berlin. Sie waren seiner Zeit in dankenswerter Weise bemüht, sich für die Rettung des Bernsteinkabinetts einzusetzen, das inzwischen nach Königsberg gelangt ist und z.Zt. hier im Schloß eingebaut wird. Nun sind leider die beiden Türen 1 und 2 des Raumes nicht mitgekommen, sondern in Zarskoje Selo verblieben. Die Supraporten sind mitgekommen, ebenso die Tür 3. Der Raum erhält aber seine volle Wirksamkeit erst dann, wenn auch die Türen 1 und 2 eingesetzt werden. Würden Sie wohl veranlassen können, dass derselbe Unteroffizier mit seiner Arbeitsgruppe von der 3. Kompanie des Nachschubbataillons 553 sich noch einmal an Ort und Stelle begibt, um noch die fehlenden Türen sicherzustellen und sie dann schicken an: Kunstsammlungen der Stadt Königsberg Pr., Königberg Pr., Schloss. Mit bestem Dank für ihre Bemühungen. Heil Hitler. Im Auftrage: Direktor.“

Nachdem das Schreiben am 22. Januar 1942 bei Major Pitschmann eingegangen war trug dieser auf der Vorderseite des Briefes die Bemerkung „Abschrift“ auf und markierte den abzuschreibenden Text.

Alfred Rohde hatte Major Pitschmann in dem Brief eine mit Hand gezeichnete Skizze über die Lage der Türen im Bernsteinzimmer aufgetragen. Die Tür in der Nordwand war auf dieser Skizze mit der Nr. 1, die Tür in der Ostwand mit der Nr. 3 und die Tür in der Südwand mit der Nr. 2. gekennzeichnet. Der Eingangsstempel bestätigt, dass das Schreiben von der Kunstsammlung Königsberg am 21.1.42 bei Major Pitschmann abgezeichnet wurde und am 22.1.1942 beim A - Nachsch. Führer 516 eingegangen ist.

Major Pitschmann hatte auf der Rückseite handschriftlich in Sütterlinschrift eingetragen:

21.1.1942

Herrn Hauptmann Blumschein

Mit der Bitte nach Möglichkeit dem freundlichem Wunsche zu entsprechen.

Pitschmann.“

Dieser Brief reiht sich nahtlos als echtes Dokument in die wenigen vorhandenen, der Wahrheit entsprechenden Dokumente, die im Umgang mit dem Bernsteinzimmer erhalten geblieben sind ein.

Der Inhalt macht deutlich, dass Alfred Rohde vor dem 13.1.42 keineswegs briefliche Verbindungen mit dem Major im Generalstab der Heeresgruppe Nord Major Pitschmann hatte. Das ist ein eindeutiger Beweis dafür, das Alfred Rohde den Nachschubführer beim Stab A. Nachschub. Führ. 516 nicht kannte und keinen früheren Kontakt zu diesem hatte. Ansonsten hätte er sich die Anschrift nicht über Dr. Poensgen geben lassen.

Dr. Poensgen der aus dem Bereich der Verwaltung Staatliche Schlösser und Gärten kam, also einmal Ernst Gall unterstellt und nun im Kriege den Heeresmuseen unter Admiral Lorey angehörte, wusste genau wer Major Pitschmann war.

Major Pitschmann, der im Generalstab der Heeresgruppe Nord seinen Dienst versah, war der verantwortliche Offizier als es darum ging, das Bernsteinzimmer von Zarskoje Selo nach Siwerskaja und von dort in Eisenbahnwaggon nach Königsberg zu bringen. Er war im Generalstab für den Einsatz der militärischen Kräfte im Nachschubbereich verantwortlich. Ihm unterstellt war Hauptmann Blumschein vom Stab des „A. Nachschub F 516“.

Hauptmann Blumschein wiederum unterstand die „3. Komp./Nachsch. Btl.(mot) 553 in Siwerskaja“. Hauptmann Blumschein erfüllte gewissenhaft den Auftrag von Major Pitschmann und teilte ihm die Erfüllung der übertragenen Aufgabe in einem Schreiben, datiert vom

O.U. den 26. Januar 1942“ mit.

Herrn

Major i.G. Pitschmann

O.Qu./Ou.2

Sehr geehrter Herr Major:

In der Anlage reiche ich das Schreiben des Oberbürgermeisters der Stadt Königsberg (Pr.) vom 13.1.42 zurück.

Die Kunstgegenstände wurden wunschgemäß aus dem Schloss Zarskoje Selo zur 3. Komp./Nachsch.Btl.(mot 553)Siwerskaja transportiert und dort verpackt.

Sobald der Bhf. Siwerskaja einen Waggon zur Verfügung stellt werden die Kunstgegenstände nach Königsberg abgesandt.“

Der Brief trägt die handschriftliche Unterschrift von Hauptmann Blumschein. Dieser Brief reiht sich damit in die erhalten gebliebenen Dokumente, die der Wahrheit entsprechen, ein.

