Читать книгу Das Schicksal des Bernsteinzimmers - Hartwig Niemann - Страница 8
Der Chef der Heeresmuseen erteilt einen Auftrag
ОглавлениеAls im Jahre 1934 der den Nationalsozialisten unbequem gewordene Kunsthistoriker und Direktor des Berliner Zeughauses Moritz Julius Binder abgelöst wurde, übernahm Konteradmiral a.D. Hermann Lorey in der Zeit vom 1. Aug. 1934 – Mai 1945 als Direktor die Verantwortung für das Zeughaus in Berlin. Damit erhielt das Zeughaus wieder einen Militär außer Dienst als Direktor.
Gleichzeitig wurde im Jahr 1934 dieses Objekt dem Reichs- und preußischen Ministerium für Wissenschaft- Erziehung und Volksbildung, verantwortlicher Minister Bernhard Rust, einem Freund Hitlers unterstellt. Es war das gleiche Ministerium, dem die Verwaltung Staatliche Schlösser und Gärten Berlin unterstellt wurde.
Lorey hatte bis „1925 aktiv in der Marine“ gedient. Zur Kaiserzeit bewährte sich Hermann Lorey als Kommandant des Linienschiffes „S.M.S. Kurfürst Friedrich Wilhelm“. Im Juli 1900 wurde das Schiff gemeinsam mit anderen Schiffen als „Ostasiatisches Expeditionskorps“ zur Niederschlagung des Boxeraufstandes nach China entsandt ohne dort irgendwelche kriegerischen Handlungen zu unternehmen. Mitte August 1901 erreicht das Linienschiff wieder den deutschen Heimathafen Kiel.
Ab 1907 versah „S.M.S. Kurfürst Friedrich Wilhelm“ seinen Dienst in der Reserveformation der Nordsee. 1910 wurde das Schiff für 9 Millionen Mark an das Osmanische Reich verkauft. Dort lief es unter den Namen: „Heireddin Barbarossa“ („Barbaros Hayreddin“).
Im Ersten Weltkrieg fuhr „Heireddin Barbarossa“ unter dem deutschen Kommandanten Hermann Lorey (1877-1954). Das Schiff wurde am 8. August 1915 durch das britische U-Boot E 11 versenkt. 253 türkische und deutsche Besatzungsmitglieder überlebten den Angriff nicht.
Hermann Lorey erlebte die Zeit des Kolonialkrieges und den Ersten Weltkrieg. Er stieg die maritime Leiter bis zum Vizeadmiral empor. Dass er ein mutiger, dem Kaiser treu ergebender Offizier war, beweisen die ihm verliehenen türkischen und deutschen Auszeichnungen:
Kaiserlich Türkische Osmanie-Orden 4.Kl.,
Preußischer Roter Adler-Orden 4.Kl.,
EK 2,
EK I,
Dienstauszeichnungskreuz.
Im Zweiten Weltkrieg konnte Lorey sich erneut bewähren, zwar nicht als Kommandant eines Linienschiffes, aber als vorübergehender Chef der Heeresmuseen und Direktor des Zeughauses in Berlin.
Nun ging es darum ehemalige deutsche Kunstgüter ins Dritte Reich zurückzuholen. Hermann Lorey war dabei. Gewissenhaft erfüllte er die Wünsche seines Führers, nicht nur in Frankreich sondern mit der gleichen Akribie in der Sowjetunion.
Hermann Lorey war Offizier des Kaisers. Er gehörte im Dritten Reich zu den Offizieren die als kaisertreu eingeschätzt werden können. Er reiht sich damit ein in die Reihe der kaisertreuen Offiziere aus dem Infanterieregiment 9, die während des Krieges maßgeblich daran beteiligt waren, ehemalige Kunstgüter der Hohenzollern in Sicherheit zu bringen. Seine Treue zu den Hohenzollern kann ihn mit bewogen haben an Ernstotto Graf Solms und Gerhard Poensgen den Auftrag zu erteilen, das Bernsteinzimmer in Sicherheit zu bringen.
Für „die Sammlung der Kriegsmarine im Museum für Heereskunde in Berlin, blieb er auch nach 1934 Direktor.“ (1)
Mit Beginn des Krieges gegen Frankreich übernahm dieser reaktivierte Offizier die Aufgaben des Chefs der Heeresmuseen.
