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Chaco hielt inne, als er den Hufschlag hörte. In Schweiß gebadet, blutig an den Beinen und nervös, weil seine Bemühungen erfolglos geblieben waren, lauschte er auf die immer lauter werdenden Geräusche.

Ohne eine harte Unterlage vermochte er die Manschetten nicht zu zerschlagen und die Nieten nicht zu sprengen. Aber er hatte es nicht wahrhaben wollen und immer und immer wieder versucht.

„Ich muss weg“, sagte er leise und sprang auf. Noch hatte er den Hammer in der Hand. Es war seine einzige Waffe. Zuwenig für Feroz, der bei aller Verrücktheit ein eiskalter Kämpfer war und das traf, auf was er schoss oder wohin er seinen Speer oder das Messer schleuderte.

Chaco hastete durch den Keller, in den engen Gang und zu der Treppe, die hinauf in den Saloon führte. Denn er war sicher, dass der Verrückte durch den Gang in der Gasse eindringen würde.

„Chaco, wo bist du?“, schrie eine schrille Stimme, die auch das entnervende Kichern produzierte.

Chaco hielt auf der Treppe inne, den Hammer in der erhobenen Hand.

Nichts war zu vernehmen. Sekunden verstrichen, bis endlich der Bretterhaufen in der Gasse mit Gepolter zusammenrutschte. Chaco stieg die Treppe weiter hinauf, öffnete die leise knarrende Tür und sah den Saloon vor sich. Es war Eile geboten. Er verließ den Keller mit der Kette in der linken und dem Hammer in der rechten Hand, schlich die Treppe ins Obergeschoss hinauf und betrat ein Zimmer.

Der enge Raum hatte nackte Bretterwände und beherbergte nur noch einen teilweise zusammengebrochenen Schrank, den dicker Staub bedeckte. Die Fensterscheibe war zerschlagen, und Splitter lagen herum. Durch das Fenster war der Blick auf die Mulde hinter dem Gebäude frei. Im Schutze des Hauses sah Chaco ein paar noch erhaltene Claims. Werkzeuge konnte er nicht entdecken.

„Wo bist du?“, schrie Feroz wütend. „Warte nur, ich finde dich und spieße dich auf!“

Chaco lief durch den Raum. Leise klirrte die Kette. Die Bretter des Bodens gaben ächzende Geräusche von sich und bogen sich unter seinem Gewicht durch.

„Du bist hier, ich weiß es!“, brüllte Feroz, der nun offenbar auf der Straße war.

Chaco wandte sich um und betrachtete den schief stehenden Schrank, dessen eine Seitenwand zerstört auf dem Boden lag. Dort konnte er sich nicht verstecken. Das Gebilde würde bestimmt ganz zusammenfallen, wenn er es berührte.

„Ich finde dich!“, rief Feroz.

Der Kampf schien für ihn gar nicht mehr so spaßig zu sein, wie er sich das vorgestellt hatte und wie er immer wieder ablaufen sollte, wenn es ein Fremder wagte, sich hierher nach Desierto zu verirren.

Chaco schaute hinaus und sah ein Dach unter dem Fenster. Ein Schuppen war angebaut. Das Dach sah stabil aus. Sicher konnte er darauf springen und trotz der Fesseln den Boden erreichen. Aber das musste Feroz hören.

Chaco trat etwas zurück und lauschte. Noch schien Feroz nicht im Saloon nach ihm zu suchen. Er rief aber auch nicht wieder, so dass sein Standort zu bestimmen gewesen wäre. Nach Minuten tauchte er jedoch unvermittelt auf. Chaco trat zurück und beobachtete den Verrückten verstohlen.

Feroz hatte die alte Flinte und den selbstgebauten Speer in den Händen. Er lief von einem Claim zum anderen und schaute hinein. Chaco hätte ihn ohne Mühe töten können, wäre er im Besitz einer Feuerwaffe gewesen.

„Ich kriege dich!“, rief der Verrückte und hüpfte von Claim zu Claim. „Ich kriege dich!“

Er erreichte den Schuppen, öffnete eine kleine Tür neben dem riesenhaften Tor und verschwand dahinter. Dünner Staub trieb heraus.

Chaco lehnte an der Wand und spähte vorsichtig aus dem Fenster. Er hörte Gerümpel umstürzen und Holz brechen, und neuer Staub quoll durch die offene Tür. Schließlich tauchte Feroz wieder auf und hastete weiter. Er verschwand aus Chacos Blickfeld.

Chaco war klar, dass Feroz jeden Winkel von Desierto durchwühlen würde. Vielleicht war er da drüben in dem Schuppen einigermaßen sicher, und vielleicht fand er dort eine Waffe.

Er beugte sich hinaus. Feroz war verschwunden. Chaco kletterte auf das Fensterbrett. Er musste den Hammer hinter den Hosenbund stecken, um die Kette festhalten zu können. Dann sprang er auf das Dach hinunter und blieb geduckt stehen. Er lauschte und beobachtete die Hütte, bei der er Feroz zuletzt gesehen hatte, darauf gefasst, dass der Kerl auftauchen und ihn abknallen könnte.

Aber da rief Feroz weiter entfernt. „Ich finde dich! Keiner kann mir entgehen!“

Er atmete auf, lief über das sich durchbiegende Dach des schwankenden Schuppens und sprang auf den Boden hinunter. Eine Minute später war er bereits im Schuppen und zog die kleine Tür zu.

Der Staub stand noch in der Luft und verstärkte das Dämmerlicht. Dort, wo ein Sonnenstrahl durch eine Ritze fiel, beleuchtete er einen Wagen mit gebrochener Deichsel und schiefer Vorderachse, weil ein Rad fehlte. Es lag zerschlagen am Boden und war nur noch an der Nabe mit den abgebrochenen Speichen und dem rostenden Eisenreifen zu erkennen. Hinter dem demolierten Gefährt lagen alte Möbel auf einem Haufen, der fast bis zum Dach reichte. Fässer und Kisten standen herum.

Chaco tastete sich durch den Schuppen, bemüht, nirgendwo anzustoßen und keine Geräusche zu verursachen. Werkzeuge fand er nicht. Aber hier hätte er sich auch nicht befreien können, denn das hätte Feroz gehört.

Am Ende des Schuppens ging Chaco hinter einem Stapel Bauholz in Deckung. Hier konnte Feroz ihn erst sehen, wenn er einen Yard entfernt um den Stapel bog.

Chaco zog den Hammer hinter dem Hosenbund hervor. Wenn Feroz sich hierher wagen würde, musste das Schicksal entscheiden, wem es die entscheidende Chance geben wollte.

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