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Kapitel 5 Und nur der Mond schaut zu
ОглавлениеAls wir unter den Bäumen wieder auftauchten, lag vor uns im Licht der Scheinwerfer ein kleiner See. Niklas hielt an und stellte den Motor ab. Als er die Scheinwerfer ebenfalls ausschaltete, waren wir von Dunkelheit umgeben.
„Uh, was hast du mit mir vor?“, fragte ich scherzhaft.
Niklas lachte in sich hinein, sagte aber nichts.
„Oh, oh.“
„Nein, du brauchst keine Angst zu haben. Ich werde nicht über dich herfallen.“
„Okay.“ Ich glaubte ihm nicht nur, sondern fand den Gedanken, er könnte zudringlich werden, auch völlig abwegig.
Nach einem kurzen Schweigen fuhr Niklas fort: „Da drüben, links von uns, ist eine kleine Bungalowsiedlung. Da haben meine Eltern auch eine Datsche. Im Sommer waren wir ständig hier draußen. Wir waren schwimmen oder streiften durch den Wald. Das war herrlich. Meistens war mein Freund oder mein Cousin dabei. Aber es gab hier genug Kinder, dass mir nie langweilig wurde.“
„Tja, und das ging alles ohne Smartphone und Internet“, warf ich ein.
„Jap.“
„Du warst also ein Wildfang?“
Nick lachte. „Ziemlich, ja.“
Der Vollmond hing groß und schwer am Himmel. Sein Spiegelbild glitzerte auf der unbewegten Wasseroberfläche.
„Gehört der auch zu deiner Planung?“, erkundigte ich mich auf den Mond deutend.
„Absolut“, erwiderte er.
„Wow. Wollen wir uns vielleicht ans Ufer setzen?“
Statt einer Antwort schnallte er sich ab, öffnete die Tür und stieg aus. So beeilte ich mich, ihm zu folgen.
Nick hatte den Kofferraum geöffnet und holte etwas daraus hervor. „Eine Decke“, erklärte er mir auf meine unausgesprochene Frage. Er schloss die Kofferraumklappe, verriegelte das Auto und kam zu mir. Er nahm meine Hand und führte mich zum Ufer. Der Mond schien ungehindert auf die Szenerie. Die Luft war mild und roch nach Wald.
Ich versuchte, am anderen Ufer etwas zu erkennen, konnte aber nur Schemen ausmachen.
„Da drüben ist nur Wald“, sagte Niklas mit gedämpfter Stimme in meine Gedanken hinein.
Mir fiel auf, wie still es war. Ich lehnte mich leicht gegen ihn und schmiegte meine Wange an seine Brust.
So standen wir dicht beieinander und genossen den Augenblick. Nach einem zarten Kuss auf meinen Scheitel schlug Niklas vor: „Wollen wir uns auf den Steg setzen?“
Ich nickte und so gingen wir auf den stabilen Holzsteg.
Am Ende breitete Nick die Decke aus, ließ sich nieder und klopfte einladend auf den freien Platz neben sich. Ich setzte mich und zog die Beine an.
„Hier könnte ich es eine Weile aushalten“, verkündete ich.
„So ging es mir früher schon immer.“
„Wir sind in meiner Kindheit meistens nur einmal verreist, dafür aber weiter weg. Papa hat schon immer viel gearbeitet, da mussten wir die Zeit nutzen.“
„Was macht dein Papa beruflich?“
„Steuerberater“, erwiderte ich mit schiefem Grinsen.
„Und deine Mutter?“
„Mama ist Sozialpädagogin und arbeitet beim Jugendamt. Und deine Eltern?“
„Papa ist Agraringenieur, geht aber nächstes Jahr in den Ruhestand und Mama ist Kindergärtnerin in der Kita im Nachbardorf.“
Ich legte den rechten Unterarm auf die Knie und stützte mich auf die linke Hand.
„Darf ich dich etwas fragen?“, begann ich vorsichtig.
Niklas sah zu mir. „Ja, klar.“ Er wirkte vollkommen arglos.
