Читать книгу Mit Kommissarin Minou ist jederzeit zu rechnen - Helene Kneip - Страница 9

Johann wird beraubt und Minou erhält ein Geschenk

Оглавление

Während die beiden sich noch rumzankten, d.h. Sophia eine Tirade auf Johann losließ, in der sie das türkische Gefängnisleben in allen Facetten beschrieb, hatte ich mit einem Mal das Gefühl, mein Katzenherz würde stehen bleiben. Gleichzeitig klopfte es so laut, dass ich es in den Ohren spürte. Der Grund hierfür war nicht, dass ich an die armen Katzen in der Türkei dachte und mir deren Schicksal nun doch zu schaffen gemacht hätte. Nein, das war es nicht. In meinem Revier trieb sich auch eine Katze rum, die nur eineinhalb Ohren hatte. Sie war mir vor kurzem zu nahe gekommen und ich hatte einmal kurz Klartext geredet bzw. ihr gezeigt, wer die Katze ist, die hier das Sagen hat. Unter uns Straßenkatzen gilt mehr oder weniger das Gesetz des Stärkeren. Natürlich taten mir die Katzen in der Türkei irgendwie leid, aber das war es nicht, was mir Herzklopfen verursachte. Ich hatte das beklemmende Gefühl auch nicht, weil ich mir Johann in einem türkischen Gefängnis vorstellte. Ich sah vielmehr zwei Männer auf Rädern auf uns zukommen. Die beiden ließen uns drei nicht aus den Augen. Das sah nicht gut aus. Ich spürte es bis in meine Krallenspitzen: Die Männer waren gefährlich. Sie näherten sich uns nicht nur, sie hatten es auf uns oder irgendetwas in unserer Nähe abgesehen.

Abrupt drehte ich mich um, stellte mich auf meine vier Pfoten und schaute auf Johanns Rucksack, der immer noch mitten auf dem Bürgersteig stand. Ihm drohte offensichtlich Gefahr, nicht uns, wie ich zunächst angenommen hatte. Wie hypnotisiert starrten die Männer auf ihn. Automatisch stellten sich meine Rückenhaare auf. Klarer Fall. Ich erkannte mit einem Blick, dass sich die Situation zuspitzte, während Sophia und Johann sich noch den Knast in all seiner Grausamkeit ausmalten, allen voran Sophia. Manchmal hat sie etwas Katzenhaftes an sich.

In dem Moment, in dem ich fauchte und meinen Rücken zu einem Bogen wölbte, sprungbereit, um alles in meiner Nähe zu verteidigen, schauten die beiden Urlauber endlich auf das Trottoir. Doch es war zu spät. Einer der beiden Männer hatte schon den Rucksack gepackt, auf die Lenkstange gezogen und floh jetzt, heftig in die Pedale tretend, die Straße runter.

„Streichelt das Katzenvieh mal schön weiter“, brüllte der andere noch. Dabei bog er sich auf dem Rad vor Lachen. Frechheit hoch drei! Frechheit eins: der dreiste Diebstahl. Frechheit zwei: meine Titulierung mit Katzenvieh. Frechheit drei: Er zeigte den Stinkefinger, und das geht schon gar nicht.

Sophia und Johann standen wie versteinert und sprachlos da. Sogar Sophia brachte kein Wort hervor. Nach circa fünf gefühlten Schrecksekunden spurtete Johann endlich los und verfolgte die Diebe. Und ich, ich tat es ihm gleich. Aber schon nach kurzer Zeit musste Johann die Verfolgung aufgeben. Wir waren den Dieben erst die Straße, auf der Sophia wohnte, runter hinterhergelaufen und hatten sie durch den Park am Ende der Straße weiterverfolgt, als Johann die Luft ausging. So viel zum Thema: Sportstudium. Vielleicht hatte er zu viel Mathematik studiert. Auf jeden Fall war Fitness etwas anderes als das, was er gerade zum Besten gab.

Ich selbst verfolgte die Rucksackdiebe noch durch die Fußgängerzone bis zu riesigen Wohnblöcken am anderen Ende der Stadt. Das war nicht so schwierig, denn die Diebe hatten ihr Tempo deutlich verringert, nachdem sie festgestellt hatten, dass kein Mensch sie mehr verfolgte. Mit mir als Verfolger hatten sie wohl nicht gerechnet und mich folglich auch nicht registriert. Sie sollten später noch sehen und spüren, dass man mit mir immer zu rechnen hat. Das war mir zu diesem Zeitpunkt jedoch selbst nicht klar. Dabei ist Bescheidenheit nicht meine größte Tugend.

