Читать книгу Weltenwanderer-Chroniken II - Heike Möller - Страница 3
PROLOG
ОглавлениеVala war verängstigt.
Der Wald roch anders als der, in dem sie noch vor wenigen Augenblicken ihren Brüdern hinterher gejagt war.
>Warum habe ich das nur getan?<
Vala hatte die verbotene Höhle betreten. Sie wollte Har beweisen, dass sie eine mutige Jungwölfin war. Schnell wurde ihr bewusst, weshalb die Höhle verboten war. In ihr befand sich ein merkwürdiges Ding. Eine Art Tor, das nirgendwo hin zu führen schien. Es war hoch und relativ breit. Der Rahmen schien sich zu bewegen. Vala erkannte ein Wolfsrudel bei der Jagd und Menschen, die sich mit wolfsähnlichen Geschöpfen, zu Fuß oder mit merkwürdigen Geräten fortbewegten.
Vorsichtig schnupperte sie an dem Ding. Es roch nicht bedrohlich. Und das Summen, das von dem Ding ausging, beruhigte sie ein wenig.
Vala richtete sich auf ihre Hinterbeine auf und verwandelte sich in einen Menschen.
Ihr junges Gesicht hatte immer noch wölfische Züge, aber der Körper war schlank, muskulös und hatte wohlproportionierte weibliche Rundungen. Die Hände mit den scharfen Krallen tasteten vorsichtig das Ding ab.
Es vibrierte! Es fühlte sich lebendig an! Sie überlegte, ob sie Har holen sollte oder einen anderen aus ihrem Rudel.
Plötzlich verstärkte sich das Summen und Vibrieren. Reflexartig sprang Vala zurück und verwandelte sich dabei wieder in einen Wolf. Wo eben noch ein Durchgang war, der lediglich zum anderen Ende der Höhle führte, befand sich jetzt eine silbrig schimmernde Oberfläche, die sich in Wellen von der Mitte nach außen bewegte. Als ob man einen Stein in einen ruhigen See geworfen hätte und beobachtete, wie sich das Muster zum Ufer hin vergrößerte.
Valas Neugier siegte. Mit gesträubtem Nackenfell ging sie vorsichtig auf das Tor zu. Es schien ihr etwas zuzuflüstern, sie zu rufen.
Sie schnupperte. Es roch nach nichts. Sie steckte ihre Nase hinein, um sie gleich wieder zurückzuziehen. Nichts hatte sich verändert.
Vala zögerte. Sollte sie den anderen von ihrer Entdeckung erzählen?
Sie schüttelte sich, holte tief Luft und ging durch die silberne Oberfläche hindurch.
>Was soll schon passieren?<, dachte sie sich.
Plötzlich war es um sie herum stockdunkel. Sie brauchte einen Moment, bis sich ihre empfindlichen Augen an die neue Dunkelheit gewöhnt hatten.
Dann knurrte sie.
Diese Höhle war nicht dieselbe, in der sie noch vor ein paar Sekunden gestanden hatte. Nicht nur, dass diese Höhle eine andere Form hatte. Der Fels roch anders, bestand also nicht aus dem gleichen Stein wie ihre Höhle. Das silbrige Schimmern war verschwunden und der Torbogen war so dunkel wie vorher. Zwar vibrierte er leise und es waren einige sich bewegende Bilder auf dem Rahmen zu erkennen.
Es waren Bilder ihrer Heimat. Rudel aus Wolfsmenschen, ein Greif, der seine Bahnen am Himmel zog, entfernt ein Drache. Und unten erkannte sie auch Harpyien.
Vala knurrte erneut, diesmal viel aggressiver, verängstigter.
Vorsichtig ging sie zum Höhlenausgang, schnupperte. Die Welt vor der Höhle roch anders. Die Wälder rochen nicht so frisch und feucht, es roch mehr nach Nadelhölzern als nach Laubbäumen. Die Geräusche, die aus dem Wald vor ihr kamen, klangen auch nicht vertraut. Ein leichter Geruch nach Mensch lag in der Luft.
Leise winselnd und mit eingezogenem Schwanz verkroch sie sich in die Höhle und hoffte, dass das Tor wieder silbrig schimmern würde.