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Kapitel 5: Der Aufbruch

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Holger Kolbrink sah den beiden jungen Leuten mit gemischten Gefühlen zu, als sie die letzten Sachen für ihre bevorstehende Reise zusammenpackten. Sondra Wieland und Andreas Laurenz wirkten fast wie zwei Teenager vor einer Klassenfahrt.

„Nun guck doch nicht so besorgt, Holger. Es wird alles gut gehen“, versuchte Sondra ihren väterlichen Freund zu beruhigen, als sie seinen Blick bemerkte.

„Ich war einmal da, vor etwa dreißig Jahren. Ich weiß, welche Gefahren da auf einen lauern können. Ich habe es selbst erlebt!“

Sondra ging zu ihm und schlang ihre Arme um seinen Hals.

„Du weißt doch, dass ich gehen muss. Außerdem passt Andreas auf mich auf.“

Andreas grinste und nickte zustimmend.

Die letzten dreieinhalb Wochen waren wie im Flug vergangen. Der Prozess gegen Gregor Baier war tatsächlich auf März des nächsten Jahres festgesetzt worden. Aufgrund der Fahrerflucht, die er begangen hatte, blieb Gregor in Untersuchungshaft.

Andreas hatte sofort, nachdem der Prozesstermin feststand und somit auch der Abreisetermin nach Vilgard, seinen Urlaub beantragt. Vorsichtshalber volle sechs Wochen, falls er und Sondra etwas angeschlagen von ihrem Abenteuer zurückkehren sollten. Andreas hatte auch drei vordatierte Briefe an seine Familie geschrieben. Er und Sondra hatten als Reiseziel Peru angegeben. Ein Freund von Holger Kolbrink, der schon seit Jahren in Peru lebt und arbeitet, würde diese Briefe zu festgesetzten Zeitpunkten vor Ort verschicken.

Falls Sondra und Andreas nicht wiederkommen sollten, so wären sie dann im Urwald verschollen.

Bei diesem Gedanken schüttelte Holger sich.

„Wo habt ihr eure Pässe hinterlegt?“

Sondra ging zu einer Nische in der Küche und zog einen Stein beiseite. Dahinter befand sich eine Metallschatulle.

„Es ist alles organisiert. Die Flugtickets, das Check-in, das Boarding, alles ist organisiert, Holger.“

Holger seufzte schwer und kratzte sich am Hinterkopf.

„Es kommt mir nur so vor, als ob wir etwas illegales tun“, meinte er schließlich.

„Na ja, ganz legal ist es nicht. Aber auch nicht wirklich verboten“, sagte Andreas, während er seine Dienstpistole und den Dienstausweis in der Metallschatulle verstaute.

„Wir schaden niemandem. Und das ist alles, worauf es ankommt“, sagte Sondra abschließend.

„Aber können die Leute in Vilgard nicht selbst eine Lösung für ihre Probleme finden? Warum musst du da unbedingt hin?“

Sondra lächelte gequält. Es tat ihr weh zu sehen, wie Holger sich um sie sorgte.

„Vaters letzte Worte, die er in die Dielen des Arbeitszimmers gekratzt hatte, waren eindeutig. Durch die Sache mit Gregor ist ein weiteres Jahr in Vilgard vergangen. Vater kam vor zwei Monaten zurück und starb. Jeder weitere Monat hier ist ein weiteres Jahr in Vilgard. Ich kann nicht länger warten.“

Ihre Stimme war eindringlich geworden, ihr Blick flehte um Verständnis.

Holger Kolbrink zuckte resignierend mit den Schultern und umarmte Sondra.

„Du bist wie eine Tochter für Renate und mich.“

Sondra schluckte. „Ich weiß. Und ich liebe euch beide genauso, wie ich meinen Vater geliebt habe. Ihr ward immer für mich da und das vergesse ich nicht. Hier ist mein Zuhause, nicht in Vilgard. Aber da ist meine Bestimmung, und das weißt du.“

Andreas Laurenz war froh, das Sondra in Holger einen väterlichen Freund hatte. Lächelnd stopfte er ein weiteres Paar Socken in seinen Rucksack.

Sondra hatte ihn zu einem Ausstatter geschickt, der ihn modisch auf den Stand von Vilgard gebracht hatte. Natürlich unter dem Vorwand, an einem Mittelalterspektakel teilzunehmen. Seine Oberbekleidung, seine Schuhe, Teile seiner Unterkleidung und sogar sein Rucksack sahen aus, als ob sie aus dem 12. Jahrhundert aus Mitteleuropa stammte. Trotzdem gab es Zugeständnisse des 21. Jahrhunderts. Das Material war ein Lederimitat, das normale Wettereinflüsse und Regenwasser standhielt. Der Rucksack hatte viele Innenfächer und war so gegurtet, dass der Träger keine Rückenschmerzen davontrug.

Sondra hatte den gleichen Rucksack. Auch sie bevorzugte die Bequemlichkeiten des 21. Jahrhunderts.