Vor den riesigen Wohnblöcken verlor ich sie aus meinen Katzenaugen. Trotz umsichtiger Suche fand ich keine Spur mehr von den Dieben, ihren Fahrrädern und dem Rucksack, so dass ich schweren Katzenherzens die Verfolgung aufgab. Außerdem gab es sicher viel Schlimmeres als einen gestohlenen Rucksack.

Mit viel Mühe fand ich den Weg zurück in mein Revier. Ich brauchte eine längere Zeit, bis ich meine mir vertrauten Gärten und Straßen wiederfand. Noch nie in meinem bisherigen Katzenleben hatte ich mich so weit von meinem Zuhause, meinem Quartier, entfernt. Ich war überglücklich, als ich das erste mir bekannte Hundegebell vernahm: Der Hund der Nachbarin, die mich während Sophias Urlaub vom täglichen Zeitablauf her so unregelmäßig gefüttert hatte, hatte mich wohl schon von weitem gerochen. Ich stellte mir sogleich die Frage, ob ich ihn noch ein wenig anspornen sollte, indem ich das geschlossene Eingangstor, das die Einfahrt seiner Eigentümer von der Straße abtrennte, hoheitlich abschritt. Hunde reagieren nämlich total auf solche Anreize. Gnädig entschied ich mich dann aber dagegen. Ich wollte lieber zu Sophia und Johann, um zu sehen, wie es ihnen nach diesem unverschämten Überfall ging.

Vor der Haustür stand niemand mehr. Schade. Sie hätten ja wohl auf meine Rückkehr warten können. Ich war irgendwie enttäuscht, fast beleidigt, obschon mir bewusst war, dass ich eine längere Zeit unterwegs gewesen war. Vielleicht bin ich manchmal wirklich ein wenig eigen, wie die Laila-Frau letztens zu ihrem Mann sagte. Sollte ich einmal Zeit haben, würde ich eventuell darüber nachdenken, reflektieren, wie die Menschen zu sagen pflegen.

Ich lief um das Haus herum in Richtung Terrasse und vernahm auch schon die Stimme Sophias. Meine Enttäuschung war augenblicklich wie weggeblasen. Sophia und Johann waren in meinem Esszimmer. Hätte ich mir denken können und nicht direkt beleidigte Leberwurst mimen müssen. Großkatze sei Dank hatte dies niemand mitbekommen.

Sophias Familie packt nach dem Sommerurlaub die Koffer stets auf der Terrasse aus. Entsprechend natürlich auch Sophia. „So bleibt die Wohnung aufgeräumt“, hörte ich Sophias Mutter in Gedanken sagen. Natürlich nur in meinen Gedanken. Die Eltern waren ja noch unterwegs.

„Die werden sich schwarz ärgern, wenn sie nur Steine in deinem Rucksack finden“, lachte Sophia gerade aus vollem Herzen. Ich liebe dieses Lachen.

„Lach nicht, der Rucksack war ganz schön teuer und die Steine hatten sicher auch ihren Wert“, jammerte Johann. Ob es gespieltes oder echtes Jammern war, konnte ich nicht heraushören. Ganz gleichgültig war ihm die Sache aber bestimmt nicht. Sonst hätte er die Diebe sicherlich nicht verfolgt.

„So teuer war der Rucksack ja auch wieder nicht. Den hattest du doch für nur 15 Euro im Internet ersteigert“, tröstete Sophia Johann. „Und die Steine sind eh nur Staubfänger. Ich wollte die auf keinen Fall bei mir rumstehen haben.“

„Du nicht, aber ich. Du bist leider ja auch nicht an Geschichte interessiert.“

„Bin ich wohl, aber nicht an geklauten Scherben.“

Mittlerweile hatte ich mein Esszimmer erreicht.

„Da bist du ja, Minou“, strahlte mich Sophia an, als ich auf die Terrasse sprang. Und zu Johann gewandt: „Wir sollten die Polizei anrufen und den Diebstahl melden, auch wenn es sich nicht um großartige Werte handelt. Dass ich jetzt erst daran denke, wo bereits so viel Zeit verstrichen ist, ist ärgerlich.“

„Sonst ist aber alles ok?“ Johann war leicht verstimmt.

