Читать книгу ADS. Unkonzentriert, verträumt, zu langsam und viele Fehler im Diktat - Helga Simchen - Страница 15
Differenzialdiagnose
ОглавлениеWichtig ist es, das ADS von anderen Krankheitsbildern mit teilweise ähnlicher Symptomatik abzugrenzen, wie z. B.
• intellektuelle Minderbegabung
• Schädigungen in der Schwangerschaft und unter der Geburt
• chromosomale Schäden
• Funktionsstörungen der Schilddrüse
• verwöhnende Erziehung mit wenig Arbeitsmotivation
• depressive Erkrankungen
• posttraumatische Störungen (z. B. Schädelhirntrauma mit organischer Schädigung des Gehirns)
• Zustand nach schweren Gehirninfektionen
• epilepsiebedingte Anfallsformen
• Trennungsproblematik mit schweren familiären Konflikten
• Narkolepsie im Kindesalter
Die Diagnostik des ADS ohne Hyperaktivität setzt neurologische, entwicklungs- und psychodynamische sowie psychiatrische Kenntnisse voraus und sollte nur den Fachleuten vorbehalten bleiben.
Wesentlich ist immer eine deutliche Differenz zwischen dem vorhandenen individuellen Leistungspotenzial und der real in der Schule, im Kindergarten oder zu Hause erbrachten Leistung. Es muss eine deutliche Diskrepanz zwischen dem intellektuellen Leistungsvermögen des Kindes und dem bestehen, was es wirklich leistet und wie es sich verhält.
Eine ausführliche Anamnese erbringt fast immer Hinweise auf eine familiäre Veranlagung (Disposition). Wenn man diese Kinder genau beobachtet, zeigen sie schon in den ersten Lebensjahren Auffälligkeiten. Ihre Mütter sagen sehr häufig: »Das Kind war von Anfang an anders.«
Was zeigen viele hypoaktive Kinder bereits im Kleinkind- und Vorschulalter für Besonderheiten?
• motorische Auffälligkeiten im Säuglingsalter (krabbeln nicht, robben)
• Auffälligkeiten in der Mundmotorik (beim Trinken, sabbern viel und lange)
• Verzögerungen in der Sprachentwicklung
• verstärktes »Motzen« im 2. Lebensjahr
• wenig Kontaktaufnahme zu gleichaltrigen Kindern
• unmotiviertes Weinen
• Auffälligkeiten im Kindergarten: Rückzugs- und Regressionstendenzen, verbunden mit Problemen in der Fein- und Grobmotorik
• sie malen und basteln nicht gern
• sie ziehen sich aus dem Stuhlkreis zurück, weinen leicht, wirken ängstlich und unsicher
• sie spielen allein in der Puppenecke, haben nur wenige Kontakte zu anderen Kindern, weil die Eingliederung in die Gruppe für sie zu anstrengend ist
• sie haben oft über viele Jahre hinweg immer den gleichen Freund mit intensiver Beziehung
• sie klettern nicht gern und lernen nur schwer Rad fahren und schwimmen
• sie vergessen viel
• ihre emotionale Steuerungsfähigkeit, Daueraufmerksamkeit und verbales Reaktionsvermögen sind unter Belastung vermindert.
Diese Symptome müssen nicht alle bei hypoaktiven Kindern vorkommen! Aber aus der Summe vieler einzelner Symptome ergibt sich oft schon zeitig ein Verdacht, man muss nur darauf achten.
Wie wird nun das ADS mit Hypoaktivität festgestellt?
Hier sollte man unbedingt den Fachmann zu Rate ziehen, der erfahren und ausgebildet ist. Denn die Diagnostik basiert auf dem Erkennen und Beschreiben einzelner beeinträchtigter Hirnfunktionen, die möglichst über einen längeren Zeitraum von Jahren vorhanden sein sollten.
Das manifeste Bild eines ADS beinhaltet drei Ebenen:
• die neuromotorischen Funktionen
• die kognitiven Fähigkeiten
• die Verhaltensproblematik
Dazu können die verschiedenen Formen von Teilleistungstörungen und sekundären Fehlentwicklungen kommen.