Andreas ließ seine Lesebrille in ein Lederetui gleiten und verstaute es in einer der oberen Innenfächer. Dann schnallte er die Schlafsackrolle am Rucksack fest.

„Fertig“, sagte er und schaute sich noch mal um.

„Die Natur ruft!“, sagte Sondra und sprang aus der Küche.

Andreas lachte leicht, aber Holger Kolbrinks besorgtes Gesicht ließ ihn verstummen.

„Ich verspreche Ihnen, dass ich auf Sondra aufpasse. Ich bringe sie wieder zurück!“, sagte er.

Holger sah den jungen Mann an, der erst vor kurzen in sein Leben getreten war. „Lieben Sie sie?“

Andreas überlegte einen Moment. „Ich weiß es nicht genau, aber ich habe Sondra sehr, sehr gern. Sie ist mir definitiv nicht gleichgültig.“

Andreas musste an seine Mutter denken. Letztes Wochenende hatte sie ihn überraschend besucht und wollte von ihm wissen, warum er in die ´Wildnis` fährt mit einer Frau, die er doch noch gar nicht so lange kennt. Andreas hatte seine Mutter noch nie bewusst angelogen, so dass er ihr ein paar Halbwahrheiten erzählt hatte. Er hatte seiner Mutter erzählt, wie er Sondra kennen gelernt hatte und das er viel für sie übrig hatte.

´Liebst du sie?`, hatte seine Mutter gefragt.

´Ich weiß es nicht, schon möglich. Wenn wir zurück sind und Sondra und ich uns noch vertragen sollten, kann ich sie ja mal mitbringen`, schlug er vor.

´Das gefällt mir nicht!`, murrte seine Mutter.

Andreas hatte sie in seine Arme genommen und versucht zu beruhigen. Er wusste, dass ihm das nicht ganz gelungen war.

Andreas schüttelte die Erinnerung an seine Mutter ab und hängte den Proviantbeutel an seinen Rucksack, überprüfte nochmals die Wasserflaschen von Sondra und sich selbst und nickte zufrieden stellend. Dann tastete er an seine Hüfte, wo ein Dolch hing. In seinem rechten Stiefel steckte ein zweiter, kurzer Dolch.

„Ich werde die Post und die Zeitungen hier auf dem Küchentisch deponieren. Falls mir etwas passieren sollte, wird Thomas Sandmann in das nötigste eingeweiht.“

Sondra, die gerade wieder in die Küche trat, zögerte einen Moment.

„Was sollte dir denn passieren? Hast du Schwierigkeiten?“

„Nein“, lachte Holger. „Aber ich bin auch nicht mehr der Jüngste.“

Sondra sah zum ersten Mal, das Holger wirklich alt geworden war. All die Jahre, die er für ihren Vater Alibis für dessen Reisen aufgebaut hatte.

Die Sorgen um seinen Freund.

Der Verlust seiner Tochter Karin.

Sondra wollte etwas sagen, doch sie wusste nicht, was.

„Lass uns gehen“, raunte Andreas leise in ihr Ohr.

Sondra nickte. Sie ging zu dem Küchenregal und betätigte den Metallhaken. Leise knirschend öffnete sich die Geheimtür zum Weinkeller.

Andreas und Sondra zogen sich Fellmäntel über, die Handschuhe steckten sie sich in die Manteltaschen. Jeder schulterte seinen Rucksack und nahm einen Köcher mit verschieden langen Pfeilen und je einen Kurz- und einen Langbogen.

So gerüstet stiegen sie die Treppe hinunter, gefolgt von Holger Kolbrink.

Als sie sich dem Weinfass näherten, spürte Andreas ein starkes Vibrieren. Auch hörte er den Summton des Tores, nur diesmal eben durch die geschlossene Tür.

„Es hat sich aktiviert“, erklärte Sondra und betätigte den geheimen Mechanismus.

Sie zog ein Amulett, das sie an einem starken Lederband trug, unter ihrem Wams hervor und legte es vor ihre Brust. Eine goldene Sonne, gehalten von zwei schmalen silbernen Händen.

Andreas hatte das Amulett noch nie gesehen.

„Vater trug es immer. Es war sein Schlüssel nach Vilgard. Am Tag seines Todes hatte er es auf der Kellertreppe verloren.“

Andreas nickte nur. Er war erstaunt darüber, wie viel Sondra in seinem Gesicht zu lesen vermochte.

Sondra öffnete die Paneele und zog das Weinfass auf. Der Raum, der sonst stockdunkel war, wurde von einem silbrig schimmernden Licht sanft erhellt.

Das Tor war offen.

Andreas musste kurz an eine Science-Fiction Serie aus dem Fernsehen denke, bei dem ein Tor in andere Welten aktiviert wurde. Die Oberfläche dort erinnerte eher an gebändigtes Wasser.

Das Tor nach Vilgard wirkte wie in flüssiges Silber getaucht.

Das Vibrieren war jetzt mit jeder Faser des Körpers wahrnehmbar.