Admiral Lorey war in dieser Funktion verantwortlich für Trophäen und Kriegsbeute sowie deren Erfassung und Verteilung. Damit war er stellvertretend bis zum 1. Mai 1942 in einer Funktion tätig, die vom 1.5.1938 bis zum Kriegsbeginn der General der Infanterie Friedrich Roese, wahrgenommen hatte.
Konteradmiral a.D. Hermann Lorey trug die volle Verantwortung für das „Einsammeln“ des Bernsteinzimmers in Zarskoje Selo. Daran gibt es keinerlei Zweifel. Lorey war der Auslöser. Er gab das Signal zum Handeln.
Von ihm aus bestanden nicht nur direkte Verbindungen zum Führer sondern als Chef der Heeresmuseen ebenso zu den Staatlichen Museen Berlin und zur Verwaltung Staatliche Schlösser und Gärten Berlin.
Das Zusammenwirken für den Kunstraub gelang ausgezeichnet und zwar ohne Skrupel. Sie waren ein Team: Hitler – Lorey – Otto Kümmel
(Direktor der Staatlichen Museen Berlin) – Ernst Gall (Direktor der Verwaltung Staatliche Schlösser und Gärten Berlin) – Ernst Otto Graf Solms zu Laubach und Georg Poensgen.
, Am 29. August 1939 - drei Tage vor dem Einfall in Polen - wurde in Schreiben des Chefs der Heeresmuseen (zu der Zeit war es noch General Roese) an das Heeresmuseum in Wien, das Berliner Zeughaus und an die Armeemuseen in Dresden und München folgendes mitgeteilt:
„Im Falle des Einsatzes der deutschen Wehrmacht ist es natürlich notwendig das sofort die Maßnahmen getroffen werden die eine Sicherung des für eine künftige Darstellung des Krieges in unseren Heeresmuseen unerlässlichen Musealgutes gewährleisten. Die erforderlichen Maßnahmen sind bereits im Entwurf festgelegt. Es handelt sich dabei um die Durchführung von Sammelaktionen beim Feldheer sowie der Überführung und Sichtung dieses Materials in der Heimat.
Sie wurden „Beutegut- und Sammeloffiziere“ genannt, die nach Auslösung „Barbarossa“ eingesetzt wurden. Es waren also keine Kunstschutzoffiziere, die das Bernsteinzimmer in Zarskoje Selo im Auftrag des Chefs der Heeresmuseen abbauten sondern ganz einfach „Beute- und Sammeloffiziere.“
Einer der eifrigsten Sammeloffiziere des Chefs der Heeresmuseen wurde Ernstotto Graf Solms zu Laubach.
Am 1. Mai 1942 übernahm der zwischenzeitlich für andere Aufgaben eingesetzte General Roese wieder die Aufgaben des Chefs der Heeresmuseen. Zu dem Zeitpunkt befanden sich die 144 Teile vom Bernsteinzimmer aus Zarskoje Selo schon in Königsberg.
Lorey und seine Sammeloffiziere hatten ganze Arbeit geleistet. Friedrich I. wäre stolz auf sie, aber den gab es nicht mehr. Jetzt war Hitler stolz auf Hermann Lorey und dessen Sammeloffiziere. Nun waren es erfahrene Museumsfachleute, einschließlich Alfred Rohde, die sich über das Bernsteinzimmer freuten.
Die Aufgaben des Chefs der Heeresmuseen fasste Lorey im März 1940 wie folgt zusammen:
„Chef der Heeresmuseen soll eine Führungsstelle sein für vier große und hoch gerühmte Traditionsstätten deutschen Waffenruhmes die Aufgaben militärischer, politischer, wissenschaftlicher und künstlerischer Art haben und dazu bestimmt sind, Begleiter unseres heutigen, von der soldatischen Leistung wieder so stark erfüllten Zeitgeschehens zu sein.“ (2)
Wohlgemerkt, diese Worte gab Lorey im faschistischen Deutschland von sich! An diesen Strukturen änderte sich bis 1945 nichts mehr.
Ähnliche Töne schlug Lorey an, als er 1940 in einem Interview gegenüber dem Völkischen Beobachter die Arbeit des Chefs der Heeresmuseen charakterisierte:
„Die Dienststelle sollte die Heeresmuseen einheitlich beraten und betreuen.
Dazu koordinierte sie seit Kriegsbeginn die unbürokratische Aufteilung der Beutestücke auf alle Museen.
