Читать книгу SF-Abenteuer Paket Februar 2019: Fremde Erden - Harvey Patton - Страница 25

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„Du sagtest, du hättest ein Problem, bei dem ich dir helfen müsse. Es ginge um Leben und Tod. Hier bin ich“, sage ich, lehne mich in der halbrunden Sitzgelegenheit zurück und mustere die Frau vor mir. Wir sitzen an einem kleinen Tisch in einer Bar etwas abseits von den anderen Piloten. Die Bar ist gerammelt voll. Mehrere Schiffsmannschaften feiern, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

Die Frau vor mir ist eine weißblonde unoptimierte Menschenfrau, also eine Angehörige eines Menschenschlags, den man überall im Sternenreich von Axarabor antrifft. Sie mustert mich.

„Kartek Tezal“, murmelt sie meinen Namen. „Ich dachte, du bist aus der Raumflotte ausgestiegen, weil du all das nicht mehr willst.“

„Ich habe nie gesagt, dass ich keine Aufregung mehr will“, erwidere ich ausweichend. „Komm schon, Sophitia, du willst etwas. Du hast es echt dringend gemacht. Ich musste mit der ASHOKA direkt herkommen. Also bitte, was ist?“

Ich mache eine offene Geste mit meinen Händen. Sophitias Blick mustert auch diese, da sie offenkundig von den ihren abweichen. Sie sind blau wie meine Haut und feingliedriger als die Finger anderer Menschenarten. Ich bin ein Belkarianer und nicht nur größer als ein Axarabor-Mensch, sondern habe auch irislose Augen – jedenfalls für sie sieht es so aus.

„Ich will dich anheuern. Du sollst ein guter Schmuggler sein.“ Sie beugt sich ein wenig lasziv vor. Sie hat ein silbernes Oberteil an, das ihren Bauch freilässt und einen tiefen Ausschnitt hat. Ihre dunkle Hose ist staubbedeckt, was auf dieser schwülheißen, sandigen Kugel von einem Planeten kein Wunder ist. Ihre schulterlangen Haare fallen ihr ins Gesicht, während sie spricht.

„Wenn ich bekannt bin, mache ich meinen Job nicht gut“, erwidere ich. „Wer hat dir gesagt, ich täte so was?“

„Kolopai.“

„Hmm“, brumme ich. Für den habe ich eine ganze Weile gearbeitet. Er ist kein schlechter Händler, nur ohne jedes Gewissen. Damit muss man zurechtkommen. Allerdings bin ich dann abberufen worden. „Also?“

„Sagt dir die Weiße Königin was?“

„Ist ein Syndikat, oder? Herrscht von Trento bis nach Pelo II. Manche sagen, der Königsmord auf Antari ist die Entscheidung von den Leuten des Syndikats gewesen“, sage ich wahrheitsgemäß, was ich weiß.

„Ich will, dass du Waffen für uns nach Gunis schaffst.“

„Wer ist ‚uns‘? Was ist Gunis?“ Ich lehne mich zurück.

„Na ja, du weißt, es gab diverse Besiedlungsmissionen von der Zentralwelt Axarabor aus.“

„Sicher, ein Ergebnis dieser unzufriedenen Kolonisten sitzt vor dir“, sage ich, hebe beiläufig meine blaue, feingliedrige Hand und spreize die Finger. „Gunis ist auch so eine Welt?“

„Eine, von der die Raumflotte noch nichts weiß. Seit einiger Zeit schicken sie Schiffe, um solche Welten zu finden, zu denen der Kontakt abbrach, um die alten Kolonisten ausfindig zu machen und mit ihnen Kontakt aufzubauen. So etwas.“

„Habe ich von gehört“, gestehe ich. Tatsächlich bin ich selber im Rahmen einer solchen Mission wieder Mitglied der Streitkräfte geworden. Ich sitze hier als Agent der Raumflotte von Axarabor, nicht nur als Schmuggler.

Allerdings muss sie das nicht wissen.

