Читать книгу Gefangene der Welten - Hazel McNellis - Страница 11
7.
Оглавление„Ihr müsst die Auserwählte sein, nehme ich an?“
Richard saß am Feuer und stocherte mit einem dünnen Zweig in der Glut herum. Überraschung zeichnete sich in Sydneys Gesichtszügen ab. Auserwählte? Was hatte das zu bedeuten?
„Entschuldigung, aber was meinen Sie damit?“, fragte sie.
Richard hob den Blick und blinzelte sie erstaunt an. Dann sah er zu Damian, der an einem Baum lehnte. „Weiß sie es denn nicht?“
Sydney brannte vor Neugier. „Was weiß ich nicht?“
Ihr Blick huschte zwischen den beiden Männern hin und her. Damian warf ihr einen Blick aus halbgeschlossenen Lidern zu und murmelte: „Nein. Noch nicht.“
Richard betrachtete seinen Freund nachdenklich. Dann lächelte er und wechselte das Thema.
„Ich habe im Übrigen in Kaldoran mit einem alten Schmied gesprochen. Leider war er zunächst nicht sehr gesprächig, aber das hat sich recht schnell geändert, möchte ich behaupten.“
Das Grinsen seines Freundes erwidernd, sagte Damian: „Davon bin ich überzeugt, mein Freund.“ Ihre Blicke trafen sich kurz. „Was hatte er zu sagen?“ Das Lächeln verblasste aus Richards Zügen.
„Leider nicht viel. Er sagte, er habe sie zuletzt vor Jahren gesehen. Seitdem wisse niemand, wo sie sei. Der Alte äußerte, dass er vor einiger Zeit die Hufe eines Pferdes beschlagen habe, deren Besitzerin erstaunlich gut auf die Beschreibung passe.“
Gedankenverloren schärfte Damian seinen Dolch.
„Wen hat der Mann zuletzt vor Jahren gesehen?“
Diese beiden Männer, einfach gekleidet und äußerlich wie altertümliche Krieger daherkommend, weckten Sydneys Interesse. Mehr sogar, als sie selbst es für möglich gehalten hätte. Um wen es in ihrer Unterhaltung wohl ging? Wer war diese Frau, die Damian offenbar suchen ließ?
Richard blickte sie an. Bedauern legte sich wie ein Schatten über sein Gesicht, als Damian es war, der ihr antwortete: „Das tut nichts zur Sache. Verschwendet Eure Gedanken nicht an dieses Thema.“
Sydney sah ihren Entführer an. Sein Blick bohrte sich in ihre Augen und hielt sie mit unnachgiebiger Härte gefangen. Er blinzelte nicht einmal und es war schließlich Sydney, die sich abwandte. Es verärgerte sie, dass er sie wie ein Kind behandelte. Er war es doch, der sie entführt hatte! „Habe ich denn kein Recht etwas mehr über die Hintergründe meiner Entführung zu erfahren?“
„Ihr seid meine Gefangene. Daher habt ihr keine Rechte. Diese Thematik hat außerdem nicht das Geringste mit Euch oder Eurer Entführung zu tun. Schlaft jetzt! Morgen reiten wir weiter.“
Düster funkelte er sie an. Er duldete keinen Widerspruch.
Wütend presste Sydney die Lippen zusammen und kehrte den beiden Männern verstimmt den Rücken zu.
„Warum hast du es ihr nicht erzählt?“
Richards Stimme durchschnitt die klare Nachtluft, als Sydney längst schlief. Damian zuckte gleichgültig mit den Schultern.
„Das ist Lan’tashs Aufgabe. Es macht keinen Sinn, es ihr jetzt zu erzählen. Ich bin es schließlich, der mit ihr durch den Wald reiten muss.“
Er warf seinem Freund einen Blick zu, der mehr als deutlich machte, was er davon hielt, mit einem kratzbürstigen Weibsbild unterwegs sein zu müssen. Sie würde eindeutig die Flucht ergreifen, sobald sie den Grund für ihre Entführung erfuhr. Verstehend nickte Richard. Dann grinste er und fragte: „Ist dir ihre Attraktivität aufgefallen?“
„Rich, meinst du, ich bin blind?“
„Wer weiß, mein Freund. Wer weiß.“ Eine Augenbraue hob sich. „Du schienst in letzter Zeit ziemlich beschäftigt zu sein mit der Suche.“ Plötzlich vertiefte sich Richards Grinsen. „Zu schade, dass sie die Auserwählte ist und dein Gefallen findet. Ich hätte nur allzu gern herausgefunden, ob sie auch anderweitig leidenschaftlich ist…“ Seine blauen Augen hefteten sich interessiert auf Sydneys Gestalt, als ihn ein Stein an der Schulter traf. Amüsiert blickte er seinen Freund an.