Ausdrücklich bemerkte Lorey, dass die Dienststelle nicht für den Tausch von Objekten der Museen untereinander zuständig sei.
Die Bestände der Museen fielen somit nicht unter die Bestimmung des Chefs der Heeresmuseen, sondern blieben in Verfügung der Direktoren der jeweiligen Museen.“ (3)
Zu diesem Bestand des Königsberger Museums gehörte von nun an – zunächst fiktiv und später direkt - das Bernsteinzimmer.
Direktor dieses Königsberger Museumsschlosses, das wie viele andere zu den Museumsschlössern gehörte, war von nun an Ernst Gall.
Die Gleichschaltung der Heeresmuseen hatte Hitler 1938/39 durchblicken lassen. Sein Wunsch war es, dass die Heeresmuseen einheitlich dem Heer unterstellt werden.
Während eines Festaktes am 23. März 1940 wurde der im Sommer 1939 erteilte Befehl in die Tat umgesetzt und die neue Unterstellung vollzogen.
Das Sächsische Armeemuseum in Dresden war bereits am 18. Januar 1940 und das Bayrische Armeemuseum München am 21. Februar 1940 vom Heer übernommen worden. Von nun an trugen alle Museen einheitlich die Bezeichnung Heeresmuseum.
„Schließlich wurden auch die Museen dem Chef der Heeresmuseen unterstellt, die im Laufe des Krieges mit den besetzten Gebieten unter deutsche Verwaltung kamen. In einer Verfügung vom 22. Februar 1942 werden die Bezeichnungen der größten Museen wie folgt festgelegt:
Zeughaus Berlin (bis dahin Heeresmuseum Berlin, Zeughaus), Heeresmuseum Wien, Armeemuseum München (Heeresmuseum München), Armeemuseum Dresden (Heeresmuseum Dresden), Heeresmuseum Prag, Festungsmuseum Straßburg und Festungsmuseum Metz.“ (4)
Es gab nun folgende Unterstellungsverhältnisse: Der Chef der Heeresmuseen war während des Krieges dem OKH direkt unterstellt. Das Zeughaus mit seinem Direktor wiederum unterstand dem Chef der Heeresmuseen, wie die anderen in Heeresmuseen umbenannten Museen. Lorey war also in dem Zeitraum als er General Roese vertrat sich selber unterstellt. Er war nicht nur Direktor des Zeughauses Berlin, sondern gleichfalls amtierender Chef der Heeresmuseen. Ein Unterstellungsverhältnis unter das Erziehungsministerium gab es nicht mehr, weil die Gleichschaltung erfolgt war.
Außerdem war das Zeughaus Berlin aus dem Verband der Staatlichen Museen ausgeschieden. Es war mit dem Unterstellungsverhältnis unter das OKH eine rein militärische Einheit geworden, die mit Befehl geleitet wurde.
Diese Tatsache lässt sich historisch mit den Abbau des Bernsteinzimmers in Zarskoje Selo und dessen Transport über Siwerskaja nach Königsberg in Verbindung bringen. Alles das erfolgte auf Befehlsbasis. Es ist daher anzunehmen, dass der spätere Umgang mit dem Bernsteinzimmer auf Befehlsbasis erfolgt ist, immerhin war es ein Beuteobjekt der Sammeloffiziere, die im Osten im Einsatz waren.
Alles lag nun in einer Hand. Die Weichen waren gestellt. Admiral Lorey konnte die Interessen des Führers wahrnehmen. Seine ersten Handlungen begannen in Frankreich. Eine Dienstelle des Chefs der Heeresmuseen befand sich damals in Frankreich.
Loreys Vorgehen konzentrierte sich ohne Vorbehalt auf die im Kümmelreport aufgeführten rückzuführenden Gemälde.
Diese „von den Deutschen aus französischen und nationalen Sammlungen zusammengestellten Gemälde, die... im Invalidendom ausgestellt...worden waren wurden schließlich von Lorey abtransportiert“. (5)
Kein Wunder, das Admiral Lorey nach dem Überfall auf die Sowjetunion in den besetzten Gebieten der Heeresgruppe Nord durch die von ihm eingesetzten Sammeloffiziere Solms und Poensgen gleichwertige Handlungen durchführen ließ.
