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Im Flower Valley beleuchtete die Sonne um diese Zeit mit ihren goldenen Strahlen das neu entstandene Farmhaus, das Carringo für seine Frau Linda, den kleinen Jellico und sich erbaut hatte und in dem sie die schwere Vergangenheit endlich vergessen wollten. Eine glückliche Zukunft wähnten Carringo und Linda vor sich. Der kleine Jellico wusste noch nichts von den vergangenen Kämpfen seines Vaters. Endlich hetzte und suchte ihn niemand mehr. Hilton, sein ärgster Widersacher und Lindas Vater, hatte nach Mexiko flüchten müssen. Dass er von dort aus längst wieder aktiv geworden war, um Carringo dennoch zu vernichten und seine Tochter Linda nebst dem kleinen Jellico in seine Gewalt zu bringen, das ahnte niemand.

So war auch Linda sehr glücklich, als an diesem Morgen Carringo seinen Rappen sattelte, um in die kleine Stadt Kirkland zu reiten. Dort hatte er vor einigen Tagen gute Hereford Rinder gesehen, die ein Händler anbot. Er hatte sich einen kleinen Kredit beschaffen können und alle Ersparnisse zusammengekratzt.

Linda brachte ihm zwei Wasserflaschen und einen Beutel mit Proviant, küsste ihn mit strahlenden Augen zum Abschied und hob dann Jellico hoch, damit er seinen Vater ebenfalls küssen konnte. Aber der Junge war viel zu klein, um das zu begreifen.

Als Carringo wegritt, winkte er noch mehrmals zurück. Dann wanderte sein Blick über die angelegten Felder. Es hatte zweimal mäßig geregnet, so dass er mit einer guten Ernte rechnen durfte.

Bald verschwand die Farm hinter den Hügeln. Carringo musste durch die Aztek Mountains und sah hinter deren Ausläufern nur durch ein Stück Prärie von ihm getrennt das nächste Granitmassiv, die Aquarius Mountains, die sich grau und drohend hoch in den Himmel schoben.

Carringo war es, als hätte er ein jähes Blinken in den Bergen gesehen. Er zügelte das Pferd und griff unwillkürlich nach seinem Gewehr, ließ es aber noch im Scabbard. Aus zusammengezogenen Augen beobachtete er die grauen, zerrissenen Wände eine Weile.

Das Blinken wiederholte sich nicht.

Carringo begann an eine Sinnestäuschung zu glauben, ließ das Gewehr los und ritt weiter. Aber noch mehrmals irrte sein Blick zu den grauen, schroffen Wänden zurück. Er ritt über ein paar Hügel und erreichte die Stadt Kirkland, ein kleines Nest in der weiten Prärie, das dem Halbkreis eines Baches folgte, der hinter den Bretterhütten leise plätscherte.

Der Stallmann, Händler und Futtermittelverkäufer kam Carringo schon entgegen, als er die Straße heraufritt;.

„Hallo!“, rief der Mann. „Da sind Sie ja wieder!“

Carringo zügelte das Pferd. Der Mann griff nach dem Zügel, während Carringo aus dem Sattel stieg, den Hut abnahm und mit gespreizten Fingern durch sein blondes Haar strich. Die blauen Augen blickten auf die Herefords im Corral neben dem Stall. Es waren junge, gute Tiere. Genau das Richtige für die Zucht, wie er sie sich vorstellte.

„Na, wie ist es?“ Der Händler grinste freundlich.

„Ich würde zwanzig nehmen, wenn wir uns über den Preis einigen.“

„Einigen? Das Rind kostet zehn Dollar, das sagte ich doch bereits.“

Carringo grinste so freundlich wie der Mann. „Ja, das sagten Sie. Ich will aber nur fünf Dollar für jedes Rind bezahlen.“

„Nur fünf?“ Das Gesicht des Händlers faltete sich regelrecht zusammen. Er schaute zu den anderen Männern der Stadt, die sich vor dem kleinen Saloon zu versammeln begannen. Niemand sagte etwas, und keiner näherte sich.

„Ja, fünf Dollar.“

„Hört ihr das, Leute?“, rief der Mann. „Der neue Farmer will mich ruinieren!“

Jemand lachte.

„Dich doch nicht“, sagte ein Mann. „Wer dich über den Tisch ziehen kann, muss erst noch geboren werden.“

Die anderen lachten lauthals und gingen in den Saloon.

Der Verkäufer schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Das ist ausgeschlossen. Aber ich kann Ihnen auf neun entgegenkommen.“

„Von mir aus sechs.“ Carringos Lächeln wurde härter. Er kannte diese Sorte Menschen, die allesamt als fahrende Händler mit einem Wagen voll Kram angefangen und in kurzer Zeit zu erträglichem Reichtum gelangt waren.

„Das ist weniger, als ich selbst bezahlt habe, Mister. Neun müssen Sie für ein Tier schon ausgeben.“

„Vielleicht könnte ich mich zu sieben entschließen“, lenkte Carringo ein. „Aber dann dürfen Sie nicht länger feilschen und müssten mir außerdem einen Mann mitgeben. Er soll mir helfen, die Rinder zu meiner Farm zu treiben.“

„Sieben Dollar und ein Mann!“ Der Händler stöhnte und griff sich an den Kopf. „Das ist mein Untergang! Danach kann ich mir eine Kugel in den Kopf schießen!“

„Ich gehe einen Whisky trinken“, sagte Carringo, dessen Gesicht ernst geworden war. „Sie können es sich zehn Minuten überlegen. Ist die Zeit um, und Sie wollen so nicht verkaufen, reite ich nach Prescott weiter.“

„Mein Gott, was habe ich nur getan, dass ich so bestraft werden soll?“, jammerte der Händler.

