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Kapitel 2: Zukunftsmusik

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Sondra rutschte auf der hölzernen Kirchenbank hin und her. Sie hatte den Worten des Pfarrers gelauscht und fand die Predigt zum Erntedankfest gar nicht mal so schlecht. Einige Kinder aus der Gemeinde sagten Gedichte auf und präsentierten dazu die Erträge der Ernte der näheren Umgebung. Sie bedankten sich bei Gott und Jesus Christus und lobpreisten alles mit Gesang.

Bei den Gesängen und der dazu gespielten Orgel musste Sondra sich beherrschen, nicht vor Ohrenschmerz ihr Gesicht zu verziehen. Die Orgel selbst klang dünn und blechern, der Organist traf oft bei den Halbtönen daneben und von Rhythmus konnte man auch nicht sprechen.

Der Pfarrer selbst sang gut und tapfer gegen den Organisten an und auch Andreas, Silke und Petra sangen melodiös mit. Aber der Großteil der Gemeinde, besonders einige Damen sangen völlig neue und andere Töne als die Lieder vorgaben. Beson­ders schräg war eine etwa siebzig Jahre alte Dame, die mit solch einer Inbrunst sang, dass sie selbst den Organisten übertönte. Dabei traf sie nicht einen einzigen richtigen Ton.

Sondra kannte die Lieder nicht. Und selbst wenn, so wollte sie niemanden mit ihrem Gesang verschrecken. Im Musikunterricht schielten die Lehrer und Mitschüler Sondras immer merkwürdig, wenn sie etwas vorsingen sollte. Also verweigerte sie irgendwann das Singen und konzentrierte sich anderweitig auf Mitarbeit im Musi­kunterricht.

Sondra beobachtete Ingrid, die ältere Schwester von Andreas. Sie hatte ihre braunen Haare kurz geschnitten und nach hinten mit Gel fixiert. Ihr scharfkantiges Gesicht wirkte herb und zwischen den Augenbrauen hatte sich tief eine vertikale Furche ein­gegraben. Neben ihr standen ihre zwei Kinder, Mark und Jeremy. Ingrids Mann Peter, sehr erfolgreich im Medienmanagement eines großen Fernsehsenders, stand neben dem ältesten Sohn und hatte locker einen Arm um dessen Schulter gelegt.

Sondra mochte Peter, er hatte eine ruhige Art und war sehr intelligent.

Am Ende der Reihe, die die Laurenz für sich beansprucht hatten, saß Tom in seinem Rollstuhl. Thomas Behrens, ein Cousin von Andreas, hatte als Teenager einen Unfall beim Handballspielen erlitten und war seitdem querschnittsgelähmt. Tom hatte trotz dieses Mankos sein Leben fest im Griff. Nach dem Abitur hatte er sein Hobby zum Beruf gemacht und eine Ausbildung zum Fotografen absolviert. Inzwischen hatte er sein eigenes Geschäft mit Atelier und hatte einige Fotostudienreisen hinter sich ge­bracht. Zwei seiner Fotos waren schon einmal unter den zehn besten Fotos des Jahres gewählt worden.

Tom hatte lange braune Haare, die er meistens zum Pferdeschwanz gebunden hatte. Dadurch kamen seine hohe Stirn und die Geheimratsecken besonders zur Geltung und er wirkte älter, als er eigentlich war. Er hatte warme braune Augen mit grünen Flecken und an seinem Kinn prangte seit neuestem ein geflochtener dünner Bart.

Sondra mochte Tom auf Anhieb. Seine Art war geradeheraus und unkompliziert. Kein Getue, kein Schnickschnack, einfach nur Tom. Er sang ebenfalls nicht mit. Allerdings nahm er an den Gebeten teil und auch beim Abendmahl.

„Du hast tapfer durchgehalten“, raunte Andreas Sondra am Ende des Gottesdienstes zu und küsste sie kurz auf die Stirn.

„Für dich tu ich doch fast alles“, raunte sie zurück, während sie langsam zum Aus­gang gingen.

Der Pfarrer verabschiedete jeden Gast per Handschlag. Bei der Familie Laurenz war er besonders herzlich und als der Geistliche, der schon über sechzig Jahre alt zu sein schien Andreas erblickte, grinste er breit und erfreut.