„Ach, das ist in Ordnung, mein Freund. Du hast vor mir nichts zu befürchten. Ich weiß, dass dieser Schatz dir gehört.“ Er blinzelte verschwörerisch und Damian lachte leise, während er seinen Kopf schüttelte.
„Das weiß ich durchaus, Rich. Ich wollte nur sichergehen, dass du das auch weißt.“ Das amüsierte Funkeln in seinen Augen verblieb noch etwas, als er seinen Blick wieder auf seine Braut richtete.
Als Sydney sich am Nachmittag im See wusch, hatte er an einem der Bäume gelehnt und gab vor, Wache zu halten. Zuvor hatte sie sich vehement geweigert, ihre Kleidung abzulegen, und wusch daher nur das Nötigste.
Richard war derweil zu ihrem Lager gegangen, um etwas zu essen, während Damian sich bei ihm damit entschuldigte, die Auserwählte bewachen zu müssen, damit sie keine Dummheiten machte. Dabei war es ihm einerlei, was sein Freund von ihm denken mochte. Fakt war, dass seine Zukünftige ihn körperlich anzog.
Ihre grünen Augen, gepaart mit dem dichten Haar, das im Sonnenlicht kupfern schimmerte, ließen ihn an eine ungezähmte Wildkatze denken und der Anblick ihrer schlanken Waden ließ ihn schlucken. Er hatte einen Punkt erreicht, an dem er sich danach verzehrte, sie auf eine andere, tiefergehende, Weise als bisher berühren zu dürfen. Etwas in seinem Innersten verlangte danach, sie zu küssen und in seinen Armen zu halten. Dass die Auserwählte derart attraktiv war, machte es ihm nicht leichter.
Er wusste, Lan’tash vertraute ihm.
Er wusste, er sollte, durfte, sie nicht anrühren, ehe Lan’tash ihr alles erklärt hatte.
Doch nie und nimmer hätte er damit gerechnet, dass sich dies als derart schwieriges Unterfangen herausstellen würde.
Als der nächste Morgen anbrach, fühlte sich Sydney erschöpfter als am Abend zuvor. Das Nächtigen auf dem harten Waldboden gefiel ihrem Körper nicht besonders. Jeder Muskel schmerzte. Damian und Richard waren längst wieder auf den Beinen, hielten ihre Köpfe beisammen und flüsterten miteinander, als sie erwachte und die Augen aufschlug. Richards Augenbrauen waren konzentriert zusammengezogen, während Damian eindringlich zu ihm sprach. Kurz fragte sie sich, worüber es in ihrer Unterhaltung wohl gehen mochte, doch sie schwieg. Man würde ihr ja doch nichts anvertrauen. So setzte sie sich langsam auf und begann mit den Schultern zu kreisen. Sie bereute dies jedoch sofort, als ein stechender Schmerz durch ihre Schulter zog, der sie einen Schmerzenslaut ausstoßen und reflexartig nach dem Gelenk greifen ließ. Ihre Schulter war vollkommen steif und verkrampft. Sie hatte die Nacht seitlich liegend verbracht. Offenbar hatte dies ihrer Schulter gar nicht gefallen.
Beim Klang ihres zischend entweichenden Atems wandten sich die Köpfe der beiden Männer ihr zu. Damians dunkle Augen blickten besorgt von ihrem Gesicht zu ihrer Schulter, die sie mit einer Hand umfasst hielt, als könne sie so den Schmerz lindern. Sie hielt ihre Augen vor Schmerz geschlossen und ihre Lippen fest zusammengepresst. Damian kam auf sie zu.
„Was ist los?“
Der herrische Tonfall seiner tiefen, volltönenden Stimme drang an ihr Ohr. Noch ehe sie ihm antworten konnte, war er bereits an ihrer Seite und griff nach ihr.
„Es ist nur die Schulter. Vermutlich hab ich falsch gelegen letzte Nacht…“
Damians Blick huschte besorgt über ihr Gesicht, nahm die Rötung ihrer Wangen wahr und die feucht schimmernden Augen. Rasch wandte er sich ihrer Schulter zu, ehe der Anblick ihrer Augen ihn zu einer Dummheit verleiten konnte. Vorsichtig begann er, ihre Schulter zu massieren und die verkrampften Muskeln zu lösen.
