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11.

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»Warum haben die in der Werkstatt deine Karre nicht gleich als Sondermüll entsorgt oder wenigstens mal ausgemistet?« Lükka schob mit dem Fuß einen offenen kleinen Karton beiseite, in den sie beim Einsteigen Romans Kassettensammlung vom Beifahrersitz gefegt hatte. Mehrere Straßenkarten und Notizzettel hatte Roman zuvorkommend selbst zusammengerafft und zusammen mit einer angebrochenen Colaflasche auf den Rücksitz geworfen.

»Wieso, ich habe doch gerade erst aufgeräumt. Ich hab nur Sachen dabei, die ich brauche.«

Lükka schaute über die Schulter in den Laderaum. Außer Romans Rucksack, dessen Reißverschlüsse ausnahmslos ein paar Zentimeter offen standen, entdeckte sie auf einen Blick ein Paar Gummistiefel, einen Pullover, drei Pakete Taschentücher und einen Schlafsack. Im Seitenfach der Beifahrertür steckten eine Kombizange, drei Kulis und ein Bolzenschneider. Streichhölzer lagen im Fußraum neben der Taschenlampe. Fürs Überleben in der ostfriesischen Wildnis alles dabei.

»Fehlt nur noch ein Zelt«, meinte Lükka.

»Das liegt unter der Regenjacke. Aber nun erzähl mal lieber, was du rausgekriegt hast.«

Lükka seufzte. Wenn es um seine ganz persönliche Ordnung ging, war Roman ironieresistent. Vermutlich setzte er einfach andere Prioritäten als seine Kollegin oder überhaupt die meisten anderen Menschen. Erstaunlicherweise verschlampte er trotzdem nichts Wichtiges oder fand zumindest alles rechtzeitig wieder.

Außerdem hatten sie keine allzu lange Fahrt vor sich, das Briefing konnte also nicht länger warten.

»Ich habe, wie besprochen, beim Ausländeramt angerufen und mit Wilma Poppen gesprochen …«

»Warum heiratet die Frau nicht einfach?«, unterbrach Roman. »Ich würde doch zusehen, dass ich diesen Namen möglichst schnell loswerde.«

»Damit sollte sie noch ein bisschen warten. Ihr derzeitiger Lover hat einen genauso klangvollen ostfriesischen Namen wie sie. Im Moment ist sie mit Tjark Ficken zusammen.«

Roman verschluckte sich fast vor Lachen. Sein Termin in der Gerichtsmedizin musste ihn ziemlich geschlaucht haben. Lükka kannte das Phänomen: Je übler es ihm ging, desto fragwürdiger wurde Romans Humor.

Als sie den Bahnhofskreisel mit der gelbschwarzen Untiefentonne umrundeten, hatte er sich aber schon wieder im Griff.

»Ficken – ist das nicht dieser Spillerige vom Anzeigenblatt, der mit den Dumbo-Ohren?«

Lükka brummte zustimmend. »Erst wollte sie nicht recht mit der Sprache rausrücken, das Ausländeramt hat sich da wohl nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Aber dann hat sie zugegeben, dass ihnen vier Kinder verloren gegangen sind, die sie eigentlich abschieben wollten. Die Beschreibung stimmte. Ich bin dann noch rübergegangen und habe ihr die ansehnlichsten Bilder von den beiden Kleinen gezeigt. Den Großen habe ich ihr erspart. Sie ist einigermaßen sicher, dass es sich bei den Kleinen um Daud und Songûl Bihal handelt. Der ältere ist Massoud. Und der vierte heißt Chalid.«

Sturm im Zollhaus

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