„Schön, dich auch mal wieder zu sehen, Andreas. Du warst lange nicht hier.“

„Ich weiß, Pfarrer Fleischer“, antwortete Andreas höflich. „Ich lebe jetzt in Flensburg und schaffe es nicht mehr sooft hierher. Darf ich Ihnen meine Freundin Sondra Wie­land vorstellen?“

Sondra wurde knallrot, als der Pfarrer sie mit einem wissenden Lächeln bedachte und ihr mit warmen Händen die Hand schüttelte. „Sie sind also das Wunderkind, das unseren Andreas eingefangen hat. Ich bin sehr erfreut darüber, Frau Wieland. Wirklich sehr erfreut.“

Sondra stammelte einige Dankesworte und so etwas wie „nicht der Rede wert“ und lief so schnell als möglich zu den Autos.

„Kirche ist nicht dein Ding, häh?“ Tom hatte seinen Rollstuhl neben sie gefahren und wartete mit ihr nun auf die anderen.

„Aber so gar nicht!“ Sondra schüttelte sich und Tom zeigte ein breites Grinsen mit perfekten Zähnen. „Fährst du mit mir mit zum Gestüt?“

Sondra sah Andreas, der gerade näher kam und die Frage gehört hatte, fragend an. „Ich habe vorhin ziemlich beengt im Auto gesessen, da zwischen Petra und mir noch der Kindersitz war. Macht es dir was aus, Andi?“

„Ähm, ich wollte eigentlich was mit Tom besprechen auf der Rückfahrt. Macht es dir was aus, mit den anderen zu fahren?“

Sondra schüttelte den Kopf und gab ihrem Freund einen kleinen Kuss. „Bis später, Tom!“, rief sie und setzte sich in den Wagen, wo auch Jonas und Petra saßen.

Sondra half Silke, Petra und Ingrid in der Küche, während die Männer auf der Veran­da saßen und Tee tranken.

>Irgendwie ist das doch eine archaische Familie<, dachte sie, während sie das Gemüse kleinschnitt. >Frauen in Küche und Haushalt, Männer klönen bei Tabak und Alkohol. <

„Warum trägst du eigentlich immer dieses breite Lederarmband, Sondra?“ Ingrids kalte Stimme unterbrach Sondra in ihren Gedankengängen und sie zuckte erschrocken zusammen.

„Ähm, nur Gewohnheit. Das trage ich seit meinem fünfzehnten Lebensjahr. Also nicht dieses, aber immer die gleiche Art.“ Sie ärgerte sich, dass sie bei Ingrid fast immer ins Stottern geriet.

„Versteckst du irgendetwas darunter, was niemand sehen soll?“

Sondra hielt inne im Zwiebeln schneiden und blickte starr in Ingrids Augen. Sie er­kannte die Provokation, die in ihnen steckte und schluckte eine bissige Antwort hinunter.

„Ingrid, was soll das?“, ließ sich jetzt Silke Laurenz vernehmen. „Ich frage dich ja auch nicht nach deinem Nasenpiercing.“

Innerlich schmunzelte Sondra, weil sich Silke ein wenig auf ihre Seite geschlagen hatte. „Du hast schon irgendwie recht, Ingrid“, sagte sie zu Andreas´ älterer Schwester. „Ich verstecke wirklich etwas, was nicht jeder sehen soll. Aber Andi weiß, was unter meinem Armband ist und auch einige andere Menschen wissen, was darunter ist. Kleine Geheimnisse würzen doch das Leben, findest du nicht?“

Ingrid schnappte zweimal, als ob sie etwas erwidern wollte, entschied sich dann offensichtlich dagegen.

„Das war eine gute Antwort, Sunny!“, raunte ihr Petra zu, als die beiden den Tisch im Esszimmer deckten.

Petra hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, jeden Menschen einen Spitznamen zu geben. Sondras Spitzname war wenigstens nur eine Veränderung ihres Vornamens – so hoffte sie wenigstens.

„Ich hätte ihr gerne noch ein paar andere Sachen gesagt, aber des lieben Friedens Willen in der Familie lasse ich das lieber.“

Petra kicherte und verzog plötzlich das Gesicht. „Whoa! Ihr da drin seid noch nicht gefragt, hört ihr?“ Sie rieb kräftig über ihren Bauch.

