Читать книгу ADS. Unkonzentriert, verträumt, zu langsam und viele Fehler im Diktat - Helga Simchen - Страница 19
Beispiel eines Behandlungskonzepts in der Praxis:
Оглавление• Annahme des Kindes, so wie es ist. Das Kind ist immer die »Hauptperson«
• Schaffung eines Vertrauensverhältnisses zwischen Kind, Eltern und Therapeut
• Formulierung der Probleme mit dem Kind und seinen Eltern
• Schließen eines Arbeitsbündnisses und Anbieten von Hilfen zur Lösung der Probleme des Kindes und seiner Eltern
• Aufklärung der Eltern und des Kindes über ADS, Aufzeigen seiner negativen und positiven Seiten und des Unterschiedes von Nicht-wollen und Nicht-können
• Mitgabe von Informationsmaterial über ADS und Literaturempfehlungen, Kontaktaufnahme zu anderen betroffenen Eltern, Teilnahme am Elternseminar, Hinweise auf Bestehen einer Selbsthilfegruppe
• Entlastung der Eltern von Schuldgefühlen und Akzeptieren des Andersseins des Kindes
• Strukturierung und Konsequenz in der Erziehung, Vermittlung eines konsequenten, aber liebevollen Erziehungsstils
• Erarbeitung von Therapiezielen vor allen Dingen mit dem Kind und seinen Eltern unter Einbeziehung der Schule
• Anleitung der Eltern zur Mitarbeit als Co-Therapeuten nicht nur momentan, sondern auch für die nächsten Jahre
• Verhaltens- und Konzentrationstraining
• Soziales Kompetenztraining
Für eine erfolgreiche Therapie sollte sich nicht nur das Kind in seinem Verhalten ändern, sondern auch seine Eltern.
Die Ziele der Behandlung sind:
• ein sozial angepasstes Verhalten, das dem Leistungsvermögen des Kindes entspricht
• der Aufbau eines positiven Selbstwertgefühls durch eine veränderte Reaktions- und Wahrnehmungsweise
• die Zufriedenheit des Kindes mit sich selbst und seinem Umfeld
Schwerpunkte der Therapie bilden:
• die Beratung und Aufklärung der Eltern und des Kindes über ADS und seine Ursachen
• die verhaltenstherapeutische Begleitung
• das Training zur Beseitigung der Defizite (im motorischen Bereich – oft sind Fein-, Grob-, Sprach- und Visuomotorik betroffen –, der Konzentrations- oder der Teilleistungsstörungen wie Lese-Rechtschreibschwäche und Rechenschwäche)
• die Gabe von Stimulanzien, sofern erforderlich
Hypoaktive Kinder kommen erfahrungsgemäß meist sehr spät in ärztliche Behandlung, wobei sie und ihre Eltern oft einen langen Leidensweg hinter sich haben. Nicht selten stand die Aufnahme in eine Sonderschule kurz bevor, trotz guter Intelligenz. Aufgrund ihres langsamen Arbeitstempos und ihrer schlechten Konzentration jedoch können sie den Schulstunden nicht folgen. Sie träumen vor sich hin und sind in Gedanken abwesend. Selbst wenn sie wollten, sie könnten nicht anders. Dieses Bild vom ADS ist bisher noch viel zu wenig bekannt. So fallen nur die Lernstörungen und die psychischen Beeinträchtigungen auf, die oft zu einem erheblichen Leidensdruck führen. Deshalb wird leider noch viel zu häufig nur symptomorientiert behandelt, ohne die wahre Ursache zu erkennen und zu beseitigen.
Erwünschte und mögliche Therapieerfolge beim Schulkind, die bei guter Mitarbeit von jedem hypoaktiven Kind erreicht werden können, sind:
• eine Verbesserung der schulischen Leistungsfähigkeit durch Steigerung der Konzentration, des Arbeitstempos, der Daueraufmerksamkeit und des Arbeitsgedächtnisses
• eine Verbesserung der Schrift
• Frustrationen können leichter ertragen und besser verarbeitet werden
• vieles, worum sich das Kind bisher erfolglos bemühte, gelingt ihm jetzt leichter und schneller. Es beginnt wieder Freude an der Schule und am Lernen zu haben
• durch seine veränderte Wahrnehmung und verbesserte Anpassung knüpft es wieder vermehrt soziale Kontakte. Es wird von Klassenkameraden akzeptiert, hat viel mehr Freunde und wird häufiger zu Geburtstagen eingeladen. Es fühlt sich nicht mehr als Außenseiter
• in der Familie wird es durch die Übernahme von Pflichten, durch das angemessene Signalisieren seiner Rechte mittels sozialem Kompetenztraining einen gleichberechtigten Platz unter den Geschwistern einnehmen
Wird zu spät behandelt, kommt es dagegen zu reaktiven Fehlentwicklungen mit der Gefahr der psychischen Beeinträchtigung.