Ungerührt führte Carringo sein Pferd über die Straße, band es vor dem Saloon an und ging hinein. Die Männer am Tresen machten ihm mit freundlich grinsenden Gesichtern Platz.

Der Keeper, ein kleiner, kugelrunder Mann, schenkte unaufgefordert Whisky ein und sagte: „Der geht auf meine Rechnung, Mister. Gewissermaßen zur Begrüßung.“

„Danke.“ Carringo goss Sodawasser in den Whisky und trank ihn auf einen Zug.

„Wenn Sie mal Lederzeug brauchen …“ Der Mann neben ihm verzog das Gesicht. „Ich bin der Sattler, Mister.“

„Ich werde daran denken. Der Whisky ist gut. Bitte, nun eine Runde auf meine Rechnung. Zur Begrüßung gewissermaßen.“

Als Carringo nach zehn Minuten den Saloon verließ, waren ihm alle erdenklichen Waren angeboten worden, die es in Kirkland gab oder hier hergestellt wurden.

Der Händler stand mit unzufriedenem Gesicht noch am Zaun des Corrals neben dem Mietstall. Carringo führte seinen Rappen über die Straße und schaute den Mann an.

„Ich will Ihnen ja gern helfen, Mister. Und natürlich ist mir auch klar, dass man nicht auf einem Geldberg sitzt, wenn man gerade eine Farm aufbaut. Aber …“

„Also nicht?“, fragte Carringo schroff.

„Ich kann nicht unter dem Einkaufspreis verkaufen. Das müssen Sie doch verstehen!“

„Ihr Einkaufspreis liegt unterhalb fünf Dollar, Mister. Aber es zwingt Sie niemand, an mich zu verkaufen.“ Carringo stieg in den Sattel und schnalzte mit der Zunge. Er hatte diese kleinkarierten, jammernden Leute nie leiden können, aber wenn er auf der Farm leben wollte, musste er lernen, sich auf sie einzustellen. Zugleich musste er ihnen aber auch rasch klarmachen, dass sie es nicht mit einem Greenhorn zu tun hatten, dem sie leicht die Dollars aus der Tasche ziehen konnten, ohne den reellen Gegenwert zu liefern.

„Warten Sie doch!“, rief der Händler, als Carringo losritt.

Er zügelte Wildcat und schaute über die Schulter. „Sagen Sie jetzt nicht, dass Sie acht Dollar für ein Rind haben wollen. Ich zahle sieben und keinen Cent mehr.“

„Wenn ich das mehrmals tue, bin ich erledigt. Aber ich bin Händler und muss verkaufen. Also in Gottes Namen, weil Sie es sind.“

„Und der Mann, der mir hilft, die Rinder zur Farm zu treiben?“, fragte Carringo.

„Sie ziehen mir wirklich das Fell über die Ohren!“ Der Händler fuchtelte in der Luft herum.

„Ich würde schon helfen“, erklärte ein junger Mann, der aus dem Saloon trat. „Was wollen Sie denn bezahlen, Mister?“

„Fragen Sie den Händler“, erwiderte Carringo.

Der Verkäufer fluchte lästerlich, beruhigte sich aber schließlich. „Es bleibt dabei, dass Sie zwanzig Rinder nehmen?“

„Ja.“

„Dann gebe ich dir drei Dollar, Verry. Das ist ein Haufen Geld für die kleine Mühe.“

„In Ordnung.“ Der junge Mann strahlte über das ganze Gesicht. „Ich nehme den Job an. Aber ich will die Bucks gleich, damit es keinen Ärger gibt.“

Carringo stieg ab und führte Wildcat zurück.

Vor dem Saloon standen wieder die Männer der Stadt. Keinem war der Handel entgangen. Keiner sagte ein Wort. Eine halbe Stunde später ritten Carringo und der junge Mann mit der kleinen Jungviehherde los und verschwanden in den Staubschwaden, die träge über Kirkland zogen.

„Der weiß, was er will“, sagte ein alter, weißhaariger Mann und spuckte auf die Straße. „Wer mit ihm ins Geschäft einsteigen will, muss scharf kalkulieren und darf keine Mätzchen versuchen.“

„Noch ein paar solcher Kunden, dann kann ich mir einen Strick nehmen und mich erhängen!“, schimpfte der schwitzende Händler.

„Rede doch keinen Unsinn, John“, erwiderte der weißhaarige Mann.

„Du hast für die Rinder vier Dollar bezahlt und sieben erhalten. Und da man dir die Rinder in den Corral stellt, in dem genug Gras wuchs, hast du lediglich die drei Dollar Unkosten für den jungen Mann gehabt. Das würde jeder andere an deiner Stelle ein glänzendes Geschäft nennen. Ist es nicht so?“

Zustimmend nickten die anderen.

Der Händler überquerte vor sich hin fluchend die Straße und verschwand im Mietstall.

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