„Fußtritt oder Faustschlag?“, wollte Sondra wissen und grinste leicht.

„Nee, das war ein Dickkopf. War vermutlich das Mädchen.“

Sondra horchte auf. „Soll das heißen, es sind zweieiige Zwillinge?“

„Gut kombiniert, Sondra Holmes! Der Arzt sagt, der eine Fötus ist auf jeden Fall ein Junge. Bei dem zweiten ist er sich nicht sicher, da es sich bei den Untersuchungen immer wegdreht. Aber so, wie das Kleine im Bauch herumzickt, kann es nur ein Mädchen sein.“

Sondra stand neben Petra, als ihr Bauch merkwürdige Bewegungen machte. „Darf ich meine Hand mal drauf legen?“

„Klar doch!“

Sanft legte Sondra die Hand auf Petras Bauch und spürte, wie sich da drinnen etwas bewegte.

„Uh, nimm´ mal die andere Hand und leg sie hier an meine nicht mehr vorhandene linke Taille!“

Sondra folgte der Aufforderung und spürte die Bewegungen des zweiten Kindes. Es schien fast so, als ob der Zweite sich unter Sondras Hand beruhigte und sich ihr entgegenstreckte.

„Das ist toll, Petra“, flüsterte sie.

„Du brauchst nicht flüstern, aber ja, es ist toll. Außer der Tatsache, dass die beiden mir meine Figur endgültig ruinieren.“

„Du musst dich lediglich nach der Geburt disziplinieren, Petra. Aber das konntest du ja noch nie!“, ließ sich Ingrid vernehmen, die gerade mit zwei Brotkörben das Ess­zimmer betrat.

Petra rollte theatralisch mit den Augen. „Tobi liebt meine sexuelle Schwungmasse, Scrooge! Er mag keine Hungerharken und Miesepeter!“

Sondra musste sich erneut ein breites Grinsen verkneifen und ging rasch zurück in die Küche. „Kann ich noch etwas helfen, Silke?“

Silke schüttelte mit konzentriertem Gesichtsausdruck den Kopf. „Wir tragen jetzt nur die Speisen rein und dann können wir essen. Holst du die Männer von der Veranda?“

„Klar, mache ich!“ Sondra drehte sich um und ging hinaus zu den Männern. Offensichtlich hatten sie sich gerade einen Witz erzählt, denn kerniges Männerlachen ertönte.

„Ich störe euren Plausch nur ungern, aber das Essen ist fertig!“

Andreas nahm Sondra in den Arm und schnupperte an ihrem Haar. „Du riechst lecker!“

„Dann schnuppere mal an meinen Händen“, sagte sie und hielt ihm ihre Zwiebelfinger unter die Nase.

„Hhm!“, machte er und nahm einfach ihre Finger in den Mund und lutschte daran. Sondra wurde sofort knallrot, weil Olav, Tom und Peter dieses Schauspiel beob­achteten.

„Andi!“, rief sie entrüstet und schubste ihn ein wenig von sich.

Peter zog anerkennend die Augenbrauen hoch, Tom lachte lauthals und Olav schmun­zelte.

„Mit euch beiden wird´s echt nicht langweilig“, sagte Tom immer noch lachend, als er mit seinem Rollstuhl an Sondra und Andreas vorbeifuhr.

Zum Essen gab es wieder das obligatorische Tischgebet. Es gab eine Pilzsuppe als Vorspeise, Schmorbraten mit Kartoffeln und verschiedenen Gemüsesorten und als Dessert selbst gemachte Rote Grütze mit Vanillesauce. Sondra und Andreas tranken Wasser dazu, ebenso Petra und Silke. Tom trank alkoholfreies Bier, Olav und Ingrid normales Bier. Peter trank einen trockenen Rotwein.

„Wenn ich jetzt noch irgendwas esse, platze ich“, stöhnte Sondra und lehnte sich auf ihrem Stuhl etwas zurück. Sie war die Letzte, die mit dem Essen fertig war.

„Ich hole mal einen Verdauerli!“, sagte Olav und stand auf.

„Wie kannst du soviel essen und trotzdem so schlank bleiben?“, fragte Petra bestürzt.

