Читать книгу Ermordet in Kabul - Heidemarie Führer - Страница 8
ОглавлениеPROLOG
Nun öffnete das Lamm das fünfte Siegel.
Da sah ich am Fuß des Altars die Seelen derer,
die umgebracht worden waren, weil sie an Gottes Wort festgehalten
und sich zur Botschaft von Jesus bekannt hatten.
Mit lauter Stimme riefen sie:
»Du heiliger und gerechter Herrscher!
Wie lange dauert es noch,
bis du über die Bewohner der Erde Gericht hältst
und sie dafür zur Rechenschaft ziehst,
dass unser Blut an ihren Händen klebt?«
Daraufhin
erhielt jeder von ihnen ein weißes Gewand,
und es wurde ihnen gesagt,
sie sollten noch eine kurze Zeit Geduld haben.
Ihre Zahl sei noch nicht vollständig;
denn auch unter ihren Geschwistern,
die wie sie Gott dienten, gebe es noch solche,
denen es bestimmt sei,
dasselbe Schicksal zu erleiden
und für ihren Glauben zu sterben.
Offenbarung 6,9-11 (NGÜ)
Mai 2017. Es ist Nacht in Kabul. Eine milde Wärme liegt über der dunklen Stadt. Kaltes Mondlicht fließt über die Hügel und die schneebedeckten Gipfel der Berge ringsum. Ein heftiger Wind rüttelt schon seit Stunden an den klapprigen Türen und Fensterläden der Häuser. Im siebten Polizeidistrikt haben sich die Bewohner eines Compounds in ihre Wohnungen zurückgezogen. Der Wachmann genießt hinter dem Tor, das zu dem Wohnkomplex führt, sein einfaches Abendbrot.
Ein Auto hält vor dem Tor. Türen werden zugeschlagen. Es wird energisch an die metallene, blau gestrichene Tür geklopft. Der Wächter öffnet. Sie töten ihn schnell und lautlos.
Zwei Frauen sitzen gemütlich beim Abendessen. Sie haben sich viel zu erzählen. Eine von ihnen hört verdächtige Geräusche, die andere meint, es sei der Wind. Doch schon stehen dunkle Gestalten im Türrahmen. Ein gellender Schrei zerreißt die Stille. Drei Schüsse aus nächster Nähe treffen eine der beiden Frauen tödlich, die andere wird betäubt und schnell weggeschleppt. Der Wagen fährt mit quietschenden Reifen davon.
Grauweiße Wolken schieben sich wie ein Schleier vor den bleichen Mond.
Es ist 19:30 Uhr, Ortszeit.