Sondra und Andreas sahen sich an. Zwischen ihnen herrschte eine Art Non-Verbale-Kommunikation. In den letzten drei Wochen hatten die beiden in jeder freien Minute zusammen gesessen und ihr Vorgehen soweit als möglich geplant.

Sondra sah noch einmal zu Holger Kolbrink. „Wir sehen uns in einem Monat.“

„Du meinst wohl in einem Jahr“, antwortete Holger. Er konnte seine Besorgnis nicht länger verbergen. Jahrelang hatte er gesehen, wie sein bester Freund durch dieses Tor gegangen war. Eigentlich war Thorben Wieland zwei Jahre jünger als Holger gewesen, aber die Reisen hatten ihn um über 25 Jahre altern lassen.

Und mit Sondra und ihrem Begleiter würde das gleiche passieren. Jeder Monat hier auf der Erde des 21. Jahrhunderts würde ein Jahr in Vilgard bedeuten.

Sondra ergriff die Hand von Andreas. Sie wusste, wenn sie weiter zögerte, würde sie vielleicht nie gehen, weil ihr Gewissen sie zurückhalten würde.

Aber sie hatte eine Aufgabe.

Sondra ging auf die silbrig schimmernde Oberfläche zu, holte tief Luft und tauchte in die Magie ein, dicht gefolgt von Andreas, der nicht im Traum daran dachte Sondras Hand loszulassen.

Plötzlich war alles dunkel. Andreas blieb verwirrt stehen und versuchte etwas zu erkennen.

„Lumen!“, hörte er Sondras Stimme sagen und ein unsichtbares Licht ging an.

Sie befanden sich nicht mehr in der Höhle unter Sondras Haus. Diese Höhle war doppelt so groß und hatte Zeichnungen und Schriftzeichen an den Wänden.

Das Tor schimmerte nicht mehr und das Vibrieren hatte sich auch auf den Ton zurückgestellt, den Andreas am Anfang kennen gelernt hatte.

„Geht es dir gut?“ fragte Sondra und blickte forschend in sein Gesicht.

„Ja, ich äh…muss das Ganze erst mal kurz begreifen.“

Sie löste ihre Hand aus seiner und ging zu einem Loch in der Höhle. Andreas erkannte, dass das der Ausgang sein musste. Draußen war es stockdunkel.

„Wie ich dachte, es ist Nacht. Wir müssen bis zum Morgengrauen warten und dann zügig losmarschieren. Wir sollten dann so wenig Pausen wie möglich machen, damit wir morgen Abend einen sicheren Unterschlupf haben.“

Andreas nickte und setzte seinen Rucksack ab. Er stellte ihn gegen die Höhlenwand und zog seinen Mantel aus. Es war ungewöhnlich warm hier drin. Plötzlich fiel ihm etwas ein.

„Werden die Trolle oder andere von außen nicht das Licht sehen?“

„Nein, das hier ist ein magischer Ort. Trolle können Magie nicht erkennen oder durchbrechen und andere Wesen sehen diese Höhle einfach nicht. Sie ist durch mehrere Zauber- und Bannsprüche geschützt. Die Höhle akzeptiert uns auch nur, weil ich das Amulett habe.“

Jetzt bemerkte Andreas, dass das Amulett leicht leuchtete.

„Was tust du, wenn du das Amulett verlierst?“

Sondra lächelte. Auch sie hatte inzwischen ihren Rucksack und Mantel abgelegt. Sie nahm die breite Ledermanschette von ihrem linken Handgelenk und streckte Andreas ihren Arm entgegen. Erst jetzt fiel ihm auf, das Sondra immer diese Ledermanschette trug. Das Tattoo auf ihrem Handgelenk leuchtete ebenfalls schwach.

„Ich glaube, ich muss noch eine ganze Menge lernen über Vilgard“, bemerkte Andreas trocken.

Er sah sich in der Höhle um. Die Wandmalereien zeigten Szenen von einer Jagd auf Wildschweine und Hirsche, von einem Ritual in einer Steinkreisanlage, von einer Sternenkonstellation und von einem Kampf. Andreas sah sich jedes Bild ganz genau an und versuchte die Einzelheiten in sich zu archivieren.

Sondra hatte sich über eine alte mittelgroße Holztruhe mit Eisenbeschlägen gebeugt und öffnete sie. In dieser Truhe waren fast bis zum Rand wahre Schätze angehäuft. Taler aus Gold, Silber und Kupfer, Edelsteine und Perlen, Ringe und Ketten aus den verschiedensten Materialien.

Sondra nahm vier kleine Lederbeutel, die in der Truhe lagen und füllte sie zu gleichen Teilen jeweils mit Geldstücke und mit Edelsteinen. Je einen Sack mit Edelsteinen und Taler gab sie Andreas, die anderen verstaute sie in ihr Gepäck.

Andreas band den Beutel mit den Geldstücken sorgfältig an seinen Gürtel, den Beutel mit den Edelsteinen verstaute er in seinem Rucksack.

