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Der Wind, die treibende Kraft

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Der Antriebsmotor eines Segelbootes ist der Wind. Deshalb steht am Anfang der Segelei die Überlegung: Wie kann ich den Wind am besten in Fahrt mit dem Boot umsetzen?

Vor dem Wind segelt auch ein Bund Stroh, behauptet ein alter Seglerschnack. Was nichts anderes besagen soll, als dass es keine Kunst ist, vor dem Wind zu segeln. Der Wind drückt ungefähr rechtwinkelig auf das Segel und schiebt das Boot unten dran vorwärts. Immer wieder aber verblüfft es Landratten, dass ein Boot anscheinend auch gegen den Wind ansegeln kann. Genau gegenansegeln kann jedoch niemand. Für jedes Segelboot gibt es einen bestimmten Sektor zum Wind, in dem es nicht mehr voraussegelt, sondern mit killenden (schlagenden) Segeln stehen bleibt und schließlich sogar rückwärtstreibt. Es ist dies in etwa ein Sektor von 90° – jeweils 45° links und rechts von der Windrichtung. Zwischen diesem »toten« Sektor und dem Segeln »platt vorm Laken«, das heißt mit Wind genau von hinten, liegen mehrere Kurse zum Wind, die jeweils eine andere Segelstellung erfordern und ihre eigene Bezeichnung haben.

Wie aber kommt’s denn nun, dass ein Boot überhaupt in einem Winkel von ungefähr 45° gegen den Wind ansegeln kann? Sehr vereinfacht ausgedrückt: Der Wind erzeugt einen Druck auf die Segelfläche. Dieser Druck überträgt sich auf den darunter »hängenden« Bootskörper, der nun das Bestreben hat, unter diesem Druck zur Seite auszuweichen. Dem aber stemmt sich das Unterwasserschiff mit Kiel oder Schwert und Ruder entgegen. So weicht das Boot in die Richtung des geringsten Widerstandes aus – nach vorne. Allerdings kann das Unterwasserschiff nicht ganz verhindern, dass das Boot auch etwas zur Seite versetzt wird. Dies nennt man Abdrift. Es kommt aber noch etwas hinzu: Auf der Rückseite des Segels entsteht ein Unterdruck, der einen vorausgerichteten Sog ausübt. Darüber hinaus spielen sich am und ums Segel recht komplizierte aerodynamische Vorgänge ab, die jenen an der Tragfläche eines Flugzeuges sehr ähnlich sind.

Was Segelneulinge anfänglich manchmal etwas verwirrt, sind der wahre und der sogenannte scheinbare Wind. Als »wahr« bezeichnet man den Wind, der tatsächlich weht. Seine Richtung und Stärke kann man auf einem Boot nur dann feststellen oder messen, wenn es fest am Steg liegt. Sobald es jedoch losgemacht worden ist und Fahrt aufnimmt, werden Richtung und Stärke durch den Fahrtwind beeinflusst. Der wahre Wind wandelt sich zum scheinbaren. Nur der scheinbare Wind ist an Bord spürbar, er ist der Segelwind. Nur die Richtung des scheinbaren Windes zeigt, während der Fahrt, der Verklicker an, eine Art Wetterfahne auf der Mastspitze. Je schneller ein Boot segelt, umso stärker wird verständlicherweise der Fahrtwind und umso mehr weicht die Richtung des scheinbaren Windes von der des wahren Windes ab. Der scheinbare Wind kommt stets mehr von vorne als der wahre, ausgenommen, wenn man direkt vorm Wind segelt. Da fallen wahrer und scheinbarer Wind zusammen.


Kurse zum Wind

Zwischen dem nicht mehr zu befahrenden Sektor am Wind und dem Segeln »platt vorm Laken«, das heißt mit dem Wind genau von hinten, liegen mehrere Kurse. Sie haben ihre eigenen Bezeichnungen und erfordern jeweils eine andere Segelstellung. Alle diese Kurse zum Wind können über die rechte oder die linke Bootsseite gesegelt werden. An ihrer Bezeichnung ändert sich dabei nichts.

Achtung! Weil der scheinbare, also der Segelwind auf allen Kursen, je nach Geschwindigkeit des Bootes, aus einer etwas anderen Richtung weht, ist er kaum oder gar nicht zeichnerisch darzustellen. Deshalb symbolisieren die Windpfeile auf unseren Zeichnungen immer die Richtung des wahren Windes.




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