„Es klingt vielleicht etwas komisch, aber ich frage mich das schon die ganze Zeit.“
Er machte eine auffordernde Geste, also schoss ich hervor: „Warum ist ein Mann wie du noch nicht vergeben?“ Wir lachten beide, er überrascht, ich verunsichert.
„Weil mir das Schicksal bisher noch nicht hold war.“
Ich rang mit mir, ob ich weiterbohren sollte, ließ es aber, um den Abend nicht zu verderben.
„Du meinst also, bisher gab es keine Frau, die einen lieben, aufmerksamen, intelligenten, attraktiven Mann für sich beansprucht hat?“
Er schüttelte einmal den Kopf. „Nein.“
Ich schnaubte. „Hm. Selbst schuld. Ihr Verlust, mein Gewinn.“
Niklas lachte herzlich und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Er räusperte sich und betrachtete mich wohlwollend.
Ich wandte ihm ganz langsam den Kopf zu. Meine Augen funkelten schelmisch und ich hatte Mühe, nicht zu spitzbübisch zu lächeln. „Was denn?“, fragte ich, als mir sein Schweigen ein leichtes Kribbeln in der Magengrube bescherte.
„Ich würde dich gerne küssen“, sagte er schlicht.
„Dann tu es doch“, antwortete ich leise.
Niklas legte seinen rechten Arm um mich, während seine linke Hand meine Wange streichelte und mir eine Strähne hinter das Ohr strich.
Als seine Lippen die meinen berührten, geriet das Kribbeln in meinem Bauch völlig außer Kontrolle.
Bisher hatte ich Beschreibungen der viel gepriesenen Schmetterlinge im Bauch immer für vollkommen übertrieben und unrealistisch gehalten, doch das würde ich nie wieder tun.
Es fühlte sich so atemberaubend an. Mein Herz schlug schneller, ich konnte keinen klaren Gedanken fassen und es schien nur noch positive Empfindungen in mir zu geben.
Ich legte meine Fingerspitzen an seine Wangen und ging auf ihn ein. Unser Kuss war süß und gemächlich, ohne Hast oder Drängen. Ich vermochte nicht zu sagen, wie viel Zeit verstrich, doch es kümmerte mich auch nicht.
Das, was auf den Kuss folgte, war nicht minder berauschend.
Als wir später eng aneinandergeschmiegt auf dem Steg lagen, brachte keiner von uns mehr ein Wort hervor.
Mein Kopf ruhte auf seiner nackten Brust und ich hörte sein Herz heftig unter meinem Ohr pochen.
Sein linker Arm hielt mich fest an ihn gedrückt. Er fuhr sich mit der linken Hand über das Gesicht und legte sie anschließend über meine, die auf seinem Bauch lag.
„Wow“, stieß er schließlich hervor.
„Das kannst du laut sagen.“ Meine Stimme klang schnurrend.
Er küsste mein Haar.
„Das gehörte also nicht zu deinem Plan?“, zog ich ihn auf.
Niklas schnaubte amüsiert. „Nein. Habe ich daran gedacht? Klar. Aber ich hätte es nicht erzwungen.“
„Hast du auch nicht. Also ist doch alles gut“, beruhigte ich ihn.
„Stimmt.“
Wir schwiegen.
„Könntest du bitte die Zeit anhalten? Nur so für eine ganz kleine Weile“, bat ich.
„Gerne.“
Ich genoss seine Nähe und Wärme und fühlte mich so rundherum zufrieden.
„Schau dir mal die Sterne an“, flüsterte Niklas.
Ich versuchte, den Kopf so zu drehen, dass ich zum Himmel aufsehen konnte, ohne mich von ihm lösen zu müssen.
„Oh wie schön.“ Die Sterne funkelten hell und klar.
„Ich würde dich ja jetzt gerne mit meinem Wissen über Sterne und Sternbilder beeindrucken, aber da meine Kenntnisse sich dahingehend gegen null bewegen, lasse ich es lieber.“
„Ich bin ohnehin restlos beeindruckt, also erfreuen wir uns einfach an dem Anblick.“
Das taten wir auch, bis ein leichter Windstoß über uns hinwegblies und uns erschaudern ließ.