„Gene!“, sagte Sondra grinsend. „Die Familie meiner Mutter war immer schlank und mein Großvater ist die Hagerkeit in Person!“

Petra lächelt versöhnlich. Olav verteilte den Magenbitter und wollte gerade zum Trinkspruch ansetzen.

„Warte mal, Paps! Ich … möchte noch was sagen!“

Andreas stand auf und schob seinen Stuhl ein wenig zur Seite. Verblüfft blickte Sondra zu ihrem Freund hoch. Die ganze Zeit am Tisch war er auffallend still ge­wesen, wirkte geradezu nervös. Immer wieder hatten er und Tom sich Blicke zuge­worfen. Jetzt hatte Tom ein schiefes Grinsen im Gesicht und presste sich rasch die Serviette vor dem Mund.

Andreas seufzte kurz, dann kniete er sich vor Sondra und nahm ihre Hand. Allein diese Geste ließen bei ihr die Alarmglocken klingen. Mit großen Augen und offenem Mund starrte Sondra ihren Freund an.

„Sondra, Schatz!“ Andreas räusperte sich. „Seit zwei Jahren sind wir zusammen. Wir haben zusammen einiges erlebt und in letzter Zeit war es nicht immer ganz einfach mit mir. Das weiß ich. Was ich noch weiß, ist, dass es auf der ganzen Welt keine weitere Frau geben wird, die mich so berührt hat wie du. Und immer noch berührt. Ich meine natürlich mein Innerstes, Tom!“

Tom unterdrückte hustend einen kleinen Lachanfall und hob entschuldigend die Hand.

„Wo war ich…? Ach ja! Sondra, ich liebe dich. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, wie ein Leben ohne dich für mich weiter gehen soll.“ Er räusperte sich nochmals und holte tief Luft. Plötzlich hielt er einen kleinen, silberfarbenen Ring in der Hand. „Willst du meine Frau werden, Sondra Wieland?“

Sondra hatte plötzlich das Gefühl, in ihrem Mund eine Wüste zu haben, so trocken fühlte es sich an. Sie sah in Andreas´ braune Augen, die ihr so vertraut waren. Noch nie hatte sie ein solches Maß an Hoffnung und Angst, aber auch tiefe Liebe in diesen Augen gesehen.

„Scheiße, ja!“, platzte es aus ihr heraus und sie fiel ihrem Liebsten um den Hals.

Die Reaktionen der anderen am Tisch bekam sie nicht mit, da Sondra damit be­schäftigt war, Andreas zu küssen. Irgendwann hörte sie dann aber doch Tom.

„Lass ihn leben, Sondra!“, rief er lachend. Er applaudierte.

Andreas schob den Ring über den Ringfinger von Sondras linker Hand. „Meine Ver­lobte!“, sagte er glücklich.

Sondra strahlte ihn an. Sie wusste, dass sie sich gerade sehr beherrschen musste, um ihre Barrieren nicht fallen zu lassen. Ihre Haut hätte wahrscheinlich dazugeführt, dass alle Anwesenden in dem Zimmer die Sonnenbrillen raus geholt hätten. Oder sie wäre mit Fragen konfrontiert worden, die sie nicht beantworten konnte.

Taumelnd vor Glück stand sie auf und nahm die Umarmungen von Silke, Olav, Petra, Jonas und Peter entgegen. Ingrid, Mark und Jeremy gaben höflich die Hand und gra­tulierten.

„Jetzt brauche ich aber wirklich einen Schnaps!“, sagte Sondra und griff nach dem Magenbitter. Sie mochte das Zeug eigentlich nicht, aber nach dem schweren Essen und dem kleinen angenehmen Schock war das die Medizin, die sie benötigte.

Irgendwann setzte sie sich wieder hin. Andreas nahm neben ihr Platz und rückte dicht mit seinem Stuhl an sie heran, nahm sie in den Arm. Sondra betrachtete den Ring. Er war aus Weißgold mit gelb-goldenen Intarsien. Eine Greifenschwinge, an deren Wurzel ein stilisierter Greifenkopf zu sehen war. Das Auge des Greifs bestand aus einem winzigen Diamanten.

„Der Ring ist wunderschön, Andi!“, sagte sie leise und vergrub ihren Kopf an seinem Hals.