Sydney konnte nicht anders. Als sie spürte, wie das Blut zu zirkulieren begann und sich ihre Muskeln entspannten, seufzte sie leise und schloss die Augen.
Damian rang dagegen mit seiner Selbstbeherrschung und versuchte sich auf die bevorstehende Reise zu konzentrieren, scheiterte jedoch kläglich. Immer wieder wanderte sein Blick zu ihrem Gesicht und blieb an ihrer vollen Unterlippe haften. Wie gerne er sie küssen würde. Hier und jetzt. Sie einfach in seine Arme ziehen und…
Richard räusperte sich verhalten und warf Damian einen Blick zu, der sowohl sein Verständnis für ihn ausdrückte, als auch eine Warnung beinhaltete. Er wusste um Damians Situation besser als jeder andere. Er sah es als seine Pflicht, seinen Freund an seine Verantwortung zu erinnern.
Sofort ließ Damian von Sydneys Schulter ab und erhob sich.
„Du musst gehen?“, fragte er Richard. Dieser blickte belustigt das Paar an.
„Nun, so gerne ich auch eure Gesellschaft genießen möchte, so habe ich doch noch einige Besorgungen zu machen, wie du weißt.“
Sein Blick fiel auf Sydney. Diese erhob sich und bedauerte ein wenig, dass Richard nicht länger blieb. Sie hatte keine Gelegenheit gefunden, sich näher mit ihm zu unterhalten, um herauszufinden, ob er bereit war, ihr zur Flucht zu verhelfen oder nicht.
Richard trat auf sie zu und warf ihr sein entwaffnendes Lächeln zu. Als er vor ihr zum Stehen blieb und nach ihrer Hand griff, um einen zarten Abschiedskuss auf ihren Handrücken zu hauchen, huschte Sydneys Blick rasch zu Damian herüber, der sie bereits genau beobachtete.
„Bitte helfen Sie mir!“, murmelte sie Richard zu.
Irritiert hob er seinen Kopf. „Wie meint Ihr, Madame?“
Ein zweiter hektischer Blick zu Damian. Sydney geriet ins Schwitzen. Was sollte sie tun? Ihr musste doch jemand helfen?
Entschlossen schlang sie ihre Arme um Richards Hals und zog ihn zu sich heran. „Bitte helfen Sie mir! Er hält mich gegen meinen Willen fest!“
Und schon war der Moment wieder vorüber. Sydney löste sich mit einem aufgesetzten Lächeln von ihm. Verwirrt starrte er sie an.
„Es ist wirklich bedauerlich, dass Sie schon gehen müssen, Mr. Pattsworth! Ich hätte Sie gerne näher kennengelernt!“
Unsicher starrte sie ihn an. Würde er ihr helfen?
Richard, völlig überrumpelt von Sydneys stürmischer Umarmung, erwiderte automatisch: „Das Vergnügen war ganz auf meiner Seite, Madame. Ich freue mich bereits darauf, Euch demnächst wiederzusehen.“
Damian trat an sie beide heran. Wachsam und mit Misstrauen in den dunklen Augen blickte er von Richard zu Sydney.
„Ist alles in Ordnung?“
Sydney hörte den scharfen Unterton in seiner Stimme und senkte unsicher den Blick. Ob er etwas gemerkt hatte?
„Ja, sicher, alles ist bestens…“ Richard fasste sich schnell wieder und lächelte seinen Freund an. „Vielleicht ist deine Begleitung es ja nur leid mit einem Griesgram wie dir unterwegs sein zu müssen.“
Dabei schaffte er es, Damian vergnügt zuzublinzeln. Dieser warf Sydney einen weiteren wachsamen Blick zu. Dann grinste er und die Männer klopften sich zum Abschied auf die Schultern, ehe Richard zwischen den Bäumen verschwand.
Stille breitete sich aus. Selbst die Vögel schwiegen für einen Augenblick.
Sydney hob zögernd ihren Blick und begegnete Damians düsteren Augen. Misstrauisch taxierte er sie. Seine Brauen waren zusammengezogen und mit quälender Langsamkeit maß er ihre Gestalt vom Scheitel bis zur Sohle. Sydney wurde unruhig unter seinem Blick. Was hatte er vor? Was ging in seinem Kopf herum? Sie biss sich unsicher auf die Unterlippe, verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust und hatte das Gefühl, sein Blick würde sich in ihre Haut brennen.