„Vielleicht sollten wir uns lieber anziehen“, schlug Niklas vor.
Zwar stimmte ich dem zu, doch es dauerte noch etwas, bis wir uns voneinander lösen konnten. Trotz meiner Kleidung war mir nun doch recht kühl.
„Wollen wir lieber gehen?“, fragte Niklas.
Ich stimmte auch jetzt zu.
So erhoben wir uns, nahmen unsere Decke und gingen eng umschlungen zu seinem Wagen zurück.
Als wir wieder im Auto saßen, kuschelte ich mich in meinen Sitz und schloss glücklich die Augen. „Das war ein unglaubliches erstes Date“, flüsterte ich.
„Das kannst du wohl laut sagen.“ Seine Hand ruhte auf meinem Knie, das er bei diesen Worten tätschelte.
„Oh Clara, eines ist mir heute klar geworden.“ Das Seufzen, das diese Worte begleitete, klang zutiefst zufrieden.
„Was denn? Dass ich das Beste bin, was dir passieren konnte?“, mutmaßte ich im Scherz.
„Auf jeden Fall. Aber ich wollte sagen, dass ich sehr froh bin, dass wir … na ja, dass wir das getan haben, was wir wirklich wollten.“
„Ja, ich auch. Es war ein wirklich toller Abend“, pflichtete ich ihm nun aus vollem Herzen bei.
„Nur toll? Wenn ich mich recht erinnere, sind vorhin die Worte umwerfend und unglaublich gefallen“, zog er mich auf.
„Okay, der Abend war umwerfend und unglaublich“, gestand ich ihm zu.
„Schon besser. Mit einem einfachen Toll hätte ich mich wirklich nicht zufriedengeben können.“
„Umwerfend! Und ich hoffe, dass wir es noch viele, viele Male wiederholen werden.“ Ich rutschte etwas tiefer in meinen Sitz und schloss behaglich seufzend die Augen.
Niklas antwortete nicht, sondern drückte erneut mein Knie.
Etwas später parkte er seinen Wagen vor meinem Haus. „Da wären wir, Süße“, sagte er überflüssigerweise.
Ich öffnete widerwillig ein Auge und sah ihn im Schummerlicht der Straßenlaterne fragend an. „Willst du noch mit reinkommen?“
„Ich würde wirklich gern, aber ich wurde für morgen früh von meinen Eltern zum Arbeiten verdonnert. Mein Vater will seine Auffahrt neu pflastern und als pflichtbewusster Sohn werde ich ihm dabei helfen. Aber ich würde dich gerne wiedersehen. Wie wäre es mit nächstem Freitag?“
Ich sah ihn schmollend an. Dann grinste ich breit und nickte. „Das passt mir gut. Vielleicht kann ich ja meinen Papa davon überzeugen, auf meinen Hund aufzupassen. Dann braucht er nicht ganz allein zu Hause zu sitzen, sondern kann im Haus meiner Eltern für Chaos sorgen.“
„Du bist wirklich umsichtig“, zog er mich auf. Dann schnallte er sich ab und öffnete die Fahrertür. Ich sah ihm dabei zu, wie er um den Wagen herumkam und meine Tür öffnete. Ich quälte mich mit einigen Mühen aus dem kleinen Flitzer. Als ich endlich vor ihm stand, stieß ich die Luft heftig aus. „Geschafft!“
Niklas lachte und begleitete mich zur Haustür. Dort blieben wir stehen und ich versuchte, in meiner Handtasche meinen Schlüssel zu orten. Wo hatte ich den nur wieder gelassen?
„Stimmt was nicht?“, fragte Nick unschuldig.
„Alles bestens. Ich finde nur wieder mal gar nichts in meiner Handtasche. Verdammt, wo hab ich das Ding nur? Aha!“ Ich zog das Bund mit einem triumphierenden Lachen hervor. Dann schloss ich die Tür auf und drehte mich noch einmal mit einem unsicheren Lächeln zu ihm um. „Bist du dir sicher, dass du nicht mehr mit reinkommen möchtest?“, versuchte ich es erneut.