„Tom hat mir bei dem Entwurf geholfen.“

Sondra sah zu dem immer noch breit grinsenden Tom Behrens hinüber. „Andi hat mir gesagt, wie er sich den Ring in etwa vorstellt und ich habe ein paar Zeichnungen ge­macht.“ Toms Augen funkelten belustigt. „Wir haben einige Entwürfe quasi zusam­men geschmissen und dann ist er zu einem Goldschmied gegangen. Seit zwei Mona­ten hat er den Ring bei sich, Sondra!“

Überrascht sah Sondra ihren Verlobten an. „Seit zwei Monaten?“

„Hhm! Ich habe auf den richtigen Augenblick gewartet. Ich glaube, das war er einfach.“

„Du bist so süß“, hauchte Sondra und küsste ihn zärtlich.

„Wann wollt ihr denn heiraten?“, fragte Olav. Er blickte seinen Sohn und Sondra stolz und zufrieden an.

„Sie hat doch gerade erst mal ja gesagt“, lachte Andreas. „Über den Rest müssen wir uns noch unterhalten. Vielleicht im nächsten Frühjahr oder Sommer, keine Ahnung!“

Sondra sah zu Petra. „Hast du davon gewusst?“

„Nicht die Bohne! Bin gerade genauso platt wie du. Aber ich freue mich total da­rüber.“ Petra strahlte über ihr ganzes Gesicht. Ingrid blickte ein wenig sauertöpfisch, aber Sondra ignorierte es. Nichts konnte im Moment ihr Glück schmälern.

Zwei Stunden später fuhren Sondra und Andreas zurück zum Cottage. Sondra hatte sich in dem Beifahrersitz eingekuschelt und blickte immer wieder zu Andreas rüber. Irgendwann kicherte sie.

„Was ist so lustig?“, fragte Andreas.

„Mein Verlobter!“ Sie genoss es richtig, diese Worte zu sagen. „Das klingt soviel besser als ´mein Freund` oder ´mein Lebensgefährte`. Was Holger und Renate wohl dazu sagen?“

Andreas grinste. „Ich hatte mir erlaubt, im Vorfeld Holger um deine Hand zu bitten, da er praktisch so eine Art Vater für dich ist. Er und Renate hatten mir ihren Segen gegeben.“

„Du bist ja ganz schön abgebrüht.“

„Nein, bin ich ganz und gar nicht. Was glaubst du, was ich für einen Bammel hatte? Ich hatte die Befürchtung, du würdest meinen Antrag ablehnen. Moment mal, hattest du vorhin ´Scheiße, ja` gesagt?“

Sondra lachte hell auf. „Ich glaube schon. Ich war in Panik und in meinem Mund war Wüste. Da ist mir das erste Wort einfach so raus gerutscht.“

Sie kramte in ihrer Handtasche nach ihrem Handy.

„Wen willst du anrufen?“, fragte Andreas.

„Holger und Renate. Wenn die zwei eingeweiht sind, sollen sie wenigstens wissen, dass ich ´Ja` gesagt habe.“

Holger und Renate Kolbrink hatten Sondra immer bei sich aufgenommen, wenn ihr Vater, Thorben Wieland, auf ´Geschäftsreise` war. Allerdings gingen die Reisen fast immer nach Vilgard und Holger, der auch noch Anwalt und Notar war und die Interessen erst von Thorben, jetzt auch von Sondra vertrat, lieferte ihm über dreißig Jahre Alibis über die Aufenthaltsorte.

Karin, die Tochter der Kolbrinks, war Sondra eine sehr enge Freundin geworden. Vor einigen Jahren war sie aber an Leukämie verstorben. Der Verlust traf alle sehr hart.

Umso mehr kümmerten sich die Kolbrinks um das Wohlergehen von Sondra. Als Andreas Laurenz in das Leben ihres Schützlings trat, waren sie von Anfang an begeistert. Der junge Kriminalkommissar war aufrecht und ehrlich und entwickelte zusätzlich schnell einen Beschützerinstinkt für Sondra. Das war vor allem wegen der Familie des verstorbenen Thorben Wieland wichtig. Der Patriarch, Sondras Groß­vater, hatte schon zu Lebzeiten seines Sohnes versucht, Kontrolle über Sondra und ihr Leben zu Erlangen. Nach Thorbens Tod verstärkte er seine Anstrengungen noch. Aber Sondra ließ sich nicht einschüchtern. Mit Andreas, Holger und Renate an ihrer Seite und einem klar ausgesprochenen Erbe zu ihren Gunsten konnte der Patriarch Hagen Wieland nichts unternehmen, um seine Enkeltochter nebst gewaltigem Vermögen einzuverleiben.