Die Annahme, dass im Berliner Zeughaus, dem Sitz des Chefs der Heeresmuseen, über das weitere Schicksal des Bernsteinzimmers eine Vorentscheidung getroffen wurde, die eng mit der Formulierung Hitlers in seinem Monolog zu dieser Problematik übereinstimmte, erscheint wahrscheinlich.
Hitlers Monolog, Teilauszug:
„Königsberg kann ich mit Geldern aufbauen, die mir Funk gegeben hat. Erstens eine Galerie, in die alles kommt, was wir im Osten gefunden haben, zweitens eine großartige Oper und drittens eine Bibliothek."
Admiral Lorey spielte im Auftrag Hitlers während des Frankreichfeldzuges bei der Rückführung ehemaliger deutscher Kulturgüter eine besondere Rolle. Lorey erhielt jegliche finanzielle Unterstützung im Auftrag Hitlers. Ihm wurde außerdem das Recht eingeräumt, bei Notwendigkeit persönlich von ihm in Vorschlag gebrachte Beauftragte dorthin zu kommandieren, wo sie erforderlich wurden. Nun konnte Lorey in Russland seine Fähigkeiten erneut unter Beweis stellen. Hier beauftragte er die beiden Kunsthistoriker Ernstotto Graf Solms zu Laubach und Georg Poensgen damit, das Bernsteinzimmer zu begutachten und bei Notwendigkeit abbauen zu lassen. Das war nationalsozialistische Methode und nicht die Idee irgendeines einzelnen.
Sie gehörten und wirkten zusammen: der Nationalsozialismus, die Heeresmuseen, die Heeresarchive, die Heeresbibliotheken, die staatlichen Museen Berlin und die Verwaltung Staatliche Schlösser und Gärten Berlin.
Sie waren die Initiatoren, um diese nationalsozialistische Idee gegenüber den vom Krieg gebeutelten Menschen - nach der Parole „Haltet durch wir sind unschlagbar!“ - den immer noch nicht erreichten Endsieg, vorzugaukeln.
Nach diesem angeblichen Endsieg, den es bekanntlich nie gegeben hat, schlüpfte Admiral Lorey wieder in den Bereich der Staatlichen Museen Berlin unter.
Letztendlich waren sie nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges alle wieder miteinander vereint, wenn es auch nur in der 1898 gegründeten Gesellschaft für Heereskunde war, die 1938 in Deutsche Gesellschaft für Heereskunde umbenannt worden war. Diesen Namen hat diese Gesellschaft bis heute behalten. Lorey war während der Nazizeit Ehrenmitglied dieser Gesellschaft und übernahm am 11. November 1953 auf der ersten Jahreshauptversammlung als Ehrenmitglied in Berlin Dahlem den Vorsitz.
Ob die Herren, als sie zusammen geplaudert haben einmal über das verschwundene Bernsteinzimmer polemisiert haben, oder wusste keiner der anderen Herren, dass es Admiral Lorey war, der einmal den beiden Kunsthistorikern Ernstotto Graf Solms zu Laubach und Georg Poensgen einen Auftrag erteilte?
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1. Thümmler, Lars Holger: Preußische Militärgeschichte. Das Zeughaus Berlin im Zweiten Weltkrieg. Eine Studie zu den Aufgaben und der Wirksamkeit des Museums, Abschnitt 2.2. Verwaltungsstrukturen. Thümmler beruft sich auf die Zeitschrift für Heereskunde, 1955, Seite 1.
www.grosser-generalstab.de/zeughaus.
2.Thümmler, Lars Holger: Preußische Militärgeschichte. Das Zeughaus Berlin im Zweiten Weltkrieg. Eine Studie zu den Aufgaben und der Wirksamkeit des Museums, Abschnitt 2.2. Verwaltungsstrukturen, Seite 2.
www.grosser-generalstab.de/zeughaus
3. Thümmler, Lars Holger: Preußische Militärgeschichte. Das Zeughaus Berlin im Zweiten Weltkrieg. Eine Studie zu den Aufgaben und der Wirksamkeit des Museums, Abschnitt 2.2. Verwaltungsstrukturen, Seite 1.
www.grosser-generalstab.de/zeughaus.
4. Thümmler: Pkt. 2.2. Verwaltungsstrukturen.
5. Günther Haase, Kunstraub und Kunstschutz. Eine Dokumentation, Seite 156.
Urheberrechtlich geschütztes Bildmaterial ist zu finden unter:
1. Bildnachweis, Das Zeughaus von Südosten. Klaus Frahm Hamburg. Veröffentlich in Preußen Kunst und Architektur, Seite 95.