„Machst du es?“

„Wieso sollte ich?“

„Nun, die Kolonisten werden vom Syndikat bekämpft und du wirst gut bezahlt. Zudem tust du etwas Gutes, sie werden frei sein.“

Ich schmunzle. Natürlich weiß ich jetzt schon, dass ich den Job annehmen werde. Die Raumflotte von Axarabor will offiziell nicht gegen das Syndikat der Weißen Königin vorgehen. Inoffiziell aber wird diese Waffenlieferung natürlich dem Widerstand helfen und die Flotte kann dann gegebenenfalls später eingreifen und den Rebellen anbieten, reguläres Mitglied des Reiches zu werden.

„Ich meine die Bezahlung, Sophitia.“

Sie lächelt und beugt sich etwas vor, um eine Zahl zu flüstern – eine obszön hohe Zahl.

Ich lächle und nicke. „Gut. Wo bekomme ich die Ware?“

Im Hintergrund der Bar, in der wir sitzen, beginnt eine Reihe Piloten einen Shanty zu Singen. „Verlass sie, verlass sie rechtzeitig“, grölt der Refrain. Ich kenne das Lied, es ist populär in diesem Quadranten. Es geht, glaube ich, um ein Frachtschiff, auf dem man nur einmal anheuert wegen des Geldes und dann sein Leben verbringt und nie wieder einen Planeten betritt. Ich ignoriere es geflissentlich. Dieser Job ist was anderes.

„Hinter dem dritten Planeten dieses Systems. Auf der abgewandten Seite zu dieser Welt werden wir uns treffen und ich übergebe dir die Fracht für Gunis.“

Sie reicht mir die Hand und ich schlage ein. „Abgemacht“, sage ich.

Nachdem ich den Tisch verlassen habe, bemerke ich aus den Augenwinkeln, wie mir jemand folgt. Ruhigen Schrittes gehe ich zurück zum Frachthangar, wo mein Schiff, die ASHOKA, liegt.

Auf halbem Weg holt mein Verfolger auf und schließt sich mir an. Es ist V3-RA, von mir immer nur Vera genannt. Sie ist eine Androidenfrau und meine Partnerin.

„Was für ein Flittchen“, sagt sie zur Begrüßung.

Ich erwidere lediglich die Summe, die sie mir genannt hat.

„Ein teures Flittchen“, sagt Vera und ich muss lachen.

„Sicherlich“, stimme ich zu. „Ist dir was aufgefallen, als du uns beobachtet hast?“

„Nein, du warst nie in Gefahr. Sie kam wirklich allein und hat niemanden in der Hinterhand gehabt. Ich glaube auch nicht, dass sie verfolgt wird. Es scheint alles sauber zu laufen.“

Wir erreichen unser Schiff und betreten die Frachtrampe der ASHOKA.

„So sauber, wie ein Schmuggelauftrag eben ist“, stimme ich zu.

„Erstattest du Bericht?“, fragt sie.

Ich nicke und seufze. „Muss ich ja wohl.“

Ich setze mich in den Sitz des Piloten und starte den Antrieb. Während er warmläuft, starte ich eine kodierte Verbindung zu unserem Kontaktmann in der Flotte von Axarabor.

„Hier ist Kartek Tezal. Wir bekommen die Fracht und die Koordinaten von Gunis.“ Es ist eine reine Tonübertragung ohne Bild. Ich habe meinen Kontaktmann bisher nie gesehen, nur gehört.

„Hier Leutnant Ezarad. Ihre Mission bleibt bestehen. Wir wissen nicht, was aus den Siedlern von Gunis wurde und haben nur durch abgefangene Transmissionen des Kartells der Weißen Königin davon erfahren, dass die Kolonistenmission EXCALIBUR tatsächlich einen bewohnbaren Planeten vorfand und besiedeln konnte. Sie werden so viele Informationen sammeln, wie es ihnen möglich ist und die Einheimischen gegen das Kartell unterstützen. Sie sind weder als Bevollmächtigter der Raumflotte dort, noch sind Sie berechtigt, Verhandlungen für das Sternenreich von Axarabor zu führen. Haben Sie das verstanden?“

„Und wenn ich in einer Notlage bin?“, hake ich ein wenig spitzfindig nach.

Leutnant Ezarad seufzt hörbar. „Ich wiederhole, Sie sind grundsätzlich weder berechtigt, im Namen des Sternenreiches von Axarabor Verhandlungen aufzunehmen noch unsere Rolle zu offenbaren. Wie Sie im Einzelnen verfahren, müssen Sie selbst entscheiden. Ihre primäre Aufgabe ist und bleibt die Erkundung. Wir wissen nicht, was aus der EXCALIBUR geworden ist. Wir wussten bis vor Kurzem nicht einmal, dass Sie Ihr Ziel erreicht hat.“

„Gut. Tezal Ende“, beende ich die Transmission und starte den Antrieb mit der rechten Hand. Mit der linken Hand gebe ich grob eine Position auf der von uns abgewandten Seite des dritten Planeten des Systems ein.

Der Antrieb lässt das Deck der ASHOKA leicht erbeben, als wir die Atmosphäre verlassen.

V3-RA gesellt sich zu mir. „Traust du ihr?“, fragt sie.

„Wem? Sophitia?“

Sie nickt.

Ich lache leise. „Kein Stück weit. Aber für den Auftrag müssen wir nun mal zusammenarbeiten.“

Schweigend hängen wir jeder unseren eigenen Gedanken nach.

Ein Piepsen des Navigationscomputers verrät mir, dass wir uns den eingegebenen Koordinaten nähern.

Ich verlangsame das Schiff.

„Hast du was auf den Sensoren?“, frage ich Vera.

„Ein Frachter ist aus dem Ortungsschatten des Planeten aufgetaucht. Er nähert sich uns. Seine Waffen sind aktiv. Soll ich unsere ebenfalls aktivieren?“

Ich schüttele den Kopf. „Ruf sie.“

„Gut, du bist der Kapitän. Sie kommen in Waffenreichweite“, kann sich Vera nicht verkneifen. „Sie nehmen den Ruf an.“

„Auf den Schirm.“

Auf dem großen Bildschirm vor mir erscheint Sophitias Gesicht. Ihr Mund ist zu einem süffisanten Lächeln verzogen.

„Ihr habt ein langsames Schiff“, bemerkt sie.

„Sie mag nicht schnell sein, aber sie hat es da, wo es drauf ankommt“, erwidere ich pikiert. Mein Schiff ist nicht nur mein Zuhause, es ist auch mein Eigen, ich bin stolz darauf. Ich bekomme ein Peilsignal von dem anderen Schiff und leite ein Rendezvous-Manöver ein.

Die Schiffe nähern sich an und schlussendlich docken wir aneinander.

Vera und ich kontrollieren unsere Waffen. Mein Blaster steckt in seinem Holster. Vera trägt zur Sicherheit eine Klinge versteckt in ihrem Roboterarm.

„Keine Schusswaffe?“, frage ich. Sie schüttelt den Kopf.

„In einem Schiff bin ich nützlicher im Nahkampf. Meine überlegene Schnelligkeit und Robustheit“, doziert sie und ich schließe ihr lachend mit einem Kuss den Mund.

„Deine Robustheit, jaja“, wiederhole ich und gehe dann grinsend zur Andockschleuse. Meine Waffe ist entsichert. Ich traue Sophitia kein bisschen.

Vera stellt sich zu mir und ich öffne das Schott.

Sophitia steht da in ihrem silbernen tief ausgeschnittenen Oberteil und hebt die Hände demonstrativ mit den Handflächen nach außen.

„Ich komme in Frieden und beleidige dein Schiff auch nicht“, sagt sie und grinst mich frech an. Ich schnaube.

„Klar“, erwidere ich trocken. „Wo ist die Ware, die wir transportieren müssen?“

Sie führt uns einen Korridor entlang in ihr Schiff in einen Frachtraum voller Kisten. Jede ist ungefähr einen Schritt lang und einen Schritt hoch. Es sind Dutzende. Ich öffne eine.

Darin befinden sich Gewehre, Handfeuerwaffen und Granaten. Wenn in jeder Kiste dieselbe Menge ist, komme ich auf genug Waffen für einen Kleinkrieg.

Ich schließe die Kisten und nicke Vera zu. Gemeinsam mit ihr und Sophitia beginnen wir Kiste um Kiste herüberzutragen.

„Wieso holst du nicht deine Mannschaft zum Helfen?“, frage ich Sophitia spitzfindig.

Sie erwidert nichts. Ich nehme an, sie ist allein. Das bringt diese Art von Schmuggel mit sich. Je weniger Leute eingeweiht sind, umso weniger können dich am Ende verraten.

Auch ihr Outfit ist, denke ich, Teil ihres Jobs. Es lenkt die meisten humanoiden Spezies, die sich mit vielen Menschenvariationen eine Vorliebe für Dekolletés teilen, ab. Genau das soll es auch, denke ich.

Als wir fertig sind, stemmt Sophitia die Hände in die Hüfte.

„Dann lasst uns los.“

„Uns“, echoe ich und werfe Vera einen Blick zu. „Wie uns?“

„Ich werde euch begleiten.“

„So haben wir nicht gewettet“, sage ich.

Sie nickt. „Das ist aber Teil des Deals. Was glaubst du, wer dir den Kontakt herstellen wird? Was glaubst du, wer die Übergabe machen wird?“

„Ich selbst. Du könntest sonst auch ohne uns fliegen“, erwidere ich ruhig. Zwar nützt es uns von Seiten der Sternenflotte von Axarabor, wenn die Waffen an die Rebellen geliefert werden, aber das heißt nicht, dass Sophitia eine von uns ist.

„Ich komme mit euch oder der Deal platzt. Mein Schiff ist zu langsam und ich bin keineswegs gut darin, irgendwo einzuschleichen.“

Ach, denke ich, auf einmal ist dein Schiff zu langsam...

Ich werfe einen Blick zu V3-RA. Sie gibt mir mit einer kurzen Augenbewegung zu verstehen, dass es meine Entscheidung ist.

Was für eine Entscheidung! Wir sollen für die Flotte auf diesen Planeten. Wenn sie das wüsste ...

„Von mir aus“, knicke ich ein. „Aber dafür legst du noch zweihundert drauf.“

„Hundert.“

„Hundertfünfzig wegen der Unannehmlichkeiten.“

Sie seufzt. „Gut.“

Ich zögere, lang genug, damit mein zerknirschtes „Von mir aus“ echt wirken kann. „Gut. Aber ich habe die letzte Entscheidungsgewalt. Wenn es zu unangenehm wird, brechen wir den Job ab.“

„Ich wusste gar nicht, dass man sich als Schmuggler erlauben kann, feige zu sein“, sagt Sophitia und grinst lasziv.

„Schätzchen, ich bin Schmuggler, kein Pirat. Ich bringe Dinge von einem Ort zum anderen, ohne gesehen zu werden. Wenn ich in der ersten Reihe stehen wollte, wäre ich Infanteriesoldat geworden.“

Mit diesen Worten wende ich mich um und gehe zum Cockpit.

„Dein Schiff verbleibt hier?“, fragt Vera nun an Sophitia gewandt.

Diese nickt. „Wenn wir abdocken, fährt der Bordcomputer herunter und aktiviert sich auf einen Code von mir hin bei unserer Rückkehr.“

Ich höre das noch mit einem Ohr, während ich mich am Ende des Korridors in den Pilotensitz der ASHOKA setze und den Antrieb aktiviere.

„Koordinaten“, rufe ich nach hinten zu Sophitia.

Sie kommt zusammen mit V3-RA herein. Vera zeigt ihr, wie man den Navigationscomputer bedient und sie gibt die Koordinaten von Gunis ein.

Ich überlege kurz, ob ich sie jetzt rauswerfen soll, entscheide mich aber dagegen. Es nützt ja erst mal nichts. Wenn sie klug ist, waren das sowieso nicht die direkten Koordinaten von Gunis.

„Bereit zum Sprung“, sage ich und aktiviere den Antrieb meines Raumschiffes.

SF-Abenteuer Paket Februar 2019: Fremde Erden

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