Sophia schaute ihn fragend an. „Häh? Wer beklagt denn die ganze Zeit den riesigen Verlust? Du oder ich?“, stellte Sophia leicht gereizt klar.

„Was soll ich denn sagen, was sich in meinem Rucksack befand? Gestohlene Steine? Und glaubst du vielleicht, die Polizei hätte nichts anderes zu tun, als sich direkt hinter Rucksackdiebe zu klemmen?“

„Meinst du, dass es unsere Polizei interessiert, ob es sich um gestohlene Steine handelt? Meinst du, die würde dich hier in Deutschland dafür bestrafen?“ Meine Sophia war zunehmend nachdenklich geworden. Ich hörte es deutlich an ihrer Stimme. „Ich schaue gleich mal im Internet, ob ich was dazu finde.“

Mit diesen Worten zog sie am Reißverschluss einer Außentasche ihres Rucksackes. Großkatze sei Dank hatte sie den nicht wie Johann mitten auf dem Bürgersteig abgestellt, sondern neben sich an der Haustür, so dass er nicht leichte Beute für Diebe hatte werden können. Und überhaupt, Sophia ist ja so viel klüger als ihr Johann. Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Wie kann katze nur einen Rucksack unbeobachtet auf das Trottoir stellen, selbst wenn die Haustür nur fünf Meter entfernt ist? Es weiß doch schließlich jeder, dass die Welt immer schlechter wird. Das sagt auf alle Fälle der Nachbar von gegenüber, und zwar der, der neben der Familie wohnt, die mich Laila nennt. Er hat eine Frau, die ebenfalls dieser Meinung ist. Die beiden sagen das bei jeder Gelegenheit und nicken unterstützend mit ihren weiß gelockten Köpfen. Vor allem dann, wenn die Schulkinder – am Ende der Straße ist eine riesige Schule – ihre leeren Zigarettenschachteln oder die Zigarettenkippen, zerquetschte Coladosen und zusammengeknüllte Chipstüten sowie Schokoladenpapier in ihren Vorgarten schmeißen. Manchmal werfen sie auch die Schulbrote, die sie nicht gegessen haben, einfach auf die Straße oder in besagten Vorgarten. Wenn es sich um Käse- oder Wurstbrote handelt, nehme ich mich mitunter gerne des Belags an. Bei Schokoladenaufstrich oder, noch schlimmer, Gurken und Tomaten eher nicht. Ja, es gibt tatsächlich Mütter, die die Brote ihrer Kinder mit irgendwelchem Grünzeug anreichern. Das sind in der Regel die besonders bemühten Mütter, die etwas für die Gesundheit ihrer Kinder tun wollen. Allerdings findet katze solche Brote, Großkatze sei Dank, relativ selten auf der Straße oder in den Vorgärten. Diese Mütter holen ihre Kinder nämlich in der Regel mit ihrem Auto von der Schule ab, so dass sie wenig Gelegenheit haben, sich auf dem Nachhauseweg ihrer nicht gegessenen Brote zu entledigen. Schokolade ist im Übrigen Gift für Katzen. Aber ich schweife wieder ab.

Und was zog Sophia aus der besagten Seitentasche? Ein Halsband, ein grellrotes Halsband. Igitt, igitt!! So etwas Hässliches hatte ich lange nicht gesehen.

„Schau dir dieses schöne Halsband einmal an, das habe ich dir aus der Türkei mitgebracht, kleine Minou.“

Kleine Minou! Dass ich nicht miaue! Ich bin eine große, kräftige, aber auf keinen Fall dicke und fette Katze. Stattlich bin ich, um es auf einen Nenner zu bringen. Und so ein hässliches rotes Band für mich. Was sollte das nur? Und wie um alles in der Welt konnte katze so etwas Geschmackloses als schön bezeichnen?

„In das Halsband ist ein Sensor eingelassen, so dass ich dich immer überall finden kann. Ganz egal, wo du auch bist.“ Stolz hielt sie das Band in die Höhe und hielt es dann vor ihren Hals.