„Hallo, Onkel Holger. Ich habe ´Ja` gesagt!“

Andreas konnte hören, wie der väterliche Freund Sondras am anderen Ende vor Freude jubelte und es seiner Frau zurief.

„Ja, ich glaube, ich kann morgen mal vorbeikommen…. Andreas muss leider wieder ins Präsidium…. Richtig, der geheimnisvolle Fall…. Nein, Holger, dass holen wir nach…. Ganz sicher…. Ja, du auch. Und gib Renate einen dicken Kuss von mir….“ Andreas hob kurz die Hand und wies mit dem Daumen auf sich. „Von Andi auch. Ich hab euch lieb! Bis bald.“

Lächelnd beendete sie das Gespräch und steckte das Handy wieder in ihre Hand­tasche.

„Wir könnten nächstes Wochenende die beiden in ein schickes Restaurant führen. Was hältst du davon?“ Andreas fuhr von der Autobahn runter. Jetzt lagen noch etwa eine halbe Stunde Landstraßen vor ihnen.

„Das ist eine gute Idee. Wir beide müssen auch noch viel Besprechen. Ich brauche zum Beispiel deinen Rat, für welche Uni ich mich entscheiden sollte, wer welchen Namen nach der Hochzeit trägt und ob es auch kirchlich sein muss. Aber das machen wir alles, wenn dein Fall erledigt ist, in Ordnung?“

„Ja, das klingt gut. Dann habe ich den Kopf frei und kümmere mich nur noch um dich, mein Herz.“

Eine Weile fuhren sie schweigend, die langsam untergehende Sonne im Rücken. Die Silhouette des Cottage war zu erkennen, als Andreas von der Landstraße in einen Privatweg einbog.

„Home sweet home!“, murmelte Andreas und parkte den Wagen im Carport neben Sondras alten VW Käfer. Als er den Schlüssel im Zündschloss umdrehte, fiel sein Blick auf Sondras Knie, das unter ihrem Rock hervor guckte. Ohne zu überlegen, einem Impuls folgend, beugte er sich über das Knie und küsste es. Seine Hand fuhr an ihrer Kniekehle hinauf zwischen ihren Schenkeln.

„Aber Herr Kriminalkommissar Laurenz!“ Sondra spielte die Entrüstete. „Was ist, wenn uns jemand sieht?“

Andreas beugte sich noch tiefer über Sondras Schoß, während er ihr den Rock hoch­schob. „Dann wird er eine Erleuchtung haben, schätze ich“, sagte er heiser. Prompt fing Sondras Haut an zu funkeln. Andreas grinste Sondra von unten her an. „Wollen wir lieber reingehen?“

„Aber so was von schnell!“, quietschte Sondra und sprang aus dem Wagen. Während Sondra mit zitternden Händen die Haustür aufschloss, hielt Andreas mit einer Hand die Reisetasche und mit der anderen öffnete er Sondras Bluse von hinten. Dabei leckte er an ihrem schlanken Hals und knabberte an ihrem Ohrläppchen. Sondras Haut funkelte nicht mehr, sondern strahlte regelrecht.

Kaum im Hausflur warf Andreas die Reisetasche einfach auf den Boden und schmiss die Haustür hinter sich zu, während er Sondra gegen die Wand presste. Sie stand mit dem Rücken zu ihm und ließ ihn gewähren. Sein heißer Atem im Nacken, seine Hän­de überall auf ihrem Körper ließen sie laut aufstöhnen. Irgendwie gelang es ihr sich umzudrehen. Andreas hatte sich in der Zwischenzeit schon fast völlig ausgezogen und zerrte nun an Sondras Kleidung. Sie half ihm und als sie schließlich nackt waren, sanken sie im Hausflur auf den Boden und gaben sich ihrer Leidenschaft völlig hin.

Weltenwanderer-Chroniken II

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