2. Bildnachweis, Linienschiff „Kurfürst Friedrich Wilhelm,“ veröffentlicht unter www.german-navy.de.
3. Weitere Bildhinweise über Hermann Lorey sind im Digitalisierungszentrum München zu finden.
1. Anmerkung
Recherchen im Bundesarchiv Freiburg durch den Sohn des Autors haben ergeben, das dort wenig aussagefähige Dokumente über den Bereich Heeresmuseen vorliegen. Hier die wichtigsten, nicht im Text mit eingearbeiteten Hinweise.
Aus Briefen des OKH ist zu entnehmen das die Heeresmuseen nicht den Wehrkreiskommandos sondern dem OKH direkt unterstellt waren. Es existieren Briefe an die Heeresmuseen Königsberg/Straßburg, die das bestätigen und von Oberst Faasch, bzw. General von Wedel unterzeichnet sind. (RH62/v.105 N4271/44, Befehl vom 20.7.44). Es existiert ein Brief vom 11.08.1942 an Herrn General Roese/Chef der Heeresmuseen in Berlin, W/35 Blumenhof 17 von Oberst Pühringen, Generaldirektor der Oberpreußischen Museen. (RH 62/v.2). Die Unterlagen zu den Heeresmuseen Königsberg/Straßburg sind wenig aussagefähig. Bei Königsberg geht es in erster Linie um Briefe bis 1940 und einige Denkschriften eines Hauptmann Sommer aus 1958/60. Bei Straßburg sind es Briefe, die eine Verlagerung nach Rothenburg an Der Tauber beinhalten.
Alle vorhandenen Unterlagen wurden 1945 in einem Dokumentenzug von den Amerikanern erbeutet und komplett in die USA transportiert. Ab 1958 wurden die Unterlagen zurückgegeben. Bleibt die Frage offen, ob sie zu dem Zeitpunkt noch vollständig waren? Erstaunenswert ist, dass die Unterlagen zum Museum in Königsberg ca. 1940 enden. (RH62/V112 und RH 62 V113).
2. Anmerkung
Über den Rittmeister der Reserve Ernstotto Graf Solms zu Laubach gibt es im Personenarchiv der Wehrmacht keine Angaben im Bereich der Offiziere. Um festzustellen, ob Ernstotto Graf Solms zu Laubach in eine Einheit geschlüsselt war, müsste man wissen, welchem Stab er zugeordnet war, bzw. ob er direkt unterstellt war.
3. Anmerkung
Zu General Roese gibt es einen Hinweis, obwohl aus diesem keine Tätigkeit als Chef der Heeresmuseen hervorgeht. General Roese wurde am 21.10.1879 in Eisenach geboren und war bis 1938 als aktiver Offizier in verschiedenen Dienststellungen des Heeres /Infanterie eingesetzt.
Aus den vorhandenen Briefen geht ein ständiger Streit zwischen OKH/ Reichspropagandaministerium und Heeresmuseen hervor, wer wem wann etwas zu befehlen hat.
4. Anmerkung
Lorey war nach dem Krieg wieder im Rahmen der Staatlichen Museen tätig. Darüber berichtet Irene Kühnel - Kunze im Teilabschnitt „Der Magistrat von Berlin übernimmt die ehemals Staatlichen Museen. Substanzerhaltung und Beginn neuer Tätigkeiten“, folgendes:
„Eine vom 12. Oktober 1945 datierte Liste der Abteilungsleiter und deren Stellvertreter verzeichnet 18 Namen: Andrae, Anthes, Blümel, Brittner, Klar, Koch, Kühnel, Kühnel-Kunze, Lorey, Möhle, Post, Rave, Schmidt, Stief, Suhle, Weickert, Winkler und Zimmermann.“ Unter diesen genannten Abteilungsleitern bzw. deren Stellvertretern gab es zwei Personen, die auf jeden Fall Berührungspunkte zum Bernsteinzimmer hatten: Lorey und Zimmermann. Zimmermann war Direktor des Kaiser Friedrich Museums mit dem Alfred Rohde über das Bernsteinzimmer korrespondierte. (Hervorhebung durch den Autor.)