„Die sollten wir auch mitnehmen“, sagte Sondra hinter ihm. Sie hatte zwei Schwerter in der Hand. Andreas nahm ihr ein Schwert ab und war erstaunt, wie leicht es war. Es war ein Kurzschwert mit einfachem, aber stabilem Griff und die Scheide war aus Hirschleder.

Sondras Schwert war nur wenig kürzer und der Griff etwas schmaler im Umfang.

Sie legte das Schwert zu ihrem Rucksack, breitete ihren Mantel aus und benutze den Rucksack als eine Art Kopfkissen, als sie sich hinlegte.

„Ruh dich auch aus.“

Er nickte und wollte seinen Mantel ebenfalls auf den Boden legen, aber Sondra rutschte ein wenig auf ihrem Mantel zur Seite und klopfte neben sich auf den Boden. Andreas überlegte nicht lange und legte sich neben Sondra. Mit seinem Mantel deckte er sich und Sondra zu, die sich dicht an ihn ran kuschelte. Er genoss ihre Nähe und sog den Duft ihres Haares tief ein. Seit dem Kuss in Sondras Wohnzimmer waren sie sich nicht wieder so nah gekommen.

Andreas wollte nichts forcieren und überließ Sondra den nächsten Schritt. Er legte seine Arme um sie und seine Lippen berührten ihre Stirn, ohne sie zu küssen.

„Warum reagiert die Höhle eigentlich auf einen Befehl, der in Latein ausgesprochen wird?“, fragte er nach ein paar Minuten.

„Ich habe keine Ahnung. Weder mein Vater noch die anderen sind dahinter gekommen. Es gibt sogar ein paar griechische, irische und gälische Worte beziehungsweise Wortstämme in Vilgard. Ich vermute, dass es mehr als ein Tor gegeben hat und das es Besucher aus mehreren Ländern im Laufe der Jahrtausende gab.“

„Studierst du deshalb Archäologie, keltische Geschichte und alte Sprachen?“

Sondra richtete sich ein wenig auf und sah ihn an. „Du fragst heute aber viel, Andreas. Ist der Kommissar wieder im Einsatz?“

Andreas brummte leicht. „Nein, ich bin nur neugierig und es viel mir auf. Und bitte, sag Andi. Sonst denke ich, meine Mutter will mich zurechtweisen.“

Sondra kicherte, beugte sich über ihn und küsste ihn leicht. Andreas war etwas überrascht, aber er erwiderte den Kuss. Sondra kuschelte sich wieder an ihn seufzte zufrieden.

Ein paar Stunden später, kurz vor Morgengrauen, machten sie sich zum Aufbruch fertig.

„Caligatio“, sagte Sondra und das Licht in der Höhle erlosch. Andreas hatte nicht herausfinden können, woher das Licht kam. Es war einfach da.

Vorsichtig spähten sie aus dem Höhleneingang. Die Höhle lag etwas oberhalb des Nadelwaldes, der sich vor ihnen ausbreitete. Frühnebelfelder bedeckten den Boden und Schatten verschiedener Größe huschten durch sie hindurch. Schnee war noch nicht gefallen, aber die Kälte kroch langsam in die Höhle herein.

Sondra sah zum Himmel. Die Sonne würde heute nicht scheinen, aber es würde auch nicht regnen.

Jetzt war es draußen hell genug.

Sondra wusste, wo sie langgehen mussten. Thorben Wieland hatte im Laufe der Jahre nicht nur eine genaue Karte Vilgards angefertigt, sondern auch einen Kompass gebaut, der ähnlich wie ein Kompass auf der Erde funktionierte.

Nur in Vilgard war der magnetische Pol nicht im Norden, sondern im Südwesten.

Sondra und Andreas verließen die Höhle und gingen den Hang hinab zum Waldstück. Andreas drehte sich nach ein paar Metern um und suchte den Höhleneingang.

Er konnte ihn nicht entdecken.

Schweigend, um Kräfte zu sparen, marschierten sie durch den Wald in Richtung Süden.

Irgendwann gelangten sie aus dem Unterholz auf einen durch Pferdefuhrwerke gewalzten Weg und folgten diesem weiter nach Südwesten. Sie liefen bestimmt schon drei oder vier Stunden, als sie an eine kleine Lichtung kamen. Dort standen mehrere Baumstümpfe, Überreste vor Jahrzehnten geschlagener Bäume. Die Wanderer nahmen ihre Rucksäcke ab und legten eine kurze Rast ein. Sparsam gingen sie mit dem Essen und dem Wasservorrat um.

„Glaubst du, dass die alte Holzfällerhütte noch steht und uns Schutz bieten kann?“, fragte Andreas, der die ganze Zeit vor sich hin gegrübelt hatte.

Sondra zuckte mit den Achseln. „Als Vater vor drei Jahren Vilgardzeit hier war und mir berichtete, stand sie noch. Sie ist mit magischen Sprüchen übersät und müsste uns wenigstens vor den Trollen schützen können.“

„Wie lange müssen wir noch laufen?“

Sondra prüfte den Sonnenstand, was durch die Wolkendecke nicht ganz einfach war.