„Wenn du so weitermachst, vergesse ich meine guten Vorsätze noch.“ Er beugte sich vor und küsste mich ganz zart.
„Vielleicht ist das ja mein böser Plan“, gab ich zu bedenken, stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn zurück. „Funktioniert er?“, fragte ich hoffnungsvoll.
„Darauf kannst du dich verlassen! Aber Spaß beiseite. Es geht wirklich nicht. Leider.“ Wie konnte man nur so standhaft sein? „Gute Nacht, Süße. Nächste Woche werde ich mir das ganze Wochenende für dich Zeit nehmen. Versprochen“, flüsterte er. Dann drehte er sich schnell um und ging zu seinem Auto zurück, bevor ich noch reagieren konnte.
„Gute Nacht“, rief ich ihm halblaut nach. Ich sah ihm noch zu, wie er davonfuhr. Als er aus meinem Blickfeld verschwunden war, ging ich langsam hinein. Den Zustand, in dem ich mich befand, als ich die Wohnungstür aufschloss, konnte man wohl am besten als „schwebend“ beschreiben.
Ich konnte nicht glauben, dass sich ein Mann wie Niklas Wilde für mich interessierte und dass wir wirklich den heutigen Abend auf diese Weise miteinander verbracht hatten und dass es ihm genauso gefallen zu haben schien wie mir. Die Aussicht, das Ganze zu wiederholen oder sogar noch auszubauen, raubte mir beinahe den Verstand.
Als ich in den Flur trat, war alles still. Kein Oscar, der mich freudig an der Tür begrüßte, kein aufgeregtes Jaulen, kein Unheil verkündendes Rumpeln aus einem der Zimmer, nichts. Irgendwie beunruhigte mich das. Ich sah mich im Flur um. Alles schien normal zu sein. Meine Schuhe standen unberührt in Reih und Glied. Ein schneller Blick in Richtung Schlafzimmer bewies, dass die Tür immer noch geschlossen war. Also waren meine Sachen wohl keinem wütenden Vierbeiner zum Opfer gefallen. Zumindest eine kleine Erleichterung. Aber irgendwie war es trotzdem komisch. Ich stellte meine Tasche auf der Flurgarderobe ab und entledigte mich meiner Schuhe, bevor ich langsam weiterging. In der Küche war alles ordentlich wie immer. Oscars Fressnapf und Wasserschüssel waren unberührt. Mein sonst so verfressener Hund sollte den ganzen Abend gehungert haben? Das konnte ich mir nur schwerlich vorstellen.
„Oscar? Baby? Wo bist du?“, rief ich langsam besorgt. Keine Reaktion.
Ich knipste das Licht im Wohnzimmer an und da erspähte ich einen braun-weiß gemusterten Hintern in der Nähe des Fensters hinter der Couch. Ich atmete erleichtert auf. „Oscar, ich bin wieder zu Hause“, informierte ich ihn mit sanfter Stimme. Immer noch keine Reaktion.
Ich setzte mich auf die Ottomane und sah auf ihn herab. „Hallo, mein Dicker. Wie ich gesehen hab, warst du wirklich sehr artig“, lobte ich ihn und streichelte ihm den Kopf.
Er grummelte vor sich hin und rückte ein Stück von mir ab. Da war jemand beleidigt.
„Musst du noch mal raus?“, fragte ich ihn, bekam aber wieder keine Reaktion.
Ich seufzte und streichelte ihn unablässig. Normalerweise wirkte das Wunder. Doch jetzt nicht. Oscar würdigte mich keines Blickes. Er rückte noch ein Stück von mir ab und wandte den Kopf zum Fenster. Was hatte ich nur getan? Jetzt war mein geliebter Vierbeiner sauer auf mich. Wie sollte ich das nur wieder geradebiegen? Ob wohl ein Leckerli etwas bringen würde? Einen Versuch war es wert. So erhob ich mich und ging hinüber in die Küche, um eines zu holen. Als ich zurückkam, lag er unverändert unter dem Fenster.
„Oscar, sieh mal hier, was ich für dich habe.“ Ich hielt ihm den Kauknochen vor die Nase und wartete geduldig darauf, dass er danach schnappte. Doch er tat es nicht.