„Oh Söphchen, dich kleidet das Band auch sehr gut. Hätte ich das gewusst, hätte ich auch eins für dich erstanden. Bei zwei Bändern hätte man richtig gut den Preis runterhandeln können. Ach, was sage ich? Mir wäre jeder Preis recht gewesen. Hauptsache, ich weiß jederzeit, wo du dich aufhältst“, alberte Johann rum. Dabei verdrehte er die Augen. Sein Blick sagte alles. In diesem Fall bewies er eindeutig mehr Geschmack als seine Freundin.

Toll, einfach toll, das hätten sie mal besser in Johanns Rucksack gelegt. Kleiner Katzenscherz am Rande.

Nur zögernd näherte ich mich Sophia. Ein solches Geschenk hätte es wirklich nicht gebraucht. So etwas tangiert meine Katzenfreiheit. Was heißt: tangiert? Schränkt meine Freiheit voll ein. Nichts mehr mit Liberté, Captivité war anscheinend angesagt. Sollte das etwa der Niedergang zur Hauskatze bedeuten? Mir wurde ganz schummerig. Offensichtlich war die Digitalisierung nicht mehr aufzuhalten und machte auch vor Katzen nicht Halt.

„Nun komm schon, Minou. Das Band wird dir ganz toll stehen.“ So versuchte Sophia, mich zu einer schnelleren Gangart zu motivieren. Ich war hin- und hergerissen. Ich wollte Sophia auf keinen Fall beleidigen, aber es gibt schließlich auch bei Katzen so etwas wie Stolz. Oder erst recht bei Katzen, wenn ich richtig nachdenke.

„Nun komm schon, Minou, lass dich ein wenig aufhübschen. Es wird dir sehr gut stehen, es passt so herrlich zu deinen Augen“, gab Johann einen mehr als verzichtbaren Kommentar von sich. Er war auf dem Wege, es sich mit mir total zu verscherzen.

Seit wann hatte ich rote Augen? Johann war wohl nicht nur sehr schnell außer Puste, sondern auch noch farbenblind. Arme Sophia. Sie hatte etwas Besseres verdient. Auf keinen Fall einen solchen untrainierten Spinner.

Und von wegen: sehr gut stehen. Das einzige, was nun stand, waren meine Rückenhaare. Dennoch näherte ich mich Sophia, wenn auch nur widerwillig. Und schon hatte sie das grellrote Band um meinen Hals geschlungen. Ich zwang mich zur äußersten Ruhe. Sophia war gerade erst heimgekommen und ich wollte sie nicht enttäuschen.

Disziplin, Disziplin oder Contenance, wie katze so sagt. Das war nun angesagt. Mir würde es schon gelingen, das Band bei der nächstbesten Gelegenheit abzustreifen. Ich konnte mich ja nicht zur Lachnummer im Revier machen lassen. Und dann noch mit Sensor. Das ging gar nicht.

Ich war mir sicher, dass ich das schaffen würde, zumal ich mich auch von den drei Flohbändern, die mir das alte Ehepaar, das mich Laila nennt, aufgebürdet hatte, erfolgreich befreit hatte. Nicht zu vergessen das gelbe Band, das, wie die Familie, die mich Katze nennt, fand, so gut zu meinen Augen passt und mit einem kleinen Herztäschchen mit 50 Cent und der Telefonnummer der Familie versehen war.

„Damit man uns Bescheid gibt, wenn dir etwas passiert“, hatte die Frau gesagt, als sie es mir von ihrem Mann um den Hals legen ließ.

Nett gemeint, vor allem das mit den Augen. Sie haben wirklich einen katzlichen Gelbton. Etwas völlig anderes war der Vergleich meiner Augen mit dem roten Band. Das war eine Unverschämtheit von Johann gewesen, wenn man es genau nimmt.

Bei dem gelben Halsband hatte ich insgeheim das unangenehme Gefühl gehabt, dass im Vordergrund dieser Bemühungen stand, nicht unbedingt dann noch Aluschälchen auf Vorrat zu kaufen, wenn ich schon im Katzenhimmel bei der Großkatze weilte. Kurzum, ich hatte alle Bänder innerhalb kürzester Zeit verabschiedet. Und das würde mir auch jetzt sicherlich wieder gelingen.