Was verbarg sie vor ihm? Damian wusste, dass seine Zukünftige faktisch eine Unbekannte war. Doch warum hatte sich niemand bemüht, herauszufinden, was sie zuvor für ein Leben geführt hatte? Dabei zusehen zu müssen, wie die Auserwählte, seine Braut, seinem loyalsten Freund die Arme um den Hals warf, erschütterte ihn zutiefst.
War sie womöglich ein leichtes Mädchen?
Ihr Umgang mit Richard ließ diese Vermutung zu. Ob Lan’tash wusste, wie ihr Leben auf der anderen Seite aussah?
Er wandte den Blick ab.
Es wurde Zeit, dass sie weiterritten.
Am späten Nachmittag zogen schwere, dunkelgraue Wolken über ihren Köpfen auf und feiner Regen benetzte ihre Haut. Sydney fröstelte und schlang Damians Umhang, den er um sie beide gewickelt hatte, enger um ihren Körper.
Sie saß vor Damian im Sattel und fragte sich, wohin er sie bringen würde. Das Geräusch des Regens, der auf das Laub prasselte, erfüllte die Luft um sie herum. Sämtliche Vögel schwiegen und Damian schien ganz in seinen eigenen Gedanken versunken.
Sydney dagegen wälzte einen Gedanken nach dem anderen in ihrem Kopf und kam doch zu keinem sinnvollen Schluss. Zum dutzendsten Mal fasste sie die Erlebnisse zusammen, stets der Hoffnung folgend, eine wertvolle Information übersehen zu haben.
Damian hatte sie überfallen und entführt. Ohne ihr mitzuteilen, was er bezweckte. Zu Beginn glaubte sie, er habe sie entführt, um ein Lösegeld zu erpressen, doch die Begegnung mit Richard hatte sie verwirrt. Er hatte sie die Auserwählte genannt. Doch auserwählt wozu? Es nagte an ihr, nicht zu wissen, was er gemeint hatte. Außerdem war da noch die verwirrende Tatsache, dass Damian jemanden – eine Frau – suchte.
Der Moment am See schlich sich in ihre Gedanken. Damian hatte derart dicht vor ihr gestanden, dass sie die Hitze seines Körpers durch die Kleidung hindurch spüren konnte. Die Erinnerung ließ ihr Herz aufgeregt in der Brust schlagen. Er hatte sie küssen wollen, dessen war sie sich sicher. Doch warum? Was ging in diesem verwirrend gutaussehenden und verschwiegenen Mann vor?
Sie hatte vorgehabt, schon längst wieder auf dem Weg nach Hause zu sein, doch er bewachte sie ständig mit Argusaugen. Zwar fesselte er sie nicht länger, doch dafür folgte er ihr auf Schritt und Tritt. Musste sie ein dringendes Bedürfnis stillen, so konnte sie sicher sein, dass Damian genau mitbekam, ob sie ihn nur anschwindelte oder nicht.
Nachdem Richard sie verlassen hatte und sie sich ihrer einzigen Hilfe zur Flucht beraubt sah, hatte sie beschlossen, die Sache voranzutreiben und so schnell wie möglich von Damian fortzukommen. Es konnte nicht sein, dass er sie immer weiter von der silbrigen Wand, Jack und ihrem Zuhause fortbrachte und sie tatenlos dabei zusah.
Sie musste fliehen.
Daher hatte sie nicht länger gezögert und zu Damian gesagt, dass sie kurz in die Büsche müsse. Zunächst lief es ganz genau so, wie sie es erwartet hatte. Er hatte genickt und war ihr gefolgt, ehe sie ihn darum bat, sich umzudrehen, was er schweigend getan hatte. Sydney hatte seinen breiten Rücken für einen kurzen Moment angeblickt und sich ihrerseits schließlich umgedreht. So schnell sie konnte und es die Bäume und Büsche zuließen, lief sie durch den Wald.
Sie rannte noch immer, als seine Gestalt plötzlich vor ihr aus dem Unterholz schoss. Sie konnte ihm nicht ausweichen und prallte prompt gegen seine breite Brust. Seine Hände umfingen sie, kaum dass sie zurücktaumelte, und ehe sie sich versah, hatte er sie bereits so fest an sich gezogen, dass sie vollkommen bewegungsunfähig war.
