Читать книгу Das Rudel der Fünf: Harte Western Edition - Heinz Squarra - Страница 11
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ОглавлениеSie treffen nach einer halben Stunde auf den wartenden Jesse. Der Schwarze zeigt den Hohlweg hinunter.
„Dort ist er weiter. Ich fand ein paar Spuren. Ich glaube, er hat es sehr eilig.“
„Wie lange wartest du schon?“, forscht Wy.
„Vielleicht fünf Minuten. Der Abstieg war beschwerlich.“
„Dann hat sich sein Vorsprung nur unwesentlich vergrößert. Los, Jesse, weiter!“
Sie setzen den Weg in der alten Anordnung fort. Jesse beschleunigt seinen Lauf noch.
Nach einer Stunde sehen sie Crim vor sich. Er ist stehengeblieben. Neben ihm fällt eine Schlucht steil in die Tiefe. Er steht unmittelbar an ihrem Rand, den kleinen Sack mit der Beute in der linken Hand. Rechts hält er die schwere Springfield, und in seinem Halfter steckt der schwere 48er.
Der kleine ausgelaugte und faltige Mann steht vorgereckt und abwartend. Enttäuschung spiegelt sich in seinem wie gegerbt wirkenden Gesicht.
Matt hat den Pinto gezügelt. Wy hält neben ihm an, und auch Jesse ist stehengeblieben. Sie sind nur noch fünfzig Meter von Crim entfernt, und er scheint zu wissen, dass es für ihn kein Entkommen mehr gibt. Seine schmalen Schultern hängen nach unten.
„Lass den Sack fallen, Crim“, sagt Nick, indem er aus dem Sattel steigt und die Winchester langsam anhebt.
„Wenn du schießt, fällt er“, sagt Wy.
„Das ist mir auch klar“, grient Nick.
„Hoffentlich siehst du auch, dass der Weg ebenfalls fällt. Und zwar zu der Seite hin, wo es in die Schlucht geht. Er wird dort hineinrollen.“
„Er hat recht“, sagt Matt. „Nick, mach keinen Blödsinn. Wir haben nichts davon. Dort in der Tiefe kommen vielleicht Kojoten, um ihn aufzustöbern. Aber wir schaffen das nicht.“
Nick geht zwei Schritte vorwärts und bleibt wieder stehen. Er hat die Winchester in der Armbeuge.
„Komm zurück, Crim!“, ruft er. „Wir versprechen dir eine faire Behandlung!“
Crim Boise leckt sich die Lippen.
„Fair?“, fragte er hohl. „Was ist das?“
„Nun, wir bilden eine Jury, Crim“, grinst Nick Haskell. „Und sie wird über dich ein Urteil fällen.“
„Was für ein Urteil?“
„Ein gerechtes, Crim! Du wirst bestimmt zufrieden sein.“ Nick lacht nun ganz offen, dreht kurz den Kopf, blickt Wy an und schaut dann wieder nach vorn. „Wir stimmen mit einfacher Mehrheit ab. Wir sind vier Mann. Wenn nur zwei der gleichen Meinung sind, ist alles sonnenklar.“
„Ihr wollt mich umbringen.“
„Aber, Crim. So hässlich sind wir doch nicht. Wir wollen über dich zu Gericht sitzen und entscheiden, ob du ein Lump bist oder nicht. Schließlich wirst du dir nicht einbilden, eine Heldentat vollbracht zu haben. Nicht wahr, du bist doch ein kleiner, hässlicher Lump?“
Crim lässt einen Fluch hören, und fast sieht es aus, als wollte er den kleinen Sack fallen lassen, um das Gewehr mit beiden Händen packen zu können. Im letzten Moment scheint er sich jedoch zu überlegen, dass Nick nur darauf wartet, den Beutel auf festem Grund liegen zu sehen. So behält er ihn in der Hand und ruft: „Wir können höchstens einen Handel machen. Ich gebe euch etwas davon ab.“
Nick geht langsam vorwärts und kommt wie die leibhaftige Drohung auf den ausgelaugten Siedler zu.
„Bleib stehen!“, heult Crim Boise. „Nick, bleib stehen!“
Nick geht immer weiter.
Da wirft Crim das Gewehr neben sich und reißt den 48er aus der Halfter. Sein lederhäutiger Daumen zieht den Hammer knackend zurück.
„Keinen Schritt weiter!“, schreit er mit überkippender Stimme.
Nick steht, die Winchester immer noch in der Armbeuge.
„Los, wirf ihn weg!“, sagt er pfeifend.
„Wir schießen es aus! Wir machen es so kurz und schmerzlos wie möglich.“
Crim leckt sich über die spröden Lippen. Seine Linke verkrampft sich fester um den Sack.
„Ich werfe ihn nicht weg“, haucht er fast tonlos. „Ich behalte ihn in der Hand, Nick! Und wenn du jetzt schießt, werde ich noch genug Kraft haben, mit ihm in die Schlucht zu stürzen. Keiner von euch hat dann etwas davon.“
Nick ist sichtbar unentschlossen, und Wy sagt: „Er blufft bestimmt nicht, Nick. Ein Mann, der den Tod vor Augen hat, blufft fast nie. Es wäre gut, wenn du jetzt einsiehst, dass es auf deine Art nichts wird. Komm zurück!“
Nick rührt sich nicht.
„Los, zum Teufe!“, schreit Matt wild. „Mach, was er dir sagt. Wir wollen schließlich das Gold!“
„Kippst du jetzt um?“, forscht Haskell.
„Quatsch! Ich bin nur nicht verrückt. Ich will das Gold. Los, Nick, komm zurück!“
Haskell bewegt sich langsam rückwärts und lässt das Gewehr sinken.
„Crim, komm herüber“, sagt Wy.
„Und welche Chance willst du mir geben?“
Wy blickt Matt an.
„Wir müssen ihm jetzt etwas versprechen, wenn er kommen soll.“
„Das weiß ich auch“, knurrt Matt Davis. Er dreht den Kopf. „Los, mach es kurz. Dir passiert nichts! Jesse, du bist doch auch einverstanden?“
Der Schwarze nickt langsam.
Crim lässt den Hammer langsam sinken und schiebt den schweren Colt ins Halfter. Er hebt seine Springfield auf.
„Ich habe euer Wort?“, versichert er sich.
„Natürlich“, erwidert Matt. „Ich verspreche dir, dass du nichts zu befürchten hast. Mehr kannst du jetzt wirklich nicht herausholen.“
Da kommt Crim Boise. Er kommt langsam mit verzogenem und grünen Gesicht, aber er kommt, denn es gibt für ihn keine andere Möglichkeit mehr. Er bleibt vor ihnen stehen und lässt den Sack fallen.
Nick lacht leise und gefährlich.
„Du Schwein“, sagt er. „Du kleines, hässliches Schwein.“ Dann schwingt seine Faust hoch. Ein Rammer explodiert an Crims Kopf, wirft ihn gegen die Felswand und lässt ihn dort haltlos in sich zusammenrutschen.
Nick schnappt nach der Hüfte.
„Das war genug“, sagt Wy.
Nick dreht den Kopf und blickt in die Mündung von Wys Colt.
„Es war wirklich genug“, sagt der.
„Vergiss nicht, dass ich ihm gar nichts versprochen habe“, dehnt Nick. „Das heißt, ich habe ihm keine bestimmte Zusage gegeben. Versprochen habe ich ihm schon eher etwas. Aber du hast recht. Im Moment ist es genug. Er soll schließlich etwas davon haben.“