„Noch etwa drei oder vier Stunden, wenn wir gleich weiter gehen. Wir sollten da sein, bevor die Dunkelheit anbricht.“

Sie verstauten den Proviant wieder und schulterten ihre Rucksäcke. Wieder liefen sie schweigend weiter.

Gelegentlich sahen sie Hirschrudel in einiger Entfernung vorbeiziehen. Einige Male knackte das Unterholz in ihrer Nähe und das Grunzen von Wildschweinen war zu hören.

Als sie endlich die Holzfällerhütte sahen, atmeten beide erleichtert auf. Aus dem Schornstein stieg Rauch auf. Sondra sah Andreas fragend an, doch der zuckte nur mit den Schultern und zog eine Augenbraue hoch.

Irgendwo heulte ein Wolf, kurz danach stimmten mehrere Wölfe in den Gesang mit ein.

„Wir sollten uns nicht ran schleichen, sonst denken die Bewohner vielleicht, dass wir feindlich gesonnen sind“, gab Andreas zu bedenken.

Sondra stimmte ihm zu und sie liefen offen auf die Hütte zu.

Die Hütte war umzäunt mit einem einfachen Holzzaun. Rechts neben der Hütte hatte jemand verschiedene Gemüse und Kräuter angebaut, die jetzt weitestgehend abgeerntet waren. Auf der linken Seite unter einem Verschlag stapelte sich Brennholz.

Die Wanderer erreichten das kleine Tor im Zaun und blieben stehen.

„Hallo!“, rief Sondra. „Hallo, ist da jemand?“

Andreas fragte sich gerade, warum er die Sprache, die hier offensichtlich gesprochen wurde, verstand. Dann fiel ihm ein, dass er und Sondra, seitdem sie durch das Tor in die Höhle getreten waren, in dieser Sprache gesprochen hatten. Andreas war verblüfft. Er hatte nie diese Sprache gelernt. Offensichtlich hatte auch hier die Magie wieder die Hand im Spiel.

Die Tür der Hütte ging knarrend auf und ein Faun trat heraus.

Seine Ziegenhufe klapperten auf dem harten Untergrund und seine Beine und sein Unterleib wurden von schwarz-weißem Fell bedeckt. Der Oberkörper war sehr muskulös und steckte in einer Weste, um sich gegen Kälte zu schützen. In seinem Gesicht wuchs ein schwarzer, spitz zulaufender Bart und die befellten Ohren standen ein wenig seitwärts ab. Die Hörner waren nicht sehr groß, aber Andreas wollte lieber keine Bekanntschaft mit den Spitzen machen. Die hellblauen Augen blickten forschend in die Gesichter der Reisenden.

„Seid gegrüßt, Reisende!“

Seine Stimme klang freundlich, aber auch leicht vorsichtig. Sondra wusste, dass die Waffen an ihrer Kleidung ihn misstrauisch machen mussten.

„Sei gegrüßt, Herr Faun. Wir sind Reisende und erbitten eine Unterkunft für die Nacht. Wir haben keine Lust, als Trollfutter zu enden.“

Hinter dem Faun trat eine junge Frau heraus. Sie hatte eine menschliche Gestalt, aber ihre Zartheit war verwirrend. Andreas hatte plötzlich ein beengendes Gefühl in seiner Leistengegend.

Die Frau war etwas kleiner als der Faun, ihre braun-grünen Haare hatte sie zu einem kecken Pferdeschwanz gebunden, der bei jeder ihrer Bewegungen wippte. Die Augen waren von einem hellen Blau mit Silber vermischt. Sie flüsterte dem Faun etwas kichernd ins Ohr.

„Nereide bittet euch herein zu kommen“, sagte der Faun und lächelte.

„Sondra, irgendetwas beunruhigt mich an der Frau“, wisperte Andreas ihr zu.

Sondra sah Andreas ungläubig an. „Es würde mich auch wundern, wenn es nicht so wäre. Sie ist eine Nymphe.“

Andreas wurde tiefrot. „Ist es dann klug, wenn wir da rein gehen?“

„Haben wir eine andere Wahl?“ Sondra ging in die Hütte und Andreas folgte ihr.

Drinnen loderte ein Feuer im Kamin, der auch gleichzeitig als Kochstelle diente. Ein Tisch mit drei unterschiedlichen Stühlen und zwei Hocker standen im Raum, sowie eine Art Kommode, wo das Holzgeschirr aufbewahrt wurde. Eine Tür führte in einen Nebenraum. Andreas vermutete, dass das das Schlafzimmer war.

„Der Eintopf ist gerade fertig. Habt ihr Hunger?“, fragte die Nymphe. Ihre Stimme war wie ein zarter Gesang und Andreas bekam erneut ein beklemmendes Gefühl.

„Ja, das haben wir. Dein Essen riecht sehr gut, Nereide. Darf ich dir helfen?“, fragte Sondra, während sie ihren Mantel auszog und zu der Nymphe ging.