5. Anmerkung
Lorey wurde 1946 zur wissenschaftlichen Arbeit in den Berliner Museen herangezogen die von russischer Seite ausging.
„Von russischer Seite wurde im Dezember 1945 der Plan eines umfassenden Werkes über Museologie an den Magistrat (Berlin)herangetragen an dem sich möglichst viele der anwesenden Wissenschaftler der Museen und zwar der Kunstmuseen wie der naturkundlichen beteiligen sollten...
Es beteiligten sich folgende Museumsangehörige:
Andrae, Weickert, Suhle, Kühnel, Lorey, Post, Rave, Koch, Kautzsch, Möhle...“ u.a. (Hervorhebung durch den Autor)
Kühnel-Kunze, Irene: Bergung – Evakuierung - Rückführung. Die Berliner Museen in den Jahren 1939-1959. Abschnitt IV Neue Verwaltungen (nach dem 8. Mai 1945), Seite 76 und Seite 83
6. Anmerkung
In der Handreichung zur Umsetzung der Erklärung der Bundesregierung, der Länder und der kommunalen Spitzenverbände zur Auffindung und zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes, insbesondere aus jüdischem Besitz vom Dezember 1999, werden Ernstotto Graf Solms zu Laubach und Georg Poensgen „als Referenten für den militärischen Kunstschutz für die Militärverwaltung Osten“ geführt.
(Handreichung 1999 Seite 18)
7. Anmerkung
Literatur: Zwach, Eva, Deutsche und englische Militärmuseen im 20. Jahrhundert. Museen – Geschichte und Gegenwart. Band 4. Münster 1999.
8. Anmerkung
Nach dem Krieg werden die wichtigsten Akten des Einsatzstabes Reichsleiter Rosenberg im Centrum de Documentation Juive Contemporaine in Paris und in den Zentralarchiven in Kiew und Riga sowie in Spezialarchiven in Moskau aufbewahrt.
In den Spezialarchiven sind die vom ERR geführten Karteikarten über sichergestellte Kunstgüter vorhanden. Für die Öffentlichkeit sind diese Karten gegenwärtig noch nicht einsehbar. Kulturelle Werte wurden durch militärische Einheiten erfasst. Bei der Durchführung dieser Aufgaben standen die Chefs der Heeresarchive, der Heeresbibliotheken und der Heeresmuseen an erster Stelle. Diese Erfassungskriterien befinden sich gegenwärtig ebenfalls in Spezialarchiven in Moskau.
Quelle: Übersetzung aus dem Englischen. Gefunden über translate.google.com.
9. Anmerkung (Hermann Lorey)
1942 erblickte eine Liste (Wer als Leser in einer Universitätsbibliothek eingetragen ist, kann sich diese Liste über die Stadtbibliothek Braunschweig zur Einsichtnahme bestellen - d.A.) über rückgeführte Kunstgegenstände aus Frankreich das Licht der Welt. Diese Liste wurde von Hermann Lorey zusammengestellt und mit einem Vorwort versehen. Darin wird durch Lorey die Zielstellung dieses Vorhabens erläutert:
„Nach Beendigung des siegreichen Feldzuges gegen Frankreich 1940 ordnete der Führer und Oberster Befehlshaber der Wehrmacht an, dass seit der französischen Revolution aus deutschen Ländern geraubte militärische Gut in die Heimat zurückzuführen. Lorey, Konteradmiral.“
In einer Liste werden 2027 Stücke aufgeführt, die aus Frankreich zurückgeführt wurden. Der überwiegende Teil der rückgeführten Stücke stammt aus dem Armeemuseum Paris, einige Stücke aus der Artillerieschule von Fontainebelau, wieder andere aus Straßburg, Evreur, Fort Chaventon, St. Cyr, Satory Artillerie Kaserne Versailles, Vincennes u.a.
Vom Geschütz Friedrich I, 1708 gegossen, bis zum Panzerhemd aus dem 16. Jahrhundert, wurde alles akribisch aufgelistet.
10. Anmerkung
Nach Anja Heuss erhielt Lorey „einen ebensolchen Auftrag für die Rückführung von Beutewaffen aus der Sowjetunion“. (vgl. dazu BAB, R 92/146, S. 161: RKO an Generalkommissariat 16.9.41.)
Heuss Anja, Kulturgutraub, Seite 262, Anmerkung Pkt. 35.