Читать книгу Gesellschaftliche Krisen und Proteste - Helge Döring - Страница 26
4.4 Empirische Implikationen und theoretische Einbettung der Fallstudien
ОглавлениеDie vorgenommene Zuordnung der Dialogformate mitsamt dem erarbeiteten Krisenverlauf, Krisenverständnis und der Analyse von Eskalation bildet die Grundlage für die folgende empirische Untersuchung der Konflikttypologie. Dabei wird von folgenden Annahmen ausgegangen:
• Krisen entwickeln sich über die Zeit, sind zu Beginn aber gleich strukturiert. Der Konfliktverlauf wird über das Ausbleiben von Dialog bzw. dessen Format mitbestimmt. Dabei kann Dialog eine konfliktreduzierende Wirkung entfalten oder aber Krisen zum Eskalationspunkt führen.
• Dialog muss in Bezug auf die vorhandenen Lösungsmöglichkeiten, die bisherige Krisenentwicklung, Konfliktparteien und das einzusetzende Format konzipiert werden.
• Dialogziele müssen formuliert und transparent gemacht werden.
Daraus sind die folgenden Hypothesen abzuleiten, welche durch die Aufarbeitung der verschiedenen Konfliktfälle untersucht werden:
Hypothese 1 – Reeskalation: Wenn Dialog verweigert oder im falschen Format eingesetzt wird, kommt es zur Konfliktverschärfung.
Hypothese 2 – Dauerkrise: Wenn die Vorbedingung realistischer Lösungsmöglichkeiten fehlt, kann Dialog das Konfliktpotenzial nicht vollends reduzieren.
Hypothese 3 – Strukturelle Eskalation: In besonders festgefahren Krisensituationen bleibt Dialog aus oder wird nur indirekt geführt, wodurch er konfliktbelastend wirken kann.
Die Prüfung der Hypothesen bildet zugleich die Beantwortung der forschungsleitenden Frage:
»Wann kann Dialog in Krisensituationen eine Lösung erzeugen?«
Zur Untersuchung der Hypothesen wird jeweils ein Konfliktfall (bei Hypothese 1 sind es zwei Konfliktfälle) aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Ziel ist es, ein besseres Verständnis von Konflikt, Dialog und Eskalation zu erlangen, wodurch Konfliktverläufe besser erklärt werden können. Mit dem so gewonnenen Wissen können zukünftige Dialogverfahren fundiert geplant und die produktive gesellschaftliche Kraft von Konflikten genutzt werden. Die in den folgenden drei Kapiteln untersuchten Konfliktfälle sind: