Читать книгу SF-Abenteuer Paket Februar 2019: Fremde Erden - Harvey Patton - Страница 26

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Einige Stunden vergehen, bis wir schlussendlich in einem trostlosen System herauskommen, das mehrheitlich von einem Roten Riesen verschlungen wurde. Die Sonne war am Ende ihres Lebenszyklus und dehnt sich nun immer weiter aus, bis sie schlussendlich zusammenfallen wird. Möglicherweise schafft sie es, eine richtige Supernova werden, die Messwerte legen das nahe.

Wie ich angenommen habe, gibt uns Sophitia nun die Koordinaten für einen weiteren Sprung, an dessen Ende wir Gunis finden sollen.

Einige Stunden vergehen, die Vera und ich uns im Cockpit abwechseln. Sophitia sitzt dabei schweigend im Frachtraum. Es mangelt auf der ASHOKA an weiteren Kabinen. Natürlich hat es auch den Vorteil, dass wir sie dort notfalls einsperren könnten. Wir misstrauen ihr und das ist keine gute Bedingung, um so eng auf einem Schiff zusammengepfercht zu sein.

Einige Stunden vor dem vom Navigationscomputer berechneten Zeitpunkt der Ankunft bereitet Vera eine kleine Mahlzeit zu und wir sitzen zusammen im Aufenthaltsraum. Der Raum ist klein, wenige Schritte im Durchmesser, und ein Großteil wird eingenommen von einer halbkreisförmigen Bank, der eine weitere halbkreisförmige Bank gegenübersteht. Auf dem runden Tisch in der Mitte stehen zwei Schalen, für Sophitia und für mich.

Vera mag zwar als Androide keine Geschmacksknospen im eigentlichen Sinne haben, aber ihre Kochfähigkeiten sind herausragend! Nirgendwo sonst jenseits meiner Heimatwelt bekommt man Belkarianischen Braten so gut hin.

Auch Sophitia bedankt sich für das Essen.

„Was kannst du uns über die Welt Gunis berichten? Ich denke, es ist genug Geheimniskrämerei gewesen und jetzt müssen wir informiert werden, damit die Mission Erfolg hat“, beginne ich.

Sophitia mustert uns beide. Dann nickt sie langsam und nachdenklich. „Gunis ist eine trockene Welt, die relativ nahe an ihrer Sonne liegt. Es gibt Wüsten und Felsmassive. Das Leben auf diesem Planeten spielt sich in der Dämmerung und unterirdisch ab.“

„Wieso blieben die Siedler, wenn die Welt so ungastlich ist?“, fragt Vera.

Sophitia zuckt mit den Schultern. „Der Axaraborianer ist ein Universaltier. Wo er etwas zu fressen, Eiweiß und Kohlenhydrate findet, bleibt er. Wir haben uns selbst mit unseren unspezialisierten Händen an tausende ökologische Nischen angepasst.“ Sie nickt zu mir. „Nicht wahr?“

Als Belkarianer bin ich größer und feingliedriger als sie, aber auch kräftiger. Meine Knochendichte ist höher als ihre. Das ist die langsame Anpassung an unsere Welt Belkaria gewesen. Wo sie herkommt, weiß ich ehrlich gesagt nicht genau.

„Wir sind eine Erfolgsgeschichte“, stimme ich zu. „Wenn das Ziel der Evolution das Überleben von Lebewesen ist, dann ja, dann sind wir sehr, sehr gut darin. Aber das ist nicht alles? Gunis wäre ein Felsbrocken mit Siedlern, das interessiert das Syndikat der Weißen Königin nicht.“

Sophitia nickt. „Sagt dir Hezokal was?“ Sie sieht von einem zum anderen. V3-RA nickt.

„Das ist ein Erz, das im raffinierten Zustand zur Energiegewinnung genutzt werden kann.“

„Vor allem kann man es für Bomben und Torpedos benutzen. Es potenziert ihre Explosionskraft mit relativ geringem Aufwand. Das kommt auf dieser Welt vor, darum ist das Syndikat dort.“

„Und die Siedler?“

„Hatten das Pech, dass sie vor gut hundert Jahren anfingen, Hezokal abzubauen und es exportierten. Es gibt einige nahegelegene Systeme, die ihnen als Umschlagplätze dienten. Irgendwie bekam das Syndikat davon Wind und ich denke, sie waren sehr ... energisch beim Nachfragen, wo das Erz herkommt. Gunis ist unabhängig und offiziell vermutlich nicht mal der axaraborianischen Regierung bekannt. Niemand half ihnen. Jetzt sind sie Sklaven.“

Schweigend essen wir weiter, bis ich eine Frage stelle, die mir schon in den zuvor erhaltenen Informationen der Flotte nicht zufriedenstellend beantwortet worden ist.

„Wer ist die Weiße Königin?“

„Bitte?“, fragt Sophitia. „Das weiß niemand.“

„Aber dieser Name ... ich konnte nur Halbwahrheiten in Erfahrung bringen. Wer ist sie?“

Sophitia zuckt die Schultern. „Manche behaupten, sie sei eine Sternenhexe oder sie sei eine Kriegerin aus dem gefallenen Torianer Imperium. Vielleicht gibt es sie gar nicht wirklich. Vielleicht hat sie das alles mal gegründet, ist aber schon lange tot? Das Syndikat existiert seit beinahe zweihundert Jahren, was man so findet. Je nach Spezies ist das ein normales oder absurd hohes Alter.“

Ich nicke und esse weiter. Der Annäherungsalarm des Navigationscomputers schreckt mich hoch. Ich springe auf und laufe zum Pilotensitz.

Eine Raumanomalie wird gemeldet. Ich wechsele auf Unterlichtgeschwindigkeit. Schwerkraftquellen können manchmal eine Gefahr für überlichtschnelle Antriebe darstellen. Als vor mir auf den Anzeigen das System von Gunis erkennbar ist, begreife ich auch sofort, wieso mir eine Anomalie angezeigt wurde.

Ein Schwarzes Loch befindet sich, in astronomischem Maßstab, in der Nähe des Sonnensystems von Gunis. Eine vorläufige Schätzung des Bordcomputers ergibt, dass letztlich das ganze System von Gunis mit seinem Schwerpunkt um das Schwarze Loch kreist und möglicherweise in einigen Milliarden Jahren eingesaugt werden kann und für immer im Ereignishorizont vernichtet wird, vorausgesetzt natürlich, die Sonne des Systems stirbt nicht vorher den Novatod.

„Alles in Ordnung?“, fragt Vera und setzt sich auf ihren Platz. Der Kommandoraum der ASHOKA ist klein, doch für zwei reicht es normalerweise. Sophitia ist uns gefolgt und muss allerdings stehen.

„Wir sind in einem Stück und das ist das richtige System. Oder?“, erwidere ich und sehe zu Sophitia. Diese nickt.

Sie gibt mir einen Anflugvektor in den Navigationscomputer ein.

„So müssten wir den Patrouillenschiffen des Syndikats entgehen. Sie fliegen immer wieder durch das System und haben eine Handvoll Satelliten installiert, um ungebetene Besucher zu empfangen. Es ist nicht viel, keine Sorge. Das System ist zu groß für ihre Möglichkeiten, um eine vollkommene Überwachung zu gewährleisten. Das Syndikat hat einfach zu wenig Leute.“

Ich brumme nur eine Antwort und nähere mich dem Planeten Gunis.

Der Ortung nach ist diese grau-beige Kugel vor uns ein mittelgroßer Planet, der etwas zu nahe an seiner Sonne ist. Es gibt keine Jahreszeiten im eigentlichen Sinne, nur wärmere und heiße Wüstentage.

„Gemütlich“, sagt V3-RA, die sich die gleichen Scannerdaten ansieht. „Da wollen wir hin? Wirklich?“

Ich nicke nur zur Antwort.

Meine blaue Haut kommt mir hier zugute, sie filtert eine ganze Menge Strahlung weg. Meine Geburtswelt Belkaria ist ein Doppelsonnensystem, was dazu führt, dass es täglich nur eine dreistündige Dunkelphase gibt.

Wir nähern uns dem Planeten immer weiter und plötzlich schrillt ein Alarm auf. Sophitia sieht mich fragend an.

„Was ist das?“

„Das ist der Annäherungsalarm“, sage ich unruhig.

Sofort beginne ich eine weite Kurve zu fliegen. Vera betrachtet die Sensordaten auf ihrer Konsole und ich warte auf ihre Auswertung. „Ich glaube, wir kriegen eine ganze Menge Besuch“, sagt sie. „Es nähern sich dreizehn Jäger, kleine Raumschiffe.“

Sie spielt mir auf meinen Schirm eine Zusammenfassung der Daten, die sie über die Sensorenphalanx bekommt. Es sind unbemannte Drohnen, erkenne ich.

„Drohnen“, sage ich. Vera zögert einen Moment, stimmt mir dann aber zu. Ich werfe über die Schulter einen Blick zu Sophitia.

„Du! Sofort in das hintere Geschütz“, befehle ich. Sie fackelt nicht lange, sondern läuft direkt los. Am Ende des Hauptkorridors meines Raumschiffes befindet sich eine Luke im Boden. Darunter ist ein autonom funktionierendes Geschütz am Heck des Schiffes angebracht und kann von dort aus gesteuert werden. Die vorderen Geschützen sind unter der Kontrolle von Vera. Diese hat sich nun direkt mit dem Schiffscomputer verbunden. In diesem Augenblick sind die feindlichen Jäger auch schon da. Die ASHOKA erzittert unter dem feindlichen Feuer, das auf uns niederprasselt.

„Unsere Schilde sind runter auf siebzig Prozent“, ruft Vera. „Irgendjemand hat diesen Dingern verdammt schwere Geschütze verpasst.“

„Kannst du erkennen, von wo sie kontrolliert werden?“, frage ich und bringe die ASHOKA in eine Abwärtsspirale. Mir ist klar, dass diese automatisierten Raumschiffe von irgendwo kontrolliert werden müssen. Sie sind zu klein für Piloten und ihre Manöver lassen auch vermuten, dass niemand an Bord ist, den die Fliehkräfte töten könnten. Vermutlich ist der Planet viel zu groß, um ihn mit den wenigen Leuten des Syndikats effektiv zu überwachen. Also müssen sich hier diverse automatisierte Systeme finden, unter anderem irgendwelche Satelliten, die diese Flieger koordinieren.

„Ich kann es leider nicht genau erkennen“, ruft Vera mir zu. Das Schiff erzittert kurzzeitig. In diesem Augenblick beginnt Sophitia am Heck des Schiffes zu feuern. Ein Verfolger explodiert hinter uns.

„Sie ist gut“, stellt Vera fest. Ich nicke.

„So langsam beginne ich zu bereuen, dass wir diesen Auftrag angenommen haben“, sage ich zu Vera. Sie lächelt, was ich aus den Augenwinkeln erkennen kann.

„Wenn wir nicht beschossen würden, würden wir irgendetwas verkehrt machen oder?“, sagt sie. „Man greift immer nur die an, die sich auch lohnen.“

Ich lache freudlos. „Das siehst du falsch, Schatz“, sage ich. „Wir sind als Schmuggler hier: Wenn man uns angreift, machen wir etwas verkehrt.“

In diesem Augenblick kracht ein Treffer in die Schilde der ASHOKA und lässt sie kollabieren. Sirenen beginnen zu schreien und kreischen.

„Wir haben die Schilde verloren“, sagt Vera und bestätigt, was ich bereits an den Sirenen erkennen kann.

„Noch so ein Treffer und wir ...“, setzt sie an, doch weiter kommt sie nicht. In diesem Augenblick trifft ein Schuss die Außenhülle und reißt ein kleines Loch. Alarmsirenen schrillen. Der nächste Treffer geht direkt ins Antriebssegment und es kommt zu einer Explosion am Heck der ASHOKA. Ich versuche, die Kontrolle über das Raumschiff zu behalten. Der Planet Gunis kommt in meinem Sichtfenster immer näher. Wir sind bereits in seiner Anziehungskraft gefangen. Ich sehe zu Vera.

„Okay, ich versuche den Vogel irgendwie runterzubekommen, ohne dass wir einen gigantischen Krater verursachen. Danach sehen wir weiter“, sage ich.

„Bist du dir sicher? Glaubst du nicht, wir sollten lieber versuchen, im Orbit zu bleiben?“, fragt sie, doch ich winke ab.

„Die werden uns vom Himmel holen“, erwidere ich.

Wie zur Bestätigung erzittert die ASHOKA erneut unter einem Treffer. Eine andere Sirene beginnt nun zusätzlich zu kreischen. Kurzzeitig wird es dunkel im Cockpit. Dann springt das Notaggregat an und ich habe wieder ein wenig Energie.

SF-Abenteuer Paket Februar 2019: Fremde Erden

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