Читать книгу Ein einziges Wort - Heidy Spaar-Lindenberger - Страница 9
ОглавлениеWeihnachten
Ich schmücke wie jedes Jahr eine drei Meter hohe Blautanne mit türkisfarbenen Discokugel, weißen Tauben und silbernen Maschen. Zu Weihnachtsmusik steige ich auf die hohe Leiter und singend verwandle ich die Tanne in ein romantisches Kunstwerk. Eine Augenweide in unserem mintgrünen Wohnzimmer. Unsere Kinder laden zum Fest immer auch ein paar Freunde ein, dazu gesellen sich auch mein Bruder und die Schwester mit ihren Kindern. Die Stube ist zum Bersten voll und wir singen „Halleluja“ und in mir tönt es: Halleluja, bald ist es soweit.
Zu Hause werde ich langsam, aber sicher von allen Tätigkeiten ausgeschlossen, mit der Begründung „Wenn du nicht mehr da bist, müssen wir auch zurechtkommen“. Da werden Listen erstellt, Menüs besprochen. Waschpläne ausgearbeitet. Teamsitzungen abgehalten. Alles Angelegenheiten, die ich schon längst einführen wollte, jedoch nie dafür Gehör gefunden habe. Ja, ich durfte nicht einmal gute Ratschläge erteilen, sie wussten selbst, wie sie das Haus managen wollten.
Genauso im Geschäft: Die Kunden vertrauen plötzlich meinen Mitarbeiterinnen, ich werde unwichtig. Ich verteile die einzelnen Arbeitsgebiete und sie können es kaum erwarten, bis ich weg bin.