Seitdem sie das Haus betreten hatten, zog ein leicht pulsierender Schimmer über Sondras Haut. Silbern und zartrosa.

„Mein Name ist For“, sagte der Faun und ging zu der Kommode, um die Teller und Löffel rauszuholen. Er blickte stirnrunzelnd zu Sondra. Offenbar hatte er das Schimmern auch bemerkt.

„Wir haben nicht sehr oft Gäste, freuen uns aber, dass ihr da seid“, ergänzte Nereide.

„Ich bin Sondra, und das ist mein Gefährte Andreas.“

Andreas hatte sein Gepäck und seinen Mantel inzwischen auch abgelegt und stand etwas unschlüssig herum.

„Hol doch bitte Becher aus dem Schrank“, sagte For zu Andreas.

Dieser kam der Aufforderung sofort nach. For holte einen Krug hervor, zog den Stöpsel, der aus einem Aststück geschnitzt war und goss die goldfarbene, klare Flüssigkeit in die Becher.

Andreas roch sofort, dass es sich um einen Met handeln musste.

„Ihr seid sehr gastfreundlich, du und deine Gefährtin, For. Wir danken euch dafür“, sagte Andreas.

Der Faun lächelte und entblößte dabei große, unregelmäßige Zähne.

„Setz dich, Andreas!“

Andreas setzte sich auf einen der Hocker, For nahm den größten und breitesten Stuhl.

Sondra setzte sich neben Andreas und Nereide kam mit dem großen Kochtopf und stellte ihn auf den Tisch.

Der Eintopf der Nymphe roch nicht nur gut, er schmeckte auch vorzüglich. Er war warm und sättigte die beiden Reisenden. Sondra kostete von dem Met und war über den würzigen Geschmack erstaunt.

„Eure Bienen kennen aber wundervolle Pflanzen. Ich habe noch nie einen so guten Met getrunken“, sagte sie voller Bewunderung und trank einen großen Schluck.

Nereide kicherte wieder und Andreas bekam erneut das Gefühl in seiner Leistengegend.

For grinste, als er bemerkte, wie Andreas auf die Nymphe reagierte.

„Mach dir nichts draus, Reisender. Alle Männer reagieren so auf Nereide. Und dabei hält sie sich noch zurück.“

Andreas musste wohl verständnislos geguckt haben.

„Weißt du denn nicht, was Nymphen und Faune bei Männern und Frauen anrichten können?“, flüsterte Sondra Andreas zu, als Nereide nach dem Essen den Tisch abräumte.

Er schüttelte den Kopf. Faune hatten ein sehr gutes Gehör und For grinste über beide Ohren. „Wir demonstrieren dir später, was deine Gefährtin damit meint“, lachte er.

Sondra lehnte sich auf ihren Stuhl zurück. Sie war rundum satt und der Met zeigte langsam seine Wirkung.

„Wir sind auf dem Weg nach Iskand, um von dort weiter nach Ylra zu reisen“, sagte sie.

„Da habt ihr euch aber keine gute Jahreszeit ausgesucht. Es wird früh dunkel, sodass ihr am Tag nicht sehr weit vorankommt. Wenn dann noch der Schnee verfrüht einsetzt, verzögert sich eure Reise noch um ein paar Tage oder Wochen.“

For hatte sich eine langstielige Holzpfeife mit Kräutern gestopft und zündete sie sich an.

„Vielleicht findet ihr in Iskand ja eine Karawane, die in Richtung Südwesten reist. Fragt am besten in der Taverne vom alten Bors nach. Die Taverne heißt `Zum Stinkenden Troll´, sagte For zwischen diversen Pafflauten.

„Ihr seid wirklich zu freundlich“, sagte Andreas und meinte es total ehrlich.

„Wir mögen Trolle nicht besonders, so wie die meisten Bewohner Vilgards“, sagte Nereide. Ihre Stimme hatte wieder diesen sanften Gesang.

Der Met hatte bei Andreas seine Wirkung auch nicht verfehlt und er merkte, dass er auf Nereides Stimme erregt reagierte. Es war ihm peinlich und vor allem unverständlich. Sie war doch gar nicht sein Typ!

„Warum sollten wir euch Unterschlupf und Hilfe verwehren? Das wäre nicht gut.“

„Die Trolle ignorieren uns im Moment noch, aber irgendetwas braut sich zusammen“, brummte For.

Sondra war auf einmal hellwach.

„For, erzähl uns bitte, was vorgefallen ist. Wir kommen von weit her und wissen nicht viel über die Geschehnisse der letzten drei Jahre.“

Der Faun sah Sondra stirnrunzelnd an. Dann kratzte er sich mit seiner Pfeife hinter einem Ohr und begann zu berichten.

„Vor etwa drei Jahren begann es. Trolle griffen immer wieder in der Nacht an. Da sie ohnehin nur nachts aktiv sind, hatten Menschen, Elfen und wir anderen tagsüber die Möglichkeit, Hütten, Häuser und Siedlungen vor ihnen zu sichern. Einfache Schutzzauber halfen plötzlich nicht mehr, es mussten immer stärkere Bannsprüche verwendet werden.

