Читать книгу DAS Erste Große BetrugsOpferBUCH - Hedwig v. Knorre - Страница 138
Meine Vorstellung
ОглавлениеIn meine Vorstellung passte es, dass ein Paar, bestehend aus einem Mann und einer Frau, einander näher kommen können, einander tief verbunden sein können, einander lieben, einander heiraten. Solch eine Beziehung war nach meiner Vorstellung kein Paradies, sondern barg durchaus bestimmte Probleme. Nach meiner Vorstellung waren dies überwindbare Probleme, vorausgesetzt, beide Seiten zeigten echtes Interesse am Gegenüber, an der Beziehung und am gemeinsamen Leben mit all seinen Aufgaben. In diesem Fall konnten bewältigte Probleme sogar zu einer Intensivierung der Partnerschaft beitragen nach dem Motto „Krisen schweißen zusammen“.
Das war meine Vorstellung.
Während meines Studiums hatte ich eine fundierte Ausbildung als Paarberaterin gemacht. Dadurch war meine Vorstellung einer Paarbeziehung sehr realistisch geworden. Ich war sicher – soweit sich ein Mensch sicher sein kann – in Jochem den passenden Partner gefunden zu haben. In meiner Situation ein echter Glücksfall! Denn es gibt durchaus Männer, die gerne Kinder um sich haben, auch wenn es nicht die eigenen sind; Männer, die eine Frau mit Kindern und Hund von Herzen aufrichtig und dauerhaft lieben. Aber sie sind selten, und solch ein seltenes Glück war Jochem für mich. Wie hätte ich mich NICHT auf ihn einlassen können? Ich wollte auch die Heirat. Sie sollte für mich das Signal sein „er meint es ernst mit mir!“ und für ihn „ich meine es ernst mit ihm!“ Ich rechnete mit Proble-men, die auf uns zukommen würden und die wir gemeinsam zu bewältigen hätten, und die Heirat war in meiner Vorstellung die Basis für einen ernsthaften Umgang mit künfti-gen Problemen. Damit wir einander letztlich Bereicherung sein können.
Was ist daran falsch? Nichts. Oder? Alles?
Wann haben vernünftige Paare aus anderen Gründen einander das Ja-Wort fürs Leben gegeben? Diesen „Bund fürs Leben“ samt Staatsakt im staatlichen Standesamt, steht er nicht unter dem besonderen Schutz des Staates, eben WEIL er so wichtig ist für die Gesellschaft?
Und wenn eine Ehe dann doch nicht funktioniert, ist es immer wieder neu tragisch. Eine Scheidung ist ein schwerer Schicksals-schlag. Selbstverständlich war mir klar, dass uns nicht nur der Tod auseinander bringen könnte, dass es da noch mehr Möglich-keiten gab. Das müssten wir dann durch eine Scheidung offiziell machen. Doch wie alle anderen Paare, die vor dem Standes-beamten erscheinen, war ich voller Hoffnung und guten Willens, mein bestes zu tun. Das wollte ich ihm sozusagen „mit Brief und Siegel“ geben. Das gleiche erwartete ich von Jochem, meinem Mann. Natürlich hatten wir darüber gesprochen.
In meinem Umfeld gibt es viele funktionierende und manche richtig guten Ehen und Familien, in denen diese Vorstellung normal ist. Verwandte und Freunde kommen mit dieser Vorstellung gut durchs ganze Leben. Alle paar Jahre bin ich in meinem Umfeld auf Hochzeiten eingeladen, die in der gleichen Vorstellung geplant und gefeiert werden. Da stellt sich selbstverständlich niemand vor, dass eine der beiden Personen, die sich das „Ja-Wort“ geben, die andere Person samt Kindern zerstören will. Sonst wäre es ja kein Grund zum Feiern.