„Das war eine törichte Idee, Mädchen. Ich habe Euch vorgewarnt, dass eine Flucht zwecklos wäre. Doch ich hätte wissen müssen, dass Ihr dem keine Beachtung schenkt…“
Sein scharfer Tonfall durchschnitt die Luft zwischen ihnen wie ein Messer und seine dunklen Augen blickten hart auf sie herab. Sydney schluckte. Eine hitzige Antwort lag ihr auf den Lippen. Sie öffnete den Mund, um zu sagen, was sie von ihm hielt, als sich seine Lippen auf ihren Mund pressten und er sie küsste.
Mit unnachgiebiger Härte zwang er ihre Lippen auseinander und plünderte ihre Mundhöhle, als sei es eine Schatzkammer. Vollkommen überrascht, erstarrte Sydney in seinen Armen. Unerbittlich rieben seine Lippen über ihre. Sie spürte bereits, wie der anfängliche Widerstand zu schwinden begann. Ein kleiner Teil in ihr flehte, dass sie sich doch wehren möge. Doch da war noch ein anderer Teil in ihr, größer und mächtiger, der in den Armen ihres Entführers lag und kaum wusste, wie ihr geschah. Ihre Seele schmolz unter seiner ungestümen Berührung. Erst als ihr Widerstand vollends bröckelte und sie ein Stöhnen nicht mehr unterdrücken konnte, löste Damian seine Lippen von ihr und starrte sie nachdenklich an. Ganz so, als wäre er selbst von der Kraft ihrer beider Emotionen überrascht. Eine seiner Hände lag an ihrer Wange, während die andere Hand ihre Taille umschlang. Seine Augen hatten die Farbe dunkler Schokolade angenommen und der Ausdruck der Härte und Gewalt war etwas Anderem gewichen. Etwas Natürlicheres und Instinktives lag in seinem Blick.
Sydney bemerkte, wie etwas tief in ihrem Innern zu flattern begann. Ihre Hände lagen flach auf seinem Brustkorb und der verwirrende Drang, ihre Finger unter den zarten Stoff seines Hemdes gleiten zu lassen, ließ ihre Fingerspitzen kribbeln. Unsicher und über alle Maßen verwirrt, starrte sie ihn an.
„Ich hoffe, Euch ist klar, was Ihr mit Euren Dummheiten heraufbeschwört“, raunte er. Der heisere Klang seiner Stimme und sein Atem, der heiß über ihr Gesicht strich, berauschte sie. Sydney bemühte sich nach Kräften ihre Gefühle zu sortieren und nickte hastig. Damian trat einen Schritt zurück und führte sie zurück zu Schara’k, wo er sie vor sich auf den Sattel zog und sie ohne ein weiteres Wort losritten.
Und nun saß sie hier in seinem Umhang gehüllt, dicht an ihn gepresst mit tausend kleinen Schmetterlingen in ihrer Magengrube, und wusste nicht, wohin mit ihren Gedanken. Sobald sie versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen, landete sie doch nur wieder bei dem Kuss und der verwirrenden Nähe zu Damian.
Sydney hatte keine Ahnung, ob Damian auch daran dachte. Sie für ihren Teil war dermaßen verwirrt, dass sie kaum mehr wusste, was sie tun oder denken, geschweige denn fühlen sollte. Ununterbrochen klopfte ihr Herz aufgeregt gegen ihre Rippen und das Gefühl von Damians Armen, die sie umfingen, verbesserte ihr Gefühlschaos in keiner Weise. Sie wünschte sich, er würde ihr einen Moment der Einsamkeit gönnen, sodass sie ihre Gefühle neu ordnen konnte.
Sein verwegener Kuss, so ganz anders als Jacks sanfte Annäherung in der Hütte, basierend auf gegenseitigem Einverständnis, hatte sie vollkommen aus der Bahn geworfen. Er hatte sie nicht zu irgendetwas zu überzeugen versucht. Sein Kuss war nicht als sanfte Verführung zu verstehen gewesen.
Nein.
Der Kuss ihres Entführers, dieses Fremden, war ein Raubzug gewesen. Ein gewalttätiger Überfall.
Und dennoch… dennoch lag etwas in seinen Augen, was Sydney dermaßen verwirrte, dass sie mit einem Mal nicht mehr sicher war, was das Richtige für sie war.