Seufzend richtete ich mich wieder auf und ging zurück in die Küche. Dann eben nicht.
Ein Kitzeln in der Nase kündigte ein Niesen an, das auch nicht lange auf sich warten ließ. War eine Erkältung die Strafe dafür, dass ich meinen Hund allein gelassen hatte und stattdessen meinem eigenen Vergnügen nachgejagt war? Würde mir wohl recht geschehen.
Nachdem ich den verschmähten Kauknochen wieder an seinem Platz verstaut hatte, ging ich ins Schlafzimmer, um mich auszuziehen. Vielleicht sollte ich heiß duschen, um einer Erkältung vorzubeugen. Wie Mama immer so schön predigte: Wärme hilft am allerbesten.
Ich entledigte mich meiner Klamotten und ging ins Bad. Unter dem warmen Wasserstrahl entspannte ich mich. Ich schloss die Augen und dachte an mein erstes Date mit Niklas. Als ich das Gewicht von einem Bein auf das andere verlagerte, spürte ich dieses angenehme Ziehen meiner Muskeln, das einer solchen exzessiven körperlichen Betätigung unweigerlich folgte. Ich seufzte zufrieden. Nicht einmal die wirklich skeptischen Stimmen in meinem Kopf konnten etwas Negatives an diesem Abend finden. Selbst sie mussten zugeben, dass der Abend perfekt gewesen war. Und selbst wenn er mich jetzt nie wieder anrufen sollte, wäre es keine Zeitverschwendung gewesen.
Mit trägen Bewegungen begann ich, mich abzuseifen und meine Haare zu waschen.
Nach einigen Minuten stellte ich das Wasser ab und kletterte aus der Dusche. Ich trocknete mich gründlich ab, wickelte mich in meinen kuschelig weichen lila Bademantel und schlang mir ein Handtuch um meine nassen Haare. Dann wandte ich mich zur Tür und wollte das Bad verlassen. Dieser Plan wurde vereitelt, da Oscar mir den Weg versperrte. Er saß artig vor der Tür und sah zu mir auf.
„Na, haben wir uns wieder beruhigt? Wirklich Oscar, manchmal bist du schlimmer als eine eifersüchtige Ehefrau“, tadelte ich ihn. Dann schob ich mich an ihm vorbei und ging ins Schlafzimmer, dicht gefolgt von meinem Hund.
Ich schnappte mir meine Bodylotion und meine Bürste und setzte mich auf die Kante meines Betts. Mehr Platz hatte ich nicht, da ja immer noch der Inhalt meines Schranks darauf ausgebreitet lag. Der Krempel wollte ja auch noch wieder eingeräumt werden. Ich seufzte wenig begeistert. Darauf hatte ich nun wirklich keine Lust mehr. Zuerst einmal die wichtigen Dinge. Schnaubend machte ich mich an die Schönheitspflege.
„Oscar, du würdest nie glauben, was ich heute Abend angestellt habe“, begann ich. Oscar machte es sich zu meinen Füßen bequem und lauschte aufmerksam. Also erzählte ich ihm in allen Einzelheiten von meinen Erlebnissen, während ich mich eincremte, meine Haare bürstete und mit einer Pflegekur versorgte, um sie anschließend in einen ordentlichen Zopf zu flechten. Danach zog ich mein Nachthemd über.
Als ich geendet hatte, sah ich immer noch wenig begeistert auf den Klamottenhaufen hinter mir. Kurz entschlossen schnappte ich mir mein Bettzeug und ging hinüber ins Wohnzimmer. „Komm, Oscar! Wir schlafen heute auf der Couch.“ Also ließ ich mich auf der Couch nieder und es dauerte auch nicht lange, bis ich völlig erschöpft einschlief. Bevor ich mich ins Land der Träume begab, ging mir durch den Kopf, dass es manchmal doch ganz gut war, seinen inneren Schweinehund zu besiegen und etwas zu tun, wozu man sich selbst zwingen musste. Ich war froh, dass ich über meinen Schatten gesprungen war und Niklas angerufen hatte.