Bis vor ein paar Monaten überfielen Trolle nur vereinzelte Wanderer oder allein stehende Hütten. Dann änderten sie ihre Taktik.“

For machte eine Pause und schloss seine Augen.

„Sie überfielen den Hof von Zurek, einem Bauern mit großer Familie, viel Vieh und Land“, sagte Nereide leise.

Jetzt war nichts mehr in Nereides Stimme, dass Andreas erregte. Langsam begriff er, welche Macht die Nymphe auf Männer ausüben konnte.

„Nur eine Tochter Zureks hat das Massaker überlebt, indem sie einen sehr starken Lichtzauber um sich selbst herum ausgesprochen hatte und die ganze Nacht aufrecht hielt. Der Rest der Familie, die Knechte und Mägde, ja selbst die Tiere wurden regelrecht abgeschlachtet und noch teilweise vor Ort gegessen. Das arme Mädchen hatte alles mit ansehen müssen. Sie erzählte dann später, dass die Trolle organisiert angriffen.“

„Was?“, Sondra horchte auf. „Aber Trolle waren noch nie organisiert. Sie sind primitiv und haben keine Hierarchie. Es gibt nicht mal richtige Stämme oder Familien, nur zufällige Gruppen, die sich nach Bedarf zusammenfinden oder auflösen. Manchmal sogar gegenseitig auffressen.“

Andreas hatte bei der Vorstellung von Kannibalismus plötzlich das Gefühl, sein Essen wieder hergeben zu müssen. Rasch trank er einen großen Schluck von dem Met.

„Das war einmal“, seufzte For. „Das Mädchen erzählte, das in einiger Entfernung von dem Hof auf einem Hügel zwei Männer standen Einer war ein Magier oder Druide, der die Bannsprüche des Hofes aufzuheben verstand. Ihren eigenen Schutz vermochte er nicht zu durchbrechen, da das Mädchen eine angeborene Begabung für Magie hat und sehr stark ist.

Der andere Mann gab den Trollen immer wieder Befehle. Das Mädchen konnte weder die Gesichter der Männer erkennen noch sagen, ob es Menschen, Elfen oder andere Wesen waren.“

Sondra und Andreas waren bleich geworden.

„Aber das bedeutet doch, dass es einen Verräter geben muss. Einen Verräter an alle freien Völker und an die Königreiche der Menschen, Elfen und Zwerge!“, keuchte Andreas.

Nereide nickte traurig und setzte sich auf den Schoß ihres Gefährten.

„Tja, sieht so aus. Die einzige Hoffnung im Moment liegt in den Archiven von Ylra.“

Sondra runzelte die Stirn. „Warum?“

For nahm den letzten Zug aus seiner Pfeife. „In der Bibliothek soll es einen Hinweis geben auf eine Art Waffe, um die Trolle endgültig zu vernichten oder zu bannen. Der Weltenwanderer hatte vor zwei Jahren einen Hinweis gefunden. Man sagt, er sei aber zu alt geworden und konnte dem Hinweis nicht mehr nachgehen. Es heißt, sein Erbe würde diesen Weg beschreiten.“

Andreas sog scharf die Luft ein und sah zu Sondra. Sie hatte einfach aufgehört zu atmen und starrte in das Kaminfeuer. Sie sackte regelrecht zusammen, als die Luft stoßartig aus ihr herausschoss. Das Schimmern auf Sondras Haut war verschwunden.

„Das wusste ich alles nicht“, flüsterte sie. Zitternd sah sie Andreas an. „Ich schwöre dir, ich wusste nicht, wie ernst die Lage ist. Vater hat mir das alles nicht gesagt. Ich hätte dich sonst niemals damit hineingezogen, dich in Gefahr gebracht.“

Ihre Stimme war zum Schluss immer lauter, fast hysterisch geworden. Andreas kniete vor Sondra und nahm ihr Gesicht in die Hände.

„Hör auf, beruhige dich. Es ist gut, Sondra.“

Sondra hatte Tränen in den Augen. „Ich wollte dich nie in Gefahr bringen.“

Andreas nahm Sondra in die Arme und küsste ihren Nacken. So hatte er Sondra noch nie gesehen.

„Du bist der Erbe des Weltenwanderers, nicht wahr, Andreas?“, fragte Nereide.

Andreas sah die hübsche Nymphe an. „Nein, bin ich nicht.“

Er sah Sondra fragend an und sie nickte, immer noch mit den Tränen kämpfend.

„Sondra ist der Erbe.“

Der Faun stieß einen verblüfft klingenden meckernden Laut von sich.

„Verzeih uns, Weltenwanderer. Aber wir dachten, der Weltenwanderer sei ein Mann.“

„Es gibt nichts zu verzeihen, For. Du musst mir den Moment der Schwäche vergeben. Mein Vater starb, als er vor zwei Jahren von seiner Reise zurückkehrte. Er hatte keine Möglichkeit mehr, mich in alles einzuweihen. Ich bin nur zutiefst erschrocken über das Geschehene.“

Andreas setzte sich wieder auf seinen Hocker, rückte aber näher an Sondra ran und nahm ihre Hand.

