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Welt der Extreme

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Man darf sich wundern, dass es die Menschheit überhaupt bis ins 21. Jahrhundert geschafft hat, da es sich doch mit dem Grundlegendsten, nämlich der Energiebereitstellung durch die Nahrungsaufnahme, so unglaublich schwierig gestaltet.

»Gesund gestorben ist trotzdem tot«: Dieser Satz geht mir immer wieder durch den Kopf, wenn ich so den einen oder anderen Zeitgenossen beobachte, der sein Leben damit verbringt, der vermeintlich gesunden Lebensführung zu frönen und dabei das Leben komplett verlernt.

Es scheint eigentlich nur noch zwei Arten von Spezies in unserer Wohlstandsgesellschaft zu geben:

Maßlose »Genießer«: Die, die sich einen Sch…dreck um ihre Gesundheit kümmern, ein (kurzes) Leben lang leben wie Sau und dann mit Erschrecken feststellen, dass viele Dinge, die man so in Gang gebracht hat (in diesem Fall körperlicher Verfall und die sogenannten Wohlstandserkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Übergewicht), nicht mehr umkehrbar sind, weshalb man deutlich früher ins Gras beißt, als man rein statistisch eigentlich müsste. Durch Rauchen, Saufen, Übergewicht und Bewegungsmangel schafft man es spielend, seine gute Lebenserwartung um zehn Jahre zu reduzieren. Statt stattlicher 82 Jahre sieht Frau schon mit 72 Jahren die Radieschen von unten, bei uns Männern kommt der Sensenmann sogar mit Ende 60 – kaum Zeit, die Rentenkasse ordentlich zu plündern. Und das sind Durchschnittswerte! Sprich, der ein oder andere tritt noch viel früher ab – und das, obwohl man sagt, dass 60 Jahre die neuen 40 sind. Live fast – die young. Dieses Statement, anno dazumal für Rebellen und Rockstars reserviert, gilt heute für die Masse.

»Gesundheitsapostel«: Auf der anderen Seite existieren die Körperhörigen, die Checker und Selbstvermesser, die täglich bis zum Exzess Sporttreibenden, die Genussverbieter und fanatischen Gesundheitspropheten, die jeden schräg anschauen, der nicht jeden Tag mindestens 25000 Schritte (natürlich in Barfußschuhen oder am besten wirklich barfuß) absolviert und ansonsten mit dem Lastenfahrrad ökologisch nachhaltig unterwegs ist, während das Elektroauto nur benutzt wird, um dem Nachbarn mit seinem Diesel schön eine ökologisch abbaubare Ohrfeige zu versetzen. Unter diesen Ökofaschisten verbreiten sich Ernährungstrends schneller als Fußpilz in einer Männer-WG (und ich kann Ihnen sagen: das geht da ratzfatz). Ob Vegetarier, Veganer, Fruktarier, ob basische Ernährung, 16/8, 5/2 oder Paläo – hier findet man alles, was das kulinarische Herz nicht erfreut! Diese Spezies ist genauso maßlos wie die erstere, nur dass hier mit dem scheinbar gesunden Lifestyle übertrieben und weit über das Ziel hinaus Körperoptimierung betrieben wird. Mit allen Mitteln versucht man, den Alterungsprozess zu verhindern, um mit 103 Jahren noch der übrig gebliebenen Verwandtschaft gehörig auf den Keks zu gehen. Und nachdem diese Selbstkasteiung ja dann dennoch mit maximal 114 Jahren (älter wird rein zellteilungstechnisch kein Mensch – die Erklärung folgt später) in der Kiste endet, sehe ich jetzt schon das hämische Grinsen der Hinterbliebenen, die sich beim Beerdigungskaffee mit vollen Backen zurufen: »Gesund gestorben ist trotzdem tot.« Und da haben sie absolut recht, denn das hat leider überhaupt nix mit glücklichem und erfülltem Leben zu tun.

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