Während Iwanow in seinem Buch „Von Leningrad nach Königsberg“ auf Seite 43 übereinstimmend den Inhalt dieses Briefes von Hauptmann Blumschein an Major Pitschmann veröffentlicht (er soll sich angeblich im Stein Archiv befunden haben, das Falz Fein den Russen schenkte), wird der Brief von der Städtischen Kunstsammlung an Major Pitschmann nicht veröffentlicht.

Heute fragt man sich, wie kommt das Dokument Blumschein an Pitschmann ins Stein-Archiv wenn das Originaldokument heutzutage im Bundesarchiv – Militärarchiv liegt. Das kann nur eine Kopie sein. Das ist immer noch keine Erklärung dafür, warum sich keine Kopie des Briefes von Alfred Rohde an Pitschmann im Stein-Archiv befand? Dafür gibt es nur zwei Erklärungen. Entweder wurde dieser Brief von Iwanow unterschlagen, oder er hat sich tatsächlich nie im Stein-Archiv befunden. Die Originaldokumente, das ist unanfechtbar, liegen gegenwärtig im Bundesarchiv – Militärarchiv.

Eine Begebenheit steht auf jeden Fall der Wahrheit entsprechend im Raum und kann dokumentarisch belegt werden. Der Direktor der Städtischen Kunstsammlung Königsberg Alfred Rohde wandte sich, nachdem er über Georg Poensgen die Anschrift von Major Pitschmann in Erfahrung gebracht hatte, am 13.1.1942 an diesen Major.

An diesem Tag befand sich das ins Königsberger Schloss gebrachte Bernsteinzimmer im Aufbau. Vor diesem 13.1.1942, das ist damit authentisch bewiesen, hat es von Alfred Rohde keinen persönlichen Kontakt zur Nachschubgruppierung der Heeresgruppe Nord gegeben. Diesen Kontakt hatten nur Georg Poensgen und Ernstotto Graf Solms zu Laubach. Alfred Rohde waren bis zum 13.1.1942 die Namen der verantwortlichen Offiziere im Nachschubbereich der Heeresgruppe Nord unbekannt.

Das Bernsteinzimmer (bestehend aus nunmehr 144 Teilen da zwei Doppeltüren dazu gekommen waren) soll „in 27 Kisten verpackt gewesen sein...“, (1) als es nach Königsberg gebracht wurde? Woher nimmt Enke diese Gewissheit? Enke, der sich diesbezüglich auf eine Meldung des „Sonderkommandos AA“ (das war die „Gruppe Künsberg“ und nicht das Einsatzkommando „Hamburg“) bezieht übersieht hier scheinbar, dass es in diesem Bericht keinen Beweis über einen Zusammenhang zwischen der Sicherstellung des Bernsteinzimmers und dem Abtransport mit den 18 LKW nach Königsberg gibt.

In dem Bericht des „Sonderkommandos AA“ heißt es zwar” Aus dem Katharinenschloß wurde im Herbst 1941 das Bernsteinkabinett... sichergestellt” - und an einer anderen Stelle: „Ebenso wurden bereits damals etwa 18 LKW wertvollstes Möbel - und anderes Kunstgut, vor allem Gemälde ... zur Sicherstellung nach Königsberg überführt.” (2)

Hier liegt anscheinend eine Verwechselung vor. Die Überführung erfolgte nicht nach Königsberg sondern nach Siwerskaja. Das Bernsteinzimmer wurde mit den „wertvollsten Möbel“ von Zarskoje Selo bis nach Siwerskaja transportiert und keineswegs bis nach Königsberg. Das ist ein wesentlicher Unterschied, ergäbe aber einen sinnvollen Zusammenhang.

In Siwerskaja wurden später diese „wertvollsten Möbel“ gemeinsam mit dem Bernsteinzimmer in fünf Eisenbahnwaggon verladen und nach Königsberg gebracht. Wenn dort die Entladung erfolgte und diese „wertvollsten Möbel“ ins Königsberger Schloss gebracht wurden waren wiederum 18 LKW erforderlich. Das wäre ein logischer Zusammenhang.

Der Beweis, dass die 144 Teile des Bernsteinzimmers von Zarskoje Selo nach Königsberg mit der Eisenbahn transportiert wurden, ist inzwischen belegt. Der Transport erfolgte nur zu unterschiedlichen Zeiten. Die Türen wurden erst am 13.1.1942 nachgeliefert.

Nicht die Anzahl der Kisten ist bedeutsam, sondern die Anzahl der Teile aus dem Bernsteinzimmer, die nach Königsberg gebracht wurden.

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1. Enke, Seite 57

2. Enke, Seite 49

Anmerkung

Kopien für die Beweisführung, die aus urheberrechtlichen Gründen nicht veröffentlicht werden können, liegen im Archiv des Autors.

Das Schicksal des Bernsteinzimmers

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