Gute Miene zum bösen Spiel machend, stolzierte ich zweimal auf der Terrasse auf und ab und miaute dabei herzergreifend. Es sollte stolz klingen, mein Miauen. Es sollte Sophia meine Freude über das Band demonstrieren. Das gelang mir leider nicht so richtig. Ich bin eben eine ehrliche Katzenhaut. Lügen fällt mir sehr schwer.

„Du bist hungrig, nicht wahr?“, interpretierte Sophia mein misslungenes Miauen.

So hatte ich es zwar ausnahmsweise einmal nicht gemeint, aber Sophia hatte trotzdem Recht. Ich war hungrig, hatte ich doch die Diebe durch die halbe Stadt verfolgt. Anders als der Sportstudent, wie ich noch einmal betonen möchte.

Fix rannte Sophia die Kellertreppe runter und kam mit meinem Abendessen zurück. War das eine Freude. Rasch füllte sie meinen Napf und stellte ihn unter die Terrassenbank. Ich musste mich total zurückhalten, um ihr nicht das Essen schon aus den Händen zu schlingen, denn ich wollte auf keinen Fall verfressen erscheinen. Außerdem wollte ich keinen entsprechenden Kommentar von Johann hören. Ich haderte noch ein wenig mit ihm.

Während ich mein Essen verschlang, allerdings, aus bekanntem Grund, mit einer gewissen vornehmen Zurückhaltung, packten die beiden den übrig gebliebenen Rucksack auf der Terrasse weiter aus. Es entstanden drei Haufen: Schmutzwäsche, Schuhe, Geschenke. Wie sich jeder vorstellen kann, hatten die Haufen unterschiedliche Größen. Welcher Haufen war wohl am kleinsten? Na ja, diese Frage erübrigt sich. Ich für meinen Teil hätte gerne auf das Geschenk verzichtet. Ich glaube, Johann hatte dies bemerkt. Geradezu hinterhältig schaute er ab und zu auf mich. Wenn sich unsere Blicke dann trafen, griff er mit der Hand an seinen Hals, als müsse er ersticken. So ein Blödmann. Wäre er nicht so gut im Streicheln, würde ich ihn sicher in Zukunft keines Blickes mehr würdigen.

„Hast du Halsschmerzen, Johann?“, fragte Sophia Johann besorgt, als er zum vierten Mal diese unqualifizierte Handbewegung machte.

„Nein, nein, alles gut, Sophia“, antwortete er knapp mit schrägem Seitenblick auf mich. Bösartigkeit funkelte in seinen sonst so treuen braunen Augen. Sollte ich mich so in ihm getäuscht haben? Auf jeden Fall unterließ er nun die dumme Bewegung. Ich sprang auf die Terrassenbank, legte meinen Kopf auf meine Vorderpfoten und beobachtete die beiden beim Auspacken.

„Seid Ihr wieder da?“ Das war die Nachbarin, die das Haus gehütet hatte.

„Hallo. Wir sind eben angekommen, das heißt: Johann und ich. Meine Eltern sind noch nicht da“, entgegnete Sophia.

„Dann muss ich die Katze ja nicht mehr füttern.“ Ich hörte eine gewisse Dankbarkeit aus ihrer Stimme.

„Ja, und vielen Dank für Ihre Mühe“, antwortete Sophia. „Minou sieht wohlgenährt aus.“ Sie erwähnte mit keinem Wort, dass Johann eben bestohlen worden waren. Das erstaunte mich.

„Wann kommt denn Deine Tante zurück“, wollte die Nachbarin wissen.

„Das weiß ich nicht so genau“, gab Sophia zurück. „Lange sind sie aber nicht mehr unterwegs. Die Schule beginnt doch bald wieder. Mein Vetter muss dann wieder ran.“

„Ich bin froh, wenn alle wieder da sind. Die Ferienzeit lockt immer Einbrecher an. Letzte Woche noch wurde am Ende unserer Straße in das neue Haus am Tage eingebrochen. Den ganzen Schmuck der Frau haben die Diebe gestohlen“, beendete die Nachbarin schließlich das Gespräch. Wenn sie gewusst hätte, dass soeben schon wieder ein Diebstahl stattgefunden hatte, hätte sich die Nachbarin sicherlich sehr aufgeregt. Sophia und Johann reagierten auf die Aussage allerdings überhaupt nicht. Es war gerade so, als hätten sie den Rucksackdiebstahl vergessen.

Mit Kommissarin Minou ist jederzeit zu rechnen

Подняться наверх