„Wie stehen die einzelnen Königreiche zueinander?“

„Die Menschen und die Elfen versuchen gemeinsam eine Lösung zu finden. Sie fragen die Orakel und die Druiden, durchsuchen jedes Archiv und jede Bibliothek. Boten gehen von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt um Informationen und Neuigkeiten in Erfahrung zu bringen. Aber bisher ohne jeden Erfolg. Die Weisen von Ylra haben sogar alte Schriften rausgesucht, können sie aber nicht entziffern.“

„Was ist mit den Zwergen?“, fragte Sondra.

Nereide seufzte: „Die versuchen sich neutral zu verhalten. Auf der einen Seite verstehen sie die Trolle, die nach Jahrtausenden des Lebens in der Erde überdrüssig sind. Auf der anderen Seite lassen sie die Boten in ihre Länder um Informationen zu sammeln. Jedem Zwerg ist es selbst überlassen, ob er den Menschen und Elfen hilft. König Tarque hat keine eindeutige Position bezogen.“

Sondra stand auf und wanderte durch den kleinen Raum der Hütte.

„Was ist mit den Faunen, Nymphen, Zentauren und all den anderen?“, fragte sie schließlich.

For lächelte. „Ich habe mich schon gefragt, wann du diese Frage stellen wirst.“

Sondra stellte sich hinter Andreas und legte ihm die Hände auf die Schultern. Sie wollte sich nicht festkrallen, aber das passierte ganz automatisch.

„Wenn es zu einem offenen Kampf gegen die Trolle kommt, werden die Menschen und Elfen nicht allein sein. Faune, Nymphen, Zentauren, Minotauren und viele andere Völker werden gegen die Trolle antreten. Wir haben genug von der Hinterlist und den Grausamkeiten dieser Wesen.“

Sondra war erleichtert und auch Andreas fühlte sich plötzlich wieder ein wenig besser.

„Wir sollten jetzt schlafen. Wenn ihr morgen nach Iskand wandern wollt, müsst ihr früh aufbrechen, um es noch vor Einbruch der Dunkelheit zu schaffen.“

Nereide stand auf, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen.

„Ich hole euch noch eine Decke, damit ihr es euch bequem vor der Feuerstelle machen könnt“, sagte sie und ging in das angrenzende Zimmer.

For stand auch auf und stellte seinen Stuhl weg von der Feuerstelle. Er lächelte plötzlich süffisant zu Andreas.

„Was ist, sollen Nereide und ich euch jetzt zeigen, was Faune und Nymphen bei Männer und Frauen bewirken können?“

Ehe Andreas etwas erwidern konnte, ergriff Sondra ziemlich hektisch das Wort.

„Danke, For, aber nein danke. Wir… wir sind noch nicht soweit, glaube ich.“

Sondra hatte plötzlich rötliche Flecken auf den Wangen und war sichtlich verlegen. Ihre Haut hatte wieder zu schimmern begonnen.

„So langsam habe ich eine Vorstellung von dem, was Nymphen und Faune bei uns bewirken“, sagte er leise zu Sondra, als sie später aneinander gekuschelt vor dem Kamin lagen.

„Hhm!“

Sondras Körper hatte auf die Ausstrahlung von For ebenfalls reagiert. Sie hatte sich nur gut im Griff, weil sie seit langem keine Gefühle mehr an sich herangelassen hatte. Andreas war der erste Mann seit Jahren, der ihr wieder derart nah gekommen war.

Plötzlich wurden beide von einer Welle des Verlangens erfasst. Ehe sie es sich bewusst waren, küssten sie sich, wie sie sich vorher noch nie geküsst hatten. Ihre Hände tasteten den Körper des anderen ab.

Dann war diese Welle wieder vorüber. Aus dem anderen Zimmer war Nereides Kichern zu hören.

„Entschuldigt bitte! Das kommt nicht wieder vor!“, war die Stimme des Faun zu hören.

Schwer atmend sahen sich Sondra und Andreas in die Augen. Sie brauchten keine Worte um zu wissen, dass der richtige Zeitpunkt noch nicht gekommen war. Vorsichtig zog Sondra ihre Hand aus seiner Hose und Andreas deckte ihre Brust wieder mit ihrem T-Shirt zu. Dann rollte er sich ein wenig von ihr weg um seine Erektion wieder unter Kontrolle zu bekommen. Außerdem wollte er nicht länger das Glühen auf Sondras Haut ansehen. Das reizte ihn nur zusätzlich.

Sondra drehte sich auf die Seite und kehrte ihm verwirrt den Rücken zu. Sie wollte ihn, sehr sogar, aber nicht durch magische Beeinflussung.

In dieser Nacht vermieden die beiden es, sich erneut zu berühren.

Weltenwanderer-Chroniken I

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